Schule - Lehrer - Depressionen

Antworten
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Hallo zusammen...
Ich bin Lehrer, Mitte 40 und habe immer wieder Depressionen (rezidivierend...ca. alle 1,5-2 Jahre), welche mit Versagensängsten einhergehen.
Ich mache meinen Job gerne, hatte aber auch schon Auszeiten von bis zu 9 Monaten.

Kennt da sjemand von euch auch? Oder im Kollegium?

Und wie geht ihr damit um?

Kennt ihr Lehrer, die schon mit Mitte 40 frühverrentet wurden, weil sie es nicht mehr geschafft haben? Ich würde dies nie anstreben, aber eine Auszeit würd eich nie ausschließen. Denn ihr wisst ja selbst, dass die grauen Gedanken manchmal schneller da sind als man es will. Und so weit will ich es nie mehr kommen lassen.

Würde mich sehr freuen, wenn ihr diesen Thread mit Erfahrungen von euch bzw. Bekannten "füttern" würdet.
Sirius99
Beiträge: 13
Registriert: 21. Sep 2023, 21:51

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sirius99 »

Sonne29 hat geschrieben: 28. Sep 2023, 20:13 Ich mache meinen Job gerne, hatte aber auch schon Auszeiten von bis zu 9 Monaten. Kennt da sjemand von euch auch? Oder im Kollegium?
Ich kennne es von einer Freundin, die Lehrerin war und von mehreren Kollegen im BWL/Technik-Umfeld eines Weltkonzerns. Eigentlich lief es bei beiden gleich ab, nur der zeitliche Verlauf war unterschiedlich: irgendwann langte es den Kollegen, dass sie die vielen und langen Ausfallzeiten durch Mehrarbeit abdecken mussten und sie wurden zu den Kollegen mit Depressionen zunehmend unfreundlicher.
Das Lehrerkollegium war langmütiger, da dauerte es länger bis negative Kollegenreaktionen kamen, während das Umfeld von leistungsstarken BWLern und Ingenieuren eine deutlich niedrigere Toleranzschwelle zeigte.
Sonne29 hat geschrieben: 28. Sep 2023, 20:13 Und wie geht ihr damit um?
Ich gehöre zur Ingenieursfraktion, die nicht unbedingt bekannt ist für deutlich ausgeprägte Empathie, aber sehr empfindlich wenn ihre Zielerreichung gestört wird.
Demzufolge habe ich wie die meisten Kollegen unfreundlich und kurz angebunden reagiert, wenn man sich immer wieder bei mir als Mitkollegin krank meldete mit allerlei Stories, damit ich die unerfreuliche Botschaft an die Vorgesetzte weiterreichte.
Wer nämlich der Trottel ist, der die Botschaft überbringt, ist derjenige, der den unerfreulichen Job aufgedrückt bekommt, sich darum zu kümmern, welche Aufgaben auf wen umgeschichtet werden müssen, macht sich dann zur eigenen Mehrarbeit auch noch bei den Kollegen unbeliebt. Resp. wenn so 10 AU-Meldungen hintereinander für jeweils 2 Wochen und dann von verschiedenen Ärzten kamen, dann wurde die Stimmung immer gereizter und die entsprechenden Kollegen hatten in ihrem Arbeitsumfeld dauerhaft keinen guten Stand mehr.

Ich habe selber seit meiner Kindheit (wusste man damals nicht, aber die damaligen Syptome zeigen es in der Retrospektive) eine chronische, therapieresistente Depression.
Was mich im Berufsleben sehr belastet hat waren die depressionsbedingten Schlafstörungen. Alle anderen Symptome kann ich mit dem richtigen Medikament, einem gesundem Lebensstil, Disziplin und Intelligenz/Lösungskompetenz abfedern.
Um keine erschöpfungsbedingten Ausfallzeiten zu haben, habe ich die Arbeitszeit minimal reduziert, sodass ich längere Arbeitstage habe, dafür aber ein 3-tägiges Wochenende als zusamenhängenden Erholzeitraum. Ich hatte erst verkürzte Arbeitstage probiert, dann einen freien Tag in der Woche, aber das brachte nicht den benötigten Effekt. Man muss halt gucken, was für einen passt aufgrund welcher Belastungsart.
Sonne29 hat geschrieben: 28. Sep 2023, 20:13 Kennt ihr Lehrer, die schon mit Mitte 40 frühverrentet wurden, weil sie es nicht mehr geschafft haben?
Ja, eine Freundin, s.o. Sie hatte wegen der vielen Ausfälle keinen Rückhalt mehr im Kollegenteam und hat sich dann in die Rente geflüchtet, weil ihr klar war, dass das nicht mehr zu reparieren ist und die Dauerhölle werden würde. Es gibt auch keinen Kontakt zu Exkollegen mehr.

