Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Hallo Zusammen,

Mein Partner hat Depressive Phasen. Leider scheint er sich das nicht eingestehen zu wollen. Er zieht sich so sehr zurück, dass wir in unserer gemeinsamen Wohnung kein gemeinsames Leben mehr führen. Gleichzeitig kann er aber seit einer Woche wieder zum Sport gehen, auch mal mit nem Kumpel unterwegs sein und anderen in whatsap schreiben. Nur ich bin ihm immer noch zu 100% zu viel, obwohl ich ihn die meiste Zeit komplett in Ruhe lasse.
Ich würde das ganze gerne irgendwie ein kleines bisschen verstehen. Er will mit mir aber nicht reden. Also muss ich warten bis es vorbei geht und hoffen, dass er wieder zu mir zurück kommt.

Ich würde mich sehr freuen und Es würde mir enorm helfen, wenn sich hier Betroffene finden, die beschreiben können, was während einer Depressiven Phase in euch vorgeht. Was denkt ihr? Was fühlt ihr? Was nicht? Was braucht ihr? Wie kann man euch helfen? Was macht es nur schlimmer? Was einfacher? Usw. Wer will darf sich auch gerne mal so richtig darüber auslassen, was aktuelle oder vergangene Angehörige falsch gemacht haben.

Ich weiß, jede Depression kann anders sein und bestimmt unterscheiden sich auch die Bedürfnisse sehr. Aber ich möchte es irgendwie verstehen, ein bisschen wenn möglich nachvollziehen können und vielleicht gibt es ja doch einen Tipp, der dazu führt, dass ich die Verbindung zu meinem Partner in dieser schweren Zeit wieder spüren kann.

Ich bin für jede Antwort dankbar ❤️
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von MissMikse »

Hallo SalsaSasa,

willkommen im Forum!

Ich kann und will nicht viel dazu sagen bzw. schreiben, weil ich selbst nicht in einer Beziehung lebe und es somit nicht wirklich nachvollziehen kann, was da ggf. so passieren kann.

Aber ein Gedanke kam mir ganz spontan, als ich deinen Post gelesen hab:
Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich innerhalb einer Beziehung irgendwann selbst ein wenig aus den Augen verliert.
Wenn du schreibst, dein Partner trifft sich mit einem Kumpel oder geht zum Sport, dann versucht er vielleicht einfach nur, wieder etwas mehr auf sich selbst zu achten als vorher?! Sich um seine Wünsche und Bedürfnisse zu kümmern?! Und das kann dich dann vielleicht verunsichern, weil du das von ihm nicht kennst. Es fühlt sich an, als würde er sich von dir entfernen. Andererseits könntest du die Gelegenheit nutzen, dich auch wieder etwas mehr um dich und deine Bedürfnisse zu kümmern, anstatt fieberhaft zu überlegen, was du für ihn tun kannst usw.?! Das könnte für ihn auch ein wenig den Druck raus nehmen aus der Situation.
Ich hatte für einen kurzen Moment das Bild im Kopf, wie ihr euch in der Wohnung begegnet - und euch gegenseitig taxiert/mustert/belauert... nach Anzeichen Ausschau haltend, ob sich was verändert hat an der Situation, auf ein Zeichen hoffend, dass er reden will usw. Das stell ich mir schwierig vor.
Ich fände es glaub ich gut, wenn mein Partner mir signalisieren würde: hey, wenn du reden willst oder mich brauchst, bin ich da. Sag Bescheid. Bis dahin kümmere ich mich etwas mehr um mich selbst, was aber nicht heißt, dass ich mein Leben ohne dich leben und genießen will. Aber ich möchte dir damit ein wenig Freiraum geben, dich um dich selbst zu kümmern. Und wie gesagt: wenn du mich brauchst, bin ich da. OK?

Nun ja, das einfach mal als Gedanke dazu.
Liebe Grüße
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Hallo MissMikse,

danke für deine Nachricht, ich weiß was du meinst.

Aber wir sind allgemein kein Pärchen, das nur aufeinander sitzt und alles zusammen macht. Jeder hat seine Freunde, seine Hobbys und so weiter. Ich bin auch froh, dass er zum Sport, weil ich weiß, dass ihm das gut tut und dass es ihm wichtig ist. Und ich selbst kümmere mich auch um mich. Bin mit Freunden unterwegs oder bei der Familie usw. Ich lasse ihm viel Raum und Zeit.

Aber es tut dann einfach weh zu sehen, dass er mir aus dem Weg geht, mir nur genervte antworten gibt, selbst wenn ich ihm nur eine gute Nacht wünsche. Er schläft seit drei Wochen auf der Couch und hält sich in keinem Zimmer auf, in dem ich bin. Warum kann er aber mit Freunden losziehen, lachen, Späße machen usw. Egal was ich mache oder lasse, es scheint alles falsch zu sein und ich bin verzweifelt, weil ich nur für ihn da sein will, selbst wenn das heißt, dass er sich viel von mir zurück ziehen muss. Aber warum nur von mir?

Genau darum würde ich gerne mehr verstehen, wie es Menschen mit dieser Krankheit geht. Ich will nachvollziehen können, warum er sich so verhält. Und natürlich wüsste ich auch gerne, was ich tun kann, damit es anders wird, selbst wenn ich keine Hoffnung habe, dass es da was gibt. Ich bin verzweifelt und möchte es einfach nur verstehen.

Trotzdem danke für deine Nachricht, alles liebe ❤️
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Und noch eine Frage: Wie signalisiere ich meinem Partner denn, dass ich mein Leben weiter lebe und trotzdem für ihn da bin?

