Hallo, ich bin neu hier und hoffe sehr, dass ich durch Euch vielleicht einen für mich gangbaren Weg finde, wie ich meine Tochter unterstützen kann aber gleichzeitig nicht völlig ausgelaugt und kraftlos zurück bleibe und rechtzeitig Grenzen setze.
Bei meiner Tochter (jetzt 22) wurde vor drei Jahren erstmals eine mittelgradige depressiseve Phase sowie PTBS diagnostiziert. Sie war damals in der Tagesklinik und es ging ihr anschließend wirklich besser. Als sie 18 Jahre alt war wollte sie unbedingt ein Jahr als Aupair in die Staaten. Nach vier Monaten musste sie abbrechen, das sie psychisch so am Boden war, dass wir kurz davor waren rüber zu fliegen und sie persönlich abzuholen. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat will sie es unbedingt schaffen, selbst wenn sie absolut fertig und völlig am Ende ist. Und sie war völlig am Ende. Hier zu Hause hat sie sich dann etwas stabilisiert und dann kam die Tagesklinik sowie ein FSJ, in dem sie sehr viel postives Feetback bekommen hat.
Sie wollte immer Psychologie studieren und ist dann vor 1 1/2 Jahren ins Studium gegangen. Von Anfang an fühlte sie sich alleine und irgendwie nicht wohl. Nach einem viertel Jahr ging es rapide bergab. Es wurde von Monat zu Monat immer schlechter. Alle Ratschläge, die hätten helfen können, hat sie mit einem ja, aber... in den Wind geschlagen. Es wurde immer schlimmer. Zu Beginn hat sie ein einer vierer WG gelebt, dort gefiehl es ihr nicht da sie nie ihre Ruhe hatte. Nach langem Reden hat sie sich Anfang diesen Jahres eine neue Wohnung gesucht ohne Mitbewohner, nun ist sie einsam und keiner ist aus ihrer Sicht für sie da. Das Studium gefällt ihr überhaupt nicht und sie will es beruflich auf keinen Fall machen. Eventuell wechselt sie jetzt endlich das Studienfach. Nach der Trennung von ihrem Freund im letzten Jahr war sie 6 Wochen hier zu Hause. In der Zeit wurde erneut eine Depression diagnostiziert.
Sie ruft mich fast täglich an und klagt mir ihr Leid. Meistens weinend und ziemlich fertig. Ich höre ihr zu, gebe auch mal Ratschläge, die sie nicht annimmt. Bevor sie eine Entscheidung fällt ruft sie mich an und fragt, was sie machen soll. Sie ist auf der einen Seite total unselbstständig, kann aber andereseits alleine in Städte reisen, oder Zeltlager als Lagerleitung führen. Mich kosten diese Telefonate unenedlich viel Kraft und ich brauche immer eine ganze Zeit, bis ich mich wieder aufgebaut abe. Wenn sie uns hier zu Hause besucht nimmt sie unendlich viel Raum ein, zieht meistens eine Flunsch und ist sehr selbstbezogen und negativ. Ich höre ihr zu, immer, auch wenn sich die Dinge, die sie sagt wiederholen und so gut wie immer negativ sind. Sie erzählt immer sehr, sehr viel und findest selbst keinen Schlusspunkt. Sie ist sehr schnell verletzt und weint sehr viel. Gerade dann möchte sie am liebsten immer und zu jeder Tages- und Nachtzeit Trost und Zuspruch. Das macht mich fertig. Meistens, wenn sie bei uns hier ist habe ich das Geführl ich löse mich auf und reagiere nur noch auf das, was sie sagt und möchte.Ich bin trotzdem irgendwie nicht in der Lage mich vernünftig abzugrenzen. Diese langen Gespräche, die Negativität, die dauernde Nähe. DAs alles ist mir viel zu viel. Aber ich habe Angst davor, es klar zu benennen um sie nicht noch weiter nach unten zu ziehen. Zumal die Dinge, die mich so viel Kraft kosten, die Dinge sind, die sie aus ihrer Sicht benötigt, um glücklich zu sein.
Sie hat jetzt eine Therapeutin gefunden, die ihr einigermaßen gefällt. Außerdem hat sie vor 2 Tagen mit Medikamenten begonnen, da sie zur Depression wahrscheinlich auch noch ADS hat. Vieles ihres Verhaltens lässt sich durch ADS erklären, nur ich weiß trotzdem nicht wie ich damit umgehen soll. Es macht mich fertig und irgendwann auch die Beziehung zu meinem Mann, der mit ihrem Verhalten gar nicht klar kommt.
Tja, kann jemand von Euch sagen, wieviel Zuwendung wirklich hilfreich ist und womit ich ihr Leiden womöglich noch verlängere, indem ich immer da bin und Rede und Antwort stehe und auch viele Dinge für sie regle und ihr abnehme?
Ich würde mich sehr über Rückmeldungen freuen.
Liebe Grüße Sina
