EKT vor Rente

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mausschubser
Beiträge: 48
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EKT vor Rente

Beitrag von mausschubser »

Hallo zusammen,

heute morgen hatte ich einen Termin bei meiner Psychiaterin. Sie hatte mir beim letzten Termin schon zur Aufgabe gegeben, mich mit Elektrokrampftherapie auseinander zu setzen.
Als ich ihr heute verkündet habe, dass ich mich nicht dafür entscheiden könnte, wurde sie sehr ungehalten.
Auch mit Blick auf eine eventuelle Rente wäre es erforderlich erst alle möglichen Therapien voll auszuschöpfen.
Dazu zähle auch die EKT.
Das hat sie unmissverständlich so gesagt. Sie ist zudem auch Gutachterin für die DRV.

Hat man euch das auch schon mal so direkt ins Gesicht gesagt?
Ich bin immer noch sehr geplättet davon.

Viele Grüße vom
Mausschubser
SonneundDunkenheit
Beiträge: 703
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: EKT vor Rente

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Mausschubser,

prinzipiell sollten alle möglichen und vertretbaren Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden, aber nicht gegen deinen Willen!!!!
Eine mögliche Bewilligung hängt ganz sicher nicht davon ab, ob du EKT in Anspruch genommen hast. Es gibt Menschen denen hilft es durchaus. Bedeutsam für einen möglichen Rentenantrag ist jedoch die fachliche Einschätzung deiner Psychiaterin. Wenn sie als Gutachterin für die DRV arbeitet, sollte sie wissen, ob dich deine Erkrankung so beeinträchtigt dass ein Rentenantrag Aussicht auf Erfolg hat. Dich begutachten wird sie im Fall der Fälle nicht, da sie deine Behandlerin ist.
Ich beziehe EMR, aber EKT war niemals ein Thema und auch in Bezug auf AD' s bin ich eher zurückhaltend, was meine Psychiaterin nachvollziehen kann. Trotzdem hat sie den Rentenantrag unterstützt.
Wie kommst du sonst mit deiner Psychiaterin zurecht?
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Reziprok
Beiträge: 191
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: EKT vor Rente

Beitrag von Reziprok »

Hi mausschubser,

Deine Psychiaterin will Dir eine Elektrokrampftherapie quasi aufzwingen als Voraussetzung für ihre eventuelle Befürwortung der Erwerbsminderungsrente für Dich, nur weil Du an Depressionen leidest? Habe ich das so richtig wiedergegeben?

Ich bekomme schon seit Jahren meine volle EM-Rente, aber bis zur Antragstellung auf die EM-Rente und auch danach bis zum Rentenbescheid, als ich Kontakt zu meinen beiden Gutachtern hatte, hatte mir bis dahin kein(e) einzige(r) Arzt/Ärztin) mir gegenüber den Begriff "Elektrokrampftherapie" überhaupt erwähnt.

Viele Grüße

Reziprok
Zuletzt geändert von Reziprok am 24. Okt 2023, 16:50, insgesamt 1-mal geändert.
Senif
Beiträge: 1205
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: EKT vor Rente

Beitrag von Senif »

Das kann ich auch von mir aus bestätigen. Hatte auch nie EKT und wurde auch nicht erwähnt. Beziehe EMR.
Im Zweifel würde ich hier tatsächlich mal die Psychiaterin wechseln. Weil etwas aufzwingen, oder halbe Erpressung, würde ich nicht dulden.

Edit: generell habe ich mit Gutachtern keine guten Erfahrungen. Aber das ist nur mein persönlicher Erfahrungswert. Und nicht auf alle übertragbar.
Reziprok
Beiträge: 191
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: EKT vor Rente

Beitrag von Reziprok »

Hi Senif,
Senif hat geschrieben: 24. Okt 2023, 16:34 Edit: generell habe ich mit Gutachtern keine guten Erfahrungen. Aber das ist nur mein persönlicher Erfahrungswert. Und nicht auf alle übertragbar.
ich wollte mit der Erwähnung der beiden Gutachter, die mich im Rahmen meines Antrags auf EM-Rente begutachteten, nur darauf hinweisen, dass selbst meine beiden Gutachter mir gegenüber den Begriff "Elektrokrampftherapie" als weitere mögliche auszuschöpfende Behandlungsmethode nicht erwähnten, womit sie gegen die Bewilligung der EM-Rente mir gegenüber argumentiert hätten können. Haben sie wie gesagt aber nicht gemacht.

