Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

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Sandra78
Beiträge: 12
Registriert: 3. Okt 2023, 15:57

Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Sandra78 »

Hallo liebe Mitglieder,

nachdem ich ja nun gerade meinen Weg in Richtung Hilfe und mir die Depression eingestehen gehe und weiterhin krankgeschrieben bin, riet mir mein Hausarzt beim letzten Termin dringend zu allererst einen Psychiater aufzusuchen, um eine medikamentöse Behandlung in die Wege zu leiten und anzusprechen welche Form der Therapie für mich am besten geeignet ist. Ich habe eine Überweisung bekommen, wann es mit einem Termin klappt, steht wohl noch in den Sternen…
Wie war das bei euch? Habt ihr auch erst die medikamentöse Behandlung in die Wege geleitet - wenn nötig- oder direkt versucht bei einem Therapeuten unterzukommen. Oder beides parallel? Ich merke, dass ich noch unsicher bin wie am besten vorzugehen ist, unabhängig davon, dass es natürlich nicht den „einen Weg“ gibt.
Ich freue mich über Erfahrungsberichte
Sandra
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Sandra.

Ich hatte mir bei beiden einen Termin geholt. Du wirst sicher auch gewisse Wartezeiten einplanen müssen. Du kannst auch bei mehreren Psychologen einen Ersttermin vereinbaren, um auszuprobieren wer am besten zu dir passt.
Der Psychiater kann dich auch zu Medikamenten beraten.

Liebe Grüße Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Mayana
Beiträge: 284
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Mayana »

Bei Psychologen in meiner Gegend ist die Wartezeit unterirdisch und an den Psychiater kam ich kurzfristig ran. Da vorstellig zu werden heißt auch nicht zwangsläufig, dass man mit Medikamenten rausgehen muss.

Generell wird häufig geschrieben, dass, je schwerer die Depression ist, desto mehr kann man von Medikamenten profitieren- heißt gerade bei leichten Depressionen kann auch mit Psychotherapie alleine ein guter Erfolg erzielt werden.
Suchende2
Beiträge: 1215
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Sandra,

ich hatte erst meine Therapeutin und die hat mich dann, als es mir sehr schlecht ging, zum Psychiater geschickt.
Beide sind für mich gut, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte.

Bei meiner Psychiaterin habe ich Medikamente verschrieben bekommen. Die waren für mich zu dem Zeitpunkt notwendig. Meine Psychiaterin kennt sich mit den Antidepressiva besser aus, als meine Hausärztin und ist deshalb für mich die 1. Wahl.
Meine Psychiaterin hat mir eine Einweisung in eine bestimmte Tagesklinik ausgestellt. Diese Klinik war für mich sehr stabilisierend. Aus Ihrer Erfahrung konnte sie mir die richtige Klinik empfehlen.
Psychiater können auch noch anderes, wie zum Beispiel Ergotherapie, verschreiben. Das können Therapeuten nicht.
Auch kann mich meine Psychiaterin weiterhin begleiten, wenn die Therapie beendet ist.
Psychiater therapieren nicht.

Mit meiner Therapeutin arbeite ich an meinen Problemen, gehe in die Tiefe, verstehe mich besser und kann dadurch im besten Falle mein Verhalten ändern. Dafür hat meine Psychiaterin keine Zeit.

Für mich sind beide wichtig.
Ich empfehle Dir, beides gleichzeitig zu versuchen. Die Wartezeiten bei Psychiatern und Therapeuten sind lang. Und es wäre Schade für Dich, wenn Du länger auf die benötigte Hilfe warten musst, da Du das Ergebnis des Psychiaters erst abwartest.

Bei der Suche nach einem Therapeuten solltest Du Dich auch erkundigen / beraten lassen, welche Form von Therapie für Dich die beste ist.
Zu meiner Zeit gab es Tiefenpsychologisch, Verhaltenstherapie und Analyse. Für mich war die Tiefenpsychologische die richtige Wahl.

Alles Gute,
Suchende
Sandra78
Beiträge: 12
Registriert: 3. Okt 2023, 15:57

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Sandra78 »

Hallo ihr,

vielen Dank für eure informativen Antworten. Das bestätigt mein Gefühl, mich um beides gleichzeitig zu kümmern. Gerade angesichts der sehr langen Wartezeiten. Aber immerhin konnte ich einen kleinen Erfolg verbuchen. Ich habe meine Alte Therapeutin kontaktiert und diese hat mir für Januar einen Termin für ein Erstgespräch angeboten. Das ist schon mehr, als ich erhofft hatte.

