Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

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moonlight11
Beiträge: 4
Registriert: 16. Aug 2023, 16:09

Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von moonlight11 »

Hallo an alle,

ich weiß jetzt nicht, ob das hier so Sinn macht, aber meine mentale Erkrankung legt mir gerade große Steine in den Weg und ich MUSS einen Weg finden, um damit umzugehen. Das ist mein erster Beitrag, sorry schon mal für die Länge und danke fürs Lesen :-)

Ich bin gestern aufgrund eines lauten Nachbars und vor allem einer lauten Umgebung in eine neue Wohnung innerhalb meiner Uni-Stadt gezogen. Viel Geld und Nerven reingesteckt um aus der alten Wohnung zu kommen. Ich schlafe seit einer Schlafstörung vor 5 Jahren immer mit Ohrstöpseln und bin dadurch immer lärmempfindlicher geworden. Seit der Sache mit dem Nachbarn in der alten Wohnung und der stressigen Umgebung ist es aber wirklich psychisch geworden und ich reagiere sofort mit Herzrasen und Panik.

Da ich auch gerade bei einer Therapeutin bin, mit der ich mich nicht so wohlfühle (das muss ich auch noch regeln, leider), fühle ich mich sooo alleine und hilflos mit diesem Thema und meiner darauffolgenden Schwarzmalerei.

Kurzes Beispiel: ich bin gestern in die neue Wohnung gezogen, in der ich endlich Uninah wohne, die Umgebung ruhig ist und ich sogar eine eigene Küche habe. Als der Nachbar unten jedoch anfing, mittags nur eine HALBE Stunde lauter Musik zu hören (was durch die Hellhörigkeit der alten Wohnung natürlich schnell durchkommt), habe ich eine Panikattacke bekommen aus Angst, dass es auch hier nur Stress geben wird. Ich lag auf dem Boden und meine Mutter wusste nicht damit umzugehen. Daraufhin war ich wieder komplett darauf fixiert und habe mitbekommen, wie ich Toilettenspülungen, Husten, Schritte etc. hören kann.

All das gab es in der alten Wohnung nicht so oft, dafür jedoch einen Nachtclub und meinen Nachbarn nebenan. Das alles konnte ich aber irgendwann mit Ohrstöpseln regeln, trotzdem hat mich der Fahrtweg zur Uni zusätzlich belastet (eine Stunde, in der neuen Wohnung sind es nur 20 min), die vieeelen Treppen zur alten Wohnung und generell hektische Umgebung.

Ich dachte, ich habe mich jetzt daraus gerettet und nun sehe ich komplett schwarz und bereue alles so sehr. Ich bin aber auch übermüdet und meine Depression sowie Angststörung sehen gerade NUR schwarz. Alltagsgeräusche von Nachbarn haben mich vorher auch gar nicht gestört, aber da ich kleine Geräusche jetzt auch nachts durch die Ohrstöpsel gehört habe, bin ich wirklich hilflos.

Eine Idee ist, mir einen maßgefertigen Gehörschutz zu holen, da sie wohl stärker gemacht werden können und besser sitzen.

Ich möchte mich so gerne über diese neue Wohnung freuen, kann mir auch gar nicht nochmal was anderes leisten als Studentin, ich dachte ja gerade hier rette ich mich aus der alten Wohnsituation. Ich habe meiner Mutter gegenüber auch ein sehr schlechtes Gewissen. Aber meine Ängste und mentalen Vorbelastungen erschweren es mir enorm, klar denken zu können. Ich möchte nur meinen Schlaf bekommen, tagsüber stört es mich nicht so. Wenn ihr irgendwelche Erfahrungen teilen könnt oder Tipps habt, mich an diese neue Wohnsituation zu gewöhnen, wäre ich sehr dankbar. Danke auch fürs Lesen.
Müllem063
Beiträge: 43
Registriert: 24. Aug 2023, 11:05

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von Müllem063 »

Hey Du,

erstmal großen Respekt und Staunen meinerseits, dass du trotz allem einen Umzug gewuppt hast und jetzt etwas Neues probierst - das ist stark! Wow 8-)
Und ich kann nur das unterstreichen, was du selbst schreibst: Du hast dich daraus gerettet!

