Depressiv und nachtaktiv!

Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

@MWs65
Die letzte Therapie habe ich vor ca. zehn Jahren gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass es gut läuft und wollte verlängern aber die Therapeutin war der Meinung, ich will nur, dass mir jemand meine Probleme "abnimmt" und das wir nicht verlängern sollten.
Ich war danach sehr verunsichert und habe deswegen lange gezweifelt ob ich wieder eine Therapie beginnen soll.
Ich glaube, sie war der Meinung, dass ich nicht genug mitarbeite.

Ich möchte bei dieser Therapeutin lieber keinen neuen Termin machen.
Ich hab leider immer noch Angst vor der Psychiatrie. Heute haben die mich angerufen und mir ist das Herz stehen geblieben. Sie haben aber nur die Aufnahmeliste aktualisiert und wollten wissen ob bei mir noch Bedarf besteht.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Was genau macht dir an der Psychiatrie denn Angst? Denn wieder gehen kannst du ja jederzeit.
Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

@Mayana
Ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Was für Menschen dort sein werden. Wie ich dort behandelt habe.
Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich schon immer Angst vor neuen Umgebungen und Menschen hatte.

Vielleicht spricht hier auch die Erkrankung aus mir. Momentan fühle ich mich ständig schwach und zitterig und hilflos. Gleichzeitig will ich, dass mir endlich geholfen wird. Ich fange sogar schon an zu überlegen, ob eine Tagesklinik für mich vielleicht besser wäre aber dafür müsste ich wieder in meine eigene Wohnung. Das kann ich mir jetzt nicht vorstellen, weil ich nicht allein sein kann und überhaupt nicht belastbar bin.
Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

Ich möchte wirklich mal wieder einen Tag haben, an dem das Aufwachen kein Kampf ist. Ich verkrieche mich immer eine Weile unter der Decke und versuche mich zum Dösen zu zwingen. Wenn ich döse oder schlafe ist meine Unruhe weg. Irgendwann geb ich dann auf und stehe auf.
Ich möchte mal wieder entspannt im Bett liegen und in Ruhe überlegen können, was ich heute machen werde.

Jetzt sitze ich im Wohnzimmer und zittere. Meine Grundstimmung ist ängstlich.
Heute Venlafaxin Dosis erhöht. Mal sehen, was es bringt.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

@Nerd:
Klar, Klinik ist immer ein Stück weit ins Unbekannte gehen. Das war es für mich auch. Und bei mir hat sich herausgestellt, dass stationär irgendwo zu sein auch eher hinderlich ist, als dass es hilft. Aber ich würde es an deiner Stelle versuchen, denn was wäre die Alternative?
Du sagst, du möchtest endlich, dass dir geholfen wird. Und ein Stück weit ist das auch richtig, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Der andere Teil, den kann man nur selbst übernehmen: sich auf Situationen und Menschen einlassen, Dinge ausprobieren und manchmal auch einfach durchhalten, obwohl man lieber aufgeben würde. Ich z.B. finde einfach kein AD, das mir hilft. Aber was wäre die Alternative? Also mach ich weiter und probiere das nächste…
Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

@Mayana
Du hast absolut Recht.
Letzten Endes bleibt mir auch gar nichts anderes übrig. Ich weiß das.
Ich fühle mich so hilflos und klammere mich in meiner Angst an meine Eltern. Ich hatte gehofft hier Kraft zu sammeln aber langsam frage ich mich ob ich dabei mehr Hilfe brauche.

Ich habe das Gefühl, dass ich so gut wie gar nicht mehr belastbar bin. Ich gehe einmal täglich raus und fühle mich danach so fertig, auch nach Spaziergängen. Aber wenn ich den ganzen Tag zu Hause bin geht es mir auch schlecht. Ich fühle mich müde und gleichzeitig unruhig, als ob mich jemand die ganze Zeit antreibt während ich nur schlafen will. Kennt ihr das auch?
Maxegon
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Maxegon »

Nerd1986 hat geschrieben: 18. Nov 2023, 01:15 Ich habe das Gefühl, dass ich so gut wie gar nicht mehr belastbar bin. Ich gehe einmal täglich raus und fühle mich danach so fertig, auch nach Spaziergängen. Aber wenn ich den ganzen Tag zu Hause bin geht es mir auch schlecht. Ich fühle mich müde und gleichzeitig unruhig, als ob mich jemand die ganze Zeit antreibt während ich nur schlafen will. Kennt ihr das auch?
Das kennt wohl jeder, je weniger man sich "belastet", desto schwächer wird man.
Ein Muskel ohne tägliches Training bildet sich zurück, egal wie oft du mit ihm redest oder welche Medikamente du nimmst.
Ein Geist, Gehirn was nicht täglich gefordert wird, tut das auch, es verkümmert.

