Verstehen und Unterstützen

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GroßerBruder123
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Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

Hallo liebe Community,
ich bin neu in diesem Forum und brauche eure Hilfe.

Vor knapp 2 Monaten habe ich eine junge Dame kennengelernt. Nennen wir sie Clara. Clara ist 21 und nach knapp drei bis vier Wochen haben wir uns das erste Mal getroffen. Wir verstanden uns auf Anhieb top, hatten viele gleiche Ansichten und haben uns gegenseitig zum Lachen bringen können. Eine Woche später trafen Clara und ich uns ein weiteres Mal. Bei beiden Treffen waren wir gemeinsam Essen und spazieren. Bei diesem Treffen erzählte Sie mir, dass sie Depressionen hat. Nicht ständig, aber phasenweise.
Seit knapp drei Wochen, zuerst da sie krank war, daraufhin weil die Depressionen wiederkamen konnten wir uns bisher nicht wieder treffen. Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass mir bewusst ist, dass wir uns noch nicht lange gedatet haben, die Zeichen aber von uns beiden so ausgingen, dass wir uns mehr vorstellen können. Vergangene Woche nahm ich den Kontakt wieder auf, vorher gab ich ihr ein wenig Zeit für sich und wir konnten sporadisch wieder miteinander schreiben.

Nun zu meinem Problem. Ich möchte Clara so gerne unterstützen, ihr im Umgang mit den Depressionen helfen. Meist geht sie drauf ein, möchte sich mit mir treffen oder wie gestern schreibt mich selbst an, ob wir uns die kommenden Tage sehen wollen. Doch dann .. Funkstille. Keine Nachricht. Nichts. Ich mache ihr keine Vorwürfe, ich kann mir vorstellen, dass es eine sehr schwierige Situation für sie ist. Ich möchte ihr aber im Umgang damit helfen und von mir aus einfach in den Arm nehmen. Leider weiß ich nicht wie ich weiter an sie heran kommen soll.

Falls ihr Fragen habt, stellt sie gerne. Ich beantworte diese je nach Zeit.

Bitte helft mir.


VG

GB123
Grateful1
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von Grateful1 »

Hallo GBD123,

ersteinmal ist es schön, dass du dich trotz allem auf Clara einlassen möchtest. Es ist hart und grade am Anfang überlegen es sich viele bestimmt zweimal..

Nun zum eigentlichen: Ich glaube du solltest auf dich aufpassen und auch wenn du sie lieb hast eine gewisse Distanz wahren. Es ist schön, dass du ihr helfen möchtest. In erster Linie muss sie sich aber selbst helfen meiner Meinung nach. Ansonsten kann das ganz schnell in so ein abhängigkeits-Ding rutschen. Sie wird auf deine Hilfe "angewiesen" sein, und du auf ihre Bedürftigkeit um ihr helfen zu können. Meinem empfinden nach, und eben weil noch keine tiefe und lange Bindung da ist, könnte man das ganze entspannter angehen und die Erkrankung nicht als Haupteigenschaft ausmachen. Dahinter wird ja sicher eine tolle Clara stecken, die du auch unabhängig der Erkrankung toll finden solltest um eine potentielle Partnerschaft zu beginnen.

Was du aber machen könntest ist dich zu informieren über die Erkrankung (das schadet nie). Möchte sie deine Hilfe überhaupt, oder ist es nur dein Bedürfnis zu helfen um aus der "hilflosigkeit" heraus zu kommen? Das würde ich aufjedenfall mal hinterfragen und vllt auch Clara fragen. Du könntest auch fragen, was sie in welchen Situationen braucht (z.B. eine Umarmung, eher Ruhe und Abstand, Nähe/ dass jemand nachfragt und mit ihr redet). Und wie du am besten mit Situation xy umgehen könntest (frag dich aber bitte auch, wie du selbst das handhaben möchtest). Also ob du ihr bei funkstille trotzdem weiter schreiben sollst, anrufen oder ganz Abstand, thematisieren, ablenken z.B..

Pass gut auf dich auf!

Liebe Grüße
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

Grateful1 hat geschrieben: 15. Nov 2023, 23:00 Hallo GBD123,

ersteinmal ist es schön, dass du dich trotz allem auf Clara einlassen möchtest. Es ist hart und grade am Anfang überlegen es sich viele bestimmt zweimal..

Nun zum eigentlichen: Ich glaube du solltest auf dich aufpassen und auch wenn du sie lieb hast eine gewisse Distanz wahren. Es ist schön, dass du ihr helfen möchtest. In erster Linie muss sie sich aber selbst helfen meiner Meinung nach. Ansonsten kann das ganz schnell in so ein abhängigkeits-Ding rutschen. Sie wird auf deine Hilfe "angewiesen" sein, und du auf ihre Bedürftigkeit um ihr helfen zu können. Meinem empfinden nach, und eben weil noch keine tiefe und lange Bindung da ist, könnte man das ganze entspannter angehen und die Erkrankung nicht als Haupteigenschaft ausmachen. Dahinter wird ja sicher eine tolle Clara stecken, die du auch unabhängig der Erkrankung toll finden solltest um eine potentielle Partnerschaft zu beginnen.

Was du aber machen könntest ist dich zu informieren über die Erkrankung (das schadet nie). Möchte sie deine Hilfe überhaupt, oder ist es nur dein Bedürfnis zu helfen um aus der "hilflosigkeit" heraus zu kommen? Das würde ich aufjedenfall mal hinterfragen und vllt auch Clara fragen. Du könntest auch fragen, was sie in welchen Situationen braucht (z.B. eine Umarmung, eher Ruhe und Abstand, Nähe/ dass jemand nachfragt und mit ihr redet). Und wie du am besten mit Situation xy umgehen könntest (frag dich aber bitte auch, wie du selbst das handhaben möchtest). Also ob du ihr bei funkstille trotzdem weiter schreiben sollst, anrufen oder ganz Abstand, thematisieren, ablenken z.B..