Ich habe es ihm geschrieben, ich habe versucht es ihm zu sagen. Aber es scheint nichts davon anzukommen...
Pummelfee
Beiträge: 36
Registriert: 19. Jun 2023, 11:36

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Pummelfee »

Liebe SalsaSasa
sicherlich lässt es sich nicht pauschalisieren, wie man sich in einer depressiven Episode fühlt. Daher schreibe ich dir, wie es mir geht und wer/was mir hilft.
Es ist wie im Mariannengraben. Dunkel, keine andere Menschen, kalt und manchmal kommen komisches Wesen, die man noch nie gesehen hat und die wirklich angsteinflößend sind. In Form von Gedanken. Diese Gedanken sind manchmal so furchteinflößend, dass ich nicht essen kann und nur schlafen will. Zudem herrscht ein riesiger Druck. Dass keine was merkt, dass ich trotzdem irgendwie den Schein aufrechterhalten kann, dass ich es schaffe aufzustehen und zur Arbeit zu gehen und ein bisschen was zu essen.
Mir hilft es, wenn ich nicht genötigt werde, unter Menschen zu gehen. Und wenn ich erzähle, wie es mir wirklich geht, das Gegenüber nur zuhört und nicht kommentiert. Denn wenn man Depressions-Muggel ist, dann hört sich das alles total irre und unrationell an. Aber es ist real. Zumindest für mich.
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Danke liebe Pummelfee für diesen Einblick 💖
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Überdosis »

Hallo SalsaSasa,

ist die Depression den ärztlich Diagnostiziert oder wie kommst du darauf, dass er es hat?
Welche Auffälligkeiten, in welchen Abständen und Dauer, hat er denn?

Finde eigentlich nicht, dass sein Verhalten depressiv klingt, sondern eher, dass Beziehungstechnisch zwischen euch beiden vielleicht etwas doch nicht stimmt?


Liebe Grüße
Susan
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Hallo Susan,

nein, ärztlich diagnostiziert ist es leider nicht. Aber wenn er keine Depression hat, dann weiß ich auch nicht.

Er hat immer wieder Phasen. Wir sind nun 3,5 Jahre zusammen. In dieser Zeit hatte er schon 3 solche Phasen, das ist nun die 4. Und diese haben sich bislang wie folgt geäußert. Von heute auf morgen will er niemanden sehen. Er geht noch arbeiten und in der Regel auch zum Sport, aber unternimmt sonst nichts. Er sagt auch alle treffen mit Freunden ab. Die letzten male haben wir noch nicht zusammen gewohnt. Nun wohnen wir seit April zusammen und das erste Mal sehe ich, wie er sich während dieser Zeit verhält. Vor 3 Wochen war noch alles in Ordnung. Er war liebevoll zu mir, wir haben die Wohnungen eingerichtet, wollten Ende August in den Urlaub gehen... Und dann von heute auf morgen hat er auf dem Sofa geschlafen und nicht mehr mit mir geredet.

Ich weiß er leidet unter Schlafstörungen, er hat tagelang nichts gegessen und man sieht am Sofakissen, dass es nass war, sprich ich gehe davon aus, dass er reingeweint hat. Am Wochenende hat er teilweise immer wieder stundenlang geschlafen, was er normalerweise auch nicht macht. Er lag auch oft stundenlang rum, ohne Fernsehen oder Musik, auch eher nicht normal für ihn.

Seit letzten Donnerstag schien es bergauf zu gehen. Er ist mehr zum Sport, hat wieder für sich eingekauft, isst wieder mehr usw.
Ich habe auch Angst, dass es noch ein anderes Problem nebnn der Depression gibt, dass er einen "Beziehungsgrund" hat, weshalb er mich meidet. Ich wüsste nur nicht welchen, weil es wie gesagt alles in Ordnung war vor drei Wochen. Aber sicher bin ich mir auch nicht.
Unabhängig davon bin ich mir sicher dass es Depressionen sind (oder etwas vergleichbares?). Ich weiß auch von seiner Mutter, dass er solche Phasen immer wieder schon in seiner Kindheit hatte. So, dass er sogar im Urlaub 2 Wochen sein Zimmer nicht verlassen und kaum etwas gegessen hat.

Ich verstehe sein Verhalten gerade auch nicht, die letzten 2 Wochen hatte ihn ganz klar die Depression im Griff. Das war offensichtlich. Nun hält er mich aber immer noch auf Abstand und ich sehe es wie Du, es scheint schon besser zu sein, also warum meidet er mich noch?
Genau deshalb möchte ich ihn und sein Verhalten gerne verstehen. Denn ich kann es einfach nicht einordnen und weiß nicht was los ist. Er redet nicht mit mir.
Gestern hab ich versucht mit ihm zu reden und habe gesagt er muss doch auch verstehen, dass ich das nicht nachvollziehen kann. Er soll mir doch bitte nur sagen ob es daran liegt, dass es ihm nicht gut geht, oder an mir, an unserer Beziehung. Aber er hat nur ins Leere gestarrt. Meinte er weiß nicht was er mir sagen soll und hat ansonsten geschwiegen. Ich habe ihn dann erstmal in Ruhe gelassen. Später habe ich dann gesehen, dass er um 9 Uhr schon mit Kopfhörern eingeschlafen ist. Ich glaube, das macht er, wenn eine Situation für ihn im Kopf zu viel ist. Aber das ist nur eine Vermutung.

Nun wie gesagt, darum möchte ich es gerne verstehen können.