Ich finde auch, du gehst da absolut richtig heran: du suchst Vor- und Nachteile der neuen und alten Situation. Diese kannst du, was die neue Wohnung betrifft, noch gar nicht alle kennen, aber deine Erkrankung ist gerade stärker als dein rationales Ich und drückt Dir die Aussichtslosigkeit auf und lässt dich schon jetzt alles bereuen. Dabei war die alte Situation ja untragbar und du kannst stolz sein, dass du etwas neues probierst und das alles aus dir heraus passiert ist.

Sachen, die dir helfen könnten:
- Vielleicht hilft es dir wirklich nochmal alle Vorteile und auch Nachteile der neuen Situation, die Du jetzt schon weißt, aufzuschreiben.
- Hast du schon die Leute um dich herum kennen gelernt? Vielleicht entspannt das, wenn nochmal laute Musik ertönt oder andere Geräusche. Das sind ja Szenarien, die immer wieder auftreten werden.
- Hast Du eine Methode abends runterzufahren? Du schreibst ja, dass du gerade penibel auf jedes Geräusch achtest. Hier lässt sich vielleicht auch auf längere Sicht eine Strategie entwickeln, dass du Geräusche nicht mehr wahrnimmst/ diese ausblenden lernst.
- Hast du, wenn nix mehr geht, einen Zufluchtsort, der ruhig ist? Kannst du bei Freund*innen, Bekannten, Familie unterkommen? Also eine Art Exit Strategie? Einen Exit-Plan, den Du immer nutzen kannst? Wäre evtl. nur dadurch, dass er existiert, schon hilfreich.

Ansonsten ist es wahrscheinlich völlig normal, dass Du jetzt nach diesem Trigger erstmal alles bereust und schwarz malst und auf alles noch genauer achtest. Kannst Du dir heute irgendetwas Gutes tun? Raus in die Natur? Etwas schönes/ entspanntes unternehmen?

Gut, dass du dich hier mitteilst - danke dafür!
Liebe Grüße
Reiseonkel87
Beiträge: 368
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hallo moonlight11,

was den Lärm angeht, bin ich bei Dir und Du kannst stolz darauf sein,das Du den Umzug vollzogen hast.

Seitdem ich 2019 im Homeoffice bin, hat sich die Lärmempfindlichkeit auch sehr stark bei mir ausgeprägt. Wohnen an einer doch über den Tag gut befahrene Hauptstraße. Machte mir nie etwas aus. Aber dann kam Corona, es war allgemein etwas ruhiger. Aber inzwischen ist es seit geraumer Zeit so, das die kleinsten Geräusche, die nicht alltäglich sind, auf die Palme bringen. Sei es zb der "klick" beim Einschalten des Gasgrills oder das zischen der Gasflasche (das war auch der Auslöser oder die bekenntnis, das ich total Lärmempfindlich geworden bin). Zb meine Frau, die ja quasi daneben stand, hat das leise zischen gar nicht gehört, hatten an den Tag besuch und alle fragten, was sei los.Ebenfalls haben wir hier auch etwas lautere und rücksichtslose Nachbarn. Was auffällig ist, wenn ich entspannt bin, keinen negativen Stress habe, ist alles super, aber sobald ich unter Stress/Druck stehe, höhre ich sogar die Flöhe husten. Als Übergangslösung habe ich mir Baldrian gehört, kann damit kurz vor der geplanten Bettzeit etwas runterfahren und schlafe gott sei Dank ziemlich schnell ein. Kann aber auch keine Dauerlösung sein.

