Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

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Anonym01
Beiträge: 2
Registriert: 14. Nov 2023, 07:07

Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von Anonym01 »

Hallo,
ich brauche dringend eure Hilfe/Meinung zur Situation von meinem Partner im Moment. Ich bin leider auch nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin.

Grundsätzliche Situation
-Wir sind seid 6 Jahren zusammen. Wenn es ihm gut geht ist er der tollste Mensch den ich mir vorstellen kann, aber wenn es ihm schlecht geht ist er nicht wiederzuerkennen.
-Am Anfang der Beziehung war er sehr vergesslich und leicht reizbar, woraufhin ich ihn zum Arzt geschickt habe. Da wurde er mit vielen verschiedenen Medikamenten gegen Depressionen behandelt, es hat nicht geholfen und er lag teilweise nicht ansprechbar rum. Irgendwann wurde ADS diagnostiziert und mit der entsprechenden Behandlung wurde alles wieder besser.
-Danach bekam er immer häufiger stärkere Schmerzanfälle, indenen er sehr gereizt war und auch nur rumliegen konnte. Die Diagnose dauerte Jahre und in der Zwischenzeit bekam er Opiate. Vor ca einem halben Jahr wurde das Problem mittels Op (Entfernung eines Knochen) behoben. Leider lief das nicht so glatt und er musste wenige Tage nach der Op erneut operiert und für einen Tag ins künstliche Koma versetzt werden.
-Nach der OP hatte er durch die Heilung immer wieder Schmerzen und war teilweise sehr niedergeschlagen und konnte sich kaum um etwas kümmern.
-Insgesamt musste ich mich in den letzten Jahren um vieles alleine kümmern, während er rumsaß und zockte oder einfach am Handy war, was mich natürlich zunehmend nervte und ich nur immer schwerer akzeptieren konnte. Insbesondere nachdem wir vor kurzem entschieden hatten zu heiraten und Kinder zu bekommen. Da habe ich stark gezweifelt ob ich mir und potenziellen Kindern wirklich so eine Zukunft zumuten möchte. Und leider habe ich ihm dementsprechend auch Vorwürfe gemacht.

Jetzige Situation
In den letzten Wochen hatten wir irgendwie überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr, wir konnten uns nicht mehr unterhalten oder zusammen lachen.
Geholfen hat er mir fast gar nicht mehr und meinem Empfinden nach es mir sogar schwerer gemacht z.B. indem er auch noch alles rumliegen lassen hat, oder was ich besonders schlimm empfand das Klo völlig versaut hinterlassen hat…

An einem Tag schien es wieder besser zu werden. Wir haben uns gut verstanden und lange gekuschelt. Weil ich aber insgesamt traurig über alles war hat er mich gefragt was los ist und ich habe ihm leider erneut gesagt, dass ich nicht weiß wie es weiter gehen soll.
Kurz danach hat er sich weggedreht und mehr oder weniger aufgehört mit mir zu reden. Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck sind seit dem ganz anders, irgendwie aggressiv und niedergeschlagen.
Nach mehrmaliger Nachfrage was los sei sagte er dann irgendwann dass ich ja sowieso keine Zukunft mit ihm sehen würde und ihm dauernd nur Vorwürfe machen würde wenn es ihm schlecht geht. Er wisse nicht wie wir weitermachen sollen und er wolle sich erst wieder besser fühlen.

Scheinbar wollte ich mir zulange nicht eingestehen dass etwas nicht stimmt.
Und jetzt empfinde einfach nur eine Leere und weiß überhaupt nicht was jetzt zu tun ist und ob ich das alles noch mal durchstehe. Habe ich das selbst verursacht oder ist mein Partner evtl. depressiv. Und im Falle einer Depression; kann ich noch zu ihm durchdringen oder habe ich es versaut und wie soll ich mich überhaupt verhalten, auf Fragen in Richtung ob ich ihn in Ruhe lassen soll oder nicht sagt er es sei ihm egal.
Ich erkenne ihn einfach überhaupt nicht mehr.
bvs
Beiträge: 112
Registriert: 3. Jul 2023, 15:44

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von bvs »

Hallo,
ich habe, was die Kommunikation angeht, eine grob ähnliche Erfahrung gemacht.