Was sie aber nicht bedacht hat, waren die negativen Reaktionen im privaten Umfeld. Ich nenne sie mal plakativ "Sozialneid".
Die meisten sind nunmal angestrengt durch ihren Beruf und erleben dadurch Einschränkungen im Privatleben. Bei denen kam es nicht gut an, dass sie fürs Nichtstun eine üppige Rente bezieht, resp. nicht bei denjenigen, die wirklich wenig verdienten. Auch die Kontakte brachen ab oder litten, übrigens auch die zu ihren Kindern als die älter wurden und sich eine eigene Meinung zum Thema bildeten.

Ihre Ehe scheiterte ebenfalls und das führte zum Abbruch nahezu aller privaten Kontakte, weil ihr Exmann (Topverdiener) ihr gegenüber unterhaltspflichtig bleibt bis zum Renteneintritt trotz ihrer recht hohen Rente. Das fanden alle extrem ungerecht angesichts ihres jahrelangen Nichtbemühens um Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit.
Ich beurteile das Nichtbemühen als Nichtkönnen und stehe ihr treu zur Seite. Das liegt aber daran, dass sie mir mehr anvertraut hat als jedem an ihr gescheiterten Therapeuten.

Heute lebt sie allein in einer kleinen Wohnung mit sehr wenigen und obendrein seltenen Sozialkontakten. Für sie ist es ok, ihre Depression lässt keinen Aufbau neuer Kontakte zu. Nur unter der Aburteilung und Abwendung durch ihre Kinder leidet sie sehr.
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Sirius99 hat geschrieben: 28. Sep 2023, 23:54 Ja, eine Freundin, s.o. Sie hatte wegen der vielen Ausfälle keinen Rückhalt mehr im Kollegenteam und hat sich dann in die Rente geflüchtet, weil ihr klar war, dass das nicht mehr zu reparieren ist und die Dauerhölle werden würde. Es gibt auch keinen Kontakt zu Exkollegen mehr.
Wie alt war sie als sie nicht mehr gehen konnte? Und der Amtsarzt hatte das so abgesegnet oder hatte sie es mehrmals versucht bis es soweit kam?

Verstehe ich es richtig... Sie ist mit der SItuation und sich im Reinen? ...außer die Beziehung zu den Kindern leidet?!?
Sirius99
Beiträge: 13
Registriert: 21. Sep 2023, 21:51

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sirius99 »

Sonne29 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 18:25 Wie alt war sie als sie nicht mehr gehen konnte?
Wieso nicht mehr gehen? Sie kann einwandfrei laufen.
Sie wurde mit 48 Jahren auf Zeit verrentet, mit 56 nach einer Velängerung auf Zeit final. Seit sie 42 war hat sie nicht mehr gearbeitet, sich von Au zu AU gerettet, mit wechselnden Diagnosen um weiterhin Krankengeld zu beziehen.
Es war für sie eine 8 Jahre andauernde nervenaufreibende Zitterpartie bis das endlich in trockenen Tüchern war, weil sie absolut nicht mehr arbeiten wollte. Zum einen hatte sie mit Lehrer den für sich falschen Beruf gewählt (ungeeignet), zum anderen war sie für diesen als Quereinsteigerin unzureichend ausgebildet, schon garnicht für das, was heute an den Schulen los ist - was kein Grund für Verrentung aber für einen Jobwechsel ist.
Sonne29 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 18:25 Und der Amtsarzt hatte das so abgesegnet
Ja, war im Osten. Da waren eh zu viele arbeitslos und man war froh wenn jemand in die Rente ging, statt im luftleeren Raum zu hängen und in den Statistiken einen sozialen Problemfall anzuzeigen. Da wurden mehr als großzügig die EU-Renten bewilligt.
Außerdem ist ihr Mann Arzt mit entsprechendem beruflichen Umfeld. Da haben alle Fachrichtungen entsprechende wortgewaltige Atteste ausgestellt.
Sonne29 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 18:25 hatte sie es mehrmals versucht bis es soweit kam?
Nein, sie hat alles getan, um zu verhindern, dass sie nochmal arbeiten muss, auch zu ihrem eigenen gesundheitlichen Schaden (Alkohol-/Medikamentenmissbrauch).

