Ich möchte die Krankheit verstehen

Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Schade, dass es so selten klick macht, wenn Du den Spiegel vorhältst.
Ich hoffe, Du bist trotz allem doch eine recht glückliche Pappnase geworden.
Und ich wünsche Dir, dass Du auch schöne Erinnerungen an Deinen Vater hast.
Schön, dass Du Dich gemeldet hast.
Alles Liebe.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

https://www.arte.tv/de/videos/104833-00 ... ark-macht/

Das sehe ich gerade - sehr interessant.
Gut, dass geforscht wird...
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Mein Bruder hat geschrieben: 10. Dez 2023, 22:51 Schade, dass es so selten klick macht, wenn Du den Spiegel vorhältst.
Ich halte ja nie den Spiegel vor, hinterlistig wie ich bin, überrede ich den Betroffenen; den Spiegel selbst zu nehmen.
Das ist noch viel grausamer.
Dafür aber wirksamer, manchmal auch gefährlicher.

Doch wenn Vernunft, gut Zureden oder Drohen nicht fruchtet, hilft vielleicht ein Aha-Effekt, gar ein Schock.
Vorher weiß man das nie.

Zu: "Gut das geforscht wird" ... ist alles schön und gut, dass geforscht wird, doch Gefühle sind nicht chemischer Natur.
Wir ignorieren oft die Erkenntnisse unserer weisen, alten Großmütter, ihre Nachsicht, Aufmerksamkeit und ihre Strenge, die sie oft, wohldosiert einsetzten.

Bedenkt man, welche die prägendsten Jahre eines Menschen sind ... von ~ 2... 3 bis 8 ...10 und schaut man sich an wie viele Kinder aufwachsen, in welcher Hektik, braucht man sich nicht zu wundern.

Auch die traditionelle Medizin, besonders die natürliche, auch asiatische wird oftmals vernachlässigt, altes Wissen wird nicht mehr erinnert.
Was früher ein guter Kräuertee, ganz viel Streicheln und Aufmerksamkeit vollbrachte, wird heute oftmals mit "Technologie" behandelt.
Als ich noch klein war und es noch kein ADHS gab, wurde ich zum Spielen 'rausgeschickt oder zum Sport - heute, alles "erforscht", wird's nach neuesten med. Erkenntnissen einfach wegbehandelt.
Plötzlich ist Genetik, DNA die "Hauptursache", zumindest eine wahrscheinliche und wie durch Zauberhand, gibt es auch ein Medikament.
Nicht, dass das alles falsch wäre, doch deshalb die alten, ebenfalls bewährten Mittel/Erfahrungen gleich zu vergessen ...???

Es darf jeder selbst entscheiden.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Nein, DNA ist nicht die Hauptursache. Vieles spielt zusammen.
Doch, ich finde es sehr gut und wichtig, dass auch die psychischen Krankheiten erforscht werden. Ziel ist ja auch hier, glaube ich, Leid anzugehen, zu minimieren, zu helfen.
Eine unbeschwerte Kindheit ist natürlich die Basis für ein gutes Leben. Sogar schon die Schwangerschaft, wie ich eben in der Doku lernte. Diese Stresshormone...
Ich würde jetzt fast behaupten, die Doku würde Dir was bringen.
Aber ja - jeder Mensch entscheidet selbst. Das wurde mir auch gesagt, als mein Bruder gestorben war: er war ein erwachsener Mann, der sich dafür entschieden hatte und eben das glaube ich nicht. Der wollte sich nicht tottrinken.
Deswegen hatte ich mich hier auch angemeldet, wollte das alles verstehen. Informiere mich ja auch weiter. Und das Buch von Kurt Krömer, in dem er über seine Depression erzählt, hat mir Erkenntnisse gebracht. Was man als Angehörige nicht sagen sollte, ich aber gesagt habe z.B.
Ich muss mich jetzt wirklich verabschieden. Vorerst.
Gute Nacht wünsche ich Dir.
Nur eine Frage habe ich doch noch: hast Du Dich sozusagen psychologisch oder psychiatrisch ausbilden lassen?
Vielleicht bis zu einem anderen Mal an dieser Stelle...
Viele Grüße
K.
hopstobs
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von hopstobs »

Maxegon hat geschrieben: 10. Dez 2023, 23:45 Ich halte ja nie den Spiegel vor, hinterlistig wie ich bin, überrede ich den Betroffenen; den Spiegel selbst zu nehmen.
Das ist noch viel grausamer.
Dafür aber wirksamer, manchmal auch gefährlicher.

