Venlafaxin ein Leben lang?

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Calca
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Calca »

Zum Beispiel die AOK drückt sich hierzu sehr deutlich aus. Als ich damals Medis genommen habe, hab ich mich auch etwas näher mit der möglichen Einnahmedauer beschäftigt.
Überall heißt es, dass diese Medikamente nicht für eine lebenslange Einnahme geeignet sind. Dauerhaft belastet es die Leber und kann zu Herzerkrankungen führen. Das sind so die beiden Hauptprobleme.
Es gibt sicherlich Erkrankungen die ohne Medikamente auch die Lebenszeit verkürzen, aber bei allen anderen sollte man schon durch Therapien und eine passende Lebensgestaltung einen Punkt erreichen, an dem man keine Medis braucht.
sunshine94
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von sunshine94 »

Hallo romu,

wow, dann nimmst du es ja echt schon sehr lange. Und freut mich, dass es dir so gut geholfen hat.
Aber jetzt natürlich ungünstig, dass es vllt aufgrund neuer und oder langanhaltender Belastungsfaktoren (Pflege und Job und co) nicht mehr „wirkt“ bzw. dass es dir daher einfach nochmal schlechter geht aufgrund eben der Belastungen.

Schade, dass Venlafaxin 225mg nicht „gewirkt“ haben. Haben die Nebenwirkungen zu lange angehalten?
Es gibt glaube ich noch ein anderes, Ähnliches wie das Venlafaxin.


Aber zu der eigentlichen Frage.
Ich lese und höre auch sehr oft, dass das nicht lebenslänglich genommen werden soll aufgrund der bereits oben beschriebenen Gefahren/ Risiken.

Ich nehme seit März 2023 Venlafaxin, aktuell 150mg. Es hilft mir auch. Ich gehe nächste Woche in eine Klinik.
Aber ich frage mich auch: „Wie lange nehme ich das?“
Wenn ich mich nach der Klinik stabilisiert habe und wieder Fuß fasse: was dann? Meine Therapeutin würde sagen, nicht zu früh absetzen.

Wichtig ist auf jeden Fall: Regelmäßig EKGs und Blutbild kontrollieren lassen. Einfach immer wieder mal den medizinischen Check zwischendurch machen.


Also ich stelle es mir so vor, dass, wenn ich irgendwann wieder stabil genug bin, und das für einen längeren Zeitraum, und wenn der Raum und die Kapazitäten dafür gegeben sind, dass ich dann sagen kann „ich schleiche es aus“.

Aber wenn’s eben halt länger dauert… ist man auch weiterhin erstmal darauf angewiesen.
Vorher habe ich drei Jahre lang Paroxetin genommen. Davon habe ich irgendwie nix gemerkt. Aber da ich immer wieder Krisen hatte, wurde das nie ausgeschlichen weil es halt eben nie den Zeitpunkt gab.
Bis ich eben im März leider ganz zusammengebrochen bin, von Parox auf Venla gewechselt bin und nächste Woche in die Klinik fahre.
Für mich steht jetzt schon fest: ich muss was an meiner privaten und beruflichen Situation ändern weil ich so nicht weiter machen kann.

Step by step und dann mal sehen, wie lange ich auf das AD angewiesen bin… keine Ahnung.


Darf ich fragen, ob du eine Verhaltenstherapie oder ähnlich machst?

Ich wünsche dir gute Besserung 🍀

LG Sunshine
Lana75
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Lana75 »

romu hat geschrieben: 19. Mai 2023, 12:01
…außer bei meinem behandelnden Psychiater, um mir dort einmal im Quartal ein neues Rezept für das Venlafaxin zu holen.
Hallo,

Meiner Meinung nach darin das Problem. Hast du auch Gespräche mit deinem Psychiater oder bekommst du tatsächlich mehr oder weniger nur fortlaufend ein neues Rezept?

Im Laufe der Jahre hat sich die Behandlung von Depressionen ja doch verändert. So tendiert man heute bei leichten und mittelgradigen Depressionen nicht mehr zu Antidepressiva, sondern zu Therapie. Leider ist das bei Psychiatern noch nicht angekommen. Es ist zeitsparender und leichter einfach ein Rezept auszustellen. Oft wird nicht einmal darüber aufgeklärt, das AD gar nicht für die Dauereinnahme gedacht sind.

