Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

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Maloede000
Beiträge: 2
Registriert: 7. Dez 2023, 23:14

Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Maloede000 »

Meine Freundin (27) ist seit weit über 10 Jahren schwer depressiv und leidet extrem, sie hat keinerlei Lebenswillen mehr und hat sich komplett aufgegeben. Ich (29) habe in den 2 Jahren die wir jetzt zusammen sind viele Fehler im Umgang mit der Krankheit gemacht und sie häufig zusätzlich verletzt, nie aber mit Absicht oder gar gewollt. Ich bin nebenberuflich häufiger mehrere Tage weg und jedes mal wenn ich weg war hat sie das extremst verletzt und Ihr Trauma des verlassen werdens aus Ihrer Kindheit und der Beziehung zu ihren eltern wieder aufgerissen.. das war dumm von mir und ich habe mich jetzt auch endlich dazu entschlossen, das komplett aufzugeben, Aus ihrer sicht nur leider deutlich zu spät, so dass es für Sie kein Zeichen mehr von Rückhalt sondern ist, sondern durch sie erzwungen werden musste. Ich habe ihr Vertrauen mir gegenüber dadurch leider komplett zerstört und sie hat nun aus ihrer Sicht keinen Menschen mehr auf dieser Welt, der ihr helfen will. Ich bin bis auf diese Beruflichen Touren dauerthaft im Homeoffice und versuche sie im Alltag und allen situationen zu unterstützen, mache Amtsbesuche, Bürokratischen kram mit der Krankenkasse usw für sie und bin immer sehr besorgt und bemüht ihr gut zu tun. Häufig endet es aber damit, dass ich durch einen dummen Fehler wieder alles kaputt mache und wir wieder bei null starten... wir kommen einfach nicht von der Stelle und egal was ich versuche ich mache immer etwas falsch. Ich kämpfe jetzt seit über einem Jahr ganz intensiv für Sie und versuche dabei selber bei Gesundheit zu bleiben und mein Leben nicht ganz aufzugeben, aber für sie ist es, als hätte ich niemals etwas für sie getan und würde sie bewusst quälen und leiden lassen. Sie sagt eigentlich täglich, dass sie sich eigentlich trennen möchte, aber sie durch Wohnung und Geld von mir abhängig ist.
In den wenigen guten Momenten sagt sie mir immer, dass sie nichts davon ernst meint und eigentlich dankbar für mich ist, aber 99% der Zeit sehen leider anders aus. Es ist unfassbar schmerzhaft für uns beide und ich mache mir wirklich sorgen um Ihr leben.
(Ja sie ist in Therapie, seit vielen vielen Jahren, alle medikamente der welt getestet und noch mehr. alles ohne erfolg)
Wie geht man mit so brutalen Vorwürfen um und macht ihr auch manchmal fehler? Muss ich jetzt irgendwie perfekt werden? Ich habe nicht das Gefühl dass es für mich und meinen Begrenzten IQ möglich ist..
Liebe Grüße, Marlon
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Marlon,

Du bist nicht Ihr Therapeut, nicht Ihre Eltern, nicht Ihr Versorger.
Sie hat Dich kennengelernt mit Deinem nebenberuflichen Wegsein.
Wenn Du Gesund bleiben möchtest, dann würde ich an Deiner Stelle, sehr gut für Dich sorgen und Deiner Freundin wieder die Verantwortung für ihr Leben übergeben. Wenn Du gefragt wirst, kannst Du sehr gerne unterstützen.
Für mich liest sich Dein Text so, als ob Du Dich für sie wie für ein Kind verantwortlich fühlst und als Dank noch Vorwürfe erhälst.
Wenn durch Deine berufliche Tätigkeit (einige Tage unterwegs sein) ihr Trauma wieder aufgerissen wird, dann muss sie daran arbeiten, nicht Du.
Natürlich kannst Du sie unterstützen, aber das bedeutet nicht, daß Du deshalb Dein Leben komplett ihrem Trauma anpassen musst. Dann ändert sich nichts, es wird nur immer enger für Dich.

Nein, Du musst nicht perfekt werden!
Eine Depression ist eine starke Belastung für eine Beziehung und auch Angehörige dürfen Fehler machen und sich um sich selbst sorgen (das schreibe ich als Betroffene).
Gibt es bei Dir Beratungsstellen für Angehörige? Zum Beispiel beim sozialpsychiatrischen Dienst. Dann nutze diese, dort kannst Du fachmännisch beraten werden.