Pass gut auf dich auf!

Liebe Grüße
Hallo Grateful1,
Vielen Dank für deine Rückmeldung.

In einem Punkt gebe ich dir Recht. Ich muss lernen besser damit umzugehen und eine gewisse Distanz zu schaffen, trotzdessen ich die Nähe möchte.

Ich sehe ihre Erkrankung gsr nicht ald ihre Haupteigenschaft. Doch seit geraumer Zeit (2-3 Wochen) schwebt dieses Thema nun über uns. Ich kenne leider die genaue Bezeichnung der Depression nicht, da es so schwierig ist an sie heran zu kommen. Gestern fragt sie wie gesagt nach einem Treffen. Nachdem wir ein wenig drüber geschrieben haben, bekomme ich seit heute keine Antwort, gar nichts. Ich möchte Clara als Person näher kennenlernen. Das steht für mich fest. Da das Thema Depression dazu gehört, möchte ich eben auch diese Seite an ihr kennenlernen.

VG

DGB123
Grateful1
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von Grateful1 »

Hey nochmal,

Es ist schön wie du dich bemühst und versuchst zu verstehen. :)

Ich kann verstehen, dass du das Bedürfnis hast die Depression zu "Kategorisieren", das könnte dir bestimmt helfen alles besser einzuordnen. Ich kann mir vorstellen, dass es für Clara an manchen Stellen "zu viel" erscheint, weshalb sie dann in den Rückzug geht und dir nicht mehr antwortet. Im Endeffekt kannst du dir die ICD-Kriterien einer Depression auch erstmal allein anschauen, das findet man im Internet. Eine Depression hat aber 100 Gesichter, unterschiedliche Ausprägungen und Symptome. Ein "Patentrezept" gibt es leider nicht, da jede Betroffene Person individuell ist und sich die Erkrankung individuell auswirkt und zeigt. Auch für mich ist es schwer als Angehörige zu erkennen, was genau Depression ist und was Charakter/ Eigenschaften sind, obwohl ich in dem Bereich mit psychisch erkrankten Menschen arbeite. Wie gesagt, versuch zu schauen wie sich die Depression bei Clara auswirkt und was eigentlich ihre Eigenschaften sind, wie sie selbst mit der Depression umgeht, wie offen und klar sie dabei ist. Der Schmale Grad zwischen "ich möchte verstehen und interessiere mich" und "ich löse grade möglicherweise Üüberforderung bei Clara aus" ist wirklich, wirklich schwer (meiner Meinung nach). Versuch da einfach ein Gespür zu entwickeln, vertraue auf dich und deinen Verstand.

Alles Gute :)
hopstobs
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von hopstobs »

Wohin soll die Reise gehen? Du bist damit ja schon in der Rolle desjenigen der gibt und unterstützt und Hilfe anbietet, sie ist in der Rolle in der sie diese Hilfe annimmt. Dieses Ungleichgewicht wird sich nicht ändern, wenn du in der Haltung bleibst. Will man das als Beziehungsinhalt, nur für den anderen da sein? Wo bleibst du selbst in dieser Konstellation? Kommst du hier mit deinen Plänen und Bedürfnissen auch auf deine Kosten? Du erkennst schon jetzt, dass dir das wahllose Wegbrechen der Kommunikation nicht gut tut. Es wird ein Spiel aus Nähe und Distanz in dem nur du für sie da bist, sie die Macht darüber hat, wie viel Nähe stattfinden wird. ich kann mir vorstellen, dass du dich darin sehr bald einsam fühlen wirst. Vielleicht hilft es dir, dir aufzuschreiben, was für dich in einer Beziehung wichtig und essentiell ist und was für dich nicht geht, was deine Ziele in einer Beziehung sind. Der Abgleich wird dir vielleicht weitere Antworten geben für ein ja oder nein? Für mich gäbe es hier schon sehr viel nein, darum meine negative Einschätzung hierzu.
MySun
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von MySun »

hopstobs hat geschrieben: 16. Nov 2023, 14:07 Es wird ein Spiel aus Nähe und Distanz in dem nur du für sie da bist, sie die Macht darüber hat, wie viel Nähe stattfinden wird. ich kann mir vorstellen, dass du dich darin sehr bald einsam fühlen wirst.
@hopstobs
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, könntest Du vielleicht auch erkennen, dass die "Macht" nicht bei Clara liegt, sondern bei der Erkrankung.
Clara ist nicht die Erkrankung, sie hat eine Erkrankung, die ihr Leben immer wieder sehr schwer belasten kann.

Clara benötigt Hilfe, Liebe und Verständnis, damit sie sich trotz der Erkrankung, als wertvolles Mitglied der Gesellschaft fühlen und zurechtfinden kann.

Ein Partner könnte natürlich eine große Unterstützung für sie sein.

Wenn beide Partner bereit sind, sich ausreichend Informationen/Wissen über die Erkrankung anzueignen, und wenn eine offene und respektvolle Kommunikationsbereitschaft selbstverständlich ist, steht einer Partnerschaft nicht mehr und nicht weniger im Wege, als anderen Partnerschaften auch.