Ich hab' auch mal vor allem die Nase so voll gehabt, dass ich gar nichts mehr wollte und auch gar nichts mehr tat.

Was zur Folge hatte, dass ich noch demotivierter und noch fauler wurde und mich immer mehr zurückzog.

Bis ich irgendwann begriff, dass ich was tun muss, bevor ich meiner Lethargie völlig verfalle und gänzlich verblöde.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

@Maxegon:

Also dass man sich wenig belastet und dadurch verkümmert, ist ja wohl eher selten der Fall. Meistens ist es doch so, zumindest war das bei mir der Fall, dass man solange es irgendwie geht versucht, den Alltag aufrecht zu erhalten, leistungsfähig zu bleiben, niemandem zur Last zu fallen.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Wieder mal eine Nacht, in der ich einfach nicht einschlafen kann. Habe schon überlegt, ob ich auch alle Medikamente genommen hab, aber ich glaube schon.
Senif
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Senif »

Ich konnte den Schlaf nie erzwingen. Hab dann nachts auch Dinge gemacht, im Haushalt, oder auch Film geschaut und versucht mich nicht aufzuregen, dass ich nicht schlafen kann.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Aufregen tu ich mich auch nicht mehr, es bringt ja nichts. Aber aufstehen und etwas anderes machen wollte ich heute auch nicht, ich war eigentlich müde und das Bett bequem, das habe ich nicht eingesehen da aufzustehen.
Maxegon
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Maxegon »

Mayana hat geschrieben: 18. Nov 2023, 20:10 Also dass man sich wenig belastet und dadurch verkümmert, ist ja wohl eher selten der Fall. Meistens ist es doch so, zumindest war das bei mir der Fall, dass man solange es irgendwie geht versucht, den Alltag aufrecht zu erhalten, leistungsfähig zu bleiben, niemandem zur Last zu fallen.
Hallo @Mayana,

ich behauptete ja nicht, dass es grundsätzlich, immer so sei, darum führte ich die Beispiele an.

Wenn man sich immer zwingt, zumindest es versucht, erzeugt es Stress in uns. Der widerum lässt uns alles andere als ausgeglichen sein.
Das setzt dann die Gedanken-Grübel-Spirale in Gang.

Ich kenne das auch, eigentlich "müsste"/sollte ich schlafen, doch können, tu' ich es nicht.
So bald ich mich hinlege, komme ich anstatt zur Ruhe, in's Grübeln.
Auf der einen Seite bin ich k.o., doch im Kopf rattert es unermüdlich weiter. Anfänglich half Betäubung sehr gut, Medikamente oder andere Mittelchen, doch daran gewöhnte sich mein Körper mit der Zeit.

Wie @Senif, tat ich es auch sehr oft, ich beschäftigte mich, lenkte mich ab, löste mich von dem Gedanken "schlafen zu müssen", denn der verursachte ja wiederum Stress und wühlte mich auf.

Mir half autogenes Training sehr gut, lange verstand ich nicht, was das bedeutete, bis ich das Buch von Vladimir L. Levi "Vom Umgang mit sich selbst" las.
Das Buch begriff ich.

Mit vielen Podcasts, you-tube-Beiträgen oder anderen Publikationen habe ich so meine Probleme ... alles zu theoretisch, für mich (!) nicht nachvollziehbar.
Auch beim Meditieren gelingt es mir nicht den Kopf auszuschalten, im Gegenteil.

Ich suchte lange, bis ich die richtige Möglichkeit fand, um mich zu beruhigen, meinen Geist völlig gedankenfrei zu bekommen bzw. nur mit wohligen, angenehmen Gedanken zu füllen.
Ich lernte richtig atmen, meine Muskulatur völlig zu entspannen und mich nur auf angenehme Dinge zu konzentrieren, wie einen warmen, kuscheligen Ofen oder am Strand im Sand sitzend, nur dem Meeresrauschen zu lauschen (in Gedanken).

