Tiefes Tal und Teufelskreis

Herd04
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Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben.

in meinem letzten Thread sehnte ich mich einfach nach bisschen Sonnenschein. Daran hat sich prinzipiell nichts geändert.Nur habe ich jetzt das Gefühl, in eine tiefe Depression zu rutschen und große Angst zu haben, da nicht so schnell rauszukommen.
Meine Devise "Aushalten und Geduld haben, irgendwann ist es wieder vorbei" funktioniert nicht. Wahrscheinlich ist es mein Fehler, schon gar nicht mehr an ein Funktionieren zu glauben.
Seit einem Monat ist mein Mann zu Hause und in allen Bereichen auf meine Hilfe angewiesen. Stomaschwester, Ernährungsschwester, Wundschwester und täglich die Pflegeschwestern geben sich die Klinke in die Hand.
Natürlich sind wir für diese Hilfe mehr als dankbar .
Mein Mann wartet auf 5 Bestahlungstermine und auf Chemotherapie. Doch das zögert sich alles so sehr hin, und ich habe große Angst, dass es zu spät sein könnte.

Diese Angst und noch viele andere Ängste scheinen in meinem Körper festzusitzen und jegliche Form von Antrieb zu verdrängen. Ich kann einfach nicht entspannen. Unsere Familie ermöglicht mir kleine Auszeiten. Dafür bin ich dankbar, aber leider kommen die negativen Gedanken immer mit mir mit.
Große Angst habe ich davor , total zusammenzubrechen und eine Zeitlang nicht für meinen Mann dasein zu können.
Mir ist schon bewusst, dass es auch für den Fall, der hoffentlich nicht eintritt, Lösungen geben würde.
Vielleicht sollte ich mich doch im Vorfeld schon mal darüber informieren. Aber eigentlich fehlt mir dazu die Kraft.
Von der "verschwende" ich nahezu täglich eine ganze Menge, um die Krankenversicherungs- und Beihilfeangelegenheiten meines Mannes zu regeln.
Da er viel "Material" ( Stoma, Ernährung, Wundversorgung, Pflegehilfsmittel braucht) , bekommt er sehr oft Rechnungen, in denen es schon mal um 2-, 3- oder 4-Tausend Euro geht. Bei diesen Summen telefoniere ich mit den Apotheken usw.und bitte um Aufschub des Zahlungsziels. Bis vor allem die Krankenversicherung gezahlt hat, vergehen einige Wochen. Also telefoniere ich wieder und erinnere an die Dringlichkeit. Aber mein Mann ist eben nicht der einzige Patient.
Das alles ist nicht nur zeitaufwändig, sondern kostet viel Kraft. Kraft, die ich kaum noch habe..
Inzwischen habe ich wenigstens Hilfe für den Haushalt ( beginnt im November) und den Garten organisieren können. Das sind kleine Lichtblicke.

Ist es zu viel verlangt, sich mal einen angstfreien, entspannten Augenblick zu wünschen?

Ich bin im Moment nicht nur sehr depressiv , sondern vor allem ratlos.

Danke fürs Lesen und liebe Grüße,
Edda
Reve
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Reve »

Guten Abend liebe Edda,

Ich überlege, was ich schreiben könnte. :?:
Es liest sich mehr als belastend, auch dieser Abrechnungsmarathon.

Ein Lichtblick ist jetzt wirklich, dass Hilfe für den Haushalt und Garten kommt. Das beruhigt ja doch bisschen und es soll das Umfeld ja auch schön sein. Zumindest bei mir ist das immens wichtig, da es gewissermaßen abfärbt.

Totaler Zusammenbruch wäre jetzt gar nicht gut. Das stünde jetzt schon auch an erster Stelle, das zu verhindern.
Darum meine Frage, ich erwarte natürlich keine Antwort. Nur so laut gedacht… Wenn ich es wäre, ich würde auf jeden Fall regelmäßig zum Arzt gehen und der würde mir sicherlich was „Massives“ verschreiben und ich würde es auch nehmen für diese schreckliche Zeit. Aber vielleicht bist du da ja schon entsprechend versorgt.

Bestrahlungstermine sind an sich gar nicht schlimm,… zumindest habe ich es bei GG so erlebt… ich war übrigens in der Zeit im Botanischen Garten… und konnte kaum die blühenden Dahlien ansehen… da war er schon fertig. Wegen Corona war auch noch das Tor zu… und ich bin zurückgerast… Das geht ja alles schnell.
Ich bin heute noch froh, dass ich dieses beängstigende „Element“ mit so etwas für mich Positivem verbunden habe, dass es seinen Schrecken verloren hat.

So ähnlich würde ich immer wieder vorgehen.
Etwas Schreckliches, Furchterregendes mit etwas Positivem verknüpfen, einfach dagegen halten… wie auch immer.
Und darum würde ich meinen, dass kurze, angstfreie Momente möglich sein müssten.

