Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

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Canvas2000
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Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Hallo zsm,

ich hätte jetzt eigentlich geschrieben: " Ich bin neu hier und werde gleich einfach Mal meine Gedanken loswerden." Aber als ich mich vorhin registrieren wollte, stellte ich fest. Ich bin hier bereits angemeldet. Letzte Aktivität 2016. Und ganz ehrlich? Ich bin schockiert. Ich weiß gar nicht warum mich diese Entdeckung so aus der Bahn wirft. Ich weiß, dass ich mit meinen Problemen schon gefühlt ewig zu kämpfen hab. Mal mehr, mal weniger. Aber eigentlich dachte, dass es erst so richtig 2019 angefangen hat. Dass es doch davor mal so schlimm war, dass ich mich hier angemeldet habe... Ja, ich wünschte, ich hätte damals einen Beitrag verfasst, um zu verstehen was damals in mir vorging.
Na ja, aber 7 Jahre später bin ich wieder hier und möchte mich vllt einfach Mal "ausheulen". Vllt auch Gleichgesinnte finden, denen es ähnlich geht. Ich weiß nicht, ob das eine Depression ist, aber vllt wisst ihr da mehr.

So, ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Schlichtweg aus dem Grund, dass ich unheimlich viel vergesse. Ständig. Ich kann nicht sagen, wann die Beschwerden anfingen, oder wie häufig sie sind. Einfach weil ich mich nicht daran erinnere. Ich vergesse oft Dinge, die zb mein Partner mir sagt. Wenn er mich dann darauf hinweist fällt es mir manchmal auch wieder ein, aber es ist auch oft der Fall, dass ich keinerlei Erinnerung mehr daran habe. Und wir manchmal deshalb auch streiten, weil ich der festen Meinung bin, das nie gehört zu haben und er mir unrecht tut.
Ich schäme mich mittlerweile unheimlich dafür. Dauernd Zettel schreiben zu müssen und mich so unheimlich dumm zu fühlen. Wenn ich manchmal schon 5s nachdem man mir was gesagt hat, ich es schon wieder vergessen habe.
Dazu kommen meine Konzentrationsschwierigkeiten. Manchmal kann ich mich nicht auf Texte konzentrieren. Lese 3,5 oder 6mal und der Inhalt kommt immer noch nicht bei mir an. Das ist nicht immer so, aber kommt doch Recht häufig vor. Ich hab einfach das Gefühl, ich verblöde. Als ob mein Hirn langsam degeneriert und es früher so viel besser funktionierte. Ich viel schlauer war. Das macht mir Angst. Vor allem da es mittlerweile so weit ist, dass ich Angst vorm Auto fahren habe. Weil ich mich nicht mehr fahrtauglich fühle. Das letzte Mal wo ich alleine gefahren bin, und da dachte ich, geht es mir gut, hätte ich fast einen Radfahrer mitgenommen, hätte mich meine Beifahrerin nicht drauf hingewiesen. Ich hab ihn schlichtweg nicht gesehen. Die letzten Male habe ich meinen Partner immer gebeten vorweg zu fahren, wenn wir ein Auto wohin bringen mussten. Damit hab ich mich sicherer gefühlt. Weil ich mich damit auf ihn vor mir konzentrieren konnte. Aber auch da merke ich mittlerweile wie meine Konzentration nicht stabil ist. Mein Gedankenkarussell legt wieder los. Ich schweife ab. Konzentriere mich nicht auf den Weg. Schaffe es teilweise gar nicht. Manchmal fühle ich mich auch wie in einem Videospiel, wenn ich da sitze. Wenn ich meine Hände sehe, fühlt es sich irgendwie komisch an. Ich weiß dass es meine sind, aber irgendwie... Ich kann's gar nicht richtig beschreiben.

Es gibt Tage, da habe ich das manchmal Stundenlang. Ich nehme die Welt wie durch einen Schleier wahr. Alles fühlt sich wie hinter einer Scheibe an, als ob ich da bin, aber irgendwie auch nicht wirklich. Das macht mich manchmal verrückt. Ich fange an zu weinen. Weil ich das Gefühl so schrecklich finde. Und Angst habe, dass etwas nicht mit mir stimmt. Ich habe mittlerweile rausgefunden, dass ich das teilweise durch noise cancelling Kopfhörer verstärke. Ich höre oft Musik. Die meiste Zeit auf Arbeit. Einfach weil ich das brauche. Um mich in Pausen oft von Gesprächen abzuschotten oder weil ich damit manchmal so tun kann, als ob ich Leute nicht gehört hab, wenn sie mich was fragen, worauf ich gerade keine Lust habe. Aber da es manchmal diesen negativen Effekt hat, Versuche ich es weniger zu nutzen. Manchmal kann ich aber nicht anders und nehme es in Kauf.