Unsere Medikamente wirken ja oftmals im Gehirn und dieses ist äußerst anpassungsfähig. So verwundert es mich persönlich nicht, wenn du nach all den Jahren mit Venlafaxin mitunter keine Wirkung mehr verspürst. Mirtazapin ist eines der eher alten AD und nicht per se schlecht. Es wirkt in geringer Dosis tatsächlich gut einschlaffördernd und beruhigend, im Sinne von Unruhe abbauend. Es hat aber auch durchaus NW klar. Und nicht jedem hilft es, auch klar, wir sind ja Individuen. Ich kam an sich mit Mirta in Bezug auf die Psyche gut zurecht, auch in Kombi mit anderen AD. Aber die Nebenwirkung des angeregten Appetits bzw. ungebremsten Hungers, ist mir für (mit einer Essproblematik) nicht vereinbar. Deshalb lehne ich es mittlerweile ab.

Ich würde dir zu einem offenen Gespräch mit dem Psychiater raten. Wenn du es möchtest, dann kann er dich auf ein neues AD umstellen. Es muss nichts bringen, aber es kann eben doch. Und noch viel mehr rate ich zu einer Therapie. Meiner Meinung nach hilfreicher.

Alles Liebe, Lana
Calca
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Calca »

Ich denke man merkt es, wenn man die Medikamente ausschleichen kann. Bei mir war es damals so, dass ich einen akuten Schub hatte. Es war aber nichts, was es hätte begründen können. Mir ist dann aufgefallen, dass ich den 3. Tag in Folge die Medis vergessen hatte (2 Antidepressiva und tagsüber noch 2 andere Medis). Das ist immer häufiger passiert, ähnlich einem Menschen der seine Unterarmgehstützen beim Aufstehen vergisst und einfach läuft. Nur wegen den Absetzsymptomen wollte ich keine Medis nehmen und habe sie ausgeschlichen. Ich hatte erst ziemlich Angst, dass es mir ohne wieder schlecht geht. Besser wäre es gewesen das mit dem Arzt zu besprechen, aber ich hatte nur noch die Nase voll. Vom ersten Antidepressiva hatte ich noch fast eine ganze Packung von einer Umstellung. Alte Medis langsam reduziert, Umstieg aufs Erste, immer mit der Angst das es schief geht und ein Notvorrat in der Tasche. Das letzte Medi langsam ausgeschlichen, Bedarfsmedis für den Notfall griffbereit. Als ich sie einmal gebraucht hätte, hab ich gesehen das die seit 15 Jahren abgelaufen sind.

Also die Angst spielt auch immer etwas mit rein. Schwer fand ich es das Vertrauen in mich selbst wieder zu entwickeln.
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

romu hat geschrieben: 11. Jul 2023, 19:32 Mirtazapin habe ich für ca. 3 Wochen getestet gehabt. Leider ohne Verbesserung. Es hat wie erwartet nur ziemlich müde gemacht und das nicht nur unmittelbar nach Einnahme vor dem Schlafen gehen, sondern ebenfalls tagsüber.

Das Venlafaxin zeigt meines Erachtens/Empfinden kaum noch eine positive Wirkung. Ich fühle mich meistens schon nach dem Aufstehen antriebslos und ohne Kraft. Ständige negative Gedankenkreise / Grübeln runden das Bild hab. Ich kann mich nicht mal mehr auf die einfachsten Sachen wirklich fokussieren.

Ich habe ein Vorgespräch bei einer Tagesklinik geführt, doch überzeugend ist anders. Die Psychologin vor Ort sagte mir schon, dass man in den 4 Wochen vermutlich nicht all zu viel machen kann und hat mir parallel (selbst wenn ich mich für die Tagesklinik entscheiden würde) zu einer ambulanten Psychotherapie geraten.

Alles nicht sehr hoffnungsvoll.
Wie sieht denn dein Tagesplan aus? Ist da eine Struktur drin?

