Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

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Müllem063
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Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Müllem063 »

Hey liebe Community,

Ich hänge nun knapp 5 Monate in meiner ersten depressiven Episode - eine ganz schön heftige noch dazu. Ich gehe 1 x/ Woche zur tiefenpsychologischen PT und bin mittlerweile auf dem AD (Sertralin) unterwegs, was bei mir vor allem Gleichgültigkeit auslöst und intensive Emotionen, sowohl positive als auch negative, unterdrückt. Es ist dadurch natürlich irgendwie besser auszuhalten, aber ebenso führt es zu noch weniger Motivation und Antrieb, Dinge zu tun. Es hat sich eine Null-Bock-Einstellung in mir breit gemacht. Leider warte ich noch auf die Stimmungsaufhellung. Nehme es jetzt seit 3,5 Wochen.

Ich habe in der Episode schon sehr viel ausprobiert, teilweise auch gegen inneren Widerstand. Mir wurde gesagt, dass ich Aktivitäten einfach ausprobieren und schauen soll, ob sie mir guttun. Also gehe und ging ich auf Geburtstage, auf ein Festival, auf Konzerte, eine Zeit lang noch arbeiten (mittlerweile nicht mehr), auf Dates, versuche verschiedenen Sport zu machen, treffe meine friends, treffe mich zum Musikmachen, gehe wandern, koche und spiele Gesellschaftsspiele mit meiner Mitbewohnerin uvm.
Das alles war und ist ein Hin und Her der Emotionen. Häufig habe ich vor allem bei Aktivitäten mit vielen Menschen gemerkt, dass ich mich fremd/ Dis-Connected/ ausgeschlossen und überfordert fühle. Bei Aktivitäten mit weniger Personen (vor allem zu zweit) ist das weniger der Fall. Aber auch hier ist es meistens nur Ablenkung. Selten stellt sich eine positive Schwingung ein.

Das ganze ist natürlich super frustrierend und ehrlich gesagt geht mir so langsam die Energie aus. Ich merke, dass die Aktivitäten natürlich auch mal eine positive Emotion hervorlocken, aber meistens ist es nur Mittel zum Zweck - hauptsache etwas vorhaben und nicht zu Hause versacken/ den Tag irgendwie rumkriegen. Allerdings ist es auch immer sehr anstrengend, mich dazu aufzuraffen.

Ich habe momentan das Gefühl, dass je länger diese Phase anhält, ich immer inaktiver werde/ mich zurückziehe, teilweise Kontakt - auch zu engen Freund*innen - vermeide/ abblocke. Da könnte ich eigentlich tatsächlich sehr glücklich sein. Ich habe einen großen Freundeskreis, der mich immer wieder versucht zu aktivieren. Aktuell kann ich mich aber immer schlechter darauf einlassen. Ich muss mich regelrecht dazu durchringen. Häufig sage ich dann kurzfristig ab, was natürlich auch wieder unangenehme Gefühle auslöst. Zudem fühle ich mich manchmal regelrecht ans Bett gefesselt - hat wahrscheinlich auch mit den kalten, dunkeln Tagen zu tun. Gestern lag ich dann seit vormittags bis spät abends im Bett, habe gelesen und mit Menschen in Dating-Apps gechattet. Ab und an stehe ich auf zum Rauchen - auch das Rauchen stört mich sehr und ist mehr geworden.

In mir machen sich Frust, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit breit. Ich warte eigentlich nur auf den Tag, an dem es spürbar bergauf geht. Ich nehme meine positiven Entwicklungen, die mir von Freunden und meiner Therapeutin gespiegelt werden, nicht wahr. Ich vergleiche das aktuelle Leben immer mit dem Leben davor und spüre dann eine Mischung aus Sehnsucht, Frust, massiver Niedergeschlagenheit und Wut auf diese blöde Krankheit.

Ich habe noch so viele Pläne im Leben und möchte noch so viel lernen, aber aktuell ist es unvorstellbar für mich irgendetwas jemals wieder davon anzugehen (z. B. Tanzkurs, Spanisch lernen, mehr Musik machen). Und so kommt es mir vor, als würde mir diese wertvolle Lebenszeit, die nunmal begrenzt ist, einfach davonlaufen.

