Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

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SimoneZitrone
Beiträge: 8
Registriert: 30. Aug 2023, 10:37

Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von SimoneZitrone »

Hallo an alle,

Danke für dieses tolle Forum, in dem ich seit kurzer Zeit viel herumstöbere.

Ich melde mich nun hier, um zu fragen, ob ihr mit meinen Symptomen der Depression etwas anfangen könnt oder Ähnliches schon mal erlebt habt.

Ich bin gerade stationär und die Diagnose lautet schwere Depression.
- ich fühle mich überhaupt nicht mehr wie ich selbst bzw. Erkenne mich nicht wieder
- den großen Teil des Tages quäle ich mich jede Sekunde, weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll, will weg von der Klinik, komme zu Hause aber nicht klar, hab drück und schmerzen und kann mich selbst nicht ertragen
- wahnsinnige Zukunftsängst, ich bilde mir ein alles zu verlieren, angefangen mit meinem Kindern über die Wohnung bis hin zu meinem Partner und Freunden
- sprechen fällt mir schwer, weil innerlich nur Leere
- das Gefühl ein kaputtes Hirn zu haben, weil ich Gesprächen schlecht folgen kann und keinen Sinn mehr in Unterhaltungen sehe.
- Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen, keine Freude etc.

Und natürlich glaube ich, das hört nie wieder auf.


Vielleicht erkennt sich der/die ein oder andere wieder. Für mich zumindest ist es die Hölle.

Grüße
Senif
Beiträge: 1237
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Senif »

Hallo Simone,

ja, das kenne ich. Und auch die Verzweiflung. Die Zukunftsängste alles. Ich war so verzweifelt, ich hätte mir ein Hirnimplantat einsetzen lassen. Aber es ging auch anders. Die Depression suggeriert einen, dass man nie wieder gesund wird, dass es hoffnungslos ist. Das stimmt so aber nicht. Ich bin das beste Beispiel. Jahrelang krank gewesen, habe es aber geschafft. Es geht mir besser und ich überlege tatsächlich wieder arbeiten zu gehen. Ich fühle mich dafür wieder fit.
Es ist ein sehr langer weg, und man braucht Geduld, viel Geduld. Aber es ist machbar.

Ich hoffe, du kannst dich auf die Klinik einlassen. Frag doch mal, wie es deinen Mitpatienten mit ihrer Krankheit geht. Du wirst sehen, dass du nicht die einzigste mit den Problemen bist.

:hello: Senif
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Schweiger »

Guten Morgen Simone,

ja das kenne ich. Ich hätte es sogar sehr ähnlich formuliert wie Du. Dank Antidepr. ist jetzt die absolute Tiefe herausgenommen.......bin dankbar.......aber trotzdem tritt jetzt die Introviertiertheit=Sprachlosigkeit in den Vordergrund.

Ich finde es schön, dass "ältere Hasen" wie Senif Mut zu sprechen, vielen Dank dafür .
Von Euren Erfahrungen und v.a. der Zuversicht können wir alle hier profitieren.
Der Appell an Geduld, finde ich realistisch und konstruktiv.

Einerseits bin ich auch ein älterer Hase, andererseits fühlt sich vieles an wie "zurück auf Start", inmitten der dunkelsten Depression fühlt es sich komplett an wie "lost", immer weiter versinkend, ein inneres Fallen ohne Ende.

Gut dass Du hier bist , liest, Dich mitteilst. Ich weiß, es gibt nicht viele Orte in der Depression, wo man sein kann (gedanklich, emotional, physisch). Vielleicht ist das hier ein kleiner Ort. Vielleicht kannst Du noch mehr so kleine Orte sammeln.

"Hirnschaden"
Ja, das beschäftigt mich auch . Gottseidank ist das ein bekanntes Phänomen, sowohl in der Fachwelt als auch hier im Forum wird das immer wieder bestätigt, heißt u.a. "Pseudo-Demenz".