Naja, 3 Wochen mirta ist nicht viel. Hättest da noch etwas geduld zeigen können.
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

romu hat geschrieben: 11. Jul 2023, 19:40
Calca hat geschrieben: 20. Mai 2023, 01:48 Ich hatte erst ziemlich Angst, dass es mir ohne wieder schlecht geht. Besser wäre es gewesen das mit dem Arzt zu besprechen, aber ich hatte nur noch die Nase voll.
Ja, das ich gut verstehen. So ging es mir auch. Ich habe es 2-3 mal versucht abzusetzen. Die ersten Tage waren die Hölle, dann für 4-6 Wochen ging es gut und dann überkamen mich wieder Ängste und totale Unruhe bis hin zu Panikattacken. Keine Ahnung wie ich je davon los kommen soll. Wenn es wenigstens helfen würde aber das Gefühl habe ich halt auch überhaupt nicht mehr.
Nun habe selber Venlafaxin lange genommen und am Ende 300mg zu sich genommen Zeit lang. Hatte es dann abgesetzt. Ich muss da aber sagen,dass ich zu der Sorte gehöre,wo absetzen/ausschleichen problemlos funktioniert. Bin da zügig runter gegangen. Hab dann ein anderes medi eingeschlichen.
Highlight
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Highlight »

Ich nehme seit circa 14 Jahren ADs. Ich habe zwar immer mal wieder gewechselt und ich kenne auch das Problem, dass ein funktionierendes Mittel irgendwann nicht mehr geholfen hat. Trotzdem gehe ich davon aus, dass ich das mein Leben lang nehmen werde. Ich merke es psychisch schon, wenn ich mal 1-2 Tage die Einnahme der ADs vergesse (nicht körperlich im Sinne von Entzugserscheinungen, sondern wirklich über die Stimmung)
Wolkenvorhang
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallöchen,

also auch ich gehöre zu den Langzeit ADs Einnehmer. Vor 13 Jahren hatte ich meine erste depressive Episode. Seither hat’s mich im Abstand von 3-5 Jahren immer mal wieder „gewürfelt“. Ich war auch schon 2x in einer psychosomatischen Klinik und jedesmal hatte ich sehr positive Effekte raus gezogen.
Allerdings bin ich der Meinung dass man bei einer bestimmten Form der Depression die Medikamente für immer nehmen muss.
Mich selbst belastet diese Tatsache eher weniger, da ich immer mehrere beschwerdefreie Jahre habe und daraus viel raus ziehen kann.
Ich denke man darf sich nicht unter Druck setzen ob man die Medis nun lange / für immer nimmt oder nicht.
Im Hier und Jetzt bleiben ist wichtig und so wie es kommt so kommt es…
Seit 4 Jahren nehme ich nun auch Venlaflaxin 150mg.
Da ich aber selbst gerade auch in einer Krise stecke weiß ich nicht ob ggf. Eine Umstellung / Erhöhung ansteht. Und wenn dem so ist dann wird man sehen was passiert…
Lg
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Angelika 1964
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Angelika 1964 »

Hallo zusammen!
Ich nehme zwar erst seit 4 Jahren AD's aber so wie es aussieht werde ich auch für den Rest meines Lebens Medis nehmen müssen. Bei mir wurde eine endogene Depression diagnostiziert und der Versuch die Medis zu reduzieren sind böse nach hinten losgegangen.
Mir selber macht es nichts aus, ich nehme die Medis genau wie jemand der halt Schilddrüsen Probleme hat und Medis nehmen muss. Mit den Medis geht es mir deutlich besser, wenn auch trotzdem hin und wieder ein Tiefpunkt kommt, wobei ich bei mir glaube dass die Tiefs durch meine mangelnde Akzeptanz der Erkrankung liegt.
Liebe Grüße Angelika
So viele Jahre in der Schule und niemand hat uns beigebracht uns selbst zu lieben und warum das so wichtig ist
lost of horizont
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lost of horizont »

Ist es dann nicht sinnvoller aus der Selbstständigkeit raus zukommen? Weil wenn du damit Probleme hast, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis es dir immer schlechter geht. Selbstständigkeit ist eh immer so ne Sache. Raten kann ich damit nicht.