Ich drück Dir die Daumen, das es sich schnell löst.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Nulllinie
Beiträge: 17
Registriert: 27. Aug 2023, 17:18

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von Nulllinie »

Hallo moonlight11,

ich bin auch mal aufgrund von Lärm aus der Wohnung über mir umgezogen. Damals stand "Dachgeschosswohnung" als oberste Priorität auf meiner Liste, dafür habe ich längere Wege und eine schlechtere Nahversorgung in Kauf genommen. Aber der Umzug hat mein damaliges Problem behoben und ich war nicht mehr dem nicht kontrollierbarem Lärm "von oben" aussetzt.

Hab mich damals gefragt, ob es aus heutiger Sicht nicht ein biologischer Fehler ist, nicht nichts hören zu können? Augen kann man schließen, Ohren leider nicht.

Das auch die neue Wohnung für dich nicht optimal ist, dürfte wohl an deinem Studentenbudget liegen, da ist leider keine Neubauwohnung im Dachgeschoss nach aktueller DIN gebaut drin. Und selbst wenn es dein Budget hergibt, so eine Wohnung gibt's auf dem Markt trotzdem nicht.

Bleibt wohl nur, Schritt für Schritt zu lernen, mir nicht kontrollierbarem Lärm umzugehen und nicht in Panik oder Starre zu verfallen. Gibt es an der Uni eine psychologische Studierenden Beratung? Das könnte eine Anlaufstelle sein. Vielleicht können die Dir jemanden vermitteln, der dich beim Lernen von Lärm Aushalten unterstützen kann?

Die
Nulllinie
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von MaWe »

Hallo moonlight11,

ich kann das was du schreibst komplett nachvollziehen. Bin über die Jahre auch immer lärmempfindlicher geworden und benutze auch häufig Ohrstöpsel. Man muss aber auch nicht allen Lärm einfach erdulden. Bei Musik ist Zimmerlautstärke in Mehrparteienhäusern Vorschrift, das heißt du solltest bei dir nichts oder fast nichts von der Musik des Nachbarn mitbekommen. Andernfalls kannst du um mehr Ruhe bitten und im Konfliktfall den Ruhestörer auch anzeigen (nur Polizei rufen bringt meist nichts).

Ansonsten wäre es natürlich wichtig therapeutisch rauszufinden, was denn genau so bedrohlich an Lärm ist, dass du so starke Angst bekommst. Ist natürlich blöd, dass du mit deiner Therapeutin nicht klarkommst...

Aber vielleicht bittest du ja erstmal den Nachbarn, leiser zu sein. Könnte ja sein, dass es ein/e Nette/r ist und sich das Problem dadurch entschärft.

Alles Gute, MaWe
moonlight11
Beiträge: 4
Registriert: 16. Aug 2023, 16:09

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von moonlight11 »

MaWe hat geschrieben: 15. Sep 2023, 16:13 Hallo moonlight11,

ich kann das was du schreibst komplett nachvollziehen. Bin über die Jahre auch immer lärmempfindlicher geworden und benutze auch häufig Ohrstöpsel. Man muss aber auch nicht allen Lärm einfach erdulden. Bei Musik ist Zimmerlautstärke in Mehrparteienhäusern Vorschrift, das heißt du solltest bei dir nichts oder fast nichts von der Musik des Nachbarn mitbekommen. Andernfalls kannst du um mehr Ruhe bitten und im Konfliktfall den Ruhestörer auch anzeigen (nur Polizei rufen bringt meist nichts).

Ansonsten wäre es natürlich wichtig therapeutisch rauszufinden, was denn genau so bedrohlich an Lärm ist, dass du so starke Angst bekommst. Ist natürlich blöd, dass du mit deiner Therapeutin nicht klarkommst...

Aber vielleicht bittest du ja erstmal den Nachbarn, leiser zu sein. Könnte ja sein, dass es ein/e Nette/r ist und sich das Problem dadurch entschärft.