Vielleicht magst Du auch im Thread "Kommunikation in depressiven Phasen" schauen /schreiben, da tauschen wir uns über diese Sprachlosigkeit aus.

In diesem Sinne.......Du bist nicht die einzige , nicht allein
Serafina23
Beiträge: 4
Registriert: 12. Jun 2023, 08:46

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Serafina23 »

Hallo Simone,

das klingt wie bei mir. Mit in der Hölle gelangest und es macht schwindelig. Ich bin dauerhaft angespannt und gleichzeitig enorm erschöpft. Meine Gedanken rasen und verrennen sich ständig.

Die letzten Tage waren besser. Heute Morgen wieder dieses Höllentor.

Ich fühle nichts mehr und gleichzeitig alles. Ich komme mir vor wie ein Kleinkind das seine Gefühle kennenlernt.

Ich komme mir so tieftraurig und zerrissen vor. So verloren. Ich kenne mich selber nicht mehr.

Ich vermisse ein wenig Leichtigkeit.

Viele Grüße
Sabrina
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Überdosis »

Senif, magst du vielleicht auch erzählen, wie man da raus kommt?
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Schweiger »

Serafina23 hat geschrieben: 2. Sep 2023, 16:03 Hallo Simone,

das klingt wie bei mir. Mit in der Hölle gelangest und es macht schwindelig. Ich bin dauerhaft angespannt und gleichzeitig enorm erschöpft. Meine Gedanken rasen und verrennen sich ständig.

Die letzten Tage waren besser. Heute Morgen wieder dieses Höllentor.

Ich fühle nichts mehr und gleichzeitig alles. Ich komme mir vor wie ein Kleinkind das seine Gefühle kennenlernt.

Ich komme mir so tieftraurig und zerrissen vor. So verloren. Ich kenne mich selber nicht mehr.

Ich vermisse ein wenig Leichtigkeit.

Viele Grüße
Sabrina
das kenne ich auch zur Genüge.
In einem anderen Thread habe ich gerade geschrieben, dass die Antidepressiva bei mir jetzt wirken und die ganz schlimmen Tiefs im Moment weg sind. Trotzdem fühlt sich der Boden noch sehr instabil an , als ob man nach einem langen Schiffbruch das erste mal wieder an Land ist.

Möchte Dir Hoffnung geben, dass AD , also Antidepressiva einen ernormen Unterschied machen können.
Bist Du bei einem guten Facharzt ?
SimoneZitrone
Beiträge: 8
Registriert: 30. Aug 2023, 10:37

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von SimoneZitrone »

Hallo,

Jetzt melde ich mich mal zurück. Danke für das Teilen eurer Gedanken und Geschichten mit mir. Und auch für das Mut machen.

Ich bin leider immer noch in der Klinik und es hat sich bisher nichts geändert. Die Tiefs werden noch tiefer, sodass ich komplett handlungsunfähig werde. Ich habe dann solche Ängste, dass ich einen großen Schmerz im Brustbereich bis zum Hals spüre und mich auf nichts mehr einlassen kann. Ich komme nur noch mit Tavor durch den Tag und das soll eigentlich abgesetzt werden. Ich seh keinen Sinn mehr in egal welcher Beschäftigung.

Das bedeutet also auch, dass die Antidepressiva nicht wirken, oder?

Ich weiß nicht, wann und wie das enden soll. Fühle mich wie ein Einzelfall, weil es keinem so schlecht geht in der Klinik. Ich verbrenne innerlich... Und kann mich kaum noch mitteilen.

Grüße aus der Dunkelheit,
Simone
Senif
Beiträge: 1237
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Senif »

Hallo Simone,

wie lange nimmst du denn die ADs schon ?
Das Wirken des Antidepressivums war bei mir die Voraussetzung um überhaupt therapiefähig werden. Und ich musste mehrere Ausprobieren, bis was half. Die Ärzte werden das sicherlich auch wissen.

