Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

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Nopsi
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Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Nopsi »

Guten Abend in die Runde posting.php?mode=post&f=57#, seit rund drei Monaten stecke ich wieder mal in einer Phase mittlerer bis schwerer Depressionen.Noch gehe ich unter grössten Kraftanstrengungen Arbeiten und raus. In all den Jahren habe ich einen Zusammenbruch noch nicht erlebt, irgendwie schaffte ich es stets grad noch durch und nach hause zu kommen. Mir schwant allerdings, daß es auch bei mir bald soweit sein wird, daß ich zusammenbreche. Und dabei kann ich mir gar nicht vorstellen, wie das ganz praktisch abläuft? Heulkrampf in der Öffentlichkeit? Ausrasten bei nervenden Kontakten? Oder einfach wie gelähmt irgendwo rumsitzen oder stehen, unansprechbar. Oder wie oder was. interessiert mich sehr, wie die individuellenn Zusammenbrüche geschehen; dann kann ich mir den schönsten für mich aussuchenhttps://forum.diskussionsforum-depression.de/posting.php?mode=post&f=57#
DieNeue
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Nopsi,

sei froh, dass du das nicht kennst. Mir ist es gerade zu viel das zu beschreiben, aber das war das schlimmste, was ich je erlebt hab. Das ging auch nicht nur mal ne halbe Stunde, sondern über mehrere Tage. Und etwas reduzierter über Jahre. Ich hab mich nie wieder davon erholt und bin mittlerweile berentet.
"Heulkrampf in der Öffentlichkeit? Ausrasten bei nervenden Kontakten? Oder einfach wie gelähmt irgendwo rumsitzen oder stehen, unansprechbar." - Das ist harmlos im Vergleich zu nem Zusammenbruch. Such dir lieber keinen raus, sondern mach was dafür, dass es dir besser geht.
Ich bin mittlerweile echt fassungslos, wie Leute so geradeaus wissend auf den Zusammenbruch zusteuern und trotzdem nicht die Reissleine ziehen und weiter arbeiten, weiter ackern, weiter machen bis zum Geht-nicht-mehr.
Warum machst du denn nicht ne Pause, wenn du schon befürchtest zusammenzubrechen? Willst du es echt bis zum Äußersten kommen lassen?
Das ist nicht böse gemeint, aber damit spaßt man einfach nicht.

Liebe Grüße und pass auf dich auf!
DieNeue
Nopsi
Beiträge: 27
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Nopsi »

Ich habe das auch nicht als Spass verstanden; höchstens die letzten Zeilen mit dem Aussuchen des "schönsten" Zusammenbruches.
Ich hatte Situationen, wo ich auf den Boden ging, würde diese aber nich nicht als Zusammenbruch bezeichnen, da ich noch Herr der Lage war.: einer brachte mich 2000 für sieben Wochen in die Psychiatrie in Hamburg (da waren es Heulkrämpfe) und ein Suchtzusammenbruch, welcher mich 14 Wochen in eine Suchtklinik in Friedrichsdorf brachte.
Heute habe ich so Visionen, daß es mich auf der Arbeit erwischt, bei irgendeinem Fehler, einer doofen Ansprache: das ich entweder ausraste oder zu heulen und schreien anfange wie ein Kleinkind.
DieNeue
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von DieNeue »

Hast du Angst dann komplett die Kontrolle über dich und dein Handeln zu verlieren? Bei mir hatte das nämlich weniger damit zu tun, irgendwo unkontrolliert auszuflippen o.ä., sondern war körperlich die totale Erschöpfung. Ich konnte mir nicht mal mehr ein Brot selber schmieren. Und das tagelang und keiner wusste, ob das jemals wieder aufhört.
Ausrasten würde ich persönlich nicht einem Zusammenbruch zuordnen, denn da steckt ja irgendwie noch Power dahinter.
Nopsi
Beiträge: 27
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Nopsi »

Ok, das ist mir neu, daß ein Zusammenbruch auch "leise" erfolgen kann, einfach weil keine Kraft mehr da ist. Deswegen habe ich ja gefragt.

Und ja: grundsätzlich habe ich die Angst, die Zügel komplett aus der Hand zu geben. Wer übernimmt dann? Das Unterbewusste? Das sind doch alles spannden Themen.
DieNeue
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von DieNeue »

Geheult hab ich schon auch. Aber vor Erschöpfung und nicht in Dauerschleife.
Unter einem "Zusammenbruch" hätte ich jetzt verstanden, dass man quasi "in sich zusammenfällt", weil man nicht mehr kann. Ausrasten klingt für mich eher nach "Ausbruch" von Gefühlen.
Vorboten waren bei mir Kreislaufzusammenbrüche. Bin paar mal ohnmächtig geworden, obwohl ich das vorher noch nie hatte. Kam aber natürlich kein Mensch drauf, was mit mir los ist und was da auf mich zukommt. Am Ende ging es so schnell, da hat dann das Kürzertreten in der Uni auch nichts mehr gebracht.