M.E. war das ein Fehler, die Rente als alleinige Problemlösung zu sehen. An ihre alte Schule hätte sie nicht zurück gekonnt, weil die Kollegen auf sie aversiv waren wegen ihres Verhaltens, denn die erlebten das als Unzuverlässigkeit, es sich gemütlich machen usw. Sie hat bei dem was sie gemacht hat nie gesehen (verengte Perspektive), dass das für sei unliebsame Folgen haben könnte.
Sie hätte versuchen können Förderunterricht in Kleingruppen in TZ zu machen, was im Schulamt o.ä. um im normalen Leben drin zu bleiben, denn die Verrentung ging bei ihr mit einem enormen Kompetenzverlust in Allatgsdingen einher - etwas was ich bei vielen Frührentern beobachtet habe wenn ich in psychosomatsichen Kliniken war.

Ohne Job war sie halt jahrelang on der KK, der RV, Ärzten, ihrem Mann abhängig und gleichzeitig fehlte ihr jedes Erfolgserlebnis/Kommunikation mit Dritten. Sie erlebte nur noch Abhängigkeit/ausgeliefert sein und Scheitern, Null Selbstwirksamkeit, was bei Depression nicht grad förderlich ist.
Mein Eindruck ist bis heute, dass sie das mehr und bis heute anhaltend krank gemacht hat, als die ursprüngliche Depression.
Sonne29 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 18:25 Verstehe ich es richtig... Sie ist mit der SItuation und sich im Reinen?
Ich denke mal, dass sie aufgegeben hat sich noch ein anderes Leben vorzustellen als überwiegend allein zuhause in ihrer kleinen Wohnung zu hocken.
Wenn man sich so lange ausgeklinkt hat, dann ist man zu weit weg von allem, d.h. der Weg zurück in ein normales Leben zu weit.
Es sind ja kaum Kontakte übrig. Bei den anderen ist das Leben doch ohne sie weitergegangen. Niemand wartet mehr auf sie/hat sie noch auf dem Schirm.
Sonne29 hat geschrieben: 29. Sep 2023, 18:25 außer die Beziehung zu den Kindern leidet?!?
Das ist ziemlich schlimm für sie, weil es nun auch die Enkelkinder betrifft.
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Gibt es ansonsten keine Lehrer hier?
Ich müsste mir jetzt nach 4 Wochen eingestehen, dass es so nicht weitergeht... Die körperlichen Symptome wurden stärker, sogar an freien Tagen, dass sie mir die letzte Freude nahmen...
Jetzt bin ich wieder soweit, mich in Geduld zu üben... Krankschreibung etc. Überhaupt dass ich wieder an diesem Punkt angekommen bin, fällt mir schwer, zu akzeptieren...
Wem geht es ähnlich mit rezidivierender Depression?
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

Hallo Sonne29!

Ich bin auch Lehrerin, 54 Jahre alt und seit Juni dieses Jahres wegen Depressionen im vorzeitigen Ruhestand für vorerst 2 Jahre.

Bisher habe ich hier nur ab und zu mitgelesen, ein wirklich gutes Forum! - und mich heute mal angemeldet, nachdem ich deine Nachricht gelesen habe.
Gerne kann ich hier erzählen wie es bei mir war/ist und deine Fragen beantworten, soweit möglich.

Das Gefühl, den Job nicht gut genug zu machen, kenne ich auch und bin bis heute der Meinung, dass es bei mir auch wirklich stimmt, trotz vieler gegenteiliger Erfahrungen und Aussagen...

Ich bin seit einigen Jahren wegen rezidivierender Depressionen in psychotherapeutischer Behandlung, mit der Untestützung "konnte" ich lange arbeiten, allerdings war ich sehr oft krank und bin daher häufig ausgefallen und habe auch immer viel zuviel über die Arbeit nachgedacht.

Letztes Jahr wurde die Depri immer schlimmer und ich bin für 6 Wochen in eine Klinik gegangen, danach Wiedereingliederung, die aber nicht geglückt ist, es ging alles wieder von vorne los.

