Gedichte V

Flachlandtiroler
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Re: Gedichte V

Beitrag von Flachlandtiroler »

Wen ich einmal mir besizte,
dem ist alle Welt nichts nütze.

Ewig Düstres fällt herunter,
Sonne geht nicht auf noch unter.

Bei vollkommnen äußern Sinnen,
wohnen Finsternisse drinnen.

Und er weiss von allen Schätzen,
sich nicht in Besitz zu setzen.

Glück und Unglück wird zur Grille,
er verhungert in der Fülle.

Sei es Wonne sei es Plage,
schiebt er´s zu andern Tage,

ist der Zukunft nur gewärtig,
und so wird er niemals fertig.

(Na, wer weiss von wem?)
Barbra
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Re: Gedichte V

Beitrag von Barbra »

Quadrat im Kreis

Hin und wieder stell' ich fest dass ich nicht mehr lachen kann,
über Sachen die ich früher lustig fand

Hin und wieder merk' ich auch, dass ich keine Menschen brauch'
und lieber ganz alleine bin

Hin und wieder wird mir klar, dass alles anders geworden ist,
als es scheint, dass es Früher einmal war

Hin und wieder spüre ich, dass ich die Sonne nicht mehr mag,
weil ich das helle Licht nicht mehr ertrag'

Doch der Schmerz ist zuckersüß und irgendwie auch so vertraut
ich hab' mich dran gewöhnt. So fehlt zur lezten Konsequenz

einmal mehr das bisschen Mut und die paradoxe Wut darüber
wird im Traum ertränkt von der beschissnen
Leichtigkeit des Scheins

Wie ein Quadrat in einem Kreis, eck' ich immer wieder an
obwohl ich doch schon lange weiß dass ich niemals ändern kann
was sich niemals ändern wird, weil das Schlechte immer bleibt
und doch die Sonne wieder scheint, scheißegal was auch passiert

Immer wieder stell ich fest, dass „hin und wieder“ immer
öfter ständig ist

(Axel Kurth, 1995)
emriye
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Re: Gedichte V

Beitrag von emriye »

VORSICHT TRIGGERT EVTL. MENSCHEN MIT GEWALT UND MIßBRAUCHSERFAHRUNGEN.....PASST AUF EUCH AUF





Gequälte Kinderseele

Die Tür fällt zu, - sie ist gegangen. Ich fühl mich wie ein Tier: gefangen!

"Geh bitte nicht, bleib doch daheim!" Wir sind mit IHM jetzt ganz allein.

Ich lieg im Bett, ruhig und verschreckt. Ich hätte mich so gern versteckt.

Doch nirgends werd ich sicher sein... vor IHM, ich mache mich ganz klein.

Ganz langsam öffnet sich die Tür. Oh Gott, - zaub're mich weg von hier!

Ich bin noch da... ER kommt herein.

"Komm Kind, - du darfst jetzt Mama sein!.

Vor Angst fall ich aus meinem Bett. ER kommt zu mir, und tut ganz nett.

"Tut nicht mehr weh, - komm her ich blase" Oh... wie ich diese Worte hasse!

"Mein kleiner Schatz, ich hab dich lieb." "Nein" - will ich schrei' n, "DU bist ein Dieb!

DU stiehlst mir grad mein Kinderlachen. Ich will nicht diese Dinge machen!"

Ich muss mit raus... hab keine Wahl. Jede Minute wird zur Qual.

Ich zähl sie mit: "vier, fünf, sechs, sieben..." Ich würd' am liebsten tot hier liegen.

Ich fühl' s rumor' n in meinem Bauch. "Na kleine Frau, gefällt' s dir auch?"

Am liebsten würd' ich IHN bespucken. Doch hab schon Angst, IHN anzugucken...

Die Zeit ist um... es ist vorbei. "Du weißt, das wissen nur wir zwei.

Das muss unser Geheimnis bleiben, sonst kann dich Mama nicht mehr leiden!"

"Sie glaubt dann nämlich dass du lügst, und stiehlst, und and' re auch betrügst.

Und weil sie's dann nicht schafft allein, steckt sie euch alle in ein Heim!"