Meine Einschlafphase völlig frei vom Alltag und den damit verbundenen Sorgen zu gestalten. Das musste ich trainieren und gelang von Mal zu Mal besser.
Mittlerweile kann ich es recht gut, es klappt nicht immer.
Senif
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Senif »

Hallo Maxegon,

mit Meditation kam ich so auch nicht weiter. Ich hab das dann als eine Art "Gehmeditation" gemacht - also Spazieren und sich auf das Außen konzentrieren und nicht auf die eigenen Gedanken. Die Umgebung aufnehmen.
Aber gut, dass du was für Dich gefunden hast.

LG Senif :hello:
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Ich grübel überhaupt nicht, wenn ich nicht schlafen kann. Generell grübel ich fast garnicht mehr, also daran kann es nicht liegen. Ich hatte mal eine kleine Ration irgendeines Benzos, dass man mir notfallmäßig mitgegeben hat- hatte auch keine Wirkung. Vielleicht war die Dosis auch die falsche, auf jeden Fall habe ich die Tabletten dann nicht aufgebraucht.

Mittlerweile sind solche durchwachten Nächte auch selten geworden, das Neuroleptikum macht ja eher müde.
Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

Nachts war mal die Zeit in der ich mich entspannen konnte. Mittlerweile hat sich das geändert. Die innere Anspannung ist verschwunden, seit ich bei 150mg Venlafaxin bin.

Mit meiner Stimmung geht es auf und ab. Samstag war ich einigermaßen stabil. Sonntag war ich ständig am Heulen. Montag war ich müde. Dienstag war ich mit den Nerven am Ende. Heute ging es den ganzen Tag auf und ab. Gerade sitze ich hier und bin am Weinen.

Ich habe furchtbare Angst vor der Zukunft. Ich habe keine Freunde, Partner oder Kinder. Mein einziger menschlicher Kontakt sind meine Eltern. Ich muss ständig daran denken, dass sie eines Tages nicht mehr da sein werden und ich vollkommen alleine sein werde.
Ich weiß nicht, wie man eine Verbindung zu anderen Menschen aufbaut. Alle Freundschaften die ich hatte sind auseinander gegangen.

Nachts ist es schwer. Es ist dunkel und still. Meine Eltern schlafen und ich wünsche mir dass jemand mit mir wach bleibt. Ich versuche mich mit Youtube Videos abzulenken bis ich einschlafe. Es klappt nicht immer.
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

Hab ich euch alle verschreckt mit meinem letzten Beitrag?
Das ist etwas was mir große Angst vor der Zukunft macht und ich musste es mal erzählen. Ich habe momentan außer meinen Eltern niemanden mit dem ich über meine Ängste sprechen kann und meine Eltern sind damit sehr überfordert.

Jetzt gerade geht es mir etwas besser. Ich bin nicht fröhlich aber ruhiger als die letzten Tage.
Das Gemeine daran ist, dass ich mich trotzdem nicht entspannen kann, weil ich die ganze Zeit darauf warte, dass es mir wieder schlechter geht. Ich schaue ständig hinter mich, ob die Traurigkeit irgendwo lauert um mich zu überfallen.
Maxegon
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Maxegon »

Hallo Nerd1986,

keine Sorge, so schnell verschreckst du hier niemanden!
Manche sind nur etwas zurückhaltend oder auch ratlos.

Wenn du "die ganze Zeit darauf wartest", das es dir schlechter geht und nichts veränderst, damit es dir besser gehen könnte ... was soll man dazu sagen?

Ich jammere ja auch Mal ganz gerne, doch von Nichtstun und warten wird sich auch nichts verändern.

Kritik magst du nicht hören, Tip's wie, gehe spazieren, wage dich unter Menschen, werde aktiv, sind dir zu anstrengend.

Verzeih' , doch mir fällt da auch nicht mehr ein.
Bestimmt geht es vielen ähnlich.?