Liebe Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
hopstobs
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von hopstobs »

Ich bin etwas irritiert. So wie sich das liest, ist ja gerade die Kommunikation unterbrochen und nicht vorhanden, etwas was man hier so vielfältig liest und was ich im Umgang mit Betroffenen auch erfahren habe. Es ist nicht die Aufgabe des Partners mit Liebe und Unterstützung zu heilen/therapieren, genau das klappt nämlich nicht. Depression ist eine Erkrankung die Beziehung einfach schwierig macht durch den Rückzug, die gehemmte Kommunikation, die Antriebslosigkeit, das verschütten der Gefühle. Ich war diese Woche mit in der Therapiesitzung meiner Partnerin und bin klar darauf verwiesen worden, dass ich bei den Aufgaben und Übungen die sie im Rahmen der Verhaltenstherapie machen soll nicht unterstützen soll, da sie das selbst kann und lernen muss. Mit meiner Hilfe mache ich sie klein. Es schafft nur Abhängigkeiten und macht es dem Betroffenen schwerer aus eigener Kraft herauszukommen, während man sich selbst als Helfender übermäßig verausgabt.
Ich halte die Sicht eher ideologisch gefärbt und es macht gefühlt die klein, die als Angehörige scheitern, weil sie es im Vergleich zu dir nicht richtig machen.
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Großer Bruder 123,

macht sie denn eine Therapie? Wie lange hat sie schon Depressionen? Macht sie denn den Eindruck, dass sie total hilflos ist in Bezug auf die Depressionen? Hast du Erfahrung im Umgang mit der Krankheit?

Ich frage, weil ich es eigentlich grundsätzlich sinnvoller fände, wenn du sie erstmal kennenlernst anstatt ihr gleich Hilfe anzubieten.
Ich sehe es wie Grateful 1. Den Umgang mit den Depressionen muss sie selber lernen, am besten in einer Therapie. Man sollte eigentlich nicht versuchen seine Freunde oder Partner zu therapieren, das geht nicht gut.
Ich habe selber Depressionen und ich mag es überhaupt nicht, wenn Leute denken, sie müssten mir ungefragt helfen mit meinen Problemen klarzukommen, v.a. wenn sie mich eigentlich (noch) nicht gut kennen.
Ich fühle mich dann so, als würden mir andere gar nichts zutrauen oder wären nur aus Mitleid für mich da. Wenn sich die Beziehung so verschiebt, dass der eine ständig hilft, ist die Beziehung irgendwann nicht mehr auf Augenhöhe. Bei mir haben sich dadurch schon ein paar Freundschaften verschlechtert. Es scheint ein Reflex zu sein helfen zu wollen, wenn man hört jemand hat Depressionen. Anstatt gleich zu helfen wäre für mich die erste Frage "Wie kommst du mit der Situation klar?" Es gibt nämlich genügend Menschen, die mit ihrer Krankheit gut klarkommen und gar keine Hilfe brauchen. Das ist auch bei Behinderungen und anderen (unsichtbaren) Erkrankungen so.
Wenn ich jemanden kennenlernen würde, würde es mich abschrecken, wenn derjenige sofort ins Helfersyndrom verfallen würde, mich nur noch als die Depressive sehen würde und hinter allem, was ich sage und tue die Depression vermuten würde.
Es kann sein, dass es so läuft wie Grateful es beschreibt, dass sie immer mehr von dir abhängig wird, wenn du ständig hilfst. Es kann aber auch sein, dass sie eigentlich ganz gut mit ihrer Depression klarkommt oder sie es alleine schaffen will. Da kann es dann passieren, dass es sie abschreckt, wenn man ihr Hilfe "aufdrängt".

Deshalb ist es wichtig, wenn man helfen will, zuerst zu fragen, ob der andere überhaupt Hilfe will. Wenn du zum Beispiel denkst, es wäre gut für sie, wenn sie mehr unter Leute gehen würde, kann das schon sein. Es kann aber auch sein, dass es für sie grad besser ist, mehr allein zu sein und ihre Ruhe zu haben. Aber das kann hier keiner wissen, das weiß nur sie. Im blödsten Fall stresst du sie mehr als dass du hilfst.
Von daher wäre das erste, sie erstmal kennenzulernen, zu verstehen, wo ihre Probleme sind und sie dann zu fragen, ob sie deine Hilfe möchte.
Und ansonsten auch ihre anderen Seiten kennenlernen, auch wenn das Thema Depression jetzt im Raum steht.
GroßerBruder123 hat geschrieben: 15. Nov 2023, 23:56 Ich möchte Clara so gerne unterstützen, ihr im Umgang mit den Depressionen helfen. Meist geht sie drauf ein, möchte sich mit mir treffen oder wie gestern schreibt mich selbst an, ob wir uns die kommenden Tage sehen wollen. Doch dann .. Funkstille. Keine Nachricht. Nichts.
Und hier fängt schon das Distanzieren an.
Dass sie nicht reagiert, muss doch nichts mit der Depression zu tun haben. Vielleicht hat sie einfach keine Zeit, viel zu tun, ihr Handy vergessen, einen leeren Akku, doch keine Lust mehr usw. Wie andere Leute auch. Warte einfach mal ab und frage später nochmal nach, anstatt dass du denkst, du musst ihr unbedingt helfen, nur weil sie sich nicht rührt.
Und selbst wenn es von der Depression kommt, heißt das noch lange nicht, dass sie unbedingt deine Hilfe braucht. Sie kam ja bis jetzt auch ohne dich klar oder nicht?

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

hopstobs hat geschrieben: 17. Nov 2023, 11:13 Depression ist eine Erkrankung die Beziehung einfach schwierig macht durch den Rückzug, die gehemmte Kommunikation, die Antriebslosigkeit, das verschütten der Gefühle. Ich war diese Woche mit in der Therapiesitzung meiner Partnerin und bin klar darauf verwiesen worden, dass ich bei den Aufgaben und Übungen die sie im Rahmen der Verhaltenstherapie machen soll nicht unterstützen soll, da sie das selbst kann und lernen muss.
Ich denke, die Kommunikation ist der Schlüssel zu allem in der Beziehung. Wenn die Kommunikation nicht funktioniert, macht es den Rest noch schwerer. Von daher würde ich drauf achten, ob ich mit jemandem gut kommunizieren kann oder nicht, wenn ich mir einen Partner suche. Deshalb fände ich es sinnvoller erstmal eine gute Kommunikation zu Clara herzustellen (egal ob das von der Depression kommt oder nicht, dass sie sich nicht meldet) als sich zu überlegen, wie man ihr mit Problemen helfen könnte, die man noch gar nicht wirklich kennt.