Aber leichter gesagt als getan. Keine Frage.
Ich wünsche euch jetzt erst Mal schnelle Behandlungstermine und den einen oder anderen Lichtblick.

Lieben Gruß
Carin
Suchende2
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Suchende2 »

Guten Abend Edda,

kein Wunder, daß Du Dich bei Deiner aktuellen Situation so fühlst.
Fühle Dich in den Arm genommen.

Schaue, wo Du für Dich / Euch noch Unterstützung bekommen kannst.
Als meine Mutter krank war (ich war gerade am volljährig werden), hat uns sehr geholfen, daß eine Freundin 1 x die Woche den Großeinkauf für die Familie mit dem Auto vorbeigebracht hat. Ich mußte ihn nur noch die Treppe hochtragen. Und ich wußte durch unser Umfeld meine Mutter in meinen kurzen Auszeiten versorgt. Bei solchen Sachen können gut Freunde und Nachbarn unterstützen.

Kannst Du mit Deiner Apotheke eine generelle Regelung für diese Zeit vereinbaren, so daß Du nicht für jede Verordnung / Rezept mit denen telefonieren musst?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit, viele gute Menschen an Deiner Seite,
alles Gute,
Suchende
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Liebe Carin und liebe Suchende,

danke für eure schnellen AntwaLieorten.

Ja, ich überlege wirklich intensiv, woher ich noch Hilfe bekommen kann. Der Mann für den Garten, der eigentlich nur bis Ende Oktober und dann ab April wieder für die Reinigungsfirma arbeitet, hat mir auch schon Hilfe für den Winter angeboten.
Ich kann auch immer auf die Hilfe meiner Töchter bauen, denke aber auch immer, dass sie ihre Familien haben und auch arbeiten gehen. Ich möchte von ihnen nicht erwarten, dass sie immer "zur Verfügung" stehen.
Sie haben aber jetzt eine Aktion geplant, mit der mein Mann ,meine Schwester und ich mitgehen können.
In einem Haus wie unserem mit etlichem Nebengelass hat sich sehr, sehr viel angesammelt. Die Schränke meiner Mutter müssen auch noch ausgeräumt werden. Die Töchter haben einen Container bestellt und wollen nun mit ihren Männern beginnen, klar Schiff zu machen .
Vielleicht fragt ihr euch, warum mir gerade so etwas auch guttun kann. Wenn schon insgesamt nicht viel geht, beruhigt es mich, dass um mich herum Ordnung ist und ich nicht irgendwann allein mit all dem Kram dastehe.

Liebe Carin, mein Mann soll für die Bestrahlungen stationär aufgenommen werden. Die verantwortliche Ärztin hat das so empfohlen, weil ja mein Mann körperlich noch sehr schwach ist. Der tägliche Anfahrtsweg ( und zurück) von jeweils 50 km würden sehr an den Kräften zehren.

Liebe Suchende, mit den Apotheken ist es nicht so einfach. Die Wundschwester arbeitet mit einer Apotheke, bei der sie übers Internet bestellt, zusammen. Genauso halten es die Stomaschwester und die Ernährungsschwester.
Da mein Mann als Polizeibeamter privat versichert ist, ist leider alles etwas umständlicher. Bei Ernährungsschwesterund Wundschwester klappt es mit Rezepten und Rechnungen gut, sodass ich keine Probleme mit den Abrechnungen habe, außer dass ich eben die Apotheken bitten muss, auf das Geld zu warten, bis es SIGNAL und Beihilfe erstattet haben.
Große Probleme gibt es mit der Stomaschwester, die es bis jetzt nicht geschafft hat, die Rezepte nach ihrem Besuch bei meinem Mann zeitnah beim Arzt zu bestellen. Jedesmal muss ich den Rezepten hinterhertelefonieren , also das , was ich gar nicht brauche. Wir haben schon so oft mit der Schwester gesprochen und ihr gesagt, wie viel Rennerei ich habe, wenn sie sich mit allem so viel Zeit lässt.
Nun erwägen wir, uns eine andere Stomaschwester zu suchen.
Aber wie gesagt, das alles brauche ich nicht, weil es sehr frustrierend ist. Es gibt Tage, da drehen sich meine Gedanken nur darum, wo ich wann weshalb anrufen muss.

Und das alles macht mir gerade sehr viel sehr schwer.
Liebe Grüße, Edda
Zuletzt geändert von Herd04 am 8. Okt 2023, 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Katerle »

Liebe Edda,

antworte jetzt erstmal auf deinen ersten Beitrag hier.
Also von deinem Fehler kann überhaupt nicht die Rede sein. Mache dir bitte keine Vorwürfe.
Kann deine Angst/Ängste gut nachvollziehen in dieser schwierigen Situation für euch und da ist es wirklich kein Wunder, dass auch du an deine Grenzen gelangst.
Es ist auch sehr verständlich, dass dich das alles viel Kraft kostet.
Das sind schon ein paar Lichtblicke, Hilfe im haushalt und Garten zu erhalten.
Würde dir auch sehr einen angstfreien oder entspannten Augenblick gönnen, aber so einfach ist das ist, wenn du mehrere Ängste hast.