Viele Grüße
Sasa
Cailyn
Beiträge: 17
Registriert: 12. Okt 2018, 21:11

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Cailyn »

Hallo Sasa,

wenn ich statt ihm in dieser Situation wäre und mich so verhalten würde, hätte ich wahrscheinlich Probleme mit Emotionen. So etwas "einfaches" wie Sport oder Freunde, das nur der Ablenkung dient und was man vielleicht auch nicht so nah an sich ran lässt, geht da eher. Du hingegen bist ganz nah dran. Vielleicht schämt er sich, vielleicht hat er Angst, Liebe und Nähe zuzulassen, weil er sich grade wertlos fühlt, oder er steckt grade in einer Phase, in der er selbst so gut wie nichts fühlt, deine Gefühle daher auch nicht erwidern kann, das aber möchte, oder oder oder...
Wie du siehst gibts da wirklich viele mögliche Erklärungen, vielleicht trifft auch mehr als eine zu. Beantworten kann nur er dir das. Und vielleicht weiß er's grad selbst nicht mal.
Mehr als warten und ihm Raum geben kannst du glaube ich nicht machen. Vielleicht fragst du ihn, ob es ihm möglich ist, in einem Brief zu formulieren, was grad los ist, wenn er nicht reden kann. Oder du fragst seine Mutter nochmal, ob sie etwas hilfreiches weiß, wenn er das schon so lange hat.
Wenn es wirklich eine Depression ist, nimm es ihm aber bitte nicht allzu krumm, wenn er grade nicht kann. Die Depression beraubt einen vieler Fähigkeiten, die sonst recht einfach erscheinen.
Möglicherweise kann er dir auch erst später erklären, was los war, wenns ihm besser geht. Vielleicht kann er das aber auch nicht. Wir Betroffene wissen manchmal selbst nicht, was grad so in uns vorgeht oder warum wir wie handeln.

Ich hoffe, ihm gehts bald besser und ihr könnt das zu beider Zufriedenheit klären.

Viele Grüße
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von MissMikse »

Hallo nochmal,

ok, jetzt seh ich da auch etwas klarer. Danke für die zusätzlichen Infos.

Bei mir war das lange Zeit so, dass nach aussen hin alles völlig ok war: Arbeit, Familie, usw. Aber sobald ich zu Hause war und die Tür zu war, bin ich völlig zusammen gebrochen und hatte keine Kraft mehr für irgendwas. Das könnte für alles mögliche sprechen: Stress, Überforderung, Erschöpfungsdepression, ADS/ADHS...
Vielleicht ist es bei ihm auch so, dass er mit Arbeit und Sport oder mal nen Kumpel treffen schon so viel Kraft verbraucht, dass er zu Hause keine Kraft mehr übrig hat und nur noch Ruhe haben will. Und bisher hatte er die immer. Jetzt wohnst du mit ihm zusammen und er steht vor einer völlig neuen Situation und weiß noch nicht, wie er damit umgehen soll. Er wohnt nicht mehr allein und hat somit auch nicht mehr die völlige Freiheit, sich gehen zu lassen, zusammenzubrechen, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen usw. Er hat vielleicht Angst, dich damit zu verschrecken, wenn er es tut. Es nicht zu tun bedeutet aber, dass er es "runter schlucken" muss, was auch nicht gut ist. Und diese Situation kann dazu führen, dass er vielleicht im Moment dich als das Problem ansieht. Aber nur, weil er nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll.

Ich stelle mir vor, dass zusammenziehen nochmal eine ganz andere Ebene der Beziehung öffnet und man noch mehr aufeinander eingehen und sich vertrauen muss. Aber das geschieht nicht über Nacht, sondern braucht Zeit um sich dran zu gewöhnen und zusammen zu wachsen.

Liebe Grüße
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Danke MissMikse fürs lesen und deine Einschätzung.

Vielleicht stimmt es und sein Sport und sein Kumpel sind das einzige, das er noch schafft. Mein Kopf sagt mir natürlich dann im Umkehrschluss, dass ich zu viel bin..und das tut weh. Auch wenn er es nicht böse meint oder mit Absicht macht.

Ich habe ein Video gesehen, in dem ein Therapeut gesagt hat, dass er bei der Behandlung aufpassen muss nicht die Negativen Gedanken eines Erkrankten zu bestätigen. Und ich fürchte, ich habe das vermutlich die letzten Wochen leider ungewollt gemacht.
Er kennt sich in seinen Phasen ja schon seit der Kindheit und es war immer anstrengend für ihn, wie seine Mutter damit umgegangen ist. Sie ist eine sehr fürsorgliche Person, hat aber auch immer Angst etwas falsch zu machen und macht sich dann große Vorwürfe. Vielleicht wiederhole ich zur Zeit ihre Fehler.

Ich biete ihm meine Hilfe an, koche für ihn obwohl er es nicht will, kaufe für ihn ein, obwohl er nicht gesagt hat dass er etwas braucht. Und alle paar Tage versuche ich vorsichtig mit ihm zu reden und bin gekränkt, weil ich nur böse Blicke ernte. Natürlich mache ich das nur aus Liebe, weil ich ihm helfen will und weil ich für ihn da sein will, genau so wie seine Mutter, aber vielleicht triggerf ihn das auch und sorgt dafür, dass er es erst recht nicht aus seinem Loch schafft. Bzw vielleicht sorgt es auch einfach nur dafür, dass er mich als anstrengender empfindet.

Jetzt frage ich mich, ob ich ihm sagen soll, dass ich das nun erkenne und mich ab sofort nicht mehr wie seine Mutter verhalten werde. Wenn er meine Unterstützung braucht, soll er es mir sagen, sonst mache ich nichts. Wenn er keinen Kontakt zu mir sucht, lasse ich ihn ohne Ausnahme in Ruhe. Ich warte darauf, dass er wieder von alleine zu mir kommt.
Diese Vorstellung macht mir Angst, weil es sich für mich so anfühlt, als würde ich die letzte Verbindung zu ihm Kappen. Außerdem habe ich Angst, dass er sich dann erst recht allein und im Stich gelassen fühlt. Ich bin hin und her gerissen.