Ich denke, dass es mit Therapieaufgaben genauso ist wie bei anderen Therapien auch. Wenn jemand Physioübungen machen muss, muss er sich auch selber bewegen und nicht der Partner. Medikamente muss man auch selber nehmen, nicht der Partner. Klar kann man vielleicht mal drüber reden oder dazu motivieren, aber machen muss man die Therapie selber.
MySun
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von MySun »

@hopstobs
Natürlich sah ich es nie als meine Aufgabe an, meinen Partner zu therapieren, dafür hatte er eine Therapeutin.

Schönen Freitag noch und eine gute Zeit für Dich
MySun
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Von Herzen
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hallo MySun,
MySun hat geschrieben: 16. Nov 2023, 15:21 Clara benötigt Hilfe, Liebe und Verständnis, damit sie sich trotz der Erkrankung, als wertvolles Mitglied der Gesellschaft fühlen und zurechtfinden kann.

Ein Partner könnte natürlich eine große Unterstützung für sie sein.
Inwiefern unterstützt du denn deinen Partner bzw. inwiefern kann der Partner dann trotzdem eine Unterstützung sein, wenn er ja aber auch nicht zu viel helfen soll? Ist es nicht schon allgemein eine Unterstützung einen Partner zu haben so wie bei gesunden Menschen auch? Es wäre ja z.B. schon eine Hilfe, wenn man nicht mehr für alles alleine die Verantwortung tragen muss oder zu wissen, dass jemand einen liebt, oder?

Liebe Grüße,
DieNeue
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

MySun hat geschrieben: 16. Nov 2023, 15:21
[...]
Aus einer anderen Perspektive betrachtet, könntest Du vielleicht auch erkennen, dass die "Macht" nicht bei Clara liegt, sondern bei der Erkrankung.
Clara ist nicht die Erkrankung, sie hat eine Erkrankung, die ihr Leben immer wieder sehr schwer belasten kann.
[...]
Hey MySun,

da liegst du vermutlich nicht falsch. Ich gehe auch eher davon aus, dass das die Macht eher bei der Krankheit als bei Clara liegt.. Ich danke @DieNeue das sie mir ihre Perspektive zeigt. Aus deinen Worten kann ich viel mitnehmen.
DieNeue hat geschrieben: 17. Nov 2023, 12:02 Hallo Großer Bruder 123,

macht sie denn eine Therapie? Wie lange hat sie schon Depressionen? Macht sie denn den Eindruck, dass sie total hilflos ist in Bezug auf die Depressionen? Hast du Erfahrung im Umgang mit der Krankheit?

Ich frage, weil ich es eigentlich grundsätzlich sinnvoller fände, wenn du sie erstmal kennenlernst anstatt ihr gleich Hilfe anzubieten.
Ich sehe es wie Grateful 1. Den Umgang mit den Depressionen muss sie selber lernen, am besten in einer Therapie. Man sollte eigentlich nicht versuchen seine Freunde oder Partner zu therapieren, das geht nicht gut.
Ich habe selber Depressionen und ich mag es überhaupt nicht, wenn Leute denken, sie müssten mir ungefragt helfen mit meinen Problemen klarzukommen, v.a. wenn sie mich eigentlich (noch) nicht gut kennen.
Ich fühle mich dann so, als würden mir andere gar nichts zutrauen oder wären nur aus Mitleid für mich da. Wenn sich die Beziehung so verschiebt, dass der eine ständig hilft, ist die Beziehung irgendwann nicht mehr auf Augenhöhe. Bei mir haben sich dadurch schon ein paar Freundschaften verschlechtert. Es scheint ein Reflex zu sein helfen zu wollen, wenn man hört jemand hat Depressionen. Anstatt gleich zu helfen wäre für mich die erste Frage "Wie kommst du mit der Situation klar?" Es gibt nämlich genügend Menschen, die mit ihrer Krankheit gut klarkommen und gar keine Hilfe brauchen. Das ist auch bei Behinderungen und anderen (unsichtbaren) Erkrankungen so.
Wenn ich jemanden kennenlernen würde, würde es mich abschrecken, wenn derjenige sofort ins Helfersyndrom verfallen würde, mich nur noch als die Depressive sehen würde und hinter allem, was ich sage und tue die Depression vermuten würde.
Es kann sein, dass es so läuft wie Grateful es beschreibt, dass sie immer mehr von dir abhängig wird, wenn du ständig hilfst. Es kann aber auch sein, dass sie eigentlich ganz gut mit ihrer Depression klarkommt oder sie es alleine schaffen will. Da kann es dann passieren, dass es sie abschreckt, wenn man ihr Hilfe "aufdrängt".

Deshalb ist es wichtig, wenn man helfen will, zuerst zu fragen, ob der andere überhaupt Hilfe will. Wenn du zum Beispiel denkst, es wäre gut für sie, wenn sie mehr unter Leute gehen würde, kann das schon sein. Es kann aber auch sein, dass es für sie grad besser ist, mehr allein zu sein und ihre Ruhe zu haben. Aber das kann hier keiner wissen, das weiß nur sie. Im blödsten Fall stresst du sie mehr als dass du hilfst.
Von daher wäre das erste, sie erstmal kennenzulernen, zu verstehen, wo ihre Probleme sind und sie dann zu fragen, ob sie deine Hilfe möchte.
Und ansonsten auch ihre anderen Seiten kennenlernen, auch wenn das Thema Depression jetzt im Raum steht.
GroßerBruder123 hat geschrieben: 15. Nov 2023, 23:56 Ich möchte Clara so gerne unterstützen, ihr im Umgang mit den Depressionen helfen. Meist geht sie drauf ein, möchte sich mit mir treffen oder wie gestern schreibt mich selbst an, ob wir uns die kommenden Tage sehen wollen. Doch dann .. Funkstille. Keine Nachricht. Nichts.
Und hier fängt schon das Distanzieren an.
Dass sie nicht reagiert, muss doch nichts mit der Depression zu tun haben. Vielleicht hat sie einfach keine Zeit, viel zu tun, ihr Handy vergessen, einen leeren Akku, doch keine Lust mehr usw. Wie andere Leute auch. Warte einfach mal ab und frage später nochmal nach, anstatt dass du denkst, du musst ihr unbedingt helfen, nur weil sie sich nicht rührt.
Und selbst wenn es von der Depression kommt, heißt das noch lange nicht, dass sie unbedingt deine Hilfe braucht. Sie kam ja bis jetzt auch ohne dich klar oder nicht?