Alles Gute, MaWe
Hallo MaWe,

vielen Dank für Deine Antwort. Das stimmt natürlich, ich bin in der alten Wohnung auch all diese Schritte gegangen. Dort hatte ich einen privaten Vermieter, dieser hat aber nicht genug gehandelt und lediglich die Eltern meines Nachbarn (weil er erst 20 ist und Mama Papa alles zahlen) angerufen. Dann war es eine Zeit besser und dann ging es wieder weiter. An sich stört mich Musik auch nicht sooo sehr, aber er hatte einen starken Bass, der sogar durch meine Ihrstöpsel durchging und mich öfter auch aufgeweckt hat. Ich war wirklich nicht mehr ich selbst in dieser Zeit. Er hatte mir auch anfangs seine Nummer gegeben, damit ich ihm schreiben kann wegen der Musik. Als es ihm dann zu oft wurde, hat er mich einfach blockiert. :-D

Aber es war auch nicht nur er, ich hatte einen Nachtclub gegenüber und habe an einer riesigen Hauptstraße gewohnt in einer Großstadt. Da es aber auch einige andere Baustellen bei mir gibt, inklusive Zwangsstörung, hat sich das irgendwann vermischt und ich habe zwanghaft versucht jedes Geräusch einzuordnen um das Gefühl von eigener Kontrolle über die Situation zu erlangen. Die ersten drei Monate in dieser Straße waren aber voll okay, da war ich emotional auch noch etwas weniger beladen.

Seit Montag wohne ich ja jetzt in der neuen Wohnung und es ist deutlich ruhiger, allerdings macht der Nachbar unter mir zwischen 12 und 13 Uhr Musik, vermutlich um sich fertig zu machen. Allerdings ist es kein krasser Bass und es ist bisher nur in dem Zeitraum. Es macht mich dennoch aggressiv bzw. kriege ich Angst, dass es nicht mehr aufhört. Da ich aber nicht mal eine Woche hier bin, will ich noch abwarten. Ich würde mich aber gerne damit abfinden, denn solange dann tagsüber und abends/nachts alles gut ist, ist das ja schon über die halbe Miete. Ich weiß noch nicht, wie ich mit der SItuation umgehe. Ich nehme mir jetzt noch die letzten vorlesungsfreien Tage um alle Geräusche kennenzulernen. Der über mir hat leider eine Art Knarschboden oder Knarschbett, das geht aber allerdings ab 9 Uhr morgens los und dann kann ich in mein anderes Zimer (hab 1,5 Zimmer zum Glück) und da auf dem Gästebett weiterschlafen, wenn ich länger schlafen möchte.

Dennoch ist da die generelle Angst, dass ich da jetzt schon krass durchgreifen muss und mich unterbuttern lasse. Aber bisher hat mein Schlaf noch nicht darunter gelitten und bis auf Alltagsgeräusche war alles ruhiger.

Sorry für den Roman, ist einfach gerade ein großes Thema in meinem Kopf.. Leider :-( Liebe Grüße!
moonlight11
Beiträge: 4
Registriert: 16. Aug 2023, 16:09

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von moonlight11 »

Müllem063 hat geschrieben: 12. Sep 2023, 10:51 Hey Du,

erstmal großen Respekt und Staunen meinerseits, dass du trotz allem einen Umzug gewuppt hast und jetzt etwas Neues probierst - das ist stark! Wow 8-)
Und ich kann nur das unterstreichen, was du selbst schreibst: Du hast dich daraus gerettet!

Ich finde auch, du gehst da absolut richtig heran: du suchst Vor- und Nachteile der neuen und alten Situation. Diese kannst du, was die neue Wohnung betrifft, noch gar nicht alle kennen, aber deine Erkrankung ist gerade stärker als dein rationales Ich und drückt Dir die Aussichtslosigkeit auf und lässt dich schon jetzt alles bereuen. Dabei war die alte Situation ja untragbar und du kannst stolz sein, dass du etwas neues probierst und das alles aus dir heraus passiert ist.