Alles Gute,
Suchende
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von DieNeue »

Hallo Marlon,

hast du die Möglichkeit mal mit zu ihrem Therapeuten/ ihrer Therapeutin zu gehen?
In dem Fall fände ich das sinnvoll, denn was sie dir da für Vorwürfe macht, ist schon heftig. Ich weiß nicht, wie lange ihr darüber geredet habt, dass du den Nebenjob aufgeben sollst, aber einen Job aufgeben macht man normalerweise ja auch nicht einfach so. So lange seid ihr jetzt auch wieder nicht zusammen, dass man da gleich den Job ändert, wenn der Partner ein Problem damit. Ich kann schon ihre Sicht auch etwas verstehen, wenn man andere Leute dazu "überreden" muss, dass sie etwas für einen tun. Das fühlt sich dann nicht so viel wert an, als wenn der andere es gleich freiwillig macht und einem am besten gleich den Wunsch von den Augen abliest. Aber es ist eine unrealistische Vorstellung, von der man sich verabschieden sollte. Und man sollte auch nicht übersehen, dass der andere es trotzdem für einen tut. Das zählt ja auch.

Du musst nicht perfekt werden. Und das sage ich, die sowohl selbst betroffen ist als auch Angehörige mit psychischen Erkrankungen hat. Jeder Mensch macht Fehler, deine Freundin auch. Aus Fehlern kann man lernen, sowohl du, als auch deine Freundin. Es kann nicht sein, dass die einzige Schlussfolgerung, die sie aus ihrer Angst vor dem Verlassen zieht, ist, dass du ständig bei ihr bleiben musst. Sie muss auch ihren Teil dazu beitragen, dass sie lernt besser damit umzugehen. Auch muss sie lernen zu sehen, was du realistisch für sie tust. Dass du ihr den ganzen Krankenkassenkram abnimmst etc. ist ja nicht gar keine Hilfe. Ich wollte meinen Eltern auch manchmal Vorwürfe machen, weil sie mir ja gar nicht helfen, aber ich musste mir auch ins Gedächtnis rufen, dass sie schon auch etwas gemacht haben und es unfair ist, ihnen sowas zu sagen. Du kannst nicht alles für sie tun und du bist auch nicht der Retter, der sie vor allem retten kann.

Ich würde da wirklich mal versuchen, dass ihr da in der Therapie zu dritt mal redet.

Liebe Grüße,
DieNeue
Maloede000
Beiträge: 2
Registriert: 7. Dez 2023, 23:14

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Maloede000 »

Unfassbar liebe Worte von euch, vielen vielen Dank! <3 Danke dass ihr euch die Zeit genommen habt mir zuzuhören und mir so einfühlsam zu antworten! Das weiß ich sehr zu schätzen!
Helgaline
Beiträge: 87
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Helgaline »

Suchende2 hat geschrieben: 29. Jan 2024, 18:41 Hallo Marlon,

Du bist nicht Ihr Therapeut, nicht Ihre Eltern, nicht Ihr Versorger.
Sie hat Dich kennengelernt mit Deinem nebenberuflichen Wegsein.
Wenn Du Gesund bleiben möchtest, dann würde ich an Deiner Stelle, sehr gut für Dich sorgen und Deiner Freundin wieder die Verantwortung für ihr Leben übergeben. Wenn Du gefragt wirst, kannst Du sehr gerne unterstützen.
Für mich liest sich Dein Text so, als ob Du Dich für sie wie für ein Kind verantwortlich fühlst und als Dank noch Vorwürfe erhälst.
Wenn durch Deine berufliche Tätigkeit (einige Tage unterwegs sein) ihr Trauma wieder aufgerissen wird, dann muss sie daran arbeiten, nicht Du.
Natürlich kannst Du sie unterstützen, aber das bedeutet nicht, daß Du deshalb Dein Leben komplett ihrem Trauma anpassen musst. Dann ändert sich nichts, es wird nur immer enger für Dich.

Nein, Du musst nicht perfekt werden!
Eine Depression ist eine starke Belastung für eine Beziehung und auch Angehörige dürfen Fehler machen und sich um sich selbst sorgen (das schreibe ich als Betroffene).
Gibt es bei Dir Beratungsstellen für Angehörige? Zum Beispiel beim sozialpsychiatrischen Dienst. Dann nutze diese, dort kannst Du fachmännisch beraten werden.

