Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Antworten
Jangili
Beiträge: 3
Registriert: 1. Aug 2023, 09:53

Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Jangili »

Hallo allerseits,

für meine Frage an die Schwarmintelligenz muss ich ein wenig ausholen: Ich (M, Ende 40) trage Depressionen, Angststörungen und Zwangsgedanken seit früher Jugend mit mir herum. War vor kurzem nach sehr langer Zeit wieder in stationärer Behandlung (nur knapp drei Wochen, danach zwei Wochen Tagesklinik). Das Problem ist, dass mein AD (Sertralin, 200mg/d) nach gut 25 Jahren fast vollständiger Symptomfreiheit seit Anfang des Jahres nicht mehr richtig wirkt. Schwere depressive Phasen gab es 1990, 1993, 1998 und jetzt eben 2023—wobei: Der Verlauf ist diesmal völlig anders. Anstatt einer durchgängigen Phase über Wochen und Monate, so wie früher, gehe ich jetzt vielleicht zehn Tage oder zwei bis drei Wochen in die Knie (wo es mir richtig schlecht geht), und dann ist der Spuk wieder vorbei und mir geht es gut. Dann geht das Ganze von vorn los… So seit Anfang des Jahres, und kein Psychiater kann mir erklären, woran es liegt…

Nun ja, nächste Woche soll die Arbeit wieder losgehen. Mein Job macht mir Spaß und auch mein soziales Umfeld passt (glücklich verheiratet etc.) Meine Vorgesetzten und auch viele Kollegen wissen um meine Erkrankung, und wir haben insgesamt ein sehr unterstützendes und tolerantes Team.

Nun habe ich seit Anfang dieser Woche (nach zwei weitgehend symptomfreien Wochen) wieder mit einem “Absturz” zu tun. Meine ambulante Psychiaterin rät mir daher zu einem erneuten stationären Aufenthalt—den gibt es aber nur mit unbestimmter Wartezeit von bis zu sieben Wochen.

Ich hätte ein sehr schlechtes Gefühl dabei, meinem Arbeitgeber jetzt wieder (nach stationärem Aufenthalt und danach Sommerurlaub) zu sagen: “Ich muss leider wieder in die Klinik” Nun denke ich: Da der Verlauf ohnehin so unberechenbar ist, und mir kein Arzt erklären kann, warum, soll ich jetzt echt nochmal in die Klinik? Wo die Therapeuten sehr jung und unerfahren sind und die Ärzte als Standardspruch immer gerne mit “Das klären sie am besten in der Therapie” abwimmeln, sobald ich eine Frage zur Behandlung habe? Es ist nicht die schlechteste Klinik, aber ehrlich gesagt: Heilsam waren für mich: Mitpatienten (am meisten), Therapeuten (mittelmäßig), Pflege (ebenfalls), Ärzte (SEHR schwankende Qualität)—in genau der Reihenfolge…

Was denkt der Schwarm? Arbeit antreten mit dem Risiko, schnell wieder abzustürzen? Oder doch weiter krankmelden und einen neuen stationären Aufenthalt wagen, dann aber ohne klare Perspektive seitens der Ärzte, wie das Problem Therapieresistenz angegangen werden soll? Dann könnte ich mich ja auch ambulant weiter durch die Phasen kämpfen? Im Moment wollen mir alle Psychotherapie als Zaubermittel andrehen, aber das habe ich auch schon einige Male hinter mir und wüsste im Moment kaum, worüber ich mit einem Therapeuten sprechen sollte.

Nun ist’s doch viel geworden. Danke fürs Lesen. Bin gespannt auf Eure Gedanken.

Jangili
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Schweiger »

Guten Morgen Jangili,

zunächst ist es doch gut, die Dinge zu sehen, die funktionieren: Partner, gutes soziales Umfeld.
Das ist so wertvoll, umso mehr, als sie Dich mit Deiner Krankheit akzeptieren.
Das ist das Basiscamp.
Bin zwar nicht die vereinte Schwarmintelligenz :-), aber ich würde sagen, dass Du Dir mit der Arbeit noch Zeit lässt, weil
es für Dich und für den Arbeitgeber das falsche Signal senden würde: alles ok .
Vielleicht ist es so, dass Du jetzt länger eine Auszeit brauchst.....
Sonnenschein34
Beiträge: 733
Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Sonnenschein34 »

Guten Morgen Jangili,

ich würde Schweiger beipflichten. Dir geht es aktuell nicht gut. Die Gesundheit sollte erstmal vor gehen.

Ich habe selber keine Klinikerfahrung, deshalb kann ich da auch nicht viel zu sagen, inwieweit das hilfreich sein kann usw.

Du schreibst, dass die Mitpatienten Dir am hilfreichsten waren? Dazu fallen mir dann noch Selbsthilfegruppen und/oder Gruppentherapie ein (da hab ich selber bisher keine Erfahrung mit, steht mir bald aber auch bevor...)

Alles Gute für Dich!

LG
Sonnenschein
Jangili
Beiträge: 3
Registriert: 1. Aug 2023, 09:53

Beitrag von Jangili »

Hallo Schweiger, hallo Sonnenschein,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Die weiß ich sehr zu schätzen. Ich habe halt schon eine längere Auszeit hinter mir. Erst Krankschreibungen, dann Klinikaufenthalt. Ich bin schon seit April außer Gefecht. Das ist sehr frustrierend, aber Ihr habt wohl recht: Es dauert so lange, wie es eben dauert.

Viele Grüße,

Jangili
Sonnenschein34
Beiträge: 733
Registriert: 31. Dez 2018, 18:42

Re: Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Sonnenschein34 »

Hallo Jangili,

ich kann mir vorstellen, wie Du Dich fühlst. Ich habe auch schon mehrere kürzere AU-Zeiten hinter mir und denke mir jedes mal, was soll der Arbeitgeber nur denken, was die Kollegen usw. Aktuell bin ich auch wieder 4 Wochen arbeitsunfähig. Starte in kürze wieder eine Therapie.

Es ist so wie es ist. Leider heilen Depressionen nicht wie ein Beinbruch. Von daher müssen wir das Beste daraus machen.

LG
Sonnenschein
Winterkind04
Beiträge: 358
Registriert: 27. Sep 2020, 06:52

Re: Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Winterkind04 »

Huhu,

mir war es auch schon zu blöd - weiter zuhause zu bleiben und habe es einfach versucht. Allerdings mit einer Wiedereingliedeung - während dieser bist du weiter krankgeschrieben und im Krankengeld. Da war für meinen Kopf gut wenn es gar nicht geht - wird es abgebrochen und dann ist gut. Mir tat dann arbeiten gut…
Jeder ist aber anders…

Willst du nochmal in die Klinik? Du schreibst ja Austausch mit mitpatienten… Vll. Wenn das gut für dich war mal nee Selbsthilfegruppe ausprobieren?
Jangili
Beiträge: 3
Registriert: 1. Aug 2023, 09:53

Re: Frage an die Schwarmintelligenz: Arbeit wieder antreten?

Beitrag von Jangili »

Hallo Sonnenschein, hallo Winterkind,

danke auch für Eure Rückmeldungen! Der Verlauf ist bei mir ist wirklich ätzend. Man fühlt sich zwei, drei Wochen völlig normal und schon geht es wieder abwärts. Aber die Idee mit der Wiedereingliederung nehme ich gerne schon mal als Idee in den Hinterkopf. Ich denke zurzeit auch an Berufsunfähigkeit und irgendwas anderes machen (bin BU-versichert, traue Versicherungen aber trotzdem kein Stück…)

Viele Grüße,

Jangili
Antworten