Liebe Grüße,
DieNeue
Um deine Fragen vom Anfang zu beantworten. Clara macht bereits eine Therapie. Sie ist seit mehreren Jahren in Behandlung. Den genauen Zeitraum, also wie lange sie diese schon hat, kann ich dir nicht benennen. Erfahrungen hab ich ein wenig, da meine Mom auch Depression hat. Zwar nur in leichter Art und Weise und versucht diese vor mir zu verbergen, dies fällt ihr allerdings nicht so leicht.

Das Ding ist ich würde sie gerne näher kennenlernen. Sie hatte mich vor drei Tagen auch gefragt, ob wir uns die Woche sehen wollen. Nachdem ich ihr geschrieben habe, wie ich in ihrer Stadt bin (wohne 1,5h entfernt) wollte sie mir am Folgetag antworten bzw. schrieb zwei Stunden darauf, dass sie sich nach mir regelt. Seit diesem Zeitpunkt habe ich nichts mehr bzgl. diesem Thema gehört. Ich habe ihr noch einmal einen genauen Vorschlag gemacht, wann wir uns treffen könnten, aber möchte da jetzt auch nicht zu viel schreiben und sie bedrängen.

Es hilft vermutlich ihr Freiräume zu geben und nicht ständig meine Hilfe anzubieten. Näher kennenlernen würde ich sie gerne, aber wie kann ich das, wenn sie mir nicht schreibt bzw. wir uns nicht sehen? Hast du da ein, zwei hilfreiche Tipps? Ich habe sie auch gefragt, was ich tun kann um zu helfen. Vermutlich wäre die bessere Frage gewesen, ob sie meine Hilfe möchte.

LG
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Großer Bruder,

das ist ja schon mal positiv, dass sie in Therapie ist. Ich finde es auch schön, dass du dich von dem ganzen Thema nicht abschrecken lässt.

Hm, ich weiß auch nicht, was man da am perfektesten schreibt. Ich würde vielleicht schreiben, dass du sie mit der Frage nach Hilfe vielleicht etwas überrumpelt hast und dass das nicht beabsichtigt war. Trotz allem würdest du dich freuen, wenn ihr euch wiedersehen würdet. Dann würde ich einfach fragen, ob ihr der Vorschlag so passt und ob sie Lust hat, dass ihr euch da trefft.
Und das ganze halt bisschen in deine eigenen Worte packen. ;)

Dass man helfen möchte, ist, glaub ich, irgendwie normal. Wäre vielleicht auch mein erster Gedanke. Aber ich hab in den letzten Jahren gemerkt, dass wirklich viele Leute sofort mit Ratschlägen und Hilfeversuchen reagieren, ohne zu fragen, ob sie überhaupt helfen sollen, und das oft, obwohl (oder vielleicht auch weil) sie mich gar nicht gut kannten. Ich habe aber mittlerweile sehr viel Erfahrung mit der Krankheit und meistens kommen einfach banale Tipps, die ich schon lange ausprobiert habe oder die manchmal auch einfach Quatsch sind. Am Anfang der Krankheit ist mir das gar nicht so aufgefallen. Da war ich einfach nur froh, dass die Leute nett reagiert haben. Aber irgendwann ist es dann gekippt.
Deshalb versuche ich mir selber grade auch anzugewöhnen, nicht gleich Ratschläge zu geben, sondern erstmal zu fragen, wie die Person mit der Erkrankung klarkommt. Und dann kann man immer noch schauen, ob die Person Unterstützung braucht und möchte.
Als Erkrankter wird man irgendwann zum Experten seiner eigenen Erkrankung. Das ist auch bei anderen Erkrankungen so. Wenn sie schon länger Therapie macht, kennt sie sich, denke ich, gut aus und ich finde es auch gut, dass sie das Thema ansprechen kann. Das fällt vielen sehr schwer, wie du ja bei deiner Mutter merkst.
Ich denke, wenn man sich gut kennt und miteinander redet, dann weiß man irgendwann auch, womit man dem anderen wirklich helfen kann.

Liebe Grüße,
DieNeue
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

DieNeue hat geschrieben: 17. Nov 2023, 17:41 Hallo Großer Bruder,

das ist ja schon mal positiv, dass sie in Therapie ist. Ich finde es auch schön, dass du dich von dem ganzen Thema nicht abschrecken lässt.

Hm, ich weiß auch nicht, was man da am perfektesten schreibt. Ich würde vielleicht schreiben, dass du sie mit der Frage nach Hilfe vielleicht etwas überrumpelt hast und dass das nicht beabsichtigt war. Trotz allem würdest du dich freuen, wenn ihr euch wiedersehen würdet. Dann würde ich einfach fragen, ob ihr der Vorschlag so passt und ob sie Lust hat, dass ihr euch da trefft.
Und das ganze halt bisschen in deine eigenen Worte packen. ;)