Ich weiß nicht, ob du wirklich die Kontrolle über dich und deinen Verstand verlieren würdest, wenn du so an der Kontrolle hängst.
Aber man kann auch körperlich die Kontrolle verlieren, wenn der Körper gar nicht mehr kann.
Katerle
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Katerle »

Hallo Nopsi,

kann mich da an DieNeue nur anschließen.
Für mich war dieser Zustand auch sehr schlimm damals... Mir war schwindlig und ich fühlte mich überhaupt nicht mehr aufnahmefähig und körperlich und seelisch völlig am Ende mit meinen Kräften. Konnte nicht mehr, war nicht mehr belastbar, hatte Angst wegzudrehen.ins Koma zu fallen bzw. zu sterben. Und war auch nicht fähig, zu weinen, fühlte mich wie erstarrt. Willst nur noch deine Ruhe... Es fühlte sich alles so weit weg an..., starke körperliche Symptome.

Ne Bekannte von mir beschrieb ihren Zustand so: Konnte nicht mehr und weinte, null Kraft mehr, nicht mehr aufnahmefähig und wollte keine Hilfe mehr...

Mich macht das ebenso fassungslos, wenn einfach weitergemacht wird bis zum Geht- nicht- mehr und auf einen Zusammenbruch zusteuern, sowas macht mir große Angst.

LG Katerle
Maxegon
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Maxegon »

Winfried 123 hat geschrieben: 9. Sep 2023, 08:23
es gibt nicht den Zusammenbruch, genau wie sich nicht jede Depression gleich anfühlt.
Die Symptome variieren.

Immer wieder Kränkungen, Sorgen, und mein eigene Ignoranz der Symptome, das hat mich ganz zusammen brechen lassen.

Darum so schnell wie möglich auf die Bremse treten, das möchte ich dir sehr ans Herz legen.
Hallo Nopsi,

Brigitte hat es sehr treffend formuliert: es ist bei jedem anders, da die äußeren Umstände und die eigene Verfassung sehr variieren, obwohl sie sich zu ähneln scheinen.

Das Einzige was sich gleicht, ist die Wirkung ... es wird alles langsam zu viel, man wird reizbarer, unausgeglichener, intoleranter, unaufmerksamer, macht dadurch Fehler und die Belastbarkeit nimmt stetig ab und (!) es stellen sich die ersten körperlichen Beschwerden ein.

Ich bekam, bei Stress oft eine Fieberblase an der Lippe oder am Auge ein Gerstenkorn, trotz div. Salben und Desinfektionsmassnahmen änderte sich nichts, Dauerkopfschmerz und Permanentdurchfall folgten.

Das Immunsystem funktionierte bei mir nur noch mangelhaft, mein biochemisches Gleichgewicht geriet aus den Fugen, erst ganz langsam und kaum merklich.

Ich konsultierte in meiner Not div. Ärzte, allerlei Medikamente wurden verschrieben, div. Untersuchungen (Messung der Hirnströme, MRT, CT, Blut, Urin, Stuhl, Darmspiegelung, etc.) = alles ohne Befund!
Also war ich gesund, trotzdem es mir so bescheiden ging.

Meine Annahme, es können psychosomatische Ursachen vorliegen, für meine offensichtlichen Beschwerden, wurde trefflich ignoriert.

Mein Sanitäter in der Not, Alkohol, funktionierte, er wirkte schmerzstillend, ließ mich einschlafen, stellte mich ruhig und machte mich zufrieden, für den Moment.

Hauptstressfaktor war meine Arbeit, ein mobbender Weisungberechigter, immer mehr Aufgaben - ich war völlig überfordert!

Anstatt langsam abzubremsen, vollführte ich eine Notbremsung, viel zu spät - ich kündigte, verfiel dann langsam völlig dem Suff und suhlte mich in meinem Leid - alle Anderen hatten Schuld!

Nach ca. einem Jahr funktionierte dieser "Sanitäter" Alkohol auch nicht mehr. Alle o.g. körperlichen Beschwerden waren mittlerweile verschwunden, jetzt musste ich mich nur noch von meinem Dauerbetrunkensein lösen.

Ich tat es!

Ich kann nur wiederholen, was schon so viele vor mir beschieben: finde heraus was dich so sehr stresst, was dich so betrübt und ändere genau dieses!

Warte nicht auf den (!) Zusammenbruch, du bemerkst schon viele, kleine, bedrohliche Anzeichen - reagiere!

Schaffst du es nicht allein, suche nach Hilfe, rede mit anderen Menschen, tausche dich aus.
Nicht alle Tipps, Hinweise sind von Erfolg gekrönt, doch nur du kannst es herausbekommen.

Ein schönes Wochenend!
:hello:

Tu' dir etwas Gutes, gönne dir Ruhe, eine Auszeit, sammle deine Gedanken, du weißt am besten, was dir gut tut bzw. schadet.
Zuletzt geändert von Maxegon am 9. Sep 2023, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von DieNeue »

"Warte nicht auf den (!) Zusammenbruch, du bemerkst schon viele, kleine, bedrohliche Anzeichen - reagiere!"
Ja, das ist echt wichtig. Denn es ist nicht gesagt, dass man sich von einem Zusammenbruch wieder ganz erholt. Man riskiert sehr viel, wenn man es drauf ankommen lässt.
Nopsi
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Re: Wie äusserst sich den ein Zusammenbruch?

Beitrag von Nopsi »

Guten Abend in die Runde,

sehr spannend, was ihr alles geschrieben und mitgeteilt habt. Vielen Dank dafür.
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