Umgang mit Selbstvorwürfen

[Muli07]

Hallo meine Lieben,

nach langer Zeit nutze ich mal wieder das Forum, weil es mir bisher eigentlich immer weitergeholfen hat. Ich bin nun seit ca. 1,5 Monaten aus der Klinik wieder zuhause (in welcher ich zu Behandlung meiner schweren, mittlerweile chronischen Depressionen und meiner Angststörungen behandelt wurde).
Nun sind in der vergangenen Woche einige Dinge passiert, ich hatte mehrere Panikattacken und komme überhaupt nicht mehr runter. Meine innere böse Stimme wird wieder immer und immer lauter. Sie sagt mir „reiß dich zusammen“, „du bist doch einfach zu dumm um gesund zu werden“, „geh endlich wieder arbeiten“, „stell dich nicht so an“, „du bist erst 26, andere kriegen das locker hin“ etc. So traurig es klingt, aber ich denke hier haben viele diese Stimme auch in ihrem Kopf.
Aktuell ist sie aber so unerträglich laut und egal mit welcher Methode, die ich in der Klinik gelernt habe, um diese Stimme leiser zu stellen oder zu minimieren, funktioniert einfach nicht.
Ich wäre so gern einfach wieder gesund und arbeitsfähig, aber ich will mich einfach nicht mehr selbst anlügen. Ich kann das ganze aktuell einfach nicht, auch körperlich nicht, da ich einfach dauerhaft erschöpft bin.
Was macht ihr, um diese innere Stimme ruhiger zu stellen?
Denn ich bin gerade wirklich innerlich am verzweifeln.

Ich wünsche euch noch einen schönen Montag!
Muli07

[Suchende2]

Hallo Muli07,

hast Du den Thread "Werkzeugkasten" bereits angeschaut?
Jeder muß seine eigene Methode finden und da sind einige Anregungen drin. Vielleicht auch eine passende für Dich?

Wenn mein Kopf nicht mehr zur Ruhe kommen kann, gehe ich spazieren.
Allerdings weiß ich schon, daß es die ersten circa 3 KIlometer bei mir schlimmer wird (die muß ich durchhalten). Dann folgt eine "neutrale Phase" und ab circa Kilometer 5 tritt endlich die Besserung ein.

Ich wünsche Dir, daß Du schnell eine passende Methode für Dich findest.

Alles Gute,
Suchende

[Senif]

Hallo Muli,

ich wurde berentet und es war nach 2 Monaten eine Erleichterung da: ich musste nicht mehr. Ohne dieses Hamsterrad habe ich mir dann ganz viel gutes getan. Spazieren, Schwimmen, Sport .... in den Tag hineinleben, ja einfach leben. Zumindest erstmal ohne Gefühl, das kam dann später mit dazu. Ich habe Verhalten und Denken trainiert, Panikattacken zulassen, nicht dagegen ankämpfen. Und mit Hilfe einer Therapeutin (Tiefenpsychologie) meine Bewertungen geprüft. Durch die innere Kindarbeit konnte ich nach und nach wohlwollender mit mir umgehen und die Depression nicht als Charakterschwäche, sondern als Krankheit sehen (ich fühlte mich ja auch richtig krank, elendig). Sicherlich habe ich trotzdem Schwächen, aber das macht mich nicht zu einem schlechten Menschen.

LG Senif

[DieNeue]

Hallo Muli,

bei mir werden diese negativen Gedanken v.a. dann richtig schlimm, wenn ich Hunger habe. Wenn es mir schlecht geht, esse ich nicht mehr gescheit oder schaffe es nicht zu kochen und merke auch meinen Hunger nicht so, dann verselbstständigen sich die Gedanken und ich mache mich selbst fertig oder streite in Gedanken mit anderen. Das schaukelt sich dann richtig hoch. Durch essen geht es nicht ganz weg, aber es wird besser.

Liebe Grüße,
DieNeue

[Maxegon]

Du hast Recht @Muli07,

Selbstvorwürfe bringen dich kein Stück weiter, im Gegenteil.
Gehe es langsam an, probiere dich aus, verlange ruhig etwas von dir, nicht gleich zu viel, sondern Stück für Stück.
Du bekommst das auch wieder hin, ob es nun gerade locker wird, liegt bei dir.

Tu' es freiwillig, ohne Druck, ohne Stress, zergrübel dir nicht das Hirn, fange einfach irgendwo an.

Du schaffst das.

[Love-is-all-around]

Hey Muli,

hast du dich schon einmal gefragt, woher die Stimme kommt?

Der innere Kritiker bist nicht du selbst, sondern üblicherweise eine wichtige Bezugsperson aus deiner Kindheit. Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass das nur deine Gedanken sind, aber nicht DU.

Hast du die innere Stimme schon einmal kritisch hinterfragt? Stimmt das denn wirklich, dass ich ... bin? Gibt es dafür Beweise?

Hier hilft es sich in die Rolle eines lieben, wertschätzenden Freundes zu versetzen. Überlege dir, was du einer Person, die du magst, sagen würdest, wenn sie so über sich selbst reden würde.

Stell dir den inneren Kritiker als eine nervige Person vor, die bei Familienfeiern mit am Tisch sitzt und unangemessene Kommentare von sich gibt. Gib dem inneren Kritiker einen lustigen Namen, werte ihn ab, mach ihn lächerlich.

Ich wünsche dir alles Gute.