Zuersteinmal ist es wichtig zu wissen, dass auch du das Recht hast, deine Bedürfnisse in der Beziehung anzusprechen, und auch nicht alles abnicken musst, was dir missfällt.
Vorwürfe sind dafür meiner Erfahrung nach nicht gut geeignet, aber ich weiß, wie schwer es ist, konstruktiv solche Sachen anzubringen, speziell wenn der Parter es nicht sehen will (oft nicht kann!) und damit das Problem liegen bleibt und weiter kocht. Das wird dann immer drängender, was zu noch mehr Vorwürfen führt.

Lösung gibts da m.M.n. nur, wenn beide es schaffen, eine saubere Kommunikation hinzubekommen. Vielleicht besteht ein Weg indem du zuerst nochmal auf ihn zugesht und klar rüber bringst, dass dir an der Beziehung viel gelegen ist, dass es aber Punkte gibt, wo du seine Unterstützung und Zuwendung dringend benötigst. Und diese dann Gewaltfrei (GfK?) kommunizierst, ohne Vorwurf, sondern als Ich-Botchaft. Und nur eins am Tag... Solche Gespräche habe den starken Sog, alles aufs Tablett zu legen, das jemals war, und das gibt ein großes Gefühl der Machtlosigkeit.
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von Urlaubsreif »

Anonym01 hat geschrieben: 14. Nov 2023, 15:56 Hallo,
ich brauche dringend eure Hilfe/Meinung zur Situation von meinem Partner im Moment. Ich bin leider auch nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin.

Grundsätzliche Situation
-Wir sind seid 6 Jahren zusammen. Wenn es ihm gut geht ist er der tollste Mensch den ich mir vorstellen kann, aber wenn es ihm schlecht geht ist er nicht wiederzuerkennen.
-Am Anfang der Beziehung war er sehr vergesslich und leicht reizbar, woraufhin ich ihn zum Arzt geschickt habe. Da wurde er mit vielen verschiedenen Medikamenten gegen Depressionen behandelt, es hat nicht geholfen und er lag teilweise nicht ansprechbar rum. Irgendwann wurde ADS diagnostiziert und mit der entsprechenden Behandlung wurde alles wieder besser.
-Danach bekam er immer häufiger stärkere Schmerzanfälle, indenen er sehr gereizt war und auch nur rumliegen konnte. Die Diagnose dauerte Jahre und in der Zwischenzeit bekam er Opiate. Vor ca einem halben Jahr wurde das Problem mittels Op (Entfernung eines Knochen) behoben. Leider lief das nicht so glatt und er musste wenige Tage nach der Op erneut operiert und für einen Tag ins künstliche Koma versetzt werden.
-Nach der OP hatte er durch die Heilung immer wieder Schmerzen und war teilweise sehr niedergeschlagen und konnte sich kaum um etwas kümmern.
-Insgesamt musste ich mich in den letzten Jahren um vieles alleine kümmern, während er rumsaß und zockte oder einfach am Handy war, was mich natürlich zunehmend nervte und ich nur immer schwerer akzeptieren konnte. Insbesondere nachdem wir vor kurzem entschieden hatten zu heiraten und Kinder zu bekommen. Da habe ich stark gezweifelt ob ich mir und potenziellen Kindern wirklich so eine Zukunft zumuten möchte. Und leider habe ich ihm dementsprechend auch Vorwürfe gemacht.

