Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

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Prausi
Beiträge: 19
Registriert: 19. Aug 2023, 11:55

Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Prausi »

Liebe Leute!

ich kann nicht mehr. ich kämpfe jetzt schon so lange gegen meine Depression. Seit drei Jahren waren es nur leichte Episoden - das ging, aber seit März eine schwere. ich war im Krankenhaus, drei Mal in der Rettungsstelle wegen Suizidgedanken. Aber in den Kliniken wurde es nur schlimmer, weil ich das Gfühl hatte, hier komme ich erst recht nicht vorwäts. Malen, spazerengehen, im Dreibettzimmer nicht schlafen können, Angst ohne Ende. Ein Haufen Neuroleptika wurden als Zusatz zum SSRi probiert, aber die brachten alle nur Benommenheit. Nun versuche ich seit Wochen, mich zu Hause durchzuschlagen. Mein Therapeut meint, es wäre ganz wichtig für mich, einen kleinen Job zu haben, um wieder eine Aufgabe zu finden und mich nützlich zu finden. Ich habe pomoviert udn früher tolle Sachen gemacht - bis zu meiner Krankschreibung im Mai 22. Aber ich habe auf nichts Lust bzw. nimmt mir / verdeckt die Angst und Depression alle Interessen. Ich denke auch, dass es gut wäre, wieder etwas zu arbeiten, aber weiß einfach nicht wie. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, Postbote oder sowas zu machen. Dass meine Interessen und keinerlei Freude an nichts einfach nicht wiederkommen, lässt mich so verzweifeln, dass ich absolut hoffnungslos bin. ich kann einfach nicht mehr. Ich habe so gekämpft, ich kämpfe um mein Leben, alle Bücher zu den Themen gelesen, versucht, die ganzen Psychoedukationen umzusetzen und es funktioniert einfach nicht. Ich bin so gefangen in mir...
Hat jemand Erfahrung mit sowas? Kann das so lange dauern? Habt ihr irgendwelche Tipps für mich? ich hatte mal so ein schönes Leben mit so viel Freude und Plänen. Das kann doch nicht einfach vorbei sein mit 43 Jahren... Ich will nicht sterben, aber so kann man nicht weiterleben. Ich hoffe, ich habe niemanden getriggert... und die Regeln des Forums eingehalten.

Liebste Grüsse, Eure Prause
Welle62
Beiträge: 20
Registriert: 27. Jul 2023, 10:56

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Welle62 »

Ich kenne das, was du schreibst von schlimmen Zeiten.Arbeit kann Fluch und Segen sein. Ich habe immer trotz Krankheit gearbeitet. Das war echt hart. Vielleicht wäre ein Ehrenamt für den Übergang gut. Tierheim vielleicht.
Ein Teil der Krankheit ist Hoff ungslosigkeit. Eine Selbsthilfegruppe hat mir früher auch geholfen.

Liebe Grüße
Prausi
Beiträge: 19
Registriert: 19. Aug 2023, 11:55

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Prausi »

Das habe ich versucht. Ehrenamt im Tierheim. Ich konnte nur noch weinen, weil ich das Gefühl hatte, (so wichtig diese Arbeit objektiv auch ist), nun ganz abgestürzt zu sein. Egal, was ich mache, Sport, duschen, Gartenarbeit, Bewerbungen schreiben - ich schaffe es einfach nicht, stolz auf mich zu sein. Weil es früher alles selbstverständlich war... Mein innerer Kritiker kann nichts gutheißen und er ist einfach so viel mächtiger als ich. Ich fühle mich so winzigklein neben ihm...
@Welle62: wie lange haben denn diese schweren Phasen bei dir gedauert? Und was hat dir geholfen?
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Prausi,
wäre eventuell eine Tagesklinik etwas für dich? Wo Du abends nach Hause kannst, weniger "Leerlauf" hast und nicht den gesamten Tag in der Klinik bist?

Für mich war es eine Lösung, da ich mir ein Mehrbettzimmer und den Abstand von meiner Familie nicht vorstellen konnte.

Die Lust zu nix ist typsich für eine Depression, das kommt im allgemeinen nach Abklingen der Episode langsam wieder. Bis dahin würde ich auch die Idee vertagen, wieder arbeiten zu müssen. Ruh dich aus - es dauert, so lange es dauert. Ich war z.B. 9 Monate aus dem Leben geworfen, danach wurde es ganz langsam besser.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
anna_lyle
Beiträge: 359
Registriert: 31. Dez 2016, 08:31

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von anna_lyle »

Hej Prausi,
ich kenn diese Verzweiflung auch. Habe seit ca 40 Jahren wiederkehrende Depressionen UND, ECHT JETZT: die guten Zeiten kommen wieder.
Für die schwärzesten Momente brauchst du irgendwelche Hilfsmittel.
Hast du schon in dem Unterforum "Literatur, Film und Fernsehen" gestöbert? Dann gibt's den Thread "Werkzeugkasten", auch sehr hilfreich:
viewtopic.php?p=650301#p650301

Jeder Fitzel Hoffnung hilft.

