Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

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fuglen123
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Registriert: 26. Dez 2023, 18:30

Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von fuglen123 »

Hallo :hello:

Ich bin ganz neu hier und habe bisher nur still mitgelesen, deshalb eine Zusammenfassung meiner Situation:

Mein Freund (42) und ich (28) sind seit 5,5 Jahren zusammen. Die ersten ca. 6 Monate waren ein Traum, danach haben Zärtlichkeiten etc. nachgelassen (aber noch im Rahmen eines normalen Alltags und Zusammenlebens, also okay). Es schlichen sich dann aber immer mehr Rückzug von seiner Seite, noch weniger Sex und Zärtlichkeiten ein, keine Gefühlsäußerung und viele Gesprächsversuche meinerseits.

Der Kinderwunsch war ein großes Thema für ihn, um "zu üben" wollte ich aber erstmal einen Hund. Und der ist definitiv auch der Grund, der mir über viele schlechte Tage hinweghilft. Aber leider hat mir das auch deutlich gezeigt, dass mein Partner für mich als Vater (m)eines Kindes nicht infrage kommt. Er ist schlicht mit dem Hund schon überfordert, wenn er einmal für 10 Minuten mit ihm rausgehen soll.
Unser Sexleben hat sich langsam verabschiedet, auch durch getrennte Schlafzimmer wegen Schnarchen und Schichtarbeit. Inzwischen haben wir seit 2,5 Jahren GAR KEINEN (also wirklich 0!) Sex mehr. Und auch alle anderen Zärtlichkeiten sind entweder automatisch (1 Kuss, wenn er von der Arbeit kommt) oder kommen nur auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin. Nie geht etwas von ihm aus.
Das hat natürlich auch bei mir für Selbstzweifel gesorgt, da ich eh auch stark übergewichtig und deshalb immer unsicher war.

Mein Freund war bisher immer gut im vor-sich-her-schieben und hat mich immer vertröstet.
Jahr 1-2: Er habe keine Depression, das ist nur die Schilddrüse. Mit den richtigen Tabletten ist alles wieder im Lot. - Nichts ändert sich.

Jahr 2-3: Mit Hund wird alles besser, dann haben wir auch wieder öfter einen Grund, rauszugehen - Nichts ändert sich. Eher merke ich, wie sehr ich mit allem im Stich gelassen werde. Meine Arbeit (Homeoffice) wird von ihm nie als richtige Arbeit anerkannt, obwohl ich meist mehr verdiene als er und auch 40 Stunden arbeite, den kompletten Haushalt mache UND mich um den Hund kümmere. Ab hier schaue ich mir heimlich manchmal Wohnungen an und frage mich, ob ich bleiben soll.

Jahr 3-4: In der Großstadt fühlt er sich auch einfach nicht wohl, aber wenn wir ein Haus auf dem Land haben, dann wird er endlich Hobbies suchen und finden und das Leben wird schön! - Nichts passiert. Ich teile ihm mit, dass ich gemerkt habe, dass ich doch kein Kind will (verschiedene Gründe), es aber verstehen könnte, wenn er die Beziehung deshalb beenden will. Möchte er nicht, er bleibt.

Jahr 4-5: Wir kaufen ein Haus. Was wiederum viiiiel Belastung für mich war, weil sämtlicher Papierkram immer auf meinem Tisch landet, damit hat er es nicht so. Ich wechsel in 2023 3mal den Job, meine Tante nimmt sich das Leben, meine Oma stirbt und nebenbei schwanke ich immer zwischen "Ich muss für mich und meine Bedürfnisse einstehen", "Ich muss ihn schonen" und sooo vielen anderen Gefühlen.

Paartherapie hatte ich über die Jahre immer wieder angesprochen, aber er hatte mit Therapie generell bisher keine Erfahrung gemacht und wollte das lange nicht.

Frühjahr 2023: Wir machen einen Online-Test, um zu sehen, ob er Depressionen hat. Daraufhin offenbart er mir, dass er seit Monaten Selbstmordgedanken hat. Ich bin geschockt, das hatte er mir NIE gesagt, obwohl er weiß welche Rolle Suizid usw in meiner Familie spielen. Aber nach ein paar Minuten Geheule meinerseits hab ich sofort umgeswitcht und war sofort dabei, ihm Hilfe zu suchen. Er geht am Tag darauf direkt zum Hausarzt, wird überwiesen, bekommt Antidepressiva. Die ersten 2 Wochen mit Antidepressiva (und weil er zuhause war und nicht arbeiten musste) waren toll - er hatte endlich wieder Lust, sich ein Hobby zu suchen usw. - und dann wars das auch schon wieder, monatelang tut sich nichts.

Sommer/Herbst 2023: Ich sage ihm, dass ich das nicht mehr lange aushalte und Paartherapie für die letzte Option halte, ansonsten hat sich das Ende des Jahres erledigt. Nach einem ersten absoluten Albtraumtherapeuten haben wir dann eine sehr gute Therapeutin gefunden. Wir machen eine sehr intensive 10-stündige Therapie, ich bin beflügelt, befolge meine Aufgaben um an mir selbst zu arbeiten - und er macht nichts. 2 Monate vergehen, ohne dass er seine eigene Challenge überhaupt angefangen hat. Auf mein Drängen hin folgt eine Einzelstunde mit der Therapeutin, in der sie nochmal gemeinsam Ziele usw. zusammenfassen - nichts passiert, hat er bis heute nie wieder was mit gemacht. Auch die Anleitung für Streitgespräche oder andere Situationen wurden von ihm nie ernstgenommen.