Nach zwei sehr langen Gesprächen bei der Amtsärztin fand diese, dass ich eine längere Zeit ganz aus Schule raus gehen sollte.
Danach ging es mir erstmal viel besser! Andererseits ist trotz der immensen Entlastung der Alltag nicht mehr wie vorher und ich muss mich in die neue Situation einfinden, dass ohne die Arbeit alles irgendwie anders ist...

Ich hatte großes Glück, dass meine Kolleginnen + die Schulleitung mich sehr unterstützt haben, Stunden aufgestockt haben, Mitgefühl mit mir hatten und kein böses Wort über mein Fehlen und den anschließenden Ausfall verloren haben.
Wahrscheinlich hatten sie mehr Mitgefühl mit mir als ich selbst! ;-)

Das soll erstmal reichen, gerne antworte ich genauer, wenn jemand Fragen hat.

Ganz liebe Grüße!!
Zuletzt geändert von Skuggi am 4. Okt 2023, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

Fragen hat... !
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Hallo Skuggi,
nett, dass du dich angemeldet hast. Hast du dann morgens auch Beschwerden gehabt, wenn du zur Schule gingst? Ich habe immer gewürgt, als ob ich kotzen müsste. Es ging dann zeitweise. In der Schule war dann alles ok. Aber es kostet Kraft. Nur legte es sich auch dieses Mal nicht nach einigen Tagen, sondern verschlimmerte sich eher zuhause, dass ich die Reißleine ziehen musste.
An was für einer Schule bist du? Darf ich fragen, welches Bundesland?
Und wie kam es dann, dass du zur Amtsärztin musstest?!? Da warst du dann aber länger krank, oder?
Hattest Du mehrere Episoden? Ich habe schon öfter 3 Monate am Stück gefehlt...in meinem Lehrerdasein. Dann ging es für 1,5 Jahre gut und dann kamen wieder Zweifel.
Ging es dir ähnlich?
Liebe Grüße zurück.
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

Hallo Sonne29!

Morgens war es am schlimmsten, allein das Aufstehen war ein Kraftakt und ich dachte, dass ich den Tag nicht schaffe mit allem, was ansteht.
In der Schule war es dann auch bei mir besser und anschließend war ich total platt, musste zu Hause ganz viel essen und mich hinlegen. Zum Schluss habe ich mich nur noch in die Schule gezwungen und den Rest der Zeit im Bett verbracht, einschließlich Wochenenden und Ferien...

Dein Würgen und Kotzgefühl klingt nicht toll und so, als würde sich in dir alles gegen die Arbeit sträuben. Und du hast absolut recht, es kostet super viel Kraft, trotzdem seinen Job zu machen.

Ich war zuletzt an einer Grundschule in Niedersachsen, davor an einer Hauptschule und davor, meine erste Stelle, an einer Gesamtschule.
Durch die Dienstunfähigkeit habe ich meine letzte Schule allerdings als Stammschule verloren. Sehr schade, aber das war mir in dem Moment egal.

Meine erste Episode hatte ich mit 30, da drehte sich auch alles um die riesige Gesamtschule, an der ich total unglücklich war. Im Nachhinein ist es natürlich einfach zu denken, da hätte ich schon den Absprung aus Schule generell schaffen sollen...
Aber ich habe durchgehalten, mich da wegversetzen lassen und dann nochmal...

Seit 2017 bin ich bis heute wieder in psychotherapeutischer Behandlung und konnte viel an meiner Einstellung zum Schulstress arbeiten, aber es hat wohl nicht gereicht, denn 2021/22 ging es ziemlich bergab.

Ich habe gar nicht so viel gefehlt und war deshalb auch einigermaßen überrascht, dass die Amtsärztin mich trotzdem "dienstunfähig" geschrieben hat. Nur letztes Jahr die 6 Wochen Klinik und nach den Sommerferien habe ich dann die Wiedereingliederung gehabt, während der ich dann aber auch dauernd krank war, auch Corona hatte und wieder so erschöpft war wie zuletzt.
Im Januar dieses Jahres habe ich dann noch versucht, mich durch den Zeugnisstress, Konferenzen, Elterngespräche, Protokolle, Ankreuzbögen, etc. durchzuarbeiten, aber Ende Januar ging es nicht mehr und ich bin morgens nicht mehr aufgestanden.