Ihr merkt schon, dass ich mich da ganz schön reinsteigern kann und die Spirale nach unten baue. :roll: :lol:

Ich wollte das hier einfach mal teilen und freue mich natürlich über Berichte, Tipps und (ähnliche) Erfahrungen.
Geht so eine depressive Episode wirklich irgendwann einfach zu Ende?
Was hilft euch, nicht den Mut zu verlieren?

Liebste Grüße
Bittermandel
Beiträge: 2302
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Müllem

Eine depressive Episode kann lange dauern. Ich stecke gerade auch mittendrin weil ich ein Medikament ausgeschlichen habe. Vielleicht ist der Gang zum Facharzt noch mal richtig wenn du keinen Antrieb verspürst. Du versuchst ja mit deinen Freunden in Kontakt zu bleiben und hast viele Aktivitäten. Die Lebensfreude kommt nicht auf Knopfdruck zurück. Ich würde raten mit deinem Arzt zu sprechen.

Liebe Grüße Bittermandel
Maxegon
Beiträge: 2465
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Maxegon »

Müllem063 hat geschrieben: 23. Nov 2023, 11:28
Ich habe in der Episode schon sehr viel ausprobiert, teilweise auch gegen inneren Widerstand. Mir wurde gesagt, dass ich Aktivitäten einfach ausprobieren und schauen soll, ob sie mir guttun.
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Das alles war und ist ein Hin und Her der Emotionen. Häufig habe ich vor allem bei Aktivitäten mit vielen Menschen gemerkt, dass ich mich fremd/ Dis-Connected/ ausgeschlossen und überfordert fühle. Bei Aktivitäten mit weniger Personen (vor allem zu zweit) ist das weniger der Fall. Aber auch hier ist es meistens nur Ablenkung. Selten stellt sich eine positive Schwingung ein.

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Ich habe momentan das Gefühl, dass je länger diese Phase anhält, ich immer inaktiver werde/ mich zurückziehe, ...

In mir machen sich Frust, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit breit. Ich warte eigentlich nur auf den Tag, an dem es spürbar bergauf geht.
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Ihr merkt schon, dass ich mich da ganz schön reinsteigern kann und die Spirale nach unten baue.
Geht so eine depressive Episode wirklich irgendwann einfach zu Ende?
Hallo Müllem063,

ich wage zu bezweifeln, dass ein AD allein (!) zu einer Stimmungsaufhellung führen kann.

Was verursacht eine bessere Stimmung?
Was macht dich froh?
Was betrübt dich?


Alle im Hirn ablaufenden Vorgänge bedürfen doch einen Auslöser, fehlt dieser, werden auch bestimmte chem. Prozesse nicht ausgelöst bzw. bleiben gerade laufende Prozesse so wie sie sind.

Bin ich abgrundtief traurig (wofür es einen Grund/Auslöser gab), bleibe ich das auch, wenn ich nichts finde, was mich wieder erfreut. Da kann ich meine Rezeptoren noch so sehr hemmen, sogar bis zur Betäubung, da wird sich solange nichts ändern, bis ein Transmitter ausgeschüttet wird, der mich wieder froh macht.

Auch ich fragte mich oft, habe ich mir mein Negativdenken über die Jahre antrainiert?
Bin ich zum Schwarzdenker, Miesepeter geworden?

Verdrängte ich das wagemutige, neugierige Kind aus meinem Kopf, was einfach Mal probiert, ohne vorher zu wissen, was dabei herauskommt, auch auf die Gefahr hin, dass es schief gehen könnte?
Und wenn's schief geht/ging, es gelassen sieht?

Bin ich jetzt auch zu diesen verhermten, missmutigen Erwachsenen geworden, obwohl ich noch so viel "Blödsinn", Ideen und Wünsche im Kopf habe?

Beutelt mich das Leben oder verhindere ich mich selbst?
Ist das die eigentliche Krankheit, meine Grundeinstellung?
Erwarte ich zu viel oder bin ich einfach nur abgeklärt?

Oder ist das der normale Lauf des Lebens und die meisten Menschen können es nur besser verbergen oder gehören zu den Glücklichen, die es gar nicht bemerken?

Oder ging's mir all die Jahre zu gut?

Eines weiß ich, von allein wird nichts besser (Lebenserfahrung :mrgreen: ) und Aussitzen ... wäre zwar schön, aber ...

