Einnahmedauer Antidepressiva

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Sunny2023
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Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Sunny2023 »

Hallo zusammen,

wie lange muss man Antidepressiva nehmen, wenn man z. B. symptomfrei ist und es einem gut geht ?

Rezidivprophylaxe?

Ich würde sie am liebsten, wenn ich symptomfrei bin, so schnell wie möglich absetzen. Ich habe aber auch gleichzeitig Angst davor das die Depression

wieder zurück kehrt.

Und symptomfrei bin ich ja lange noch nicht, falle ja gerade ständig wieder in ein Loch....
Pfadi
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Pfadi »

Wenn du symptomfrei bist, noch mindestens ein halbes Jahr. Und dann nur nach Rücksprache mit dem Arzt ausschleichen.

Grüße

Pfadi
Sunny2023
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Sunny2023 »

Danke für deine Rückmeldung.
Okay, also werde ich sie noch länger nehmen müssen.

Reicht ein halbes Jahr Symptonfreiheit um abzusetzen? Oder muss man sie lieber länger nehmen um keinen Rückfall zu bekommen?

Viele Grüße
Sunny
Angelika 1964
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo Sunny,
Ich habe nach mehr als einem halben Jahr Symptomfreiheit das Ciralopram ausschleichen wollen ( in Absprache mit meinem Arzt). War an sich kein Problem. Bei 10 mg über ca. 3 Wochen hatte ich einen schweren Rückfall, bis heute bin ich nicht nicht mehr in die Spur gekommen. Nimm die AD'S lieber etwas länger und achte darauf dass Du wirklich lange genug stabil bist.
Liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
Sunny2023
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Sunny2023 »

Hallo Angelika,

auch dir vielen Dank, also solange nehmen wie die Depression da war und dann vorsichtig ausschleichen?

Keiner sagt einem wirklich wie lange man die Medikamente nehmen muss und was passieren kann beim absetzen.... Nur das es hilft wieder daraus zu kommen....
Angelika 1964
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Wohnort: Baden Württemberg

Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo Sunny,
Mein Arzt hat mir ziemlich am Anfang der Behandlung gesagt dass es möglich ist, je nach Ursache der Depression und je nach meiner gesundheitlichen Stabilität, ich ein Leben lang AD'S nehmen muss, so ähnlich wie jemand der eine Schilddrüsenfunktionsstörung hat.
Ich weiß nicht ob Du allgemein Probleme mit Medikamenten hast oder nur mit AD'S.
Die Wirkung, Nebenwirkungen, das Ausschleichen, alles ist individuell verschieden, jeder muss ausprobieren.
Liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
mr_fresh
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von mr_fresh »

Hallo Sunny2023,

die Leitlinien empfehlen eine mindestens sechsmonatige Einnahme, sobald die Symptome besser geworden sind. Danach muss dann individuell entschieden werden. Das nennt man dann Erhaltungstherapie. Wie lange die dauern soll, ist von vielen Faktoren abhängig: wie viele depressive Episoden hast Du schon gehabt, wie ist der Verlauf des Schweregrads, gab es schon vollständige Remissionen, wie ist Dein persönliches Umfeld etc.

Viele Grüße
Maxegon
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Maxegon »

mr_fresh hat geschrieben: 12. Nov 2023, 22:05
die Leitlinien empfehlen ...
Hallo zusammen,

schön wäre es, gäbe es halbwegs einheitliche Leitlinien.
Diese sucht man aber vergeblich.
Egal, ob im Ärzteblatt (PP 21, September 2022), den Publikationen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Newsletter 80 von 2016) oder diverser anderer internationaler und nationaler Institute - eine einheitliche Richtlinie gibt es aber nicht, zumal, zumindest in den letzten Jahren, die Gabe von AD zunehmend in Frage gestellt wird, ... von eben diesen Fachgremien bzw. einzelner Fachleute, weltweit.

Vertraut man also auf den Beipackzettel, der Aussage des Arztes (woher bezieht er seine Informationen), Meinungen/"Erfahrungen" einzelner Betroffener oder macht man es nach Gutdünken?

Ich weiss es auch nicht.

Vergleiche mit anderen Erkrankungen mögen vielleicht einleuchtend sein, doch ob sie zum Ziel führen, darf wohl jeder selbst entscheiden.

Meine Recherchen über "neue Studien Wirkung Antidepressiva" im www. war alles andere als fruchtvoll.

Vielleicht findet ihr ja befriedigender Aussagen und teilt sie dann mit
Anne Blume
Moderator
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Maxegon,

die gibt es zum Glück. Hier der link zur Nationalen Versorgungsleitlinie: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-005

Herzliche Grüße
Anne Blume
Maxegon
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Maxegon »

Vielen Dank, für den sachdienlichen Hinweis!💐
Niri
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Registriert: 21. Mai 2022, 12:26

Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Niri »

Hallo an euch,

erstmal vielen Dank, liebe Anne Blume, für den interessanten Link. Ich kannte die Inhalte so zusammengefasst nicht und finde das in der Form recht gut.

