In Klinik über Weihnachten?

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Tony237
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In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

Hallo zusammen,
ich habe seit 3 Monaten psychosomatische Übelkeit mit Erbrechen und habe Dauerstress. Ich habe mein Studium angefangen, bin dafür ausgezogen in eine andere Stadt und wohne alleine in einer eigenen Wohnung. Also versteh ich schon, warum da das alles etwas viel für mich ist. In meiner Wohnung kann ich mit dem Ganzen ganz gut umgehen. Ich kann essen was und wann ich will, übergeben (wenn es passiert) und heulen, wenn ich es "möchte". Irgendwann hört das dann auf und ich kann mich irgendwie wieder halbwegs entspannen und mich um mich kümmern. Immer wenn ich jetzt aber zu Hause bei meinen Eltern bin, wird alles immer soo viel schlimmer. Ich kann mich da nicht wirklich runter regulieren, da sie sich sehr Sorgen machen und nicht mehr weiter wissen und mir dadurch richtig Angst machen, weil meine Eltern für mich immer diese Stütze waren. Jetzt steht Weihnachten vor der Tür und ich habe wahnsinnige Angst davor. Dass ich mich dann zu Hause in diese Panik/Hilflosigkeit reinsteigere und mich nicht mehr einkriege. Das war nämlich letztes Wochenende der Fall. Mir war übel, hatte so Heimweh oder so ähnlich (kapier dieses Gefühl nicht) und hatte es angesprochen. Meine Mutter brachte dann Klinik und Krisendienst und Suizid ins Gespräch und das hat mir noch mehr Angst gemacht, weil ich mich da nunmal nicht sehe. Ich weiß dass sie sich Sorgen macht, aber das bringt halt absolut gar nichts. Das mit der Übelkeit in Stresssituationen kenne ich schon vom Abi, nur dass diesmal kein Ende in Sicht ist.
Ich hatte jetzt echt schnell einen Termin bei einer Psychotherapeutin gefunden und ich denke das wird mir langfristig helfen. Aber es ist keine Lösung für die Ferien...
Jetzt bin ich am Überlegen ob ich Medikamente in diesen Situationen nehmen kann, dass ich erst gar nicht so panisch werde, die in so kurzer Zeit wirken. Ich weiß das Antidepressiva ja nunmal erst nach Wochen ihre Wirkung entfalten und jetzt weiß ich einfach nicht, was ich weiter machen soll. Ich bin etwas vorsichtig mit Medikamenten, weil ich nicht weiß, ob es nötig ist, weil ich mich vielleicht auch einfach reinsteigere.
Ich hab am Montag meinen zweiten Termin bei der Therapeutin, aber gut zureden wird nicht ausreichen.
Ich habe meinen Eltern schon gesagt, dass sie mich einfach machen lassen sollen. Also wenn ich mich übergebe, nicht immer gleich sich so angucken und mir spüren lassen, dass sie überfordert sind. Ich kümmere mich ja und habe mir professionelle Hilfe geholt und bin auch nicht abwägig gegenüber anderen Maßnahmen, möchte ja auch dass es mir mal besser geht. Das wird einfach seine Zeit dauern, bis ich mir allem umgehen kann.
Jetzt wollte ich wissen, ob jmd. über Weihnachten schon mal in einer Klinik war und ob das geholfen hat oder es eher verschlimmert hat? Ob der Abstand zu den Verwandten, den Traditionen und die Erwartungen an Weihnachten und an das neue Jahr euch geholfen hat?
Kann man so spontan in die Klinik gehen, wenn keine Suizidgefahr besteht, aber die Übelkeit so schlimm ist? Also ich wäre ja auch freiwillig da, sodass ich mich auch eigens wieder entlassen könnte, oder?

Mit freundlichen Grüßen Toni
Meridian
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Meridian »

