Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

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Grateful1
Beiträge: 9
Registriert: 17. Okt 2023, 08:07

Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von Grateful1 »

Hallo ihr Lieben,

Leider wurde von weiteren Angehörigen mein Text gefunden, sodass es für mich kein Safe space mehr ist. Man konnte wohl doch stark darauf schließen, dass ich es bin.

Ich würde den Thread jedoch trotzdem gerne stehen lassen, einfach ohne meine persönliche Erfahrung.

Vllt können wir uns ja trotzdem darüber austauschen:

- Wann ist es zu viel, was wir aushalten?
- Wie kommt man mit seinem schlechten Gewissen zurecht, wenn man Grenzen (und eventuell Konsequenzen) zieht?
- Wann ist es Depression, wann Ignoranz/ Rücksichtslos?
Zuletzt geändert von Grateful1 am 21. Okt 2023, 07:49, insgesamt 1-mal geändert.
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von Helgaline »

Hallo Grateful1, :)

willkommen im Forum!
Es ist, wie du schon schreibst, sehr hilfreich, da -so ging es mir- man sich nicht mehr so alleine vorkommt.

Deine Geschichte könnte meine sein. Es ist sehr erstaunlich, wie sehr sie sich doch ähneln.
Nachzulesen unter „Entschuldigung…und was ist mit uns????“

Magst du uns noch ein paar Infos geben?
Hat sie Krankheitseinsicht? Nimmt sie Medikamente? Ist sie in Therapie?

Das gepaart mit dem Gefühl, dass ich grad keine Grenzen setzen darf macht mir echt zu schaffen!

Wie gut ich das kenne! Immer leicht geduckt bleiben, verständnisvoll nicken, Verletzungen ertragen und bloß nix sagen, damit keine Diskussion (=Kampf) ausbricht. Schlimm.

Wie ist es bei euch, fühlt und denkt ihr ähnlich?
Und wie handhabt ihr es euch und der Person gegenüber (Zwischen Verständnis, Grenzen und Konsequenzen)?
Wie kommt ihr damit zurecht, dass es ja trotzdem die Person ist, oder haltet ihr ein "abspalten" nach dem Motto "das ist die Depression die aus ihr spricht" für sinnvoll und gerechtfertigt?

Jahrelang habe ich alles mit der Depression entschuldigt…die mein Mann ja angeblich gar nicht hat (er hat keine Krankheitseinsicht). Die Diagnose hat er zumindest und ist in Therapie.

Ich für meinen Teil sehe das inzwischen so, dass ich mir sehr viel habe bieten lassen die letzten Jahre und jetzt soweit bin, dass ich fast ausschließlich nach MIR sehe. Ich hatte mich total vernachlässigt und wäre um Haaresbreite auch noch krank geworden. Es ist nicht egoistisch, sondern notwendig.
Aber um an diesen Punkt zu kommen, hat es sehr lange gedauert.

Was machst du denn für dich?

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Grateful1
Beiträge: 9
Registriert: 17. Okt 2023, 08:07

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von Grateful1 »

Hallo Ellen und vielen Dank für deine Antwort!

Deine Geschichte werde ich mir gleich auch noch durchlesen :)
Zuletzt geändert von Grateful1 am 21. Okt 2023, 07:51, insgesamt 1-mal geändert.
Helgaline
Beiträge: 88
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von Helgaline »

Hi Grateful1,

vorab: es ist toll, dass sie Einsicht hat, ansonsten könntest du nämlich GARNIX machen.

Ich bin eigentlich ein sehr direkter Mensch, habe aber mittlerweile tatsächlich Angst etwas anzusprechen. Es endet mit Frust meinerseits und/oder auch ihrerseits - entweder, weil sie mir grad nicht zuhören kann/möchte, oder weil dann suizidale Gedanken bei ihr ausgelöst werden. Das möchte ich natürlich nicht, weshalb ich mich da in einem Dilemma befinde. Ich möchte Dinge ansprechen um mir treu zu bleiben (natürlich achte ich auf die Wortwahl, spreche alles vorsichtig an und gebe ihr ganz viel Raum z.B. frage ich nach ob es grad okay ist, wir hier pause machen sollten, was sie grade von mir braucht etc.), gleichzeitig möchte ich mich ganz zurückstellen, damit sie eben nicht den Eindruck hat ich würde Druck ausüben wollen..

Das geht mir 1:1 genauso und sicherlich ganz vielen anderen ebenfalls.