Tut mir leid, dass es dir grad so schlecht geht. Die Depression macht einen Glauben, dass es nie wieder besser wird. Aber das stimmt so nicht.

LG Senif
Mountainbiker
Beiträge: 224
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Mountainbiker »

Ja das kann ich sehr gut nachvollziehen und bin gerade daran am Arbeiten, das bei mir zu vermeiden. Aber es ist ein unheimlich schwerer Kampf, den du da mit dir austrägst. Mir geht es wie gesagt ähnlich zur Zeit. Die Ängste umklammern einen wie eine Schraubzwinge von allen Seiten und mir wird mittlerweile beim Essen übel, so dass ich mich überwinden muss.
Am liebsten würde ich mich in ein Krankenhaus legen und mich in ein Koma versetzen lassen, dass ich nichts mehr erleben muss. Aber ich denke immer, das muss ja irgendwann auch mal vorbei sein. Ich habe das einmal schon geschafft und will es noch mal schaffen. Vermutlich spielt bei mir das Alter (Wechseljahre) auch eine rolle im Hormonhaushalt. Das letzte Mal war ich einfach überlastet und komplett fertig. Nun kommen noch Angst und Panikattacken dazu, das kannte ich bisher nicht. Darum kann ich dir nun gut folgen, wie schwer das für dich ist. Mit AD habe ich keine Erfahrung, habe diese nie bekommen und würde auch gern darauf verzichten.

Kann dir leider nicht viel helfendes schreiben außer, dass wir an dich denken und mitfühlen
Gruß Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Jona2002
Beiträge: 10
Registriert: 7. Apr 2023, 20:44

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Jona2002 »

Hallo Simone,

ja, auch ich kann mich den anderen hier nur anschließen. Ich kenne all die Gefühle die du beschreibst auch nur zu gut. Vor allem diese verdammte Kraftlosigkeit die dazu führt, dass du nichts über die Lippen bekommst und das Gefühl hast das die die Worte im Hals stecken bleiben.
Bei mir haben die ADs auch geholfen und zumindest mal dafür gesorgt, dass alles ein bisschen heller wurde und meine Energie wenigstens ein Stück wieder zurück gekommen ist.
Du bist definitiv nicht alleine!
In der Klinik ging es mir phasenweise auch sehr schlecht und ich bin nur mit Beruhigungsmitteln und viel Schlaf irgendwie durch den Tag gekommen. Ich wollte meine Existenz nicht mehr so aushalten und ich hatte viele Panikattacken und innerliche Wutausbrüche. Die Ärzte und Pfleger waren teilweise sehr überfordert mit mir und es stand eine Verlegung im Raum.
Irgendwie ist es dann aber doch besser geworden und inzwischen sind die Tage manchmal zumindest voller Glück und Freude.
Ich weiß im Rückblick nicht mehr was genau mir geholfen hat, aber irgendwann ging es wieder bergauf. Ich glaube das einzige was mir geholfen hat, dass ich am Ende irgendwie jeden Tag wieder aufgestanden bin und, dass ich mir selbst in den Hintern getreten habe.
Und ganz besonders wichtig war für mich die Akzeptanz meiner Situation, denn ich konnte das alles nur langfristig ändern. Diese Einsicht tut weh, aber bei mir war sie entscheidend.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!
Gruß
Jona :-)
Wenn jemand quatschen will gerne auf Telegramm anschreiben: Jonapxp
Kada
Beiträge: 272
Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Kada »

Liebe Simone,

in meiner ersten Depression war ich fast vier Monate in der Psychiatrie und ich kenne das schreckliche Gefühl, dass es einfach nicht besser wird. Auf meiner Station waren viele Patienten, denen es schnell besser ging. Das hat mich einerseits gefreut, aber es war doch ein gewisser Frust da: Warum denn nicht bei mir?