Hallo Toni,

ich war schon über Weihnachten in einer psychosomatischen Klinik und ich fand das überhaupt nicht schlimm.
Es war sogar möglich, mit einer Übernachtung an den Feiertagen nach Hause zu fahren, aber auch die, die dort geblieben sind, fanden es wohl ganz in Ordnung. Man ist ja auf jeden Fall nicht allein.
Ob du jetzt allerdings schnell einen Platz in einer Klinik bekommst, ist fraglich bzw. eher unwahrscheinlich, da es meistens Wartezeiten gibt.
Das, was du über deine Eltern schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Es ist verständlich, dass sie sich Sorgen machen, aber dieses ständige beobachtet werden ist schwierig und die Ängste deiner Eltern übertragen sich auch auf dich. Das macht dann alles noch schlimmer.
Ich kenne das von mir, ich hätte mir eher etwas Normalität gewünscht, als mich auch noch für die Sorgen anderer verantwortlich zu fühlen.
Und so wie du handelst, ist eine übertriebene Fürsorglichkeit gar nicht nötig, denn du kümmerst dich ja darum, dass es dir langfristig wieder besser geht, macht eine Therapie usw.
Was hält denn die Therapeutin von der Idee mit der Klinik?
Grundsätzlich denke ich, käme für dich eine psychosomatische Klinik schon in Frage, aber zumindest für eine Akutklinik brauchst du eine Einweisung.

LG, Meridian
Meridian
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Meridian »

Noch kurz zu den Medikamenten:
Es gibt Antidepressiva (z.B. Mirtazapin), die eher beruhigend wirken und auch bei psychosomatischer Übelkeit und Erbrechen helfen können (durch die Wirkung auf die Histamin Rezeptoren).
Hast du einen Haus-oder Facharzt, der dir das evtl. verschreiben würde?
Allegretto
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Allegretto »

Hallo Tony237,
ich schließe mich Meridians Ausführungen an.
Als Akutfall (das ist dann, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, was ich bei Dir aber nicht herauslese) vor und über Weihnachten bliebe Dir nur die Psychiatrie, die in der Nähe Deines Wohnortes liegt.
Ein stationärer Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik (das ist etwas anderes als die Psychiatrie) braucht zeitlichen Verlauf und ist immer mit Wartezeiten (mehrere Monate) verbunden. Dazu braucht es die "Überweisung" eines Facharztes (HA geht, meine ich auch).
Ich finde, Du gehst selbstverantwortlich mit den Stresssymptomen um. Vielleicht könntest Du mit dem HA besprechen, ob er Dir etwas gegen diese heftige Übelkeit und das Erbrechen verschreiben kann. Das scheint ja eine Überreaktion des vegetativen Nervensystems zu sein.
Vielleicht kannst Du auch noch einmal mit Deinen Eltern sprechen und Ihnen Ihre Sorgen etwas nehmen.
Ich wünsche Dir alles Gute,
Allegretto
Tony237
Beiträge: 6
Registriert: 10. Dez 2023, 18:25

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

Hallo Meridian,
danke für die schnelle Antwort! Es ist toll von jmd. zu hören, der mich verstehen kann...Das Forum war für mich in der letzten Woche ein richtiger Stützpfeiler.
Diese Normalität irgendwo im Leben zu haben, fehlt mir richtig. Das hast du schön geschrieben. In der Uni habe ich das leider auch nicht, weil ich durch die Symptome zurzeit viel fehle und das fällt ja auf. Aber ich will jetzt auch nicht jedem erzählen, was bei mir gerade abgeht. Echt schwierig.
Ich hoffe einfach durch das offene Ansprechen meiner Probleme mit meinen Eltern und gemeinsame Grenzensetzung wird das irgendwie klappen...
Meridian hat geschrieben: 17. Dez 2023, 11:00
Was hält denn die Therapeutin von der Idee mit der Klinik?
Grundsätzlich denke ich, käme für dich eine psychosomatische Klinik schon in Frage, aber zumindest für eine Akutklinik brauchst du eine Einweisung.
Gut zu wissen. Ich hab das ganze System noch nicht ganz durchschaut.
Mit meiner Therapeutin hatte ich darüber noch nicht geredet. Vor 2 Wochen war erst der erste Termin und ich hatte mich zu der Zeit wieder besser gefühlt und dachte mein Problem liege woanders...Deswegen warte ich sehnsüchtig auf morgen, weil ich das endlich ansprechen kann. Aber sie wird mir da sicher nicht schnell weiterhelfen können.
Ich hatte mir schon gedacht, dass man so spontan nicht in die Klinik kann, wenn es nicht gerade um Leben und Tod geht...
Ich will ja an sich auch nicht in die Klinik. Ich glaube das würde es mir noch schwerer machen wieder in den Alltag zurückzukommen und noch weniger Anschluss im Studium zu haben. Es geht ja wirklich nur um die letzten Tage des Jahres. Wie man die relativ "stressfrei" überstehen kann. Hat irgendjemand Tipps?
Meridian hat geschrieben: 17. Dez 2023, 11:08 Noch kurz zu den Medikamenten:
Es gibt Antidepressiva (z.B. Mirtazapin), die eher beruhigend wirken und auch bei psychosomatischer Übelkeit und Erbrechen helfen können (durch die Wirkung auf die Histamin Rezeptoren).
Hast du einen Haus-oder Facharzt, der dir das evtl. verschreiben würde?
Ich habe einen Hausarzt bei dem ich am Di auch nochmal einen Termin habe. Ich denke, dass sie mir das nicht einfach so verschreiben würde. Ich bin ja erst hergezogen und somit kennt sie mich ja noch nicht wirklich...und vor allem über die freie Zeit hinweg, wo ich gar nicht in der Stadt sein würde, falls irgendwas wäre, wie Nebenwirkungen oder ähnliches...aber ich werde es auf jeden Fall ansprechen.
Das Medikament klingt aber erstmal vielversprechend. Als Nebenwirkung ist Gewichtszunahme durch hohen Appetit abgegeben. Kann das nicht für mich nach so einer langen Zeit mit wenig Essen, auch eine positive Nebenwirkung sein? Hat da jmd. schon Erfahrungen gemacht?

