Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

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Hansi77
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Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Hallo in die Runde. Ich bin Hans 46 Jahre und habe eine kleine Maschinenbaufirma. Bei mir ging es vermutlich im Frühjahr los. Vielleicht auch schon früher aber daran kann ich mich nicht erinnern. Was ich nur weiß ist das ich da übermäßig viel Bier konsumiert habe. Mehr als jemals zuvor. Deshalb denke ich war die Depression vielleicht vorher da, oder sie kam auch wegen dem zu hohen Alkoholkonsum und oder mit Sicherheit aber auch noch mehr sorgen. Im April merkte ich das was mit mir nicht stimmt. Immer wieder mehrere Tage hintereinander wo ich nur düstere Gedanken hatte, selbstzweifel, alles schwarz gesehen habe. Freudlos, Antriebslos, Interessenverlust. Appetitlosigkeit, müde usw. Habe mich dann ab Juli krank schreiben lassen müssen. Weil es ab da nur noch schlecht war. Dann war ich vier Monate mehr oder weniger zu Hause. Die ersten 3monate war gefühlt überlebenskampf. Nehme citalopram und mache auch Therapie. Vierte monat ging es denn in winzigen Schritten bergauf. Seit 4 Wochen bin ich wieder auf Arbeit. Im Moment ist es so, dass es viele gute tage gibt wo man gar nicht mehr an die Krankheit denkt, aber dann kommen wieder Tage wo alles da ist. Ist das ein normaler Verlauf? Wäre lieb wenn mir jemand was dazu sagen kann?

Lg Hans
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Hallo Hansi77,

ich schließe mich der Meinung an: es gibt keinen "normalen" Verlauf, ebenso wie es nicht die (!) Depression gibt oder das Antidepressiva, was hilft.

Was verursacht diese Depression, dieses Unwohlsein, dieses Wirrwarr der Gefühle, diesen Wechsel der Stimmungen?

Wie du geschrieben hast: " es gibt auch gute Tage, wo man gar nicht an die Krankheit denkt ".

Versuche doch Mal herauszubekommen, was dich bedrückt, was dich traurig oder zweifeln lässt.
Du hast doch keinen körperlichen Defekt.

Zu viel Bier - das trank ich auch, am Abend ... ein hervorragendes Betäubungs- und Einschlafmittel, doch mehr auch nicht, eher ein Problemverdränger, wenn nicht gar Verstärker.
Vor ca. drei Jahren ließ ich den Alkohol gänzlich weg, erstens weil es langsam arg zu viel wurde und zweitens, weil ich wissen wollte, ob ich ohne Alk überhaupt noch kann.

Damit war zwar nicht all meine Unzufriedenheit weg, aber ich konnte genau erkunden, was mich störte und aktiv (!) darauf reagieren.

Versuche doch einmal herauszubekommen, was dich an deinem jetzigen Leben stört.
Belastungen die vielleicht aus der Kindheit rühren (Angst, Selbstzweifel), ein unerfüllter Wunsch, einige Menschen, die du zum Erbrechen findest, Unzufriedenheit auf der Arbeit, mit dem Lebensabschittsbegleiter oder ...?

Du musst deine eigene Ursache finden, wenn dir ein Therapeut dabei helfen kann, auch gut.

Doch nur irgendwelche Tabletten nehmen oder Beruhigungstees allein, werden Drepressionen nicht verdrängen.