Ab da wurde ich krank geschrieben, auch meine Kolleginnen haben mir geraten, nochmal eine längere "Auszeit" zu nehmen, eine hat meine Klasse übernommen und als ich dann im März zum zweiten Mal zur Amtsärztin musste, fand sie wie gesagt auch, dass ich pausieren sollte.

Musstest du noch nie zur amtsärztlichen Untersuchung, obwohl du öfter 3 Monate am Stück gefehlt hast?

Ich wurde das erste Mal nach dem Klinikaufenthalt eingeladen und dann nochmal, als klar war, dass ich die Wiedereingliederung nicht packe.

Vielleicht ist das regional unterschiedlich?

Magst du sagen, an welcher Schule und in welchem Bundesland du arbeitest?

Ich wünsche dir erstmal viel Kraft und dass du einen guten Weg findest, für dich zu sorgen.

Schlaf gut. Liebe Grüße!
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Hallo Skuggi,
dann verbindest du die Krankheit nur mit der Schule?
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich genau das letzte Mal beim Amtsarzt war. Ich glaube, vor 8 Jahren. Vielleicht hatte ich auch Glück, weil das Gesundheitsamt überlastet war.
Wenn ich angeschlagen bin bzw. bei Beginn der Depression kommen bei mir die Versagensängste und dann ist die Gefahr groß, es nicht zu schaffen.
Wie sieht das eigentlich finanziell aus, wenn man dienstunfähig wird.
Ich bin an einer Realschule, was aber heutzutage wohl größenteils eher eine frühere Hauptschule ist. In Rheinland-Pfalz.
Welche Therapie machst du, Skuggie? Ich bin bei einer Verhaltenstherapie, fühle mich da gut aufgehoben. Aber irgendwie gelingt e smir dann doch nicht, wenn ich mich jetzt wiedersehe. Andrerseits ist es eine Krankheit, die wiederkehrt. Manchmal weiß ich nicht mehr, was dabei richtig/falsch ist.
Du bist aber auch gerne Lehrerin, oder?
Denn ich habe Spaß bei der Arbeit, nur wenn es mir nicht gut geht, schaffe ich es nicht mehr.
Liebe Grüße
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

Hallo Sonne29!

Ja, ich verbinde die Depri stark mit der Schule, obwohl das sicher nicht so ganz angemessen ist. Die Schule hat mir wohl immer ausreichend Situationen geboten, in denen ich "depressiv verarbeiten" konnte, wie meine Th (sie arbeitet tiefenpsychologisch fundiert) es nennt, also die Schuld bei sich suchen, es allen recht machen wollen, Angst vor Fehlern/Kritik haben, alles zu genau zu durchdenken, etc.

Ich bin schon gerne Lehrerin, vor allem die Grundschulkinder mag ich wirklich sehr gern und hatte viel Spaß, sie zu unterrichten, denke aber, dass ich vielleicht in einem anderen Beruf weniger Stress gehabt hätte, auch was Probleme mit Lärm, Reizüberflutung, Multitasking, etc. angeht.

Dass du Spaß bei der Arbeit hast, ist doch toll! Vielleicht brauchst du einfach diese "Auszeiten", wenn es wegen der Depression nicht geht, auch wenn es absolut nicht einfach ist, sich das zuzugestehen, aber das ist ja keine Faulheit. Ich finde, an so einem Schulvormittag muss man super fit sein und kann sich keine (wenig) Schwäche erlauben. (Was nicht heißen soll, dass das in anderen Berufen anders ist, aber wir sprechen ja hier gerade über Schule.)

Zu den Finanzen: Wenn man dienstunfähig ist, bekommt man deutlich weniger Geld als vorher, ich sage mal so, dafür, dass ich nicht arbeite, ist es aber trotzdem sehr okay. Es kommt immer darauf an, welche finanziellen Verpflichtungen man hat.

Wie ist denn dein Kollegium/deine Schulleitung? Wirst du da verstanden, kannst du da offen mit deiner Erkrankung umgehen oder gibt es Spannungen?