Werde weiter in Gedanken bei dir sein und wünsche dir auch weiterhin Kraft und Durchhaltevermögen.

Drück dir ganz lieb,
Katerle
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Liebe Katerle,

danke für deine guten Wünsche.
Im Moment habe ich ganz viel damit zu tun, überhaupt mal zur Entspannung zu kommen. Ich habe oft das Gefühl, neben mir zu stehen, muss mich da aber wirklich zusammenreißen, was ja eigentlich bei Depressionen nicht funktionieren kann. Aber ich muss einkaufen, muss Dinge regeln usw..
Morgen kommen meine Tochter und ihre Familie, die hier in der Nähe wohnen, aus dem Kurzurlaub zurück. Ich denke, da ist ein bisschen Hilfe in Sicht..

Heute Vormittag ging es schon wieder "gut" los. Weil die Beihilfe Belege, die ich Mitte August abgeschickt hatte, noch nicht abgerechnet hatte, habe ich nachgefragt.
Die Belege sind dort gar nicht angekommen...
Also alles nochmal von vorn, das ist so nervend.

Seit einigen Wochen schicke ich alles nur noch per Einschreiben ab.

Liebe Carin, ich hatte eine Frage von dir noch nicht beantwortet. Ich bekomme von meiner Psychiaterin als Bedarfsmedikament Tavor verordnet. Sicher ist schon eine davon am Tag zu viel, aber oft bilde ich mir ein, es ohne gar nicht zu schaffen .
Zum Glück kann ich ganz gut schlafen, jedoch auch nur mit einer halben Schlaftablette. Aber ich sehne jeden Tag den Abend und mein "Ersatzbett" herbei.

Ich will nicht nur von mir schreiben und rumjammern.

Wie geht es euch?

Ich lese zurzeit nicht viel im Forum. Liebe Brigitte, bist du denn jetzt hier unterwegs? Und du, liebe Anna, wie geht es dir?

Liebe Grüße an euch alle von Edda
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,

ich habe meinen Thread nochmal hochgeholt, weil ich hoffe, dass mir eure Erfahrungen im Umgang mit Stimmungsschwankungen etwas weiterhelfen könnten.

An meiner Gesamtsituation hat sich nichts geändert. Mein Mann ist nach einem kurzen geplanten Klinikaufenthalt wieder zu Hause. Gestern waren wir beide in der Uniklinik in Dresden, wo ein CT gemacht wurde. Mein Mann soll an einer Studie teilnehmen, damit der Professor, der ihn betreut, neue Bilder bekommt. Für uns heißt das wieder Aushalten und auf die Ergebnisse gespannt sein.
Solche Situationen wird es noch öfter geben.
Meine ohnehin schon sehr stark ausgeprägte Angsstörung wird immer wieder auf die Probe gestellt.
Mal gelingt es mir , wie mein Mann zuversichtlich zu sein, mal schwindet meine Hoffnung auf einen Tiefpunkt.
Ich befinde mich in einer Art Dauerdepression.
Und die wird häufig durch ganz starke Stimmungsschwankungen untermauert. In einer Minute bin ich euphorisch, denke, wir packen es, ich packe das ganze Drumherum...bis dann 5 Minuten später der totale Abrutsch kommt. Ich fühle mich leer, ein gerade noch geplantes Vorhaben wird zum Ding der Unmöglichkeit, ich kann keine Zuversicht zeigen. Manchmal steigere ich mich so rein, dass nur ein Bedarfsmedikament hilft. Das ist aber auch nicht die Lösung, denn ich kann nicht zig Mal am Tag Tabletten nehmen.

Bitte schreibt, wie ihr in solchen Situationen handelt.
Jede noch so kleine Idee hilft mir. .

Danke und liebe Grüße, Edda
Katerle
Beiträge: 11261
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Katerle »

Liebe Edda,

ja eure Situation ist weiterhin nicht einfach. Trotzdem ist es wichtig, liebe Edda, dass du auch was für dich tust, was dir guttut. Schreibe dir doch mal bitte auf, was da in Frage kommen könnte. Vielelicht könntest du dir mal einen kleinen Spaziergang gönnen, um tief durchzuatmen o. a.