Morgens komme ich nicht aus dem Bett. Jeden Morgen wache ich vom Wecker auf und Frage mich, ob ich nicht lieber daheim bleiben soll. Ich bin sehr energielos. Habe sehr oft Kopfschmerzen oder mein Kopf fühlt sich generell viel zu voll und schwer an. Wie ein ständiger Druck. Ich weiß nicht, ob das vom ständigen Grübeln und Gedankenkreisen kommt. Ich bin sehr nah am Wasser gebaut. Manchmal Weine ich bei den kleinsten Dingen in einer Serie, die ich schaue. Oder ich denke wieder über vieles nach und kann dann kaum an mich halten. Letztes Mal als ich von meinen Eltern kam, hatte ich ein richtiges Tief. Habe mich richtig mit meinem Partner gefetzt. Saß heulend nachts im Auto aufm Parkplatz oder fuhr auch 2 h heulend Auto. Sodass ich fast rechts ranfahren musste, weil ich Angst hatte, so einen Unfall zu bauen.
Seit ein paar Wochen fahre ich morgens mit dem Rad zur Arbeit. Mittlerweile habe ich darauf bezogen auch eine richtige Angst entwickelt, nachdem ich einmal mit einer zsmgestoßen bin (nichts passiert) und mich morgens zweimal in der Woche vermutlich der gleiche Mann auf dem Hinweg angebrüllt hat, an derselben Stelle. "Maaaan, verpiss dich!" Als ich an der Ampel stand. Oder davor "Hauptsache mit dem Arsch auf dem Radweg stehen!" Er war mega aggressiv und ich kann mit solchen Situationen nicht um. Ich denke ewig drüber nach. Überlege was ich falsch gemacht hab. Bin sauer auf den anderen. Sauer auf mich, weil ich nie den Mund aufmachen, sondern mich immer schweigend so behandeln lasse. Seitdem drehe ich mich dauernd beim Fahren um. Fahre sehr ängstlich. Erschrecke mich bei den kleinsten Sachen. Es stresst mich unheimlich. Dauernd habe ich Horrorszenarien im Kopf.

Währendessen kann ich nie abschalten. Gefühlt stehen tausend Dinge auf meinem Zettel, und es kommen immer welche dazu. Dazu dauernd das Gefühl es gar nicht überblicken zu können, weil ich bestimmt wieder was vergessen hab. Berufsschulsachen, Bewerbungen für ein Studium danach, Arzttermine, Arbeit, Haushalt etc. Gefühlt reicht mir ein Termin in der Woche, und das reicht mir dann auch. Ich fühle mich überfordert. Will mich einfach nur zsmrollen und alle Schotten dicht machen. Wenn ich was nicht mache oder mal nur daliege, habe ich ein schlechtes Gewissen. Es stresst mich. Weil ich ja noch so viel zu erledigen habe. Jede Sache wird zum Listenpunkt.
Aber ich muss ja funktionieren. Also Raff ich mich auf. Und mach mich dann wieder fertig, wenn ich Dinge auf Arbeit versaue. Wenn ich was falsch mache, verfolgt mich das wieder ewig. Generell läuft mir einfach die Zeit davon. Ich bin 25 und hab das Gefühl mein Leben versaut zu haben. Und total unzulänglich zu sein. Wenn ich wie heute Zuhause bleibe. Fühle ich mich schrecklich. Weil eig geht es mir doch gut. Eigentlich bin ich nur faul und es gibt nun mal Leute die faul sind, oder die, die die Arschbacken zsmkneifen und sich durchbeißen. Und ich will letzteres sein. Ich fühle mich wie ein Hypochonder.

