Wozu mache ich das?

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Suchende2
Beiträge: 1219
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Wozu mache ich das?

Beitrag von Suchende2 »

Zu allererst, ich weiß, daß ich mir diese Frage nur selbst beantworten kann.
Aber seit langer Zeit finde ich für mich keine passende Antwort und vielleicht bekomme ich ja durch Euch einen Gedankenanstoß der mir weiterhilft.

Seit über 3 Jahre habe ich keine positiven Gefühle mehr.
Es geht mir schon deutlich besser als vor 3 Jahren, aber die Tage sind deshalb nicht weniger anstrengend.
Alles überfordert mich schnell, auch wenn es etwas ist, was ich eigentlich möchte
(Beispiel, ich hatte gestern meinen ersten Termin beim Volkshochschulkurs, ich lerne nähen mit der Nähmaschine, das wollte ich schon immer).
Ich arbeite an mir, aber es ist anscheinend nicht genug (vor allem für meinen Mann).

Wozu habe ich über 3 Jahre um jeden Tag gekämpft?
Woher soll ich die Kraft zum Weiterkämpfen nehmen, wenn ich nicht weiß woher und wie lange?

Ich weiß durchaus, daß ich bei allem sehr viel Glück habe.
Ich habe eine tolle Familie, Mann und Freunde, die mich durch diese Zeit begleitet haben.
Ich war bis jetzt finanziell abgesichert. Wir wohnen so, daß ich sehr gut spazieren gehen kann und vieles mehr.
ich habe eine tolle Therapeutin, die mich begleitet hat.

Wie geht Ihr mit solch langen Phasen um?
Was hat Euch geholfen?

Alles Gute,
Suchende (die nicht mehr weiß, wo und wie sie suchen soll)
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Schweiger »

Hi Suchende,

meine Partnerin und ich üben uns in Dankbarkeit.
Darüber spreche ich auch mit Freunden viel.
Was gut ist, was man hat, wie dankbar man mit vielem sein kann, z.B. auch im Vergleich mit anderen Schicksälen, mit anderen Zeitalter, mit anderen Erdregionen.
Das betrachte ich als geistige Gegenübung zur Depression, die ist nämlich automatisch da ohne Übung :-).

Vielleicht 3 Punkte zu Deinem Zustand (was ja auch mein Zustand manchmal ist) :
- das ist die Depression (Du kannst nix dafür -> Akzeptanz, Selbstliebe)
- wenn die Gedanken schlimmer werden: Du bist krank, was kann Dich zusätzlich stabilisieren ?
- jeden Tag Dankbarkeitsübung
- jeden Tag herausfinden: was tut dir gut ?
- andauernde Überprüfung: welcher Lebensbereich braucht mehr Aufmerksamkeit ? (Analyse, Sortierung und vielleicht Änderung)

Bin manchmal sehr verkopft, hoffe das war nicht zu abstrakt .

Sende Dir liebe Wünsche, Du bist gut wie Du bist,

Schweiger
Maxegon
Beiträge: 2506
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Maxegon »

Suchende2 hat geschrieben: 5. Sep 2023, 09:53
Ich weiß durchaus, daß ich bei allem sehr viel Glück habe.
Ich habe eine tolle ...

Wie geht Ihr mit solch langen Phasen um?
Was hat Euch geholfen?
Ich stelle mir vor, wenn das alles nicht mehr da wäre, was dann?

Ich alt, mittellos und ganz allein wäre, schlecht sehen, kaum noch laufen könnte und von der Stimmung meiner Pflegekraft abhängig wäre, wenn sie denn mal Zeit hat.

:hello:
Katerle
Beiträge: 11261
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Katerle »

Liebe Suchende,

kenne das, schnell überfordert zu sein. Deshalb nehme ich mir nicht mehr so viel vor für jeden Tag.
Das ist ja auch sehr schön, mit dem nähen lernen an der Nähmaschine, wenn es deinen Vorstellungen entspricht oder deinem Interesse.
Ist es denn für dich genug?
Versuche mal mehr auf deine Bedürfnisse zu achten.
Heute z. B. war ich in meiner G. Es war auch wieder sehr schön, aber als ich dann daheim war, ruhte ich mich erstmal aus. Das war früher nicht so, da habe ich alles kurz hintereinander gemacht, was anstand, ohne Pausen.

Ist doch schön, dass sonst alles gut passt. Das hat man ja auch nicht immer.

