Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Magarete64
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Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Magarete64 »

Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied... diesen Satz sagte vor kurzem ein Kollege zu mir, als Zusatz meinte er, er würde mich damit nur ärgern wollen. Ich denke dann nur, mein Leben war von Anfang an so kompliziert, wo soll die Zuversicht und Hoffnung denn herkommen.

Schon vor meiner Geburt wollte mein Vater mich nicht. Aus dem Scheidungsurteil erfuhr ich, dass er meine Mutter weder aus dem Krankenhaus
abgeholt hat und sie dann mit mir in das Kinderzimmer umziehen musste. Er wollte nur meinen Bruder (4 Jahre älter). Als ich 1 1/2 Jahre alt
hat sich meine Mutter scheiden lassen und zog mit meinem Bruder und mir zu meinem neuen Stiefvater. Er war jähzornig und wenn er einen verprügelt hat, hat er sich total vergessen. Dann wurde meine Halbschwester geboren (4 Jahre jünger).

Als ich 12 war starb meine Mutter (40 Jahre) an Krebs. Als meine Mutter zum Sterben im Krankenhaus war, hat mein Stiefvater schon Kontakt zum
Jugendamt aufgenommen. Er wollte meinen Bruder und mich nicht weiter im Haushalt und wir sollten zu unseren Vater. Einem Vater, den ich vorher nicht kennengelernt hatte. Er nahm zwar meinen Bruder auf, ich wurde aber in ein Kinderheim gesteckt. Er hätte angeblich nicht so viel Platz um 2 Kinder aufzunehmen. Ich hatte sozusagen alles verloren meine Mutter, mein zu Hause und meine Geschwister. Aber man sogenannter Vater hat verfügt, dass ich jeden Sonntag zu ihm musste. Denn der gute Paule konnte vor seinen Bekannten ja nicht seine Tochter ins Heim stecken und sich nicht mehr drum kümmern. Jeden Sonntag musste ich zu ihm und mich tyrannisieren lassen. Die Treppe fegen, das Bad putzen und das Kinderzimmer aufräumen. Nie ein gutes Wort, keine Bindung eigentlich immer nur klein halten. Ich habe es einmal gewagt schon Sonnabends nach Hause zu fahren. da hat er die Tür geöffnet und gemeint: was machst Du denn hier, du weist doch dass du nur Sonntags nach Hause kommen sollst. Ich fühlte mich klein und wertlos. Und dieses Gefühl zieht sich immer wieder durch mein Leben. Mal geht es mir und dann kommt wieder das Gefühl der Wertlosigkeit und Selbstzweifel. Ich bin 2 x geschieden. Ich glaube, wenn man als Kind so behandelt wird, ist der Satz jeder Mensch ist seines Glückes Schmied, nicht wahr.
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Hallo Magarete,

wer soll denn sonst deines Glückes Schmied sein, wenn nicht du selbst ?

In der Depression habe ich diesen Spruch auch gehasst, weil ich mich der Depression so ausgeliefert fühlte. Ich hatte keine Hoffnung, dachte ich kann nichts tun. Das war ein Trugschluss. Ich bin auch traumatisiert worden, und als Kind ist es so, dass man dem ausgeliefert ist. Ja, als Kind hat man wenig Optionen, dem zu entfliehen. Aber hier jetzt und heute sind wir keine Opfer mehr. Wir haben unser Leben in der Hand. Es hat bei mir gedauert, bis ich das verstanden habe. Ich hatte ja die Wahl, ein Leben lang an meiner Vergangenheit zu hängen, oder mich davon zu lösen. Und das lag natürlich bei mir selbst.

Die Vergangenheit musste erstmal betrauert werden - das gehört zum Prozess dazu. Es bringt nichts in der Trauerphase stecken zu bleiben. Hast du denn eine Therapie um das zu bearbeiten ?
Dadurch, dass ich meine Opferrolle verlassen habe, bin ich vom passiven Gesellschaftsmitglied zu einem aktiven Gesellschaftsmitglied geworden, mit dem Bewusstsein, dass ich ganz viel selbst in der Hand habe. Zum einen, wie ich die Dinge um mich herum bewerte und mit was oder wem ich mich umgebe. Beides trägt zu meinem Wohlbefinden bei. Früher hab ich mich immer gefragt, warum es Menschen gibt, die mit derben Schicksalsschlägen trotzdem optimistisch sein können und Lebensmut haben. Heute weiß ich, dass es an der inneren Einstellung liegt und an den Bewertungen.