Ich war deshalb auch schon beim Hausarzt und saß letztendlich heulend da. Der hat mich zum Neurologen, wegen Anpassungsstörung und Kopfschmerzen geschickt und zum Orthopäden und Augenarzt wegen letzterem. Und meinte erstmal sehen und abklären. Die Termine stehen noch aus. Hätte mein Partner, die nicht für mich gemacht, hätte ich vermutlich bis jetzt noch keine Termine festgelegt.
Ich weiß einfach nicht mehr. Es kommt in Wellen. Und ich hatte mal 2019/2020 eine richtig heftige schlimme Phase, aber da kam ich auch durch. Ich dachte damals es liegt am Studium. Und wenn das weg ist, ist das Problem gelöst. Aber gefühlt ist es ein Teil meiner Persönlichkeit. Es ging mir ne Zeit lang gut. Und seit einem Jahr wird es wieder schleichend schlimmer. Aussage meines Partners: ich erkenne dich seit 3 Wochen kaum noch wieder. Du hast Lust auf nichts. Wenn man dich was fragt, zuckst du nur mit den Schultern. Bist blass. Hast dauernd Kopfschmerzen.
Und was noch on top kommt, meine krasse Entscheidungsunfähigkeit. Die von "was koche ich heut oder was kaufe ich" zu "welchen Beruf möchte ich machen" reicht. Es passt ja gar nichts zu mir. Ich schaffe das nie. Als ob ich jedwedes Gefühl für mich selbst verloren hätte. Nicht weiß, wann ich mir was einrede und es selbst glaube. Was mir gut tut. Wozu ich mich zwingen sollte und wozu nicht. Was wirklich ich bin.

So. Langer. Sehr langer Text. Vllt hat es einer bis hierher geschafft. Erstaunlicherweise musste ich mal nicht weinen. Erkennt sich hier jemand wieder? Kann mir jemand einen Rat geben? Und muss ich mich damit abfinden, bin halt ich und mich damit arrangieren?

Danke euch schon Mal. Egal ob was kommt oder nicht :)
Senif
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Senif »

Hallo Canvas,

es ist gut, dass du dir jetzt Hilfe suchst.
Ich kenne die Vergesslichkeit, das hab ich heute noch manchmal , aber es ist wesentlich besser geworden. Damals dachte ich, ich habe Alzheimer. Sollten es Depressionen sein, ist das aber kein Alzheimer, sondern die "Pseudo-Demenz", die reversibel ist.
Die Gedankenschleifen, der Schleier, die Angst, die Entscheidungsunfähigkeit, häufiges Weinen (am Anfang) - alles mir bekannt.
Ich stand im Supermarkt und wusste nicht, was ich kaufen sollte .... ich konnte kein fern mehr schauen, weil ich nichts mehr aufgenommen habe usw.
Zuerst muss natürlich erstmal alles Körperliche abgeklärt sein, bevor man sagen kann, ob es eine Depression ist. Aber sollte es psychisch sein, ist die gute Nachricht, dass es Hilfe gibt und auch die Möglichkeit besteht zu genesen.
Mir haben Antidepressiva geholfen, um auch erstmal eine Therapiefähigkeit hinzubekommen und dann habe ich sehr lang Psychotherapie gemacht. Es geht mir heute wieder besser und starte einen erneuten Arbeitsversuch, obwohl ich bereits berentet war.
Ich möchte Dir Mut machen, es anzugehen. Es ist ein langer Weg, aber er ist nicht hoffnungslos.

LG Senif :hello:
Canvas2000
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Danke dir:)

Ich bin mir nur unheimlich unsicher beim "Hilfe suchen". Mein Partner kommt gar nicht damit klar. Er versucht es, aber meist ist es eher kontraproduktiv mit ihm darüber zu reden.
Ich schwanke einfach so unheimlich zwischen ich rede mir was ein, was gar nicht da ist. Weil ich einfach keine Lust hab und das mit ner Krankheit vor mir rechtfertigen möchte. Oder ich möchte nicht akzeptieren dass es mir nicht gut geht. Und es wirklich eigentlich anders sein könnte, und ich nur gar nicht mehr weiß, wie das aussieht, weil ich das schon so lange mit mir rumschleppe, dass ich's vergessen hab.
Weißt du was ich meine? Ich hab so viel darüber gelesen. Podcasts gehört. Versucht rauszufinden, was ich habe. Und denke mir jedes Mal. Ich schaff ja aber mein Leben noch. Das was du beschreibst. Im Supermarkt zu stehen und allein vom Einkaufen überfordert zu sein. So ist es bei mir nicht. Ich bewältige meinen Alltag (noch). Deshalb denk ich mir dann. Das passt irgendwie doch alles nicht zu mir. Dann hab ich das nicht. Stell dich nicht so an. Du hast gar kein Recht zum Arzt zu gehen. Krieg dich wieder ein. Wie du es immer getan hast.
Ich bin sehr gut darin mir Dinge einzureden. Und das manchmal gar nicht zu merken. Deshalb hinterfrage ich immer alles dreimal. Und bin mir nie ganz sicher was ich mir selbst glauben kann.
Oh man, ich merke selbst wie durch das klingt, wenn ich das schreibe...