Es wurden mehrere Antidepressiva ausprobiert, bis endlich eins anschlug. Nachts bekam ich immer Schlaftabletten. Die Depression war natürlich nicht sofort beendet, doch ich konnte aus den Therapien endlich etwas für mich herausziehen und aktiv werden. Wie viele Medikamente hast du schon ausprobiert?

Vielleicht gibt es in der Klinik oder außerhalb Dinge, die dir gut tun und dich für kurze Zeit ein kleines bisschen aus der lähmenden Tiefe herausholen. Ich meine damit körperliche Sachen wie schwimmen, Entspannungsbäder, Massagen, Feldenkrais (Einzelbehandlungen, bei denen man liegt und „bewegt“ wird), Kneippsche Behandlungen, Sauna usw. Vieles davon wird die Klinik nicht anbieten, aber das kann ja auch außerhalb durchgeführt werden.

Wenn du in der Lage bist zu lesen, helfen dir vielleicht auch Bücher von Menschen, die es „geschafft“ haben. Wenn das Lesen nicht klappt, sind Hörbücher eine gute Alternative.

Simone, glaub mir, es wird irgendwann alles wieder gut, auch wenn du wahrscheinlich vom Gegenteil überzeugt bist. Ich kann mich so gut in dich hineinversetzen!

Liebe Grüße, Kada
SimoneZitrone
Beiträge: 8
Registriert: 30. Aug 2023, 10:37

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von SimoneZitrone »

Danke für eure lieben Antworten. Ich bin beim zweiten Antidepressiva. Und Tavor ist abgesetzt. Heut war der erste Tag, wo ich bis jetzt nur im Bett lag und auch nichts gegessen habe. Ich kann mich selbst nicht ertragen. Selbst aktivitäten nicht, die ich in den letzten Wochen ausprobiert habe (Yoga, Basteln, malen, Wandern, steinwerkstatt, joggen) lenken mich nur kurz ab und dann kommt die Angst sofort wieder und überwältigt mich komplett. Ich kann den Zustand den Ärzten auch nicht mehr erklären. Die Pflege ist überfordert. Ich bin nicht zurechnungsfähig und kann keine Entscheidungeb treffen. Um mich herum passiert einfach alles, meine Kinder vermissen mich und weinen jedes Mal wenn ich wieder zurück in die Klinik muss. Ich kann nicht mehr an meine Kinder denken ohne zu weinen. Es ist so furchtbar..
Mountainbiker
Beiträge: 224
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Mountainbiker »

Ja diese Ängste fressen einen scheinbar auf. Mir geht es da genau so. Immer wieder knallt so ein Schub rein wie ein Blitz und man wird ihn nur ganz langsam wieder los. Ich habe vor allem vor einem Angst. Bei uns im Saarland gibt es eine Klinik, die katastrophal sein soll und da will ich auf keinen Fall hin. Hab so viele schlechte Dinge von dort gehört und das waren keine Einzelfälle. Aus lauter Angst, dort zu landen, habe ich noch kein Krankenwagen gerufen, sonst hätte ich mich schon einliefern lassen, weil ich teilweise auch nicht mehr kann. Die innere Unruhe ist fast unerträglich und Ängste und Panikattacken sind oft sehr schlimm. Ich habe schon alles versucht, was man mir geraten hat. Nun lebe ich so von Tag zu Tag und versuche diese irgendwie zu überstehen.

Dir alles Gute vom Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Flo Caine
Beiträge: 9
Registriert: 10. Jan 2023, 09:01

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Flo Caine »

SimoneZitrone hat geschrieben: 31. Aug 2023, 22:57
- ich fühle mich überhaupt nicht mehr wie ich selbst bzw. Erkenne mich nicht wieder
- den großen Teil des Tages quäle ich mich jede Sekunde, weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll, will weg von der Klinik, komme zu Hause aber nicht klar, hab drück und schmerzen und kann mich selbst nicht ertragen
- wahnsinnige Zukunftsängst, ich bilde mir ein alles zu verlieren, angefangen mit meinem Kindern über die Wohnung bis hin zu meinem Partner und Freunden
- sprechen fällt mir schwer, weil innerlich nur Leere
- das Gefühl ein kaputtes Hirn zu haben, weil ich Gesprächen schlecht folgen kann und keinen Sinn mehr in Unterhaltungen sehe.
- Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen, keine Freude etc.