Lass' uns mal zusammen eine rauchen, erst Mal schön jammern :lol: und dann ein, zwei Antworten auf all die Fragen finden.
:hello:
Mayana
Beiträge: 284
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Mayana »

Hallo Müllem063,

„Von alleine“ wird meiner Erfahrung nach nichts besser. Ich kenne die langen Episoden der Depression, in meiner jetzigen bin ich seit über zwei Jahren.
Wirksam war bei mir bis jetzt nur die Kombination von AD mit Psychotherapie. Und mit dem AD hapert es momentan extrem- wie du fühle ich mich extrem gleichgültig, die Emotionen sind weg. Ich weiß aber, dass das mit dem richtigen Medikament besser wird bei mir, dann kann auch die Psychotherapie richtig greifen.
Und die ganzen Sachen, die man nur tut, weil Experten dazu raten sie weiter zu machen- irgendwann kamen bei mir auch wieder Gefühle dazu hoch, nach der Kombitherapie.
Müllem063
Beiträge: 43
Registriert: 24. Aug 2023, 11:05

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Müllem063 »

Maxegon hat geschrieben: 23. Nov 2023, 14:34
Müllem063 hat geschrieben: 23. Nov 2023, 11:28
Ich habe in der Episode schon sehr viel ausprobiert, teilweise auch gegen inneren Widerstand. Mir wurde gesagt, dass ich Aktivitäten einfach ausprobieren und schauen soll, ob sie mir guttun.
...
Das alles war und ist ein Hin und Her der Emotionen. Häufig habe ich vor allem bei Aktivitäten mit vielen Menschen gemerkt, dass ich mich fremd/ Dis-Connected/ ausgeschlossen und überfordert fühle. Bei Aktivitäten mit weniger Personen (vor allem zu zweit) ist das weniger der Fall. Aber auch hier ist es meistens nur Ablenkung. Selten stellt sich eine positive Schwingung ein.

...

Ich habe momentan das Gefühl, dass je länger diese Phase anhält, ich immer inaktiver werde/ mich zurückziehe, ...

In mir machen sich Frust, Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit breit. Ich warte eigentlich nur auf den Tag, an dem es spürbar bergauf geht.
...

Ihr merkt schon, dass ich mich da ganz schön reinsteigern kann und die Spirale nach unten baue.
Geht so eine depressive Episode wirklich irgendwann einfach zu Ende?
Hallo Müllem063,

ich wage zu bezweifeln, dass ein AD allein (!) zu einer Stimmungsaufhellung führen kann.

Was verursacht eine bessere Stimmung?
Was macht dich froh?
Was betrübt dich?


Alle im Hirn ablaufenden Vorgänge bedürfen doch einen Auslöser, fehlt dieser, werden auch bestimmte chem. Prozesse nicht ausgelöst bzw. bleiben gerade laufende Prozesse so wie sie sind.

Bin ich abgrundtief traurig (wofür es einen Grund/Auslöser gab), bleibe ich das auch, wenn ich nichts finde, was mich wieder erfreut. Da kann ich meine Rezeptoren noch so sehr hemmen, sogar bis zur Betäubung, da wird sich solange nichts ändern, bis ein Transmitter ausgeschüttet wird, der mich wieder froh macht.

Auch ich fragte mich oft, habe ich mir mein Negativdenken über die Jahre antrainiert?
Bin ich zum Schwarzdenker, Miesepeter geworden?

Verdrängte ich das wagemutige, neugierige Kind aus meinem Kopf, was einfach Mal probiert, ohne vorher zu wissen, was dabei herauskommt, auch auf die Gefahr hin, dass es schief gehen könnte?
Und wenn's schief geht/ging, es gelassen sieht?

Bin ich jetzt auch zu diesen verhermten, missmutigen Erwachsenen geworden, obwohl ich noch so viel "Blödsinn", Ideen und Wünsche im Kopf habe?

Beutelt mich das Leben oder verhindere ich mich selbst?
Ist das die eigentliche Krankheit, meine Grundeinstellung?
Erwarte ich zu viel oder bin ich einfach nur abgeklärt?

Oder ist das der normale Lauf des Lebens und die meisten Menschen können es nur besser verbergen oder gehören zu den Glücklichen, die es gar nicht bemerken?

Oder ging's mir all die Jahre zu gut?