Dass man helfen möchte, ist, glaub ich, irgendwie normal. Wäre vielleicht auch mein erster Gedanke. Aber ich hab in den letzten Jahren gemerkt, dass wirklich viele Leute sofort mit Ratschlägen und Hilfeversuchen reagieren, ohne zu fragen, ob sie überhaupt helfen sollen, und das oft, obwohl (oder vielleicht auch weil) sie mich gar nicht gut kannten. Ich habe aber mittlerweile sehr viel Erfahrung mit der Krankheit und meistens kommen einfach banale Tipps, die ich schon lange ausprobiert habe oder die manchmal auch einfach Quatsch sind. Am Anfang der Krankheit ist mir das gar nicht so aufgefallen. Da war ich einfach nur froh, dass die Leute nett reagiert haben. Aber irgendwann ist es dann gekippt.
Deshalb versuche ich mir selber grade auch anzugewöhnen, nicht gleich Ratschläge zu geben, sondern erstmal zu fragen, wie die Person mit der Erkrankung klarkommt. Und dann kann man immer noch schauen, ob die Person Unterstützung braucht und möchte.
Als Erkrankter wird man irgendwann zum Experten seiner eigenen Erkrankung. Das ist auch bei anderen Erkrankungen so. Wenn sie schon länger Therapie macht, kennt sie sich, denke ich, gut aus und ich finde es auch gut, dass sie das Thema ansprechen kann. Das fällt vielen sehr schwer, wie du ja bei deiner Mutter merkst.
Ich denke, wenn man sich gut kennt und miteinander redet, dann weiß man irgendwann auch, womit man dem anderen wirklich helfen kann.

Liebe Grüße,
DieNeue
Hallo DieNeue,

ich finde es auch gut, dass sie in Therapie geht. Sie hatte das Thema wie gesagt bei unserem zweiten (und letzten) Treffen vor knapp einem Monat angesprochen. Wir unterhielten uns kurz drüber, da ich gemerkt habe, dass sie noch nicht in die Tiefe gehen wollte, was ich auch verstehen konnte. Nach unserem Treffen schrieb sie noch, dass sie es schön findet, dass ich mich davon nicht beeinflussen lasse, wie manch anderer der einfach den Kontakt abgebrochen hat nachdem sie von Ihren Depressionen erzählt hat.

Meinst du (natürlich formuliere ich das dann noch anders) es wäre geschickt zu schreiben, dass ich sie mit der Frage nach Hilfe nicht abschrecken wollte und ich in dem Moment einfach nicht wusste, wie ich es besser formulieren konnte? Es mich aber freuen würde sie wiederzusehen um Zeit mit ihr zu verbringen? Sie schrieb ja vor drei Tagen, dass sie sich gern Treffen würde und auch bei einem Filmabend dabei wäre. Meinst du es wäre okay zu fragen, ob wir das morgen machen wollen mit der Option dies auf die kommenden Wochen zu verschieben, sollte sie sich morgen nicht dazu bereit fühlen?

Das Problem bei Clara und mir ist sozusagen einfach gerade, dass sie kaum bis gar nicht mit mir kommuniziert...

Liebe Grüße,
Großer Bruder
MySun
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von MySun »

DieNeue hat geschrieben: 17. Nov 2023, 13:50 Hallo MySun,
MySun hat geschrieben: 16. Nov 2023, 15:21 Clara benötigt Hilfe, Liebe und Verständnis, damit sie sich trotz der Erkrankung, als wertvolles Mitglied der Gesellschaft fühlen und zurechtfinden kann.

Ein Partner könnte natürlich eine große Unterstützung für sie sein.
Inwiefern unterstützt du denn deinen Partner bzw. inwiefern kann der Partner dann trotzdem eine Unterstützung sein, wenn er ja aber auch nicht zu viel helfen soll? Ist es nicht schon allgemein eine Unterstützung einen Partner zu haben so wie bei gesunden Menschen auch? Es wäre ja z.B. schon eine Hilfe, wenn man nicht mehr für alles alleine die Verantwortung tragen muss oder zu wissen, dass jemand einen liebt, oder?

Liebe Grüße,
DieNeue
"In einer zufriedenen Partnerschaft können wir die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse erleben;
dazu zählen emotionale Geborgenheit, Nähe, Sicherheit, Wertschätzung und Liebe,
wodurch das Bedürfnis nach Bindung, Zugehörigkeit und Akzeptanz befriedigt werden.

Eine Partnerschaft kann eine unschätzbare Quelle für Unterstützung sein, welche der Partner oder die Partnerin erfährt. "
- Guy Bodenmann -
___________________________________________________________________________________________________________________________________

Liebe Die Neue,
In einer Partnerschaft zu leben, bedeutet für mich zu erkennen, dass wir nicht nur gemeinsame Freuden haben, sondern dass wir auch eine gemeinsame Verantwortung haben und lernen müssen sie zu meistern.

Ich kann und bin für meinen Partner auch in schwierigen Zeiten da, und ich sage es ihm auch: "Ich bin für Dich da" -
Mit diesen fünf kleinen Worten kann ich meine praktische und meine emotionale Unterstützung für meinen Partner ausdrücken.

Ich bin praktisch unterstützend für meinen Partner da, indem ich zum Beispiel notwendige Gespräche oder auch Telefonate übernehme, wenn er selbst nicht dazu in der Lage ist.
Emotional bin ich für ihn da, wenn er z. B. jemanden braucht, der mit ihm Frustration teilt, oder der Verständnis für seinen Ärger und seine Wut hat und der seine Angst und seine Verzweiflung versteht.
Ich kann meinen Partner auch zur Seite stehen, wenn er jemanden braucht, der seine Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit nachvollziehen kann und ihm diese widerspiegelt.

Ich weiß aber auch, dass er jemanden braucht, der nicht mit ihm zusammen in seinen negativen Gefühlen versinkt,
sondern der ihm hilft mit diesen umzugehen, der ihm hilft sie zu überwinden, und der dabei hilft neuen Mut zu fassen und sich trotz der vielen Niederlagen, wieder neue Hoffnung ( auf eine freudvolle positive Zukunft) schöpft. :D

Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe

Viele Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hallo MySun,

danke für deine Antwort. Also im Prinzip machst du auch nichts anderes als in einer Beziehung mit einem gesunden Menschen, oder?
Da hilft man sich ja auch gegenseitig, wenn man was nicht kann, und macht sich Mut, hört bei Problemen zu, zeigt Verständnis usw. Den Therapeuten spielen ist ja was anderes. Ich nehme mal an, dass dir dein Partner auch was zurückgeben kann oder dich mal unterstützt, auch wenn er Depressionen hat.