Es ist schlicht und ergreifend für uns Angehörige nicht möglich, hier zu agieren wie mit einem gesunden Partner. Das ist schwer zu verstehen und noch schwerer umzusetzen, da es ja gegen unsere Logik geht.
Auf müssen wir uns offensichtlich von dem Gedanken befreien, lösungsorientiert Probleme anzusprechen. Weil Lösungen gibt es für Betroffene nicht, das sie oft nicht in der Lage sind, sich zu entscheiden.

Deine Geschichte hat mich traurig gemacht. Gerade jetzt bräuchtest du ja eine Partnerin, die zu dir steht und dich unterstützt.

Zum Thema: eigene Wohnung
Hier kann ich für mich nur sagen, dass ich es selbst viel einfacher hätte, wenn ich mit meinem Partner nicht zusammenleben würde. Ich hätte einen Rückzugsort, an dem ich Positives für mich machen könnte und wesentlich weniger Verantwortung/Arbeit.
Vllt siehst du es vorübergehend auch einmal so?

Trotzdem rate ich dir dringend zur Selbstfürsorge!
Vllt ist hier etwas dabei
https://diefaktenseite.de/230-ideen-zur ... fuersorge/

Liebe Grüße Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
halo1621
Beiträge: 19
Registriert: 15. Sep 2023, 19:26

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von halo1621 »

Hallo Grateful1 und herzlich willkommen,

du steckst in einer schweren Lebensphase, hast du denn schon darüber nachgedacht, ob du nicht auch einen Termin bei einem Therapeuten für dich ausmachst? Vllt würde dir das beim Umdenken helfen, wenn du sonst scheinbar nicht viel für dich tun kannst.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Abstand zu allem auch einfach mal gut tut, vllt hast du die Möglichkeit, trotz allem Stress um dich herum, übers Wochenende weg zu fahren um Kraft zu sammeln?!

Ich kenne das so gut: sich immer ducken zu müssen, aufpassen zu müssen was man sagt um keine Lawine los zu treten...
Die Frage "würdest du dich jetzt nochmal in deine/n partner/in verlieben", habe ich mir auch schon gestellt und ganz ehrlich: momentan verkörpert mein (Ex-) Mann alles, was ich immer abgelehnt habe und trotzdem halte ich an ihm fest.... Keine Ahnung wieso, das muss ich noch ergründen.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft!
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von SalsaSasa »

Hallo Grateful,
zu sprichst mir mit deinem Text aus der Seele.

Ich finde es auch extrem schwer zu differenzieren, was ist wirklich mit der Depression zu rechtfertigen und entschuldigen und wo ist mein Partner einfach nur ein Egoistisches A***...

Das Ende vom Lied ist, dass ich jeden Abend weinen einschlafe, während er an manchen Abenden in der Dunkelheit auf dem Sofa versinkt und an anderen seinen Spaß mit seinen Freunden hat und ich hinterher nicht glauben kann was ich da höre.

Für mich ist es die größte Schwierigkeit einerseits Verständnis zu haben und andererseits mich nicht grundlos wie Dreck behandeln zu lassen. Wenn ich deinen Text so lese, scheint es dir ähnlich zu gehen.
Tipp habe ich darum leider keinen, aber ich kann dir sagen, du bist nicht allein.

Ich für meinen Teil habe nun, nachdem ich das ganze schon, je nachdem wie man es sieht 6 bis 12 Monate mitmache, zu meinem Partner gesagt
Entweder er redet mit mir und wir suchen gemeinsam eine Lösung, wie wir mit dem ganzen umgehen können, so dass es uns beiden so gut wie möglich geht damit...
... Oder ich bin weg.
Das fällt mir sehr schwer.. Und wenn es zum äußersten kommt weiß ich auch nicht, wie lange ich brauchen werde um das wirklich durchzuziehen.

Aber auch depressive haben die Möglichkeit Entscheidungen zu treffen. Krankheit hin oder her, am Ende wissen wie was uns wehtut und was nicht.
Und man kann es verzeihen, dass sie nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen. Aber in ihren guten Momenten haben sie die Möglichkeit sich für das richtige zu entscheiden.. Die Frage ist, ob sie es zumindest dann tun oder sich hinter ihrer Krankheit weiter ausruhen...

Ich wünsche dir viel Kraft,
Fühl dich gedrückt.

Alles Liebe, Sasa
Grateful1
Beiträge: 9
Registriert: 17. Okt 2023, 08:07

Re: Zwischen Verständnis und den eigenen Grenzen..

Beitrag von Grateful1 »

Vielen Dank für eure Antworten.
Es bedeutet mir tatsächlich sehr viel und einiges hat mir schon weiter geholfen.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Liebe! ❤️
Egal wie es ausgeht: bleibt euch selbst auch treu, damit ihr es später nicht bereut.
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