Und ich hab unheimliche Angst, dass dieser lange Weg, wie du schreibst, mir alles ruiniert. Dass ich dadurch nichts erreiche im Leben. Keine Karriere etc. Weil ich meine ganze Zeit auf eine Krankheit verschwende, die mir alles ruiniert und am Ende schau ich auf mein Leben und habe meine ganze Zeit nur damit verbracht...
Ich hab Angst, dass das wie die Büchse der Pandora ist. Das ich hier am Ende ein Feuer lostrete, dem ich nicht gewachsen bin. Ich hab Angst, dass mich das völlig kaputt macht, wo ich doch jetzt noch alles gut zsmhalte. Mit verdrängen habe ich es bisher immer irgendwie überstanden.

Ich war schon Mal 2020 beim Arzt. Und wurde auch mehrere Wochen krankgeschrieben. Und sollte mir nach seiner Aussage Hilfe beim Psychologen suchen. Aber letztendlich hab ich mich nie getraut. Und damals ging's mir deutlich beschissener

Aber danke dir auf alle Fälle für deine lieben Worte. Einfach drüber zu schreiben und ne Antwort zu bekommen, tut Grad ganz gut.

LG zurück :)
Maxegon
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Maxegon »

Canvas2000 hat geschrieben: 20. Nov 2023, 13:26 ... Nicht weiß, wann ich mir was einrede und es selbst glaube. Was mir gut tut. Wozu ich mich zwingen sollte und wozu nicht. ...
Hallo Canvas2000,

vielleicht solltest du dich einmal zu einer echten (!) Pause/Auszeit zwingen, bevor du völlig kollabierst.

Wie du so schön beschrieben hast: ... Autofahren ... eigenlich müsste ich rechts ranfahren, um keinen Unfall zu haben.

Wie du selbst bemerktest, du funktionierst immer schlechter, vieles fällt dir immer schwerer, scheinbar einfache Sachen, wie sich Dinge merken, funktionieren nur noch mit Merkzetteln.
Dein "Funktionieren" funktioniert immer schlechter, dein Körper reagiert darauf, durch Unwohlsein, Kopfschmerz und div. anderen kleinen Ausfällen/Unzulänglichkeiten.

Nun wäre es nur dumm, immer so weiter zu machen, immer weiter Auto zu fahren (um bei dem Bild zu bleiben).

Ich kenne deine Lebenssituation nicht, doch wenn du immer weiter "Auto fährst", wird es früher oder später zum "Unfall" kommen.

Nur du weisst, genügt ein kurzer Stop, um dann gleich, erneut weiterzufahren oder benötigst du eine echte "Fahrpause" ... mal zu Fuß gehen, sich entschleunigen?

Nur du kannst entscheiden, ist es dir wichtiger, augenscheinlich weiter zu funktionieren und das immer schlechter oder eine echte Pause einzulegen, wortwörtlich anzuhalten?

:hello:
Maxegon
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Maxegon »

Canvas2000 hat geschrieben: 20. Nov 2023, 14:45
Ich war schon Mal 2020 beim Arzt. Und wurde auch mehrere Wochen krankgeschrieben. Und sollte mir nach seiner Aussage Hilfe beim Psychologen suchen.
Stop'tes du da "nur" und machtest dann da weiter, wo du zuvor aufhörtest oder verändertest du etwas?