Eines weiß ich, von allein wird nichts besser (Lebenserfahrung :mrgreen: ) und Aussitzen ... wäre zwar schön, aber ...

Lass' uns mal zusammen eine rauchen, erst Mal schön jammern :lol: und dann ein, zwei Antworten auf all die Fragen finden.
:hello:

Ja und da genau sehe ich die Crux. Dinge, die mir Spaß gemacht haben, lösen auf einmal nichts mehr aus bei mir.
Ich würde sagen, dass ich vorher ganz anders durch die Welt gelaufen bin: sehr umtriebig, neugierig, offen für neues, um Beziehungen und Menschen bemüht, gerne Menschen zusammenbringend, optimistisch und durchaus lebensbejahend. Wenn es Herausforderungen gab, habe ich diese angenommen und bearbeitet. Das wirkt alles so weit weg aktuell. Manchmal wirkt es so weit weg, dass ich gar nicht mehr weiß, wie sich das anfühlt und die Hoffnung verliere, dass es sich jemals wieder anders anfühlen kann.
Der Frust darüber führt wiederum dazu, dass ich mich herausziehe und verkrieche.
Mein Selbstwert ist völlig abhanden gekommen und ich traue mir auch nicht zu aktuell, etwas neues auszuprobieren.

Also ja, aktuell würde ich sagen, dass ich mich selbst verhindere. Aber da muss ja auch noch der alte Anteil in mir drin schlummern. Wie kann ich den wieder zum Leben erwecken? Wie kann ich dieses toxische Grübeln beenden? Wie kann ich wieder positiv nach vorne schauen, anstatt negativ in den Rückspiegel?

Es ist nicht so, dass ich bisher ein Bilderbuch leben führen durfte. Es gibt einige Baustellen und es gab viele Krisen. Bisher dachte ich aber, dass diese mich eher gestärkt hätten, da ich sie immer gemeistert habe. Und jetzt kommt doch die Erkenntnis, dass da so gar keine Ressourcen sind, die mich stabilisieren. Ich fühle mich einsam und ausgeschlossen.

Ist das wirklich alles nur die Depression, die mir das so in den Kopf prügelt oder war es vorher auch schon so, nur nicht so sehr unter dem Brennglas wie jetzt?
Maxegon
Beiträge: 2465
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Maxegon »

Müllem063 hat geschrieben: 23. Nov 2023, 17:09 Ist das wirklich alles nur die Depression, die mir das so in den Kopf prügelt oder war es vorher auch schon so, nur nicht so sehr unter dem Brennglas wie jetzt?
Auf diese Frage suche ich auch noch eine Antwort.

Als ich noch nicht wusste, dass Depression eine Krankheit ist/sein kann, war ich traurig, demotiviert oder einfach schlecht drauf.
Sätze wie "das wird schon" oder "stell' dich nicht so an" gefielen mir zwar nie, doch im Nachhinein bewahrheiteten sie sich oft oder ich ignorierte sie einfach.

Morgen wird's besser, allein diese Zuversicht, gab mir Gewissheit und ich wischte die düsteren Gedanken einfach weg - was hatte ich zu verlieren?

Wann hatte ich diese Fähigkeit, diesen Glauben verloren?

Als alles nur noch "Kacke" war? Steigerte ich mich da hinein?
Love-is-all-around
Beiträge: 77
Registriert: 19. Mär 2023, 11:03

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Love-is-all-around »

Wenn du die Vergangenheit nicht loslassen kannst, dann ist die innere Arbeit noch nicht abgeschlossen.

Du kannst dir folgende Fragen stellen:
Kann ich den aktuellen Status so wie er ist akzeptieren?
Welche Gefühle sind damit verbunden?
Was könnte ich noch tun, damit ich den Blick wieder in die Zukunft richten kann?
Was würde ich einem guten Freund raten?

Das letzte Mal als ich mit der Vergangenheit gehadert habe, wollten die Gedankenkreise kein Ende nehmen. Ich hatte alles analysiert, gefühlt, akzeptiert, der anderen Person verziehen ... nur mich selbst hatte ich vergessen. Ich habe MIR selbst nicht verziehen.