Okt./Nov. 2023: Wir schauen nach Rehakliniken etc., inzwischen bin ich überzeugt, dass nur noch ein stationärer Aufenthalt ihn richtig wachrütteln kann. Er ruft bei der örtlichen Psychiatrie an, eigentlich nur um Infos einzuholen. Er wird nach Selbstmordgedanken gefragt und gibt zu, diese 4mal!! die Woche zu haben (ich wusste davon mal wieder nichts). Ich war unfassbar sauer und zum Glück wurde es ernstgenommen und er hat relativ schnell eine Zusage bekommen und wurde vor 2 Wochen in der Psychiatrie aufgenommen.

Erste Woche in der Psychiatrie: Ich freue mich total für ihn, er findet schnell Anschluss, seine Gruppen-und Einzeltherapie wühlen zwar auch vieles Verdrängtes auf, scheinen ihm aber insgesamt sehr zu helfen. Auch mir gehts bestens, erstmal fällt eine Riesenlast von mir ab. Ich merke, wie sehr ich mich ihm angepasst habe (an seine Arbeitszeiten, an das Essen usw.) und mache einfach alles, so wie ich das will. Das tut sehr gut.
Ich besuche ihn am Wochenende mit unserem Hund. Während der Woche war er übers Handy ungewohnt liebevoll, hat sich viel gemeldet, mir gesagt wie sehr er mich vermisst - und dann beim Treffen: einfach gar keine richtige Verbindung mehr. Jede Umarmung, jeder noch so kleine Kuss wird von mir initiiert. Nach dem Treffen fühle ich mich wieder maximal ungeliebt, nicht ernstgenommen und er erzählt auch generell wenig. Und obwohl ich wirklich versuche, ihm Freiraum zu lassen und ihm Gespräche anzubieten, aber nicht aufzudrängen - dass ich nicht weiß, was er denkt und dass er so lieblos ist, sorgt bei mir für komplettes Gedankenkarussell.

Weihnachtswochenende: Er darf für eine Übernachtung raus, ich hole ihn ab usw. - auch hier dasselbe Spiel: Jede Umarmung, jeder noch so kleine Kuss wird von mir initiiert. Wenn ich in seinen Armen liege, fühle ich mich nur körperlich gewärmt, aber die Verbindung ist irgendwie komplett erloschen. Wir sprechen auch über den Beziehungsstatus der anderen Stationsbewohner und dass viele zuvor verlassen wurden und auch deshalb da sind. Man merkt, dass ihn das sehr beschäftigt, aber so richtig reden will er darüber auch nicht. Sein Verhalten in der Woche und das am Wochenende wenn wir uns sehen, passt für mich null zusammen. Das Wochenende hat er dann auch vorzeitig beendet, er hat sehr gedrängelt, dass ich ihn schon 4 Std. vor der eigentlichen Zeit zurückbringe. Einen Grund hat er nicht genannt und ich wollte aus Rücksicht nicht fragen und keinen Streit anzetteln.

Er ist jetzt insgesamt oft beschäftigter, schreibt weniger und ich befürchte, wir verlieren das letzte Bisschen Kontakt, das wir zueinander noch hatten. Wir leben ja schon lange wie Mitbewohner zusammen, aber jetzt ist es eben nichtmal mehr das.

Generell frage ich mich oft, ob diese Lieblosigkeit und fehlende Zuneigung die Depression ist - oder ist er einfach so und ich hab es die ersten 6 (sehr schönen) Monate nicht gesehen?

Wie lang hält man an 6 tollen Monaten fest? Und wie lang kann man Gefühle, die nicht (in demselben Maße) erwidert werden, überhaupt noch aufrechterhalten? Wird er überhaupt jemals ein Mann sein, der mich als seine Partnerin genauso an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt wie ich ihn?


Was mich auch soooo frustriert ist einfach mein innerer Konflikt zwischen
"Vielleicht verschwendest du hier die ganze Zeit deine "besten Jahre" mit einem Mann, der das null zu schätzen weiß und dich noch mit runterzieht (nicht absichtlich) und könntest jemanden finden, der dich aufrichtig liebt, auf Augenhöhe mit dir ist, kommunizieren kann und will etc."
und
"Ich möchte mir nicht irgendwann vorwerfen, dass ich mehr für diese Partnerschaft hätte tun können. Ich möchte sicher sein, dass ich alles in meiner Macht stehende getan habe".

Ich bin einfach so müde von Hoffnung - Enttäuschung - auf mich selbst konzentrieren - Hoffnung - Enttäuschung - auf mich selbst konzentrieren - Hoffnung usw...
Und ich frage mich auch oft, ob er mich eigentlich wirklich liebt (was er immer wieder beteuert) oder wir einfach nur zusammen sind, weil wir gewisse gemeinsame Träume (z.B. Häuschen auf dem Land) hatten, die wir uns einzeln nicht hätten erfüllen können. Und überhaupt nervt es mich auch, dass durch den Hauskauf im Falle einer Trennung alles noch viiiiel komplizierter geworden ist und bereue es manchmal, den Schritt gegangen zu sein.