Das alles war bei mir ein Prozess von Jahren. Also nichts, was man mal so schnell ändert. Aber es hat sich gelohnt, auf die Reise zu machen. Ich fühle mich endlich besser und denke mittlerweile auch: Ich bin meines Glückes Schmied.

LG Senif :hello:
Deheteleef
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Deheteleef »

Des Glückes Schmied stimmt nur bedingt.

Jedem Menschen ist das nicht gegeben.Wer schon mit einem Klumpfuß geboren wurde, wird kaum ein Wettrennen gewinnen.Er muss andere Herausforderungen suchen.Da gibt es unzählige Beispiele.

Mir hat dieser Spruch mal ein Gutachter gesagt, als ich völlig kaputt war. Hat weh getan.
Vier fünfmal vervierfacht macht mehr als fünf viermal verfünffacht. :shock:
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Ein Mensch mit Klumpfuß kann trotzdem glücklich werden, wenn er z.B. seine Erwartung aufgibt, 10 km in unter 1h laufen zu wollen. Es sind wieder die Bewertungen.

In der Depression hat mir der Spruch auch weh getan. Erst viel später erkannte ich, was es damit auf sich hatte. Es ist ein Prozess, ich habe auch sehr lang gebraucht, um meine Einstellungen zu ändern. Aber seitdem bin ich wieder glücklich.
Mario81
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Mario81 »

Manchmal kann man sein Leben nicht beeinflussen. Da gibt es Schicksalsschläge... aus denen muss man dann das Beste machen. Ob man dann glücklich ist... wohl kaum. Man hat sich angepasst. Und dauerhaft glücklich gibt es nicht.
Meine Meinung.
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Winterkind04
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Winterkind04 »

… ich habe lange gebraucht, zu verstehen das dies Traumata sind und diese zu verarbeiten manchmal ein Leben lang braucht…
Man kann für die „Kindheit“ nichts - man war dem hilflos ausgeliefert. Aber jetzt bin ich kein Kind mehr, jetzt bin ich dem nicht mehr ausgeliefert.
Vom Kopf her weis ich dass inzwischen und inzwischen fühle ich das auch manchmal. Oder erkenne jetzt in Situationen dass ich verhalten habe, wie als wäre ich Kind… schwierig zu beschreiben…

Aber es ist ein langer Weg, dies alles aufarbeiten
Popcornesser

Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Popcornesser »

Das ist ein Satz, den ich zweischneidig empfinde. Oft kommt er von Menschen, die psychische Krankheiten nicht ernst nehmen können oder wollen. Diese Menschen meinen den als Variante von "Stell dich nicht so an!".

Einen wahren Kern hat der Satz aber. Wir alle bekommen irgendeinen Metallklumpen, aus dem wir unser Leben formen können. Nicht jeder Klumpen ist Gold. In manchen sind nur ein paar Eisenadern in ganz viel Gestein. Dann wird aus uns kein Schmuckstück. Aber aus uns kann was werden. Ein Nagel, der was zusammenhält oder so. Aus Gold könnte man den nicht machen. Wenn wir begreifen, dass der mit dem Goldklumpen ebenso hadern kann und wird, weil er kein Nagel sein kann, haben wir das Wichtigste verstanden.
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Das ist wieder unsere eigene Bewertung.
Ich empfinde es nicht schlimm, nur ein Nagel zu sein. Oder eben nur einen Gesteinsklumpen zu haben. Sofern ich mit meinem zufrieden bin. Und es ist ok, dass ich psychisch eingeschränkt bin - ich lebe damit und strebe nicht nach vollkommener Gesundheit oder Perfektion.

Und auch nur wir haben es in der Hand etwas aus unserem Leben zu machen - auch mit psychischer Erkrankung. Die Therapeutin begleitet uns, den Weg müssen wir aber allein gehen.
Jutie
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Jutie »

Popcornesser hat geschrieben: 4. Jan 2024, 08:12 Das ist ein Satz, den ich zweischneidig empfinde. Oft kommt er von Menschen, die psychische Krankheiten nicht ernst nehmen können oder wollen. Diese Menschen meinen den als Variante von "Stell dich nicht so an!".

