Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

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Wegmänner
Beiträge: 1
Registriert: 17. Nov 2023, 23:41

Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von Wegmänner »

Hallo zusammen

Was soll ich sagen... Aus dem, was ich bisher in diesem Forum gelesen habe, bin ich erst einen kleinen Schritt weiter. Vieles finde ich in meiner Geschichte wieder. Manches bereitet mir Sorge und macht mir auch Angst. Darum schreibe ich nun selber einen Beitrag und hoffe auf gute Ratschläge oder einfach nur auf ein offenes, mitfühlendes Ohr.

Zu meiner Geschichte:

Ich bin seit 13 Jahren mit meiner Frau verheiratet und wir haben drei wunderbare Kinder. Meine Frau leidet seit vermutlich rund 2 Jahren an einer Depression, anfänglich auch mit heftigen Panikattacken. Seit diesem Jahr ist sie in psychologischer Behandlung und nimmt Antidepressiva. Der genaue Trigger für das Auslösen der Depression ist noch nicht gefunden, aber es gab bei meiner Frau viele verschiedene Knackpunkte in ihrem Leben: schwierige Kindheit, Funkstille zu den Eltern, Verlust der Arbeit, Magenbypass-Operation die wieder rückgängig gemacht werden musste... Bevor die Depression angefangen hat, hatten wir immer wieder unsere Hochs und Tiefs in der Partnerschaft. Aber wir haben immer alles gemeinsam durchgestanden und zueinander gehalten.

Mit der Depression kamen die Hochs und Tiefs noch öfter. Ein Beispiel:
Wir streiten... Streitpunkt ist, ich würde zu wenig machen, mich zu wenig für die Arbeiten im Haushalt interessieren, zu wenig Eigeninitiative für gemeinsame Unternehmungen zeigen. Ich fühle mich gehemt, weiss nicht wie ich reagieren soll. Es folgt erstmal Funkstille. Zwei Tage später versöhnen wir uns wieder. Meine Frau überrascht mit sogar mit einer Massage. Zwei Wochen später werde ich urplötzlich wieder damit konfrontiert. Es hätte sich aus ihrer Sicht nichts geändert in den zwei Wochen. Sie könne sich so ein Zusammenleben mit mir aktuell nicht mehr vorstellen. Wiederum zwei Tage später werde ich aus ihrem Affekt heraus aus dem Eheschlafzimmer ausquartiert. Ohne einen Streit anzufangen, frage ich bei ihr nach, was diese Aktion nun sollte. Ihre Antwort: Sie möchte das momentan nicht und bräuchte Abstand. Nachdem ich zwei Tage alleine geschlafen habe, kommen wir miteinander wieder ins Gespräch. Wir weinen zusammen, nehmen uns in den Arm. Wir lieben uns überalles - gemeinsam schaffen wir das!

Da steht bei mir selber natürlich die Welt auf dem Kopf... Wie soll ich reagieren, wenn sie gerade ein Tief hat? Was soll ich ihr sagen? Soll ich mich vehement wehren, wenn ich mit Vorwürfen konfrontiert werde?
Ich muss dazu aber auch noch sagen, dass ich eher der Typ Mensch bin, der es so hin nimmt, es akzeptiert und nicht auf Streit aus ist. Manchmal schlucke ich auch vieles einfach runter oder fresse es in mich hinein, was mir natürlich auch nicht gut tut. Wenn es ihr gut geht, geht es mir auch gut und umgekehrt.

Wir haben beide mittlerweile akzeptiert, dass wir mit dieser Krankheit umgehen und leben müssen. Ich weiss, dass ich sie nicht heilen kann. Aber ich kann sie unterstützen und für sie da sein. Daher bin ich über eure eigenen Erfahrungen oder Ratschläge sehr interessiert, damit ich weiter dazulernen und verstehen kann.

Vielen lieben Dank!
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von Urlaubsreif »

Hallo Wegmänner,
leider habe ich keinen Rat für dich. Aber ich möchte dir sagen, du bist nicht allein. Diese Auf und Ab's, Hin und Her, Hoch und Runter mit den Gefühlen, dieses Chaos und diese Gefühlsachterbahnen mache ich mit meinem Mann derzeit auch heftig mit. Gestern hatte er über den Tag zunehmend mehr und mehr schlechte Laune. Ich habe ihn deswegen in Ruhe gelassen, bin in ein Zimmer gegangen, habe ihm alle Last im Haushalt abgenommen, so dass er eigentlich schalten und walten konnte wie er wollte. Aber das hat nicht gereicht. Urplötzlich verschwindet er abends, ist 4 Stunden mit dem Auto weg, ich weiß nicht wo und ob er sich was antut. Das verletzt mich zutiefst, ich habe Angst und Sorgen. Er kommt wieder, redet kein Wort mit mir, schläft auf dem Sofa. Ich weiß leider auch nicht wie ich reagieren kann, was hilft, was richtig oder falsch ist. Ich habe gelernt, jede Provokation zu vermeiden, weil ich ein Trigger für ihn bin. Ich kann mich manchmal schwer zurückhalten, weil ich verletzt bin. Aber ich habe Angst vor Eskalation, weil er schon mit Suizid die letzten Wochen "gedroht" hat wenn ich ihn verlasse oder aber ihn zu sehr triggere... Er steht noch am Anfang seiner Therapie, nimmt Medikamente aber seit rund 8 Wochen drehen wir uns heftig im Kreis. Ein Schritt vor (die kurzen schönen Momente), drei Schritte zurück.. jede Woche das gleiche.
Ich hoffe du findest einen Weg mit deiner Frau. Und dass es auch dir, ihr und den Kindern hoffentlich bald wieder als Familie gut geht.
Hoffnungsvolle Grüße aus der Ferne.
hopstobs
Beiträge: 89
Registriert: 17. Jul 2023, 14:28

Re: Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von hopstobs »

@Urlaubsreif: Vielleicht möchtest du deine Geschichte in einem extra Thread zusammenfassen? Ich sehe, dass du mittlerweile in einigen Threads Teile deiner Geschichte erzählst auf die dann auch eingegangen wird, dafür aber der Inhalt des Threaderöffners in den Hintergrund gerät.