Sachen, die dir helfen könnten:
- Vielleicht hilft es dir wirklich nochmal alle Vorteile und auch Nachteile der neuen Situation, die Du jetzt schon weißt, aufzuschreiben.
- Hast du schon die Leute um dich herum kennen gelernt? Vielleicht entspannt das, wenn nochmal laute Musik ertönt oder andere Geräusche. Das sind ja Szenarien, die immer wieder auftreten werden.
- Hast Du eine Methode abends runterzufahren? Du schreibst ja, dass du gerade penibel auf jedes Geräusch achtest. Hier lässt sich vielleicht auch auf längere Sicht eine Strategie entwickeln, dass du Geräusche nicht mehr wahrnimmst/ diese ausblenden lernst.
- Hast du, wenn nix mehr geht, einen Zufluchtsort, der ruhig ist? Kannst du bei Freund*innen, Bekannten, Familie unterkommen? Also eine Art Exit Strategie? Einen Exit-Plan, den Du immer nutzen kannst? Wäre evtl. nur dadurch, dass er existiert, schon hilfreich.

Ansonsten ist es wahrscheinlich völlig normal, dass Du jetzt nach diesem Trigger erstmal alles bereust und schwarz malst und auf alles noch genauer achtest. Kannst Du dir heute irgendetwas Gutes tun? Raus in die Natur? Etwas schönes/ entspanntes unternehmen?

Gut, dass du dich hier mitteilst - danke dafür!
Liebe Grüße
Hallo Müllem063,

ich danke Dir für Deinen lieben Kommentar und wertschätzende Reaktion auf meine Situation. So habe ich das noch nicht gesehen bzw. vergisst man oft, dass man unter schwierigeren Bedingungen gewisse DInge dennoch leistet. Leider habe ich hier (Großstadt) auch keine tiefgründigeren Freundschaften bisher aufbauen können bzw. sind das Menschen, die solche mentalen Reaktionen und Themen kaum verstehen können, da stresst es einen nur noch mehr, davon zu erzählen und zu merken, dass nichts wirklich ankommt. Aber nach deinem Kommentar am Dienstag konnte ich schon besser mit meiner Mutter darüber reden (sie war noch da um mir beim Umzug zu helfen) und generell habe ich mich weniger wie ein Alien mit diesem Szenario gefühlt. :)

Ich habe schon einige Nachbarn gesehen, auch den Nachbarn unter mir, der die Musik hört. Ich bin jetzt seit Montag da und kann schon sagen, dass er diese Musik bisher nur zwischen 12 und 13 Uhr anmacht, vermutlich zum fertig machen. Aber es löst dennoch psychische Reaktionen in mir aus und ich weiß noch nicht, wie ich mit dieser Situation umgehe. Dieser Verlust der Kontrolle darüber, wer von meinen Nachbarn laut Musik hört und wer nicht macht mich öfter wütend. Dennoch ist das Gute daran, dass der Bass nicht stark genug ist und meine Ohrstöpsel das gut eindämmen können.

Leider habe ich bisher keine langanhaltende Methode gefunden, abends herunterzufahren. Das wird hier auch noch etwas dauern, da ich ja erst seit Montag hier bin und noch nichts so seine feste Ordnung hat und man alles gescheit einräumen muss. Ich schaue dann halt gern Netflix oder so, bin auch eine Zeit gut abgelenkt, erinnere mich dann aber wieder an alles und mache den Ton immer wieder aus um zu checken, was so geräuschmäßig alles abgeht. Dieses Kontrollieren nervt mega, ich hoffe das wird mit der Zeit weniger.

Ich habe hier durch einen zu kleinen Studienkurs und meine mentalen Themen bisher wenig Kontakte geknüpft bzw. hat sich alles mit meinen KommilitonInnen als oberflächlicher herausgestellt als gedacht. Ich musste auch nochmal innerhalb der Uni den Studiengang wechseln, daher sehe ich das mal als neue Chance für neue Leute, ist allerdings schon wieder eine Umstellung neben dem Umzug.