Viele Grüße

Reziprok
lt.cable
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Re: EKT vor Rente

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, mausschubser!

Therapien, die erheblich in die körperliche Unversehrtheit eingreifen, sind unter Umständen nicht zumutbar. Auch wenn das heute viel schonender durchgeführt werden kann, ist EKT eine andere Hausnummer als Psycho- oder medikamentöse Therapie. Da soll deine Psychiaterin mal ihre Begutachtungsleitlinien richtig durchlesen oder sich die überhaupt mal besorgen.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
DieNeue
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Re: EKT vor Rente

Beitrag von DieNeue »

Hallo Mausschubser,

ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich beziehe auch schon seit etlichen Jahren volle EM-Rente und mich hat bis jetzt weder mein Psychiater noch irgendein Gutachter auf EKT angesprochen und schon gar nicht als Voraussetzung für die Rente.
Ich finde das auch einen zu krassen Eingriff und würde das nicht machen wollen. Von daher kann ich deine Reaktion gut verstehen. Gut, dass du nicht von ihr begutachtet wirst. Ich hoffe, ich werde ihr als Gutachterin auch nie begegnen...
Bis jetzt hatte ich eine nette verständnisvolle Gutachterin, die für mich entschieden hat, dann zweimal einen Gutachter, der eine Frage nach der anderen rausgehauen hat und mich sehr provoziert und unter Druck gesetzt hat. Wohl um zu sehen, ob ich tatsächlich so labil bin wie ich sage. Auf der einen Seite fand ich sein Vorgehen sch..., weil ich da echt richtig fertig war, auf der anderen Seite hat auch er in meinem Sinne entschieden. Vom Jobcenter hatte ich auch mal einen Gutachter, der Hausarzt war, laut eigener Aussage keine Ahnung von Depressionen hatte und meinte "Wenn Sie sagen, dass Sie nicht arbeiten können, muss ich Ihnen das wohl glauben..." Der Arzt war ziemlich seltsam und unfreundlich. Naja... jedenfalls gibt es ganz unterschiedliche Gutachter. Wichtig ist, dass sie in deinem Sinne entscheiden, aber das kann man nicht immer dran festmachen, wie sie sich im Gespräch verhalten.

Mal abgesehen von dem allen: Was spricht theoretisch dagegen, während einer Rente die Therapien auszuprobieren, um "alles" auszuschöpfen? Vielleicht brauchst du die Zeit in der Rente genau dafür, um dich auf deine Therapie konzentrieren zu können. Das eine schließt ja das andere nicht aus. Bei einer Rente geht es meines Erachtens nicht darum, dass du alles ausgeschöpft hast, sondern vorrangig darum, ob du aktuell und voraussichtlich länger als ein halbes Jahr nicht arbeitsfähig bist. Es gibt doch gewisse Regelungen, welches Amt in welchem Zeitraum für einen zuständig ist. Bei mir war es (als Studentin) in den ersten 6 Monaten Krankschreibung das Jobcenter. Als es hieß, ich bin länger als 6 Monate krank, hat man mich zur DRV verwiesen und aufgefordert, einen Rentenantrag zu stellen. Das geht doch alles irgendwie seinen Gang, wenn man nicht arbeitsfähig ist, ob man jetzt irgendeine Therapie macht oder nicht. Natürlich sollte man schon zeigen, dass man willens ist, was zu ändern und nicht nur auf das Geld aus ist, aber an sich geht es darum, dass die einschätzen, inwieweit du aktuell und im nächsten halben Jahr arbeitsfähig bist. Da kann es schon sein, dass der Vorschlag kommt, irgendwelche Maßnahmen zu machen (bei mir wars mal Verhaltenstherapie, was für mich gar nicht in Frage kommt, oder berufliche Eingliederungsmaßnahmen, für die ich mich überhaupt nicht fit genug fühle). Aber EKT hat bis jetzt noch keiner vorgeschlagen. Der Gutachter übrigens, der mir VT vorgeschlagen hat, hat dann beim folgenden Gutachten auch nicht nachgebohrt, warum ich jetzt doch nicht VT mache, was mich etwas gewundert hat, so wie er sonst nachgebohrt hat.)
Der Gutachter, der mich so fertig gemacht hat, meinte, er muss mich anders behandeln, als wenn er mein behandelnder Arzt wäre. Es ginge quasi nicht darum, mich zu therapieren, sondern um meinen Zustand einzuschätzen. Was ich an Therapie mache, muss ich mit dem behandelnden Arzt klären.
Die DRV kann einen natürlich vor der Rente noch zur Reha schicken, aber ich gehe davon aus, auch da entscheidet dann der behandelnde Arzt vor Ort, welche Therapie angewandt wird.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
mausschubser
Beiträge: 48
Registriert: 7. Jul 2010, 22:45