So, jetzt erstmal fertig ausgekotzt. Wer auch immer das hier liest (und vielleicht antwortet): Danke, dass du dir die Zeit dafür nimmst. Ich spreche zwar auch mit Freunden und Familie darüber, aber die haben meist nicht so eine Erfahrung gemacht.

Liebe Grüße
Fuglen
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Uriah Heep
Maxegon
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Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Maxegon »

Wenn es dir genügt.
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

Hey Fuglen..
na das ist ja mal eine Weihnachtsgeschichte..mit Vorlauf..

Mein Rat an Dich : LAUF !

Aber nciht in Panik oder Angst sondern lauf zu Deinem neuen Leben..

Du hast diese Entscheidung schonmal in dieser Beziehung mit 28 Jahren FAST getroffen .. und dachtest das es besser wird und bist geblieben ..

So; neben o.s. Rat hab ich schon deutlich gelesen wie euer Verlauf in der Beziehnung war.

Nur so; Du trägst die Last und es hat sich jemand sehr faul neben Dir eingenistet und läst Dich am langen Arm seit Jahren verhungern.
Das ist ob mit oder ohne Depression richtig mies.
Depression ist darf und ist niemals die alleinige Begründung.
Ich hatte selbst Depression in einer Beziehung; aber nie die Partnerschaft aus dem Auge verloren. Auch wenn es währenddessen anstrengender ist.

Ein Hund als "Übung" vor dem Kind; aus der Entfernung von mir. Da wurde Zeit erkauft/erlogen weil der Kinderwunsch vom Partner gar nicht mehr gilt..
So ist auch das Ergebnis das letztendlich DU noch mehr am Hals hast.. stell Dir das mal mit 1-2 Kindern vor.. selbe Szenen .. Du bist quasi allein.

Soviel zum Vertrauen; als Hammer ist plötzlich von Suizid Gedanken zu sprechen ; Du in Deiner Emphatie völlig erschrocken und glaubst noch mehr tun zu müssen ; Er hat ein weiteres Alibi mit mehr Dramatik .. und Du leidest

Das Thema wird Dir bei einer Trennung wieder entgegenspringen ; kann nicht ohne Dich leben .. Liebe des Lebens .. wer nimmt den Hund

Druckmittel vom feinsten ; weil Du dieser Emphatie hast und Dich auch noch schuldig fühlst .. ich möchte nicht wissen wieoft er Dir Deine Schuld unterschwellig schon bestätigt hat..

Auch wenn JETZT schwer ist; Du hast jede Chance und Zeit das es besser wird .. und Erfüllung und Glück erntest

So; nun kann das Forum hier gerne explodieren..

herzliche Grüssle Blue
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

hoppla; gerade gelesen .. Hund Dein wunsch .. egal .. war in jedem Fall die richtige Idee zum üben . .Du hast das geahnt .. feiner Instinkt ;-))
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo fuglen,

einen Rat kann ich Dir nicht geben. Ich kann Dir aber aus Sicht einer Betroffenen schildern, wie es bei mir war.
In der Klinik wird sehr viel aufgewühlt, aufgearbeitet, angestoßen. Da arbeitet sehr viel in einem. Deswegen fehlen dann zum Teil die Kapazitäten um den Wünschen und Bedürfnissen des Partners entgegenzukommen. Die Klinik ist ein Schutzraum und eventuell benötigte er nach der Nacht den Schutzraum früher als erwartet.

Was die richtige Entscheidung für Dich ist, kannst nur Du herausfinden.
Was hält Dich?
Was lässt Dich zweifeln / gehen?
Was sind Deine Wünsche und Träume?
Starte damit, gut für Dich zu sorgen. Sei unabhängig von der Depression Deines Partners. Natürlich hat sie Einfluss auf Eure Beziehung. Ich habe meinem Mann, als es mir sehr schlecht ging, immer gesagt, er solle gut für sich sorgen, ich könne es zur Zeit nicht.

Ob es bei Deinem Partner "nur" die Depression ist oder noch etwas anderes, kann hier niemand wissen.

Alles Gute,
Suchende
Sul
Beiträge: 438
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Sul »

Hallo fuglen,

beim Lesen deiner Aufstellung ploppte bei mir dauernd die Frage auf: Warum tut sie sich das an?
Wo ist dein Vorteil im Festhalten an dieser Beziehung?
Wiegen 6 Monate glückliche Beziehung 5 Jahre Frust auf?
Hast du therapeutische Unterstützung für dich?

Du bist in 1. Linie für dich und dein Leben verantwortlich. Nicht für deinen Freund, der auch noch um so viele Jahre älter ist, mehr Lebenserfahrung hat bzw. haben sollte.

Wie Suchende schon schrieb: Was sind deine Träume? Wünsche?
Was sind deine Bedürfnisse?
Wo möchtest DU hin im Leben?
Was gibt dir Kraft?
Wo fühlst du dich lebendig?
Was hindert dich in deinem Leben?