Finde heraus, was der Grund deiner Niedergeschlagenheit (Depression) ist.
:hello:
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo von der Moderation,
kann den Vorrednern nur bedingt zustimmen. Erstmal ist es natürlich ein typischer Verlauf. Eine überwiegende Mehrheit der Betroffenen wird die Verbesserung dadurch bemerken, dass zwischen den dunklen Tagen hellere Lichter, dann einzelne gute Tage und dann immer mehr von diesen auftauchen. Typischerweise sind diese auch immer wieder von schlechten Tagen durchbrochen, diese sollten aber wenn es aufwärts geht seltener werden.
In Foren wie diesen treffen sich immer sehr viele Menschen die entweder sehr chronisch oder besonders schwer betroffen sind, was oft auch damit zusammenhängt, dass ganz andere Störungen (z.B. Traumata, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen und vieles anderes) zusätzlich vorliegen. Deshalb gibt es hier immer einen negativen Bias. Gibts z.B. auch bei Ärzten die Patienten mit Psychosen behandeln. Diese erleben nur die besonders schwer Betroffenen die immer wieder in die Klinik kommen und schätzen daher Psychosen laut Umfragen als extrem schwere Erkrankung ein, die meistens katastrophal verläuft. In Wirklichkeit jedoch, betritt die überwiegende Mehrheit von Menschen die n einer Psychose erkranken nie im Leben eine Psychiatrische Klinik:-).. Folglich gibts in Foren wie diesem auch eine Menge "Bias, oder wie der kognitive Therapeut sagt "Denkverzerrungen".
50% aller an von Depressionen betroffenen Menschen haben nur 1 bis 2 Phasen in ihrem Leben.
Beste Grüße
Die Moderation
Nico Niedermeier
Moderator
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Nico Niedermeier »

"Doch nur irgendwelche Tabletten nehmen oder Beruhigungstees allein, werden Drepressionen nicht verdrängen".
Das ist so ein Beispiel...da würden wir uns wünschen wenn Sie schreiben würden "konnte bei MIR die Depression nicht verdrängen". Tatsächlich reicht das nämlich schon bei 40-60% aus um die Depression komplett zu verdrängen (und das bei 50% ziemlich dauerhaft wie oben geschrieben..)
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Maxegon hat geschrieben: 7. Dez 2023, 18:00 Hallo Hansi77,

ich schließe mich der Meinung an: es gibt keinen "normalen" Verlauf, ebenso wie es nicht die (!) Depression gibt oder das Antidepressiva, was hilft.

Was verursacht diese Depression, dieses Unwohlsein, dieses Wirrwarr der Gefühle, diesen Wechsel der Stimmungen?

Wie du geschrieben hast: " es gibt auch gute Tage, wo man gar nicht an die Krankheit denkt ".

Versuche doch Mal herauszubekommen, was dich bedrückt, was dich traurig oder zweifeln lässt.
Du hast doch keinen körperlichen Defekt.

Zu viel Bier - das trank ich auch, am Abend ... ein hervorragendes Betäubungs- und Einschlafmittel, doch mehr auch nicht, eher ein Problemverdränger, wenn nicht gar Verstärker.
Vor ca. drei Jahren ließ ich den Alkohol gänzlich weg, erstens weil es langsam arg zu viel wurde und zweitens, weil ich wissen wollte, ob ich ohne Alk überhaupt noch kann.

Damit war zwar nicht all meine Unzufriedenheit weg, aber ich konnte genau erkunden, was mich störte und aktiv (!) darauf reagieren.

Versuche doch einmal herauszubekommen, was dich an deinem jetzigen Leben stört.
Belastungen die vielleicht aus der Kindheit rühren (Angst, Selbstzweifel), ein unerfüllter Wunsch, einige Menschen, die du zum Erbrechen findest, Unzufriedenheit auf der Arbeit, mit dem Lebensabschittsbegleiter oder ...?

Du musst deine eigene Ursache finden, wenn dir ein Therapeut dabei helfen kann, auch gut.

Doch nur irgendwelche Tabletten nehmen oder Beruhigungstees allein, werden Drepressionen nicht verdrängen.