Re: EKT vor Rente

Beitrag von mausschubser »

Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank für Euren Zuspruch, das tut mir gerade sehr gut.

Habe gerade ziemlich viel Watte im Kopf, da ich jetzt von Duloxetin auf
auf den MAO Hemmer Moclobemid umgestellt werde.

Wenn das nicht anschlägt, habe ich so ziemlich alles durch an ADs.

Bisher war ich eigentlich sehr zufrieden mit meiner Psychiaterin. Dort bin
ich erst seit April diesen Jahres. Sie war bisher sehr bemüht. Diagnostisch
einiges abgeklärt, was bisher sonst keinen interessiert hat, wie Schlafapnoe,
Vitamin D und seit 1 Monat hat sie mir nach 2 Blutabnahmen auch L-Tyroxin verordnet.

Beim vorletzten Termin bei ihr hat sie mich mit der Nachricht begrüßt, dass der
medizinische Dienst der Krankenkasse sie kontaktiert hat. Die müssen ziemlich Druck gemacht haben.
Danach war sie sehr verändert. Ich wäre ja noch so jung. Bin 53. Und sie wolle
mich wieder „hinkriegen“. Dann ging es los mit der EKT.

Sehr schade, aber ich muss mir wohl wieder wen Neues suchen als Behandler.
Jetzt geht das Kopfkino halt wieder los, wie es jetzt für mich weiter geht.
Seit Februar diesen Jahres bin ich jetzt AU. Die beiden Jahre davor habe ich noch
5,5 Stunden am Tag gearbeitet.

Eine 60 stündige Verhaltenstherapie habe ich im Januar diesen Jahres beendet.
Zur Zeit habe ich keine Gesprächstherapie und die neue Psychiaterin war bis jetzt
mein einziger Strohhalm.

Aber es nützt ja nichts, irgendwie muss es ja weiter gehen.

Grüße vom Mausschubser
SonneundDunkenheit
Beiträge: 703
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: EKT vor Rente

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Mausschubser,

meine Psychiaterin hat in meiner langen AU Zeit öfters Post von der Krankenkasse erhalten (ich selbst wurde glücklicherweise von jeglicher Form an Kontaktaufnahme seitens der KK verschont). Sie hat es als lästige Pflicht gesehen, aber mich jeweils nur über die Schreiben und ihre Antworten in Kenntnis gesetzt.

Wenn du bisher zufrieden warst, würde ich nicht gleich eine neue suchen, sondern zunächst das Gespräch mit ihr. Vielleicht hatte sie nur einen schlechten Tag, hat den Berg an Bürokratie im Hinterkopf....sind ja auch nur Menschen mit begrenzten Ressourcen.

Ich bin auch nicht älter als du und meine Psychiaterin hätte mich auch gerne wieder hinbekommen wollen, aber nicht wegen der KK oder ihren Erwartungen, sondern weil ich wirklich sehr gerne wieder gearbeitet hätte. Als sich nach einer missglückten Wiedereingliederung abzeichnete, dass die Arbeitswelt und meine gesundheitlichen Einschränkungen nicht zusammen passen, hat sie mich immer Richtung EMR unterstützt und trotzdem nicht selten über den vielen Schriftkram "geschimpft".

Eine neue Psychiaterin wirst du wohl nicht so schnell finden.

Schönes Wochenende wünsche ich dir zunächst.
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