Alles Liebe weiterhin und ganz viel Kraft,

Drück dich, Katerle
Hörnchen2020
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Hörnchen2020 »

Liebe Edda,
Ich kann mir sehr gut vorstellen, was für eine riesige Belastung diese Situation für dich ist. Fühle dich gedrückt. Viele andere haben schon gute Vorschläge für dich. Ich habe nur einen kleinen praktischen Tipp, der dir aber einiges erleichtern kann. Ich bin auch privat versichert und in meiner schweren Phase habe ich es gar nicht geschafft, die Rechnungen an Beihilfe und Krankenversicherung zu schicken. Zum Glück waren sie auch nicht ganz so hoch wie bei euch jetzt. Trotzdem ist bei mir eine Rechnung verfallen, weil ich es zwei Jahre nicht geschafft habe, sie einzureichen. Eigentlich haben heute alle dieser Stellen eine App, die man nur einmal einrichten muss. Danach brauchst du die Rechnungen nur in der App mit dem Handy zu fotografieren und sie mit einem Klick abzusenden. Das hat es mir deutlich erleichtert. Wenn du nicht so handy-affin bist, helfen dir bestimmt deine Kinder dabei, es ist aber nicht schwierig. Dann bekommst du auch sofort die Info, dass es übermittelt ist und brauchst dir zumindest darüber keine Sorgen zu machen, ob es auch angekommen ist.
Ich wünsche euch alles Gute!
Liebe Grüße
Susan
Reve
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Reve »

Liebe Edda,
auch ich finde die Tipps hier sehr gut.

Ich kann dich gut verstehen. Mir geht es ähnlich.
Bin auch immer Dauerstress, einfach wegen allem, auch wegen mir selbst. Hohe Ansprüche... da alles hinzubekommen, das zu machen... ich habe aber auch noch eine andere Diagnose... was wohl die Stimmungsschwankungen begünstigt... oder was auch immer, was jetzt nichts zur Sache tut.

Traumhaft sind die Erkenntnisse auch nicht immer, die mein GG bei seinen vierwöchentlichen "Meetings" mit nach Hause bringt.
Bin dann manchmal wie erstarrt. Dann muss ich mich erst sortieren.
Ähnlich wie bei dir hat der GG aber eine unerschüttliche Ruhe eher... das färbt dann nach einer Weile durchaus ab.
Und jetzt kommt es, ich raffe mich dann nach einer "Ernüchterungsphase" sofort auf und mache "meine" Sachen. Walken, Garten, Blättermähen, was ja für den Rest des Jahres so bleiben wird,... mindestens 1 x die Woche Winterschwimmen, welches mich wirklich runterbringt und den Druck wegmacht.. klar, ist nicht jedermanns Sache... Letztendlich was im Freien. Wenn ich dann genug Sauerstoff etc getankt habe,... dann kann ich auch drinnen wieder weiterwuseln und komme wieder auf gute Gedanken.

Und ganz wichtig. Ich nehme Calmvalera Hevert Tropfen... ich liebe sie,... wenn es sehr unruhig ist... Ist zwar homöopathisch, aber egal... und ich nehme Baldriandragees, gerade auch am Abend zum Schlafen. Alles was es auf diesem Gebiet gibt.. Ich nehme keine harten Sachen....das geht natürlich nur, wenn man das auch so gewohnt ist.

Weiterhin gutes Durchhalten. Und Positives!
Carin
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Liebe Katerle, liebe Susan und liebe Carin,

danke für eure wertvollen Vorschläge.
Ich weiß, dass ich unbedingt vom Tavor wegkommen muss. Davon (1,0) nehme ich am Tag maximal eine, aber ich merke selbst, dass ich mir die Dosis schönrede.
Wahrscheinlich wird es nun schon schwer, auf etwas Leichteres umzusteigen, aber ich muss es versuchen.

Dass die App wirklich eine Erleichterung ist, habe ich vorgestern gemerkt. Ich habe die Verordnungen , Rezepte usw erstmalig über die App der Krankenkasse eingereicht. Bevor das klappte, war ein Anruf nötig. Mit zig verschiedenen Lichtquellen klappte es nicht. Schließlich bekam ich den Hinweis, ans Tageslicht zu gehen , und schon funktionierte es.
Nun will ich mich gleich in den nächsten Tagen bei der Beihilfe erkundigen, ob das dort auch klappt..
Was ich am Donnerstag mit den für meinen Mann zuständigen Berater erlebte, spottet jeder Beschreibung. Vorige Woche hatte er mir eine Mailadresse für das Einsenden der Unterlagen gegeben. Also scannte ich sämtliche Blätter ein und schickte insgesamt 2 Mails mit Anhängen raus. Leider wurden sie nicht versendet.
Ich rief diesen wirklich speziellen Mann an und fragte, woran es liegen könnte, dass die Mails an ihn nicht angekommen sind. Seine Antwort war: "MIR haben Sie keine Mails geschickt.' Ich : "Doch, Sie haben mir doch die Adresse gegeben. " Er in einem mich fast zur Weißglut bringenden gleichgültigen Ton: "Das ist die Mailadresse der Geschäftsstelle." Er wäre nicht so technikaffin und empfahl mir , die Unterlagen ( etwa 40 Seiten) mit der Post zu schicken. So geht Nachhaltigkeit!