Finde heraus, was der Grund deiner Niedergeschlagenheit (Depression) ist.
:hello:
Hallo maxegon,

Danke für deine Nachricht. Die Belastung die wahrscheinlich die Depression ausgelöst hat habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben. Ich bin selbstständig mit 6 Angestellten. Dazu habe ich privat noch ein altes großes Haus gekauft was saniert werden muss. Das heisst ich fuhr wahrscheinlich an der Belastungsgrenze.Über fünf Jahre ging alles gut. Dann kam im Frühjahr noch dazu das es finanziell nicht ganz so gut aussah in der Firma und dann haben noch 2 meiner besten Mitarbeiter gekündigt haben in die ich viel investiert hatte. Und ab da ging es mit mir stetig bergab. Das habe ich mit meiner Therapeuten so erörtert und klingt für mich auch logisch. Ansonsten ist deine Antwort doch auch sehr interessant die mich auch zum Nachdenken angeregt hat. Danke dafür.

Lg Hans
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Nico Niedermeier hat geschrieben: 8. Dez 2023, 09:32 Hallo von der Moderation,
kann den Vorrednern nur bedingt zustimmen. Erstmal ist es natürlich ein typischer Verlauf. Eine überwiegende Mehrheit der Betroffenen wird die Verbesserung dadurch bemerken, dass zwischen den dunklen Tagen hellere Lichter, dann einzelne gute Tage und dann immer mehr von diesen auftauchen. Typischerweise sind diese auch immer wieder von schlechten Tagen durchbrochen, diese sollten aber wenn es aufwärts geht seltener werden.
In Foren wie diesen treffen sich immer sehr viele Menschen die entweder sehr chronisch oder besonders schwer betroffen sind, was oft auch damit zusammenhängt, dass ganz andere Störungen (z.B. Traumata, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen und vieles anderes) zusätzlich vorliegen. Deshalb gibt es hier immer einen negativen Bias. Gibts z.B. auch bei Ärzten die Patienten mit Psychosen behandeln. Diese erleben nur die besonders schwer Betroffenen die immer wieder in die Klinik kommen und schätzen daher Psychosen laut Umfragen als extrem schwere Erkrankung ein, die meistens katastrophal verläuft. In Wirklichkeit jedoch, betritt die überwiegende Mehrheit von Menschen die n einer Psychose erkranken nie im Leben eine Psychiatrische Klinik:-).. Folglich gibts in Foren wie diesem auch eine Menge "Bias, oder wie der kognitive Therapeut sagt "Denkverzerrungen".
50% aller an von Depressionen betroffenen Menschen haben nur 1 bis 2 Phasen in ihrem Leben.
Beste Grüße
Die Moderation
Hallo Moderator,

Danke für die Antwort, damit kann ich arbeiten und bin guter Hoffnung das es bergauf gehen wird. Ich stelle mir vor das es wie eine spirale ist. Erst ging es langsam über monate bergab bis es drei monate ganz unten war. Dann ging es ganz langsam bergauf.Leider ist Geduld nicht so meins. Deshalb war meine Frage ob es normal ist das die dunklen Tage immer mal wieder zurück kommen. Ich werde es mal beobachten.

Lg Hans
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Maxegon hat geschrieben: 7. Dez 2023, 18:00
Doch nur irgendwelche Tabletten nehmen oder Beruhigungstees allein, werden Drepressionen nicht verdrängen.
Nimmt man diesen Satz aus dem Zusammenhang, kann er leicht fehlinterpretiert werden.
Zumal, wenn dem Wort "allein" wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Ich erlebte Menschen, die nahmen AD's und erwarteten Wunder, am liebsten sofort oder wenigsten gleich morgen.
Eine Erwartung, die man an eine Schmerztablette stellt oder an ein starkes Beruhigungsmittel.
Oder, die der erfahrene Trinker vom Alkohol her kennt.

Das dem nicht so ist (sofort auf gleich), werden bestimmt viele bestätigen.

Ich werde niemals wagen, zu behaupten, dass das Hemmen, der Versuch das Andocken bestimmter Transmitter an die entsprechenden Rezeptoren zu verhindern, nicht von Erfolg gekrönt sein kann.

Wobei der Fokus bei diesem Satz wiederum auf "kann" liegt, d.h. es ist nicht ausgeschlossen, ebenso auch nicht garantiert.

