Partner schützen oder Ausrede?

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Mrs_Twix
Beiträge: 15
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Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo zusammen,

ich muss hier mal was los werden in der Hoffnung das mich jemand versteht oder gleiches erlebt hat und Tipps geben kann, denn ich fühle mich einfach nur hilflos.

Hier eine Kurzfassung..
Ich bin mit meinem Partner fast 4 Jahre zusammen und die Depression kam schleichend. Aktuell ist es sehr schlimm für ihn, da er sich nicht mal mehr am Wochenende bei super Wetter aufraffen kann was zu machen oder einfach nur in den Garten zu gehen. Ich unterstütze ihn wo ich kann, damit er sich auf sich konzentrieren kann. Mache den Haushalt, die Wäsche, kaufe ein, kümmere mich um Hund und Garten etc.

Natürlich komme ich da auch an meine Grenzen, aber ich versuche ihn und die Krankheit zu verstehen und frage viel, weil wir uns oft wegen Kleinigkeiten streiten, aber sehr heftig. Das möchte ich dadurch vermeiden. Uns beschäftigen diese Streitigkeiten lange, aber irgendwie haben wir immer wieder zueinander gefunden.

Leider komme ich in der Beziehung zu kurz, es gibt gar kein "Wir" mehr. Alles dreht sich um ihn, das ist schwer für mich auszuhalten. Aktuell schläft er schon seit zwei Wochen auf dem Sofa, weil er nach seinen Aussagen dort besser schläft. Für mich ist das alles seltsam und ich habe das Gefühl er liebt mich nicht mehr. Oft frage ich danach, ob er die Beziehung noch will und er meint, dass er mich liebt, aber das im Moment nicht so zeigen kann, weil er so sehr mit sich beschäftigt ist.

Gestern hat er mich gefragt ob ich noch Hoffnung bezüglich unserer Beziehung habe und die habe ich. Er hat die nicht immer und könnte verstehen wenn ich mich trennen würde. Er möchte nicht das ich unglücklich bin, da alles was wir uns zusammen vorstellen konnten, Kinder, heiraten, ist für ihn plötzlich nichtig.

Ich weiß nicht was ich mit so einer Aussage anstellen soll. Er wollte nur ehrlich sein und hat nicht vor sich zu trennen oder möchte das wir die Beziehung aufgeben... Mich verunsichert das und senkt mein Optimismus.

Im Bezug auf die Krankheit und wie ich damit umgehen muss ich noch viel lernen, aber ich bin bereit dazu und irgendwie habe ich den Eindruck er weiß das nicht zu schätzen.

Hat jemand ähnliches erlebt?
Lieben Dank fürs Lesen :)
PüppiHB
Beiträge: 18
Registriert: 26. Mai 2023, 06:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von PüppiHB »

Huhu
Auf deine Frage die Antwort... ja, sowas von!
Exakt so

Unterschied.. wir wohnen nicht zusammen.


Und ja, das tut weh. Sehr weh. Diese Distanz, vor allem emotional, hat.mir sehr zu schaffen gemacht.

Aber ich ahne mich viel mit dem Thema beschäftigt, bin in einer selbsthilfegruppe, lese viel usw.
Das und das Forum hier, hat mir gezeigt. Das sind nicht unsere Männer (natürlich auch Frauen etc), die so agieren, es ist die Krankheit!!
Das hat es mir leichter gemacht, weil ich mir das wie ein Mantra vor Augen gehalten habe.

Pass nur gut auf dich dabeibaif, a HE auf dich, hör in dich rein und mach, was dir gut tut.

Ich hab auch gelernt, nicht von meiner Seite aus verbal ihm gegenüber die Beziehung in Frage zu stellen. Seine Antwort war dann immer, bis zu letzt...das hast du jetzt gesagt.

Meiner hat sich aus einer reha raus von mir getrennt. Das entsprechende Gespräch war am Montag.

Bleib tapfer, geb auf dich acht und gib ihm dabei den Raum, den er braucht.

Hat er einen guten Arzt? Hat er Krankeneinsicht? Therapie?