Mal sehen, was noch kommt. Danke nochmal und auch danke fürs Lesen :-) LG
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von MaWe »

moonlight11 hat geschrieben: 16. Sep 2023, 13:37
Dennoch ist da die generelle Angst, dass ich da jetzt schon krass durchgreifen muss und mich unterbuttern lasse.
Kenn ich genauso auch.
Zumindest, was die zu laute Musik betrifft, kannst Du aber, wie gesagt, im Prinzip auch zur Anzeige als letztem Hilfsmittel greifen. Bei hartnäckigen Lärmverursachern hilft nach meiner Erfahrung nichts anderes; Beschwerden beim Vermieter oder Polizei rufen allein haben ja für die keine schmerzhaften Konsequenzen. Anzeige bedeutet aber i.d.R. ein Bußgeld, und das ist das Entscheidende. Habe das vor einigen Jahren bei einem völlig asozialen Kollegen mal bis in letzter Konsequenz durchgezogen und wir saßen zuletzt vor einem Richter, der ihn zu 650,- € Bußgeld verurteilt hat; danach war Ruhe und ein paar Monate später ist er ausgezogen - Problem gelöst.
Müllem063
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Registriert: 24. Aug 2023, 11:05

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von Müllem063 »

moonlight11 hat geschrieben: 16. Sep 2023, 13:54
Müllem063 hat geschrieben: 12. Sep 2023, 10:51 Hey Du,

erstmal großen Respekt und Staunen meinerseits, dass du trotz allem einen Umzug gewuppt hast und jetzt etwas Neues probierst - das ist stark! Wow 8-)
Und ich kann nur das unterstreichen, was du selbst schreibst: Du hast dich daraus gerettet!

Ich finde auch, du gehst da absolut richtig heran: du suchst Vor- und Nachteile der neuen und alten Situation. Diese kannst du, was die neue Wohnung betrifft, noch gar nicht alle kennen, aber deine Erkrankung ist gerade stärker als dein rationales Ich und drückt Dir die Aussichtslosigkeit auf und lässt dich schon jetzt alles bereuen. Dabei war die alte Situation ja untragbar und du kannst stolz sein, dass du etwas neues probierst und das alles aus dir heraus passiert ist.

Sachen, die dir helfen könnten:
- Vielleicht hilft es dir wirklich nochmal alle Vorteile und auch Nachteile der neuen Situation, die Du jetzt schon weißt, aufzuschreiben.
- Hast du schon die Leute um dich herum kennen gelernt? Vielleicht entspannt das, wenn nochmal laute Musik ertönt oder andere Geräusche. Das sind ja Szenarien, die immer wieder auftreten werden.
- Hast Du eine Methode abends runterzufahren? Du schreibst ja, dass du gerade penibel auf jedes Geräusch achtest. Hier lässt sich vielleicht auch auf längere Sicht eine Strategie entwickeln, dass du Geräusche nicht mehr wahrnimmst/ diese ausblenden lernst.
- Hast du, wenn nix mehr geht, einen Zufluchtsort, der ruhig ist? Kannst du bei Freund*innen, Bekannten, Familie unterkommen? Also eine Art Exit Strategie? Einen Exit-Plan, den Du immer nutzen kannst? Wäre evtl. nur dadurch, dass er existiert, schon hilfreich.

Ansonsten ist es wahrscheinlich völlig normal, dass Du jetzt nach diesem Trigger erstmal alles bereust und schwarz malst und auf alles noch genauer achtest. Kannst Du dir heute irgendetwas Gutes tun? Raus in die Natur? Etwas schönes/ entspanntes unternehmen?

