Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

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Überdosis
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Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

nachdem ich es im Januar nicht hinbekommen hatte, mich fortlaufend für die Warteliste zur Tagesklinik zu melden, ließ ich mich im März nochmal drauf schreiben.
Mit Mühe meldete ich mich ab da immer für die Warteliste.

Heute kam der Anruf, dass zum 10.07 ein Platz frei ist und ich zurück rufen soll.
Wegen Nachtdienst war mein Handy leise, die haben mir aufs Band gesprochen.

Dass es nun so fix geht, damit habe ich nicht gerechnet.
Zu mir wurde gesagt, dass das ganze Wochen dauert und ich rechnete tatsächlich erst nach August damit.

Wisst ihr wie lange dort so eine Therapie geht?

Im August haben meine Schwester und ich Urlaub für eine Woche am Strand gebucht gehabt schon im Dezember letzten Jahres.
Zur gleichen Zeit hatte ich auch meine damals 5 Kaninchen ins Heimtierhotel angemeldet. Letzten Montag ist eins verstorben... ändert aber nichts daran, dass die 4 anderen einen fest gebuchten Platz dort haben, die während meiner Abwesenheit dann gegen Bezahlung die Pflege der Tiere übernimmt.

Was mach ich denn nun? :|
Meine Schwester hat kein Auto und auch keinen Führerschein.... kann also folglich nicht alleine hin fahren.
Wir haben über die gesamte Zeit nun gespart wie die blöden für August, alles was wir noch brauchten (Kühltasche, Stranddecke u.s.w.) akribisch nach und nach besorgt.
Alles ist soweit da, nur noch wenige Wochen bis August... Das wäre auch unser erster Urlaub wieder nach über 10 Jahren, wo wir nie mal so weg waren.
Wir haben es beide eigentlich total nötig, mal wieder weg zu kommen, irgendwo woanders hin und einfach richtig Urlaub zu haben.

Mit der Depression geht es mir richtig schlecht.
Doch den Urlaub absagen möchte ich absolut nicht, ich möchte ja selbst auch unbedingt gerne hin und nachdem alles vorbereitet ist... Es fühlt sich ungerecht und nicht richtig an für Meine Schwester, ihr abzusagen.

Wiederum möchte ich auch in die Tagesklinik, dieses mal aber ohne Zeitnot oder Stress.
Damals als ich Stationär war, konnte ich mich gar nicht drauf einlassen, weil meine Eltern ständig wollten, dass ich sie besuche, was mich enorm Stresste.
Rücksicht nahmen sie damals kein bisschen, die Versorgung der Tiere haben sie auch nicht hinbekommen und machten während der Klinik Zeit deswegen auch Stress pur.

Deswegen möchte ich auch in die Tagesklinik, wo diesesmal eben keiner von weiß (auch meine Schwester nicht), damit ich mich mal endlich nur auf mich und meinem Dilemma mit der Depression konzentrieren kann.
Nur möchte ich mir da auch gerne Zeit lassen und nicht dort nun antreten und wegen des Urlaubes dann das beenden müssen, obwohl ich vielleicht dann noch gar nicht bereit zum beenden wäre... :|


Liebe Grüße
Susan
SonneundDunkenheit
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Susan,

der Aufenthalt in der Tagesklinik wird sicherlich einige Wochen (6 - ...) in Anspruch nehmen und ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Eine genaue Zeitspanne wird dir keiner vorab geben.

Sei ehrlich. Ruf in der Tagesklinik an und teile mit, dass du aus persönlichen Gründen erst ab dem Tag X (nach dem Urlaub) in die Behandlung einsteigen kannst. Solche Anrufe kommen dort täglich vor. Je eher du dort anrufst, umso schneller können sie den Platz wieder belegen. Es wird schon jemanden geben, der sich über die kurzfristige Aufnahme freut.
Ob sie dir gleich nach dem Urlaub einen neuen Termin anbieten können oder es wieder warten heißt, ist ungewiss. Damit musst du leben.

Plan B wäre "reinen Tisch" mit deiner Schwester machen, vom geplanten TK Aufenthalt berichten und den geplanten Urlaub verschieben inklusive der eventuell bereits getätigten Ausgaben.