Ich kenne es von mir sehr gut, dass ein Festhalten an einer Hoffnung lange gehen kann und viel Leid verursachen kann. Mir hat es immer gut getan, wenn ich mich der Realität gestellt habe und die Hoffnungen "Es wird schon noch" bzw. "Irgendwann wird alles gut" bzw. "Wenn ich mich nur genug anstrenge..." bzw. "Wenn ich lange genug warte..." etc. losgelassen habe.
Es ist, wie es ist!
Auch wenn es im Augenblick weh tut.

Viele Grüße, Sul
fuglen123
Beiträge: 3
Registriert: 26. Dez 2023, 18:30

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von fuglen123 »

Hallo Suchende und Sul, Danke für eure Antworten!
Suchende2 hat geschrieben: 28. Dez 2023, 15:00 In der Klinik wird sehr viel aufgewühlt, aufgearbeitet, angestoßen. Da arbeitet sehr viel in einem. Deswegen fehlen dann zum Teil die Kapazitäten um den Wünschen und Bedürfnissen des Partners entgegenzukommen. Die Klinik ist ein Schutzraum und eventuell benötigte er nach der Nacht den Schutzraum früher als erwartet.
Ich versuche auch wirklich, Rücksicht darauf zu nehmen, spare mir passiv-aggressive Kommentare usw.
Aber ich komme auch nie ganz davon los, dass ich ihn einfach nicht verstehe und das wurmt mich. Gestern hatte er in einer Therapiestunde auch seine 4 Hauptziele für ein gutes Leben überlegt. 1 davon war, mehr Zeit mit mir (und unserem Hund) zu verbringen. Denn die Zeit hat er ja schon immer gehabt, nur hat er nie von sich aus die Zeit genutzt. Das klang für mich wieder sehr optimistisch und positiv und ich hatte das Gefühl, er hat endlich den langersehnten Aha-Moment. Und heute biete ich ihm dann an, ihn morgen auch schon für einen Ausflug oder ähnliches abzuholen, falls er das möchte. - Nein, morgen "wollen wir hier wohl noch ein bisschen was machen". Und sowas versteh ich dann wieder nicht. Er weiß, dass unsere Beziehung soooo knapp auf der Kippe steht, alle anderen um ihn herum genau aus solchen Gründen ihre Partner verloren haben - und verbringt dann doch lieber mehr Zeit mit anderen.
Sul hat geschrieben: 28. Dez 2023, 16:39 beim Lesen deiner Aufstellung ploppte bei mir dauernd die Frage auf: Warum tut sie sich das an?
Wo ist dein Vorteil im Festhalten an dieser Beziehung?
Wiegen 6 Monate glückliche Beziehung 5 Jahre Frust auf?
Hast du therapeutische Unterstützung für dich?

Wie Suchende schon schrieb: Was sind deine Träume? Wünsche?
Was sind deine Bedürfnisse?
Wo möchtest DU hin im Leben?
Was gibt dir Kraft?
Wo fühlst du dich lebendig?
Was hindert dich in deinem Leben?
Puuh, ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auf die meisten Fragen auch keine gute Antwort habe und da wirklich drüber nachdenken muss. :? Ich hatte hier im Forum auch den Tipp fürs Buch "Im Schatten der Depression" gesehen und bin gerade dabei, das Buch zu lesen.

Ich habe Unterstützung durch Familie und Freunde und auch nochmal Kontakt zu unserer Paartherapeutin aufgenommen, weil ich gern auch einige Themen an mir selbst in Angriff nehmen möchte. Aktuell bin ich generell einfach ein bisschen verloren, ich hatte mir das alles auch ganz anders vorgestellt.

Schauen wir mal, wie Silvester jetzt so läuft. Mein Freund hatte auch mit dem Oberarzt ein Gespräch und es gäbe wohl auch die Möglichkeit für ein Angehörigengespräch. Vielleicht machen wir das im Januar dann mal.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch und frohes Neues!
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Uriah Heep
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

Moin..
in der Klinik etwas mit "anderen" zum machen wäre durchaus normal.
Wobei dort genügend Zeit vor/nach Therapien sowie Pausen in 24Std ist.
Bedenklich finde ich so früh Angehörige bewusst auszuschließen. Die eigentlichen Pfeiler vor/während/nach Depri..
Ich kann jedoch die Häufigkeit der Besuche nicht einschätzen.. es kann auch mal zuviel sein(während meines Klinikaufenthalt habe ich das auch mal reduziert nach ~3 Wochen)..

Sonstige Belastungen in der Depri-Beschreibungen bis auf Gefühle weg, ohne Antrieb und Suizidgedanken..Panikattacken ? Schlaflos ? Kontaktscheu ? schon Medi-Einstellung, Ärztemeinung zur schwere der Depri etc.

Die Einschätzung der Ärzte und Pfleger als Spezialisten ist auch für Angehörige wichtig..zumal die auch auf Suizidgedanken reagieren(bis zum Ausgehverbot oder gar Geschlossene zur Beobachtung)..