Die Frage, wer was konkret bewirkt in unserem Gehirn, wird wohl ewig spekulativ bleiben, aus Mangel an Beweisen.

Fakt ist, unser Glaube, unsere Einstellung, hat einen enormen Einfluss auf unser Wohlbefinden, auf unsere Gefühle.

Glaube ich, alles sei sinnlos, wird es wohl auch so sein bzw. auch so bleiben.
Schöpfe ich dagegen Hoffnung (Glaube/innere Einstellung) sieht das schon ganz anders aus, es beeinflusst uns, unsere Gefühle
Diese, Gefühle wiederum sind entscheidend für unser Wohlbefinden.

"Tu' dir was Gutes" , "denke positiv" beeinflusst uns oft mehr als jedes Medikament, ungeachtet der unterstützenden Präparate und deren Wirkung.

Genau das war meine Aussage, über die man sicher ewig philosophieren kann.
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Nico Niedermeier hat geschrieben: 8. Dez 2023, 09:32 ... Folglich gibts in Foren wie diesem auch eine Menge "Bias, oder wie der kognitive Therapeut sagt "Denkverzerrungen".
Folglich ist dieser "Bias" (welch' schreckliches Wort, welches allein schon für eine Verzerrung sorgt) eine Frage der Interpretation.
Wenn ich mich mit meinem Gesprächspartner auf ein gemeinsames Vokabular einigen kann, also jeder weiß auch was gemeint ist, wird auch die "Verzerrung" abnehmen.

Deshalb ist reden, sich verständigen auch so enorm wichtig ... kognitiv, also erkennen, was der Andere meint, fühlt, denkt.
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Hansi77 hat geschrieben: 8. Dez 2023, 10:11
Die Belastung die wahrscheinlich die Depression ausgelöst hat habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben. ....Dazu habe ich privat noch ein altes großes Haus gekauft was saniert werden muss.
Hallo Hans,

ich kann dich vollends verstehen!!!

Ich, Volltrottel, kaufte mir auch ein sanierungbedürftiges Haus, noch dazu mitten in der Pampa.
Völlig unüberlegt - bei mir!

Ich verlor meinen Job und somit die finanzielle Grundlage, irgendetwas am Haus grundlegend zu verändern.

Du kennst doch deine Möglichkeiten.
Weisst, gerade als Selbstständiger, es geht niemals immer bergauf.
Bei einer Depression, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit (scheinbarer) ist es ähnich.

"Dunkle Phasen" können immer mal wiederkommen, mit dem was du hast, kannst du wirtschaften.
Nutze alle Chancen, die du hast, nimm' alles mit, was Erfolg versprechen kann.
Du kannst dich in deine Arbeit/Zuversicht 'reinknien oder dich deiner (scheinbaren) Verzweiflung hingeben.

Du allein entscheidest, nutze deinen gesunden Menschenverstand.

Letztes Wort zum Alkohol: Du weisst selbst, so angenehm es manchmal zu sein scheint, der Suff macht alles nur viel schlimmer (persönliche Erfahrung) und, ebenfalls eine persönliche Erfahrung, es geht sogar gänzlich ohne diesen "Seelentröster", das hätte ich auch nie geglaubt. :oops:
f33
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von f33 »

Moinsen ihr Lieben,
da ich in der Anleitung und auch über die Suche kein explizites Thema für die Vorstellung gefunden habe, grätsche ich hier mal dazwischen, um Guten Tag zu sagen. Ich war schon mal vor vielen Jahren hier, der Account funzt nicht mehr und deshalb will ich die ollen Kamellen vergessen und komplett neu starten.
...
Bin seit 2011 in der/einer PIA Nähe Berlin in Behandlung und habe glaube ich 4 verschiedene Diagnosen.
Ich hatte ab 2012 diverse Selbsthilfegruppen Depression in meinem Landkreis aufgebaut, aber die wurden durch "Corona" fast alle zerstört- selbst die in der PIA bei mir vor Ort. Also: SARS-CoV-2 war jetzt nicht wirklich die Abrissbirne, aber politische Themen gehören m.W. hier nicht rein.