Es spielt doch weniger e Rolle ob du schon ein ad nimmst. Die Aussage ist meines Erachtens falsch vom Arzt. Jedes medi braucht seine Zeit sich zu entfalten. Unabhängig ob man bereits ein ad hat. Außerdem kann man dass pauschal nicht sagen. Weil jeder körper anders ist. Da spielen einige Faktoren zusammen.
sunshine94
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von sunshine94 »

romu hat geschrieben: 19. Mai 2023, 12:01
sunshine94 hat geschrieben:

Hallo Romu,

ich war in der Klinik und wollte dir kurz von meinen Erfahrungen berichten.

Ich bin Zuhause gut angekommen und habe mich gut wieder eingelebt. Ich habe gefühlt mehr Ruhe als vor der Klinik.
Die Therapien waren sehr anstrengend aber auch sehr gewinnbringend. Die Sportangebote auch super.

Ich bring einiges an Werkzeug mit nach Hause und fühle mich gestärkter. Ich kann’s ehrlich empfehlen.
Tagesklinik ist auch eine gute Sache denn da bist du weiterhin in deinem Alltag und kannst Zuhause schlafen.

Zum Venlafaxin:
Meine Ärztin hat den Medikamentenspiegel im Blut nachweisen lassen. Der war genau an der Grenze weshalb wir die Dosis von 150mg auf 75mg reduziert haben und damit komm ich bisher auch gut zurecht.

Zudem habe ich mir vorgenommen, dass Venlafaxin im nächsten Frühjahr (auf keinen Fall Winter) abzusetzen. Die Ärztin empfiehlt es immer nur -37,5mg schrittweise runter zu dosieren.
Ich habe einen Mitpatienten gesehen, der beim absetzen stark gelitten hat. Das hat mir Angst gemacht bzw mich motiviert, das Medikament nächstes Jahr abzusetzen.

Dann habe ich gelernt, dass bei Dauerstress die guten Proteine im Körper in Glukose umgewandelt werden. Und dann gibts diese nicht mehr. Aber die brauchen wir für den Aufbau von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.
Wenn die Proteine (Aminosäuren) weg sind, füllt sich der Speicher nicht von allein wieder auf.

Die muss man dann in Form von Nahrungsergänzungsmittel zuführen.
Und zwar sind das die Aminosäuren: Tryptophan und Phenylalanin.
Fand ich spannend und würde ich dann so weiter versuchen.
Außerdem soll Rosenwurz sehr gut im Winter sein für mehr Konzentration und Antrieb.

Ich hoffe, es geht dir gut und dass ich dir was mitgeben konnte :)
Ganz LG
Kada
Beiträge: 272
Registriert: 13. Mär 2016, 23:10

Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Kada »

Liebe/r Romu,

es tut mit leid, dass die Tagesklinik dir nichts bringt.

Zu der Aussage, dass Venlafaxin schwer ersetzbar wäre, kann ich nur sagen, dass ich das noch nicht so gehört habe. Ich bin vor einigen Jahren ohne Probleme von Venlafaxin auf Sertralin umgestellt worden.

Das Sertralin hat mir bis vor einigen Monaten gut geholfen, dann habe ich es fast ausgeschlichen und nehme seit 4 Wochen die Maximaldosis. Leider schlägt es nicht an und jetzt habe ich Angst, dass es gar nicht mehr wirkt.

Ich drücke dir die Daumen, dass es dir bald wieder besser geht.

LG
Kada
Marla Singer
Beiträge: 11
Registriert: 24. Aug 2018, 11:51

Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Marla Singer »

Hallo Romu,

auch mir tut es leid, dass die die Klinik nicht hilft. Ich besuche seit 3 Monaten auch eine Tagesklinik und werde in 2 Wochen entlassen.