Bsp. Gefühle weg; mit das Schlimmste was mir je passiert ist..selbst gegenüber Partner und Kindern; Gefühle werden vermisst; aber sowas wie ein Kuss oder Umarmung geht wg. Gewohnheit/wollen immer noch; das hilft auch in der Depri um zu zeigen/nicht zu vergessen das es mit zum wahren Leben gehört..Mitpatienten haben geweint in den Umarmungen Angehörige/anderer Patienten und spürten das Nähe auch Blockaden löst und hilft die Gefühle zurückbringen..
Tatsächlich auch Therapieinhalt je nach Klinik.
Ich finde das es bewusstes Handeln ist das nicht gegenüber Dir zu machen. Seit langer Zeit sowie jetzt.

Ein Angehörigen Gespräch mit den Ärzten Pflegern ist richtig wichtig..die Bezugspfleger sind richtig nah am Patienten..da kann ein Angehöriger auch mal so das Gespräch informativ suchen..kleiner Tip..
Natürlich wenn bekannt auch Mitpatienten fragen wenn die offen und in gutem Kontakt sind. Alles hilft Angehörigen..mit wachen Augen und Ohren und nicht nur Erzählungen des Partner..

Soweit..dann mal juten Rutsch ins Neue Jahr..

Blue
Allegretto
Beiträge: 178
Registriert: 5. Nov 2019, 18:15

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Allegretto »

Also, ein Angehörigengespräch in Absprache und Zustimmung aller daran Beteiligten - ja.
Aber als Angehöriger mal eben so das Gespräch mit Mitpatienten oder Bezugspflege suchen, am Ende noch ohne mein Wissen und Einverständnis - das geht gar nicht....
Und was Besuche angeht: Ich als Betroffene würde nicht andauernd und jedes WE Besuch haben wollen.
Zunächst mal geht es - egal ob in der Psychiatrie, im stationären Aufenthalt auf einer Psychosomatischen Station oder in einer Reha - um die innerliche Betrachtung und Auseinandersetzung mit sich selbst.
Und ob und wieviel Zeit zw. bzw vor und nach Anwendungen, Behandlungen, Therapie oder sonstwie Programm besteht und wofür diese "freie Zeit" ge- und benutzt wird oder eben auch nicht, ist nicht einer Beurteilung von außen unterworfen.
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

naja.. jedem das seine .. bezüglich sprechen mit ..
Gerade bei Therapiebeginn sind auch Angehörige auf viele Hilfen und Hinweise angewiesen..denke ich

Zitat ""freie Zeit" ge- und benutzt wird oder eben auch nicht, ist nicht einer Beurteilung von außen unterworfen."
Sowas als Betroffene ??
Überhaupt schonmal statinär gewesen ? ppphh
Montagsrunde nach WE : Was wurde denn so gemacht am WE wird jeder gefragt ? Erzähl mal im Bett gelegen und bis Montag die Decke angeschaut ? Nein, da gibt es bestimmt keine Beurteilung und Nachfragen von den Pflegern.. ich lach mit schief.
In der Woche in freier Zeit nur im Zimmer gehockt ohne Kontakte und Aktivität ? .. nö, interessiert keinen ?
Ich bin froh gewesem das die Pfleger darauf geachtet haben...und auch Mitpatienten motiviert haben.

Ich sach mal falscher Planet und Klinik.
Selbstverständlich ist es sehr wichtig das von aussen zu beobachten, anzumerken und ggf. einzugreifen. Das gehört mit zu den Pflichten und Aufgaben Pfleger und Therapeuten sowie Ärzten.
DieNeue
Beiträge: 5337
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von DieNeue »

berryblue hat geschrieben: 30. Dez 2023, 16:42 Selbstverständlich ist es sehr wichtig das von aussen zu beobachten, anzumerken und ggf. einzugreifen. Das gehört mit zu den Pflichten und Aufgaben Pfleger und Therapeuten sowie Ärzten.
So wie ich Allegretto verstanden habe, meinte sie mit "außen" nicht die Pfleger und Therapeuten in der Klinik, sondern Außenstehende wie hier in einem Online-Forum, die die Klinik überhaupt nicht kennen.

Ich finde es übrigens auch nicht in Ordnung, hinter dem Rücken (!) von Patienten mit Bezugspflegern etc. über die Patienten zu reden. Mal abgesehen davon haben die Schweigepflicht und dürfen gar nichts erzählen.
Die Mitpatienten auszuhorchen geht erst Recht nicht. Wenn mich als Betroffene Angehörige von Mitpatienten über die/den Mitpatienten ausfragen würden, würde ich mich fragen, was das für Kontrollfreaks sind und was sie für ein schlechtes Vertrauensverhältnis zu ihren Betroffenen haben, dass sie sie hintenrum ausspitzeln müssen. Ich wüsste auch nicht, weshalb man wildfremden psychisch kranken Mitpatienten mehr Vertrauen schenken sollte als dem eigenen Angehörigen. Ich hab in Kliniken schon ganz schräge Vögel kennengelernt...

Wenn man sich überlegt, welches Verhalten als Angehöriger okay und normal ist, kann man sich auch mal überlegen, ob man bei einer körperlichen Krankheit auch so handeln würde. Würde man bei einer körperlichen Krankheit auch hinter dem Rücken des anderen die Mitpatienten ausfragen, ob der Patient auch schön mitmacht und wie er sich verhält? Will man da auch unbedingt bei der OP dabei sein, womöglich sogar noch selber am Patienten rumschnippeln? Manchmal habe ich den Eindruck, dass Angehörige vor lauter Verzweiflung und Suche nach Hilfe über das Ziel hinausschießen und gar nicht mehr merken, dass der Betroffene auch noch Rechte hat.
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo berryblue,

ich finde Deine beiden Beiträge hier sehr verwirrend.
Hinter dem Rücken des Angehörigen sich erkundigen?
Geht nach meiner Meinung gar nicht! Das ist für mich ein absoluter Vertrauensbruch, egal, wie sich der Partner verhält.
Möchtest Du, daß es hinter Deinem Rücken gemacht wird?