LG
Edit...sorry, bin gar nicht auf den Titel eingegangen
Als ich ihn fragte, warum er in den letzten Wochen reha und die Woche danach so herablassend, distanziert, lieblos undteilweise wirklich arrogant reagiert hätte, wenn er denn dann mal reagiert hat, war seine Antwort...er wollte mich und sich schützen.
Ich war nur leider so perplex über das sich selbst schützen, das ich erstmal nicht genauer drauf eingegangen bin.
Aber das werde ich noch....irgendwann
Dieser Schutz uns gegenüber zeigt eigentlich auch, wenn auch auf eine sehr perfide Art, das wir noch eine Wertigkeit haben ;)
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo und vielen Dank für deine Erfahrung dazu.

Puh... Das klingt nicht so gut und tut mir total leid für euch.

Dieses in Frage stellen der Beziehung macht ihn fuchsteufelswild 😅 aber ich kann da mittlerweile auch seine Seite verstehen. Ich fände es auch komisch wenn mein Partner andauernd an der Beziehung zweifelt.

Versuche aktuell auch auf mich zu achten und was für mich zu tun.

Irgendwie ist es so schade das mit anzusehen, weil wir echt ein gutes Team sind und auf einer Wellenlänge, so einfach wie mit 20 schmeißt man eine Beziehung nicht weg.

Vor sowas habe ich echt Schiss wie es bei dir passiert ist, dass er in eine Reha geht und sich noch mehr verändert und am Ende die Beziehung beendet.

Leider hat er noch keinen Therapieplatz. Er war bei einer Therapeutin die er selbst bezahlen muss. Da sie aber nur einmal im Monat hier in der Praxis ist und sonst im Norden in ihrer Hauptpraxis ist es bei einer Sitzung geblieben. Wenn es ganz schlimm ist ruft er sie aber an und fragt was er machen kann.

Ich möchte nicht voreilig reagieren, vielleicht erstmal etwas "Ruhe" einkehren lassen! ? 😒
PüppiHB
Beiträge: 18
Registriert: 26. Mai 2023, 06:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von PüppiHB »

Huhu
Erstmal sorry, dass ich mich jetzt erst melde...aber hier ist halt grad viel los 🙈

Ruhe ist immer gut. Informiere dich gut, geh in den Austausch mit anderen Angehörigen, SHG usw.
Das Forum hier, ein guter Austausch mit einer Angehörigen, die ich hier kennen gelernt habe und das wälzen von Büchern, und Internetseiten haben mir sehr geholfen. Auch habe ich das Glück, dass eine gute Freundin von mir (selbst betroffene) sehr reflektiert unterwegs ist.. sie ist mir eine große Hilfe, weil sie mir auf ganz tolle Weise die Situation als Betroffener schildern kann.

Versuche, mit ihm den Weg mit zu gehen, ohne dich aufzuzwingen. Zeig ihm, dass du da bist, wenn er dich braucht und/oder bereit ist, diese Unterstützung anzunehmen.

Ich hab das Problem, dass ich sehr emotional bin, was mir und auch meinem Partner die Situation leider nur erschwert. Aber ich gebe mein bestes.

Ich gebe die Beziehung nicht auf, das habe ich auch meinem Partner gesagt. Er weiß es. Das muss.mir erstmal reichen.
In winzigen Schritten merke ich aber, dass er anfängt, drauf zu vertrauen. Und wenn ich sage winzig, dann meine ich mikroskopisch winzig. Aber auch das reicht mir zum jetzigen Zeitpunkt.

Das Thema schützen wollen ist hier sehr groß. Er zeigt das auch immer wieder, sagt es zwischendurch auch immer.
Wir sind im Kontakt, und wollen auch nochmal reden. Im Moment möchte ich halt auch Gespräche mit ihm, die nicht die Krankheit, deren Problematiken etc zum Thema haben und ich merke, dass es ihm ähnlich geht. Da jetzt einen guten Mittelweg finden, ist die kommende Herausforderung.

Bleib dran, gib nicht auf und achte dabei gut auf dich. Ich hab jetzt angefangen, Tagebuch zu führen. Das Schreiben hilft mir, mich zu sortieren und meinen gefühlt übervollen Kopf zu entleeren. Auch kann ich Strategien auf diese Weise entwickeln, an denen ich mich dann langhangeln kann.

Pass auf dich auf...einfach ist das alles nicht. Es tut weh, im Moment noch täglich, aber er macht seinen Job und versucht sich zu finden und ich mach meinen auf der anderen Seite. ;)
Und ich bin sicher, hat er sich gefunden, findet er mich und seine Liebe für mich auch wieder.