Alles Gute,
Suchende
Hallo liebe Suchende2,

da ich mich gerade auch in der "Wieder-Selbstfindungs-Phase" befinde, und ich jegliche Kommentare dahingehend aufsauge, bitte erkläre mir, wie ich Verantwortung wieder an meinen Partner übergeben kann. Bin gerade etwas überfragt?

Wahrscheinlich schon nach Jahren so darauf konditioniert, dass ich es nicht mehr weiß.

Liebe Grüße Ellen :)
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Ellen,

ich weiß nicht, was Du für Deinen Partner machst, was eigentlich alleine in seinem Verantwortungsbereich ist. Ich denke hier an Sachen, die einem Partner alleine zuzuordnen sind und wovon nicht das Zusammenleben in der Partnerschaft abhängt.
Das kann zum Beispiel Schriftverkehr mit der Krankenkasse / Ämter wegen seiner Belange sein.

Dann wäre, nach meiner Meinung, der richtige Weg, ihn anzusprechen und zu sagen, daß Du es gerne wieder an ihn zurückgeben möchtest. Aber auch hören, wo er noch Unterstützung benötigt auf dem Weg. Und dann könnt Ihr gemeinsam vereinbaren, wie ihr das regelt. Ob er es sofort komplett übernimmt, ob Du unterstützend an seiner Seite stehst, ob Du gewisse begonne Sachen noch zu Ende machst und die neuen dann von ihm bearbeitet werden, ... Es gibt im gemeinsamen Gespräch viele Möglichkeiten.
Seid Ihr noch in der Paartherapie?
Falls das Gespräch zu Hause nicht funktioniert, kannst Du das Thema eventuell dort ansprechen.
Gebe ihm aber auch Zeit.
Wenn Du in das Gespräch gehst, hast Du schon lange darüber nachgedacht. Für ihn ist das neu und er muß die Gelegenheit haben, sich auch mit den Thema auseinanderzusetzen.

Beantwortet das Deine Frage?

Alles Gute,
Suchende
Helgaline
Beiträge: 87
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Helgaline »

Hallo liebe Suchende,

vielen Dank für deine Antwort.

Tatsächlich mache ich bezüglich der o.g. Dinge wenig, eher unterstützend.

Ich mache sehr viel vom "Außenrum", es gibt und gab auch nie eine Aufteilung, da er von Anfang an überlastet war.

Heute geht es mir nicht gut, bin sauer und traurig, dass er keine Einsicht zeigt und NULL Motivation, irgendwas zur Verbesserung seiner Situation zu unternehmen. Das fängt schon mit der Vereinbarung eines Termins bei der Psychologin an. Dort war er seit dem 19.12. nicht mehr. Ja sooooo wird es nicht besser, leider. Ich merke, wie mir die Kraft ausgeht....habe ihm einen Brief geschrieben, um ihm zu bitten, den Verdacht auf ADHS überprüfen zu lassen. Ich durfte ihm einen Termin ausmachen am 22.02.24.

Worum es mir eigentlich geht, wie geb ich die Verantwortung für SEINE Erkrankung wieder an ihn ab...ich kann nicht mehr alleine dafür die Verantwortung tragen.

LG Ellen

Sry, Maloede000, ich nutze deinen Thread gerade aus 🥴
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ich habe eine Depressive Person psychisch schwer verletzt.

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Ellen,

die Verantwortung für seine Erkrankung kannst Du ihm nicht abnehmen und eine Krankheitseinsicht kannst Du auch nicht erzwingen (Druck erzeugt meistens Gegendruck).
Die Verantwortung für seine Erkrankung gibst Du an ihn zurück, indem Du zum Beispiel nicht mehr auf Untersuchungen drängst, ihm keine Termine machst (außer er bittet Dich darum, aber auch dann dürftest Du Nein sagen).
Allerdings musst Du dann für Dich entscheiden, ob Du Dir so die gemeinsame Zukunft vorstellst (mit einem Partner ohne Krankheitseinsicht) oder was Du und Ihr Euch vorstellen könnt.

Ich wünsche Dir die notwendige Kraft, für Dich die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Alles Gute,
Suchende
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