Wie lange muss man denn so durchschnittlich auf einen Termin beim Psychiater warten und wie schnell würde er was verschreiben? Kann der das schon beim ersten Termin?

LG Toni :)
Tony237
Beiträge: 6
Registriert: 10. Dez 2023, 18:25

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

Allegretto hat geschrieben: 17. Dez 2023, 11:27 Hallo Tony237,
ich schließe mich Meridians Ausführungen an.
Als Akutfall (das ist dann, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, was ich bei Dir aber nicht herauslese) vor und über Weihnachten bliebe Dir nur die Psychiatrie, die in der Nähe Deines Wohnortes liegt.
Ein stationärer Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik (das ist etwas anderes als die Psychiatrie) braucht zeitlichen Verlauf und ist immer mit Wartezeiten (mehrere Monate) verbunden. Dazu braucht es die "Überweisung" eines Facharztes (HA geht, meine ich auch).
...
Hallo Allegretto,

danke fürs Erklären!
Ich sehe das genauso, dass eine Klinik bis jetzt "unnötig" wäre. Die Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen, geht schon recht gut. Nur die andere Umgebung, also wieder zu Hause zu sein, stört stark meine Routine. Vor allem morgens ist es schlimm und ich hab einfach Angst diese Übelkeit nicht kontrollieren zu können. Ich hab auch ein Mittel gegen Übelkeit vom Hausarzt bekommen und hoffe, dass das auch hilft. Ich habe es bisher nur einmal nach dem Erbrechen genommen, weil davor diese Panik ist und ich einfach nicht weiß, ob mir das in dem Moment helfen würde. Das Erbrechen ist ja irgendwie auch etwas Stress freilassen, weil der Körper dann erstmal runterfährt. Vielleicht muss "es" einfach raus *schulterzucken*...ich werde es aber definitiv mal vorher ausprobieren.
Ich denke ich mache mir einfach zu viele Gedanken, aber kein Wunder bei der ganzen Anspannung :/.
Meine Mutter nimmt selber auch Medikamente und sieht sich wahrscheinlich gerade in mir. Deswegen kann ich die ganzen Sorgen sehr gut nachvollziehen. Ich denke reden ist das Richtige und ich werde mir einen Notfallplan zurechlegen.

LG Toni
Maxegon
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Maxegon »

Tony237 hat geschrieben: 17. Dez 2023, 11:47 Es geht ja wirklich nur um die letzten Tage des Jahres. Wie man die relativ "stressfrei" überstehen kann. Hat jemand Tipps?
Hallo Tony237,

ja, versuche herauszubekommen was du willst.

Grenzensetzung ... auf der einen Seite leidest du, gehst zu deinen Eltern und teilst es ihnen mit.

Eltern wollen immer nur das Beste für ihre Kinder, wollen helfen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Du kennst deine Eltern, weisst wie sie reagieren - was erwartest du von ihnen?
Was sollen deine Eltern deiner Meinung nach tun? Was tätest du, wärest du an der Stelle deiner Eltern?

Sicher erwartest du, sie sollen verstehen - kannst du ihnen das auch so mitteilen, dass sie dich verstehen?
Verstehst du es selbst?
Wie sollen deine Eltern reagieren?