Das Thema selbst finde ich sehr kompliziert und bei mir momentan erst recht....

Nach einem Zusammenbruch im Februar 2022 hab ich im April 2022 mit Escitalopram angefangen, gesteigert bis 20 mg. Gleichzeitig habe ich eine Therapie angefangen und wurde durch eine Krankschreibung entlastet.
Im Laufe der Zeit ging es mir besser, immer mit Schwankungen in die eine und die andere Richtung, aber die Tendenz eindeutig nach oben.
Aber was hat was genau bewirkt?? Was das AD? Was die Therapie? Was die Entlastung durch Nicht-mehr Arbeiten?
Tatsächlich staune ich immer wieder wie klar manche benennen können, das ADs wirken oder nicht, Nebenwirkungen haben oder nicht.....oder denke ich da einfach zu kompliziert??
Nach anderthalb Jahren AD Einnahme und einer Stabilität bei meiner eindeutigen Tendenz- nach- oben-Besserung hab ich im Oktober mit meinem Arzt besprochen die ADs langsam auszuschleichen.
Hab also Mitte Oktober von 20 auf 15 mg reduziert, Plan war Anfang Dezember dann auf 10 mg zu gehen, wenn alles gut läuft. Die ersten Tage lief alles bestens, ich hatte sogar den Eindruck, mich lebendiger zu fühlen, mehr Energie zu haben.
Dann kamen schwere Tage, mit unendlichem Schlafbedürfnis, kaum Energie.
Warum, wieso ? Ich hatte keine Ahnung.
Nach ungefähr 10 Tagen hab ich dann gemerkt, dass ich die Tabletten verwechselt hab!!!
Ich hab 20 und 10 mg Einheiten, die ich entsprechend teilen muss, beide sind weiß, aber unterschiedlich groß.
Nachdem ich ein paar Tage alles richtig gemacht habe, hab ich dann statt 10+5 abrupt (weil Verwechslung) auf 20+5 gewechselt......

Jetzt weiß ich zumindest, dass das ganz eindeutige Auswirkungen hatte ;-) !!

Bin dann wieder auf 20 runter (hab mich sehr über mich selbst geärgert, es mir dann aber verziehen) und seit einigen Tagen bin ich wieder bei 15 mg, mit wieder deutlich mehr Energie und Wachheit.

Es tut mir so leid, was ich mir da unabsichtlich selbst zugemutet habe. Sehe aber jetzt in Bezug auf die Wirkung des ADs klarer und bin mir sehr sicher, dass es für mich hilfreich war es zu nehmen, es genau die (eine der..) Krücke war, die mir zur Besserung geholfen hat.

Jetzt dauert das Ausschleichen halt länger und ich pass auf wie ein Fuchs beim Tabletten herrichten!

Liebe Grüße an alle
Niri
Maxegon
Beiträge: 2493
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Maxegon »

Niri hat geschrieben: 16. Nov 2023, 11:30
Aber was hat was genau bewirkt?? Was das AD? Was die Therapie? Was die Entlastung durch Nicht-mehr Arbeiten?

.....oder denke ich da einfach zu kompliziert??

Jetzt weiß ich zumindest, dass das ganz eindeutige Auswirkungen hatte ;-) !!

Jetzt dauert das Ausschleichen halt länger ....
Das Psychopharmaka, überhaupt alle Substanzen, Auswirkungen auf unseren Körper, unser Befinden haben, ist unbestritten.

Die Leitlinien, egal ob die deutschen oder die genfer der WHO, geben ja auch keine Garantien, es sind Empfehlungen, wie man es machen könnte/sollte bzw. was nach heutigem Wissen empfehenswert ist, sowohl bei der Gabe eines AD, als auch beim Aussschleichen.

Je mehr man (ich) in die Materie vordringt, desto unterschiedlichere Empfehlungen bemerkt man ... von hilfreich über ... na ja, schaden kann's ja nicht, bist hin zu höchst bedenklich.

Die Funktion der AD's und anderer Substanzen beruht hauptsächlich auf das Hemmen des Annehmens bestimmter Tansmitter an den Rezeptoren.
Das ist nicht nur eine vage Vermutung, doch wie die das 100% funktioniert, ganzheitlich, bleibt im Reich der möglichen Wahrscheinlichkeiten.
Deheteleef
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Registriert: 7. Nov 2022, 17:01

Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Deheteleef »

Ich nehme seit über 30 Jahren Antidepressiva und bin seit einigen Jahren stabil.
Meine Blutwerte sind soweit ok.

Ans Absetzen denke ich nicht; zu groß ist meine Befürchtung wieder in der Depri-Hölle zu landen.
Vier fünfmal vervierfacht macht mehr als fünf viermal verfünffacht. :shock:
Senif
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Senif »

Hai Deheteleef, hallo Niri,

Ich denke, die Gründe fürs Absetzen, sind vielfältig:

Bei mir ist es: ich nehme auch schon sehr lange AD bin aber derzeit stabil, und wöllte schon probieren, ob ich ohne klar komme. Aber ich warte mal noch 1 - 2 Jahre. Wenn es bis dahin gut läuft, kann ich es probieren. Und dann auch seeeeeeehr langsam.