Liebe Grüße
von Skuggi
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

PS: Ich kenne übrigens noch sehr viel mehr Lehrkräfte, die es irgendwann nicht mehr geschafft haben, trotz größter Bemühungen und sich erstmal lange erholen mussten um dann evtl. wieder einen kleinen Job zu machen. Viele scheitern am System Schule.
Mountainbiker
Beiträge: 224
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Mountainbiker »

Eine Bekannte hat auch 2 oder sogar 3 mal ein Sabbatjahr eingelegt.
Wie wäre es, was ganz anderes zu machen. Lehrer in einer sozialen Einrichtung usw.
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Kiwi78
Beiträge: 95
Registriert: 8. Feb 2022, 11:36

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Kiwi78 »

Hallo Sonne,
Ich bin auch Lehrerin, Mitte 40 und war vor einigen Jahren auch ca. 9 Monate krank geschrieben. Nach meiner Auszeit hab ich die Schule gewechselt für einen Neuanfang. Der Termin beim amtsarzt war nur ne kurze Sache. Hab berichte vom Psychiater und thera hingelegt und nachdem ich eh wieder arbeiten wollte, war das schnell erledigt.
Ich arbeite nur noch teilzeit und ohne klassleitung. Das würde mich komplett überfordern. Meine thera schlägt immer vor, dass ich mich rechtzeitig für 1 bis 2 Wochen krank melde, bevor dann gar nix mehr geht und man sich nur von Ferien zu Ferien hangelt. Die Schule gibt mir eine gewisse Struktur, was mir gut tut.
Das Thema frührente stand bei mir auch mal an, aber durch die teilzeit Arbeit geht es irgendwie.
Lg Kiwi
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

@Mountainbiker: Die Idee ist gut, aber ich bin mir sicher, dass auch da Versagensängste aufkommen könnten und dafür will ich mir meine erarbeitete Sicherheit nicht aufgeben. Wenn ich stets das Gefühl hätte, nicht mehr gerne Lehrer zu sein, dann würde ich es aufgeben. Aber das ist nicht der Fall.

@Kiwi78: Und du hast keine rezidivierende Episode mehr seither gehabt?

@Skuggi: Was meinst du mit kleinem Job? Meinst du, sie haben das Lehrersein komplett aufgegeben? Das würde ich aber nicht machen, da ich gerne Lehrer bin, wenn ich gesund bin.
Skuggi
Beiträge: 7
Registriert: 4. Okt 2023, 14:21

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Skuggi »

@Sonne29:
Ich meinte damit Lehrer/innen im vorzeitigen Ruhestand, die nebenher etwas verdienen, das ist ja erlaubt in einem gewissen Rahmen.
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Hallo zusammen,
gibt es noch Pädagogen, die zur Zeit aufgrund eines schwarzen Lochs arbeitsunfähig sind?
Wer kennt das? Eigentlich macht man seine Arbeit gerne, aber es geht zur Zeit nicht. Und aufgrunddessen bin ich irgendwie dür alles empfänglich, was das Leben in der Schule schlecht reden will... die faulen Schüler, die Arbeitsbedingungen, etc. Natürlich stimmt manches, aber das hat mir im gesunden Zustand weniger ausgemacht.
Wie behaltet ihr den klaren Blick bzw. denkt dabei weiterhin positiv?
Liebe Grüße
Sonne
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Sind noch Lehrer*innen hier?
Sonne29
Beiträge: 36
Registriert: 27. Sep 2023, 18:40

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Sonne29 »

Kann es sein, dass hier kaum Pädagogen sich outen wollen... Laut Statistiken gibt es doch einige in unserer Branche...
Wer steckt auch gerade in einem depressiven Loch?
Mignon2407
Beiträge: 4
Registriert: 12. Jan 2024, 19:04

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Mignon2407 »

Hallo Sonne29!

Ich bin auch Lehrer und leide an immer wiederkehrenden Depressionen. Hatte schon zweimal Wiedereingliederung und nun bin ich in einer begrenzten Dienstfähigkeit und arbeite ein halbes Deputat. Das ist für mich jetzt gut machbar. Wäre das auch vorstellbar für dich? Arbeitest du denn voll?

LG
Mignon2407
Mignon2407
Beiträge: 4
Registriert: 12. Jan 2024, 19:04

Re: Schule - Lehrer - Depressionen

Beitrag von Mignon2407 »

Hallo Sonne29…irgendwie hängt meine PN an dich im Postausgang! Oder hast du was bekommen von mir?
LG Sarah
Antworten