Wie hilfst du ihm denn dabei, mit negativen Gefühlen umzugehen und sie zu überwinden?

Liebe Grüße,
DieNeue
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

DieNeue hat geschrieben: 17. Nov 2023, 17:41 Hallo Großer Bruder,

das ist ja schon mal positiv, dass sie in Therapie ist. Ich finde es auch schön, dass du dich von dem ganzen Thema nicht abschrecken lässt.

Hm, ich weiß auch nicht, was man da am perfektesten schreibt. Ich würde vielleicht schreiben, dass du sie mit der Frage nach Hilfe vielleicht etwas überrumpelt hast und dass das nicht beabsichtigt war. Trotz allem würdest du dich freuen, wenn ihr euch wiedersehen würdet. Dann würde ich einfach fragen, ob ihr der Vorschlag so passt und ob sie Lust hat, dass ihr euch da trefft.
Und das ganze halt bisschen in deine eigenen Worte packen. ;)

Dass man helfen möchte, ist, glaub ich, irgendwie normal. Wäre vielleicht auch mein erster Gedanke. Aber ich hab in den letzten Jahren gemerkt, dass wirklich viele Leute sofort mit Ratschlägen und Hilfeversuchen reagieren, ohne zu fragen, ob sie überhaupt helfen sollen, und das oft, obwohl (oder vielleicht auch weil) sie mich gar nicht gut kannten. Ich habe aber mittlerweile sehr viel Erfahrung mit der Krankheit und meistens kommen einfach banale Tipps, die ich schon lange ausprobiert habe oder die manchmal auch einfach Quatsch sind. Am Anfang der Krankheit ist mir das gar nicht so aufgefallen. Da war ich einfach nur froh, dass die Leute nett reagiert haben. Aber irgendwann ist es dann gekippt.
Deshalb versuche ich mir selber grade auch anzugewöhnen, nicht gleich Ratschläge zu geben, sondern erstmal zu fragen, wie die Person mit der Erkrankung klarkommt. Und dann kann man immer noch schauen, ob die Person Unterstützung braucht und möchte.
Als Erkrankter wird man irgendwann zum Experten seiner eigenen Erkrankung. Das ist auch bei anderen Erkrankungen so. Wenn sie schon länger Therapie macht, kennt sie sich, denke ich, gut aus und ich finde es auch gut, dass sie das Thema ansprechen kann. Das fällt vielen sehr schwer, wie du ja bei deiner Mutter merkst.
Ich denke, wenn man sich gut kennt und miteinander redet, dann weiß man irgendwann auch, womit man dem anderen wirklich helfen kann.

Liebe Grüße,
DieNeue
Hallo DieNeue,

ich finde es auch gut, dass sie in Therapie geht. Sie hatte das Thema wie gesagt bei unserem zweiten (und letzten) Treffen vor knapp einem Monat angesprochen. Wir unterhielten uns kurz drüber, da ich gemerkt habe, dass sie noch nicht in die Tiefe gehen wollte, was ich auch verstehen konnte. Nach unserem Treffen schrieb sie noch, dass sie es schön findet, dass ich mich davon nicht beeinflussen lasse, wie manch anderer der einfach den Kontakt abgebrochen hat nachdem sie von Ihren Depressionen erzählt hat.

Meinst du (natürlich formuliere ich das dann noch anders) es wäre geschickt zu schreiben, dass ich sie mit der Frage nach Hilfe nicht abschrecken wollte und ich in dem Moment einfach nicht wusste, wie ich es besser formulieren konnte? Es mich aber freuen würde sie wiederzusehen um Zeit mit ihr zu verbringen? Sie schrieb ja vor drei Tagen, dass sie sich gern Treffen würde und auch bei einem Filmabend dabei wäre. Meinst du es wäre okay zu fragen, ob wir das morgen machen wollen mit der Option dies auf die kommenden Wochen zu verschieben, sollte sie sich morgen nicht dazu bereit fühlen?

Das Problem bei Clara und mir ist sozusagen einfach gerade, dass sie kaum bis gar nicht mit mir kommuniziert...

Liebe Grüße,
Großer Bruder
MySun
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von MySun »

DieNeue hat geschrieben: 17. Nov 2023, 19:56 Hallo MySun,

danke für deine Antwort. Also im Prinzip machst du auch nichts anderes als in einer Beziehung mit einem gesunden Menschen, oder?
Ich mache es selbstverständlich so.
Da hilft man sich ja auch gegenseitig, wenn man was nicht kann, und macht sich Mut, hört bei Problemen zu, zeigt Verständnis usw.
Korrekt.
Den Therapeuten spielen ist ja was anderes. Ich nehme mal an, dass dir dein Partner auch was zurückgeben kann oder dich mal unterstützt, auch wenn er Depressionen hat.
Ja, er hilft mir sowohl in praktischen Dingen des Lebens, als auch bei meinen emotionalen Problemen.
Es ist für ihn selbstverständlich, auch für mich da zu sein, außer in den Zeiten, in denen er selbst Verständnis und Hilfe benötigt.
Wie hilfst du ihm denn dabei, mit negativen Gefühlen umzugehen und sie zu überwinden?
Ich höre ihm zu.
Wenn er über seine Probleme sprechen möchte und dafür ein offenes Ohr sucht, höre ich ihm zu. Ich höre ihm aufmerksam zu.