Doch wenn Vernunft, gut Zureden oder Drohen nicht fruchtet, hilft vielleicht ein Aha-Effekt, gar ein Schock.
Vorher weiß man das nie.

Zu: "Gut das geforscht wird" ... ist alles schön und gut, dass geforscht wird, doch Gefühle sind nicht chemischer Natur.
Wir ignorieren oft die Erkenntnisse unserer weisen, alten Großmütter, ihre Nachsicht, Aufmerksamkeit und ihre Strenge, die sie oft, wohldosiert einsetzten.

Bedenkt man, welche die prägendsten Jahre eines Menschen sind ... von ~ 2... 3 bis 8 ...10 und schaut man sich an wie viele Kinder aufwachsen, in welcher Hektik, braucht man sich nicht zu wundern.

Auch die traditionelle Medizin, besonders die natürliche, auch asiatische wird oftmals vernachlässigt, altes Wissen wird nicht mehr erinnert.
Was früher ein guter Kräuertee, ganz viel Streicheln und Aufmerksamkeit vollbrachte, wird heute oftmals mit "Technologie" behandelt.
Als ich noch klein war und es noch kein ADHS gab, wurde ich zum Spielen 'rausgeschickt oder zum Sport - heute, alles "erforscht", wird's nach neuesten med. Erkenntnissen einfach wegbehandelt.
Plötzlich ist Genetik, DNA die "Hauptursache", zumindest eine wahrscheinliche und wie durch Zauberhand, gibt es auch ein Medikament.
Nicht, dass das alles falsch wäre, doch deshalb die alten, ebenfalls bewährten Mittel/Erfahrungen gleich zu vergessen ...???

Es darf jeder selbst entscheiden.
Auf mich wirkt das so, als sei diese Sicht ideologisch gefärbt. Eine Depression oder andere psychische Erkrankungen (weil du hier ADHS ansprichst) mit alternativen Methoden anzugehen halte ich für gefährlich. Einerseits, weil so Betroffene von einer Behandlung abgehalten werden und auch, weil sich Betroffene so in ihrem Zustand verschlechtern können, das ist bei Depression, wo es durchaus eine ernstzunehmende Suizidgefahr gibt, nicht mehr lustig. Zweitens suggeriert es, dass ein guter Kräutertee oder Sport die Lösung ist. Ist es aber nicht, ich denke dass genau solche Ratschläge das sind, was Betroffene nicht brauchen und hören wollen, sie brauchen eigentlich professionelle Hilfe.
Auch finde ich es nicht hilfreich alte Generationen als besser darzustellen und ein Bild zu erschaffen, in dem die aktuellen Generationen nicht mehr in der Lage sind Kinder zu erziehen und so psychische Erkrankungen befördern. Rückblickend kann ich sagen, dass mein Opa stark traumatisiert aus einem Krieg zurück kam, leer von jeglicher Emotion, meinen Vater geschlagen hat in seiner Kindheit. Auch meine Mutter hatte es nicht leicht, die als Kind mit 4 Jahren noch das Kriegsende mit dramatischen Erlebnissen miterlebt hat. Allen Beteiligten kam keinerlei Hilfe zu, was die Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse betrifft. Meine Eltern haben das beste daraus gemacht und sicher ein enormes Päckchen zu tragen gehabt, da ging es meiner Generation schon deutlich besser, trotzdem hinterlässt es Spuren. Mein Vater kam ohne Schläge aus, so hat er bereits viel erreicht. Heutzutage ist Gewalt in der Erziehung verboten. Ich habe erneut die Chance es wiederum mit meinen Kindern nach meinen Möglichkeiten besser zu machen.
Allegretto
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Allegretto »

.
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Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

hopstobs hat geschrieben: 11. Dez 2023, 08:10Zweitens suggeriert es, dass ein guter Kräutertee oder Sport die Lösung ist. Ist es aber nicht, ich denke dass genau solche Ratschläge das sind, was Betroffene nicht brauchen und hören wollen, sie brauchen eigentlich professionelle Hilfe.
Auch finde ich es nicht hilfreich alte Generationen als besser darzustellen ...
Hallo hobstobs,

wenn du aufmerksam lasest, wird dir aufgefallen sein, dass ich keinerlei Ratschläge gab und auch nichts präferierte.
Im Gegenteil, Schulmedizin und die sogenannte Alternativmedizin sollten Hand in Hand gehen.
Auch wussten "die Alten" nicht alles besser.