Jetzige Situation
In den letzten Wochen hatten wir irgendwie überhaupt keine Gemeinsamkeiten mehr, wir konnten uns nicht mehr unterhalten oder zusammen lachen.
Geholfen hat er mir fast gar nicht mehr und meinem Empfinden nach es mir sogar schwerer gemacht z.B. indem er auch noch alles rumliegen lassen hat, oder was ich besonders schlimm empfand das Klo völlig versaut hinterlassen hat…

An einem Tag schien es wieder besser zu werden. Wir haben uns gut verstanden und lange gekuschelt. Weil ich aber insgesamt traurig über alles war hat er mich gefragt was los ist und ich habe ihm leider erneut gesagt, dass ich nicht weiß wie es weiter gehen soll.
Kurz danach hat er sich weggedreht und mehr oder weniger aufgehört mit mir zu reden. Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck sind seit dem ganz anders, irgendwie aggressiv und niedergeschlagen.
Nach mehrmaliger Nachfrage was los sei sagte er dann irgendwann dass ich ja sowieso keine Zukunft mit ihm sehen würde und ihm dauernd nur Vorwürfe machen würde wenn es ihm schlecht geht. Er wisse nicht wie wir weitermachen sollen und er wolle sich erst wieder besser fühlen.

Scheinbar wollte ich mir zulange nicht eingestehen dass etwas nicht stimmt.
Und jetzt empfinde einfach nur eine Leere und weiß überhaupt nicht was jetzt zu tun ist und ob ich das alles noch mal durchstehe. Habe ich das selbst verursacht oder ist mein Partner evtl. depressiv. Und im Falle einer Depression; kann ich noch zu ihm durchdringen oder habe ich es versaut und wie soll ich mich überhaupt verhalten, auf Fragen in Richtung ob ich ihn in Ruhe lassen soll oder nicht sagt er es sei ihm egal.
Ich erkenne ihn einfach überhaupt nicht mehr.

Ich kann deine jetzige Situation so so gut nachvollziehen. Es geht mir nicht anders. Meine Mann und ich sitzen schweigend nebeneinander, wir sind nicht mehr lustig & liebevoll wie früher. Er guckt in sein Handy und ich hoffe, dass er sich doch irgendwann für mich interessiert. Aber da kommt nichts. Ich komme mir vor, wie wenn ich auf Eierschalen zuhause laufe. Ich bin vorsichtig, versuche alles "richtig" zu machen und nichts falsches zu sagen. Ich triggere ihn unglaublich, wenn ich frage wie es geht oder ich über unsere Beziehung reden möchte. Dieser kalte, leere Blick, der dann durchkommt macht mir große Angst. Da legt sich bei ihm ein Schalter um und er kann nicht mehr klar denken. Er ist dann wie im Film und will einfach gehen und ich weiß nicht ob er dann wieder kommt... Deswegen sag' ich lieber gar nichts mehr und bin traurig für mich allein. Wir leben nebeneinander her. Er will die meiste Zeit alleine sein. Ich komme mir wie eine große Last für ihn vor. Und er kann nicht mit mir reden, das ist das schlimmste, ich weiß nicht was in ihm vorgeht. Und auch im Haushalt macht mir mein Mann alles schwer, er lässt alles stehen und liegen. Ich kümmere mich um Essen, Einkaufen, Putzen, will jede Last von ihm nehmen aber es kommt kein Stück Dankbarkeit mehr von ihm, kein Lächeln, kein Blick, kein gar nichts. Und es tut so weh, alles tut so weh. Ich habe den ganzen Tag negative Schmetterlinge im Bauch. Morgen startet seine erste Therapiestunde, ich setze alle Hoffnung darauf! Und ich kann es kaum erwarten, wenn ich vielleicht mal Teil davon sein kann. Ich muss, wie du, auch wissen, wie ich mich verhalten soll wenn es ihm schlecht geht. Frauen neigen wohl dazu, auf die Männer dann einzureden, was die Situation meistens noch verschlimmert. Und so ist es bei uns auch. Ich versuche durch Reden, Reden, Reden, die schlimmen Situationen zu retten weil ich denke sonst entgleitet es mir völlig und er geht. Ja Kommunikation ist der Schlüssel. Aber ich habe das Gefühl wir sind soweit auseinander wie noch nie und das nach 15 Jahren Beziehung. Wie sollen wir da je wieder zueinander finden, wenn wir momentan so aneinander vorbeireden und -leben. Ich bin inzwischen so verstellt und es strengt mich innerlich so an. Ich kann nicht mehr unbeschwert sein, weil es immer krampfhaft ist zwischen uns.