LG
axl2001
Beiträge: 14
Registriert: 9. Mai 2023, 09:07

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von axl2001 »

Hi,
ich habe das alles auch durchgemacht und kann dir daher ein paar Tipps geben!
Keine Ahnung wie es bei euch ist, aber macht dein Partner eine Therapie, hat er sich Hilfe gesucht?
Das ist meiner Meinung nach der Grundstein das die Beziehung haltet und eine Zukunft hat.

Meine Partnerin hat sich nachdem sie es erkannt hat sofort Hilfe gesucht. Sie kam dann 3 Wochen ins Krankenhaus. Danach kam aber der komplette Einbruch mit alles in Frage stellen, Neuanfang usw. keine Energie für nichts mehr. Ich bin ewig lang in der Luft gehängt und das WIR war von einem Tag auf den anderen weg.

Ich habe mir dann selber Hilfe gesucht. War selbst in Therapie und hab mir viel Unterstützung von meinen Freunden geholt. Ich denke es ist wichtig die Krankheit zu verstehen. Nicht alles ernst nehmen was der erkrankte sagt. Und ich weiß das das nicht immer einfach ist.
Hilfe anbieten ist immer gut - aber das sollte in einem Rahmen bleiben wo auch für dich Zeit bleibt.

Bei mir hat sich das ganze gelohnt. Meine Frau ist momentan auf Reha - die Tabletten wurden abgesetzt. Tja, und seit einer Woche sind die Gefühle zurück und auch die Liebe und Sicherheit die sie in der Partnerschaft hatte.
Noch ist sie 2 Wochen weg, aber beide vermissen wir uns und ich freue mich auf ein neues Leben mit ihr :).

Kopf hoch, auch wenn die Wolken dunkel sind - darüber scheint trotzdem die Sonne! Ich wünsch dir viel Kraft und Durchhaltevermögen :).
LG
PüppiHB
Beiträge: 18
Registriert: 26. Mai 2023, 06:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von PüppiHB »

Hi
Ja, Axl hat vollkommen Recht...eine Einsicht des Betroffenen zu seiner Erkrankung und Annehmen von entsprechender fachlicher Hilfe ist auch in meinen Augen das A und O.

Hier bei uns hapert es genau daran 🤷‍♀️

LG
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo zusammen,

eine Therapie macht er leider nicht. Ich habe zig Therapeuten angefragt und nach vielen negativen Antwortem kam tatsächlich eine positive, zu einer Gruppentherapie. Er war davon auch nicht abgeneigt, das paradoxe ist ja nur, er muss selber dort anrufen um den Termin zu machen. Ich kann ja verstehen, dass niemand möchte, dass jemand Betroffenes dazu gezwungen wird, aber mein Partner schämt sich und hat keine Energie den Hörer in die Hand zu nehmen.
Nun ja... So drehen wir uns aktuell im Strudel abwärts... 😩

Freut mich, auch mal von so einen positiven Verlauf zu hören. Wirklich klasse. Ich drück euch ganz dolle die Daumen.
Wie hat sie denn so schnell einen Platz zur Therapie bekommen?
Fensterpeter74
Beiträge: 35
Registriert: 21. Jan 2023, 20:48

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Fensterpeter74 »

Hallo Mrs_Twix,

was Du durchmachst kenne ich nur zu gut, ausser, daß es bei uns keinen Streit gab.

Wir haben auch gekämpft und ich sage bewusst "Wir" da ich weiß, daß Sie sich es auch nicht leicht gemacht hat.
Dieser "Abstand" und das schlimmere ist dieser emotionale Abstand macht das Gegenüber kaputt und ich bin froh, daß bei uns jetzt endlich das Ende kam.
Ich hatte danach die erste Nacht wieder durchgeschlafen. D
Das mit dem "Partner schützen" habe ich auch tausend Mal gehört, in Wahrheit ist es nur eine Schuldumkehr, sich in die Opferrolle zu stellen, weil er wollte Dich schützen, Du aber nicht, so bist Du in Deinem eigenen Schuldgefühl gefangen.

Depressive sind ja nicht dumm, sie wissen genau was los ist, haben nur kein passendes Gefühl dazu.
Als ich letzten Montag Ihren Wunsch der Trennung nachkam, ist sie so doll in Tränen ausgebrochen, das habe ich noch nie bei Ihr gesehen.
Ich denke Sie hatte damit nicht gerechnet.