Häufig mangelt es an einer ganzheitlichen Betrachtungsweise, wobei die Psychosomatik oft vernachlässigt wird.

Dass die psychischen Probleme (Krankheiten) eher zunehmen, scheint lt. Statistik unbestritten, auch das viele Ärzte kaum noch Zeit haben für ihre Patienten und leider, zu schnell Medikamente verschreiben, ist offensichtlich.

Alle rufen immer sofort nach professioneller Hilfe, es wäre auch schön, stünde diese jeder Zeit zu Verfügung.

Dabei wird oft vernachlässigt, das wir durchaus in der Lage sind, viele Dinge selbst zu beeinflussen.
Und wenn da eine gesunde Lebensweise hilfreich ist, warum sollten wir diese nicht nutzen?

Machmal habe ich den Eindruck, es wird zu häufig die Kankheit behandelt, anstatt die Gesundheit zu fördern, bei psychischen Problemen.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Guten Tag allerseits,
mein Vater, geb. Februar '46, Vater unbekannt (!), ist eindeutig auch geschädigt wegen der schwierigen Kindheit.
Ich wollte alles anders machen als meine Eltern und es ist mir zum größten Teil auch gelungen.
Weil ich Glück habe mit meinem Wesen.
Aber nicht jeder Mensch kann von sich aus Dinge ändern. Darüber denke ich oft nach. Warum so viele nicht sehen können, dass sie mit ihrem Verhalten Schaden anrichten, dass sie es nicht hinterfragen...
Und auch, warum mein Bruder nicht meine Hilfe annehmen konnte. Manchmal fand er meine Vorschläge "gar nicht schlecht". Vielleicht wenn der Alkohol nicht gewesen wäre. Aber er ist ja erlöst.

Ich finde es wirklich wichtig, dass die Wissenschaft da auch dranbleibt.

Und ja, leider gibt es zu wenige Psychologen und Psychiaterinnen - der Bedarf ist so groß. Da werden die, die erkannt haben, dass sie derartige Hilfe brauchen, noch ausgebremst.

Gesund leben ist immer gut, aber für psychische Krankheiten reicht das meiner Meinung nach nicht.
Mein Bruder ist auch viel Fahrrad gefahren in der Freizeit...

Ich habe auch immer versucht, mich für ihn einzusetzen, wenn er als Säufer abgestempelt wurde. So einfach ist das ja nicht.
Und für Angehörige, die so verzweifelt beim Untergang zusehen müssen, ist es ja auch furchtbar.
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Mein Bruder hat geschrieben: 11. Dez 2023, 12:58
Gesund leben ist immer gut, aber für psychische Krankheiten reicht das meiner Meinung nach nicht.
Mein Bruder ist auch viel Fahrrad gefahren in der Freizeit...
Gesund leben, beinhaltet auch unsere Psyche und um diese gesund zu erhalten, benötigen wir gute soziale Kontakte oder überhaupt welche, ohne diese vereinsamen wir und werden dann irgendwann krank.
Und wenn ich mich da nicht anpasse, tolerant bin, nachsichtig, wird der Therapeut der einzige sein, der mir noch zuhört und auch das nur, weil er dafür bezahlt wird, sofern ich überhaupt einen finde.

Im Grunde wissen wir das doch alles. Wir müssen Kompromisse eingehen, tagtäglich, mit unserem Partner, unseren Kindern, dem Arbeitgeber, mit uns selbst.

Was soll denn ein Arzt oder die Wissenschaft richten, wenn wir die einfachsten Grundlagen verlernt haben oder so tun, als gäbe sie es nicht.

Dem müssen (!) wir uns stellen - nicht: möchte bitte.

Als ich noch soff (Alkohol), tat ich genau dieses nicht, ich verdrängte, ich verfiel meinem Jammer und sank immer tiefer.
Als ich dann aufhörte mit dem Trinken, tat es erstmal "weh", doch da musste ich durch.
Wenn das alkoholvernebelte Gehirn natürlich schon so geschädigt ist, dass man gar nicht mehr in der Lage ist, überhaupt noch etwas zu bemerken, na dann ...