Und natürlich glaube ich, das hört nie wieder auf.


Vielleicht erkennt sich der/die ein oder andere wieder. Für mich zumindest ist es die Hölle.

Grüße
Das schöne an solch einem Forum ist u. a. auch, auf Menschen wie dich zu treffen, die die eigenen Probleme deutlich besser in Worte fassen können als man selbst. Wenn ich bspw. gefragt werde was los sei, weiß ich nicht einmal was ich antworten soll.

Ich kann jeden deiner Punkte nachvollziehen.

Besonders das Defizit in Gesprächen ist für mich schwer zu verstehen. Ich schalte schnell ab, kann nicht mehr zuhören und verliere schnell den Faden, was einen extrem beunruhigt. In dem Moment komme ich mir oft sehr dumm vor, weil ich mich nicht daran beteiligen kann.
Wortfindungsschwierigkeiten sind ebenfalls Thema. Die einfachsten Worte fallen einem nicht mehr ein. Ich weiß nicht, wie dir es geht, aber ich breche manchmal mitten in einem Gespräch den Satz ab, weil ich nicht mehr weiß, wie ich ihn zu Ende bringen soll.

Der beste Platz an dem du in deinem Zustand sein kannst, ist die Klinik. Besonders, wenn du dir selbst eingestehen kannst, dass es zu Hause nicht funktioniert.

Ich hoffe, dass es sich bald für dich bessert.
"are you struggling with depression? No. When you´re still here, depression is struggling with you. You´re stronger."
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Schweiger »

Hi Simone,
hoffe Du kannst mittlerweile etwas Hoffnung schöpfen.
Es wurden schon kluge Sachen hier geschrieben.
Wichtig in diesen dunklen Tiefs ist die Hoffnung nicht aufzugeben.
Menschen zu treffen, die genau dort in den dunklen Tiefs waren und sagen dass es wieder anders werden kann.
Geduld+Hilfe+geistig/emotionale Nahrung+Routinen (z.B. Bewegung, Sachen aufräumen....) = Hoffnung
Chibi
Beiträge: 38
Registriert: 18. Jul 2023, 22:40

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Chibi »

SimoneZitrone hat geschrieben: 31. Aug 2023, 22:57 Hallo an alle,

Danke für dieses tolle Forum, in dem ich seit kurzer Zeit viel herumstöbere.

Ich melde mich nun hier, um zu fragen, ob ihr mit meinen Symptomen der Depression etwas anfangen könnt oder Ähnliches schon mal erlebt habt.

Ich bin gerade stationär und die Diagnose lautet schwere Depression.
- ich fühle mich überhaupt nicht mehr wie ich selbst bzw. Erkenne mich nicht wieder
- den großen Teil des Tages quäle ich mich jede Sekunde, weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll, will weg von der Klinik, komme zu Hause aber nicht klar, hab drück und schmerzen und kann mich selbst nicht ertragen
- wahnsinnige Zukunftsängst, ich bilde mir ein alles zu verlieren, angefangen mit meinem Kindern über die Wohnung bis hin zu meinem Partner und Freunden
- sprechen fällt mir schwer, weil innerlich nur Leere
- das Gefühl ein kaputtes Hirn zu haben, weil ich Gesprächen schlecht folgen kann und keinen Sinn mehr in Unterhaltungen sehe.
- Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen, keine Freude etc.

Und natürlich glaube ich, das hört nie wieder auf.


Vielleicht erkennt sich der/die ein oder andere wieder. Für mich zumindest ist es die Hölle.