Was meint ihr? Soll ich das versuchen, oder könnte er sich dadurch nur von mir weggestoßen fühlen?

Liebe Grüße und euch einen schönen Sonntag
Maxegon
Beiträge: 2506
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Maxegon »

Hallo SalsaSasa,

da fällt mir eine Zeit aus meinem Leben ein, wo ich mich fragte:

Was mache ich, wenn ich keinen Rückzugsort habe bzw. ich in meiner Wohnung, die ich mit meinen Partner teile, nie auch mal die Tür einfach zumachen kann?

Ich fliehe!

Ich suche mit einen Ort, wo ich nichts muss, mich nicht erklären muss, auf niemanden Rücksicht nehmen muss oder einfach gehen kann, ohne ein Wort.

Auch ich gehe gern zum Sport oder zu meinem Kumpel, da geht das alles.

Mein Partner tut ja alles nur aus Liebe ... er kauft für mich ein, obwohl ich gar nichts benötige, er kocht für mich, obwohl ich es nicht will.

Er meint es ja nur gut!

Ich möchte ja einfach nur meine Ruhe haben = nix tun, nichts erklären müssen, gern auch mal nur doof auf dem Sofa sitzend in die Luft starren, ohne angesprochen zu werden.

Bei meinem Kumpel kann ich sagen: Nö, keine Lust und das wird akzeptiert, ohne ellenlange Erklärungen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Ich will niemanden verletzen (Partner), drum halte ich lieber die Klappe.
Ich brauche keine "Mutti", die sich immer um mich sorgt und mir div. Vorschläge unterbreitet, mir ihre Hilfe anbietet.

Hilfe - warum überhaupt? Wobei?

Weil ich einen, meinen (!) Rückzugsort brauche, Akzeptanz?

Vielleicht sagt mir demnächst einer, ich solle zum Arzt oder Therapeuten gehen, damit dieser mir dann sag, was ich sowieso schon weiß: "Sie brauchen ihre Ruhe, einen Ort, wo sie sie sein können und auf niemanden Rücksicht nehmen müssen."

Ich brauche keine "Mutti" mehr, niemanden der glaubt, was gut für mich wäre, der was für mich tun will, in der Hoffnung mir zu helfen, mit dem charmanten Beisatz, er meine es ja nur gut mit mir.

@SalsaSala, ich weiß ja nicht, wie es in eurer Beziehung so läuft, vielleicht ... oder vielleicht auch anders ... , es gibt doch nur 2 Möglichkeiten: miteinander oder nicht.
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

@Maxegon, naja, vor drei Wochen wie gesagt lief unsere Beziehung gut.

Jetzt gibt es sie einfach nicht mehr. Ich sehe und höre ihn tagelang nicht, obwohl wir in einer Wohnung leben. Da ist nichts mehr, außer Distanz. Und das macht mir nunmal Angst...
Maxegon
Beiträge: 2506
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Maxegon »

SalsaSasa hat geschrieben: 6. Aug 2023, 13:23 naja, vor drei Wochen wie gesagt lief unsere Beziehung gut.

Jetzt gibt es sie einfach nicht mehr. Ich sehe und höre ihn tagelang nicht,
Na ja? ... und dann ... ganz plötzlich?

Mal im Ernst, jedes Tier meidet einen Ort an dem es sich nicht wohlfühlt, auch das Säugetier Mensch.

Passiert das plötzlich? Brach ein Feuer aus? Gab es eine bedrohliche Situation? Hat sich abrupt etwas verändert?

Nur du kennst euren Umgang, eure Situation. Nur du kannst beurteilen, erkunden, wo die Ursache seines Rückzuges liegt?

Unwissende (ich) können nur raten, vermuten, mutmaßen.
Es wäre so, als stelle man eine Wahrscheinlichkeitsrechnung mit Variablen an.
:hello:
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Überdosis »

SalsaSasa hat geschrieben: 6. Aug 2023, 09:59
Jetzt frage ich mich, ob ich ihm sagen soll, dass ich das nun erkenne und mich ab sofort nicht mehr wie seine Mutter verhalten werde. Wenn er meine Unterstützung braucht, soll er es mir sagen, sonst mache ich nichts. Wenn er keinen Kontakt zu mir sucht, lasse ich ihn ohne Ausnahme in Ruhe. Ich warte darauf, dass er wieder von alleine zu mir kommt.
Diese Vorstellung macht mir Angst, weil es sich für mich so anfühlt, als würde ich die letzte Verbindung zu ihm Kappen. Außerdem habe ich Angst, dass er sich dann erst recht allein und im Stich gelassen fühlt. Ich bin hin und her gerissen.

Was meint ihr? Soll ich das versuchen, oder könnte er sich dadurch nur von mir weggestoßen fühlen?
Wie habt ihr das denn sonst immer gemacht mit essen kochen, essen und einkaufen fahren?

Ich persönlich würde einfach wieder zu eurem alten Chema zurück kehren.
Würde nicht speziell nur für ihn was kochen, weil er nicht gut drauf ist, sondern halt so, wie bevor du merktest, dass er wieder in diesem Loch steckt.

Persönlich würde ich auch das gar nicht ankündigen, dass du nun nichts mehr machst, denn ich glaube, das stresst und nerve ihn nur dann mehr.
Lass ihn mal einfach in Ruhe, ist zwar schwer und nicht schön für dich, aber vielleicht hilft das ihm, schneller zur Ruhe zu kommen, wenn er merkt, dass Zuhause nicht mehr jemand sitzt, die sich dauernd sorgt und verletzt wirkt.