Mein wirklicher tiefer inniger Rat um nicht noch mehr Menschen an die Depression zu verlieren (Co-Depression) Lauf, lauf so schnell Du kannst,
Ich habe es gerade noch mal geschafft und ich bin mental wirklich fit gewesen.

Leise verständnisvolle Grüße

Peter
Tinka1401
Beiträge: 12
Registriert: 19. Jan 2023, 14:01

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Tinka1401 »

Hallo Mrs_Twix,
Hallo PüppiHB,

oh man eure Texte zu lesen haut mich komplett um! In genau der gleichen Situation stecke ich auch gerade. Wir wohnen auch nicht zusammen und er steckt gerade in einer tiefen depressiven Phase! Mein Freund hält mich auch komplett bei allem raus. Wenn wir uns sehen (wir versuchen es 1x die Woche zu schaffen) spricht er mit mir über alle Themen die sonst so anliegen, spricht auch von der Zukunft! Aber sobald ich die Themen "Depressionen" oder "Hilfe in Anspruch nehmen" anspreche wird er gleich zickig und blockt total ab!

Er hat leider auch durch die Krankheit mitte Mai seinen Job verloren und das war immer so ein "Zugpferd"! Er ist ein sehr pflichtbewusster Mensch und dadurch wusste er ich muss aufstehen weil ich zur Arbeit muss! Das Problem dabei ist nur, wenn ich ihn auf das Thema "Hilfe in Anspruch nehmen" anspreche dann blockt er total ab. Als er den Job noch hatte, hieß es immer das kann ich mir Beruflich nicht leisten, weil sonst verliere ich meinen Job. Anfang Mai hatte er Urlaub und hat sich Hilfe bei einem Arzt geholt. Der hat ihm auch Tablette verschrieben, die er leider auf Grund der krassen Nebenwirkungen wieder absetzen musste. Dadurch hatte er aber gemerkt, dass sein Job das ganze Übel ist und hat sich einvernehmlich kündigen lassen. Er kümmert sich auch sehr doll im seine Eltern und macht das auch nur alleine und will dabei keine Unterstützung. Ich glaube zur Zeit ist das so sein "Zugpferd". Ich muss ja hoch, weil meine Eltern meine Unterstützung brauchen, aber ich kann mir wieder keine Hilfe suchen, weil wenn ich in einem Klinik gehen, dann bin ich länger weg und meine Eltern brauchen mich ja. (So grob hat er das auch schon mal geäußert)

Weil das natürlich auch nicht alle leicht für mich ist, habe ich mich auch viel mit dem Thema Beschäftigt! Was kann ich machen? Was kann er machen? Geht die depressive Phase auch ohne Hilfe irgendwann wieder etwas weg? Was gibt es für Hilfsmöglichkeiten? usw. usw. Ich lasse das aber so gut es geht nicht wirklich an mich ran. Ich leben mein Leben so gut es geht alleine weiter! Ich freue mich wenn wir uns sehen und schreiben/telefonieren aber ich habe für mich auf "pause" gedrückt. Aber natürlich gibt es auch bei mir Tage, an dem ich ihn ganz besonders vermisse und/oder mir das wir fehlt! Ich sage ihm immer wieder wenn wir uns sehen, dass ich immer für ihn da bin wenn er mich braucht oder das ich ihn liebe und ihn vermisse! Er nimmt das auch an und erwidert auch jedes mal ich dich auch.

Also ich liebe Ihn und will ihn auch nicht verlieren aber ich versuche mich dadurch zu schützen. Es ist seine Krankheit und nicht meine. Ich bin nicht seine Therapeutin und will es auch nicht sein. Ich unterstütze ihn jeder Zeit gerne und bin auch immer für ihn da wenn er mich braucht. Wenn er Hilfe möchte, lasse ich auch alle für Ihn stehen und liegen aber er muss es wollen. Solange das aber nicht der Fall ist, mache ich genau so weiter und freue mich wenn er den Weg zu mir zurück findet.
SalsaSasa
Beiträge: 23
Registriert: 29. Jul 2023, 08:09

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von SalsaSasa »

Hi Ihr,

Ich dachte ich teile auch mal mit euch, wie das so bei mir ist. Bin nun 3,5 Jahre mit meinem Partner zusammen und seit April haben wir eine gemeinsame Wohnung. Wir haben uns bewusst für eine Wohnung mit einem Zimmer extra entschieden, damit sich jeder auf mal zurück ziehen kann. Nur muss ich sagen, so wie es jetzt ist, hatte ich mir das nicht vorgestellt...