Plan C wäre mit der Behandlung am 10.7. beginnen und zum Urlaubsbeginn beenden. Wäre für mich die denkbar schlechteste Variante.

Mit welcher Variante fühlst du dich am ehesten wohl?

Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Mario81
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Susan.

Ich hab so ein ähnliches Problem. Ich habe nächste Woche Vorstellungen in der Tagesklinik. Den Termin habe ich seit März. Letzte Juli erste August Woche haben wir Urlaub in der Türkei gebucht. Das war letztes Jahr im Dezember..
In der Klinik soll es dann meistens schnell gehen das man einen Platz bekommt nach der Vorstellung. Ich werde es ansprechen mit dem Urlaub und denke doch das sie Verständnis haben werden, wenn ich erst Mitte August könnte. Wenn es überhaupt so schnell geht.

Ich würde sagen ruf dort an und sage wie es ist. Der Urlaub soll ja auch zur Genesung beitragen. Das sollte doch jeder verstehen, das man nicht damit rechnen kann. Du hast dich ja auch lange drauf gefreut.
Es macht ja wieder Stress wenn du den absagen müsstest oder nur paar Wochen in die Klinik könntest. Das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Ich drück dir die Daumen das du es nach deinen Wünschen regeln kannst.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Überdosis
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Überdosis »

Guten Morgen SonneundDunkelheit und Mario,

ich werde da mal gleich anrufen und dann eben ihnen mitteilen, dass es bei mir erst Ende August ginge, dann wenn der Urlaub eben um ist.
Eure Gedanken und Lösungsvorschläge haben mir da sehr geholfen. Denn es stimmt, der Termin ist wirklich arg kurzfristig, was im Prinzip ja auch toll ist, aber nicht jeder kann so spontan sein.

Das mit dem reinen Tisch bei der Familie lasse ich lieber.
Das hatte ich vor 3 Jahren ja schon, davor wussten sie gar nichts davon, wie mies es mir oft ging.
Was erst Verständnis war, wandelte sich bei ihnen leider binnen kürzester Zeit zu "stell dich nicht so an", "bist doch selbst schuld, wenn du nie raus gehst", "die Tiere solltest du weg geben, dann hättest du diese Last nicht mehr", um.
Und darauf kann ich wirklich verzichten.

Mario, so schön, dass ihr in die Türkei wollt.
Bin ja selbst halbe Türkin (meine Mutter ist türkin), war zuletzt aber tatsächlich als noch kleines Kind dort, als wir mal Urlaub mit den Tanten und den Cousins und Cousinen dort machten und neben Hotel, natürlich auch die Familie meiner Mutter und die Familie meines Onkels dort besuchten.
Wo in Türkei geht es denn bei euch hin?

Was ich mich gerade bezüglich der Tagesklinik noch frage ist, wie das mit dem Arbeitgeber dann läuft?
Als ich gestern zum Nachtdienst ging, schwirrte mir die ganze Zeit im Kopf, dass keiner von den Kollegen und auch niemand sonst dort davon weiß, dass ich vorhabe länger auszufallen...
Wenn der Nächste Termin dann Ende August oder dann halt später (je nachdem wann dann eben wieder was frei wird) wieder wie jetzt abläuft, dass da zwischen dem Anruf und dem Start im Grunde nur 3 Werktage liegen, muss ich da beim Arbeitgeber irgendwie was von sagen oder reicht es, wenn ich dann am Start Tag normal Anrufe und mich krank melde?
Wie habt ihr das denn gemacht?