Auch verstehe ich einige Deiner Sätze nicht. Der Satzaufbau ist verwirrend, es fehlt etwas und ich bin mir nicht ganz sicher, was Du damit meinst.

Und Ja, in der Klinik kenne ich es, daß man zum Teil auch am Wochenende etwas mit den Klinikleuten zusammen macht.
Man lebt dort in einer Blase, die Mitpatienten wissen Sachen über einen, die der Partner nicht weiß, dort ist in dem Moment ein Schutzraum, in dem man in seiner momentanen extremen Verletzlichkeit sicherer aufgehoben ist, als bei evtl. fordernden Angehörigen. Fuglen, damit meine ich nicht Dich. Ich schreibe nur von meinen Erfahrungen in der Klinik. Und wenn therapeutisch etwas angestoßen wurde, kann es durchaus sein, daß die betreffende Person sich erst einmal zurückzieht, um das zu verarbeiten. In meiner Klinik war zum Glück auch dafür Raum.

Wenn Angehörige Hilfen und Hinweise möchten, können sie die betroffene Person direkt fragen.
Und diese kann dann entscheiden, ob sie antwortet, was sie antwortet und ob eine Beantwortung der Fragen im direkten Gespräch oder unter Einbeziehung einer Fachperson erfolgen soll.
Wenn die Angehörigen von einer Fachperson Hilfestellungen möchten, können sich die Angehörigen zum Beispiel an eine Beratungsstelle wenden.

Alles Gute,
Suchende
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

Moin @all,
ea ist ja die Geschichte von fuglen..mit der Bitte um Antworten und Hilfe..
Ich schreibe aus Sicht Patient..meine stationären Erfahrungen

Was ich noch sagen möchte .. das was in Therapien läuft gehört NICHT an Dritte .. auch nicht an Angehörige .. klar nogo ..

Schwarz/Weiß; wenn ich "Kontrollfreaks" oder "Vertrauensbruch" lese fehlen mir Schattierungen

Die Geschichte von Fuglen als Angehörige lese beginnt die weit vor der Klinik..und geht nunmal mit der Persönlichkeit des Partners in der Klinik weiter.
Ich habe z.B. in der Klinik genug "Alibi-Patienten" kennengelernt. Sowas wie Arbeitslose die ein Attest brauchten, Lehrer auf Auszeitsuche, Partner sucht Trennungshilfe/Grund .. klassiche 4Wöchler bis zur Entlassung

Es gibt durchaus auch Vertrauensverhältnisse von Angehörigen zu Mitpatienten; mit Wissen des Partners. Weil man sich einfach gut versteht; auch z.B. Patienten/Patient mit Partnern/Partner Spieleabende essen gehen Spaziergänge machen etc...

..wenn ich als Patient von Angehörigen eines Mitpatienten in deren Verzweiflung gefragt wurde habe ich sortiert geantwortet.. und meist auch den Mitpatienten darauf hingewiesen..

Der Partner von Fuglen hat sich bereits weit vor der Klinik "zurückgezogen"; ich hab mal geschrieben "faul eingerichtet" auf Kosten von Fulgen; jahrelang.
Das geht in der Klinik weiter. Und hier wird wohlwollend geschrieben "Patient" zieht sich begründet zurück ..für mich zu kurz gesprungen ..
Auch Depris wissen; das ist in diesem Fall eine Charakterteigenschaft und nicht die Folge einer Krankheit.. meine Meinung

Dann tauchen "plötzlich" Suizid Gedanken in einer angespannten Partnerschaft auf. Jedoch keine Therapie Handlung ? Kein Druck das zu ändern ?
Erst 6 Monate später nach weiterem Druck von Fulgen ?
Jeder der das so hatte kennt den unendlichen Druck daraus. Ich kenne das incl. Panikattacken.
Fühlt sich an wie "benutzen" gegenüber Fulgen; weil Vorgeschichte.
Es ist ein sehr schmaler Grad das zu erkennen. Ich benenne das trotzdem mal.

erstmal genug

Grüssle blue
Mountainbiker
Beiträge: 224
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Mountainbiker »

Oh je, das ist unendlich schwer. Wann trennen? Wer kann das schon beantworten. Viele Ratschläge, jeder denkt anders darüber. Ich fürchte, das musst du mit dir selbst ausmachen und selbst entscheiden.
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von bvs »

was das für Kontrollfreaks sind und was sie für ein schlechtes Vertrauensverhältnis zu ihren Betroffenen haben, dass sie sie hintenrum ausspitzeln müssen
Die andere Interpretation davon ist, dass der Angehörige verängstigt ist, sich sorgt und Anteil haben möchte, dem Partner beistehen in schwerer Lage.
In so einer Situation „kontrollfreak“ genannt werden, unter Rückzug des Partners, ist sehr hart und tut weh, und verstärkt die Ängste des „kontrollfreaks“.
DieNeue
Beiträge: 5337
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo bvs,

tut mir leid, dass dich der Begriff verletzt. Er ist auch etwas überspitzt.
Dass Angehörige sowas nur machen, weil sie sich Sorgen machen und dem anderen beistehen wollen, ist mir klar. Das schrieb ich ja auch in meinem letzten Satz. Ich weiß auch, dass es für Angehörige sehr schwer ist, ich bin zwar selbst betroffen, aber auch Angehörige.