Meine ersten 3 Wochen waren auch nicht so toll, auch viel Zeit absitzen usw. Was mir aber sehr geholfen hat war die engmaschige Betreuung bezgl der Medikamente und die medizinische Diagnostik. MRT, EEG, EKG, Internistische Abklärung usw.
Auch ich nehme Venlafaxin bereits seit 20 Jahren, ich habe mich nie getraut diese abzusetzen weil ich solch eine Angst hatte, dass diese höllische Krankheit wieder kommt. Habe mich von der Stigmatisierung gegenüber Psychopharmaka frei machen können und habe mir dann auch gedacht, andere Menschen nehmen ja auch lebenslang Medikamente gegen irgendwelche chronischen Krankheiten warum das eben nicht auch bei Depressionen wenn es mir doch hilft.

Alle meine Blutwerte sind gut und ich hatte auch circa 18 Jahre Ruhe. dies ist nun meine 2 Episode ausgelöst wohl durch die Wechseljahre😬
In der Klinik wurde mir dann zusätzlich Elontril/Bupropion gegeben da ich so antriebslos war, dies erlangte dann rasch Besserung. Man muss diese Art von Medis wirklich eine Weile nehmen, leider meist länger als 3 Wochen dann verschwinden die Nebenwirkungen meist und es geht bergauf. Ich verstehe und weiß ja selbst wie ätzend das ist aber bei mir hat es sich ausgezahlt.

Vielleicht kannst du ja in der Visite oder dem Stationsarzt deine Gefühle und Gedanken mitteilen und wirklich auch aussprechen was DU möchtest, ist es eine gute Klinik sollten die Ärzte auf dich eingehen.
Ich habe mir zum Beispiel über all die Jahre viele Infos über diese Krankheit geholt mich über Medikamente informiert und so weiter so konnte ichzum Beispiel in der Visite auch kommunizieren was man vielleicht versuchen könnte.
Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und hoffe sehr, dass es besser wird.
Alles Liebe 🙂
150 mg Venlafaxin
150 mg Trazodon
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lt.cable
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, romu!

Ich habe das an anderer Stelle schon geschrieben: Die Pillen verhindern bei mir das Schlimmste - jedenfalls die meiste Zeit. Aus dem Fenster Rückfallprophylaxe bin ich auch bereits lange raus. Die Ansetzung der aktuellen Kombi stammt aus 2009. Nur eine Dosis konnte reduziert werden.

Ob die lebenslange Einnahme wirklich sinnvoll ist, habe ich mich schon oft gefragt. Ich wäre die Medikamente manchmal gerne los, aber was kommt dann? Daher ist der ärztliche Rat wohl gut und richtig. Falls schon bisher nicht, dann bitte aber nun bald wieder zur Psychotherapie. Was soll ein Arzt denn sonst auch mit Leuten wie uns machen? Einfach die Pillen streichen und dann mal gucken - das wäre doch völlig irre.

Ein Stück Wirklichkeit ist für uns wohl ebenso: Unter dem Schutz der Medis weitere Therapie schleifen und die Erkrankung sich chronifizieren lassen, aber dann viel später beklagen, dass der Stoff nicht mehr so der Bringer ist. Vielleicht wären wir das Zeug schon lange los, wenn wir den zusätzlich notwendigen Maßnahmen mehr Beachtung geschenkt hätten.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
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- Charles Lewinsky
lt.cable
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von lt.cable »

Ich kann dich schon gut verstehen. Trotz Erkenntnis ist das grob eben auch meine Entwicklung. Irgendwann hatte ich keine große Lust mehr auf Gerede, bloß noch Medikamente. So sind viele stützende Strukturen über die Jahre weggebrochen und der Verlauf bzw. die Prognose klar in Richtung schlechter gekippt. Auch den Erfolgsaussichten künftiger Behandlungen hat das bestimmt nicht gutgetan.

Gleichzeitig ist die Denke Psychopharmaka als Dauermedikation auf ärztlicher Seite in meinen Augen ein Problem. Besser wäre gleich die Ansage, dass es eben - von Ausnahmen abgesehen - keine Dauerlösung sein soll und damit nur Teil einer Gesamtstrategie. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis man halt immer weiter macht, und gar nicht mehr weiß, warum man das überhaupt macht. Dazu dann belastende Konstellationen wie bei dir im Zusammenhang mit der Pflege.