Liebe Grüße
Susan
Nachtmensch
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Nachtmensch »

Es ist sicher nicht verkehrt, wenn man den AG informiert ab wann man in eine Klinik geht, vorausgesetzt der Termin ist fest. Rein rechtlich genügt es aber, am Tag der Einweisung in der Firma anzurufen und dann zeitnah die Krankmeldung, welche ja die Klinik ausstellt, an den AG zu senden. Wobei, es gibt ja jetzt die elektronische Krankmeldung und da hat sich das mit dem zusenden wohl erledigt. Ich nehme an, der AG kann die dann über die Krankenkasse oder ein entsprechendes Portal „herunterladen“. Bei meiner Frau ist es so, dass Sie nächste Woche ambulant operiert wird und dann einfach in der Firma anrufen muss und sagen, wie lange sie AU Ist. Den Rest macht der AG dann selbst. Sie hatte aber aus Rücksicht auf die Personalplanung vorab schon Bescheid gegeben, ab wann Sie ausfällt.
SonneundDunkenheit
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Liebe Susan,

also ich habe meinen AG bereits vor meinen Klinikaufenthalten (bin körperlich nicht mehr so fit) über die längeren Ausfälle informiert. Dabei habe ich weder Diagnosen noch Beweggründe offiziell benannt. Meine direkten Kollegen wussten ein wenig mehr, aber da war ich mir der Verschwiegenheit sicher.
Letztlich musst du dich entscheiden womit du dich besser fühlst: Vorankündigung oder abrupt wegbleiben. Gerede kann es bei beiden Varianten geben. Rein rechtlich reicht die Krankmeldung ab 1. Tag AU. Bei TK wird es wahrscheinlich eine Beginn - und eine Endmeldung geben und aus dem Klinikstempel kann man in der Personalabteilung genug Rückschlüsse ziehen.

Ich habe meiner nicht direkten Familie und Menschen, die mir nicht so wichtig sind, auf Nachfrage mitgeteilt, dass ich auf Reha sei und Punkt.

Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Suchende2
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Susan,

ich persönlich finde, man sollte den Arbeitgeber die geplante Länge eines Ausfalls und das Startdatum mitteilen, sobald es bekannt ist.
Hat für mich persönlich auch etwas mit fairness gegenüber den Kollegen und Vorgesetzten zu tun.

In der Akutklinik wurde ich gefragt, ob ich eine Krankschreibung mit Stempel der Station oder eine neutrale Krankschreibung mit Stempel des Krankenhauses möchte.
In der Tagesklinik wurde ich es nicht gefragt. Wäre dort wahrscheinlich auch möglich gewesen, da diese zu einem Konzern gehört.
Wenn Du eine neutrale Krankschreibung bevorzugst, dann bitte in der Tagesklinik um diese.

Bei mir in der Firma müssen wir uns trotz der elektronischen Krankmeldung zusätzlich in der Abteilung krankmelden. Wie es bei Euch geregelt ist, weißt Du wahrscheinlich am besten.

Als ich meine Rehazusage erhielt, habe ich mit der Rehaklinik telefoniert und gefragt, ob ich meinen gebuchten Urlaub stornieren solle (zu dem Zeitpunkt wären noch nicht so hohe Kosten angefallen). Daraufhin hat die freundliche Dame am Telefon etwas im Computer eingetragen und gesagt, daß sei nicht notwendig, ich käme erst nach meinem Urlaub in die Reha. Ich glaube 2 1/2 Wochen nach meinem Urlaub startete die Reha.

Alles Gute,
Suchende
Überdosis
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Überdosis »

Hallo,

danke für eure Meinungen und Erfahrungen.

Suchende2, das Krankenhaus kann das ebenfalls, ein Stempel mit Fachbereich drauf und ein Stempel nur mit der Klinik als neutraler Stempel drauf auslegen bei den AUs.
Dieses elektronische kenne ich ebenfalls vom Psychiater, dass dann das Leitungsteam das irgendwie am Rechner sich holen kann die AU.
Dort im Krankenhaus sind sie hingegen wohl noch nicht so weit. Letztens bekam ich noch den ganz normalen gelben Zettel und hab denn dann im Briefkasten des Gebäudes geschmissen, wie es sonst halt gängig war.

Bei uns ist das auch genauso wie bei dir mit der Abteilung.
Wir müssen anrufen um uns krank zu melden, ebenso dann aber auch um uns wieder gesund zu melden.