Ausruhen, sich pflegen mag ja ganz hilfreich sein, doch eine Dauerlösung ist es sicher nicht.
Senif
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Senif »

Ausruhen, sich pflegen mag ja ganz hilfreich sein, doch eine Dauerlösung ist es sicher nicht.
Ja, das sehe ich auch so. Es ist manchmal gar nicht so einfach die Balance zwischen Unter- und Überforderung herzustellen.
Bei mir habe ich festgestellt, dass, wenn ich nur zu Hause liege, immer noch erschöpfter werde als es sein müsste. Deshalb ist für mich die aktive Entspannung wohl genau das Richtige.
Aber was genau, ist bei jedem individuell.
Den Schritt in eine Klinik zu gehen, finde ich richtig. Auch um mehr Autonomie zu erlangen und nicht so abhängig von den Eltern zu sein. Die Freiheit will in der Depression zurückerkämpft werden.

LG Senif :hello:
Allegretto
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Allegretto »

.
Zuletzt geändert von Allegretto am 25. Feb 2024, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
Nerd1986
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Nerd1986 »

Danke für eure Antworten!

@Maxegon
Ich habe mir eigentlich nicht wirklich einen Rat erhofft. Ich weiß ja selber nicht was ich machen soll.
Das, was ich geschrieben habe, beschäftigt mich einfach schon seit Wochen sehr und ich musste es mal aussprechen (oder ausschreiben).
Wie kommst du denn darauf, dass ich keine Kritik hören will? Das verstehe ich nicht.

Ich möchte wirklich etwas an meinem Leben ändern.
Ich weiß nicht, ob ich das ohne Hilfe schaffe.
Mein Probleme, nicht unter Menschen gehen zu können und ständig erschöpft zu sein habe ich ja auch nicht erst seit gestern.

Ich hab mir vorher oft gedacht "Ich hätte jetzt gerne jemanden zum Reden oder zum Bummeln gehen". Ich wollte Gesellschaft. Aber sobald ich tatsächlich mit jemandem rede oder auch nur andere Menschen um mich herum habe, bin ich gestresst und gelangweilt und will nach Hause. Ich verstehe das nicht, ich mag das auch nicht und es macht mir Angst für die Zukunft.

Ich habe auch schon seit langem keine Energie mehr. Wenn ich vorher von der Arbeit nach Hause gekommen bin, habe ich mich nur aufs Bett gelegt und bin den Rest des Tages da liegen geblieben. Nicht weil ich nicht aufstehen wollte, sondern weil ich wirklich nicht mehr aufstehen konnte. Hausarbeit ist wochenlang liegen geblieben und an manchen Tagen habe ich es nicht mal zur Arbeit geschafft.

Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit es mir besser geht, weil es nichts mehr gibt, was mir noch wirklich Freude bereitet.
Wenn ich im Forum lese, was ihr jeden Tag macht, möchte ich euch jedesmal fragen, wie ihr es geschafft habt, wieder Freude an Dingen zu haben.
Für mich gibt es nichts und ich übertreibe da nicht. Alles ist mir gleichgültig. Das einzige was ich zur Zeit mache, ist mich abzulenken und das klappt mal mehr mal weniger.

Ich will auch nicht traurig sein. Ich kann das nur mit einem Überfall vergleichen, weil es genau so passiert.
Ich sitze mit meinen Eltern auf dem Sofa und sehe fern und plötzlich denke ich: "Es wird so traurig sein, wenn sie nicht mehr da sind."
Oder ich gehe spazieren oder bin beim einkaufen und denke plötzlich: "Meine Zukunft wird so einsam sein."
Jetzt wo es auf Weihnachten zu geht, denke ich ständig daran, wie Weihnachten ohne meine Eltern sein wird. Ich kann diese Gedanken nicht abstellen.
Das passiert überall, den ganzen Tag. Ich denke daran, dass meine Eltern irgendwann nicht mehr da sind und ich einsam, traurig und verzweifelt sein werde und dann muss ich mich jedesmal zusammen reißen um nicht in aller Öffentlichkeit zu weinen.
Solange es mir so geht, traue ich mich auch nicht unter Menschen. Ich habe Angst, dass ich völlig verrückt und verzweifelt rüber kommen werde.

