Ich brauche dringend Eure Hilfe

[wassilissa]

Hallo Ihr da draußen,

ich brauche ganz dringend Eure Hilfe, ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.
Ich stehe vor einem Berg voller Probleme und sehe weder Anfang noch Ende.

Zu meiner Situation:
seit ein paar Jahren habe ich für mich ziemlich heftige Depressionen. Mal geht der Alltag, mal heule ich ständig und bin ohnmächtig und apathisch vor Schmerz.
Was ich schaffe ist der Haushalt. Mein Studium habe ich auf Eis gelegt, obwohl ich nur noch ein Prüfungssemester hätte. Davor kapituliere ich vollkommen.
Ich dachte, eine Heimat, ein Zuhause bei meinem Freund gefunden zu haben. Jetzt bin ich mir da aber auch nicht mehr sicher. Wir leben zusammen, aber er meinte, dass die Leidenschaft erloschen ist.
Ich hätte so gerne ein Kind (ja, trotz meiner Probleme!) aber nicht mal das kriegen wir/ich auf die Reihe. Ich bin außerdem noch essgestört, mein Freund fühlt sich von mir nicht mehr angezogen, wir schlafen schon lange nicht mehr miteinander. Was mir paradoxerweise auch recht ist.
Wir hatten schon mehrere Gespräche, in denen er erklärte, dass er mit mir zusammen sein möchte (vorausgesetzt ich überwinde die Eßstörung). Er zählt dann die Dinge auf, die ich meistere: den Haushalt, er kann sich gut vorstellen, dass ich für eine Familie, für unsere Kinder sorgen würde, weil ich ein liebevoller Mensch bin.
Arks! Das ist mir so gefühllos, so kalt und berechnend. Ich weiß nicht, ob ich so weiter leben möchte, ob ich mit IHM noch Kinder haben möchte. Problem ist nur, dass ich kaum eine Alternative habe. Anscheinend bin ich abhängig von ihm.
Ich habe mir überlegt, mein Studium zu beenden. Aber ich kann nicht mal lernen, ich habe massivste Konzentrationsstörungen und brauche für ein paar Seiten den halben Tag.
Außerdem ist ER (noch) mein Zuhause, nirgendwo sonst fühle ich mich geborgen und sicher.
Bitte bitte helft mir, ich sehe keinen Weg mehr.
Anfang nächster Woche habe ich ein Gespräch mit einer Psychologin von einer Depressionsklinik. Den Platz bekomme ich leider frühestens in gut zwei Monaten.
Danke, lieben Gruß von mir

[Xavro]

Hallo Wassilissa,

Ich finde Du hast schon einen Recht guten Weg gefunden, um den "Berg voller Probleme" zu überwinden. Du hast Dich an Fachleute gewendet und willst Dir helfen lassen. Das ist schon einmal ein sehr guter erster Schritt auf Deinem Weg.

Ich finde auch, daß Du einen ganz tollen und verständnisvollen Freund hast. Überleg mal, wieviele andere sich schon längst aus den Staub gemacht hätten. Er will ja auch weiterhin mit Dir zusammen bleiben, also hat er die Hoffnung noch nicht verloren, warum solltest Du das dann tun? Daß er die Bedingung mit der Eßstörung gestellt hat ist vermutlich nur ein etwas hilfloser Versuch dir zu helfen. Ob Du abhängig von Ihm bist, oder ob Du ihn einfach nur noch liebst, wird sich im Laufe Deiner Therapie sicher klären. Laß Dir einfach Zeit.

Daß es mit einem Kind in eurer Situation nicht klappt, wundert mich nicht. Mit einer Eßstörung wäre dein Körper wohl kaum in der Lage den Embryo zu ernähren, dazu noch der ganze Streß. Warum bist Du so "versessen" auf ein Kind? An Deiner Stelle würde ich damit auch bewußt noch warten. Ein Säugling braucht vor allem Stabilität und zuverlässige, jederzeit verfügbare Bezugspersonen. Nur so kann das Kind das nötige Selbstvertrauen fürs Leben aufbauen. Wenn Du schon Eure Situation für problematisch hälst, möchtest Du sie auch noch Deinem Kind zumuten?

Der Verlust der Libido ist ein ganz normales Smptom einer Depression. Du verlierst die Lust und die Neugier auf das Leben und auf andere Menschen - damit auch am Sex.

Auch die Konzentrationsstörungen sind typisch für eine Depression. Was meinst Du, wie oft ich aufstehe, um etwas zu holen und dann nicht mehr weiß, was ich eigentlich holen wollte.

Was das Studium angeht, würde ich die Situation einfach mal mit den zuständigen Leuten von der Uni klären, welche Möglichkeiten es da gibt. An manchen Unis gibt es sogar Selbsthilfegruppen.

Wartezeiten auf eine Therapie sind leider die Regel. Ich wurde einfach mal verschiedene Therapeuten in deiner Stadt abtelefonieren und fragen, ob jemand Termine frei hat. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht zu einem Neurologen oder Psychiater zu gehen und die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie durchzusprechen.

Es gibt auch in jedem größeren Ort Anlaufstellen für Menschen mit Depressionen, die Hilfestellung geben können. Such doch einfach mal im Internet mit den Suchworten "Depression" und "Dein Wohnort".

Möglichkeiten gibt es also, aber helfen kannst Du Dir nur selbst, in dem Du den Weg weitergehst, den Du schon begonnen hast. Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute.

Gruß
Xavro

[wassilissa]

Guten Morgen Xavro,
danke für Deine ausführliche Antwort.
Ich bin manchmal fix und fertig und will nur noch sterben. Das kann im nächsten Augenblick wieder vorbei sein.
Und so am Ende war ich mal wieder, als ich meinen Hilferuf schrieb.

Du hast so positiv von meinem Freund geschrieben und mir die Augen geöffnet. Danke!!

Nur leider habe ich schon einen langen Weg hinter mir. Momentan nehme ich Trevilor, davor hatte ich schon 7 (vielleicht auch 8 oder 9??) andere Antidepressiva. Und natürlich auch einen so hohen Verschleiss an Therapeuten. Naja, eben noch nicht den richtigen gefunden.
Danke für Deinen Studientipp, ich werde mal hier an der Uni nachfragen.

Nachher habe ich meinen Termin mit der Psychologin. Ich werde versuchen, in Zukunft meine Energie einzusetzen, um meine Probleme anzugehen und zu bewältigen. Vielleicht ist ja der Weg nach der Wunschgroßfamilie dann auch nicht mehr so weit.
Ich höre nämlich langsam aber sicher meine biologische Uhr ticken..... .

Ich wünsche Dir einen schönen Tag, lieben Gruß von Wassilissa