Für alle Beteiligten wären festere Strukturen wahrscheinlich besser. Weiter Medikamente ab einem gewissen Punkt nur zusammen mit dem gemeinsamen Anleiern der weiteren Behandlungsmaßnahmen (bei gleichzeitig zeitnaher Verfügbarkeit). Nach der Klinik kein Loch, sondern die rechtzeitig organisierte Übergabe an Fachärzte und Therapeuten. Es ist doch eine Illusion und dem Behandlungserfolg offenkundig abträglich davon auszugehen, dass sämtliche Betroffene das selbst organisiert bekommen und auch die Wichtigkeit richtig einschätzen.
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Suchende2
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Suchende2 »

romu hat geschrieben: 14. Okt 2023, 16:33 Ja, ich werde mich wohl weiterhin nach einer ambulanten Psychotherapie umschauen, auch wenn meine Zweifel hab, wie mir das weiter helfen soll. Die Verhaltenstherapeutin, bei welcher ich zuletzt war, sowie die Tagesklinik gab mir irgendwie das Gefühl, dass meine Probleme nicht wirklich von Außen zu lösen sind und ich vor allem selbst in der Verantwortung bin.
Hallo Romu,

genau das ist es! Meine Therapeutin sagt mir nicht, was ich machen muß, damit es mir besser geht.
Sie sucht mit mir zusammen den richtigen Weg. Sie unterstützt mich, in der Zusammenarbeit mit ihr verstehe ich manche Verhaltensweisen und Denkweisen von mir besser. Und mit dem Verständnis kann ich im besten Fall in der Zukunft immer öfter anders reagieren und denken.
Sie begleitet mich auf meinem Weg und unterstützt mich. Mit ihr kann ich Sachen besprechen, die ich mit niemanden anderem besprechen möchte.
Damit hilft sie mir. In der Verantwortung bin ich selber. Auch wieweit ich gehe.