Ich finde allerdings, dass man Hilfe und Sorgen auch übertreiben kann. Ich habe das immer wieder erlebt, dass sich andere Leute wegen meiner Situation reingesteigert haben, dass sie mir unbedingt helfen wollen, dass sie mir "Hilfen" übergestülpt haben, die ich weder brauche noch will noch die für mich passen. Ich wurde nicht miteinbezogen, sondern es wurde einfach über meinen Kopf hinweg entschieden, dass das so gemacht wird, weil das ja gut für mich ist. Teilweise wurde sich sogar reingesteigert, als es mir relativ gut ging. Es hat nicht interessiert, was ich dazu denke oder wie ich tatsächlich mit meiner Situation zurechtkomme, sondern es wurde regelrecht mitgelitten von Leuten. Und die Leute waren nicht mal mein Partner oder wohnen mit mir zusammen, so dass es sie wirklich mitbetroffen hätte.
Solche Aktionen bringen niemandem was, außer dass der Angehörige sich besser fühlt, weil er sich nicht mehr so hilflos und überfordert fühlt, da er ja was getan hat. Allerdings auch nur kurzfristig, denn auf Dauer kann sowas der Beziehung schaden. Ich habe mich von Leuten distanziert, die so mit mir umgehen.

Wieso löst der Begriff Angst aus? Das verstehe ich nicht ganz. Wenn man verletzt wurde, löst das doch im Allgemeinen eher Traurigkeit oder Wut aus. Hast du Angst, dass dann eine Möglichkeit wegfällt, Infos zu bekommen und die Situation noch weniger im Griff zu haben?

Es spricht nichts dagegen mit anderen mal über den Patienten zu reden, wenn der andere damit einverstanden ist oder wenn es gemeinsame Freunde sind. Aber einfach so gezielt Pflegepersonal oder Mitpatienten befragen, ohne dass man etwas davon weiß, ist übergriffig. Das zeigt für mich, dass man den anderen nicht ernstnimmt, wenn er was erzählt. Wieso muss man überprüfen, ob es stimmt, was der Betroffene erzählt? Denkt man, er lügt oder nimmt man ihn nicht mehr für voll?
Man kann das natürlich machen, wenn man es für richtig hält, aber es sollte auch erlaubt sein, darauf hinzuweisen, wie das teilweise empfunden wird und dass sowas auch nach hinten losgehen kann und man dann noch ein zusätzliches Problem hat. Wenn sich der Betroffene so schräg verhält wie manche Betroffene, die hier im Forum beschrieben werden, kann ich den Wunsch noch nachvollziehen. Aber es ist nicht jeder so. Und mit solchen "Aktionen" kann man sich halt selber noch mehr Probleme schaffen.

Was wollt ihr denn da eigentlich für Informationen bekommen? Wie der Betroffene sich verhält, ob er nen Kurschatten hat, was er in der Therapie erzählt (das darf von den Mitpatienten sowieso nicht erzählt werden!)?

Liebe Grüße,
DieNeue
Sul
Beiträge: 438
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Sul »

fuglen123 hat geschrieben: 29. Dez 2023, 15:00 Puuh, ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auf die meisten Fragen auch keine gute Antwort habe und da wirklich drüber nachdenken muss. :? Ich hatte hier im Forum auch den Tipp fürs Buch "Im Schatten der Depression" gesehen und bin gerade dabei, das Buch zu lesen.

Ich habe Unterstützung durch Familie und Freunde und auch nochmal Kontakt zu unserer Paartherapeutin aufgenommen, weil ich gern auch einige Themen an mir selbst in Angriff nehmen möchte. Aktuell bin ich generell einfach ein bisschen verloren, ich hatte mir das alles auch ganz anders vorgestellt.

Schauen wir mal, wie Silvester jetzt so läuft. Mein Freund hatte auch mit dem Oberarzt ein Gespräch und es gäbe wohl auch die Möglichkeit für ein Angehörigengespräch. Vielleicht machen wir das im Januar dann mal.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch und frohes Neues!
Es freut mich, wenn ich dich unterstützen konnte.

Mir hat auch immer wieder die Frage "Wie möchte ich in 1 Jahr oder in 5 Jahren leben?" zu mehr Klarheit verholfen.
Wo möchtest DU in 5 Jahren stehen?