Er hat seit fast 3 Wochen eine depressive Phase. Als wir noch nicht zusammen gewohnt haben, hat er mich (und auch alle anderen) in dieser Zeit aus seinem Leben ausgeschlossen. Nun wohnen wir zusammen, aber führen kein gemeinsames Leben mehr. Er geht aus dem Raum, wenn ich rein komme, schläft nicht mehr im gemeinsamen Schlafzimmer, sondern auf der Couch und wir führen keine Gespräche mehr. Wenn ich ihn doch mal anspreche bekomme ich nur "genervte" Blicke und Antworten. Wenn überhaupt. Darum gehe ich ihm auch weitestgehend aus dem Weg, da mich diese Reaktionen sehr verletzen. Ich versuche ihm aber gleichzeitig immer wieder zu zeigen, dass ich immer noch für ihn da bin. Ich kaufe für ihn ein, koche mal was mit, sag Hallo, tschüss und gute Nacht und teile ihm auch meistens mit wohin ich abends so gehe.

Leider kommt so gar nichts zurück. Seit Donnerstag habe ich das Gefühl es geht bergauf, aber mir gegenüber verhält er sich dennoch genau so.
Keine Ahnung ob er meint er würde mich mit diesem Verhalten schützen. Er tut es definitiv nicht. Ich halte es auch eher für eine ausrede, mit der er sich schützen will was vielleicht auch einfach ok ist?
Mir wäre jedes andere Verhalten lieber, als emotional und auch physisch auf Abstand gehalten zu werden.
Jeden Morgen wache ich auf und hoffe, dass dieser Albtraum ein Ende hat. Doch er liegt wieder nicht neben mir und ich weiß, es ist immer noch real.
Ich habe auch Angst, dass er mir auch sagen wird, dass er sich keine Zukunft, keine Kinder und all das mehr mit mir vorstellen kann.

Also du siehst, mir geht es ähnlich wie dir Mrs Twix.
Falls du Lust hättest dich regelmäßig auszutauschen, melde dich gerne. Ich würde mich freuen mich regelmäßig mit jemandem zu unterhalten, der weiß wie es ist das aushalten zu müssen und nichts tun zu können.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft!
Sasa
Zuletzt geändert von SalsaSasa am 3. Aug 2023, 22:26, insgesamt 1-mal geändert.
Überdosis
Beiträge: 252
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Überdosis »

Mrs_Twix hat geschrieben: 29. Jul 2023, 00:43

eine Therapie macht er leider nicht. Ich habe zig Therapeuten angefragt und nach vielen negativen Antwortem kam tatsächlich eine positive, zu einer Gruppentherapie. Er war davon auch nicht abgeneigt, das paradoxe ist ja nur, er muss selber dort anrufen um den Termin zu machen. Ich kann ja verstehen, dass niemand möchte, dass jemand Betroffenes dazu gezwungen wird, aber mein Partner schämt sich und hat keine Energie den Hörer in die Hand zu nehmen.
Nun ja... So drehen wir uns aktuell im Strudel abwärts... 😩
Könnte dann nicht ein männlicher Verwanter den Termin für ihn vereinbaren?
Sein Problem mit sich schämen hab ich auch.
Musste dann mal zum Notdienst und als mich der Psychiater fragte, warum ich nicht mehr auf der Warteliste stehe für die Tagesklinik, sagte ich ihm das halt, dass ich Schuldgefühle habe überhaupt Depressiv zu sein und ich mich dafür auch immens schäme.... so sehr, dass das aussprechen Hilfe zu bitten für mich schwer ist, weil ich eben dieses immense schämen und die Schuldgefühle verspüre.

Daraufhin meinte der Psychiater halt nur, dass das auch nichts andres als ein Symptom der Depression selbst ist.
Wusste ich bis dahin auch nicht.

Depressionen wollen nicht, dass der Betroffene lernt mit ihnen umzugehen, denn dann werden sie abgeschwächt und ihr Ziel: alles im Leben zu zerstören und weg zu nehmen, bis man freiwillig tot sein will, wird nicht erreicht.

Enmotionslose, distanzieren, nicht reden darüber können, müde sein, sich überfordert mit den einfachsten Dingen fühlen, sind alles nur Symptome.