Kein Wunder, dass Eltern auch das Schlimmste (Klinik, Krisendienst und Suizid) in Erwägung ziehen, sie machen sich Sorgen und wollen helfen.

Je mehr du leidest und ihnen das auch zeigst, desto mehr wollen sie auch helfen (vielleicht).
Nun kenne ich deine Eltern nicht bzw. eurer Verhältnis.

Meine Eltern waren eher tiefenentspannt und nervten nicht, fragten was sie tun können, verlangten aber nichts und ließen sich mein Ding machen, denn ich war ja schon groß.

Kliniken und auch Ärzte haben zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Auch die Menschen, Pfleger, Psychologen, Therapeuten "kämpfen" in dieser Zeit an ihrem Limit.
Betrachtet man es ein Mal nüchtern: Was sollen sie tun?
Das Leben der Patienten leben? Es für sie auf die Reihe bekommen?

Sie können doch nur Medikamente geben, die vielleicht, hoffentlich helfen, die Menschen bitten, sich zu entspannen, sich etwas Gutes zu tun oder sie "betäuben" bis sie sich von selbst wieder beruhigt haben.

Wenn dir die Situation zu Haus (Eltern) missfällt, gehe in deine eigene Wohnung, verreise, besuche Freunde - du kannst doch frei entscheiden.

Du kannst doch nur mit dem Leben, was dir zur Verfügung steht.
:hello:
Maxegon
Beiträge: 2423
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Maxegon »

Tony237 hat geschrieben: 17. Dez 2023, 12:07 Die Übelkeit unter Kontrolle zu bekommen, geht schon recht gut. Nur die andere Umgebung, also wieder zu Hause zu sein, stört stark meine Routine. Vor allem morgens ist es schlimm und ich hab einfach Angst diese Übelkeit nicht kontrollieren zu können.
Du weisst doch selbst, wenn du mit anderen Menschen zusammen lebst, müsst ihr eine gemeinsame Routine finden.
Ist deine Übelkeit psychosomatischer Natur, also stressbedingt?
Dann sorge, dass es dir gut geht, du dich entspannen kannst, wenn das im elterlichen Heim nicht funktioniert, verlasse es oder sorge für deine (!) eigene, persönliche Routine.
Meridian
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Meridian »

Ich habe mit Mirtazapin selbst gute Erfahrung gemacht. Es wirkte auch in geringer Dosis etwas beruhigend, schlafanstoßend und appetitanregend.
Ich kann mich noch an das Gefühl erinnern, als mir das Essen wieder geschmeckt hat.
So wie du es auch beschreibst, habe ich in psychischen Krisen, bei großem Stress keinen Appetit mehr und verliere dann auch erschreckend schnell an Gewicht.
Wie gesagt, das ist meine Erfahrung und bedeutet nicht, dass es bei dir genau so wirkt, aber es ist einen Versuch wert.
Sprich deine Hausärztin ruhig darauf an, dass du dir gerade jetzt über die Feiertage eine medikamentöse Unterstützung wünschst.
Prinzipiell dürfen Hausärzte auch AD verschreiben, wobei sie eben nicht das Fachwissen eines Psychiaters haben.
Ich denke in der Situation, in der du bist, geht es erst mal darum, das Stresssystem etwas zu beruhigen.
Langfristig ist es sicher hilfreich, in der Therapie Strategien zu entwickeln, anders und besser mit Stress umzugehen zu lernen.
Die psychosomatischen Symptome sind ja nur das Zeichen, dass da etwas aus dem Ruder läuft, aber sie können einem das Leben ziemlich schwer machen.
Tony237
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

Guten Morgen,

danke für die Antworten! Ihr habt mir viel zum Nachdenken gegeben. Ich bin kein Fan von Medikamenten, vor allem wenn nicht klar ist, wie lange man sie nehmen muss. Ich möchte mit 19 Jahren einfach nicht von irgendwelchen Medis abhängig sein.