Und wenn er von mir einen Rat möchte, dann gebe ich auch mal einen Rat oder mache einen Vorschlag ganz ohne Erwartungshaltung!, dass er diesen auch annehmen muss, wenn er nicht, oder noch nicht, kann/ möchte/ oder will.
Ich denke, die Kommunikation ist der Schlüssel zu allem in der Beziehung. Wenn die Kommunikation nicht funktioniert, macht es den Rest noch schwerer.
Da gebe ich Dir Recht.

Wir sind beide sehr kommunikative Menschen, die sich gerne über Gott und die Welt austauschen, auch über unsere eigenen und gemeinsamen Befindlichkeiten.

Liebe Grüße
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Großer Bruder,
GroßerBruder123 hat geschrieben: 17. Nov 2023, 21:48 Meinst du (natürlich formuliere ich das dann noch anders) es wäre geschickt zu schreiben, dass ich sie mit der Frage nach Hilfe nicht abschrecken wollte und ich in dem Moment einfach nicht wusste, wie ich es besser formulieren konnte? Es mich aber freuen würde sie wiederzusehen um Zeit mit ihr zu verbringen? Sie schrieb ja vor drei Tagen, dass sie sich gern Treffen würde und auch bei einem Filmabend dabei wäre. Meinst du es wäre okay zu fragen, ob wir das morgen machen wollen mit der Option dies auf die kommenden Wochen zu verschieben, sollte sie sich morgen nicht dazu bereit fühlen?
So ähnlich hatte ich es ja vorgeschlagen. Ich möchte hier ehrlich gesagt keine konkreten Textvorschläge absegnen. Es ist ja eine Nachricht von dir an sie und nicht von mir an sie. Ich kann dir nur Anregungen geben, aber was du schlussendlich schreibst, das entscheidest du.

Liebe Grüße,
DieNeue
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

DieNeue hat geschrieben: 18. Nov 2023, 12:04 Hallo Großer Bruder,
GroßerBruder123 hat geschrieben: 17. Nov 2023, 21:48 Meinst du (natürlich formuliere ich das dann noch anders) es wäre geschickt zu schreiben, dass ich sie mit der Frage nach Hilfe nicht abschrecken wollte und ich in dem Moment einfach nicht wusste, wie ich es besser formulieren konnte? Es mich aber freuen würde sie wiederzusehen um Zeit mit ihr zu verbringen? Sie schrieb ja vor drei Tagen, dass sie sich gern Treffen würde und auch bei einem Filmabend dabei wäre. Meinst du es wäre okay zu fragen, ob wir das morgen machen wollen mit der Option dies auf die kommenden Wochen zu verschieben, sollte sie sich morgen nicht dazu bereit fühlen?
So ähnlich hatte ich es ja vorgeschlagen. Ich möchte hier ehrlich gesagt keine konkreten Textvorschläge absegnen. Es ist ja eine Nachricht von dir an sie und nicht von mir an sie. Ich kann dir nur Anregungen geben, aber was du schlussendlich schreibst, das entscheidest du.

Liebe Grüße,
DieNeue
Was haltet ihr von kleinen Gesten oder liebevollen Nachrichten?
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Hast du ihr denn jetzt nochmal geschrieben und hat sie geantwortet?
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

Das letzte was sie schrieb, lautete dass es ihr und ihrem Hund nicht gut geht. Mir aber Gute Besserung wünscht bei meiner Hand wünscht (hatte mich da ein wenig verletzt). Das war gestern Mittag.. Seitdem nichts mehr..
DieNeue
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von DieNeue »

Grundsätzlich sind kleine Gesten oder liebevolle Nachrichten in einer Beziehung ja nicht verkehrt. Aber ihr seid nicht zusammen. Ich weiß nicht, ob das am Anfang dann nicht zu viel ist. Ich finde, du bist viel zu sehr in diesem Helferdenken drin.Wolltest du sie nicht erst mal kennenlernen?
Was würdest du denn einem guten Freund schreiben, wenn er dir schreibt, dass es ihm und seinem Hund nicht gut geht?

Wenn du sie kennenlernen willst, musst du mit ihr ins Gespräch kommen, also auch mal Fragen stellen, Interesse zeigen, nicht nur betüddeln.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Vielleicht haben andere noch eine andere Meinung dazu?
GroßerBruder123
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Re: Verstehen und Unterstützen

Beitrag von GroßerBruder123 »

DieNeue hat geschrieben: 19. Nov 2023, 16:51 Grundsätzlich sind kleine Gesten oder liebevolle Nachrichten in einer Beziehung ja nicht verkehrt. Aber ihr seid nicht zusammen. Ich weiß nicht, ob das am Anfang dann nicht zu viel ist. Ich finde, du bist viel zu sehr in diesem Helferdenken drin.Wolltest du sie nicht erst mal kennenlernen?
Was würdest du denn einem guten Freund schreiben, wenn er dir schreibt, dass es ihm und seinem Hund nicht gut geht?

Wenn du sie kennenlernen willst, musst du mit ihr ins Gespräch kommen, also auch mal Fragen stellen, Interesse zeigen, nicht nur betüddeln.

Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Vielleicht haben andere noch eine andere Meinung dazu?
Gern stelle ich die Frage an alle im Forum.

Sowohl letzten Sonntag als auch an diesem Wochenende fragt Carla nach einem Treffen. Sie wollte wissen, wie ich zeitlich in ihrer Stadt bin und ob wir uns sehen wollen. Diese Woche ggf. auf dem Weihnachtsmarkt. Ich habe ihr jeweils geschrieben wie wir uns sehen könnten. Sie wollte sich jeweils nach mir richten. Nachdem ich jeweils Vorschläge gebracht habe, wann genau wir uns sehen könnten, bekomme ich keine Rückmeldung mehr. Laut ihrer Aussage vom Wochenende geht es ihr schon wieder besser. Ich verstehe es ist eine schwierige Situation, aber mir fällt es zunehmend schwerer keine Rückmeldung zu bekommen.

Grüße
GroßerBruder123
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