Nun denn. Seither ist eine starke Säule meines Lebens weggebrochen- nämlich das Ehrenamt und deshalb habe ich mich einer großen Bewegung angeschlossen, um meinem Leben weiter Substanz zu geben.
Substanz ist da, aber mit dem Inhalt habe ich gerade so meine Probleme.
Meine große "Stärke" ist immer noch das Vermeidungsverhalten, das mein Leben bestimmt. Im Winter ärger denn je.
Einen Psychologen zu finden ist eben wegen der Behandlung durch die PIA nahezu unmöglich, aber so richtig hat mir die letzte Therapie vor 3 Jahern auch nicht geholfen.
Egal.
Nun bin ich erst mal wieder hier und hoffe auf konstruktive Impulse aus den Inhalten dieses Forums u.a. auch für die dunkle Jahreszeit.

Seid gegrüsst und allen Lesenden, sowie der Redaktion wünsche ich schon mal einen tollen 2. Advent. :hello:
Liebe Grüße f33
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

IchWirErSieEs hat geschrieben: 8. Dez 2023, 14:26
Hansi77 hat geschrieben: 7. Dez 2023, 14:28 Hallo in die Runde. Ich bin Hans 46 Jahre und habe eine kleine Maschinenbaufirma. Bei mir ging es vermutlich im Frühjahr los. Vielleicht auch schon früher aber daran kann ich mich nicht erinnern. Was ich nur weiß ist das ich da übermäßig viel Bier konsumiert habe. Mehr als jemals zuvor. Deshalb denke ich war die Depression vielleicht vorher da, oder sie kam auch wegen dem zu hohen Alkoholkonsum und oder mit Sicherheit aber auch noch mehr sorgen. Im April merkte ich das was mit mir nicht stimmt. Immer wieder mehrere Tage hintereinander wo ich nur düstere Gedanken hatte, selbstzweifel, alles schwarz gesehen habe. Freudlos, Antriebslos, Interessenverlust. Appetitlosigkeit, müde usw. Habe mich dann ab Juli krank schreiben lassen müssen. Weil es ab da nur noch schlecht war. Dann war ich vier Monate mehr oder weniger zu Hause. Die ersten 3monate war gefühlt überlebenskampf. Nehme citalopram und mache auch Therapie. Vierte monat ging es denn in winzigen Schritten bergauf. Seit 4 Wochen bin ich wieder auf Arbeit. Im Moment ist es so, dass es viele gute tage gibt wo man gar nicht mehr an die Krankheit denkt, aber dann kommen wieder Tage wo alles da ist. Ist das ein normaler Verlauf? Wäre lieb wenn mir jemand was dazu sagen kann?

Lg Hans
Hi Hansi,
Alloholprobleme deuten immer auf eine psychisch desolate Situation hin. Kein psychisch gesunder Mensch wird alkoholabhängig.
Hallo,
Ja das ist mir mittlerweile auch bewusst deswegen habe ich nix mehr seit 6monaten angefasst.
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Hansi77 hat geschrieben: 8. Dez 2023, 16:02 Ja das ist mir mittlerweile auch bewusst deswegen habe ich nix mehr seit 6monaten angefasst.
Und? Fällt es dir (noch) schwer?

Bei mir hat es ca. ein halbes Jahr gedauert, bis ich allein den Gedanken an das "Allheilmittel" aus meinen Kopf herausbekam und "die Versuchung" allmählich verschwand.
Nach ca. einem Jahr war ich gänzlich "geheilt" (gedanklich) und frage mich mittlerweile, wie ich nur so blöd sein konnte, mich täglich zu verzaubern, richtig.
Ich verdrängte all die Jahre viele Probleme, anstatt mich damit zu beschäftigen, um sie zu lösen.
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Hallo maxegon,

Nein eigentlich nicht. In Gesellschaft ist es zwar blöd aber da stehe ich mittlerweile drüber. Seitdem ich weiß das meine Depression wahrscheinlich auch damit zusammen hängt fällt es leichter. Trinke jetzt sogar sehr gerne 0.0 Bier.