Die Ressourcen sind in dir, du hast alles was du brauchst. Du musst es nur wieder entdecken und aktivieren. Glaub an dich!
Immer wenn du Pläne schmiedest, fällt das Schicksal lachend vom Stuhl.
Lavendel64
Beiträge: 543
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
ich nehme auch Sertralin (gerade mal wieder) - es sollte aktiver machen und dich nicht bremsen. Wer hat es denn verschrieben und wer überwacht die Erhöhung der Dosen? Mich hält es in einer Stabilität, das ist für mich wichtig. Ich nehme Dinge nicht tragisch und dieses Kopfkino bleibt weg.

Wenn du in Therapie bist, was sagt der Therapeut zu den Fragen der Dauer und der Inaktivität?

Während meiner ersten und übelsten Phase (mit Klinikaufenthalt etc) hörte ich immer wieder "das dauert eben". Letztlich stimmt das. Das einzige, was man beurteilen sollte ist, ob die ambulante Therapie ausreichend ist. Meine Therapeutin hat mir damals gesagt ambulant sei möglich, würde aber ewig dauern, daher die Entscheidung für die Tagesklinik, wo im geschützten Raum intensiv gearbeitet und der Alltag ausgeblendet wird.

Dass das, was dir Spaß gemacht hat , plötzlich egal ist, das kann schon Angst machen. Es kommt wieder, Stück für Stück. Wenn die Psyche das abgearbeitet hat, an dem sie herumbeißt. "Eigentlich müsste ich glücklich sein" - den gleichen Satz habe ich in der ersten Sitzung in der Klinik gesagt. Die Therapeutin antwortete: und dennoch hat es sie hierhin gebracht.... Die Auslöser waren vielfach, aber in der Klinik konnte ich mich damit intensiv auseinandersetzen. Mit fachlicher Unterstützung. Am Ende habe ich an einigen Schräubchen ein wenig gedreht. Es dauerte fast ein Jahr - nur um dir einen Eindruck davon zu geben, dass man nach 5 Monaten noch nicht zwangsläufig wieder fit ist.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Ellaella
Beiträge: 5
Registriert: 22. Sep 2023, 17:49

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Ellaella »

Ich frag mich, wie es früher war, z.B. in Kriegszeiten. Da mussten die Leute doch ohne Medikamente irgendwie weiterleben. Ist es dann irgendwann von allein besser geworden?
Bei mir war es so, dass mir die Medikamente geholfen haben. Ich hab nach einem halben Jahr die Dosis verdoppelt, weil ich immernoch zu viel gegrübelt habe. Das war im August, ich hab das Gefühl seit dem geht es mehr aufwärts wieder. Ich freue mich wieder und grüble nicht so viel. Angefangen hatte ich mit Tiefenpsych. Therapie da ging es mir im Laufe eines Halben Jahres immer schlechter und ich wurde zum Psychiater verwiesen. Der gab mir dann AD. Von Psychotherapie bin ich total enttäuscht, das hat es bei mir nur schlimmer gemacht. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich lieber gleich Tabl. nehmen sollen.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünsche ich Euch!
Biene3102
Beiträge: 31
Registriert: 23. Nov 2023, 08:14

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Biene3102 »

Hallo zusammen auch ich stecke in dieser Phase. Könnte den ganzen Tag nur im Bett liegen bleiben. Jedoch raffe ich mich immer wieder auf was zu tun. Diese Woche habe ich noch gearbeitet und merkte immer mehr das es mir meine letzte Energie nimmt. Ich liebe meinen Job und er macht mir immer noch Spaß jedoch fehlt mir momentan die Kraft und die Motivation. Deshalb nehme ich mir ab nächster Woche eine Auszeit. Am Montag habe ich einen Termin bei meinem Psychiater. Dosis wurde vor einer Woche erhöht. Dienstag Therapie. Es strengt mich alles so sehr an. Ich bin nicht Hoffnungslos im Gegenteil. Nachmittags lache ich auch mal. Doch der morgen ist wie eine sehr dunkle Wolke. Es ist eine Episode die vorbei geht. Nur wann?
Flami
Beiträge: 23
Registriert: 7. Jun 2007, 13:26

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Flami »