Meine Stimmung ändert sich zur Zeit fast stündlich. Manchmal wache ich morgens auf und fühle mich einigermaßen stabil und abends geht es mir dann so schlecht, dass ich nicht aufhören kann zu weinen. Manchmal ist es umgekehrt. Manchmal weine ich den ganzen Tag, manchmal bin ich auch den ganzen Tag ruhig. Das Resultat ist, dass ich mich nicht traue wieder allein zu wohnen.

Momentan habe ich eigentlich nur zwei Stimmungen. Entweder bin ich kurz vorm Weinen (oder ich weine bereits) oder nicht. Bei letzterem bin ich zwar nicht gut drauf aber wenigstens ruhiger als sonst.
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Hallo Nerd,

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst- auch ich habe keine Energie und die beiden Grundstimmungen sind Gefühllosigkeit oder Verzweiflung. Auch ich frage mich, wenn ich in den Tageszielthread gehe, „wie schaffen die Leute das alles?“
Ich habe gelernt und muss mir immer wieder bewusst machen, dass sich vergleichen wollen zu nichts führt.
Ja, ich bin momentan am Boden. Deswegen muss ich mich aber nicht auch noch selbst runtermachen.
Ja, die Zukunft sieht schwarz aus. Dann versuche ich mehr im Hier und Jetzt zu leben, nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft.
Ja, mir macht nichts Freude. Ich mache trotzdem so gut es geht weiter Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, um nicht „aus der Übung“ zu kommen.

Ich weiß von mir aus Erfahrung, dass diese Dinge anders werden, sobald ich ein Medikament habe, was mir hilft. Und solange mache ich weiter, so gut es mir eben möglich ist.
Ich habe letztens erst einen GdB von 50 bescheinigt bekommen, das hilft mir noch einmal in der Einsicht, nicht einfach nur unfähig, sondern wirklich krank zu sein. Vorher habe ich immer den Gedanken gehabt, vielleicht nur ein Hypochonder zu sein…
Maxegon
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Maxegon »

Nerd1986 hat geschrieben: 26. Nov 2023, 20:59
Ich möchte wirklich etwas an meinem Leben ändern.
Ich weiß nicht, ob ich das ohne Hilfe schaffe.
...

Ich hab mir vorher oft gedacht "Ich hätte jetzt gerne jemanden zum Reden oder zum Bummeln gehen". Ich wollte Gesellschaft. Aber sobald ich tatsächlich mit jemandem rede oder auch nur andere Menschen um mich herum habe, bin ich gestresst und gelangweilt und will nach Hause.
...

Ich habe auch schon seit langem keine Energie mehr. Wenn ich vorher von der Arbeit nach Hause gekommen bin, habe ich mich nur aufs Bett gelegt und bin den Rest des Tages da liegen geblieben. Nicht weil ich nicht aufstehen wollte, sondern weil ich wirklich nicht mehr aufstehen konnte. Hausarbeit ist wochenlang liegen geblieben und an manchen Tagen habe ich es nicht mal zur Arbeit geschafft.

Ich weiß nicht, was ich tun soll, damit es mir besser geht, weil es nichts mehr gibt, was mir noch wirklich Freude bereitet.
Hallo Nerd1986,

du klammerst dich an deine Eltern, die geben dir Halt, so scheint es. Doch gleichzeitig verhinderst du damit deine Aktivität.

Wenn du nicht einkaufen gehst, musst du hungern, wenn du nicht heizt, wird es kalt (im Winter), wenn du nicht deine Klamotten wäschst, hast du irgendwann nur noch schmutzige ...

Du hast doch schon in einer eigenen Wohnung gelebt, du bist doch weder körperlich eingeschränkt, noch geistig, du weisst doch worauf es ankommt!

Wenn du keine Energie mehr hast, machst du es eben morgen oder übermorgen!

Du hast doch alle Möglichkeiten.

Du lebst in einem wohlhabenden Land, mit diversen, kostenlosen Hilfsangeboten, nutze sie.
Dazu musst du aber etwas tun.

Sich auf seine Traurigkeit, seine Missstimmung und "ich kann nicht" zu berufen, hilft doch nicht - im Gegenteil.

Das zu akzeptieren und vorallen zu respektieren, will gelernt sein.