Ich muss wirklich da nochmal in mich gehen, ob ich denen den längeren Ausfall mitteilen soll.
Eigentlich habt ihr schon recht, dass es fairer wäre, in mich sträubt sich bei dem Gedanken merkwürdigerweise nur alles.
Vielleicht wegen damals dem Stationären Aufenthalt, wo sie auch von wussten, weil sie es waren, die mich dazu ermuntert hatten, das zu machen.
Ist ja aber auch noch Zeit, bis dahin. :|

Mit dem Termin muss ich es morgen nochmal versuchen.
Hatte mir für 10:30 Uhr den Wecker gestellt, da ging dann aber nur das besetzt Ton dran.
Dachte dann ok komm mach nur mal kurz nochmal die Augen zu und als ich dann nach dieser kurzen Zeit wieder hoch schreckte war es natürlich 12 Uhr, wo keiner mehr da ist.
Habs auf AB gesprochen doch mitten im Satz war dann Schluss damit.
Nun erhielt ich wohl 12:30 nochmals den Anruf, dass sie verstanden hat, dass ich nächste Woche nicht kann und ob ich darauf die Woche könne...
Ich hasse das, wenn ich im Nachtdienst dann Vormittags etwas klären muss... Ich schaff das nicht mit dem wach bleiben, wenn ich 3 Uhr Nachts Feierabend habe.😔
Mario81
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Susan.

Konntest du alles zu deiner Zufriedenheit klären?

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Überdosis
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Mario,

entschuldige, dass ich so spät antworte.

Um ehrlich zu sein, keine Ahnung.
Ich hab halt dann abends von der Abeit aus dort nochmal angerufen und auf dem Anrufbeantworter gesprochen, dass ich erst frühstens Ende August kann.
Gestern hab ich dann nochmal ganz normal auf dem Anrufbeantworter gesprochen, dass ich bitte weiter auf der Warteliste bleiben möchte....
Abwarten heißt es da wohl.

Ich lese immer wieder hier im Forum, dass Therapie nur Sinn macht, wenn man "mit macht" und "an sich arbeitet".
Gerade dieses "an sich arbeiten" verstehe ich nicht.
Verstehe wirklich nicht, was oder wie das gemeint sein soll.

Kann mir das bitte vielleicht jemand auch anhand von Beispielen erklären?


LG Susan
Suchende2
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Susan,

"an sich arbeiten" heißt für mich folgendes: Bereit sein in allen Bereichen Änderungen anzugehen. Und zwar nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Gefühl.

Als meine Psychiaterin mich anfang des Jahres fragte, ob ich mir vorstellen könne, nochmal in die Tagesklinik zu gehen, antwortete ich mit Nein.
Begründet habe ich es wie folgt.
Wenn ich in die Klinik gehe, muß ich bereit sein, mich zu ändern. Mein Verstand weiß es und will es. Ich bin aber zur Zeit nicht in der Lage, etwas umzusetzen und dann ist die Tagesklinik (für mich) verschwendete Zeit und verschwendetes Krankenkassengeld.

Alles Gute,
Suchende
MissMikse
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Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von MissMikse »

Hallo Susan,

ich verstehe unter mitmachen und an sich arbeiten Folgendes:

zum einen macht Therapie nur Sinn, wenn man sich selbst traut, auch wirklich an die problematischen Themen dran zu gehen. Meine erste Therapie hat nur an oberflächlichen anderen aktuellen Dingen gekratzt, aber wir haben z.B. nie über die Dinge aus meiner Kindheit gesprochen. Was sicher auch daran lag, dass ich den Therapeut komisch fand, mich aber nicht getraut hab, wo anders hin zu gehen. Im Endeffekt hat die Therapie aber so nix gebracht. Meine "wahren Probleme" waren weiterhin da.

