Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

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tom171
Beiträge: 22
Registriert: 26. Nov 2023, 20:03

Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von tom171 »

Hallo an Alle :hello: ,

ich weiß nicht genau wo hier im Forum das reinpasst. Vielleicht gibt es jemanden, dem es ähnlich geht. Thema ist die ärztliche Diagnose bipolare Störung, die ich ich eigentlich anzweifle. Für mich überwiegt enorm die Depression. Ich habe eher wiederkehrende (situationsbezogene) starke depressive Episoden ohne Manie, sofern ich keine Pillen außer Lithium nehme...

Das Problem ist, ich nehme seit über 10 Jahren schon Lithium. Es gab mal einen niedergelassenen Psychiater, der wollte Lithium langsam absetzen und schauen obs auch ohne geht... Und etwas in mir sagt, vielleicht gehts mir nicht wegen Lithium gut, sondern weil ich diverse Probleme in den Griff bekommen habe und einen stabilen Alltag habe... Also ich würde gerne komplett ohne Medizin leben, würde es zumindest probieren. Aber einen Arzt der das mitträgt, den habe ich nicht. Und das ganz allein durchziehen, das ist mir zu heiß. Nur eine Heilpraktikerin riet mir dazu, selbst die Verantwortung zu übernehmen. Weil es ist mein Leben, über das kann ich selbst bestimmen... Der Psychiater von damals ist vor Beginn des Versuches leider verstorben. Und jetzt bin ich bei ner Institutsambulanz die solche Experimente wohl kaum wagt...

Also die Idee ist eher, ich habe wenn es darauf ankommt mal eine (starke) Depression. Ich bekämpfe ihre Ursachen und es ist wieder alles Gut. So lange bis wieder ein schweres Problem mit dem ich nicht leicht fertig werde in mein Leben tritt. Das Aufkommen der Depression kann Lithium nicht wirklich verhindern, so wie ich Anfang 2021 erlebt habe. Die Probleme (u.a. Corona, starke Einsamkeit) waren einfach zu groß... Jetzt ist alles wieder in Butter. Denkt ihr ich muss Lithium bis ans Lebensende nehmen? Ich meine es hat auch seine Nebenwirkungen, die bei dauerhafter Einnahme immer stärker werden können. Das Gefühl ist, ich nehme was ein dass nicht wirklich gut für den Körper ist, und ich brauche es vielleicht gar nicht... Und hol mir im schlimmsten Fall eine wirklich organische Erkrankung die dann nicht mehr weg geht..

für bipolar spricht:
  • Antidepressiva wirken nicht, oder nachteilig
  • starke depressive Phasen bis hin zu eingeleiteten Selbstmordversuchen sind aufgetreten
  • manische Phasen sind aufgetreten, wenn auch mehr als abgeschwächte Hypomanie
  • rascher Wechsel von manischen und depressiven Phasen - "Rapid Cycling" ist aufgetreten (aber eben nur bei intensiver Antidepressiva-Einnahme)
  • Lithium scheint zu wirken, wirkt zumindest nicht nachteilig
was gegen bipolar spricht:
  • manische Phasen traten ausschließlich während Therapie mit Antidepressiva auf
  • manische Phasen wurden durch Antidepressiva enorm verstärkt
  • ohne Medizin habe ich nie Manien
  • wie es ohne Lithium wäre, weiß niemand
Allegretto
Beiträge: 181
Registriert: 5. Nov 2019, 18:15

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von Allegretto »

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Zuletzt geändert von Allegretto am 25. Feb 2024, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
Maxegon
Beiträge: 2465
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von Maxegon »

Hallo tom171,

deine Frage wird dir wohl niemand zufriedenstellend (?) beantworten können.

Ist deine Stimmung gut? Ist sie schlecht? Oder nur ein bisschen? Manchmal?
Deine Stimmung schwankt doch, ständig und ist von hunderten Faktoren abhängig.
Wann beginnt eine Manie, wann eine Euphorie und wann endet sie?

Und was ist überhaupt bipolar? Sind wir das nicht alle, mal mehr, mal weniger?
Wann wird Traurigkeit zur Depression?
Ist das körperlich (biochemisch) bedingt, entsteht es durch das was wir fühlen, was wir denken, was wir glauben?

Wann und wie welches Medikament bei dir wirkt, kannst doch nur du wissen/erfahren, also ausprobieren.

Bei manchen wirken sogar Placebos - warum?
Durch die Macht der Gedanken? Durch die Selbstheilung des Körpers, weil er selbstständig nach Mitteln und Wegen sucht, um sich zu heilen, wenn wir ihn nur pfleglich bekandeln?

Manche schleichen erfolgreich Medikamente aus und es geht ihnen gut, Alkoholiker und andere Drogenabhängige schleichen ihre Drogen ebenfalls aus, viele sind dann "geheilt", andere kämpfen ewig mit ihrem Suchtproblem, obwohl der Körper das Zeug gar nicht braucht.