Hallo Müllem ,

Ich war im Sommer mit schwerer Depression im Krankenhaus, richtig schlimm, habe sehr daran geknabbert, dass ich rezidivierende Depressionen habe. Was mir hilft ist, sich mal richtig reinfallen zu lassen, jammern, heulen, ausm Fenster gucken, malen, nix machen. Ich denke auch oft an das Leben ohne Depression und bin dann traurig. Wann wirds wieder so sein? Ich kann dein Geschriebenes so gut verstehen. Es ist auch manchmal schwer sich über kleine Schritte zu freuen. Letztens habe ich auf der Straße rumgeheult und einem Freund was vorgejammert. Hinterher gings mir besser. Ich soll lernen, dies als einen Teil von mir anzunehmen. Ich wäre aber lieber cool und lustig. Naja, es ist aber so, wenn ich s zulasse geht's mir besser. Ich bin noch krank geschrieben und zuhause. Heute morgen nicht in die Gänge gekommen, traurig, geweint, dann beschlossen einen lalelu Tag zu machen mit nichts....dann 2 Bilder gemalt. Lalelu Tag ist ne Empfehlung von Therapeutin, mal nichts wollen, nur machen, was gerade kommt. Lalelu ist von einer Ihrer Patientinnen, mir fiel nichts besseres ein, hab den Namen so übernommen.

Liebe Grüße
Topo
Beiträge: 83
Registriert: 15. Sep 2021, 22:32

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Topo »

Wirklich aussitzen im Sinne von gar nichts tun ist gefährlich. Aber du tust ja etwas; Therapie und Medikamente sind die üblichen Leitlinien Methoden, die dir sehr wahrscheinlich helfen. Es ist aber in der Tat so, dass beides nicht die Depression wegzaubert und man darauf nicht warten sollte. Also parallel mit Sport anfangen, überlegen, welche Aspekte im Leben dir Unzufriedenheit bereiten und diese Aspekte ändern etc. Dann wird es sicherlich bald besser :)
Müllem063
Beiträge: 43
Registriert: 24. Aug 2023, 11:05

Re: Depression Aussitzen: Wird es irgendwann einfach besser?

Beitrag von Müllem063 »

Flami hat geschrieben: 28. Nov 2023, 15:54 Hallo Müllem ,

Ich war im Sommer mit schwerer Depression im Krankenhaus, richtig schlimm, habe sehr daran geknabbert, dass ich rezidivierende Depressionen habe. Was mir hilft ist, sich mal richtig reinfallen zu lassen, jammern, heulen, ausm Fenster gucken, malen, nix machen. Ich denke auch oft an das Leben ohne Depression und bin dann traurig. Wann wirds wieder so sein? Ich kann dein Geschriebenes so gut verstehen. Es ist auch manchmal schwer sich über kleine Schritte zu freuen. Letztens habe ich auf der Straße rumgeheult und einem Freund was vorgejammert. Hinterher gings mir besser. Ich soll lernen, dies als einen Teil von mir anzunehmen. Ich wäre aber lieber cool und lustig. Naja, es ist aber so, wenn ich s zulasse geht's mir besser. Ich bin noch krank geschrieben und zuhause. Heute morgen nicht in die Gänge gekommen, traurig, geweint, dann beschlossen einen lalelu Tag zu machen mit nichts....dann 2 Bilder gemalt. Lalelu Tag ist ne Empfehlung von Therapeutin, mal nichts wollen, nur machen, was gerade kommt. Lalelu ist von einer Ihrer Patientinnen, mir fiel nichts besseres ein, hab den Namen so übernommen.

Liebe Grüße
Huhu,

LaLeLu Tag find ich gut als Bezeichnung 😄 tatsächlich habe ich auch überlegt, mal mit dem Malen anzufangen. Wollte mir Leinwand und Acryl Farben besorgen. Mal gucken, ob ich das wirklich umsetze.

Aktuell ist es wirklich mies. Hänge seit 2 Wochen so richtig in den Seilen und entsprechend sehr viel in meiner Wohnung rum. Nichts macht auch nur annähernd Spaß. Abends ist es dann manchmal besser und Dinge lösen auf einmal wieder Resonanz aus - Ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Ich schaue halt auch häufig zurück, weil das Leben, wie es jetzt ist und entsprechend mein Wesen, noch nie derart traurig und aussichtslos waren. Depressive Phasen kannte ich bisher nicht, eher mal ein paar graue Tage, aber auch immer Ressourcen das grau zu verdrängen.

Hachja ich könnte noch so viel jammern und ehrlich gesagt tut es auch gut, aber belassen wir es mal dabei :D

Liebe Grüße und danke für eure Beiträge.
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