Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

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DepriOesi
Beiträge: 24
Registriert: 20. Aug 2023, 16:51

Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von DepriOesi »

Grüße,

meine (diagnostizierte) Depression äußert sich meiner Meinung nach (nicht diagnostiziert) in einer Agitation: Ich komme aus einer Phase, wo ich unendlich viel Energie und Kraft hatte, in der Arbeit angerissen habe, Freunden beim Hausbauen, meinem Bruder beim Hofsanieren und natürlich auch meiner Frau bei der Kindererziehung half. Jede gut abgeschlossene Tätigkeit ließ mich mit einem wunderbaren positiven Gefühl zurück. In der hoch - phase hab ich auch das Sertralin abgesetzt.

Seit 2.5 Wochen ist das ganze leider komplett kollabiert. ich schwitze in der Nacht wie ein Vieh und wache komplett unruhig auf mit dem Gefühl, irgendwas tun zu müssen, um dieses zufriedene, positive Gefühl wieder zu bekommen...

Was ist denn da die Mehrheitsmeinung?
Soll man diesem Gefühl nachgeben und zum beispiel das Vordach putzen? oder den schrank ausräumen? oder soll ma irgendwas anderes tun, nur das nicht was man eigentlich "möchte"?
Cailyn
Beiträge: 17
Registriert: 12. Okt 2018, 21:11

Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von Cailyn »

Hallo DepriOesi,

hast du denn schonmal ausprobiert, wie es dir geht, wenn du dem Bedürfnis etwas spezifisches zu machen, nachgehst? Klingt für mich persönlich jetzt nach etwas, das ich einfach mal testen und dann bewerten würde, ob es mir eher hilft oder weiter belastet.
Wenn ich agitiert bin, habe ich meistens das Bedürfnis nach Bewegung. Manchmal hilfts, manchmal wirds auch erst mit der Zeit besser. Die Depression hat ja gerne mal den "Haken", dass man dann solche Dinge durchzieht, bei denen man das Gefühl hat, genau DAS würde mir jetzt helfen - und dann das positive Gefühl am Ende trotzdem ausbleibt. Weil die Unruhe ja von wo ganz anders herkommt. Andererseits kann es aber auch helfen, einfach mal "etwas zu tun", schon allein, um sich von den Gedanken und Gefühlen eine Weile abzulenken. Ich würde es an deiner Stelle einfach ausprobieren. Auch unterschiedliche Tätigkeiten.
DepriOesi
Beiträge: 24
Registriert: 20. Aug 2023, 16:51

Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von DepriOesi »

ja, wenn ich dem drang nachgebe dann "tut es gut", allein schon weil man eben das gefühl hat "etwas geschafft" zu haben. meine angst ist nur, dass das dieses "junkiehafte" "hey, es is zwar 4 in der früh, aber möchtest du nicht wieder dieses super gefühl haben, dass wir was geschafft haben!? los aufstehen!"
Cailyn
Beiträge: 17
Registriert: 12. Okt 2018, 21:11

Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von Cailyn »

Ja, okay, um vier in der Früh ist das natürlich doof. Machst du denn danach den ganzen Tag weiter, so viel wie nur geht oder legst du dich danach nochmal hin? Kannst du dich auf ein Stück Arbeit bzw eine bestimmte Zahl an Arbeitsstungen begrenzen?
Ich persönlich würde versuchen, den Wunsch nach dem Abarbeiten zumindest bis zum Morgen zu "verschieben" und dann auch drauf achten, dass du nicht zu viel machst. Vielleicht hilft es auch, dir feste Zeiten für solche Arbeiten abzustecken. Dann weiß dein Kopf: ich bekomme dieses gute Gefühl, muss mich nur noch etwas gedulden. Die Arbeit läuft ja meist nicht weg... :)
Grundsätzlich ist es in einer depressiven Phase ja eigentlich gut, wenn man sich kleine Aufgaben für den Tag sucht und die dann abhakt. Aber ich kann dich natürlich auch verstehen, dass du da Angst vor einer gewissen Suchtkonstellation hast. Gibt es denn andere Dinge, die dir ähnlich viel Spaß machen bzw ein ähnlich gutes Gefühl danach geben, mit denen du solche Arbeiten teilweise ersetzen könntest?

Vielleicht können dir aber da auch andere User hier besser helfen. Ich bin meist eher der "faule" Typ :)
lt.cable
Beiträge: 546
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Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, DepriOesi!

Meiner Meinung nach ist das Stichwort hier "Bipolare Störung" und nicht "agitierte Depression". Du scheinst eher zwischen Manie und depressiver Stimmung zu pendeln. Gerade Hochgefühl, Überaktivität bis hin zur Selbstüberschätzung und dieser Tatendrang weisen in die Richtung.

Agitiertheit als Symptom der Depression bedeutet (aus eigener Erfahrung) einen quälenden Handlungs- oder auch Bewegungsdrang zu verspüren, der allerdings kein Ziel hat. Es peinigt einen eine innere Angetriebenheit, die kaum zu besänftigen oder auszuhalten ist. Ich bin bei einem Klinikaufenthalt den ganzen Tag lang (zwischen den Therapien) den Stationsgang entlang gelaufen - immer hin und her. Auch das hat die Situation aber nur unwesentlich erträglicher gemacht. Tatendrang im Sinne von was schaffen und sich gut fühlen hatte ich da nicht. Ich hätte mir bloß gewünscht, dass dieser täglich wiederkehrende Irrsinn mit der inneren Getriebenheit endlich eingebremst würde.

Im Zweifel einfach mit deinem Facharzt reden.

Gruß

lt.cable
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- Charles Lewinsky
Kante
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Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von Kante »

Hallo deprioesi,
Gute Frage ob man bem nachgehen soll. Meistens hilft es für den Moment, hatte dann aber immer wieder dass Gefühle, jetzt hat die Depression wieder das bekommen was sie wollte. Unruhe mit Arbeit bekämpfen, hmm die permanente arbeit hat mich erst in diese prekäre Lage gebracht. Kann sie der Heilsbringer sein? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist das ja dein Weg.
Gruß kante
lost of horizont
Beiträge: 215
Registriert: 22. Okt 2019, 22:10

Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von lost of horizont »

Nun ich sehe es ebenso, dass das nix bzw wenig mit agierte Depression zu tun hat. Warum und weshalb würde ja schon beschrieben. Zwar ist es meines Erachtens keine bipolare störung. Sondern einfach eine Depression mit hypomanie.
DepriOesi
Beiträge: 24
Registriert: 20. Aug 2023, 16:51

Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von DepriOesi »

interessant, danke.

ja, der facharzt, es ist eine tragödie für sich (va die wartezeiten)

"wir ham aufnahmestopp, wir nehemen frühestens nächstes jahr wieder patienten" :|
lt.cable
Beiträge: 546
Registriert: 5. Mär 2008, 20:55
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Re: Agitierte Depression - dem Drang nachgeben?

Beitrag von lt.cable »

Danke für deine Ergänzung, lost of horizont. Dann lag ich mit dem Stichwort vielleicht vorschnell etwas daneben, doch das mit der Agitation habe ich anscheinend ganz gut in Worte fassen können.

Ja, DepriOesi, da hast du recht. Ich fand es beim letzten Klinikaufenthalt schlimm mitzuerleben, wie ein Mitpatient schon aus der Klinik heraus trotz vieler Anrufe kaum einen Facharzt hat finden können, der ihm draußen zunächst einfach nur die Verordnung für die in der Klinik angesetzten Medikamente ausstellen wollte. Dir wünsche ich weiterhin alles Gute!
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