Doch Depressionen sind ja keine Vergiftungen, wie beim Alkoholmissbrauch, auch (meist) kein körperlicher Defekt.
Traurigkeit, Schwermut hat doch oft eine Ursache ... unerfüllte Wünsche, nicht erreichte Ziele ... wenn ich diese herausbekomme und , auch mit Hilfe, Alternativen finde, bin ich doch schon auf einem guten Weg.

Manchmal frage ich mich, sind wir zu weich geworden? Ging es uns bisher zu gut?
Wie haben das unsere Großeltern und Eltern gemacht?
Sicher gab's da auch Säufer und Schwermütige und alles lief nicht so perfekt, doch wie schafften die zu überleben und auch noch Kinder großzuziehen?

Was machen die, nicht an permanenten Depressionen leidenden anderes? Warum können die entspannter sein?
Haben wir unsere Toleranz verloren oder nie gelernt?
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Ja, das ist die Frage.
Rezeptoren, Botenstoffe etc. spielen eine Rolle.
Fehlende soziale Kontakte. Manchen genügen sich selbst, andere nicht.
Ich glaube schon, dass Forschung auf dem Gebiet wichtig ist.
Außerdem aber auch Achten aufeinander. Nicht wegsehen, wenn es jemandem nicht gut geht.

Die Generationen vor uns mussten härter sein, um zu überleben, glaube ich. Natürlich auch nicht alle waren gefühllos. Gab auch resiliente Personen.
Die arte-Doku, die ich weiter oben gestern Abend verlinkt hatte, thematisierte dies auch - empfehle ich anzusehen in der Mediathek.

Ich freue mich jedenfalls für alle, die es schaffen, mit dem Suchtmittelkonsum aufzuhören und auch, wenn nötig, eine Psychotherapie erfolgreich abschließen konnten.
Mein Bruder
Beiträge: 83
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Ich habe hier den Eindruck, dass Depressionen nicht so sehr als Krankheit gesehen werden. Oder täusche ich mich da?
Und als ich mich anmeldete, las ich auch (wenn ich mich richtig erinnere), dass dieses Forum wissenschaftlich begleitet wird. Was genau bedeutet das? Dass sich hin und wieder ein Arzt oder eine Ärztin oder Forschende einklinken?
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Hallo K.,

ich versuche auch, diese (anerkannte) Krankheit zu verstehen.
Ich versuche zu ergründen, was zu ihr führt, den/die Auslöser zu finden, eine oder mehrere Ursachen festzumachen, mit (!) Hilfe von Betroffenen.

Doch irgendwie bekomme keine richtigen Antworten, alle zitieren ihre Diagnose, berichten was alles nicht oder nur sehr schwer möglich ist, beklagen (zurecht) das allgem. Unverständnis oder verweisen auf Fachliteratur.

Vielleicht bin ich ja auch zu doof, von Folgen können viele berichten, doch was schlägt denn so nieder, was traumatisiert, deprimiert derart stark, dass man aus den Socken gehauen wird und mit sich und seiner Umwelt nicht mehr klar kommt?
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Genau!!!!
Deswegen bin ich hier.
Um darauf Antworten zu bekommen.

Ich habe mir ein Buch von der Stiftung Warentest gekauft. Da geht es nur um Depressionen. Es ist aber gerade bei meinen Eltern. Sie verstehen das alles auch nicht so richtig, was mit meinem Bruder war. Mein Vater hat ihn ja so sehr beschimpft, das macht mir auch noch zu schaffen.
Ich muss auch auf mich aufpassen. Mir geht es nicht so gut, aber das braucht noch Zeit.
Mein Bruder
Beiträge: 83
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Schlumpffine
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Schlumpffine »

ich versuche auch, diese (anerkannte) Krankheit zu verstehen.
Ich versuche zu ergründen, was zu ihr führt, den/die Auslöser zu finden, eine oder mehrere Ursachen festzumachen, mit (!) Hilfe von Betroffenen.

Doch irgendwie bekomme keine richtigen Antworten, alle zitieren ihre Diagnose, berichten was alles nicht oder nur sehr schwer möglich ist, beklagen (zurecht) das allgem. Unverständnis oder verweisen auf Fachliteratur.

