Ich bin erst dieses Wochenende dem Forum beigetreten.
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![Zwinkern ;)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
Krankheitsgeschichte:
Ich leide hauptsächlich an Depressionen. Vor fast 20 Jahren (Ende 2005), als ich Anfang 20 war, ist meine Mutter an einer eher seltenen, aber sehr aggressiven Krebsart verstorben, und ich habe damals den Ernst der Situation weitestgehend ignoriert, weil ich es nicht wahrhaben wollte und komplett überfordert war, und sie nicht wirklich beim Sterben begleitet. Dafür werde ich mir wohl bis an mein Lebensende Vorwürfe machen, da meine Mutter ein liebevoller und fürsorglicher Mensch war und wir meist ein sehr gutes Verhältnis hatten.
Nach ihrem Tod bin ich aus einer völlig normalen Trauerphase in eine echte Depression gerutscht. Über zwei Jahre später ging es mir nicht besser, sondern nur schlimmer, und ich habe meine Promotion hingeschmissen und mir schließlich psychiatrische Hilfe gesucht. Seit dem Frühjahr 2008 bin ich, abgesehend von einer Unterbrechung von 1-2 Jahren, fast durchgehend in Behandlung.
Meistens ist es eine leichte, aber fast schon chronische depressive Verstimmung (Dysthymie?), obwohl mein erster Psychiater auch etwas von einer Persönlichkeitsstörung gemurmelt hat (bin mir leider nicht sicher, welche???). Ich war dann endlich auch in meiner ersten Therapie, fast zwei Jahre lang. Als ich sie gerade abgeschlossen hatte, es mir besser ging und ich mein erstes Antidepressivum (Citalopram) abgesetzt hatte, ist leider mein Vater überraschend verstorben. Also habe ich ab 2014 bei einem anderen Psychiater wieder mit den Medikamenten angefangen (seitdem Venlafaxin).
2016 habe ich dann schlimme Angststörungen entwickelt. Zuerst dachte ich, dass in meiner alten Wohnung Schimmel hinter der Tapete versteckt ist, der mich vergiftet und dessen Entfernung mich finanziell in den Ruin treiben wird. Nach meinem Umzug (nicht wegen des imaginären Schimmels
![Mr. Green :mrgreen:](./images/smilies/icon_mrgreen.gif)
Ich wäre wohl reif für die Klinik gewesen, hatte mich aber hartnäckig geweigert, weil die in der Psychiatrie mir ja nicht mit meinem (eingebildeten) Brustkrebs helfen können.
![Augen verdrehen :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
![Verlegen :oops:](./images/smilies/icon_redface.gif)
Jetzige Situation:
Seit ca. 5 Jahren wurstele ich so vor mich hin. Dann kam die Pandemie und meine Firma hat (auch auf Kostengründen) auf fast 100% Home Office umgestellt. Wir haben noch ein paar Büroräume in für mich erreichbarer Nähe, aber da geht fast so gut wie niemand hin. Nun lebe ich allein in einer 1-Zimmer-Wohnung, und nach den ganzen Kontaktbeschränkungen in der COVID-Hochzeit ist dieses "mobile Arbeiten" und die soziale Isolation einfach nichts für mich. In den letzten 12 Monaten habe ich mich komplett gehen lassen.
Ich war mit der Hausarbeit schon immer eher nachlässig, vor allem in depressiven Phasen, aber jetzt mache ich nur noch das Allerallernötigste. Geschirr spüle ich, wenn ich kein sauberes mehr habe (leider kein Platz für Spülmaschine), ich ernähre mich hauptsächlich von Fast Food, was meine Waage ins Plus und mein Konto ins Minus rutschen lässt, und ich habe dieses Jahr schon mehrmals Unterhosen, Socken und Shirts nachgekauft, anstatt einfach in den Waschkeller zu gehen ...
![Böse oder sehr verärgert :evil:](./images/smilies/icon_evil.gif)
Auch in der Arbeit bin ich immer unzufriedener, mein Bürojob ("irgendwas mit Medien") macht mir gar keinen Spaß mehr, und meine Leistung leidet objektiv darunter. Am liebsten würde ich den Job wechseln, kann mich aber (Überraschung!) leider nicht zum Schreiben von Bewerbungen aufraffen.
Ich weiß nicht, ob ich wieder depressiv bin. Ich fühle nicht diese komplette Verzweiflung, wie 2007/2008, und auch nicht die panischen Ängste von 2016-2018. Ich bin einfach nur jammernd und selbstmitleidig und ich habe. Keine. Lust. Auf (fast) gar nichts.
Wenn ich mich mit Freunden treffe, geht es mir eigentlich immer besser und ich freue mich über die Geseellschaft, aber manchmal sage ich die Treffen auch kurzfristig ab. Aus Gründen. (Ich habe letztes Jahr die Hochzeit meiner besten Freundin verpasst, weil ich mich nicht hingetraut habe. Nein, ich weiß auch nicht, was das war.)
Meine Wohnung fühlt sich immer mehr wie ein (sehr versifftes) Gefängnis an. Ich hatte gerade 10 Tage Urlaub, bin aber fast die ganze Zeit nur im Bett gelegen und habe auf YT alte Folgen einer englischen Quizshow geguckt. Theoretisch kenne ich die üblichen "Motivationstricks" aus meinen zwei Verhaltenstherapien, aber ich mag sie einfach nicht anwenden. Ich will das nicht schon wieder alleine schaffen müssen. Also mache ich nichts. Gleichzeitig habe ich ein furchtbar schlechtes Gewissen, während mir der Berg an unbewältigten Aufhaben über den Kopf wächst.
Hat jemand irgendeinen Rat für mich? Meine Psychiaterin (bzw. deren Vertretung) hat mich gefragt, was ich denn bräuchte. Und ganz ehrlich, gefühlt bräuchte ich einen persönlichen Assistenten, eine Putz- und Haushaltshilfe, einen Steuerberater, einen Entrümpelungsservice und ungefähr 3-6 Monate Sabbatical mit Delphinschwimmen und Klangschalentherapie und danach ein Karrierecoaching für den Neuanfang. Da ich aber jetzt schon finanziell leicht über meine Verhältnisse lebe und das alles nicht im Leistungskatalog der GKV steht, warte ich halt auf die Hauselfen aus Harry Potter. Die haben sich leider noch nicht blicken lassen ...
![Mr. Green :mrgreen:](./images/smilies/icon_mrgreen.gif)
War irgendwer schon mal in einer ähnlichen Situation? Und wie um Himmels willen seid ihr da raus gekommen?
![Frage :?:](./images/smilies/icon_question.gif)
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Bitte entschuldigt den Redeschwall, aber irgendwo muss man sich ja ausko ... en. Und schon mal ein herzliches Dankeschön für alle Rückmeldungen!