Was tun?

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Löwin2023
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mai 2023, 21:13

Was tun?

Beitrag von Löwin2023 »

Hallo in die Runde,

Danke schon mal vorab für alles bisher gelesene und die Offenheit... Es fühlt sich fast surreal an, inwieweit die Geschichten sich ähneln. Mein Freund (Palliativpfleger) und ich haben haben uns im Februar 2021 kennengelernt. Von Beginn an war alles sehr natürlich, sehr "einfach" und vertraut. 3 Monate später zog er sich immer weiter zurück, bis wir dann nach einer Woche Funkstille sprechen konnten und er mir sagte, dass er nicht neue Gefühle entwickelt hätte etc. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen. Es vergingen ein paar Tage- mir ging es wahnsinnig schlecht und daraufhin hab ich ihn nochmal angeschrieben... er entschuldigte sich, er sei überfordert mit der Situation gewesen und er hätte es sofort bereut, als ich durch die Tür gegangen bin. Wir kamen also wieder zusammen, waren enger als zuvor etc. Ich lernte seine Eltern im Herbst kennen und es war fast "perfekt". Unser Intimleben reduzierte sich im Folgejahr jedoch nach und nach, er zog sich wieder zurück es war ein Auf und Ab. Im Urlaub ist es dann "explodiert". Er war davor schon gespannt, schlecht gelaunt, er empfinde keine Freude mehr, alles hat ihn genervt. Im Urlaub hat er mir dann alles vorgeknallt und wollte das wir uns trennen. Schlussendlich haben wir uns wieder zusammengerauft, die nächsten Wochen zog er sich wieder zurück, konnte sich nur um sich kümmern und wollte kaum bis wenig Kontakt. Wir hatten für den kommenden Herbst (2022) eine Reise nach Kanada gebucht und den wollte er auch absagen etc. Irgendwann bin ich zu ihm gefahren, er sah schlimm aus, lag nur im Bett, weinte und sagte er wisse nicht weiter, er fühle sich leer, antriebslos und verloren. Ich schlug einen Therapeuten vor, damit war er zunächst einverstanden. Dazu kam es aber nicht mehr, weil er dann beschlossen hatte die Wochen drauf er würde den Beruf wechseln und nochmal eine Ausbildung machen. Das hat ihm wahnsinnig Antrieb verliehen... Der Urlaub in Kanada war wunderschön- wir waren wieder "Wir" und er sagte mir so oft: Das war der schönste Urlaub bisher, du bist meine Traumfrau. Ich will keine andere!

Januar und Februar 2023 fingen dann die Prüfungen an für die Ausbildung. Vor allem das Warten war für ihn sehr aufreibend... Im Februar war er jedoch wahnsinnig der Beziehung und mir zugewandt, wollte auch wissen, wie wir das schaffen, wenn er unter der Woche auf Ausbildung ist. Und ich sagte ihm: Ich will mit Dir zusammen sein- egal wo, wir bekommen das hin. Im März musste er sich dann einen kleinen Eingriff unterziehen und ab da kippte die Stimmung. Er war 3 Wochen eingeschränkt, konnte keinen Sport machen, war reizbar und zog sich wieder zurück. Seine Aussagen ware: er empfinde keine Freude, er kann nichts geniessen und sei einfach nur wie eine wandelnde Hülle. Eine April bis Ende August ist er jetzt im Sabbatical bevor die Ausbildung anfängt und 2 Wochen bevor er geflogen ist um den Jakobsweg hat er wieder unsere ganze Beziehung in Frage gestellt: er würde den Erwartungen nicht gerecht werden können, er will keine Familie, die Intimität ist wieder weniger geworden etc. Dann war 2 Wochen fast Funkstille und wir trafen uns einen Tag bevor er zum Jakobsweg aufbrach. Er war total em Ende, er sei am Limit, die letzten Wochen hat er alle seine Energie aufbringen müssen um in der Arbeit zu funktionieren. Und er sehe keinen Weg, wenn er die Ausbildung jetzt mache, wie unsere Beziehung funktionieren kann. Seine "schlechten" Phasen würden immer wieder kommen, er kenne sich gut genug und er sehe was er mir damit antut.Vielleicht ist er glücklicher alleine, das war er davor auch jahrelang- seine Aussage. Das war das erste Mal, dass er die schlechten Phasen auch erwähnt hatte.