Gestern war ich bei meiner "Hausärztin". Ich konnte gerade so sagen, ich hätte starke innere Unruhe und ein massives Stressgefühl und mein Körper wäre durchgängig angespannt, da hat sie mich schon unterbrochen und gesagt, was ich dann bei ihr soll, da müsse ich zu einem Therapeuten oder einem Psychiater. Ja danke...das ist mir auch bewusst, aber vor dem Jahresende klappt da ja nichts. Ich wollte lediglich wissen, wie man weiter vorgeht, wie ich einen Psychiater finde oder wer in Notsituationen Ansprechpartner wären und einfach dass sie mich ein bisschen beruhigt. Vielleicht auch, dass sie mir Medikamente für die Feiertage gibt, damit das nicht zum Horrortip wird, wie ich es mir zurzeit ausmale. Ich wollte einfach das Gefühl haben, ich habe einen Ansprechpartner in ihr, der versucht mit Lösungen zu finden. Ich verstehe ja, dass sie da wenig machen kann, aber auf der Website steht nunmal psychosomatische Grundversorgung und wenn einer sich neue Symptome diesbezüglich nicht einmal anhören will und keine Tipps bezüglich Entspannungsübungen oder generell, wie man weiter vorgeht, gibt, dann finde ich das einfach nur schwach und absolut nicht hilfreich. Ich werde wahrscheinlich wechseln. Ist ja schön und gut, wenn man immer schnell drankommt, aber wenn einem nicht mal versucht wird zu helfen, bringt es ja nichts...
Sry für das Ranten, aber ich fühl mich einfach etwas hilflos.
Ich habe jetzt einen Termin bei der psychosomatischen Ambulanz gemacht und sie wollen dafür eine Überweisung vom Hausarzt haben.
Ist so eine Überweisung "leicht" zu bekommen?
Hat jmd. Erfahrung mit der Beratung/Diagnostik in so einer Ambulanz gemacht?

LG Toni
Maxegon
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Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Maxegon »

Meridian hat geschrieben: 17. Dez 2023, 14:22
So wie du es auch beschreibst, habe ich in psychischen Krisen, bei großem Stress keinen Appetit mehr ....
Die psychosomatischen Symptome sind ja nur das Zeichen, dass da etwas aus dem Ruder läuft, aber sie können einem das Leben ziemlich schwer machen.
"Es schlägt einem etwas auf den Magen."
Das hat bestimmt jeder schon einmal erlebt oder zumindest davon gehört, von diesem flauen Gefühl, bis hin zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerz etc.pp..

Eine Schutzreaktion des Körpers, er zwingt einem dazu zur Ruhe zu kommen, nichts mehr zu tun, sich zu entspannen, um sich zu erholen, aus eigener Kraft.

Hat man etwas falsches Gegessen, hat es den Votreil, dass man keine weitere ("schlechte") Nahrung mehr zu sich nimmt, ist man gestresst, in einer "gefährlichen" Situation, hat es den Vorteil, dass man sich zurückzieht, die unangenehme Situation verlässt.

All das beruhigt, entweder hat der Körper die Möglichkeit den Körper zu entgiften (schlechtes Essen) oder all die Stresshormone abzubauen.
Das braucht Zeit.

Esse ich immer wieder "schlechtes Futter" oder begebe mich in stressige Situationen, fängt der ganze Prozess von vorn an.

Wie vermeide ich also diese stressigen Situationen, was kann ich tun, damit überhaupt erst gar kein Stress aufkommt?

Was stresst Dich, @Tony237 ?

Was ist die Ursache/Ursachen?

Ein Arzt kann doch nur die Wirkung behandeln, wenn er die Ursache nicht kennt.

Wenn ich die Ursache meines Unwohlseins nicht ergründe (Notfalls mit Hilfe), kann ich noch so viel Medizin nehmen, ich werde immer nur versuchen die Symptome zu lindern, ohne jemals an den Kern (Urasche) zu gelangen.

Beruhigungsmittel, Antidepressiva etc, selbst Alkohol oder Marihuana, beruhigt, betäubt bzw. hemmt die Weiterleitung bestimmter Botenstoffe, doch mehr auch nicht.

Was verursacht diese psychischen Krisen?
Was macht dich so traurig, unzufrieden, was macht dir Angst, dass der Körper derart heftig reagiert, dass er dich zur Ruhe zwingt?
Tony237
Beiträge: 6
Registriert: 10. Dez 2023, 18:25

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

@Maxegon Ich danke dir erstmal für den Vergleich und die Denkanstöße. So ist es sehr gut nachvollziehbar, was gerade in mir passiert.

"Was stresst Dich, @Tony237 ?
Was ist die Ursache/Ursachen?"

