Hallo DieNeue,
Diese Stelle finde ich auch interessant. Danke für deine Fragen dazu.
"Ich habe mal einen Punkt ihrer Arbeit rein sachlich kritisiert, worauf sie sehr betroffen reagiert hat. Sie hat sich dann gefangen und meine Kritik als Ausdruck meiner Erkrankung erklärt."
Ich stelle beim Lesen der Beiträge fest, wie unterschiedlich die Bedürfnisse und die Vorstellungen, wie eine Therapie aussehen soll, doch sind.
Und was für ein Glück, jemanden zu finden, der/die zu einem passt, wo ich in einer sicheren Umgebung und mit einem annehmenden Gegenüber, alles
sein kann: irritiert oder wütend, mich verletzt fühlen, mich komplett verrennen in meinen Annahmen und Schlussfolgerungen, vieles verstehen, neue Erkenntnisse gewinnen, Strategien ausprobieren und sie evtl. wieder verwerfen und vieles mehr.
Und sicher sein, dass die therapeutische Beziehung das aushält.
Dafür muss ich aber nicht wissen, wie der Therapeut im einzelnen arbeitet, warum er manchmal interveniert und mich oft einfach erzählen lässt, wann er sich dafür entscheidet, mich mit best. Dingen, Verhaltens-oder Denkweisen zu konfrontieren und welche Mittel er dazu nutzt, also z,B.
auch Provokation.
Wichtig ist, dass ich das jederzeit in der Therapie klären kann, wenn ich irritiert bin, es Konflikte gibt, ich anderer Ansicht bin.
Ich habe mir gerade vorgestellt, wie mein Therapeut auf die Frage reagiert hätte, ob er einen schlechten Tag hatte....
Allerdings kam ich auch nie auf die Idee, ihn das zu fragen.
Ich hätte allerdings Probleme damit, wenn sachliche Kritik mit meiner Erkrankung erklärt werden würde.
Dann würde ich mich nicht ernstgenommen fühlen.
anna_lyle hat geschrieben: ↑25. Sep 2023, 21:35
Danke Max, für diesen Thread und deine angenehm sachliche, sehr gründliche Art, das Leben zu untersuchen. Für mich war da viel dabei. Zum Beispiel einen Konflikt auch mal so stehen zu lassen, in der Bindung bleiben und das Gute sehen.
Deine Therapeutin scheint sehr engagiert zu sein und aus meiner Sicht kann sie froh sein, so einen feinsinnigen Klienten zu haben, wie dich! (Manchmal sollten auch die Parienten für ihre Arbeit mit den Therapeuten bezahlt werden.)
Ich wünsch dir weiter viele heilsame Schritte auf dem Weg - und zwischendurch das Erreichte feiern
Lieben Dank, Anna.
Haha, genau, die Arbeit an unseren Therapeut*innen ist nicht zu verachten
Das Erreichte feiern... guter Punkt! Ich denke, das passiert oft zu wenig, anstelle dessen fokussiert man auf das große Ziel.
Dir einen schönen Tag!
von mir aus kann ich sagen, dass die meisten Irritationen in Mißverständnissen begründet liegen. Jemand macht einen Spaß und eine andere Person fühlt sich gekränkt, nicht gesehen, ...
Beim Umgang mit der von mir geschilderten Situation möchte ich mal über meinen Schatten springen. Vielleicht lässt sich das Wort "großmütig" auch mit "gelassener" oder "unaufgeregter" ersetzen? Denn oft bin ichnicht gelassen, sondern überreagiere auf alles Mögliche. Das heisst nicht, dass mir alles egal sein soll, aber es schadet mir auf Dauer, wenn ich mich immer an kleinen Dingen aufhänge. Mal sehen, vielleicht komm' ich irgendwann nochmal humorvoll darauf zurück... aber ich habe es für mich abgehakt.
"Ich habe mal einen Punkt ihrer Arbeit rein sachlich kritisiert, worauf sie sehr betroffen reagiert hat. Sie hat sich dann gefangen und meine Kritik als Ausdruck meiner Erkrankung erklärt."
Hast du das dann auch so gesehen? War das für dich nachvollziehbar, warum das Ausdruck der Krankheit sein sollte?
Gut nachgehakt Ich merke gerade allerdings, dass ich die allgemeine therapeutische Beziehung nicht mehr weiter ausrollen möchte. Es ging mir erstmal nur um die anfangs beschriebene Situation, zu der ich eure Einschätzungen sehr hilfreich finde. Ansonsten sind alle früheren Irritationen direkt in Gesprächen geklärt worden. Ich empfinde auch eine gewisse Dankbarkeit und Loyalität, so dass ich mich bei größeren Irritationen immer direkt an sie wenden würde.
ich hatte zwischenzeitlich Therapie und kann ein kleines Update geben.
