Probleme mit Paartherapie

[Seb87]

Hallo zusammen,

meine Frau und ich machen aktuell aufgrund diverser Probleme eine Paartherapie und ich bin mit dieser sehr unzufrieden. Die entsprechenden Probleme sind teilweise ziemlich kompliziert, oft subjektiv und lassen sich in mancher Hinsicht nur erklären, wenn ich mir anmaße, meiner Frau "in den Kopf zu schauen." All das macht nicht leicht, darüber zu reden, aber vielleicht hat ja trotzdem jemand ein paar Gedanken dazu.

Im Kern sind meine Frau und ich leider schon eine ganze Weile sehr unzufrieden mit unserer Beziehung. Der große Kritiker bin dabei tatsächlich ich: Mir fehlt es in vielerlei Hinsicht an körperlicher und emotionaler Nähe, Vertrauen und Respekt. Gleichzeitig gehen wir oft nicht ehrlich miteinander um und ich fühle mich häufig von meiner Frau manipuliert und angelogen.

Ich kann recht klar benennen, was ich zu dem Schlamassel beitrage: Neben einer Dysthymie und widerkehrenden depressiven Episoden kämpfe ich auch mit einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung. Bei meiner Frau ist es komplizierter: Sie kämpft zwar mit einem Trauma aus der Kindheit und glaubt, dass es ihr dadurch schwer fehlt, Nähe zuzulassen, Kontrolle abzugeben und eigene Fehler zu akzeptieren, hat sich damit aber nie in einer Therapie auseinandergesetzt. Ich glaube, gerade weil ihr das so schwer fällt, werden Probleme dann eher bei anderen bzw. mir gesucht.

Vor diesem Hintergrund waren wir auch schon einmal in drei Sitzungen mit meinem Therapeuten. Dieser war am Ende selbst alarmiert, weil meine Frau systematisch Kritik abwehrt und sich komplett auf meine Fehler fokussiert. Da dies allerdings meine Sitzungen sind und mein Therapeut dementsprechend voreingenommen ist, haben wir uns eine Paartherapie gesucht. Mit dieser tue ich mir jetzt sehr schwer.

Unsere Therapeuten ist sehr um Neutralität bemüht und versucht, alle Sichtweisen in gleichem Maße zu respektieren. Leider beinhaltet dies bei meiner Frau, Probleme eher bei mir zu sehen oder zumindest von den eigenen Baustellen abzulenken. Ich habe den Eindruck, dass sie die Sitzungen systematisch dazu nutzt, sich selbst vor Kritik zu schützen. In meiner Wahrnehmung bauen wir Strohmänner auf, an denen wir uns abarbeiten, weil meine Frau es nicht aushält, wenn man ihre Probleme in den Blick nimmt. Hier nochmal der Hinweis: Ich weiß, dass ich mir hier einiges anmaße und schreibe das sicher nicht wertend. Es ist aus meiner Sicht aber einfach ein zentrales Problem, dass meine Frau keine Kritik an sich heranlassen kann. Nicht zuletzt, weil wir so immer stärker in eine Schräglage zu meinen Ungunsten kommen. Es geht mir dabei auch nicht um Fairness, sondern darum, dass ich nicht glaube, so etwas an der Beziehung verbessern zu können.

Das alles in nicht zuletzt auch ein Problem, weil ich es ein Stück weit im Konflikt zu meiner eigenen Therapie sehe. Ich versuche da auch zu lernen, einmal auf dem eigenen Standpunkt zu bleiben, mich nicht manipulieren zu lassen und mit schlechtem Gewissen umzugehen. Die oben genannten Punkte laufen dem fast diametral entgegen.

Ich habe meine Bedenken diesbezüglich schon in der Therapie angesprochen, leider geht die Therapeuten nicht so wirklich darauf ein. Ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Mich querstellen? Weiter auf dem Punkt rumreiten? Schauen was die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen, auch wenn ich mich damit unwohl fühle? Würde mich sehr über Eure Ratschläge freuen!

VG

[Clown]

Hallo Sebastian,

einen Ratschlag habe ich nicht. Ich schreibe dir nur ein paar unsortierte Gedanken, die mir spontan eingefallen sind.

Mir kommt es vor, als ob du erst am Schluss deiner ausführlichen Schilderung die Katze aus dem Sack lässt: "Schauen was die vorgeschlagenen Maßnahmen bringen, auch wenn ich mich damit unwohl fühle?"

Habe ich das übersehen oder hast du gar nicht geschrieben, welche Maßnahmen von eurer Paartherapeutin vorgeschlagen wurden?

Diese Maßnahmen gehen dir gegen den Strich? Vielleicht kommst du weiter, wenn du dieses Gefühl mit deiner eigenen Therapeutin genauer anschaust?

Alles Gute,
Clown