Sagt euer Partner euch, er fühlt nichts mehr für euch, für die Beziehung, ist das ein Symptom und bedeutet nicht, dass die Beziehung zuende ist.
Bohrt ihr aber immer weiter dann nach, fragt, was los ist, fragt ob er/sie die Beziehung noch will, ist das verunsichernd und überfordernd.
Dieses "nichts fühlen" fühlt sich schrecklich an.
Es ist, wie man schiebt vor was Panik und versucht aber sich zu beruhigen, einen kühlen Kopf zu bewahren und wenn der Partner dann aber mit fragt und Panik schiebt, wird es zu viel.

Ihr alle kennt die Symptome der Depressionen eurer Partner.
Hört doch einfach mal auf unbedingt sie zum reden, zu nähe, zu klaren Aussagen zum Stand der Beziehung zwingen zu wollen.
Das macht nur Druck und verunsichert extrem.

Seit einfach nur da.
Wird euch der Haushalt zu viel, schaut ob ihr Hilfe da bekommen könnt.
Ist euch das kochen zu viel, überlegt, ob ihr vorkochen und einfrieren könnt.
Mit dem Hund Gassi gehen, darum.reißen sich viele weibliche Jugendliche. Den Rasen mähen ist ein beliebter Nebenjob bei Jungs.
Macht es euch einfacher. Lasst euch arbeit abnehmen.
Geht zur Familie, Freunde, geht ins Kino, erzählt eurem Partner davon.
Nicht mehr immer nur über die Krankheit reden.... Das belastet und macht Druck, sowohl für den depressiven als auch für euch selbst.
Mit dem Partner, schaut einfach nur still fern oder liest ein Buch.... Seit da, das ist das was hilft.
Aufbauen, aufmuntern, darüber reden, es verstehen wollen, was im Kopf des kranken vor sich geht, klappt eh nicht.
Wir betroffenen verstehen es doch oftmals selbst nicht mal, wie sollen wir das gesunden dann verständlich machen?
Geht doch gar nicht.


Liebe Grüße
Susan
DieNeue
Beiträge: 5463
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von DieNeue »

Hallo,
Mrs_Twix hat geschrieben: 29. Jul 2023, 00:43 aber mein Partner schämt sich und hat keine Energie den Hörer in die Hand zu nehmen.
Könnt ihr vielleicht einen Text aufschreiben, den er am Telefon sagen soll? Ihr könntet euch gemeinsam hinsetzen, evtl. auch den Hörer auf laut stellen, du wählst und dein Partner muss dann "nur" noch den Text ablesen? Sobald der Therapeut Rückfragen stellt, müsste es doch dann von selber laufen. Überwindung kostet meist ja der erste Schritt. Ich weiß, wie schwer das ist dort anzurufen, wenn es einen selbst betrifft, und brauche da auch manchmal Hilfe. Schämen braucht er sich nicht dafür, es gibt so viele Leute denen es auch so geht.
Ich hoffe sehr, dass er es schafft sich einen Therapeuten zu suchen.

Liebe Grüße und alles Gute für euch!
DieNeue
Mrs_Twix
Beiträge: 15
Registriert: 17. Okt 2017, 19:56

Re: Partner schützen oder Ausrede?

Beitrag von Mrs_Twix »

Hallo Susan und hey DieNeue,

vielen Dank für eure Worte.

@Susan, großartig, dass sich eine Betroffene meldet. Genau das was du sagst ist bei mir ein Lernprozess. Ich habe viel gefragt und wollte viel wissen, aber bei meinem Partner ist es genau das wie du es beschrieben hast. Einfach mal die Klappe halten, da sein, nicht Rede und Antwort über die Krankheit stehen. So viel am Tag dreht sich um die Krankheit, da ist er froh, wenn er mal nicht darüber nachdenken muss und ich ihn mit Fragen überfordere, auf die er selber keine Antworten hat. Ich meine es nur gut, weil ich alles richtig machen möchte. Für Angehörige ist das nicht so leicht.

@DieNeue, das mit dem Text habe ich versucht, er streubt sich. Ich kann es auf einer Art verstehen nur was wäre, wenn ich nicht mehr an seiner Seite wäre, weil ich mich nur noch aufopfere und keinen Stellenwert in der Beziehung habe, nach meinem Empfinden. Dann ist er ganz alleine...

Man fühlt sich so hilflos und der Betroffene will vielleicht, aber kann nicht agieren. Ein schmaler Grad, den man im Balanceakt versucht zuüberwinden.
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