Alles Gute,
Suchende
Suchende2
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Romu,
romu hat geschrieben: 17. Okt 2023, 15:11 Hast du lange gebraucht um eine Therapeutin zu finden bei der du dich gut aufgehoben fühlst?
ich habe 2020 über 50 Therapeutinnen kontaktiert. Bei 6 hatte ich ein Erstgespräch und die 6. war es und ist ein echter Glücksgriff für mich. Sie arbeitet tiefenpsychologisch.
romu hat geschrieben: 17. Okt 2023, 15:11 Ich habe das nur das Gefühl, dass es nun mit zunehmendem Alter noch mal erheblich schlimmer geworden ist und ich einfach auch nicht mehr so die Kraft und Mut finde wie damals. Man ist ja noch jung, es wird schon alles „irgendwie“. Ich bin 38 und fühle mich wie 88, manchmal wie 100. Ich sehe mein Freundeskreis und Familie alle Fortschritte machen, doch selbst bleibe ich seit fast 2 Jahrzehnten stehen. Das geht schon arg an die Substanz.
Ja, mit zunehmenden Alter wird man unflexibler (wissenschaftlich erforscht). Das heißt aber nicht, daß man nichts ändern kann.
Es gibt keinen Grund, Dich mit anderen zu vergleichen. Wenn ich es machen würde, dann käme ich auf ähnliche Ideen.
Ich habe ein paar Lebensjahre mehr als Du, habe keine Kinder (eigentlich alle im Freundeskreis haben mindestens 1 Kind), kein Haus, habe zum 01.01. meinen Arbeitsplatz verloren (da wir verkauft werden, mußten alle mit einer längeren Krankschreibung in der Vergangenheit "freiwillig" gehen), schaffe im Privatleben nicht so viel, wie andere, ....
Aber das sind nur Äußerlichkeiten. Deine Freunde sind nicht mit Dir befreundet, weil Du so wenig Fortschritte machst. Sie sind mit Dir befreundet, weil sie in Dir einen wertvollen Menschen sehen, der wie jeder Mensch Schwächen hat, aber auch viele Stärken. Du bist Dir Deiner Stärken zur Zeit nur nicht bewusst. Und Deine Freunde schätzen Deine Stärken.
romu hat geschrieben: 17. Okt 2023, 15:11 Ich weiß halt nicht mehr, wie mir da eine „Therapie“ helfen soll. Ich brauche effektive Lösungen für meine Probleme. Ich bin ja nicht dumm oder begreife die Sachen vom Logischen her nicht. Eine Verhaltenstherapie kann mir die Sachen zwar weiterhin erklären, aber am Ende liegt die Umsetzung an mir. Wenn du allerdings keine Kraft/Mut hast was umzusetzen, was dann? Ich habe nicht mal's mehr irgendwelche Ideen. Meine Konzentration ist komplett am A...
Eine Therapeutin hat zu mir gesagt (da hatte ich etwas ähnliches wie Du geäußert): "Ihr Verstand ist nicht Ihr Problem Frau Suchende, es sind Ihre Gefühle."
Meine Therapeutin hat mich auch in der Zeit begleitet, wo ich kein Kraft, Energie und Mut hatte. Es ist in Ordnung, wenn Du zur Zeit nicht die nötige Konzentration hast. Sie kommt wieder, wenn es Dir besser geht. Und trotz der fehlenden Konzentration, hat meine Therapeutin es mit mir zusammen geschafft, das es mir langsam besser ging. Leider auch immer wieder mit Einbrüchen nach unten. Sie hat mir Mut gemacht, wenn ich die Umsetzung nicht hinbekommen habe. Hat mit mir zusammen geschaut, was der Grund sein könnte (Gefühle) oder / und ich einfach eine andere Methode zur Umsetzung brauche.
romu hat geschrieben: 17. Okt 2023, 15:11 Die Therapeuten müssen ja auch nicht schauen, wie Sie mit meinem Kopf voller negativer Gedanken und Ängste noch irgendwie Geld verdienen, um zu überleben. Überleben wofür? Ich will LEBEN, nicht "überleben". Ja, ich kann zum Arbeitsamt rennen, aber das ist auch keine Perspektive.
Das muß jeder für sich selber herausfinden. Ich habe meine Gründe zur Zeit leider auch hauptsächlich in der Familie (um weiterhin zu überleben) und nicht in mir. Ich hoffe, daß ich das irgendwann ändern kann. Bis dahin müssen mein Mann und meine Schwester als Grund reichen.
romu hat geschrieben: 17. Okt 2023, 15:11 Die letzte Verhaltenstherapeutin, bei der ich war oder auch die Tagesklinik hat mir wie gesagt nicht wirklich Mut gemacht. Wenn es um die Medikamente geht, bekommt man von jedem der „Experten“ eine andere Meinung. Die Therapeutin z.B. sagte mir, es ist ungewöhnlich, dass ich so lange die Medikamente schon nehme (obwohl die offensichtlich immer mehr versagen) und dass sie kein „Fan“ von Medikamenten sei. Ja, wer ist das schon. Ich nehme das ja auch nicht zum Spaß oder weil ich so besonders glücklich bin.

Dann gehst du zu deinem Psychiater, erzählst ihm das und er sagt, machen Sie eine Therapie :/
Da sind die Gespräche mit der Therapeutin und dem Psychiater sehr unglücklich gelaufen!
Hast Du schon mal überlegt, was für Dich das richtige wäre?
Wäre Ergotherapie zum Beispiel besser für Dich?
Dann frage Deinen Psychiater, was er davon hält?
Frage ihn, was es noch für Möglichkeiten gibt.
Schreibe Dir alles auf, damit Du bei dem Termin nichts vergisst. Das mache ich auch immer so. Und auch die Antworten schreibe ich mir auf.

Unsere Krankheit steht uns im Wege, um gut für uns selbst zu sorgen. Aber ohne, daß wir gut für uns sorgen, kommen wir nicht aus dem Loch (finde den Fehler!). Ich wünsche Dir, daß Du den Mut und die Energie findest, Dich wieder auf eine Therapie einzulassen, daß Du den passenden Therapeuten für Dich findest und daß es Dir am Ende deutlich besser geht und Du nicht mehr nur am überleben bist. Es wird ein harter Weg, daß weißt Du ja bereits, aber er wird sich sehr wahrscheinlich lohnen.