MissMikse und Maxegon, haben schon recht.
Jeder braucht auch mal Zeit für sich, Zeit um andere Dinge zu verfolgen, wo der Partner nicht mit bei ist oder im Mittelpunkt steht und das auch so, dass der jeweilige Partner dann auch gar nicht verunsichert oder verletzt ist.
Nur, weil man mal sein Ding für sich alleine macht, bedeutet es doch nicht, dass die Beziehung auf der kippe steht oder du etwas falsch gemacht hast.

Du schreibst, dass die 3 Monate davor normal waren.
Aber vielleicht ist das jetzt auch normal, gerade, wenn er im Tief drin steckt.
Jetzt lebt ihr halt in einer Wohnung und in der eigenen Wohnung verstellt man sich nicht.
Das Verhalten was du als verändert siehst, gehört vielleicht auch einfach eigentlich mit zu seinem Verhalten, nur, dass du diese "Seite" noch nicht kanntest?

Wenn Leute, die uns nah sind, sich sorgen, verunsichert sind oder gekränkt sind, dann merkt man es selbst auch.
Kuck mal, du sagst, er ist anderser, vielleicht sagt er das aber auch von dir, weil er deine Sorge, Unsicherheit und deine verletztheit merkt und ist in Wahrheit selbst belastet mit deinem Wesen, weil du direkt unsicher bist, wenn er mal nicht gut drauf ist?
Niemand ist dauernd gut drauf, auch gesunde nicht.

So wie du aber reagierst, dass du ihm helfen, ihn aufmuntern und ihm was gutes tun willst, ist total normal.

Gestern hab ich auch mit einem Kumpel geschrieben, als ich ihm sagte, dass ich wieder auch im Tief stecke, kamen wieder sogleich fragen, ob ich wüsste, was es auslöst, ob mehr Treffen helfen würde, dass er sich dann auch gedanken macht...

Hör einfach was dein Freund dir sagt.
Wenn er sagt, dass er Ruhe braucht, dann lass ihn in Ruhe und gebe ihm Zeit.


Lg
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Maxegon hat geschrieben: 6. Aug 2023, 13:50
Na ja? ... und dann ... ganz plötzlich?

:hello:
Ja, es ist immer ganz plötzlich. Letztes Jahr an Weihnachten am 24. Schreibt er mir noch vorm schlafen gehen, dass er sich freu mich zu sehen. Am nächsten Tag, den 25. Geht er einfach nicht ans Telefon und sagt er will niemanden sehen.

Vor drei Wochen war abends noch sein Kumpel da. Es war lustig, wir haben geredet und gegrillt. Danach haben wir noch kurz fern gesehen und dann von jetzt auf gleich ist er mir aus dem weg gegangen und einen tag später kommt er nicht mehr ins Bett.

Ich will ja alles machen, damit er sich wohl fühlt. Nur weiß ich nicht, was genau der Auslöser von heute auf morgen war, dass er sich in meiner Gegenwart nicht mehr wohl gefühlt hat.
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Überdosis hat geschrieben: 6. Aug 2023, 14:19
Wie habt ihr das denn sonst immer gemacht mit essen kochen, essen und einkaufen fahren?
Ich mache an sich jetzt nichts anders. Wir haben eine gemeinsame Liste und immer wenn einer einkaufen gegangen ist, hat er dem andren Bescheid gegeben, dass er die Liste füllen kann, wenn er was braucht. Das hat er 2 Wochen lang nicht gemacht. Irgendwann hatten wir nichts mehr da, was er essen würde, also habe ich halt irgendwas gekauft, damit er etwas isst. Jetzt geht er ja wieder einkaufen, also mache ich das nicht mehr.
Ich koche sehr gerne und normalerweise auch fast jeden Abend für mich. Wenn er Lust hat kann er mitessen, wenn nicht, dann nicht. Da er nicht mit mir redet, hab ich ihm halt die ein oder andere Portion dann einfach mit nem Zettel hingestellt, in der Hoffnung dass er nach 3 Tagen mal wieder was isst. Hat er nicht, also hab ichs am Ende gegessen bevor es im Müll landet.
Persönlich würde ich auch das gar nicht ankündigen, dass du nun nichts mehr machst, denn ich glaube, das stresst und nerve ihn nur dann mehr.
Lass ihn mal einfach in Ruhe, ist zwar schwer und nicht schön für dich, aber vielleicht hilft das ihm, schneller zur Ruhe zu kommen, wenn er merkt, dass Zuhause nicht mehr jemand sitzt, die sich dauernd sorgt und verletzt wirkt.
Ich lasse ihn wie gesagt seit 3 Wochen in Ruhe. Das Wohnzimmer gehört komplett ihm. Ich gehe nicht in die Küche wenn er drin ist. Ich bin viel mit Freunden unterwegs, damit er seine Ruhe in der Wohnung hat. Ich kann ihn gar nicht viel mehr in Ruhe lassen, als ich es schon tue. Für noch mehr müsste ich mich in Luft auflösen oder ausziehen...
MissMikse und Maxegon, haben schon recht.
Jeder braucht auch mal Zeit für sich, Zeit um andere Dinge zu verfolgen, wo der Partner nicht mit bei ist oder im Mittelpunkt steht und das auch so, dass der jeweilige Partner dann auch gar nicht verunsichert oder verletzt ist.
Nur, weil man mal sein Ding für sich alleine macht, bedeutet es doch nicht, dass die Beziehung auf der kippe steht oder du etwas falsch gemacht hast.
Das machen wir ja beide, auch außerhalb von diesen Phasen. Nur gibt es halt nichts mehr, was wir gemeinsam machen. Gar nichts mehr. Ich weiß nicht, ob ich hier missverstanden werde. Es geht nicht darum, dass ich wie eine Klette an ihm kleben möchte. Aber es muss doch nachvollziehbar sein, dass ich in meiner Beziehung nicht in einer Zweck-Wg leben möchte, in de man sich ignoriert? Er sagt mir nicht hallo, nicht tschüss, auf ein gute Nacht reagiert er nicht. Wenn ich sage, wie reden nicht, dann meine ich Wir Reden gar nicht! Nichts, kein einziges Wort. Und das nun drei Wochen lang. Und ich akzeptiere es trotzdem noch, will ihm weiterhin Freiraum lassen. Da verstehe ich nicht, wieso mir hier mit allgemein gültigen Ratschlägen für eine Beziehung gekommen wird, dass jeder mal was für sich machen muss. Das ist klar und darum geht es nicht. Mal davon abgesehen, dass das auch nicht meine ursprüngliche Frage war..