Ich hab's gelernt - ich darf nichts sagen. Wem auch??? - es stellt ja niemand Fragen!

Ich geh ins Bad, will sauber sein. Der Schmutz zieht in die Seele ein!

Ich werd nie sauber! - Nie im Leben!!! Kein Mensch kann mir mein Lachen geben...

kein Mensch kann diese Last ertragen. Die wir als Kind erfahren haben!

Ich bring IHN um....ich hasse IHN! Ich hab bis heut IHM nicht verzieh' n...

und heut noch lieg ich oft im Bett,- ganz klein - und suche ein Versteck.

Ich bin jetzt groß, erwachsen schon. Habe zwei Mädels und 'nen Sohn.

An meiner Seite ist ein Mann... dem ich fast voll vertrauen kann.

Fast voll... denn immer bleibt ein Rest. Der mich nie voll vertrauen lässt.

Und das hat ER zuweg gebracht, in jeder "Mama-Papa-Nacht"

Ich hab geschwor'n, das nie ein Mann... dass meinen Kindern antun kann.

Lass nie ihr kleines Herz zerstör'n... werd vorher stumme Schreie hör'n!

Denn jedes Kind hier hat das Recht... dass "Mann" die Finger von ihm lässt!.

Und alle kleinen Kinderseelen... sind da zum lieben,- nicht zum quälen!

Sie können doch nur uns vertrau'n! Wir sollten nicht zur Seite schau'n..wenn sie uns bitten:

"Bleib daheim...

wir sind doch sonst mit IHM allein!"

© by Bine
tomroerich
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Re: Gedichte V

Beitrag von tomroerich »

Das ist wirklich sehr, sehr gut!
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
winzling
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Re: Gedichte V

Beitrag von winzling »

hallo bine.
dein gedicht ist wirklich sehr sehr bewegend und hat mich in meinem innersten berührt.

allen betroffenen wünsche ich, dass sie irgendwann morgens aufwachen und sagen können: ja, ab heute werde ich leben!

In tiefen Gedanken,
winzling

"never forget "
emriye
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Re: Gedichte V

Beitrag von emriye »

Hallo Winzling,
dieses Gedicht stammt nicht von mir, Bine ist eine gute Bekannte von mir und das Gedicht von ihr spricht mir aus der Seele...
es bewegt mich zutiefst. Ich habs schon so oft gelesen und es läuft mir jedesmal ein eiskalter Schauer den Rücken runter.
Liebe Grüße
emriye
tomroerich
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Re: Gedichte V

Beitrag von tomroerich »

Auch ein sehr guter Liedtext zum Thema....

Wer hat den Ernst in dein Gesicht gebracht,
wer hat das Licht gelöscht in dir?

Wer hat die roten Wangen bleich gemacht,
wer brach roh ein in dein Revier?

Wer nahm die Leichtigkeit, die Unbefangenheit,
wer brachte dich um deine allerschönste Zeit?

Wer machte deine klaren Augen blind,
wer trieb mir dir ein böses Spiel?

Wer tötete das unbeschwerte Kind,
das immer aufstand, wenn es fiel?

Wer bremste deinen Drang, wer lehrte dich den Zwang,
wer brach die Flügel dir, bevor der Flug gelang?

Wer ließ dich einfach in der Ecke stehen,
wer hat dein Spielzeug dir zerstört?

Zu wem hast du vergeblich aufgesehen,
auf wen hast du umsonst gehört?

Wer hat nur unerlaubt die Zukunft dir geraubt?
Wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluss geglaubt?

Wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluss geglaubt?

H.van Veen
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
moorhexe
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Registriert: 3. Jul 2003, 16:47

Re: Gedichte V

Beitrag von moorhexe »

Mein Glück bin ich !

Ich bin weder ein Sakrileg noch ein Privileg,
vielleicht bin ich weder kompetent noch
exzellent, doch bin ich gegenwärtig !

Mein Glück bin ich,
du bist es nicht,
nicht nur weil du vielleicht fortgehen wirst,
sondern auch weil du willst daß ich sei
was ich nicht bin
ich kann nicht glücklich sein,
wenn ich mich ändere
nur um deine Selbstsucht zu befriedigen.