Meine Therapeutin hat sich gleich zu Beginn zu meiner Verarbeitung der letzten Stunde erkundigt. Sie sagte, es war eine bewusst eingesetzte Provokation (A…tritt). Sie war auch höchst interessiert daran, ob es mir geholfen hat… sie wollte mich damit motivieren, es ihr zu zeigen
Interessant dabei: der Vergleich mit der anderen Person sollte nicht dazu dienen, mein Leid zu vergleichen oder zu schmälern; sondern um anzuregen, sich auf die positiven Apekte des eigenen Seins zu konzentrieren: was HABE/KANN ich noch!? Nicht: was FEHLT mir oder was HATTE ich, was ich heute nicht mehr habe/kann?
Also auch mal wieder ein Missverständnis.
Ich bin froh und ein bisschen stolz, dass ich dieses Mal nicht in die Falle getappt bin, durch meine persönliche Irritation sofort alles zu hinterfragen. Sondern der gewachsenen Bindung zu vertrauen, auch wenn ich erstmal verwundert war. Vielleicht im Zweifel eher mal vom Positiven ausgehen, bis es geklärt ist? Gute Lektion!
du bist gut damit umgegangen. Da kannste echt stolz auf Dich sein. Bei mir hat sowas immer auch noch nachgewirkt und manches erst später eine Veränderung bewirkt. Ich finde, du bist auf einem guten Weg
danke für dein Update. Es verstärkt meinen Eindruck, dass du eine sehr engagierte Therapeutin hast. Plus gewachsene Bindung ist das eine starke Ressource, Glückwunsch!
Hat ihre Strategie der Provokation bei dir eigentlich funktioniert?
Und, hast du das Gelungene an diesem Vorgang schon gebührend gefeiert?
sie ist wirklich engagiert und stellt sich ganz in den Dienst der Sache. Hast du zur Zeit auch Therapie?
Die Strategie an sich (Provokation) hat bei mir nicht so gut funktioniert … aber so konnte ich üben, mich selbstzuregulieten. Und Erfolge feiern… da muss ich noch etwas üben. Du hast das für dich gelernt?
aber so konnte ich üben, mich selbstzuregulieten. Und Erfolge feiern… da muss ich noch etwas üben.
Aber das ist doch auch schon ein Positiv durch die Provokation. Und darum geht es ja auch, dass man seine Wahrnehmung wieder etwas in die richtige Richtung verschiebt und die Reaktion dann darauf.
Hallo Max,
ja, ich habe seit August wieder einen Therapieplatz. Gruppentherapie CBASP und nach Bedarf Einzeltherapie-Sitzungen. Gestern hatte ich die erste Gruppensitzung :-)
Und Erfolge feiern… da muss ich noch etwas üben. Du hast das für dich gelernt?
Falls meine wiederholte Bezugnahme auf das Feiern übergriffig war, tut mir das Leid. Ich hab mich selbst so gefreut über deine Beiträge, dass ich da vllt zu weit gegangen bin.
Meine Art zu feiern ist derzeit, dass ich mir Zeit gönne, zB die langen Anfahrtszeiten zur Therapie (eine Tour dauert 2 Stunden). In meinem bisherigen Leben habe ich meine Bedürfnisse meist hintenan gestellt. Andere waren immer "zuerst dran", oft auf meine Kosten.
"Feiern" ist für mich auch in der Hängematte liegen, eine Verabredung mit einer Freundin, in die Therme gehen, oder länger im Bett bleiben und das genießen. Oder das, was gut gelaufen ist einem nahestehenden Menschen erzählen und die Freude teilen. Mir Zeit nehmen, hier zu schreiben. Es muss keine Party sein ;-)
so hab ich mich auch öfter belohnt. Mit Dingen, an denen ich Freude habe, die angenehm waren. Ich fahr zum Beispiel auch gern Schiff, da wurde es eine Bootstour. Und dabei hab ich dann auch versucht, das zu genießen und positiv zu bewerten.
Das "Feiern" ist eine gute Strategie.
anna_lyle hat geschrieben: ↑29. Sep 2023, 07:51
Falls meine wiederholte Bezugnahme auf das Feiern übergriffig war, tut mir das Leid. Ich hab mich selbst so gefreut über deine Beiträge, dass ich da vllt zu weit gegangen bin.
Liebe anna_lyle, ganz im Gegenteil, ich finde deine Frage nach dem Feiern (= sich belohnen, das Erreichte wertschätzen) total wertvoll. Ich will das selber auch stärker verankern, daher die Nachfrage. Und… ich freue mich, dass du dich für mich freust — danke! Hängematte, sich Zeit gönnen, Therme,… das sind auch meine Arten von „Party“. Dazu kommen u.a. auch ein leckeres Essen, selten mal ne Massage, und vorallem Zeit in der Natur.
Lieber Max,
ich habe erst heute diesen Bericht von dir gelesen.
Ich gratuliere dir und freue mich sehr, wie du und deine Therapeutin den Konflikt gelöst habt.
Hast du super hinbekommen.
Alles Liebe Eva
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.