Vielleicht bin ich ja auch zu doof, von Folgen können viele berichten, doch was schlägt denn so nieder, was traumatisiert, deprimiert derart stark, dass man aus den Socken gehauen wird und mit sich und seiner Umwelt nicht mehr klar kommt?
[/quote]

Hallo,um die Erkrankung zu verstehen, musss man bis in die Kindheit zurückgehen.
Jeder, aber absolut jede Person, wird in der "Kindheit" durch seine Eltern und -Wichtig- durch seine Umgebung sozialisiert. Hier lernt der junge Mensch die Regeln für das Leben, also was "richtig" und "falsch"ist.
Mit diesen "Richtlinien" werden auch Problemlösungstrategien erlernt und angewendet.
Diese Verhaltensweisen erfüllen solange Ihre Funktion, bis sich wichtige Parameter ändern.
Wird diese Person aus seiner gewohnten Umgebung herausgenommen, sind all seine erworbenen Verhaltensweisen "nutzlos" und erkönnte mit seiner Umgebung nicht mehr adequat agieren.
Jemand, der Bspw. in einer Umgebung aufwächst, die vollkommen Patriaschisch geprägt wurde, würde in einer Umgebung die matriaschisch geprägt wurde, vollkommen versagen.
All seine erlernten Werte, sein Verhhalten würden auf massive Ablehnung stoßen.
" Er" könnte das aber nicht nachvollziehen, warum seine bis dahin gültigen (richtigen) Verhaltenweisen und Ansichten jetzt aber auf Ablehnung stoßen. Diese Person würde beginnen, an sich selber zu zweifen.
So ähnlich verhält es sich mit der Depression.
Viele Depressive Personen müssen auf einmal Anforderungen erfüllen, die sie vieleicht nie erlernt haben.
Eine Person, die sehr streng und restriktiv erzogen wurde, deren Selbstwert nie gefördert wurde, wird kaum in der Lage sein seine eigne Meinung zu vertreten und seine Bedürfnisse zu akzentuieren.
Er wird immer die Meinung Dritter vor seine eigene Meinung und seinen eigenen Bedürfnissen stellen um Konflikte mit seiner Umgebung zu vermeiden.
Das führt zu inneren Konflikten, die letzendlich in einer Depression münden.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken.
freundliche Grüße
kerstin
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Liebe Kerstin,
ich danke Dir sehr.
Das war sehr verständlich.
Viele Grüße
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Sehr verständlich, Kerstin,

was den Schluss zulässt, je einseitiger ich in der Kindheit geprägt werde, d.h. je weniger ich unterschiedlichen Situationen, Erlebnissen, Gefühlen ausgesetzt werde, desto schwieriger komme ich als Erwachsener damit zurecht und verfalle "sicherheitshalber' in alte erlernte (geprägte) Muster, um nicht verletzt zu werden.
Gelingt das nicht, entsteht Stress bzw./und ich bin völlig überfordert.
Und je älter ich werde, desto unflexibeler werde ich bzw. es dauert länger Neues zu erlernen.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Und um "so zu werden", muss man ja eine Veranlagung dafür haben. Denn andere kommen ja ihr Leben lang zurecht.
Da ist was anders im Gehirn.
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Mein Bruder hat geschrieben: 11. Dez 2023, 19:56 muss man ja eine Veranlagung dafür haben.
Muss man oder erlernt man sie auch?
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Ah ja. Stimmt.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

https://www.deutsche-depressionshilfe.d ... -ausloeser

Ich nehme an, dies hat schon jede*r gelesen.
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Es geht doch letztendlich darum, wie ich flexibler, toleranter und so mit widerstandsfähiger werden kann, ob nun mit einer gewissen Anlage, einer nicht optimalen Erziehung oder nach einem traumatischen Erlebnis.
Zuletzt geändert von Maxegon am 11. Dez 2023, 20:12, insgesamt 1-mal geändert.
Mein Bruder
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Mein Bruder »

Aber dabei hilft doch Psychotherapie?
Die mein Bruder leider ablehnte...
Maxegon
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Re: Ich möchte die Krankheit verstehen

Beitrag von Maxegon »

Dein Bruder wollte bestimmt keine Schwäche zeigen, schließlich war er ein Mann und (!) auch ein Alkoholiker schämt sich (sehr).
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