Und an sich selbst arbeiten heißt, z.B. Verhaltensweisen hinterfragen und auch hier bereit sein, was zu ändern. Kleines Beispiel, wenn auch aus einer etwas anderen Ecke: wenn du abnehmen willst und der Arzt stellt dir einen Ernährungsplan zusammen, der anders aussieht als das, was du bisher so gegessen und getrunken hast, dann bringt der Plan nur was, wenn du bereit bist, diese neue Ernährung anzunehmen und umzusetzen. Wenn du weiter lieber Fast-Food, Süßigkeiten und Softdrinks konsumierst, bringt dir die Behandlung beim Arzt kein Ergebnis.
In der Therapie stößt man auch immer wieder auf Dinge, wo man feststellen muss: da verhalte ich mich nicht richtig. Oder: da tut die Einstellung, die ich aktuell zum Thema xy habe, mir nicht gut. Und dann sollte man halt "an sich arbeiten", das ungute Verhalten zu ändern oder die Einstellung zum Thema xy mal zu überdenken und vielleicht eine andere Sichtweise zu bekommen für die Zukunft. Eine andere Sicht auf etwas kann schon helfen, damit man etwas als nicht mehr so belastend ansieht und sich nicht dauernd das Hirn zermartert darüber, warum etwas so und so ist.

Ich erzähl dir ein Beispiel von mir dazu:
ich wurde in meiner Kindheit geschlagen und auch im Keller eingesperrt. Und das mehr als einmal. So lange ich mich dauernd gefragt hab, was ich falsch gemacht hab und warum ich das verdient hatte und warum meine Eltern mich nicht lieb haben usw. war es unmöglich, die Gedanken daran loszulassen und es hinter mir zu lassen. Als ich verstanden hab, dass meine Mama z.B. einfach nur überfordert war mit allem und sich nicht anders zu helfen wusste bzw. es aus ihrer eigenen Kindheit nicht anders gelernt hat damit umzugehen: da wurde mir klar, dass das nicht meine Schuld ist. Auch nicht die Schuld von meiner Mama oder meinen Großeltern. Wenn jemand überfordert ist, reagiert er/sie eben manchmal in einer Art und Weise, die nicht in Ordnung ist. Meine Mama hätte selbst eine Therapie gebraucht, BEVOR sie Kinder bekam, um das anders zu bewältigen. Und selbst dann hätte es keine Garantie gegeben, dass ihr nicht doch mal "die Hand ausrutscht". Seitdem ich also die Situation nicht mehr nur aus der Sicht des Kindes bewerte (das ich damals war), sondern auch mal versucht hab, die Sichtweise meiner Mama nachzuvollziehen, kann ich die Situation anders bewerten - und der Druck ging raus und das Grübeln hat aufgehört.
Irgendwann hab ich meine Eltern auch darauf angesprochen, und ihnen klipp und klar gesagt, dass das nicht in Ordnung war. Das wollte ich einfach mal loswerden. Und seit dem Gespräch ist das Thema durch. Es belastet mich nicht mehr. Vergessen werde ich das nie, es ist ein Teil meines Lebens. Aber ich muss nicht dauernd drüber nachdenken, warum, wieso und weshalb, ich muss mich nicht dauernd mit der Vergangenheit beschäftigen und auch nicht die Fragen aus der Vergangenheit auf die Gegenwart beziehen. Sprich: wenn mich jetzt aktuell jemand verletzt oder zurück weist, dann grüble ich nicht darüber nach, warum mich keiner lieb hat und warum ich schon seit Kindertagen immer wieder enttäuscht und verletzt werde und warum ich scheinbar nicht in Ordnung bin, so wie ich bin usw.

Ich hoffe, meine Schilderungen helfen dir da ein Stück weiter bei deinen Fragen.
Liebe Grüße
Lavendel64
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Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
zunächst einmal: für mich waren das auch Begriffe, die ich nicht zuordnen konnte. Da kamen ganz krude Gedanken wie: Muss ich mich scheiden lassen, meine Arbeit kündigen, damit ich mich besser fühle ... das alles machte Angst, von der ich eh schon genug hatte.