Viele Grüße, Sul
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von bvs »

Wieso löst der Begriff Angst aus? Das verstehe ich nicht ganz. Wenn man verletzt wurde, löst das doch im Allgemeinen eher Traurigkeit oder Wut aus. Hast du Angst, dass dann eine Möglichkeit wegfällt, Infos zu bekommen und die Situation noch weniger im Griff zu haben?
Mich hat das persönlich nicht direkt angetickt, aber ich wollte dennoch eine andere Sichtweise nochmal rausstellen.
Natürlich macht das traurig und wütend, aber es kann auch Verlustangst aktivieren - Angst, den geliebten Menschen und den Kontakt zu ihm vollends zu verlieren. Wenn man aus einer angespannten Situation kommt (und das tun die Meisten, wenn nicht alle, deren Partner in eine Klinik muss), ist das umso schwerer, weil einem gefühlt des letzte Strohalm an Kontakt genommen wird, und diese "Wegname" auch noch als "gut" und "richtig" verkauft wird.

Natürlich ist Personal und Mitpatienten aushorchen übergriffig; aber oft fehlt ja schon ein regelmäßiger normaler Kontakt zu seinem Partner.
berryblue
Beiträge: 18
Registriert: 13. Apr 2018, 18:29

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von berryblue »

naja..
sowas wie "Kontrollfreak" ist für mich nur populistischer Müll; dient zur reinen Provokation sowie Selbstdarstellung und dient nicht der Sache.
Davon betroffen zu sein lohnt nicht.

Echte Hilfen und Fragestellungen sind gottseidank ja auch hier angekommen..
fuglen123
Beiträge: 3
Registriert: 26. Dez 2023, 18:30

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von fuglen123 »

Guten Morgen euch allen und frohes Neues!

Hier mal mein Senf zu diesem Thema:
Ich habe meinen Freund bisher (2,5 Wochen) noch gar nicht direkt IN der Psychiatrie besucht, sondern ihn immer nur auf dem Parkplatz abgeholt. Und er hat mir dieses Wochenende auch gesagt, dass er das so beibehalten möchte. Gerade weil die Psychiatrie für ihn aktuell ein Safespace ist und es ihn eh schon nervös macht, überhaupt auf dem Parkplatz zu warten und die Klinik zu verlassen. Und er hat erzählt, dass er es auch ätzend findet, dass die Frau seines Zimmernachbarns fast täglich irgendwas vorbeibringt und nach einem Klopfen einfach direkt ins Zimmer kommt. Selbst wenn er gerade frisch geduscht halbnackt auf dem Bett liegt. Und sowas finde ich auch grenzüberschreitend und nicht okay.

Eifersucht war bei uns auch nie ein Thema und ich will mich da auch möglichst wenig einmischen. Wenn er mit jemandem nach der Zeit in der Klinik Kontakt halten will und sich eine Freundschaft entwickelt, beschäftige ich mich natürlich gern auch mehr mit den Leuten. Aber für jetzt lasse ich ihm da seinen eigenen Schutzraum nur für sich.

Generelles Update:
Ich habe nun das Buch "Im Schatten der Depression" gelesen und auch noch mal viel über mich (und mein Fehlverhalten in den letzten Jahren) gelernt. Mein Freund und ich konnten am Montag auch mal über vieles reden und ich konnte ihm auch klar machen, warum es so ätzend ist, wenn er mich bei allem außen vor lässt.
Jetzt weiß ich auch, warum er am vorherigen Wochenende so schnell wieder in die Klinik wollte. Ich hatte etwas gesagt, das sein Trigger ist. "Wir müssten mal..." - Das ist für mich halt so eine alltägliche Äußerung, ihn triggert das aber wegen seiner Mutter. Und ich versteh das auch, aber das hat er mir in dem Moment eben nicht gesagt. Und dann sitz ich später allein zuhause und mein Gedankenkarussell geht mit mir durch.
Das Gespräch hat uns nochmal gezeigt, dass diese Kommunikation unser Hauptproblem ist. Er muss mich einfach mehr in seine Gedankenwelt lassen, zumindest wenn es mich und unsere Beziehung zueinander betrifft. (Was er in der Therapie bespricht usw. kann da ruhig bleiben, ich versuche - entgegen meiner Neugier - da nicht nachzubohren und mich zurückzuhalten, freue mich aber jedes Mal wenn er mir etwas von sich aus erzählt.)

Er hat außerdem jetzt auch Mirtazepin abgesetzt und bekommt irgendwelche Tabletten gegen Zwänge und die scheinen seine Gefühle auch zu verstärken. Er ist manchmal schneller (aber nur kurz) gereizt, aber auch generell emotionaler, z.B. bei traurigen Filmen. Das finde ich eine gute Entwicklung. Denn darauf hatten wir bei Mirtazepin immer gehofft, aber die Tabletten hatten bei ihm in 6-8 Monaten nicht wirklich eine Wirkung.

Ich starte also erstmal etwas optimistischer ins neue Jahr.
Now it's raining inside and that's kind of a shame
And it's getting to me, a happy man
And why should you want to
Waste all my time
The world is yours
But I am mine
Uriah Heep
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Wann sollte ich den Schlussstrich ziehen?

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Fuglen,

Ich habe Deinen Beitrag gelesen und kann mich Blue nur anschließen. Lauf!
Dein Freund eiert endlos rum. Das wird so nicht anders werden. Wenn Du mal richtig weggehst, ändert er sich vielleicht. Aber so nicht. Es funktioniert ja mit Dir.

Alles Liebe und viel Glück!
Freiwasser
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