Einen wahren Kern hat der Satz aber. Wir alle bekommen irgendeinen Metallklumpen, aus dem wir unser Leben formen können. Nicht jeder Klumpen ist Gold. In manchen sind nur ein paar Eisenadern in ganz viel Gestein. Dann wird aus uns kein Schmuckstück. Aber aus uns kann was werden. Ein Nagel, der was zusammenhält oder so. Aus Gold könnte man den nicht machen. Wenn wir begreifen, dass der mit dem Goldklumpen ebenso hadern kann und wird, weil er kein Nagel sein kann, haben wir das Wichtigste verstanden.
Das gefällt mir, dieser Gold/Nagel Vergleich.

Nur wenn ich Goldkinder beneide und mit meinem Nageldasein hadere, mich immer wieder frage, warum haben die anderen Goldwurzeln und ich den Schrottanteil, dann werde ich nicht glücklich. Und was überhaupt ist *glücklich sein* ?
Ist es nicht eher Zufriedenheit?
f33
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von f33 »

Winterkind04 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 20:10 … ich habe lange gebraucht, zu verstehen das dies Traumata sind und diese zu verarbeiten manchmal ein Leben lang braucht…
Man kann für die „Kindheit“ nichts - man war dem hilflos ausgeliefert. Aber jetzt bin ich kein Kind mehr, jetzt bin ich dem nicht mehr ausgeliefert.
So isses.
Ich kenne sogar Betroffene, wo die Ursachen für diese traumatischen Erlebnis z.B. erst durch Tiefenpsychologie erkannt und aufgearbeitet worden waren- d.h. in einigen Fällen war die Erinnerung an die entsprechenden Erlebnisse aus der Kindheit komplett verblasst, oder der Körper hatte diese Bilder aus Schutzfunktion quasi "zugeschüttet". :|
Liebe Grüße f33
Maxegon
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Maxegon »

Winterkind04 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 20:10 Man kann für die „Kindheit“ nichts - man war dem hilflos ausgeliefert. Aber jetzt bin ich kein Kind mehr, jetzt bin ich dem nicht mehr ausgeliefert.
So isses.
Jetzt kann ich etwas tun.
Es liegt an mir, etwas zu verändern, ob nun mit Hilfe oder ohne, doch wenn ich nichts tue ... wer denn sonst?

Eisennagel oder Goldkettchen ... alles schön und gut ... ich muss doch sehen, was ich habe und dann daraus etwas machen.
Eine andere Möglichkeit habe ich doch nicht.
Topo
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Topo »

Also meiner Meinung nach ist das ehrlich gesagt einer der blödesten Sprüche überhaupt. Manche kommen mit einer genetischen Anlage für chronische Depressionen oder Schizophrenie auf die Welt. Manche machen als Kinder traumatische Erfahrungen, die sie nie wieder verarbeiten können. Manche möchten ein Praktikum machen, um ihren Wunschjob kennenzulernen - das Jobcenter zwingt sie aber, einen Quatschjob anzunehmen, durch den sie endgültig kaputtgehen. Manche kommen in einer Gesellschaft auf die Welt, in der man nicht einfach so 8 Wochen psychosomatische Klinik von der Krankenkasse gezahlt bekommt. Manche finden sich in gewalttätigen Beziehungen wieder und können sich aufgrund emotionaler Abhängigkeit oder Manipultation nicht befreien. Und so weiter... Nichtsdestotrotz bleibt es natürlich richtig, dass man an Änderungen selbst arbeiten muss; das bedeutet aber lange nicht, dass man für die jeweilis aktuelle Situation verantwortlich wäre oder tatsächlich die Macht hätte, die Situation zu verändern.
Reziprok
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Reziprok »

Topo hat geschrieben: 5. Jan 2024, 13:32 Also meiner Meinung nach ist das ehrlich gesagt einer der blödesten Sprüche überhaupt. Manche kommen mit einer genetischen Anlage für chronische Depressionen oder Schizophrenie auf die Welt. Manche machen als Kinder traumatische Erfahrungen, die sie nie wieder verarbeiten können. Manche möchten ein Praktikum machen, um ihren Wunschjob kennenzulernen - das Jobcenter zwingt sie aber, einen Quatschjob anzunehmen, durch den sie endgültig kaputtgehen. Manche kommen in einer Gesellschaft auf die Welt, in der man nicht einfach so 8 Wochen psychosomatische Klinik von der Krankenkasse gezahlt bekommt. Manche finden sich in gewalttätigen Beziehungen wieder und können sich aufgrund emotionaler Abhängigkeit oder Manipultation nicht befreien. Und so weiter... Nichtsdestotrotz bleibt es natürlich richtig, dass man an Änderungen selbst arbeiten muss; das bedeutet aber lange nicht, dass man für die jeweilis aktuelle Situation verantwortlich wäre oder tatsächlich die Macht hätte, die Situation zu verändern.
Ja, das sehe ich auch so.
f33
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von f33 »