LG anna_lyle
Kada
Beiträge: 272
Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Kada »

Liebe Prausi,

die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit haben wir wohl gerade gemeinsam. Wir müssen jedoch fest daran glauben, dass wir wieder in unser schönes Leben zurückfinden, auch wenn es uns sehr schwer fällt bzw. unmöglich ist.

Hast du eine Familie oder Freunde, die dich unterstützen? Der Tipp von Anna, sich im Unterforum „Literatur, Film und Fernsehen“ umzusehen, kann auch helfen. Mir machen Bücher von Menschen, die es „geschafft“ haben, immer etwas Mut.

Ich bin seit Mitte Juni im Depriloch und versuche wie du alles Mögliche, um wieder herauszukommen - Fehlanzeige! Jeden Abend habe ich Angst vor dem nächsten Tag. Es gibt übrigens auch ein Buch mit dem Titel „Morgen ist auch leider auch noch ein Tag“.

Ich glaube auch, dass dein Therapeut recht hat, wenn er sagt, eine Arbeit täte dir gut. Im Grunde ist alles, was ablenkt, wichtig für uns. Seit Mai arbeite ich auch nicht mehr, aber wenn ich morgens zwei Stunden bei mir im Homeoffice arbeite, tut das meistens gut. Wäre das für dich auch eine Option?

Meinen Hobbys kann ich auch nicht nachgehen, der Spaß und der Antrieb sind einfach nicht da.

Ich finde, es gehört schon viel Mut dazu, so eine schwere Phase zu durchstehen. Eigentlich sollten wir stolz auf uns sein.

Ich sende dir ganz liebe Grüße und lass dich nicht unterkriegen!
Kada
Prausi
Beiträge: 19
Registriert: 19. Aug 2023, 11:55

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Prausi »

Ihr Lieben,

ich danke euch von Herzen für eure lieben Antworten. Es tut zumindest gut zu wissen, dass ich nicht allein damit bin und dass andere glauben, dass es wieder besser werden kann. Ich kann nur nicht verstehen, wie es im Netz immer heißt, die meisten Depressionen klingen nach Wochen bzw. wenigen Monaten wieder ab - aber bei mir dauert diese akute Phase einfach schon sechs Monate. Woher nehmt ihr die Kraft, weiterzukämpfen? Selbst meine liebe, süße Katze und mein wirklich toller Freund können mich nicht aufmuntern. Ich habe solche Scham- und Schuldgefühle, dass ich es einfach nicht schaffe....als würde ich irgendetwas falschmachen und versagen.... Ich habe eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Nur keine seelische Gesundheit...aber die Gefühle, die Liebe, die Hoffnung und der Glaube sind doch das Wichtigste im Leben. Sonst ist alles nichts wert, wenn man nichts bzw. nur Schmerz fühlt. Es tut so weh, die anderen Menschen zu sehen, wie sie lachen, miteinander sind, sich verbunden fühlen... und ich selbst sitze in diesem tiefen schwarzen Brunnen, kann keines der Seile fassen, die mir die lieben Menschen versuchen nach unten zu werfen. Warum geht das nicht?

Eure Prausi
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Hallo Prausi,

kennst du den Auslöser deiner Niedergeschlagenheit oder kam es schleichend?

Was machst du den ganzen Tag - erfüllt dich das?

Du hast recht, der Glaube (nicht eine Religion!) ist sehr wichtig, wenn du daran nicht glaubst, je wieder lachen zu können, wird es verdammt schwer wieder zu lachen.

Wenn du deine Trauer immer wieder nährst (gedanklich), wird sie erblühen und du wirst noch trauriger.

Eigenartiger Weise ist das mit den Frohsein etwas anders, das braucht oft mehr input.

Was könnte dir Freude bereiten?

:hello:
Prausi
Beiträge: 19
Registriert: 19. Aug 2023, 11:55

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Prausi »

Hey Maxegon, ja, der Auslöser meiner Angst und Trauer sind Mobbing und Burnout gewesen. Und nun habe ich Todesangst, wieder zu arbeiten. Nicht zu arbeiten bedeutet für mich, keine richtige Aufgabe zu haben, keinen Sinn. Und mit der Arbeit kamen dann auch alle anderen Interessen im Privatleben, denke ich. Darüber habe ich mich immer definiert. Ich bin nun schon so lange krankgeschrieben und die Angst überdeckt alles. Ich traue mir nichts mehr zu...habe solche Angst, berufsunfähig zu werden. Das wäre das Schlimmste für mich. Ich weiß nur nicht, wie ich den Glauben an mich zurückgewinnen kann.... Freude kann ich dedhalb nicht empfinden und die Interessen sind auch überdeckt von der Angst. Ich merke das daran, wenn ich mal etwas weniger Angst habe/kurz entspannter bin, habe ich auch wieder etwas mehr Interesse. Aber das geht fast nur mit Tavor... 🙁 und das ist ja nun wirklich keine Lösung.
LGPrausi
Maxegon
Beiträge: 2528
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Maxegon »