Das ist halt die Frage. Ich schätze es hat was damit zu tun, dass ich zum allerersten Mal alleine wohne, in einer fremden Stadt. Dieses Ungewohnte macht mir zu schaffen. Ich habe Probleme meinen Tag zu füllen, auch mit Dingen, die mir Spaß machen. Ich bin oft überfordert mit all den Aufgaben, die man plötzlich hat (Abwasch, Putzen, Essen kochen, Uni). Aber das lernt man ja hoffentlich mit der Zeit....

Die Jahre davor, habe ich mich sehr schlecht um mich gekümmert, statt mir was zu essen zu machen, hab ich mich abgelenkt mit Medien. Und ich weiß gar nicht, ob ich wirklich Hobbies habe...

Ich habe mich nie mit der Frage beschäftigt, was mich ausmacht, was mir Spaß macht und was ich in meinem Leben erreichen will. Also alles Fragen die man sich ja in dem Alter stellt und natürlich jetzt wo ich alleine wohne, aus ihren Verstecken kriechen und beantwortet werden wollen. Also ja im großen und ganzen die Selbstfindung...

Die Corona/Lockdown-Zeit spielt auch eine Rolle. Ich war die ganze Zeit angespannt und im Überlebensmodus. Ich musste mich ja irgendwie durch das Abi quälen. Freunde zu treffen und Hobbies nachzugehen, war eigentlich nicht möglich und das ist ja auch die Zeit, wo man sich normalerweise von seinen Eltern löst und sein eigenes Ding macht...funktioniert nur nicht, wenn man auf 60m² 2 Jahre lang aufeinander hockt. Gerade deshalb wollte ich ja auch ausziehen. Aber wirklich vorgestellt, wie das Alleine-Wohnen wäre, habe ich nie.

Auf jeden Fall ist es für mich schwierig das Neue jetzt in Einklang mit dem von früher, also meinem Zuhause, zu bringen. Immer wenn ich nach Hause komme, fühl ich mich wie ein Fremdkörper, eingeengt und unfrei. Das macht mir zu schaffen, weil ich keinen richtigen Ort habe, wo ich mich wohlfühle und abschalten kann. Deswegen auch die Angst vor Weihnachten...

Dadurch dass ich mich so schlecht ernährt habe, hatte ich auch starke Kreislaufprobleme, durch die ich jetzt eine stärkere Körperwahrnehmung habe und immer Angst habe umzukippen. In Situationen die mir zu viel werden, schlägt mein Kreislauf daher immer an. Ich vermeide mittlerweile richtig viele Orte, so auch Restaurants, die Mensa der Uni, volle Vorlesungen oder auch Konzerte und andere kulturelle Aktivitäten mit vielen Menschen. Jetzt kommt noch dazu, dass Verabredungen mit Freunden das auch auslöst. Das schränkt mich wahnsinnig ein, aber ich kann halt nicht nicht darauf achten.

Dadurch dass ich jetzt so Probleme habe, komme ich im Studium kaum hinterher und auch den Anschluss an meine Mitstudenten verpasse ich. Das schürt immer mehr meine Angst der Vereinsamung. Und die ganzen körperlichen Probleme fürhen zu Zukunfsängsten, weil ich mir zurzeit nicht mal vorstellen könnte einen Minijob zu machen, geschweige denn mein Studium so weiter zu machen. Ich habe das Vetrauen in mir selbst (mental und physisch) verloren.

Das mein Körper so heftig reagiert, ist gruselig. Einen Stopp oder Ruhe kann er damit ja leider auch nicht erreichen, weil jedes Übergeben meine Anspannung vergößert. Ist halt ein Teufelskreis. Aus der Situation entfernen geht halt schlecht, wenn ich nicht weiß wohin oder was ich lassen soll. Mein Studium abbrechen will ich nicht und zurückziehen auch nicht. Was bleibt mir dann denn übrig als es auszuhalten und hoffen, dass es mit der Therapie und Ernährungsumstellung und festem Tagesablauf besser wird?
Dafür brauche ich zurzeit professionelle Unterstützung, weil ich das Übergeben durch Stress und diese Angst irgendwie unter Kontrolle bringen muss. Es kostest sehr viel Kraft und Zeit, die ich lieber in mein Studium stecken würde oder ins leben.

Es wird daher höchste Zeit endlich diese ganzen Dinge, die sich aufgestaut haben, zu lösen und hoffentlich dabei wieder Mut und Kraft fürs Leben zu finden :).