Naja, der Spruch zum Thema kommt sicherlich aus einer Zeit, wo diese Aussage noch Gültigkeit hatte- zumindest mehr Gültigkeit, als dies für heutige Gesellschaftsformen/Systeme zutrifft.
Darüber hinaus haben sich ja auch die Werte- und Moralvorstellungen geändert und der Arbeits- u. Bildungsmarkt in einer globalen Welt sieht völlig anders aus, als zu Zt. des Kapitalismus der freien Konkurrenz.
"Handwerk hat goldenen Boden" ist m.E. auch aus dieser Zeit und diese Aussage ist ganz sicher nicht mehr zu halten in der westlichen Welt. ;)
Liebe Grüße f33
Reziprok
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Reziprok »

f33 hat geschrieben: 5. Jan 2024, 17:43 "Handwerk hat goldenen Boden" ist m.E. auch aus dieser Zeit und diese Aussage ist ganz sicher nicht mehr zu halten in der westlichen Welt. ;)
Jetzt fangen sich also die Handwerker (?) hier an zu beschweren, sie würden zu wenig Geld verdienen.

Mich hat einer von denen vor einigen Monaten übelst abgezockt, hat mir das 2,5fache des Einkaufspreises für eine Mischbatterie in einem gewöhnlichen Baumarkt in Rechnung gestellt, und ich konnte aus finanziellen Gründen nichts dagegen tun (Rechtsanwalt kann ich mir nicht leisten). Und dies, obwohl ich bei Auftragserteilung angegeben hatte, dass ich einen Wasserhahn mit zwei getrennten Drehreglern für jeweils Warm- und Kaltwasser haben wollte, der hätte mich maximal 25 Euro gekostet.

So aber musste ich fast 200 € nur für den neuen Wasserhahn abdrücken. Dazu kamen natürlich Anfahrts- und Arbeitskosten.

Ich hatte den vormalig kaputten Wasserhahn einfach nicht abgekriegt, deswegen hatte ich einen Handwerkerbetrieb mit diesen Arbeiten beauftragt.
f33
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von f33 »

Reziprok hat geschrieben: 5. Jan 2024, 18:28 Jetzt fangen sich also die Handwerker (?) hier an zu beschweren, sie würden zu wenig Geld verdienen.
Keine Ahnung was Du meinst @Reziprok :?

1. Bin ich Informatiker
und
2. Habe ich nicht über die Entlohnung geschrieben, sondern über das geschichtlich-bedingte Verblassen der Wertigkeit von alten Sprüchen/ Weisheiten, in Bezug auf den Titel des Eingangs-Posts.

:confused: :confused:
Liebe Grüße f33
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Ist bestimmt ein Missverständnis.
Den Frust über Abzocke kann ich verstehen, aber das tue ich einzelnen Individuen hin, nicht einer ganzen Berufsgruppe. Gibt bestimmt auch ehrliche und faire Handwerker.
Du bist Informatiker ? Ich auch. Ich hab allerdings beruflich nie einen Fuß wirklich auf den Boden bekommen. Zu viele Selbstzweifel und Versagensängste. Dabei ist es gar nicht so, dass ich nichts kann - na ja, wer weiß. Ich arbeite weiter daran. Denn ändern kann nur ich es - das ist auch nicht die Schuld der Gesellschaft sondern meine eigene "schlechte" Ansicht über mich.
Das meinte ich damit, dass wir die Änderung eben selbst in der Hand haben und damit ist oft auch die Zufriedenheit verbunden.
Klar habe ich meine Krankheit nicht selbst verursacht - ich wusste ja früher nicht mal was von Depressionen. Obwohl - wie sag ich das - ich hab es schon selbst forciert - unbewusst, in dem ich meine Versagensängste immer kompensieren wollte und dann bis zum Zusammenbruch mehr gemacht habe. Nur dass die negativen Gefühle so stark geworden sind, ist aus meiner Geschichte heraus erklärbar. Deshalb habe ich jetzt auch Selbstmitgefühl mit mir. Aber auch das Selbstmitgefühl hat kein anderer für mich produziert.