@Wegmänner: Ob das Verhalten mit den vielen Auf- und Abs wirklich einer Depression geschuldet ist kann ich mir nicht so ganz vorstellen, ich bin aber auch niemand, der eine Diagnose zu stellen vermag, eines sehe ich aber, es tut dir nicht gut und es ist ungesund. Was ich sehe ist, dass du nicht gerne streitest, Streit vermeidest, somit kann man mit dir aber auch machen, was man möchte. Das mag auf der einen Seite nicht fair sein, auf der anderen lässt du es aber auch zu. Streit zeigt Grenzen auf, Streit spiegelt Verhalten wider, Streit klärt und macht Dinge konkret.

Die Entscheidung zu treffen, nicht mehr gemeinsam im gleichen Bett zu schlafen ist okay. Allerdings bedarf es dazu auch eine Klärung der Hintergründe, eine Aussage darüber, wie lange das der Fall sein soll und aus meiner Sicht sucht sich dann auch der einen anderen Schlafplatz, der das Bett nicht mehr teilen möchte. Den anderen einfach aus dem Bett werfen würde ich mir nicht gefallen lassen. Hier wäre also ein guter Ansatz Grenzen aufzuzeigen.

So wie du die Vorwürfe der Frau schilderst, wünscht sie sich ggf. Unterstützung und will mit ihren Problemen gehört und verstanden werden, bzw. ist da ein Wunsch nach Veränderung? Ist an den Vorwürfen denn was dran? Hinter jedem Vorwurf verbirgt sich eigentlich ein Wunsch und ein Bedürfnis das nicht erfüllt ist. Das gilt es herauszufinden.

Vehement wehren ist über das Ziel hinaus, aber du darfst Grenzen setzen bei diesem Verhalten oder auch Konsequenzen daraus ziehen (Sich eben z.B. nicht mehr immer wieder einfangen lassen, sondern erst mal sein eigenes Ding machen). Beziehungsschädliches Verhalten hat also Folgen. Außerdem braucht es Klarheit: Wie lange sollst du wo anders schlafen? Auf Dauer? Da alledem die Konkretheit fehlt, ist es schwierig weiter Entscheidungen zu treffen, ich würde versuchen es also so konkret wie möglich zu machen.

Ich hoffe das hilft dir etwas.
DieNeue
Beiträge: 5339
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Wegmänner,

ich sehe es auch wie hopstobs. Ich denke, das wichtigste ist, dass du lernst zu streiten. So wie du dich verhältst, bist du eher wie eine Spielfigur, die man dorthin schieben kann, wo man sie haben möchte und bei Kritik und Vorwürfen gehen diese ins Leere. Gerade letzteres ist aus meiner Erfahrung sehr frustrierend für den anderen.
Bei Vorwürfen oder Kritik musst du dich nicht vehement wehren. Du kannst z.B. auch sagen, du denkst mal darüber nach und dann könnt ihr das wann anders in Ruhe besprechen. Es gibt nicht nur die zwei Möglichkeiten "ich sage gar nichts" und "ich explodiere und haue ihr alles um die Ohren".

Vielleicht kannst du mal nach dem Thema "Umgang mit Kritik/Vorwürfen" bzw. "Konstruktiv streiten" googlen oder mal Bücher dazu lesen. So mache ich das meistens erstmal, wenn ich nicht weiterkomme.
Vielleicht gibt es bei euch auch Seminare zum Thema Konstruktiv streiten oder Soziales Kompetenztraining. Sowas kann auch sehr hilfreich sein.

Liebe Grüße,
DieNeue
Iky
Beiträge: 6
Registriert: 2. Nov 2023, 17:29

Re: Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von Iky »

Lieber Wegmänner,

hast du/ habt ihr mal beobachtet ob diese schwankenden Zustände zyklisch sind?
Ich denke da an PMS/PDMS.
Meist denkt man dabei nur an 2-3 Tage vor den Tagen, aber das kann auch durchaus schon ab Eisprung sein.

Ich gehe da wirklich alle 2 Wochen durch die Hölle und kenne mich fast selbst nicht mehr wieder. Meine Familienmitglieder tun mir in der 1. Zyklushälfte meist immer leid... bis zur 2. dann flippe ich regelrecht wegen jeder Kleinigkeit aus und alles was sowieso schon so schwer ist (Depression) ist alles nochmal viel schlimmer.

...Nur so eine Idee...

LG
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Hochs und Tiefs - Wie soll ich reagieren?

Beitrag von bvs »

Das kenne ich auch.
Kakao soll helfen, und dringend den Serotoninspiegel prüfen lassen!
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