Kenne ich den Inhalt der Büchse der Pandorra, verliert er seine Wirkung ... nehme ich das Übel nicht an, bleibt das Übel Übel, betrifft mich aber nicht.
Canvas2000
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Und was ist, wenn ich es mit der "Pause", wie auch immer die aussehen soll und wie lang die gehen soll, schlimmer mache? Vllt ist das ne Gedankensache, und wenn ich aktiv denke, dass es mir gut geht, anstatt dauernd zu denken, dass es das nicht tut, wird es auch wieder besser?

Ob ich da "nur" stoppte, kann ich dir gar nicht genau sagen... Ich weiß nicht mehr so viel darüber. Ich weiß, dass es schleichend schlimmer wurde. Ich häufiger, auch mehrere Wochen krank geschrieben war. Ich es paar Mal versuchte, den Unterricht zu besuchen, aber ich es kaum ausgehalten habe. Teilweise konnte ich gar nichts mehr folgen, weil ich die ganze Zeit damit beschäftigt war, nicht in Tränen auszubrechen. Manchmal konnte ich es nicht verhindern, ging fluchtartig aufs Klo, hatte ne Heulattacke und setzte mich danach wieder rein und machte mir Notizen oder meldete mich krank und fuhr weinend heim.
Wie gesagt, ich dachte, es lag am Studium. Ohne in die Tiefe zu gehen, war es nicht leicht da rauszukommen, weshalb ein Weg war, psychisch nicht tauglich zu sein. Mit dieser Intension bin ich zum Arzt. Das war am Anfang mein Ziel. Deshalb hab ich es eher belächelt als der Arzt mich zum Psychologen schicken wollte, weil ich war ja nicht krank, ich hielt nur mein Studium nicht aus. Das machte mich krank. Ich dachte nur, ich schauspielere gut.
Mittlerweile denk ich eher ich hab mich dahinter versteckt, um mir selbst nicht einzugestehen dass es nicht nur daran lag. Und das eig alles stimmte.
Als das alles durch war. Und ich "befreit". Arbeitete ich noch ein paar Monate dort, damit ich nicht direkt mittellos dastand. Und bin nach familiärem und beziehungstechnischem Chaos und Verletzungen zu Freunden in ne WG gezogen. Und das tat wirklich gut. Teilweise hab ich gejobbt, aber aufgrund von Corona und der arbeitstechnischen Situation auch viel Zuhause. Hatte endlich Zeit für mich. Das ging ein 3/4 Jahr. Wo ich mich auch auf Ausbildungen beworben hab, bei der ich noch bin, wofür ich aber wieder ne ganze Ecke weggezogen bin.

Also keine Ahnung, ob ich was verändert hab. Die erste Zeit hier ging's mir auch ganz gut. Neuer Start. Neue Chancen. Ich wollte es anders machen als im Studium. Aber ich wurde wieder unglücklicher, wegen diverser Dinge. Zu Anfang wegen der Arbeit. Deshalb dachte ich, dass es daran liegt. Und ich einfach noch nicht das Richtige gefunden hab. Weshalb ich Versuche, mich parallel zu bewerben.

Was meinst du mit verändern? Was hätte ich verändern sollen?
Senif
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Senif »

Hallo Canvas,

oh ja, ich kenne dieses "ich muss mich nur ein bisschen mehr zusammenreißen", "du schiebst die Krankheit nur vor", "dir sollte es doch eigentlich gut gehen", "du bildest dir nur was ein, um nicht leisten zu müssen" usw ...... damit kam ich eine Weile noch über die Runden, bis zum großen Knall. Ab da bekam ich mein Leben wirklich nicht mehr auf die Reihe. Ich war nicht mehr lebensfähig. Es folgten Klinikaufenthalte über Klinikaufenthalte, bis hin zum betreuten Wohnen. Ich hatte immer alles bezweifelt, zerdacht, ohne auch nur einen Millimeter vorwärts gekommen zu sein.
Was hast du zu verlieren, wenn du dir Hilfe suchst ? Ich finde, wenn es wirklich Depressionen sind, hast du deine Gesundheit zu verlieren, wenn du es nicht tust.
Nun, mein halbes Leben hab ich in Krankheit verbracht. Ich habe keine Chance mehr auf eine ordentliche AltersRente, Karriere war nicht - aber so what ? Heute geht es mir besser und ich bin unglaublich dankbar dafür, dass es so ist. Auch ohne die große Karriere gemacht zu haben. Ich genieße die Kleinigkeiten, ich erfreue mich wieder an ganz alltäglichen Dingen .... überhaupt war das Wiederentdecken der Freude das Beste, was mir passieren konnte. Das ist so viel mehr wert, als eine moneyreiche Karriere. Und wieviele Menschen verdienen zwar gut Geld, sind aber emotional verarmt ?