Gut, dass du dich hier mitteilst - danke dafür!
Liebe Grüße
Hallo Müllem063,

ich danke Dir für Deinen lieben Kommentar und wertschätzende Reaktion auf meine Situation. So habe ich das noch nicht gesehen bzw. vergisst man oft, dass man unter schwierigeren Bedingungen gewisse DInge dennoch leistet. Leider habe ich hier (Großstadt) auch keine tiefgründigeren Freundschaften bisher aufbauen können bzw. sind das Menschen, die solche mentalen Reaktionen und Themen kaum verstehen können, da stresst es einen nur noch mehr, davon zu erzählen und zu merken, dass nichts wirklich ankommt. Aber nach deinem Kommentar am Dienstag konnte ich schon besser mit meiner Mutter darüber reden (sie war noch da um mir beim Umzug zu helfen) und generell habe ich mich weniger wie ein Alien mit diesem Szenario gefühlt. :)

Ich habe schon einige Nachbarn gesehen, auch den Nachbarn unter mir, der die Musik hört. Ich bin jetzt seit Montag da und kann schon sagen, dass er diese Musik bisher nur zwischen 12 und 13 Uhr anmacht, vermutlich zum fertig machen. Aber es löst dennoch psychische Reaktionen in mir aus und ich weiß noch nicht, wie ich mit dieser Situation umgehe. Dieser Verlust der Kontrolle darüber, wer von meinen Nachbarn laut Musik hört und wer nicht macht mich öfter wütend. Dennoch ist das Gute daran, dass der Bass nicht stark genug ist und meine Ohrstöpsel das gut eindämmen können.

Leider habe ich bisher keine langanhaltende Methode gefunden, abends herunterzufahren. Das wird hier auch noch etwas dauern, da ich ja erst seit Montag hier bin und noch nichts so seine feste Ordnung hat und man alles gescheit einräumen muss. Ich schaue dann halt gern Netflix oder so, bin auch eine Zeit gut abgelenkt, erinnere mich dann aber wieder an alles und mache den Ton immer wieder aus um zu checken, was so geräuschmäßig alles abgeht. Dieses Kontrollieren nervt mega, ich hoffe das wird mit der Zeit weniger.

Ich habe hier durch einen zu kleinen Studienkurs und meine mentalen Themen bisher wenig Kontakte geknüpft bzw. hat sich alles mit meinen KommilitonInnen als oberflächlicher herausgestellt als gedacht. Ich musste auch nochmal innerhalb der Uni den Studiengang wechseln, daher sehe ich das mal als neue Chance für neue Leute, ist allerdings schon wieder eine Umstellung neben dem Umzug.

Mal sehen, was noch kommt. Danke nochmal und auch danke fürs Lesen :-) LG

Ja super gerne!
Du bist da voll an deinen Dingen dran. Das ist gut! Weiter so 👏 :-)
Suchende2
Beiträge: 1215
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Angst, Zwang & Depression trifft auf Lärm - wie damit umgehen?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Moonlight,

das Problem hatte ich auch vor vielen Jahren gleich mit 2 Nachbarn.
Der eine wohnte im Nebenhaus, allerdings Wand an Wand mit mir. Da habe ich auch immer die Bässe besonders mitbekommen.
Bei dem habe ich dann man geklingelt (als die Musik lief) und ihm angeboten, zu mir rüberzukommen und zu hören, wie sie bei mir ankommt. Ich sagte auch, daß evtl. die Lautsprecher anders im Raum aufstellen schon helfen könnte. Und da habe ich kaum etwas von seiner Musik gehört. Meine Nachbarin über mir interessierte es nicht (da wurde die Musik zum Teil morgens um 4.00 Uhr auf volle Lautstärke aufgedreht). Ich habe dann ein Lärmprotokoll geschrieben und es an die Genossenschaft gechickt. Daraufhin hat diese Nachbarin ein Schreiben erhalten, über welches sie sich sehr aufgeregt hat (das musste ich dann aushalten), aber die Musik und der Lärm nachts wurden dann besser.

Das war jetzt für die rationale Ebene.

Wie Du mit Deinen Gefühlen und Ängsten dazu besser umgehen kannst, dazu kann ich Dir leider nichts raten.
Eventuell findest Du im Thread Werkzeugkasten etwas passendes für Dich.

Alles Gute,
Suchende
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