Jetzt hatten wir fast 5 Wochen Funkstille, er kommt am Mittwoch zurück, und ich weiß nicht was ich machen soll? Ich liebe ihn wahnsinnig, er ist mein Lieblingsmensch und ich kann es nicht fassen, dass es vorbei sein soll! Wir haben ein Leben zusammen geplant und ich bin einfach nur traurig, dass er das "weg gewählt" hat. Oder war es die Depression? Danke Euch schon mal für die Hilfe und Unterstützung.
Mario81
Beiträge: 272
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Was tun?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Löwin.

Tut mir erstmal leid wie das alles läuft. Ich glaub dir das das sehr belastend ist.

Ich glaube aber auch, so wie du es beschreibst, das er Hilfe benötigt. Das muss er aber auch selbst erkennen. Ihn dazu zwingen bringt leider nichts. Eine Vorstellung beim Hausarzt wäre ein Anfang, da muss er aber auch offen und ehrlich reden. Vielleicht könntest du ihn begleiten, wenn er das möchte.

Ich könnte mir vorstellen das es mit der Depression zusammenhängen könnte. Aus meiner Erfahrung raus, sind dir da aber fast die Hände gebunden. Er muss es schon irgendwie selbst erkennen oder du kannst ihn vorsichtig in die Richtung schubsen...

So wie du ihn beschreibst, da kamen mir die Tränen...die Leere, die Antriebslosigkeit, keine Freude zu spüren. Das kenne ich zu gut.

Du musst aber auch an dich denken. Das ist ganz wichtig. Tu auch was für dich.

Wie es weitergeht, kann ich dir leider nicht sagen. Vielleicht meldet er sich bei dir, wenn er zurück ist.

Ich wünsche dir viel Kraft und das ihr das zusammen durchsteht.

Vielleicht haben andere hier bessere Tipps.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
Löwin2023
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mai 2023, 21:13

Re: Was tun?

Beitrag von Löwin2023 »

Lieber Mario, Danke dir für deine Nachricht. Mit so einer schnellen Reaktion habe ich gar nicht gerechnet und habe natürlich gleich Tränen in den Augen. Mir hat es das Herz gebrochen ihn so zu sehen… ich weiß auch, dass er die Einsicht selbst braucht- was ihn abhält ist die Ausbildung, da kann er keinen Eintrag haben, was die Sache natürlich verschlimmert. Jetzt ist die Frage natürlich auch, ob ich ihm schreiben soll?! Einfach: Welcome back- ich hoffe deine Reise war so wie du es dir vorgestellt hast. Ich denke an Dich!

Alle aus meinem Umfeld erinnern mich daran, dass ich auf mich acht geben soll- Danke auch Dir dafür! Ich kann mir ein Leben aktuell nicht vorstellen ohne ihn und will das nicht als beendet ansehen irgendwie…
MySun
Beiträge: 541
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Was tun?

Beitrag von MySun »

Liebe Löwin,
es ist immer wieder traurig zu hören und zu lesen, wie unbemerkt? sich eine Depressionserkrankung in eine Paarbeziehung einschleichen kann.
Dein Umfeld hat die Situation gut erkannt, achte gut auf Deine Stärken und Ressourcen; auch Deine Kräfte sind endlich. Versuche immer wieder neue Kräfte zu schöpfen, indem Du gut für Dich sorgst. Finde heraus welche Aktivitäten oder Ruhepole für Dich in Frage kommen könnten.

So wie Mario bereits geschrieben hat, er braucht Hilfe von professioneller Seite und Du könntest Deine Unterstützung anbieten, indem Du ihn wissen lässt, dass Du gerne für ihn DASEIN möchtest, wenn er möchte. Biete deine Hilfe an, aber dränge ihn zu nichts. Es muss seine freie Entscheidung bleiben, ob er in eine Therapiesprechstunde gehen möchte oder nicht.

Ich wünsche Dir Kraft und alles Gute für die kommende Zeit
LG
MySun
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Löwin2023
Beiträge: 5
Registriert: 31. Mai 2023, 21:13

Re: Was tun?

Beitrag von Löwin2023 »

Lieb MySun,

Danke für deinen netten Worte.

Liebe Grüße
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