Mein Fehler war sicher das Nichtumwandeln der Datein in PDF- Datein. Da ich bis jetzt noch nicht weiß, wie das geht, habe ich nun vwirklich einen dicken Brief geschickt.
So etwas nervt und raubt die letzten Kraftreserven.

Ich muss sehr meinen inneren Schweinehund überwinden, um rauszugehen, was auf dem Grundstück zu tun oder einfach nur spazierenzugehen. Dabei ist das ein sehr guter Rat .
Heute habe ich mir selbst mal wieder versprochen, mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten, vor allem dann, wenn mein Mann mit seiner großen Zuversicht nur im Bett liegt und nicht ein bisschen aktiv wird. Einmal am Tag gehen wir zusammen raus Da läuft er mit seinem Rollator auch ein ganzes Stück. Ich frage schon ganz vorsichtig, ob er nicht auch noch ein paar Übungen im oder am Bett machen möchte. Immerhin will er bis zu Weihnachten so fit sein, dass er die Treppe ihoch in unsere Wohnung bewältigt. Ab Januar soll die untere Wohnung umgebaut werden.
Das geschieht vor allem auf seine Initiative hin .

Ich kriege Angst davor, wenn ich daran denke, dass alles Organisatorische usw an mir hängenbleibt. Bevor mein Mann nicht halbwegs mobil ist, möchte ich keinen Umbau im Haus.
Leider weiß ich überhaupt nicht, ob ihm die körperliche Kraft für mehr Bewegung oder eben nur die Lust fehlt . Nach seiner Odyssee dieses Jahr hätte ich für beides Verständnis. Aber darüber spricht er nicht mit mir.

Und das schlägt mir sehr aufs Gemüt und auf meine Stimmung.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag,

Edda
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Liebe Carin,

ich habe vorhin in der Apotheke eine kleine Flasche Calmvalera -Tropfen bestellt. Heute Nachmittag kann ich sie abholen. Ich wünsche mir so sehr, dass es gut anschlägt und ich nach und nach vom Tavor wegkomme.
Vermutlich bin ich schon abhängig. Wenn es allein nicht klappt, bitte ich neine Psychiaterin um Hilfe.

Neben der Krankheit meines Mannes wäre eine schlimme Abhängigkeit das Letzte, was ich gebrauchen könnte.

LG, Edda
Reve
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Reve »

Liebe Edda,

aber bitte versprich dir nicht zu viel!!! Mir hat es ein Heilpraktiker damals gesagt, einer sogar, der mir vom Psych./Neuro. empfohlen wurde.
Seitdem bin ich dabei geblieben. Ich glaube, das gibt es auch als Kapseln.
Auf jeden Fall sind auch diese Baldrian Geschichten nicht so schlecht, alles was halt auf pflanzlicher Seite beruhigend wirkt.
Und dann könnte man ja an der Dosis des "harten" Medikaments eine Winzigkeit schrauben... nach und nach.. Aber bitte frag unbedingt die Ärztin, ob sich diese Sachen auch damit vertragen.
Mein Arzt meinte letztesmal, alles was Johanniskraut enthält, wäre nicht gut. Aber Passionsblume, Baldrian und so weiter ginge...

Genau, besprich es dann doch gleich mit der Ärztin. Die weiß dann ja auch Alternativen, wie du da langsam wieder wegkommen kannst. Und trotzdem was für den "Notfall" hast.

LG Carin
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Danke, liebe Carin, für deinen Tipp. Ich habe es mir auch so gedacht, dass ich Tavor vielleicht durch ein weniger "gefährliches" Medikament allmählich ersetzen könnte.

Ich vertraue ein wenig der Apothekerin in meiner Stammapotheke, die ziemlich gut aufpasst. Sie weiß, welche Medikamente ich nehme und erinnert mich dann auch daran, was ich nicht zur gleichen Zeit nehmen sollte.

Als ich heute mit meinem "Merkzettel" und meinem Vorhaben, vom Tavor wegzukommen, kam, schlug sie vor , erst einmal die kleinste Flasche zu bestellen.

Meine Ärztin kann ich auch jederzeit anrufen.

Danke aber für deinen Hinweis uns liebe Grüße von
.Edda
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Hallo, ihr Lieben,

ich habe mal meinen Thread hocgeholt, weil ich mich immer noch in einem tiefen Tal befinde und ständig das Gefühl habe, da nicht mehr rauskommen zu können.
Leider ist es mir auch noch nicht gelungen, von Tavor loszukommen, was mir zusätzlich zu allen anderen Problemen große Angst macht.