Du schreibst, dass die 3 Monate davor normal waren.
Aber vielleicht ist das jetzt auch normal, gerade, wenn er im Tief drin steckt.
Jetzt lebt ihr halt in einer Wohnung und in der eigenen Wohnung verstellt man sich nicht.
Das Verhalten was du als verändert siehst, gehört vielleicht auch einfach eigentlich mit zu seinem Verhalten, nur, dass du diese "Seite" noch nicht kanntes
t?

Da mag vielleicht etwas dran sein. Danke für diesen Gedankengang.
Wenn Leute, die uns nah sind, sich sorgen, verunsichert sind oder gekränkt sind, dann merkt man es selbst auch.
Kuck mal, du sagst, er ist anderser, vielleicht sagt er das aber auch von dir, weil er deine Sorge, Unsicherheit und deine verletztheit merkt und ist in Wahrheit selbst belastet mit deinem Wesen, weil du direkt unsicher bist, wenn er mal nicht gut drauf ist?
Niemand ist dauernd gut drauf, auch gesunde nicht.
Naja, wie soll ich mich normal verhalten, wenn ihn alles nervt, was ich tue und ich die halbe Wohnung meiden muss, damit er seine Ruhe hat..
Hör einfach was dein Freund dir sagt.
Wenn er sagt, dass er Ruhe braucht, dann lass ihn in Ruhe und gebe ihm Zeit.
Dafür müsste er ja mit mir reden, was er wie gesagt ja nicht tut...

Danke die fürs lesen, für deine Meinung, deine Sichtweise und die Mühe diesen Text zu schreiben.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von MissMikse »

Hallo nochmal,

es ist schwer anhand der wenigen Stichworte, die du anfangs geschrieben hast, die Situation richtig einzuschätzen.
Alles, was bisher geschrieben wurde, sind somit nur Mutmaßungen, Ideen, was evtl. los sein könnte.

Nach deinem letzten Post habe ich jedoch ein wenig den Eindruck, dass du von uns etwas ganz bestimmtes hören/lesen willst. Und da das bisher keiner geschrieben hat, fühlst du dich irgendwie auf die Füße getreten.

Du schreibst:
"Ich weiß nicht, ob ich hier missverstanden werde. Es geht nicht darum, dass ich wie eine Klette an ihm kleben möchte. Aber es muss doch nachvollziehbar sein, dass ich in meiner Beziehung nicht in einer Zweck-Wg leben möchte, in de man sich ignoriert? Er sagt mir nicht hallo, nicht tschüss, auf ein gute Nacht reagiert er nicht. Wenn ich sage, wie reden nicht, dann meine ich Wir Reden gar nicht! Nichts, kein einziges Wort. Und das nun drei Wochen lang. Und ich akzeptiere es trotzdem noch, will ihm weiterhin Freiraum lassen. Da verstehe ich nicht, wieso mir hier mit allgemein gültigen Ratschlägen für eine Beziehung gekommen wird, dass jeder mal was für sich machen muss. Das ist klar und darum geht es nicht. Mal davon abgesehen, dass das auch nicht meine ursprüngliche Frage war.."

Das kam vorher nicht so klar heraus, dass ihr überhaupt GAR NICHT mehr miteinander redet.

Aber alles, was du bisher beschreibst, klingt halt eher nach Beziehungsproblemen. Auch, wenn du vermutlich lieber eine "Bestätigung" hättest, dass seine Depressionen schuld sind (die ja gar nicht offiziell diagnostiziert sind) und dir irgendwie einen "Plan" erhoffst, mit dem du (nicht ihr) dieses Problem lösen kannst. Du fragst auch, ob du seine Mutter um Tipps bitten sollst. Aber die konnte sein Problem (und es ist im Endeffekt allein SEIN Problem) ja bisher auch nicht lösen. Das kann wenn dann nur er.

Ich will nun auch gar nicht mehr weiter was dazu schreiben, denn als Beziehungsratgeber tauge ich sowieso nicht.
Früher oder später wird er vermutlich mit dir reden und dir sagen, was los ist. Oder du ziehst vorher die Reißleine, falls du es nicht mehr aushältst.
So oder so wünsche ich dir/euch alles Gute.

Liebe Grüße
Manuel999

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Manuel999 »

Hi Salsa,

Ich glaube das sollte man Dir mal deutlicher rüberbringen:

Unglückliche Beziehungen, und der Gedanke, wie da jetzt rauskommen, können ebenfalls Depressionen, und null Bock verursachen. Er sieht vielleicht keine Lösung.

Ich kann es nicht ganz verstehen, dass Du von einem Forum hier irgendeine Art Tablette, oder Diagnose suchst.

Es wird schon seinen Grund haben warum er so ist. Menschen mit Depressionen sind nicht geisteskrank.

Die können kommunizieren.

Aber anscheinend stimmt ja irgendwas nicht...

Du wirst es glücklicherweise, oder auch nicht glücklicherweise, irgendwann, erfahren.