Du hast es auch verdient, Hilfe zu bekommen, auch wenn du nicht der am schwersten betroffene Kranke der Welt bist. Wer bemisst das auch?

LG Senif :hello:
Love-is-all-around
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Love-is-all-around »

Hallo Canvas,

ich habe die Pause nicht gemacht, mir keine Zeit für mich genommen, immer weiter gemacht, mich zusammengerissen, auf Arbeit geschleppt, bin für die Familie da gewesen, noch ein bisschen schneller gearbeitet, meine Bedürfnisse unterdrückt ... bis ich einen Nervenzusammenbruch hatte. Ich lag wochenlang entweder im Bett oder auf der Couch und es funktionierte nichts mehr.

Ja, man muss etwas verändern. Manchmal in den äußeren Verhältnissen, machmal in der inneren Einstellung, vielleicht auch in beidem. Frag dich doch einfach, ob du das Leben, welches du jetzt gerade führst, noch die nächsten 5 - 10 Jahre beibehalten möchtest. Was du letztlich unternimmst entscheidest du ganz allein.

LG Love
Immer wenn du Pläne schmiedest, fällt das Schicksal lachend vom Stuhl.
DieNeue
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Canvas,

ich denke nicht, dass du dir einbildest, dass es dir nicht gut geht. Dir geht es tatsächlich nicht gut. Das, was du beschreibst, kenne ich sehr gut und es ist nicht normal, dass man wegen einer Kleinigkeit losheult, solche Entscheidungsschwierigkeiten hat usw.
Du bist nicht faul. Wenn du faul wärst, wärst du froh, dass du so eine tolle Ausrede gefunden hast und würdest dir zuhause ohne schlechtes Gewissen einen faulen Lenz machen. Aber du machst dir ja voll den Kopf deswegen und willst gar nicht so sein.

Ich denke nicht, dass du mit einer Psychotherapie Lebensjahre an eine Krankheit vergeudest. Eine Therapie tut nicht nur Kranken gut, sondern könnten viele gesunde Menschen auch brauchen. Ich sehe Therapie immer als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Man kann seine Persönlichkeit und sein Verhaltensrepertoire weiterentwickeln mit einem Profi an der Seite, der einem zuhört, der extra Zeit nur für einen hat und mit dessen Hilfe man wirklich weiterkommen kann.
Selbst wenn du jetzt keine Depressionen hättest, wäre es nicht cool, wieder gelassener Fahrrad fahren zu können und dem blöden Mann selbstbewusst zu antworten? Einfach mal zurückgeben "Hören Sie auf mich anzuschreien!" oder "Seien Sie nicht so unverschämt!"?
Sowas kann jeder lernen, ob krank oder gesund. Eine Therapie ist da eine riesen Chance dafür.
Das mit den Leuten, die einen als Fahrradfahrer blöd anreden, kenne ich selber auch. Einmal hat mich einer quer über die Straße richtig angebrüllt, weil ich nicht gleich abgebogen bin. Da hab ich zum ersten Mal zurückgerufen, er soll aufhören mich so anzuschreien. Das tat richtig gut und das Erlebnis war nicht so schlimm wie die anderen davor, wo ich nichts geantwortet habe.

Vielleicht hilft dir das ja ein bisschen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Maxegon
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Maxegon »

Canvas2000 hat geschrieben: 20. Nov 2023, 15:32
Aber ich wurde wieder unglücklicher, wegen diverser Dinge.

Was meinst du mit verändern? Was hätte ich verändern sollen?
Kannst du diese div. Dinge beeinflussen?
Für dich benennen, analysieren, was dich so sehr betrübt?
Kannst daran etwas ändern, wenn ja, was und willst du das überhaupt?
Canvas2000
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Senif hat geschrieben: 20. Nov 2023, 15:53 Hallo Canvas,

oh ja, ich kenne dieses "ich muss mich nur ein bisschen mehr zusammenreißen", "du schiebst die Krankheit nur vor", "dir sollte es doch eigentlich gut gehen", "du bildest dir nur was ein, um nicht leisten zu müssen" usw ..... Ich hatte immer alles bezweifelt, zerdacht, ohne auch nur einen Millimeter vorwärts gekommen zu sein.
Was hast du zu verlieren, wenn du dir Hilfe suchst?