Prausi hat geschrieben: 28. Aug 2023, 09:35 ... der Auslöser meiner Angst und Trauer sind Mobbing und Burnout gewesen.
Burnout, ausgebrannt sein, nicht mehr können, ist ja oft die Folge des Mobbings und je mehr man sich überfordert fühlt (ist), desto mehr fühlt man sich wie das gehetzte Tier, macht entweder Fehler oder zieht sich immer mehr zurück, was wiederum noch mehr Unmut, bei sich und seinem Umfeld ("Mobbern") erzeugt.

Wird man gehänselt oder immer wieder kritisiert, ignoriert, fühlt man sich ausgegrenzt, das erzeugt wieder Angst, noch mehr Unsicherheit, noch mehr unüberlegtes Handeln ... = immer mehr Stress führt letztendlich zur Panik, diese dann zum Zusammenbruch.

So war's bei mir. Keine Ahnung wie deine Umsrände waren.

Kluge Leute gehen zum Arzt, lassen sich krankschreiben, analysieren sich und die vergangene Zeit/Situationen und kommen bestenfalls zu einer Erkenntnis, zur Ursache.

Ich tat das nicht. Ich gab die Schuld allen anderen, kündigte und betäubte mich so gut es ging.
Und das viel zu lange! Isolierte mich regelrecht, ... ich armer Wurm, wurde immer so ungerecht behandelt ... alle anderen hatten Schuld - nur ich nicht - diese fatale Denkweise, sicherlich meiner Panik geschuldet, trieb mich immer weiter in die Depression.

Nun mag man das behandelbare Krankheit nennen, ich hatte jedenfalls meine Objektivität verloren, wie ein verletztes Kind und steigerte mich immer weiter in meinen Zorn gegen die Anderen hinein, anstatt nach Lösungen zu suchen.

Ich machte Fehler, sicherlich .... die Anderen auch, doch ich musste etwas an meinem Verhalten ändern, um in der Gesellschaft (oder auf der Arbeit) anerkannt zu werden.

Denn darum gehts doch: Annerkennung, Respekt, ernst genommen werden.
Kompromisse finden, miteinander, auch wenn der andere Unrecht hat.

Früher konnte ich das immer, ich war die Toleranz, das Verständnis in Person.
Doch, je mehr ich mich unter Stess setzte, desto intoleranter, verletzer wurde ich und das schürte wiederum meine Angst. Ein Teufelskreis.

Erst als ich die Fehler bei mir suchte und sie mir auch eingestand, wurde ich wieder lockerer, angstfreier.

Was verursachte dein Ge-mobbt-werden?
Die Fehler der Anderen sind dir sicherlich klar?
Woran hat es bei dir gemangelt?

:hello:
Queen in the North
Beiträge: 49
Registriert: 18. Aug 2023, 18:51

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Queen in the North »

Liebe Prause,

es tut mir Leid zu hören, dass es Dir so besch ... en geht.

Ich will dich nicht ungebeten mit guten Ratschlägen zumüllen, aber glaubst du, es würde dir helfen, einen Minijob oder ein Ehrenamt zu haben, dass deiner ursprünglichen Tätigkeit nähersteht als die Arbeit im Tierheim? Du schreibst, dass du wegen Mobbing und Burnout in die Depression gerutscht bist und früher offenbar sehr stolz auf deine berufliche Laufbahn nach der Promotion warst. Gäbe es vielleicht irgendetwas, was du zum Einstieg so 4-8 Stunden die Woche machen lönntest und was deine früheren Fähigkeiten etwas "reaktiviert"?

Nur so als Beispiel (da ich ja nicht weiß, als was du gearbeitet hast): einer Lehrkraft in deiner Situation würde es vielleicht gut tun, ehrenamtlich Nachhilfe oder Deutschunterricht zu geben. Vielleicht gibt es ja etwas Vergleichbares, was für dich funktionieren könnte, damit du wieder etwas Selbstvertrauen gewinnst und so allmählich mehr Kraft hast, um aus dem tiefen Brunnen ans Licht zu kommen...

Liebe Grüße,
QitN
Melanie Maier
Beiträge: 1
Registriert: 28. Aug 2023, 06:23

Re: Ich kann nicht mehr, absolute Hoffnungslosigkeit

Beitrag von Melanie Maier »

Hallo Prausi

Das klingt ja furchtbar. Ich kann gut nachempfinden wie du leidest und dich immer wieder durch die Arbeit quälst. Ich finde die Idee mit der Tagesklinik nicht schlecht. Vielleicht solltest du das ins Auge fassen und dich dort erst mal auskurieren lassen von deinen Depressionen.

[editiert mit Verweis auf die Forenregeln. Die Moderation]
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