Alles Gute,
Suchende
Jo88
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Jo88 »

Mhm ja bin etwas late to the party wie man sagt. Aber ich sehe es so. Wenn man durch ein Medikament funktioniert, auch vllt schon etwas älter ist, und ohne dieses das Leben nicht machbar ist, dann ist es doch okay wenn man es immer weiter nimmt. Lieber ein paar Jahre weniger mit guter Lebensqualität als ein paar mehr Jahre mit schlechter.
Aber was ich komisch finde und auch bei mir festgestellt habe schon in jungen Jahren, dieser wichtige Beisatz "sollte man nicht dauerhaft nehmen" wird oft anscheinend unter den Tisch gekehrt. Da ist man schon längst geheilt, und man bekommt es trotzdem weiter verschrieben. Das ist nich in Ordnung . Habe ein Medi auch mal länger genommen als nötig gewesen wäre...klar , irgendwann kamen dann wieder Rückfälle und man hat wieder was genommen...viele Ärzte tendieren dann zu so na profilaktischen Einnahme. Rückfallvorbeugung usw. ka
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Suchende2 »

romu hat geschrieben: 27. Okt 2023, 18:05 Danke für deine Antwort. Ich habe bisher zwischen 10-15 Therapeuten:innen im Umkreis kontaktiert, aber leider ohne Erfolg. 50? Oh je. Mir fehlt leider irgendwie die Kraft sowie Hoffnung weiter nach einem Therapieplatz zu schauen.
Hallo Remu,
Du solltest es Dir wert sein. Es ging bei mir auch über einen längeren Zeitraum und ich war zum Glück krank geschrieben. Ich wünsche Dir, daß Du die notwendige Kraft für Dich findest.
romu hat geschrieben: 27. Okt 2023, 18:05 Also die Ergotherapie in der Tagesklinik war leider überhaupt nichts für mich. Sport mache ich bereits sehr viel, aber ist auch ziemlich zum Alltag geworden und es löst halt auch nicht meine Probleme und dem Streben nach mehr finanziellem Erfolg und/oder Sinn, Glück im Leben.
In der Tagesklinik war die Ergptherapie bei mir super, in der Reha war es leider überhaupt nichts für mich.
Wenn Du diese verschrieben bekommst, hast Du Wahlmöglichkeiten, im Gegensatz zur TK oder Reha.

Ich wünsche Dir alles Gute,
Suchende
Mayana
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Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Mayana »

Hallo,
Also ich würde sagen, wenn man sich nur noch schlecht fühlt, keinen Antrieb mehr hat und dergleichen mehr, dann wirkt das Medikament nicht so, wie es soll. Ich hatte es, dass ein Medikament aufgehört hat, zu wirken. Da wäre vielleicht ein Gespräch mit dem Psychiater angebracht, ob man eventuell auf etwas anderes umstellt.
Und glaub mir, an dem Punkt zu sein, gar nichts mehr zu merken, kann schlimmer sein als wenigstens noch irgendwas zu fühlen.
Mayana
Beiträge: 355
Registriert: 11. Jun 2023, 01:16

Re: Venlafaxin ein Leben lang?

Beitrag von Mayana »

Hallo romu,

Ich verstehe dein Dilemma. Leider kenne ich ausser stationär, Tagesklinik und ambulanter Behandlung auch keine anderen Möglichkeiten.
Das Problem ist ja auch, dass viele Medikamente erstmal nur Nebenwirkungen verursachen und der gewünschte Effekt viel später erst eintritt. Ich stand auch schon mehrmals vor der Entscheidung „durchstehen mit Hoffnung auf Besserung oder was anderes versuchen“.

Ich finde, die Dosis deines Medikaments zu erhöhen ist kein schlechter Ansatz und drücke dir die Daumen, dass das etwas bewirkt!

Ich suche auch schon ewig nach einem Psychotherapieplatz- vielleicht bin ich in meinem jetzigen Zustand einfach nicht effizient und zielgerichtet genug.
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