Ich bin jetzt etwas forsch gewesen, ich kann es aber nicht haben, wenn Menschen mit Depressionen man als zweitklassig ansieht, -wenn er überhaupt Depressionen hat.

Das kommt bei mir so rüber: ihr müsst doch wissen was der hat...und was man dagegen tut..

wahrscheinlich schreibt da ein sehr junger Mensch .. versuche mal mit ihm über WhatsApp zu kommunizieren. Junge Menschen hängen doch die ganze Zeit am Smartphone...nicht alle natürlich...

Viel Glück!
Liebe Grüße
Maxegon
Beiträge: 2506
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Maxegon »

SalsaSasa hat geschrieben: 6. Aug 2023, 14:58
Ja, es ist immer ganz plötzlich.
Hast mal mit seiner Mutter darüber gesprochen?

Wenn mein Partner nicht mehr mit mir spricht, mich ignoriert ... was würde ich tun?
Wäre es dann noch ein Partner? Wie lange würde ich es aushalten, wenn mein Heim (Wohnung) immer unheimelnder wird und die vertraut geglaubte Person immer fremder?

Selbst wenn mein Partner zum Arzt geht, ggf. Tabletten nimmt o.ä. , wollte ich diese permanente Furcht, dass dieser Zustand bleibt bzw. wenn er sich bessert, immer wieder kommen könnte?

???

Nein.
Mir das eine Weile mitansehen, das Gespräch suchen und klar eine Aussprache fordern.
So viel Egoismus muss man sich selbst eingestehen.

Von jedem Freund, Mitbewohner, Familienmitglied würde ich das ja auch verlangen, voraussetzen.

Ich hatte schon einige Lebensabschnittsbegleiter, nicht alle waren Partner, oft "versagte" ich (bestimmt!), doch wenn alles mehr Tauer als Freude bereitet ...
sollte die Überlegung schon erlaubt sein, wie weit man gehen möchte...
Maxegon
Beiträge: 2506
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Maxegon »

Manuel999 hat geschrieben: 6. Aug 2023, 17:32
Ich kann es nicht ganz verstehen, dass Du von einem Forum hier irgendeine Art Tablette, oder Diagnose suchst.

Es wird schon seinen Grund haben warum er so ist. Menschen mit Depressionen sind nicht geisteskrank.
...
Das kommt bei mir so rüber: ihr müsst doch wissen was der hat...und was man dagegen tut..
@Manuel999, ich kann nicht verstehen,

dass du Behauptungen aufstellst und diese dann anderen vorhältst: das kommt bei mir so rüber.
Manuel999

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Manuel999 »

@Maxegon:

Sie hat doch einen Thread eröffnet und sucht irgendeine Erklärung... da muss man doch auch eine Annahme schreiben dürfen..

Also, mir selber schon passiert: 15-jährige Beziehung am Ende. Gemeinsame Wohnung. Ich nicht die Kraft, und finanzielle Mittel, selber auszuziehen=Teufelskreis=Depression.
Bis diese dann richtigerweise die Reißleine gezogen hat, und ausgezogen ist, damit war das Problem gelöst.
Und die damalige Depression auch.
So war das, ist mir einmal passiert und nie wieder, seitdem bestehe ich immer auf zwei Wohnungen..

Sie sucht doch eine Erklärung..
Manuel999

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Manuel999 »

Vielleicht wäre das Vernünftigste ihn mal zu einem Arztbesuch zu überreden, wenn er denn will...
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von Überdosis »

SalsaSasa hat geschrieben: 5. Aug 2023, 20:51
Was denkt ihr?
Düstere Gedanken

Was fühlt ihr?
Oft ist alles überfordernd, mir wird alles zu viel und schaff halt nur das nötigste und das mach ich auch nur, um ruhe haben zu können

Was nicht?
Freude, motivation, liebe

Was braucht ihr?
Zeit, keine hektik, keinen lärm, keine aufmunterung, nicht reden müssen

Wie kann man euch helfen?
Mit in Ruhe lassen, normalem verhalten, nicht sauer sein, nicht genervt oder sonstwie komisch sein, ganz normaler alltag, ohne aufmunterungen, helfen oder reden wollen

Was macht es nur schlimmer?
Wenn jemand komisch wird, stresst, sauer ist, unbedingt darüber reden möchte, schlechte Laune unbedingt ausdiskutieren möchte

Was einfacher? Usw.
Sie, wie kann man euch helfen.
Wer will darf sich auch gerne mal so richtig darüber auslassen, was aktuelle oder vergangene Angehörige falsch gemacht haben.
Hab das mal so ausgefüllt. Ist halt so mein Ding, kann bei wem anderen aber auch komplett anders sein, was das beantworten da arg schwer macht.
Dem einen hilft es, dem anderen hilft das überhaupt nicht.
Was deinem Freund da hilft, wäre eigentlich gut das in seinen guten Phasen zu erfragen, insofern er sprechen mag.

Ich finde aber dennoch nicht, dass man das trennen kann.
Du empfindest es als Beziehungstipps, aber Umgang mit nahen Menschen fließt doch automatisch da rein, da ihr nunmal in einer Beziehung zueinander steht.

Nur, weil einer Depressiv ist, hört die Beziehung und der Umgang miteinander doch nicht auf.

Persönlich finde ich es schon ein wahnsinns vortschritt, dass er wieder einkaufen geht, wenn er es vorher nicht konnte.
Dir muss einfach klar sein, dass so eine Depression 6-8 Monate gehen kann, das braucht Zeit. Man kann höchstens nur unterstützen (wenn er es mag) und Zeit geben.
Es gibt kein Mittel, den man als Angehöriger anwenden kann, um das Tief gezielt und 100% sicher zu verkürzen.