Ich kann dich also einfach so gut verstehen! Und so traurig wie es klingt, es tut gut nicht allein damit zu sein und sich austauschen zu können. Melde dich gerne wenn du Bedarf hast.
DieNeue
Beiträge: 5339
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von DieNeue »

Hallo Urlaubsreif,

hast du schon versucht, ihn irgendwie in den Haushalt mit einzubinden mit kleinen Aufgaben? Also wirklich nur ganz, ganz kleinen Aufgaben wie z.B., dass er um die und die Uhrzeit den Ofen oder die Waschmaschine anschalten soll, die du schon gefüllt hast. Das hat meine Mutter mit mir manchmal gemacht. Sie hat auch kein großes Aufhebens drum gemacht. Anfangs wollten meine Eltern mir Aufgaben geben wie einmal die Woche Wäsche waschen oder so. Aber das hat gar nicht funktioniert, weil es zu viel Druck und Erwartung war. Erst als sie mir so nebenbei unauffällig kleine Aufgaben gegeben hat, hat es besser geklappt.
Oder hast du ihn schon mal gefragt, ob er dir beim Putzen oder Einkaufen hilft? Wenn er die Waschmaschine von der anderen Frau abholen kann, kann er auch einen Putzeimer mit Wasser füllen.
Vielleicht solltest du auch mal zu einer Beratung gehen und mit jemand professionellen dir einen Notfallplan erstellen, was du machst, wenn er wieder geht. Es kann nicht sein, dass er dann einfach abhaut und jeder sich Sorgen machen muss, dass er sich was antut.
Ob du bei ihm in einer Therapiestunde dabei sein und deine Fragen stellen darfst, kann sein, muss aber nicht. Es ist ja seine Entscheidung, ob du mit kannst oder nicht. Von daher würde ich dir wirklich dringend raten, dir auch selber professionelle Hilfe zu suchen. Eure Situation ist so wirklich untragbar.

Konntet ihr denn früher über eure Beziehung reden oder ist er da auch lieber geflüchtet?

Liebe Grüße
DieNeue
Anonym01
Beiträge: 2
Registriert: 14. Nov 2023, 07:07

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von Anonym01 »

Hallo Urlaubsreif,

ja das klingt leider genau wie bei uns. Dieser kalte leere Blick und die komplett fehlende Kommunikation tuen so weh. Ich habe auch, als es noch nicht so schlimm war, lange versucht alles richtig zu machen und anfangs war er auch dankbar aber irgendwann scheinbar nicht mehr. Und irgendwann wollte ich dann, nach so langer Zeit, meine Zukunft konkret planen und konnte gerade im Hinblick aufs Kinder kriegen diese ganzen Probleme nicht mehr hinnehmen. So eine Zukunft hat mir einfach große Angst gemacht weshalb ich die Probleme ansprechen wollte und auch immer wütender wurde alles alleine machen zu müssen und dafür nicht mal wertgeschätzt zu werden. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt niemals an eine Depression oder sowas gedacht, es kam mir leider so vor als wäre er einfach ein Arsch der nur zufrieden ist wenn er den ganzen Tag bedient wird und es mir dabei auch noch extra schwer macht. Aber im Nachhinein betrachtet war es wohl nicht so. Er hat leider auch nicht gesagt wie schlecht es ihm geht, obwohl ich so oft gefragt habe. Und dann von jetzt auf gleich redet er nicht mehr mit mir und tut so als wäre das alles meine Schuld. Jetzt wo ich wieder etwas klarer sehe muss ich leider sagen dass er recht hat, ich habe ihm immer wieder Vorwürfe gemacht und weiß tatsächlich nicht mehr ob wir eine Zukunft haben, weil es einfach schon zu lange so läuft und die Gefühle währenddessen unbemerkt schleichend weniger wurden. Aber das alleine kann wohl kein Auslöser für eine Depression sein.
Ich möchte im Moment einfach nur dass er wieder gesund wird und danach bräuchten wir wohl einen kompletten Neuanfang.

