Ich bin Anfang 20 und habe eine stark Depressive Mutter (seit über 10 Jahren), die auch in einem mir unbekannten Umfang mit Drogenmissbrauch zu tun hatte (hat?) und suizidgefährdet war/ist. Sie war alleinerziehend und hatte immer wenig Support seitens der Familie und ist auch selbst unter sehr schweren Umständen aufgewachsen. Wir hatten unter uns aber Jahre lang eine sehr starke Beziehung zueinander, bis sie durch ihre Depression irgendwann nicht mehr dazu in der Lage war. Sie konnte keine Entscheidungen mehr Treffen oder Verantwortung übernehmen und so musste ich mit ca. 14 plötzlich Erwachsen werden. Ihre Stimmungen waren impulsiv und überzogen, wir haben irgendwann nur noch gestritten oder geweint und ich war heilfroh als sie sich endlich Hilfe gesucht hat, nachdem ich ausgezogen bin.
Heute hat sich mein Verständnis für sie grundlegend geändert, ich handle verständnisvoller und kann über ihre Schwächen und Beeinträchtigungen hinwegsehen. Ich bin nicht mehr abhängig von ihr, weshalb sie kein Mitverursacher meiner Sorgen ist und ich sie nicht mehr als schuldig anerkenne. Es ist okay für mir wie sie ist und wie ihre Krankheit auf mich einwirkt. Doch gerade in letzter Zeit kann ich ihr Leid immer weniger ertragen und gebe die Hoffnung, dass sie irgendwann zu Ruhe kommt immer mehr auf. Sie macht kleine Fortschritte, doch ist nach fast vier Jahren Therapie, immer noch nicht in der Lage sich ein Leben aufzubauen. Ich habe Angst um sie und spüre sie leiden. Doch ich verspüre auch ein starkes Bedürfnis nach meiner Mama, und habe es immer noch nicht verkraftet sie als starke Bezugsperson verloren zu haben. Meine Bemühungen um mehr Miteinander führen heute meist zu Enttäuschungen, meist weil ich einfach keine Rolle spiele und wie seit jeher sie im Mittelpunkt steht.
Wie geht ihr mit dieser ambivalenten Gefühlslage aus: Ich will helfen/retten.; Ich brauche die Zuneigung.; Doch emotionale Nähe ist belastend. um?
Ich habe oft Albträume oder stelle mir vor wie sie stirbt. Ihr Leid macht mich traurig. Doch ich liebe sie auch über alles. Deshalb verspüre ich ständig das Bedürfnis ihr helfen zu müssen.
Kennt ihr diese Gefühlslage?
Viele Grüße