Lg
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Hallo Hansi,

Alkohol ist zwar ein prima Betäubungsmittel, doch hat er (leider) div. Nebenwirkungen, auch kann man sich vortrefflich in eine Depression/Traurigkeit hineinsteigern.
Mit deinem "gerne 0,0 Bier" hältst du dir aber noch ein kleines Hintertürchen offen, ebenso, dass es blöd sei, in Gesellschaft nicht zu trinken.
Es gibt bestimmt 1 Million Gründe keinen Alk. zu trinken und nur zwei... drei wackelige dagegen.

Ich fand es Anfangs auch blöd, in Gesellschaft mich immer erklären zu müssen, bis ich aus der "Not' eine Tugend machte.
Ich erklärte, ich mache ein alkoholfreies Jahr, aus gesundheitlichen Gründen und (!) ich wolle wissen, ob ich das schaffe - damit nahm ich allen Spöttern den Wind aus den Segeln.
Dass mein alkoholfreies Jahr nun schon drei Jahre dauert, fiel bisher niemanden auf :mrgreen: und die, die es sowieso wissen, schmunzeln amüsiert und nippen bedröppelt (betroffen) an ihren alkoholischen Getränken.

🍻 und einen schönen Sonntag!
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Hallo Maxegon,

ja da hast du sicherlich recht. Ich weiß auch das Alkohol keine Lösung war, und ich weiß heute das es Zuviel war. Und auch das ich damit wahrscheinlich meine Depression ausgelöst oder begünstigt habe.
Finde das ich mit dem 0,0 Bier mich gut vom Alkohol entfernen konnte, bis jetzt klappt das auch gut. Und das mit der Gesellschaft meinte ich nur weil halt immer dumme Sprüche kommen. Da muss man dann auch stark sein, aber auch das ist ja ein Lernprozess. Wenn die Leute dich kennen das du immer mit denen einen trinkst und auf einmal nicht mehr, kommen natürlich fragen auf. Aber wie gesagt auch das wird ja irgendwann nachlassen. Ich freue mich das du es schon drei Jahre geschafft hast. Das ist echt toll.

Lg Hans
Senif
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Senif »

Hallo,

in eine Depression steigert "man" sich nicht einfach mal hinein. Wenn du dich Maxegon einfach mal hineingesteigert hast, dann höre doch einfach damit auf.
Wenn hier schwer kranke Leute das Lesen, dass sie sich angeblich in ihre Depression reingesteigert haben, dann hinterlässt das einen faden Beigeschmack, der der Krankheit ! Depression nicht gerecht wird.

@Hansi ich habe auch zusätzlich die Diagnose Sucht bekommen, und hab jetzt fast 2 Jahre keinen Alkohol getrunken, was mir sehr sehr gut tut. Dennoch trinke ich ab und an ein alkoholfreies Bier. In Suchtforen wird das meist in der Luft zerrissen. Es gibt Menschen, die triggert das, dass sie ein alkoholfreies Bier trinken. Mich triggert das überhaupt nicht. Ich weiß, dass ich keinen Alkohol mehr trinken möchte, weil ich die Abstinenz mit einem Gewinn verbinde. Und diesen möchte ich mir nicht mit Alkohol kaputt machen. Ich halte nicht viel von dem militanten Auftreten, die Menschen dürften kein alkoholfreies Bier mehr trinken. Ich denke, es muss jeder für sich einschätzen, ob es ihn triggert oder nicht. Ich sehe darin kein ominöses Hintertürchen. Das ist nur meine Meinung.