Wie lange hat sich das bei euch hingezogen, bis es dann so schlimm wurde? Woher wusstet ihr das es eine Depression ist und er Hilfe braucht? Wie kam es dazu dass er sich Hilfe gesucht hat?

Ja ich würde mich gerne noch etwas austauschen, falls das hier auch „privat“ möglich ist und das für dich auch in Ordnung ist.
Urlaubsreif
Beiträge: 10
Registriert: 23. Okt 2023, 20:23

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von Urlaubsreif »

DieNeue hat geschrieben: 14. Nov 2023, 23:34 Hallo Urlaubsreif,

hast du schon versucht, ihn irgendwie in den Haushalt mit einzubinden mit kleinen Aufgaben? Also wirklich nur ganz, ganz kleinen Aufgaben wie z.B., dass er um die und die Uhrzeit den Ofen oder die Waschmaschine anschalten soll, die du schon gefüllt hast. Das hat meine Mutter mit mir manchmal gemacht. Sie hat auch kein großes Aufhebens drum gemacht. Anfangs wollten meine Eltern mir Aufgaben geben wie einmal die Woche Wäsche waschen oder so. Aber das hat gar nicht funktioniert, weil es zu viel Druck und Erwartung war. Erst als sie mir so nebenbei unauffällig kleine Aufgaben gegeben hat, hat es besser geklappt.
Oder hast du ihn schon mal gefragt, ob er dir beim Putzen oder Einkaufen hilft? Wenn er die Waschmaschine von der anderen Frau abholen kann, kann er auch einen Putzeimer mit Wasser füllen.
Vielleicht solltest du auch mal zu einer Beratung gehen und mit jemand professionellen dir einen Notfallplan erstellen, was du machst, wenn er wieder geht. Es kann nicht sein, dass er dann einfach abhaut und jeder sich Sorgen machen muss, dass er sich was antut.
Ob du bei ihm in einer Therapiestunde dabei sein und deine Fragen stellen darfst, kann sein, muss aber nicht. Es ist ja seine Entscheidung, ob du mit kannst oder nicht. Von daher würde ich dir wirklich dringend raten, dir auch selber professionelle Hilfe zu suchen. Eure Situation ist so wirklich untragbar.

Konntet ihr denn früher über eure Beziehung reden oder ist er da auch lieber geflüchtet?

Liebe Grüße
DieNeue

Du hast wirklich liebe Worte. Bin dir ganz arg dankbar dafür.
Vielleicht sollte ich wirklich mal an einer professionellen Stelle anrufen und mir Hilfe suchen. Habe mich bisher davor gescheut. Es gibt ja auch viele guten Momente zwischendurch aber die nicht so guten Aktionen nehmen leider überhand. Und es schlaucht uns alle.. Momentan habe ich mich mit einer Kollegen über alles austauschen können weil sie keinerlei Beziehung zu meinem Mann hat und ihn auch nicht persönlich kennt. Das weiß mein Mann auch und ist OK. Im Umfeld soll es niemand erfahren, daher kann ich leider nicht mit meiner Schwester oder einer guten Freundin sprechen.

Also mein Mann und ich haben nie groß über unsere Beziehung gesprochen. Ich selbst hatte das bisher auch nicht nötig. Es ging natürlich um die Themen Kinderplanung, Hauskauf, etc. aber nicht um unsere Gefühle. Wenn wir gestritten haben, haben wir uns auch immer schnell wieder vertragen. Bin bin sehr harmoniesüchtig und daher war mir das wichtig, dass wir ohne Streit einschlafen. Daher hatte ich dieses Reden über die gemeinsame Beziehung bisher gar nicht so auf dem Schirm. Und er redet sowieso nicht gerne über Gefühle, mein Mann hat jetzt zum ersten mal vor mir geweint. Ich dachte immer, er ist halt so. Er ist so ein Grummelbär aber so hab ich ihn kennen- und liebengelernt. Aber die (fehlende) Kommunikation zwischen uns ist ein Thema. Er hat durchblicken lassen, dass seine traurige Phase schon aus der Schulzeit kommt weil er schlimm gemobbt wurde und keiner ihm geholfen hat, seine Eltern wohl nichts geahnt haben und die Lehrer weggeschaut haben. Er hat generell ein sehr oberflächliches Verhältnis zu seinen Eltern im Vergleich zu meiner Familie.