Ich bin froh diesen Termin bei der Ambulanz bekommen zu haben, da sich dann wirklich mal jmd. 2h Zeit nimmt und mich berät und die da auch Ahnung davon haben, vor allem bezüglich der Kombination aus Psyche und Körper. Sie können mir hoffentlich sagen, wie es weiter geht.
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Tony,

eigentlich sollte es kein Problem sein, von Deiner Hausärztin eine Überweisung für die Ambulanz zu erhalten, vor allem, da sie ja eindeutig gesagt hat, daß sie sich als Behandlerin dafür nicht zuständig fühlt.

Meine Psychiaterin hatte mir ein Notfallmedikament verschrieben. Das wirkte gegen die Ängste und Anspannung. Das habe ich in einer schwierigen beruflichen Situation vor der Arbeit genommen, um meine Arbeitsleistung nicht durch die vorhandenen Anspannungen und Ängste beeinflussen zu lassen und um durchzuhalten. Diese kamen durch das Verhalten des Arbeitgebers.
Es gibt also für vorübergehend etwas und mich hat es nicht abhängig gemacht.

Ansonsten scheinst Du auf einem guten Weg zu sein.
Du schaffst es, Dir Hilfe zu besorgen. Du weißt, welche Symptome bei Dir psychosomatisch sind, Du möchtest Deine Situation ändern und an Dir arbeiten.

Ich wünsche Dir, daß Du für die Feiertage für Dich gute Strategien findest und gute Zeiten hast.

Alles Gute,
Suchende
Tony237
Beiträge: 6
Registriert: 10. Dez 2023, 18:25

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Tony237 »

Hallo Suchende,

danke für deine schönen Worte :).

Super, dass du was gefunden hattest, was für dich funktioniert hat.
Kannst du mir sagen, was das für ein Medikament war? Ich würde mich gerne weiter darüber informieren. Ist das eins, was sofort wirkt oder erstmal bisschen Zeit braucht? Ein Mittel zu haben für so Notsituationen, wie zurzeit Prüfungen o.ä., würde mich sehr entlasten.

Ich wünsche dir auch eine vor allem erholsame Zeit und ich bedanke mich nochmal für deinen aufbauenden Beitrag :)!

Ich hatte übrigens gestern und heute voll die Erleuchtung, wie das alles zustande gekommen ist. Das ist echt etwas beängstigend, wenn man bemerkt, man hat Jahre lang immer mehr schlechte Gewohnheiten angesammelt, die alle miteinander zusammenhängen: Es fing an mit der exessiven Nutzung des Smartphone, was zum Vergessen von Essen führte, was wiederum zu Kreislaufproblemen führte, was wiederum Ängste vor Hitze, Essensgeruch, Menschenmassen auslöste. Dies führte zur Vermeidung von alltäglichen Situationen und der zunehmenden Realitätsflucht, also steigender Mediennutzung und immer weniger Bewegung. Darauf folgten immer weniger Gedanken zum Thema Essen und noch mehr Kreislaufprobleme mit zusätzlicher Übelkeit und Appetitlosigkeit. Und immer wenn ich jetzt Stress habe, wird das alles ausgelöst. Top, hab ich echt gut hinbekommen👏🏻 und das Traurige dabei ist, das Einzige, was ich so exessiv auf meinem Handy gemacht habe, war lesen...
Naja wenigstens fällt es mir jetzt auf und mit Veränderung der Essgewohnheiten, mehr Sport treiben und sich Hobbies suchen oder mal wieder anfangen Bücher zu lesen, werde ich aus meinem Tief wahrscheinlich ganz gut rauskommen. Am Ende muss ich meinem Körper schon irgendwie dankbar sein, dass er mich mal angerempelt hat und mir gesagt hat "Toni, so gehts nicht weiter."
Suchende2
Beiträge: 1207
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: In Klinik über Weihnachten?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Tony,

Promethazinhydrochlorid ist der Wirkstoff. Das gibt es von verschiedenen Anbietern, z.B. auch unter dem Namen Attosil.
Es wirkt ziemlich schnell. Wie schnell kann ich nicht sagen, ich habe es zu Hause genommen und bin dann auf die Arbeit (habe zu dem Zeitpunkt nur halbe Tage gearbeitet).

Schön zu lesen, daß Du einen unguten Kreislauf erkannt hast und jetzt an das Aufbrechen gehst.

Alles Gute,
Suchende
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