Ich glaube, wenn jeder für sich darauf eine Antwort findet, ist man der Lösung schon sehr nahe.

Verallgemeinern kann man es aber keineswegs.
tom171
Beiträge: 22
Registriert: 26. Nov 2023, 20:03

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von tom171 »

Hallo Maxegon,

ich mag deinen Ansatz. Wir schieben Depressionen u.a. oft einfach in die Krankheits-Ecke. Aber vielleicht ist das was wir da empfinden nicht wirklich "krank", sondern ziemlich normal.

In sehr vielen Fällen ist das worauf wir uns verlassen können die Selbstheilung. Bei ner Grippe z.B. macht 99% der Körper selbst. Antibiotika usw. unterstützen in schweren Fällen nur, helfen dem Körper das Richtige zu tun. So einfach ist es bei Psychopharmaka meiner Meinung nach nicht. Sie können nicht im Alleingang die Selbstheilung aktivieren, lindern vielleicht nur die Symptome, hier muss man mehr tun. Zum Beispiel muss der Mensch aktiv sein Verhalten im Alltag ändern, sein Denken und Handeln. Dann greift die Selbstheilung wirkungsvoll.

Ja eine zufriedenstellende Antwort ist nicht das was ich sofort möchte. Eher Erfahrungsaustausch. Vielleicht gibt es jemanden mit sehr ähnlichen Erfahrungen.

Oder jemand kann mir entschieden widersprechen, dass ich bei meinen Schilderungen wohl sehr sicher bipolar bin, z.B. weil Antidepressiva machen mich ja manisch. Die meisten anderen Menschen auf dieser Welt werden nicht manisch wenn sie AD nehmen. Also bin ich bipolar, keine Ahnung, sowas. Ich wünsche mir Meinungen Anderer. Im Alltag sind die schwer zu bekommen.

Oder ein Anderer hat vielleicht erfolgreich Lithium abgesetzt. Irgend jemand hat mir mal Angst gemacht, setze ich Lithium ab gibt es keinen Weg zurück, es wird später nie wieder wirken..
Mayana
Beiträge: 284
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von Mayana »

Hallo tom,

Bei mir war auch eine Zeit die Diagnose nicht ganz klar. Ausschlaggebend ist rein diagnostisch ja, ob wirklich eine Manie bestand, für die bipolare Störung reicht meines Wissens nach eine einzige manische Episode. Wurde das ordentlich abgefragt, eventuell per Diagnosebogen?


Eigentlich viel wichtiger als die offizielle Diagnose ist ja aber, wie du praktisch deinen Alltag handhabst. Was für Medikamente brauchst du, wie kannst du das Wechseln der Episoden abfedern oder eventuell vermeiden usw.

Ich persönlich habe Lithium noch nie abgesetzt, bei mir dient es allerdings auch nicht als Phasenprophylaxe.
tom171
Beiträge: 22
Registriert: 26. Nov 2023, 20:03

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von tom171 »

Hallo Mayana,

Manien sind aufgetreten, aber immer nur unter Einfluss von Antidepressiva. In "freier Wildbahn" ohne Medis neige ich "nur" zu Depressionen. Sicher hat jeder Mensch Stimmungsschwankungen, aber wenn es mir gut geht überschreitet es nichtmal die Schwelle der Hypomanie, also der Vorstufe bzw die abgeschwächte Form der Manie. Klar muss man da aufpassen, ein Betroffener merkt eher nicht dass er manisch ist, eher das Umfeld.

Den Alltag zu bewältigen ist das A und O. Das funktioniert seit über einem Jahr wieder sehr gut, ich fühle mich praktisch gesund. Es gibt keine Symptome, nur leichtere Stimmungsschwankungen die ich als normal bezeichne. Oftmals drückt mich meine Angsstörung (was ich für mein eigentliches Problem halte) in Richtung Depression. Wenn ich vielleicht nicht genug Bestätigung und Zuspruch von Anderen erhalte... zu viel alleine bin... Zweifel aufkommen. Aber in dem Moment, wo mir bewusst wird, dass die Angst der Auslöser für die Traurigkeit ist, verschwindet es auch wieder.

Ich nehme praktisch nur noch Lithium zur Phasenprophylaxe, sonst keine Medis.
Maxegon
Beiträge: 2465
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von Maxegon »

tom171 hat geschrieben: 28. Nov 2023, 22:29 Wir schieben Depressionen u.a. oft einfach in die Krankheits-Ecke. Aber vielleicht ist das was wir da empfinden nicht wirklich "krank", sondern ziemlich normal.
...
So einfach ist es bei Psychopharmaka meiner Meinung nach nicht. Sie können nicht im Alleingang die Selbstheilung aktivieren, lindern vielleicht nur die Symptome, hier muss man mehr tun. Zum Beispiel muss der Mensch aktiv sein Verhalten im Alltag ändern, sein Denken und Handeln. Dann greift die Selbstheilung wirkungsvoll.