An der Gesantsituation in meiner Familie hat sich kaum etwas geändert. Seit einem kurzen Krankenhausaufenthalt im Oktober ist mein Mann zu Hause. Die meiste Zeit des Tages verbringt er in seinem Pflegebett . Gut, einmal am Tag verlässt er es, um gemeinsam mit seinem Rollator und mir ein Stück zu.laufen. Das ist auch gut so.
Spreche ich ihn darauf an, auch in anderen Situationen etwas aktiver zu werden - und damit meine ich wirklich ganz banale Sachen , wie z.B. zum Waschen ins Bad zu
gehen, verspricht er mir das , aber das war es auch schon. Erinnere ich ihn daran, reagiert er ziemlich genervt, und es kommt regelmäßig zu Streit.
Gestern sagte er mir, er will nur noch das machen, was ihm guttut, alles andere sei ihm egal.
Dabei weiß ich, dass ich ihm keinesfalls egal bin .

Ich sehe zurzeit nur eine Möglichkeit, mich etwas erholen und Kraft schöpfen zu können, und die wäre, meinen Mann wirklich in Ruhe zu lassen und nur für seine pflegerisch notwendigen Dinge da zu sein.

Aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis kommt öfter der Rat, mich mal paar Tage ganz rauszunehmen. Das ist schon rein organisatorisch nicht möglich. Und wenn doch, wären die Depressionen deshalb auch noch nicht weg.
Die sind gerade mein Hauptproblem. Es ist ja nicht so, dass ich 24 Stunden am Tag meinen Mann pflege. Ich habe dazwischen schon Zeit für mich. Aber mir fehlt schon seit Monaten jegliches Fünkchen Antrieb , etwas zu tun, was mir vorher Spaß gemacht hat. Wenn ich die Aufgaben im Haushalt und den ganzen Abrechnungswahn erledigt habe, und das auch nur mit Mühe, liege ich auf dem Sofa und mache nichts.

Ich denke schon, dass ihr auch keinen richtigen Rat für mich habt, aber es tat mir schon gut, meine Gedanken mal loszuwerden.

In diesem Sinn liebe Grüße, Edda
Suchende2
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Suchende2 »

Liebe Edda,

das stimmt, einen Rat habe ich nicht für Dich.
Aber ich schicke Dir eine Umarmung.

In den vergangenen Wochen habe ich öfters an Dich gedacht und wie es Dir wohl gehen mag.

Falls Du doch mal eine Auszeit brauchst, wäre die Verhinderungspflege eventuell eine Möglichkeit für Euch.

Ganz liebe Grüße,
Suchende
Muschelsammlerin
Beiträge: 199
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Muschelsammlerin »

Auch für Dich gibt es die Möglichkeit einer Auszeit. Ich denke da an eine Reha oder Kur.
Hat Dein Mann eine Pflegestufe?
Es gibt dann die Möglichkeit, Deinen Mann für diese Zeit in eine Kurzzeitpflege zu geben, damit Du einmal auspannen und erholen kannst.
Mir hat eine sechswöchige Reha sehr geholfen, mein Mann war zuvor auch schwer erkrankt und ich war nach Monaten der Sorge und Pflege völlig ausgelaugt gewesen.
**************************************************************************
Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Nulllinie
Beiträge: 17
Registriert: 27. Aug 2023, 17:18

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Nulllinie »

Hallo Edda,

auch ich bin weit weg davon, Dir einen brauchbaren Rat geben zu können.

Aber diese Aussage "Gestern sagte er mir, er will nur noch das machen, was ihm guttut, alles andere sei ihm egal." lässt mich hier antworten.

Mit welchem Recht kann er solche Aussagen machen? Und was wäre, wenn Du es ihm gleichtust? Was würde passieren, wenn Du mal ein, zwei, Tage oder Wochen machst, was Dir guttut? Ohne Rücksicht auf Verluste, einfach mal nur Du.

Es kann einem Menschen ja schlecht gehen und er kann auf Hilfe angewiesen sein. Aber solche Aussagen wie die zitiere gehen für mich gar nicht. Er sorgt ganz wunderbar für sich und lässt sich pflegen und hegen. Spannt Dich voll ein und macht Dich zu einer Abhängigen, ohne eigenen Willen. Du musst für ihn funktionieren, wie es Dir dabei geht, ist ihm wohl herzlich egal, Hauptsache, du machst alles für ihn, was ihm nicht guttut wenn er es selber machen musste. Kaum verwunderlich, dass es Dir damit nicht gut geht. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist das nicht. Und auch wenn einer sehr krank ist, kann man diese gleiche Augenhöhe aufrecht erhalten.

Sorry, wenn das alles etwas krass und provokant formuliert ist. Ich kenne Euch ja nicht und lese hier nur Deine Zeilen.

Mach mal was, was mit Dir guttut!
Die Nulllinie
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Ihr Lieben,

danke für eure Antworten.
Im Moment fehlt mir einfach die Kraft zum Antworten, aber das hole ich nach.