Du hast es auch verdient, Hilfe zu bekommen, auch wenn du nicht der am schwersten betroffene Kranke der Welt bist. Wer bemisst das auch?

LG Senif :hello:
Hey Senif

Danke dir. Deine ersten Zeilen sprechen mir echt aus der Seele... Wort für Wort. Und dieses ewige Hin und Her der gleichen Themen und kein Ergebnis dabei. Während es dich dauernd vom Schlafen abhält oder deine Konzentration im Alltag killt.
Wenn ich objektiv versuche drüber nachzudenken, hast du Recht. Wenn ich wem anders begegnen würde, würde ich vermutlich genau dasselbe sagen und es 100% so meinen. Warum geht man mit sich selbst dagegen immer viel härter ins Gericht?
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Love-is-all-around hat geschrieben: 20. Nov 2023, 18:44 Frag dich doch einfach, ob du das Leben, welches du jetzt gerade führst, noch die nächsten 5 - 10 Jahre beibehalten möchtest. Was du letztlich unternimmst entscheidest du ganz allein.
Diese Frage hab ich mir ehrlich gesagt schon häufiger gestellt. Und sie macht mir jedes Mal unheimlich Angst. Zeit verschwendet zu haben. Dass mein ganzes Leben nur aus "aufraffen, sich zu Dingen zwingen und listen abarbeiten" besteht. Während ich immer unsicherer werde und mich meine Ängste vor Dingen im Leben abhalten, die ich eig gerne machen möchte. Dass ich am Ende des Lebens darauf zurückblicke und alles bereue. Das klingt jetzt irgendwie sehr dramatisch ...
Aber nein eig nicht, um deine Frage zu beantworten. Eig wäre es fantastisch die "Freude wiederzufinden" wie Senif es sagt. Weil ich gar nicht mehr weiß, wann ich mich das letzte Mal wirklich richtig gefreut hab und nicht nur auf das "Müssen" geguckt hab. Nicht nur darauf was ich tun sollte. Was jeder von einem erwartet.
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

DieNeue hat geschrieben: 20. Nov 2023, 18:47 Hallo Canvas,

ich denke nicht, dass du dir einbildest, dass es dir nicht gut geht. Dir geht es tatsächlich nicht gut. Das, was du beschreibst, kenne ich sehr gut und es ist nicht normal, dass man wegen einer Kleinigkeit losheult, solche Entscheidungsschwierigkeiten hat usw.
Du bist nicht faul. Wenn du faul wärst, wärst du froh, dass du so eine tolle Ausrede gefunden hast und würdest dir zuhause ohne schlechtes Gewissen einen faulen Lenz machen. Aber du machst dir ja voll den Kopf deswegen und willst gar nicht so sein.

Ich denke nicht, dass du mit einer Psychotherapie Lebensjahre an eine Krankheit vergeudest. Eine Therapie tut nicht nur Kranken gut, sondern könnten viele gesunde Menschen auch brauchen. Ich sehe Therapie immer als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung. Man kann seine Persönlichkeit und sein Verhaltensrepertoire weiterentwickeln mit einem Profi an der Seite, der einem zuhört, der extra Zeit nur für einen hat und mit dessen Hilfe man wirklich weiterkommen kann.
Selbst wenn du jetzt keine Depressionen hättest, wäre es nicht cool, wieder gelassener Fahrrad fahren zu können und dem blöden Mann selbstbewusst zu antworten? Einfach mal zurückgeben "Hören Sie auf mich anzuschreien!" oder "Seien Sie nicht so unverschämt!"?
Sowas kann jeder lernen, ob krank oder gesund. Eine Therapie ist da eine riesen Chance dafür.
Das mit den Leuten, die einen als Fahrradfahrer blöd anreden, kenne ich selber auch. Einmal hat mich einer quer über die Straße richtig angebrüllt, weil ich nicht gleich abgebogen bin. Da hab ich zum ersten Mal zurückgerufen, er soll aufhören mich so anzuschreien. Das tat richtig gut und das Erlebnis war nicht so schlimm wie die anderen davor, wo ich nichts geantwortet habe.