LG Senif :hello:
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Hallo Senif,

danke für deine Antwort, im Moment schweifen wir hier auch bisschen ab vom Thema, eigentlich ist mir doch nur wichtig wie so eine depressive Phase verläuft ungefähr. Das ich mein Körper und Geist mit dem Alkohol schade habe ich begriffen, das habe ich schon in meinen paar Stunden Therapie rausbekommen. Und auch mich triggert es nicht wenn ich alkoholfreies Bier trinke, mittlerweile schmeckt das sogar. :lol: Aber jeder darf ja auch seine eigene Meinung haben, wäre ja auch schlimm wenn nicht! :roll: Für mich ist ja jetzt auch erstmal Prio aus dieser Phase wieder rauszukommen, damit ich wieder die Energie und die Fröhlichkeit von vor der Erkrankung wieder erlange.

Lg Hans
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Hansi77 hat geschrieben: 12. Dez 2023, 08:38 Und das mit der Gesellschaft meinte ich nur weil halt immer dumme Sprüche kommen. Da muss man dann auch stark sein, aber auch das ist ja ein Lernprozess.
Hallo Hansi,

da hast du Recht, dumme Spüche kommen immer, meist von den Leuten, die ihren eigenen Konsum rechtfertigen wollen.
Auch diese lernen mit der Zeit, dass du keinen Alk. mehr trinken magst.
Wenn du dich mit deinem 0,0 Bier wohlfühlst, ist's doch in Ordnung. Mir schmeckte dieses Gebräu nie.

Bei Depressionen macht auch jeder seine Erfahrungen, manche versuchen es gelassen zu sehen, andere werden noch depressiver, weil sie jetzt eine Diagnose haben und nun zur Therapie gehen.
Ist der Therapeut ein guter, kann so eine Episode auch schnell wieder abklingen.

Ich machte die Erfahrung, dass mich am meisten beeinflusste, was ich denke, wie ich an eine Sache herangehe, nehme ich es gelassener, fällt es mir leichter und umgekehrt.
Mich nicht immer soooo ernst nehmen, half mir bisher sehr. Gerade beim Alkohol.
Senif
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Senif »

Ich glaube kaum, dass irgendjemand eine Depression gelassen sieht/sehen kann. (auch der Versuch dürfte scheitern) Ansonsten bezweifel ich, dass es sich um eine Depression handelt.
Maxegon
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Maxegon »

Ich glaube kaum, dass irgendjemand eine Depression gelassen sieht/sehen kann. (auch der Versuch dürfte scheitern) Ansonsten bezweifel ich, dass es sich um eine Depression handelt.
Gelassen sein, es versuchen, bedeutet doch nichts anderes, als seine momentane Situation anzunehmen und sich nicht unter Druck zu setzen, Geduld zu haben, auf Besserung/Veränderung zu vertrauen, die Erwartungen nicht zu hochzuschrauben (zeitlich gesehen), sich Zeit lassen, lernen entpannter, aufmerksamer zu sein.
Ich kann mich in ein Gefühl hineinsteigern oder es entspannter (gelassen) sehen. Das kann nun jeder glauben oder nicht.

Öffne ich mich einem Problem, einem Gefühl, einer Situation, einem anders denkenden Menschen, einer Angst, versuche zu verstehen, übe Toleranz, wird es leichter fallen, als wenn ich mich festbeisse.
Hansi77
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Re: Bin neu hier. Ablauf einer depressiven Episode

Beitrag von Hansi77 »

Hallo,
Wollte mal berichten wie es mir seit Anfang Dezember erging.
Also der Dezember war noch relativ durchwachsen. Viele gute tage aber auch schlechte Tage. Längste gute Zeit waren 14tage. Dann wieder schlechte Tage.
Im Januar hatte ich doch glatt 3 gute und stabile Wochen wo ich schon wieder dachte, juhu es ist überstanden. Aber Pustekuchen, seit einer Woche wieder schlechter.
Aber wie es ausschaut geht es langsam bergauf. Hoffentlich. Ist es bei einigen hier auch so?

Lg
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