LG, Edda
Katerle
Beiträge: 11261
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Katerle »

Liebe Edda,

sei auch lieb gegrüßt von mir. Es kamen ja schon einige hilfreiche Antworten. Tue unbedingt auch was für dich, sonst wird es dir nicht besser gehen.

Fühl dich gedrückt,
Katerle
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Ihr Lieben,

nochmal vielen Dank dafür, dass ihr mir geantwortet habe. Seit vorhin habe ich mich bisschen aufgerappelt. Entschuldigt bitte trotzdem, dass ich die Antworten an euch zusammenfasse.

Wer schon früher von mir gelesen hat, weiß, dass mein Mann meine große Liebe ist. Wir sind beide in zweiter Ehe verheiratet, und es passte von Anfang an. Er hat alles, wirklich alles für mich und die Kinder getan.Hätte ich ihn während der schweren Depressiinsphasen an meiner Seite gehabt, wüsste ich nicht, wie ich sie durchgestanden hätte.

Das alles entschuldigt aber sein "punktuelles" Verhalten jetzt nicht. Punktuell deshalb , weil er das nur zeigt, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt.
Ich habe schon oft gehört, dass sich bei so einer schweren Erkrankung das Wesen des Betreffenden verändert. Das kann ich teilweise bestätigen, aber eben auch nicht ganz.
Sehr oft erkennt er , auch anderen gegenüber an, wie sehr ich für ihn da bin.

Er sagt auch selbst, dass ich mal eine Auszeit brauchen würde und hat Ideen dafür.
Die, die am ehesten infrage kommt, ist, dass seine Tochter paar Tage herkommt . Sie wäre damit einverstanden. Aber da spielen etliche Punkte eine Rolle, ob das überhaupt geht.

Eine von meinen (unseren) Töchtern hat auch signalisiert, dass sie die ihr zustehenden freien Tage nehmen könnte, das vor allem in einem akuten Notfall.

Von der Möglichkeit der Kurzzeitpflege ist mein Mann natürlich nicht begeistert. Wenn es gar nicht anders geht, müsste er sich darauf einlassen. Zurzeit warten wir aber täglich auf eine Nachricht des Onkologen, wann es mit der Chemotherapie weitergeht. Da die ambulant gemacht werden soll, wäre es schon besser, wenn wir beide zu Hause sind.

Es ist also alles andere als einfach. Meine geringe psychische Belastbarkeit macht es noch extra schwer. Sehr oft steigern ich mich in 'Horrorszenarien" rein und finde dann ohne Tavor kaum einen Ausstieg.

Ich versuche immer mal wieder, mir Auszeiten zu nehmen, fahre zu einer Tochter und spiele mit den Enkeln, gehe auch mal zu bestimmten Veranstaltungen hier im Ort oder treffe mich mit einer Freundin. Das hilft mir schon .

Aber die Ungewissheit, wie es überhaupt weitergeht, ist eben auch schwer auszuhalten. Und dafür würde ich schon noch mehr Entspannung brauchen.

LG, Edda
Herd04
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Herd04 hat geschrieben: 6. Jan 2024, 16:08 Ihr Lieben,

nochmal vielen Dank dafür, dass ihr mir geantwortet habt. Seit vorhin habe ich mich bisschen aufgerappelt. Entschuldigt bitte trotzdem, dass ich die Antworten an euch zusammenfasse.

Wer schon früher von mir gelesen hat, weiß, dass mein Mann meine große Liebe ist. Wir sind beide in zweiter Ehe verheiratet, und es passte von Anfang an. Er hat alles, wirklich alles für mich und die Kinder getan.Hätte ich ihn während der schweren Depressiinsphasen nicht an meiner Seite gehabt, wüsste ich nicht, wie ich sie durchgestanden hätte.

Das alles entschuldigt aber sein "punktuelles" Verhalten jetzt nicht. Punktuell deshalb , weil er das nur zeigt, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt.
Ich habe schon oft gehört, dass sich bei so einer schweren Erkrankung das Wesen des Betreffenden verändert. Das kann ich teilweise bestätigen, aber eben auch nicht ganz.
Sehr oft erkennt er , auch anderen gegenüber, an, wie sehr ich für ihn da bin.

Er sagt auch selbst, dass ich mal eine Auszeit brauchen würde und hat Ideen dafür.
Die, die am ehesten infrage kommt, ist, dass seine Tochter paar Tage herkommt . Sie wäre damit einverstanden. Aber da spielen etliche Punkte eine Rolle, ob das überhaupt geht.

Eine von meinen (unseren) Töchtern hat auch signalisiert, dass sie die ihr zustehenden freien Tage nehmen könnte, das vor allem in einem akuten Notfall.