Grüße
Hallo,

Das kenne ich auch aus meinen besonders schweren depressiven Episoden. Seit meiner Depression habe ich auch tagtäglich mit Erinnerungsproblemen zu kämpfen. Du solltest das so bald es geht mit deinem zuständigen Ärzteteam besprechen und vielleicht auch auf Antidepressiva eingestellt werden.

Bleib stark!

- Chibi
Katerle
Beiträge: 11261
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Katerle »

Ja Simone, das kannte ich auch, zumal ich bei meinem ersten stationären Klinikaufenthalt kaum noch was mitbekommen hatte. Das war nach meinem Zusammenbruch, vorher war ich noch völlig leistungsfähig... Ich hatte Angst zu sterben, hörte nichts mehr bzw. wegzudrehen. Mir ging es total schlecht psychisch als auch physisch... Meine Kinder waren noch klein... Und meine Mutter war plötzlich verstorben, die Klinikärzte wollten mich erst nicht zur Beerdigung lassen, aber ich bestand darauf. Ich hätte mir sonst riesen Vorwürfe gemacht. Wir vereinbarten, dass ich sofort nach der Beerdigung zurück in die Klinik komme... Fühlte mich sehr schwach...

War nicht mehr aufnahmefähig...

LG Katerle
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Schweiger »

Unglaublich was für Erfahrungen man hier lesen kann.
Danke für die Bereitschaft das hier zu teilen.
Oft gibt dies ja Hoffnung, weil diese Phasen ja auch "überlebt" wurden, oft überwunden wurden und in den wenigsten Fällen bleiben diese katastrophalen Zustände durchgehend über Jahre....

Meine Erfahrungen jetzt sind, dass die Kommunikationsfähigkeit und die Erinnerung mit den Antidepressiva (Paroxetin 30) viel besser wurden und werden. Dennoch ist beides für mich Schwachstellen, d.h. es kann mit negativen Erfahrungen (Selbstbeobachtungen) wieder ein Abwärtsstrudel einsetzen. Da muss ich aufpassen, wie genau ich diese Schwachstellen bearbeite weiß ich noch nicht. Es hat mit Selbstverbesserung zu tun, aber auch mit Selbstwahrnehmung, höchstwahrscheinlich muss ich an beiden Stellschrauben drehen, arbeiten, verbessern........das klingt schon wieder so krampfhaft, deswegen ist die Gegenseite "akzeptieren, loslassen, wahrnehmen" wohl genauso wichtig.

Wie geht es Euch im Moment ?

Wie geht es Dir, Simone Zitrone ?
SimoneZitrone
Beiträge: 8
Registriert: 30. Aug 2023, 10:37

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von SimoneZitrone »

Hi,

Mir geht es immer schlechter. Ich habe nur noch Angst, den ganzen Tag. Tavor hilft nur noch bedingt. Langsam vermute ich eine PTBS, weil die Angst so allumfassend ist und sich in keinem Moment mehr legt. Der Leidensdruck ist immens und es hört einfach nicht auf... Ich kann die Angst auch nur schwer benennen. Ich vermute einen Trigger, nämlich einen Gerichtsprozess, den ich geführt habe, kurz bevor ich in die Klinik kam. Da ging es um Verlustangst. Möglicherweise hat diese Verlustangst ihren Ursprung in anderen Traumatas, die ich im Leben durchlitten habe. Dass die Angst nun gar nicht mehr aufhört, macht mir große Sorgen. Ich versuche in eine spezielle Trauma Klinik zu kommen.
Soviel zum aktuellem Stand.
Alles Liebe
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Ich fühle mich als hätte ich einen Hirnschaden

Beitrag von Schweiger »

Danke dass Du das teilst, Simone.

Gerichtsprozess, Verlustängste.....ja das kann ich mir vorstellen, dass das Auslöser sind und das psychische Gesamtsystem durchschütteln.

Tavor ist natürlich brisant, das weißt Du selber, dass man da aufpassen muss.

Trauma-Klinik klingt gut.
Bist Du in einer Selbsthilfegruppe ?
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