LG Senif :hello:
Reziprok
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Reziprok »

Senif hat geschrieben: 5. Jan 2024, 20:31 Ist bestimmt ein Missverständnis.
Den Frust über Abzocke kann ich verstehen, aber das tue ich einzelnen Individuen hin, nicht einer ganzen Berufsgruppe. Gibt bestimmt auch ehrliche und faire Handwerker.
Ja, okay. Dem stimme ich ja grundsätzlich zu.

Nur: Aufgrund des akuten Mangels an der Verfügbarkeit handwerklicher Dienstleistungen könnte ich mir vorstellen, dass die Verlockung auf Seiten der (aber natürlich nicht aller) Handwerksbetriebe, überhöhte Preise zu verlangen doch mehr oder weniger recht hoch sein könnte.

Denn: Die Nachfrage nach Handwerkerdienstleistungen ist schon seit mehreren Jahren weitaus höher als das verfügbare Angebot davon. Stichwort "freier Markt", der ja weiter unten als vermeintlich in den heutigen Zeiten nicht mehr gegeben angemängelt worden ist.

Und deswegen würde ich mal behaupten, dass Handwerker doch vergleichsweise gut verdienen zurzeit.

Das wollte ich eigentlich mit dem Einzelfall ausdrücken, der mir widerfahren ist.

LG

Reziprok
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Ja, der akute Mangel wird in Zukunft noch schlimmer werden. Und dann mit der "selbst" angeheizten Inflation .... da sehe ich manchmal auch schwarz, aber dann merke ich auch, warte mal, ich male schon wieder alles schwarz. Den Optimismus habe ich auch manchmal, und das ist viel schöner als der Pessimismus. Rein vom Lebensgefühl her. Zugegeben, das ist in der heutigen Zeit manchmal schwer.
Aber es geht immer irgendwie weiter - zumindest war es bisher so.
Ich kann deinen Frust absolut nachvollziehen, würde ich auch Ärger haben. Mittlerweile muss man echt genau hinschauen, wem man Vertrauen schenkt. Mein Vertrauen ist auch oft missbraucht worden.

Edit: und ich habe es missbrauchen lassen. Leider.
Deheteleef
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Deheteleef »

Vier fünfmal vervierfacht macht mehr als fünf viermal verfünffacht. :shock:
Reziprok
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Reziprok »

Deheteleef hat geschrieben: 6. Jan 2024, 09:49 Wird nicht nur hier diskutiert:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/fa ... d-100.html
Danke für den Link.

In meiner politischen Wahrnehmung ist die Redewendung "Jeder ist seines Glückes Schmied" eine Redewendung, die sehr gerne von der FDP (sinngemäß) proklamiert wird.

Bedeutet sie ja im Sinne der FDP, nichts Effektives gegen die recht verbreitete Kinderarmut in Deutschland in Form höherer monatlicher Transferleistungen gegenüber den betroffenen Kindern tun zu müssen, Stichwort "Kindergrundsicherung", die ja ursprünglich ein jährliches Budget in Höhe von 12,6 Milliarden € haben sollte, das aber durch unseren Bundesfinanzminister auf nur noch auf ca. 2,1 Milliarden € zusammengekürzt wurde.

Diese niedrige Summe erlaubt keine zusätzlichen monatlichen finanziellen Zuwendungen gegenüber Kindern im Bürgergeldbezug.
lt.cable
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, alle miteinander!

Gestern im Nachtcafe (SWR) hieß es etwa: Ein gelingendes Leben sei ein immer wieder vorgetragenes Ziel für die Menschen. Das könne aber kein Maßstab sein, da wir es nicht selbst bestimmen würden, ob es gelingt. Es gäbe ja auch Leben, wo vieles nicht gelingt. Viel wichtiger sei der Versuch, sein Leben für sich erfüllt zu gestalten.