Ich kann natürlich verstehen, dass du schreibst, dass es dich belastet, dass er jetzt 3 Wochen so ist, wie er ist, aber ICH Persönlich sehe da nur die Chance es auszusitzen und dich normal zu verhalten, um, wenn er wieder gut drauf ist, mit ihm zu reden....
Oder:
Für dich ist das nicht zumutbar und such zu trennen wäre für dich der vernünftigere Weg.
Was du mitmachen kannst oder wie viel du dir zumuten kannst, kannst nur du selbst entscheiden.
Beide Wege sind dann auch in Ordnung (mir fallen halt nur diese 2 Möglichkeiten auch ein).

Was mir auffällt... du sagst, du verhälst dich normal, was du aber nunmal nicht tust:
Warum meidest du die Räume? Warum gehst du raus, wenn er rein kommt?
Solch ein Verhalten würde mich total nerven und auch irgendwie belasten, da bin ich ehrlich.
Mit in Ruhe lassen, meine ich eigentlich nur, dass nicht ständig nachgefragt wird, was los ist, ob es ihm besser geht, ob du ihm helfen kannst, ob du irgendwas machen kannst.....

Wenn er raus geht, wenn du rein kommst, sitz das einfach aus. Es ist auch deine Wohnung.
Würde ich zumindest so machen. Was du machst und was für dich richtig sich anfühlt, musst du wissen, da nur du die Situation erlebst und ihn kennst.
Geht es absolut gar nicht mehr, ist halt auch sich trennen dann unter Umständen ok.

Wenn seine Mutter solch Phasen schon kennt, frage sie, wie das eben so war und wann es meist besser wurde, um ungefähr ein Zeitfenster für dich zu haben, an dem du dich orientieren kannst.
Hat er danach gesagt, was los war oder war er dann einfach nur wieder wie normal?

Es ist sehr schwer dir da was zu Raten.
Wir kennen nicht den Grund, warum er sich so dir gegenüber verhält. Da wäre seine Sicht zur Situation zu erfahren eigentlich auch wichtig.


Liebe Grüße
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Depression erklärt, von Betroffenen für Angehörige

Beitrag von SalsaSasa »

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum mir hier nun Vorwürfe gemacht werden. Ich ordne Menschen mit Depressionen nicht in eine 2. Klasse oder sonstiges.

Nochmal auf Anfang:

Vor drei Wochen war in meiner Beziehung noch alles in Ordnung. Mein Freund und ich haben zusammen Dinge unternommen, aber auch getrennt unsere Hobbys ausgelebt. Wir haben unsere Wohnung eingerichtet, haben einen Urlaub geplant, die Welt war in Ordnung. Wir hatten noch Freunde zu Besuch und haben zusammen gelacht, Witze gemacht usw.
Einen Tag später beginnt er mich zu meiden und redet seitdem nicht mehr mit mir. Ohne dass irgendwas vorgefallen ist.
Das ist nicht das erste Mal. So hat er sich schon ein paar Mal verhalten. Geendet hat es immer damit, dass er sich entschuldigt hat, sich selbst als Idiot bezeichnet hat, sich Vorwürfe gemacht hat, dass er mich so behandelt usw. Ich hab ihm immer gesagt, dass er sein darf wie er will und ich ihm keine Vorwürfe mache. Beim letzten Mal mit dem zusatz, dass ich mir wünsche, dass er sich hilfe sucht. Aber wie zu Anfang beschrieben sieht er wohl nicht ein, dass es eine Krankheit ist. Er hält sich einfach nur für egoistisch, was ich nicht so sehe.

Ich habe meine Fragen hier nicht gestellt, weil ich einen Plan von euch haben möchte oder eine Lösung. Mir ist bewusst, dass es diese eine Lösung nicht für alle gibt. Meine Fragen haben darauf abgezielt zu hören, wie sich andere fühlen, was andere denken, die vielleicht in etwa das selbe durchleben, wie er. So dass ich es wiederum besser verstehen und auch besser damit umgehen kann. Damit ich einfach auch weniger Fehler mache.
Ich erwarte nicht, dass mir hier irgendjemand sagt wie es ihm geht, was er denkt oder fühlt. Das kann nur er. Aber da er nicht mit mir redet, hatte ich gehofft, dass es mir hier vielleicht andere, die sich gerade in einer besseren Phase befinden als er, beschreiben können, wie es in einer depressiven Episode ist.

Das ist alles, mehr wollte ich nicht.

Tut mir leid, wenn sich dadurch irgendjemand angegriffen gefühlt hat.
Ich suche auch nur Hilfe, fühle mich allein, weil in meinem Freundeskreis wenn ich davon erzähle mir alle nur raten darüber nachzudenken schluss zu machen. Mir Gedanken zu machen, ob ich das den rest meines Lebens will.

Aber ich weiß, dass er kein Egoist ist. Er ist ein wunderbarer Mensch und ich weiß auch, dass auch diese Phase vorbei geht. Aber ich fühle mich nunmal alleine und abgewiesen in der Beziehung und auch wenn das vermutlich nicht mit seinem Zustand zu vergleichen ist, geht es mir nunmal auch nicht gut damit.
Ich hatte gehofft wenigstens hier auf ein bisschen Beistand und Verständnis zu treffen, gerade weil hier am Ende alle aus dem selben Grund sind. Weil diese Krankheit in irgendeiner Weise Teil unseres Lebens ist.

Und zum Glück gibt es ein paar wenige, die auch dementsprechend antworten. Alle anderen sollten sich vielleicht mal Gedanken darüber machen, ob so ein forum wirklich der richtige Ort ist um um sich zu schlagen und auszuteilen.
Antworten