Letztlich war es nichts von allem. Aber es heißt schon, auch mal Dinge auszuprobieren. Ich habe Mitpatienten erlebt, die konnten mit Kunsttherapie nichts anfangen und haben sich schlichtweg geweigert, Pinsel und Farbe in die Hand zu nehmen. Ich selber bin völlig unsportlich und bekommen Nordic Walking aufgebrummt ...
Die Zeit bedeutet, sich auf Neues einzulassen, Dinge in Ruhe auszuprobieren, die man noch nie gemacht hat, die vielleicht in der Schulzeit negativ belegt waren (weil benotet). Einfach machen und schauen, was passiert. Nicht analysieren, nur schauen, wie sich eventuell Emotionen verändern, vielleicht die Grübelschleife mal stoppt. Es sind viele Angebote, weil nicht jedes für jeden passt. Man muss bereit sein, auszuprobieren. Manches geht nicht, das ist völlig okay, wichtig ist, es zu versuchen. Dadurch habe ich auch gelernt herauszufinden, was mir gut tut und was nicht. Dieses Gefühl für mich selber , für meine Emotionen zu bekommen, war enorm wichtig und wertvoll.

An sich arbeiten bedeutet auch, bereit zu sein, Dinge von allen Seiten zu betrachten, Sichtweisen zu verändern (das berühmte halb volle bzw halb leere Glas). Dabei helfen die Therapeuten und Bezugspfleger. Es werden Prozesse im Unterbewusstsein in Gang gesetzt, die man aushalten muss - dazu gehört Vertrauen und Mut, sich mal auffangen zu lassen.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Tagesklinik zum 10.07, aber Urlaub im August - was tun?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Suchende, MissMikse und Lavendel,

danke für eure Beispiele und Erläuterungen.
Sie helfen mit alle gar enorm weiter, das halt mal zu verstehen, was damit denn gemeint ist.

MissMikse, es tut mir von Herzen total leid, wie schwer du es hattest. Als Kind und natürlich auch im Erwachsenen dasein muss das erlebte schwer und schlimm gewesen sein....

Ich glaube, ich schaff das dann aber auch einfach nicht.
Mich belastet die Depression... so vergangenes wie ihr, daran knabber ich gar nicht.
Auch, wie meine Eltern mit mir umgangen, als ich weg gezogen bin und damals mal Stationär war wegen der Depressionen, belastet mich gar nicht mehr mittlerweile.
Dieser Stress den Sie verursachen, fällt halt komplett weg und das merke ich, dass ich ruhiger geworden bin.
Ich genieße diese Ruhe derzeit so enorm, dass das traurig sein und verletzt sein, das sie in mir verursachten, ganz stark abgeschwächt ist.
Weil, ändern kann ich es nicht und durch den Kontaktabbruch habe ich ruhe gewonnen und dieser Stress Level in mir drin, den durch meine Eltern verursacht war, ist weg.

Das Dilemma was ich halt habe ist, dass ich weiß was mir mal Freude bereitete.
Doch muss ich mich dazu zwingen, jedes mal neu und erst, wenn die Sache vorbei und erledigt ist, denke ich, dass es eigentlich voll toll und geil war.
Doch während dieser Tätigkeit selbst, fühle ich nichts, außer sich dazu zwingen zu müssen.

Ich hab das echt mal wirklich knall hart durchgezogen.
Diese "Hobbys" wieder aufgenommen und gemacht, immer und immer wieder.
Während der Tätigkeiten gelang es sogar die Depri zu verdrängen, doch jedes mal war es das selbe:
- Ich musste mich dazu zwingen und zwingen es durchzuziehen
- Sobald ich damit aufhörte, schlug die Depression wieder voll zu
- Am Ball zu bleiben und diese Hobbys dennoch weiter zu machen, verlangte mir alles ab. Ich lande immer wieder in dem Gefühl der Überforderung, auch wenn es nur 1 Ding ist und nicht 4 verschiedene.

Das Stresst mich dann so arg, dass die Depressiven Symptome bei mir richtig schlimm werden und es trotz immer wieder das verfolgen und am Ball bleiben, die Freude daran ja auch nicht kommt oder das alles leichter für mich wird.

Ich finde das so schlimm und auch das belastet mich einfach ganz arg, weil ich Angst habe, dass mein Leben nun für immer so bleibt, dass ich mich echt zu allem zwingen muss und alles keine Freude bereitet, obwohl es das eigentlich tun sollte....

In 2 Wochen geht es weg ans Meer.
Freu ich mich. Derzeit so gar nicht. Das tut verdammt weh.
:(

Liebe Grüße
Susan
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