Das fand ich Recht hilfreich als Sichtweise.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Senif
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Senif »

Hai,

ich denke, bei keinem gelingt alles. So gut wie die meisten haben mit Rückschlägen zu tun. Die Frage ist doch, wie gehen WIR mit den Rückschlägen oder Misserfolgen um ? Mache ich mich fertig, versuche ich es nochmal oder suche ich mir etwas neues und bewerte das so, dass das eigentlich gar nicht schlimm ist. Oder akzeptiere ich auch Schicksalsschläge und versuche trotzdem mein Leben aktiv zu gestalten. Ich bin davon überzeugt, dass das ganz viel mit uns selbst zu tun hat und wir dass das zu lernen ein lohnendes Ziel ist, um wieder leichtgewichtiger durchs Leben zu gehen. Unabhängig davon, dass es zwar ungerecht war, dass ich das nicht lernen durfte früher und es Widrigkeiten gab, die mich in der Entwicklung behindert haben für das ich nichts konnte. Aber diese Erkenntnis bringt mich dem Lernziel ja nicht näher, im Gegenteil, es verstellt die Sicht darauf.

LG Senif :hello:
Maxegon
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von Maxegon »

Ein gelingendes Leben sei ein immer wieder vorgetragenes Ziel für die Menschen. Das könne aber kein Maßstab sein, da wir es nicht selbst bestimmen würden, ob es gelingt. Es gäbe ja auch Leben, wo vieles nicht gelingt. Viel wichtiger sei der Versuch, sein Leben für sich erfüllt zu gestalten.
Ein erfülltes Leben ist doch ein gelungenes oder etwa nicht?
Jeder einzelne hat doch seine Wünsche, Ziele, Bedürfnisse, dass allein ist der Maßstab.

Ebenso der Satz:
"Das Leben macht nur so viel Sinn, wie wir im Stande sind ihm zu geben."

= Alles schön und gut, prima Weisheiten, tolle Aphorismen!

Doch wie befähige ich einen Menschen, sich sein Leben überhaupt zu erfüllen.

Jeder ist seines Glückes Schmied = toller Satz und der stimmt auch.
Doch wenn nichts zum Schmieden da ist, wird auch der beste, gelernte Schmied nichts schmieden können und der, der nicht Schmieden kann, ein Bäcker, Philosoph oder eine Kindergärtnerin, dem nutzt auch der beste Stahl, das heisseste Feuer nichts, da er/sie das Handwerk nicht beherrscht.

Auch die Kinderarmut in D. wird nicht geringer, wenn der Staat ein paar Milliarden zur Verfügung stellt ... für die Kinder.
Solange die Eltern langsam verarmen, kannst du den Kindern noch so viel "Pausenbrot" finanzieren, solange die Mieten immer höher werden, die Lebenshaltungskosten immer mehr steigen ...

Es ist, als schütte man immer mehr Wasser in einen Topf, der Löcher hat und hofft, der Topf würde sich irgendwann mal füllen (erfülltes Leben).

Dieses simple Beispiel kann man bei Krankheiten, dem Glück, der Flüchtlingspolitik, Klimakrise, etc.pp. anführen,
geht man nicht an die Ursache des Problems (die Löcher im Topf), wird sich auch nichts verändern.
DieNeue
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Re: Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied

Beitrag von DieNeue »

Hallo Magarete64,
Magarete64 hat geschrieben: 3. Jan 2024, 18:36 Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied... diesen Satz sagte vor kurzem ein Kollege zu mir, als Zusatz meinte er, er würde mich damit nur ärgern wollen.
Wieso wollte dein Arbeitskollege dich "nur" ärgern? Macht ihm das Spaß? :?
Ich denke, solche plakativen Sprüche bilden nie die ganze Wahrheit ab. Natürlich sollte man aus dem, was man hat, versuchen das Beste zu machen. Aber es hat nicht jeder die gleichen Voraussetzungen und man kann im Leben auch mal Pech haben. Man hat nicht auf alles Einfluss, aber für das, was man beeinflussen kann, sollte man die Verantwortung übernehmen und kann sein Leben evtl. auch verbessern als wenn man nichts tut.
Wäre interessant zu wissen, warum der Kollege dir das sagt. Falls er ernsthaft glaubt, dass der Satz die ganze Wirklichkeit abbildet und man sowas einfach jedem um die Ohren hauen kann, dem es nicht gut geht, würde ich versuchen, von dem Menschen Abstand zu halten und ihn nicht zu ernst nehmen.

Liebe Grüße,
DieNeue
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