Und ich kann mich auch nicht damit zufrieden geben,
das du mich kritisierst,
weil ich nicht denke, wie du denkst,
und weil ich nicht sehe, wie du siehst.
Du nennst mich eine Rebellin,
Doch du hast jedesmal
wenn ich mich geweigert habe, das gleiche zu glauben wie du
gegen meinen Glauben rebelliert.

Ich versuche nicht dein Bewußtsein zu formen,
ich weiß du versuchst mit aller Kraft,
du selbst zu sein.
Und ich kann dir nicht erlauben, daß du mir sagst,
wie ich sein soll,
denn ich konzentriere mich darauf,
ich selbst zu sein!


Verfasserin ubekannt
mäuseei

Re: Gedichte V

Beitrag von mäuseei »

Frau sein ist nicht, kein Mann zu sein,
und deswegen lebenslang schuldig
gesprochen zu werden.

Frau sein ist nicht, nur Kinder zu gebären
und Geschirr und Kleider zu waschen.

Frau sein ist nicht, Miniröcke anzuziehen
und lackierte Nägel zu tragen.

Frau sein ist nicht, den Kopf zu senken
und der Dominanz Ehre zu erweisen.

Frau sein ist nicht, Dir das Leben zu erleichtern
und mir das eigene zu verweigern.

Frau sein ist nicht,
zum Tode verurteilt zu sein
und zum unmenschlichen Umgang.

Frau sein ist nicht, Dir den Gefallen zu tun,
daß Deine Meinung vorherrscht,
und mir auf die Zunge zu beißen.

Frau sein ist ein Mysterium
ein Traum, eine Herausforderung,
ein Ungehorsam,
ein Aufstands- und Provokationsakt.

Frau sein ist auch, Dich zu lieben,
obwohl Du es mir verbietest,
...obwohl Du es nicht verdienst.

Und aufhören Dich zu lieben,
nur wann ich es so will.
jolanda
Beiträge: 1147
Registriert: 16. Okt 2003, 10:29

Re: Gedichte V

Beitrag von jolanda »

WER?


Ich lache
Und frage mich: wer lacht da?

Ich singe
Und frage mich: wessen Stimme höre ich?

Ich scherze
Und frage mich: wer ist da so fröhlich?

Ich rieche den Duft einer Rose
Und frage mich: wer schnuppert da?

Ich genieße ein Stück Schokolade
Und frage mich: wer genießt denn da?

Ich arbeite
Und frage mich: wessen Hände sind da so geschickt?

Ich löse ein Rätsel
Und frage mich: wer denkt denn da?

Ichliebe
Und frage mich: wer liebt da?

Ich weine
Und frage mich: wer weint da?

Ich lache, scherze, genieße, arbeite, denke, liebe, weine
Und frage mich: wer ist es, der da empfindet?

Jolanda


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Feedom's just another word for nothing left to lose (Janis Joplin)
Barbra
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Re: Gedichte V

Beitrag von Barbra »

Abschied

Für meine Shanouk

Jetzt bist Du weg.
Einfach nicht mehr da.
Ich weine um Dich.

Sie sagen,
Du warst doch "nur" ein Hund.

Du warst mein Mädchen.
Du warst mein Trost, meine Hilfe.
Du warst immer da.

Viel mehr wert als so mancher Mensch.
viel einfühlsamer als so mancher Mensch.
viel mehr von mir geliebt als so mancher Mensch.

Im Stich gelassen hab ich Dich.
Dich bei denen wohnen lassen, als ich nicht mehr konnte.
Bei jenen, die schon mich kaputt machten.

Trotzdem liebtest Du mich.
Bedingungslos. Immer.
Spürtest, wie's mir ging.
Warst traurig, wenn ich traurig war.
Glücklich, wenn ich glücklich war.

Warum Du?
Warum jetzt?
Warum konnte es nicht einer von denen sein?
Warum wäre das viel weniger schmerzhaft gewesen?

Meine Kleine, meine Süße.
Das wertvollste, das ich hatte, warst DU.

Bitte verzeih mir.
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