Andere setzen ab, weil sie keine Wirkung verspüren. Das kann ich dann auch verstehen. Einige schließen daraus, dass ADs vielleicht keine Wirkung haben. Meine Erfahrung ist da eindeutig anders. Als ich das Stangyl für mich entdeckt habe, hat es mir buchstäblich das Leben gerettet. Und ich wurde da erst therapiefähig.

Insofern ist ja die Kombination AD und Therapie auch sinnvoll, um eine Therapiefähigkeit zu erzielen.

Mein Arzt ist da auch sehr vorsichtig mit Absetzen, er hat wohl schon viele Rückfälle gesehen.

LG Senif
Meister Eder
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Meister Eder »

Hallo Deheteleef,

Ich nehme zwar erst seit 9 Monaten ADs.
Aber ich verdanke ihnen schon einiges.
Fühle mich "abgefedert". Kann schlafen und habe weniger Ängste/Panik. Bin etwas weniger depressiv.
Die Nebenwirkungen sind erträglich.
Laut Hausarzt stimmen die Werte.

Ich käme nicht auf die Idee abzusetzen.
Im Gegenteil, ADs geben mir Sicherheit, Lebensqualität und Schlafqualiät.

Alles Gute
Meister Eder
Maxegon
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Maxegon »

Meister Eder hat geschrieben: 19. Nov 2023, 13:39
Ich nehme zwar erst seit 9 Monaten ADs.
Aber ich verdanke ihnen schon einiges.
Fühle mich "abgefedert". Kann schlafen und habe weniger Ängste/Panik. Bin etwas weniger depressiv.
Die Nebenwirkungen sind erträglich.
Laut Hausarzt stimmen die Werte.

Ich käme nicht auf die Idee abzusetzen.
Im Gegenteil, ADs geben mir Sicherheit, Lebensqualität und Schlafqualiät.
Darum geht es doch, dass man sich wohler fühlt und sorgt ein AD oder ähnliches Medikament dafür, kann man doch dankbar sein.

Spielt es denn eine Rolle, ob es wirklich an den Inhaltsstoffen liegt oder ob unser Glaube daran, diese Veränderung hervorruft?

Viele bekommen schon allein bei dem Gedanken, ans Ausschleichen, Stress und Unwohlsein, ohne irgend etwas verändert zu haben, andere sind zuversichlich, motiviert und freuen sich, da sie fest an eine Verbesserung glauben.

Sicherlich sind einige Absetzerscheinungen nicht von der Hand zu weisen, doch warum sollte ich absetzen, wenn offensichtlich der Nutzen überwiegt und es mir gut geht, zumindest besser?

Wie @Angelika 1964 so treffend erwähnte, alles ist individuell, die Wirkung, die Nebenwirkungen oder das Ausschleichen - da hilft nur ausprobieren und das möglichst mit fachmännischer Beratung.
Sunny2023
Beiträge: 58
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Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von Sunny2023 »

Hallo,

ich habe mich lange nicht mehr hier gemeldet, mir fiel es schwer das alles zu verfolgen und zu verstehen. Ich war mit ganz vielen anderen Dingen beschäftigt.

@Anne Blume: vielen lieben Dank für den Link.

@ Niri: danke das du deine Erfahrung mitgeteilt hast, was das absetzen des Medikaments mitgebracht hast, das man da auch ganz besonders aufpassen muss.

Ich kann das immer noch nicht sehen, das Psychopharmaka mir Lebensqualität und Sicherheit geben, denn ich denke ich muss selber an mir arbeiten um wieder leben zu können wie ich mir das vorstelle.

Was mute ich meinem Körper zu mit den verschiedenen Inhaltsstoffen?

LG
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Einnahmedauer Antidepressiva

Beitrag von IvonneSun »

Hallo Allen Miteinander. Ich bin selten hier unterwegs, aber immer war der Austausch hier für mich sehr hilfreich.
Ich habe bis vor kurzem seit mindestens 20 Jahren SSRI eingenommen, erst Citalopram, dann Sertralin. Einigermaßen gut vertragen. Seit ca. vier Jahren häuften sich die depressive Phasen trotz Medikation, außerdem wurde mir ca. 2 Stunden nach der Einnahme so übel, dass ich Bedenken hatte, in Ohnmacht zu fallen. Es ging nicht mehr mit SSRI, obwohl meine Ärztin meinte, sie wären zur Dauermedikation geeignet.
Mittlerweile probiere ich das dritte neue Medikament aus, ich vertrage sie alle nicht (Venlaflaxin, Elontril, Tianeurax). Die Umstellung von SSRI auf die andere Medikamentengruppe war außerdem sehr schlimm, mehrere Wochen Übelkeit, Schwindel, Kopfweh- wie schlimm seekrank. Aktuell bin ich ratlos. Und immer weniger bereit, auszuprobieren.
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