Liebe Grüße,
Sandra
SonneundDunkenheit
Beiträge: 706
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Sandra,
es gibt auch noch ärztliche Psychotherapeuten, die doppelte Kassensitze haben: als Psychiater und unabhängig davon Therapiestunden geben dürfen, da sie eine kassenzugelassene Therapeutenausbildung haben.
Ich habe das große Glück bei solch einer Person seit einigen Jahren in Behandlung zu sein. Sie trennt die Professionen räumlich in ihrer Praxis, da sie je nach Profession unterschiedlich an das Thema/ die Problematik heran geht und ja auch ein ganz unterschiedliches Zeitbudget zur Verfügung hat.
Der große Vorteil für mich ist, dass sie mich durch die Therapiestunden über einen längeren Zeitraum in verschiedenen Facetten erlebt und das in ihrer Rolle als Psychiater natürlich gut nutzen kann. Außerdem bleibt mir der Kontakt/ die Behandlung zu ihr auch nach ausgelaufenen Therapiestundenkontingent erhalten. Ich bekomme Therapie, Medikamente und als noch notwendig auch die AUs aus einer Hand. Mir hilft das sehr.
Super, dass deine alte Therapeutin dir einen Termin fürs Erstgespräch geben könnte. Januar ist schon in greifbarer Nähe.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Katerle
Beiträge: 11259
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Katerle »

Hallo Sandra,

war damals nach meinem Zusammenbruch zuerst beim Psychiater, bekam Medikamente und dann sehr schnell in der Klinik. Von dort erhielt ich dann am Ende meines Klinikaufenthaltes, wie es weiterging und im Anschluss darauf eine Empfehlung zum Psychologen und ich hatte auch Glück, dass es klappte. Ist aber auch schon länger her.

Alles Gute bei deinem Weg,
Katerle
Sandra78
Beiträge: 12
Registriert: 3. Okt 2023, 15:57

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Sandra78 »

Hallo an alle,
nochmal vielen Dank für die Antworten und Tipps. Ich hatte großes Glück. Mein Hausarzt hat sich so sehr eingesetzt, dass ich tatsächlich in der letzten Woche noch einen Termin bei einem ihm bekannten Psychiater bekommen habe und dort auch zum Erstgespräch war. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich noch vor Weihnachten diese Möglichkeit bekommen habe. Das Gespräch war sehr anstrengend für mich und ich habe danach lange gebraucht, um wieder halbwegs „klar“ im Kopf zu werden. Es wurde auch Blut abgenommen und ich habe ein Medikament verschrieben bekommen, welches vor allem den Schlaf verbessern und leicht stimmungsaufhellend wirken soll. Meine Blutwerte wiesen einen deutlich zu niedrigen Eisen - und Vitamin D Wert auf, was laut Psychiater auch einiges zur Symptomatik beitragen kann. Das alles und die gefestigte Diagnose hat mir schon einmal ein wenig mehr Gewissheit gegeben. Im Januar steht nun noch ein das Erstgespräch mit der Therapeutin an. Ingesamt aber habe ich tatsächlich großes Glück, dass ich so schnell diese beiden Termine wahrnehmen konnte. Nochmal vielen Dank für eure Antworten und alles Liebe für euch. Dieses Forum hilft tatsächlich sehr, vor allem wenn man wie ich erst am Anfang seines Weges ist. Euch allen einen schönen 3. Advent.
Mayana
Beiträge: 284
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von Mayana »

Hallo,
Ja, Eisen und Vitamin D-Mangel kann deutlich zu einer schlechteren psychischen Verfassung beitragen, gut, dass das jetzt erkannt ist und angegangen werden kann!
Wie schön, dass alles in die Wege geleitet ist.
f33
Beiträge: 53
Registriert: 7. Dez 2023, 17:05

Re: Psychiater, oder Psychologe als erste Anlaufstelle?

Beitrag von f33 »

Hallo Sandra78,

danke für die Adventsgrüße.
Aber HALLO !!! Du hast hier wirklich eine Riesen-Portion Glück gehabt, wenn sich die klassischen Behandlungsmethoden so nahtlos aneinander reihen- insbesondere was den Therapeuten angeht.

Noch ein Tipp: falls Du Antidepressiva verschrieben bekommen hast: dann zeige etwas Geduld, denn in vielen Fällen sind die temporären Nebenwirkungen nach Ersteinnahme spürbarer, als die Wirkung gegen die Symptome der Depression.

(* entfällt imho bei einem Bedarfsmedikament, das nur kurzzeitig und Situationsbedingt wirkt)
Liebe Grüße f33
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