Vielleicht hilft dir das ja ein bisschen.

Liebe Grüße,
DieNeue

Hey :)
Wenn du das so sagst. Klingt eine Therapie wie was fantastisches. Wie ein Personal Trainer nur für die Psyche. Ja, würde mich vermutlich wie ein König fühlen, wenn ich es schaffen würde, einen Spruch zurückzudrücken oder einfach generell was zu sagen. Anstatt mich verbal angehen zu lassen.
Wie du sagst, das nimmt direkt iwie die Macht aus der Situation ein bisschen raus. Und man fühlt sich weniger hilflos.
Oder generell nicht aus kleinsten Dingen immer direkt eine Angst zu entwickeln, wäre sicherlich ne super Sache.

Danke dir für deine Einschätzung. Wenn ich deine Worte lese, klingt das alles total plausibel. Und wenn wir hier über ne dritte Person reden würden, wäre ich vermutlich voll dabei. "Klar ist die nicht faul. Der geht's einfach scheiße. Und da ist der Grund doch völlig egal"
Wenn es um mich selbst geht, bin ich permanent im inneren Kampf mit mir selbst. Anstatt einfach Mal zu machen. Aber es mal von außen zu lesen, tut mal ganz gut und bestärkt mich ein bisschen in der einen Seite.
Manchmal frag ich mich, warum ich an mir selbst immer so unheimlich zweifle. Ob mir das von klein auf unbewusst eingebläut wurde, weil ich da sehr häufig gehört hab, dass ich faul bin und nichts durchziehe oder ob das alles irgendwie zsmhängt.
Canvas2000
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Maxegon hat geschrieben: 20. Nov 2023, 20:12
Canvas2000 hat geschrieben: 20. Nov 2023, 15:32
Aber ich wurde wieder unglücklicher, wegen diverser Dinge.

Was meinst du mit verändern? Was hätte ich verändern sollen?
Kannst du diese div. Dinge beeinflussen?
Für dich benennen, analysieren, was dich so sehr betrübt?
Kannst daran etwas ändern, wenn ja, was und willst du das überhaupt?
Na ja, klar gibt es Dinge, die ich sagen kann, die ich nicht cool fand. Aber ehrlich gesagt, nichts davon sollte einen so raushauen. Wenn es Dinge sind, die ich verändern könnte, fehlt mir ehrlich gesagt die Kraft dazu. Meine Tage bestehen aus Arbeit, Einkaufen, Kochen, Essen, Duschen, Schlafen. Und das Kochen empfinde ich schon als anstrengend. Meistens bin ich so fertig wenn ich nach Hause komme von der Arbeit, dass ich mich erstmal hinlege. Weil ich das Gefühl hab, selbst duschen ist jetzt nicht.
Ich wüsste gerne, woran das liegt. Aber vllt gibt es den Grund auch gar nicht. Bzw. vllt ist der auch gar nicht wirklich greifbar.
Canvas2000
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Re: Gedanken loswerden - Was ist mit mir los?

Beitrag von Canvas2000 »

Danke euch allen auf alle Fälle. Ich hätte nicht so schnell mit so viel Feedback gerechnet.
Ich hab mich heute geschafft aufzuraffen, nochmal zum Arzt zu gehen. Und der hat mich den Rest der Woche krankgeschrieben. Am Donnerstag steht der Neurologentermin an. Mein Partner begleitet mich auch extra dorthin, um mir vllt bei den Fragen zu helfen, wenn ich mich wieder an vieles nicht so genau erinnern kann.
Irgendwie ist das gerade eine unfassbare Erleichterung. Zumindest diese Woche nicht jeden Morgen aufs neue ne halbe Stunde im Bett zu liegen und mit mir selbst zu kämpfen, ob ich zur Arbeit gehe oder nicht. Und das jedes Mal aufs Neue. Das nimmt Grad ne Menge Druck raus.
Mein Arzt wollte mich noch länger aus dem Verkehr ziehen, aber die eine Woche war für mich schon eine echte Überwindung. Und wir sind immerhin so verblieben, dass ich ihm vom Neurologen berichte und wir dann weitersehen.
Ich bin echt froh, dass ich bei so einem netten Menschen gelandet bin, der wirklich Verständnis zeigt.
Und danke auch euch für eure netten Worte.

LG Canvas
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