Von der Möglichkeit der Kurzzeitpflege ist mein Mann natürlich nicht begeistert. Wenn es gar nicht anders geht, müsste er sich darauf einlassen. Zurzeit warten wir aber täglich auf eine Nachricht des Onkologen, wann es mit der Chemotherapie weitergeht. Da die ambulant gemacht werden soll, wäre es schon besser, wenn wir beide zu Hause sind.

Es ist also alles andere als einfach. Meine geringe psychische Belastbarkeit macht es noch extra schwer. Sehr oft steigere ich mich in 'Horrorszenarien" rein und finde dann ohne Tavor kaum einen Ausstieg.

Ich versuche immer mal wieder, mir Auszeiten zu nehmen, fahre zu einer Tochter und spiele mit den Enkeln, gehe auch mal zu bestimmten Veranstaltungen hier im Ort oder treffe mich mit einer Freundin. Das hilft mir schon .

Aber die Ungewissheit, wie es überhaupt weitergeht, ist eben auch schwer auszuhalten. Und dafür würde ich schon noch mehr Entspannung brauchen.

LG, Edda
Katerle
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Katerle »

Liebe Edda,

nein einfach ist das wirklich nicht und auch verständlich, dass du auch für deinen Mann da sein möchtest. Aber vergiss dich bitte nicht dabei und wie ich gelesen habe, gönnst du dir ja ein paar kleine Auszeiten. Bleibe also bitte weiter dran.

GLG Katerle
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Herd04 »

Danke , liebe Katerle, für deine Ermutigung. Im Moment fühle ich mich hin -und hergerissen . Einerseits möchte ich in jeder Beziehung für meinen Mann da sein. Andererseits macht er mir gerade das sehr schwer. Egal, was ich sage, worum ich bitte oder wonach ich frage ,es wird alles erst einmal als Angriff oder "neue Anweisung" betrachtet und mir am besten noch im Mund rumgedreht..
Wenn ich mir das weiter gefallen lassen würde, würde ich bald psychisch zusammenbrechen. Ich bin schon auf dem besten Weg dahin.
Ich habe mich jetzt entschieden, nur das pflegerisch Wichtige zu tun, mir aber jede Bemerkung über die Möglichkeit der Verbesserung seiner Mobilität zu ersparen.
Ganz einfach, weil es außer Streit nichts bringt.
Ich hatte den großen Wunsch, dass er tagsüber vom Pflegebett aufs Sofa im Wohnzimmer umzieht, was ganz sicher machbar und für ihn auch gemütlicher wäre.
Er meinte , er könnte das, würde aber dann immer meine schlechte Laune ertragen müssen . Ich habe keine schlechte Laune, ich bin eben nur bisschen depressiv. Für mich heißt das wohl oder übel, mich so gut es geht zurückzuziehen und Dinge für mich zu machen.
Ja, er ist sehr krank, und diese Krankheit stellt seit Mai 2023 unser ganzes Leben auf den Kopf. Ich wollte ganz ehrlich im Kampf gegen diese Krankheit meine Bedürfnisse ganz hintenanstellen. Bis jetzt habe ich das auch gemacht.
Aber ich möchte jetzt auch daran denken, dass ich auch ein Leben habe , das ich gern mit ihm unter veränderten Bedingungen weiter teilen möchte. Da selbst solche Wünsche abgewiesen werden , werde ich umdenken und noch etwas mehr für mich allein oder mit einer Freundin bzw den Töchtern planen .
Natürlich werde ich die Grundpflege und auch das Essen zubereiten weiter übernehmen.
Allerdings wird es dann schon mal passieren, dass keiner da ist, das Handykabel oder die Brille zu reichen oder ähnliche "Dienstleistungen" auszuführen.
Keine Angst, ich werde von ihm nichts verlangen, von dem ich weiß, dass er es nicht kann . Aber ich werde "kürzertreten" müssen , denn ich möchte gerne noch weiterleben, am allerliebsten mit meinem zur Einsicht gekommenen Mann, notfalls aber auch ohne ihn.
Ich erwäge keinesfalls eine Trennung im üblichen Sinn des Wortes. Aber eine räumliche Trennung in unserem Haus ist schon mal vorübergehend möglich. Das praktiziere ich ja mehr oder weniger jetzt schon.

Aber wie gesagt, die Pflege, die mein Nann bis jetzt von mir bekommen hat, wird er auch weiter bekommen.

LG,Edda
Katerle
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Re: Tiefes Tal und Teufelskreis

Beitrag von Katerle »

Genau Edda, das ist die richtige Einstellung, mehr für dich zu tun. Und das mit der räumlichen Trennung wäre da auch eine gute Lösung im H., um für dein eigenes Wohlbefinden mehr zu sorgen, neben anderen Dingen, die dir guttun. Achte unbedingt auf deine Wünsche und Bedürfnisse.
Wünsche dir gutes Gelingen!

LG Katerle
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