Liebe Grüße
Katerle
Luna1959
Beiträge: 679
Registriert: 20. Mai 2015, 17:35

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Luna1959 »

Liebe Suchende,

Auch ich habe keine finanziellen Sorgen. Habe zwar einige Kontakte, nette Bekannte, aber nicht so wie du es beschreibst mit Mann, toller Familie und guten Freunden.
Aber die Frage nach dem Wozu taucht schon auch wieder mal bei mir auf.
Trotzdem raffe ich mich immer wieder auf, etwas zu machen und versuche, in meinem Leben in kleinen/oft kleinsten Schritten was zum Besseren zu ändern.
Einerseits, weil es mir ohne dem noch schlechter ginge, und andrerseits in der Hoffnung, dass es mal besser wird, und ich einen Weg aus der Dunkelheit und Schwere finde.
Der Thread von Senif (sein Weg raus aus der Depression) hat mich zudem bestärkt, mich nicht aufzugeben.
Auch die Beiträge bezüglich Dankbarkeit von Hundethomas und hier auch von Schweiger tun mir gut. Mehr darauf zu achten, was an Gutem da ist und sich das immer wieder vor Augen zu führen.
Alles Gute für dich
Die Vernunft empfiehlt immer das, was andere gerne möchten.
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Suchende,

mir hilft es, wenn ich mir sage, dass das was ich mache, für mich ist.
Dabei muss das nicht perfekt sein, nicht fehlerfrei sein und schon gar nicht gut genug sein.
Dass ich es versuche, das ist schon gut genug.
Da braucht das jeweilige Ergebnis es für mich nicht auch noch "gut genug" zu sein.

Ich habe mal gelesen, dass Depression so ist, als hätte man in diesen Episoden immer an jedem Arm und Beine ein 6-er Pack Wasserflaschen, voll mit Wasser drin, befestigt.
Du kannst stolz sein, in allem, was du damit schaffst.

Es ist hart, wenn man gegen diesen Gedanken "nicht gut genug" täglich angehen muss und es ist nochmal mehr schwieriger, wenn andere dann ebenfalls noch einem den Eindruck vermitteln, als wäre man nicht gut genug, weil es diesen Gedanken dann irgendwie noch bestätigung gibt.

Aber denke immer daran.
Du bist gut so wie du bist und du bist auch gut so, in all den Dingen, die du anpackst.
Keiner ist frei von Fehlern, niemand ist perfekt.

Wir alle, sind so gut, so wie sie sind.
Hör nicht auf die, die dir was anderes erzählen wollen, sei es deine depressive-Gedanken oder andere.


Liebe Grüße
Susan
Kante
Beiträge: 25
Registriert: 23. Apr 2021, 19:41

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Kante »

Hallo Suchende,
Schön das es dir besser geht, auch wenn du schreibst das es immer noch ein Kampf ist selbst nach 3 Jahren , kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen das
es manchmal einfach noch mehr Zeit benötigt. Tag für Tag, Woche für Woche es wird weiter aufwärts gehen auch wenn man die Unterschiede nicht direkt
Erkennen kann.
Gruß kante
Suchende2
Beiträge: 1219
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Suchende2 »

Ich danke Euch allen für Eure Antworten!
Sonnenschein34
Beiträge: 733
Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Wozu mache ich das?

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Suchende2,

mir geht es soweit auch ganz gut (Arbeit, Studium nebenbei und mittlerweile regelmäßig Sport). Nur an den sozialen Kontakten mangelt es. Gerade, wenn ich denke, es wird besser, wird es das nicht. Ich lerne jemanden kennen und dann verliert sich der Kontakt aus diversen Gründen wieder.

Selbst mit der einen guten Freundin, die ich habe, ist es schwierig. Dieses Jahr haben wir uns erst einmal persönlich getroffen, haben ansonsten regelmäßig über die sozialen Medien Kontakt.

Ich versuche mir in solchen Phasen vorzusagen, was ich bereits erreicht habe, worauf ich stolz sein kann usw.

Aber trotzdem schleicht sich dann immer wieder die Frage ein "Wozu das alles?". Eine wirkliche Antwort habe ich für mich noch nicht gefunden. Wenn ich mit meiner Therapeutin darüber rede, ist dieses Gefühl manchmal weg und ich denke, es wird alles gut, bis der Kreislauf von neuem beginnt.

LG
Sonnenschein
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