Ich hab generell Angst, dass ich Druck auf ihn ausübe wenn ich über uns bzw. über mich sprechen will. Ich will ihm gerne sagen, dass mit all dem ein großer Druck auf mir lastet. Aber ich hab Angst, dass er damit wieder komplett abblockt.
DieNeue
Beiträge: 5339
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Partner zu sehr unter Druck gesetzt, wie geht es jetzt weiter

Beitrag von DieNeue »

Hallo Urlaubsreif,

ja, wende dich wirklich mal an eine professionelle Stelle. Du darfst das, auch wenn es auch noch gute Momente gibt. Es ist ja positiv, dass es die noch gibt. Aber trotzdem kommen immer wieder schlimme Situationen und ihr kommt sehr an eure Grenzen. Auch bei meinen Depressionen ist es so, dass es auch noch gute Tage gibt und nicht immer alles furchtbar ist. Aber ich habe mir auch Unterstützung geholt und es tut wirklich gut mit jemand neutralem zu reden. Es muss nicht erst jeden Tag richtig schlimm sein, bevor man sich Hilfe holen darf.

Dass du ihm sagen willst, dass du dich unter Druck fühlst, kann ich verstehen. Ich würde da aber wirklich mal mit einer Fachperson reden. Vielleicht wird allein dadurch schon der Druck kleiner. Man kann mit solchen Leuten auch Gespräche vorbereiten, sich mit ihnen überlegen, wie man Situationen angeht, so dass nicht gefühlt die Bombe hochgeht, sobald man etwas anspricht. Das habe ich auch schon gemacht und es hat sehr geholfen.

Wenn dein Mann Erfahrungen mit Mobbing hat und generell nicht so über Gefühle spricht, ist ein Gespräch über eure Beziehung für ihn natürlich dann ein ganz heißes Eisen. Ich kann z.B. ganz gut über Gefühle sprechen und in meiner Familie spreche ich auch Dinge an, die nicht gut laufen. Aber wenn ich mit Freunden ein Problem habe, bei denen ich sonst noch nie ein Problem in der Beziehung angesprochen habe, fällt mir das auch sehr schwer und ich habe Angst, wie die andere Person reagiert und was an Kritik zurückkommt. Man weiß halt nie, ob die Beziehung das aushält. Von daher schon irgendwie nachvollziehbar, dass dein Mann so panisch reagiert (weshalb ich seine Aktionen aber nicht gutheiße).

Ich habe mich neulich mit meiner Mutter über Kommunikation unterhalten und sie meinte, dass sich die Kommunikation in einer Beziehung in Stufen aufbaut.
In dem Artikel hier wird das ganz gut beschrieben: https://dennis-streichert.de/wenn-man-m ... eden-kann/
Fand ich ganz interessant, weil ich manchmal das Problem habe, dass manche Leute meinen, sie könnten mich aus dem Nichts heraus irgendwelche super privaten Sachen fragen, die sie gar nichts angehen, was ich total unangebracht finde. Aber da gehen die Ansichten, auf welcher Stufe der Kommunikation man sich befindet, ziemlich auseinander. Vielleicht hilft dir das Modell ja auch ein bisschen.

Aber es ist gut, dass dein Mann in Therapie geht. Da lernt man eigentlich mit der Zeit, seine Gefühle wahrzunehmen, auszudrücken und darüber zu reden. Das lernt man zwar nicht von heute auf morgen, aber vielleicht fällt es ihm dann irgendwann zuhause auch leichter über sowas zu reden. Vielleicht könntet ihr beide erstmal unabhängig von einander am Thema Kommunikation arbeiten?

Ich wünsche dir alles Gute und dass du bald Hilfe findest. Nur Mut!

Liebe Grüße,
DieNeue
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