Psychopharmaka ist doch immer wieder DAS Streitthema ... einige schwören darauf, andere verteufeln sie.
Wenn's hilft, kann man sie nehmen, wenn's unertäglich wird, wird wohl jeder alles nehmen, was Linderung verspricht.

Wenn ich anders denke, fühle, werde ich schnell in die Krankheitsecke gestellt.
Manchmal kommt's mir vor wie im Mittelalter, als Wunderheiler mit ihren Mixturen schnelle Heilung versprachen und die alten, weisen, erfahrenen Kräuterfrauen als Hexen verbrannt wurden.

Weil man sich nicht erklären konnte, dass eine "ungesunde" Lebensführung, -einstellung nicht nur Unwohlsein, sondern auch die Ursache bzw. der Auslöser eine Krankheit/Schwäche sein kann.

Seit meiner Jugend beschäftige ich mich mit Heilpflanzen, als Kind war sich schon fasziniert von Kung -Fu, dabei bewunderte ich nicht nur die Kampfkunst, sondern die Einstellung, die Gelassenheit (Geduld, Ausdauer und Disziplin) und die Geschmeidigkeit in der Bewegung ... völlig ruhig und gelassen, Konzentration auf's Wesentliche. Auch die Menschen, die vor den Tempeln oder im Park ihre Thai-Chi-Übungen praktizierten, bewunderte ich und tu' es bis heute ... frei von Hektik und Stress.
Yogis, die in Indien, ihren Herzschlag beeinflussen konnten, durch ihren Willen, Bogenschützen die völlig entspannt, doch hochkonzentriert wahre Wunder vollbrachten, scheinbar ohne Anstrengung, vorallem ohne Hast.

Sollten wir nicht alle etwas entspannter, gelassener werden? Weniger (schnell) erwarten und uns wieder auf's Wesentliche konzentieren?
Was macht uns (alle) krank? ... Hektik, Stress, Erwartungsdruck, Zeitmangel, Ungeduld?

Viele sagen oft: ich muss doch aber!

Fragt man: warum?

Sind die Antworten oft sehr spärlich.🤷‍♀️
tom171
Beiträge: 22
Registriert: 26. Nov 2023, 20:03

Re: Was habe ich eigentlich? Bin ich wirklich bipolar?

Beitrag von tom171 »

Maxegon hat geschrieben: 29. Nov 2023, 15:15 Psychopharmaka ist doch immer wieder DAS Streitthema ... einige schwören darauf, andere verteufeln sie.
Wenn's hilft, kann man sie nehmen, wenn's unertäglich wird, wird wohl jeder alles nehmen, was Linderung verspricht.
Stimmt, in absoluter Hilfs- und Hoffnungslosigkeit folgt man dem Rat der Ärzte und nimmt die Pillen, auch wenn man grundsätzlich dagegen ist. Kurzfristig können sie ein Mittel sein, aber bei ner langfristigen Therapie kann so viel schief gehen. Am Ende sind die Tabletten der Grund warum das Leiden nicht aufhört, so war es bei mir. Monatelang zusätzlich alle möglichen Therapien versucht und nix half. Beinahe Arbeitsplatz verloren. Am Ende wurden die Pillen abgesetzt und ich wurde innerhalb kürzester Zeit wieder normal... und alltagsfähig.
Yogis, die in Indien, ihren Herzschlag beeinflussen konnten, durch ihren Willen, Bogenschützen die völlig entspannt, doch hochkonzentriert wahre Wunder vollbrachten, scheinbar ohne Anstrengung, vorallem ohne Hast.
Ich denke diese Kulturen haben es mehr verstanden, eins mit ihrer Seele zu werden. Das Zusammenspiel Körper und Seele ist sehr wichtig. Seele=Unterbewusstsein. Ist das Unterbewusstsein zufrieden mit uns, gehts uns gut. Sprechen wir und unsere Seele eine Sprache, sind wir so viel kraftvoller. Im Besten Fall sind wir dann auch vor seelischen Krankheiten wie Depressionen geschützt.
Fragt man: warum? Sind die Antworten oft sehr spärlich.🤷‍♀️
Deswegen ist es ratsam sich mit seinen innersten Wünschen auseinanderzusetzen. Was sind unsere eigentlichen Ziele? Wenn wir unsere Mission haben, regelmäßig Bestätigung erfahren werden alltägliche Stresssituationen erträglicher, weil sie nicht mehr so wichtig sind. Nichts ist doch grausamer als ständig in nem Hamsterrad gefangen zu sein ohne Aussicht auf Besserung.
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