Auch ich wünsche mir manchmal jemanden zum Reden oder Bummeln, doch wenn gerade keiner da ist oder keine Lust hat, muss ich das akzeptieren. Oft nerven mich andere, sicherlich bin auch ich langweilig.

Ich kann doch nur selbst die Toleranz aufbringen, die ich auf von anderen erwarte.

Ich kann doch nur die Realität akzeptieren wie sie ist, ich habe keine andere.

Und das bedeutet auch kämpfen, um Anerkennung, Respekt, Aufmerksamkeit.

Sich nur Tabletten einzuwerfen, wird die Welt nicht ändern.
Ja, es stimmt, die Welt ist kein Ponnyhof und auch kein Wunschkonzert. Die Menschen sind nicht alle lieb und verständnisvoll, man bekommt auch öfter mal Eins auf den Deckel, doch da muss man durch!

Suche dir einen Therapeuten und warte nicht, dass es jemand für dich tut.
Oder verlasse deine Komfortzone und reise Mal für 4 Wochen nach Südamerika oder in die Mongolei oder ..., mit nur einem Rucksack und wenig Geld.

Manche behaupten, man soll nicht immer vergleichen ... wie soll ich denn sonst herausbekommen, wie gut es mir eigentlich geht? Oder schlecht?
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

@Maxegon:

Also bitte, verreisen? Ich kann garnicht genug sagen, wie viele Leute mir schon erzählt haben, dass ihnen der Standardsatz „Mach doch mal Urlaub/verreise doch einfach mal!“ entgegengebracht wurde. Wenn das ginge und etwas nützen würde, hätten wir alle keine Depressionen mehr.

Und manchmal kann man eben auch erst anfangen zu kämpfen, wenn man das richtige Medikament nimmt, oder wie du es sagst, „einzuwerfen“. Vorher, ja, da hat man irgendwann Hunger, die Wäsche und man selbst ist schmutzig und kann doch nichts dagegen tun.
Maxegon
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Maxegon »

Mayana hat geschrieben: 27. Nov 2023, 16:46 Standardsatz „Mach doch mal Urlaub/verreise doch einfach mal!“ entgegengebracht wurde. Wenn das ginge und etwas nützen würde, hätten wir alle keine Depressionen mehr.
Also bitte, verreisen bedeutet doch nichts anderes, als begebe ich in eine andere Umgebung, löse dich von deinem Alltag, deiner Denkweise, deinen Nöten, probiere etwas völlig anderes.
Mach' doch Mal Urlaub von dir selbst, schappe neue Ideen, Eindrücke, Sichtweisen auf.
Wenn dir, liebe @Mayana, Tabletten helfen ist's doch toll, andere machen "Urlaub" mit oder beim Therapeuten, andere in einer Klinik oder helfen dem schweizer Ziegenbauern für ein paar Wochen auf seinem Hof - egal, Hauptsache raus aus seinem täglichen Trott.
:hello:
Mayana
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Re: Depressiv und nachtaktiv!

Beitrag von Mayana »

Maxegon hat geschrieben: 27. Nov 2023, 17:08
Mayana hat geschrieben: 27. Nov 2023, 16:46 Standardsatz „Mach doch mal Urlaub/verreise doch einfach mal!“ entgegengebracht wurde. Wenn das ginge und etwas nützen würde, hätten wir alle keine Depressionen mehr.
Also bitte, verreisen bedeutet doch nichts anderes, als begebe ich in eine andere Umgebung, löse dich von deinem Alltag, deiner Denkweise, deinen Nöten, probiere etwas völlig anderes.
Mach' doch Mal Urlaub von dir selbst, schappe neue Ideen, Eindrücke, Sichtweisen auf.
Wenn dir, liebe @Mayana, Tabletten helfen ist's doch toll, andere machen "Urlaub" mit oder beim Therapeuten, andere in einer Klinik oder helfen dem schweizer Ziegenbauern für ein paar Wochen auf seinem Hof - egal, Hauptsache raus aus seinem täglichen Trott.
:hello:
Urlaub von sich selbst ist aber gerade in der Depression häufig garnicht möglich, durch ein „verreise doch mal“ wird der Ernst der Lage verkannt.

Nein, mir helfen Tabletten leider nicht mehr und ich wäre froh, den „täglichen Trott“ wenigstens zu schaffen.
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