Diagnose NPS

Xenia
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Re: Diagnose NPS

Beitrag von Xenia »

Liebe Barbara,

wollte mich eben mal kurz melden.

Bin emotional gerade auch total im Chaos, obwohl, eigentlich eher im Niemandsland. Habe gerade eine wichtige Entscheidung getroffen und stehe vollkommen neben mir...

Gegenüber meinen Eltern kann ich übrigens wunderbar emotionslos sein. Die beschweren sich oft, daß sie mich überhaupt nicht kennen. Und ich muß ihnen recht geben... Aber grundlos ist das natürlich auch nicht zustandegekommen...

Hey, Süße, mir gehts gerade megascheiße, deshalb höre ich mal auf hier.

Freue mich aber, wieder von Dir zu hören!

Liebe Grüße

Xenia
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ТЪПАЦИ!!!
Barbra
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Re: Diagnose NPS

Beitrag von Barbra »

Hey liebe Xenia,

erst mal danke für Deine Antwort, ich weiß wie schwer's einem manchmal fallen kann Bin selber auch immer noch ziemlich gelähmt, auch wenn die gestrige Sitzung etwas geholfen hat. Manche Schübe scheinen einfach kein Ende zu nehmen...

Ich glaube, ich beneide Dich etwas um diese Emotionslosigkeit gegenüber Deinen Eltern. Auch wenn es wahrscheinlich nur ein anderer Ausdruck einer gestörten Beziehung zu ihnen ist.

Bei uns sind die Rollen anders verteilt. Ich empfinde die beiden als gefühlskalt, unreflektiert und leiden kann ich sie eh net. Trotzdem muss ich immer überreagieren, äußerst emotional, sogar kindisch und trotzig werden, wenn's zu Konfliktsituationen kommt. Bei ihr noch mehr als bei ihm. Grausam. Am liebsten würde ich ganz weit weg sein, sie nicht sehen wollen, was eigentlich ohnehin selten genug der Fall ist. Das war auch der Grund warum ich damals überhaupt nach Amsterdam gezogen bin. Hatte erst noch NRW ausprobiert, aber das war nicht weit genug und ich erst 13.

Ich hoffe, Dir geht's zwischenzeitlich etwas besser? Ich wünsch Dir Stärke und Kraft, fühl Dich geknuddelt von mir

Lieben Gruß
Barbara
Xenia
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Re: Diagnose NPS

Beitrag von Xenia »

Liebe Barbara,

so toll ist das Emotionslossein gegenüber manchen Menschen wirklich nicht... Aber so ist es halt, so war es schon fast immer (meinen Eltern gegenüber begann es mit 13 - scheint ja ein magisches Alter zu sein ).

Mittlerweile haben wir allerdings irgendeine Art Weg gefunden, miteinander umzugehen. Was deren Emotionalität betrifft: meine Mutter behauptet ernsthaft, man könne Gefühle abstellen und mein Vater ist ein Choleriker (heute nicht mehr so schlimm).

Habe ich das richtig verstanden, daß Du mit 13 von zu Hause weggegangen bist? Das ist hart... Da war ich ja richtig alt gegen Dich: ich bin mit 17 zu Hause ausgezogen.

Mir geht es nicht gerade besser und so langsam bekomme ich auch das Gefühl, daß ich die Kurve in diesem Leben nicht mehr kriege...

Aber aufgeben werde ich trotzdem nicht.

Übrigens: Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht:

"... Im Bus der Zeit hast Du nur einen Stehplatz, Ein Stehplatz im Schleudertraum. Du tust jedem jeden Gefallen. Bist bescheiden und bemüht. Du wirst benutzt von allen. Erntest kein Danke, nur einen Tritt. Das Jammertal hat auch geschlossen. Die Klagemauer ist belegt. Und gleicht ein Tag noch so sehr dem anderen. Und ist das Leben unerträglich seicht. Dein Schiff schon ohne Ratten. Der Kapitän bereits über Bord. Du bist von aller Welt verlassen. Leckgeschlagen auf hoher See ... " ("Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht von H. Grönemeyer; will jetzt nicht den ganzen Text abschreiben).

Habe nur gerade gemerkt, daß er auch zu einem guten Freund von mir paßt...

Liebe Grüße zurück

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Barbra
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Re: Diagnose NPS

Beitrag von Barbra »

Liebe Xenia,

sicherlich, weder die Emotionslosigkeit noch emotionales Überreagieren sind toll. Nur der Wunsch ein gesünderes Maß zu finden, ist natürlich schon da. Deswegen auch dieser leichte Neid meinerseits, auch jetzt noch

Ich hatte Glück, meine Mutter hat mich gut ausgetrickst. Mein Neffe ist zu Besuch, und dann wollen alle Kinder sowieso erst mal mit nach KA fahren - wer bringt sie her? Meine liebe Mutter. Hat aber absolut einen (oder mehrere eher) Schritt auf mich zugemacht und erst mal ihre bedingungslose Unterstützung in jeder Hinsicht zugesagt. Selbst in Bezug auf meine Entscheidungen, denen sie grundsätzlich widerspricht! Und das ist für ihre Verhältnisse sehr viel. Zwar hat sie mir während des Gesprächs einfach mein Erinnerungsvermögen abgesprochen, aber klar, perfekt konnte es ja auch nicht sein. Ich erzählte bestimmte Dinge aus meiner Kindheit, und sie "nein, das stimmt net. Nein, das ist net wahr." - Knallhart. Wie wenn ich das geträumt hätte, oder es mir einbilde.

Na ja, auch egal. Es ist trotz allem ein Riesenschritt gewesen. Und sehr klug, weil ich vor den Kindern nicht streiten würde.

Deine Mutter hat bis zu'nem gewissen Grad recht. Es funktioniert, hab's auch mal eine Weile gemacht. Nur holt's Dich irgendwann ja doch wieder ein, wird ihr irgendwann vermutlich auch passieren. Bei mir zumindest war's so, und dann entsprechend intensiver.

Das Lied hab ich mir übrigens runtergeladen und angehört. Diesen Menschen versteht man allerdings nicht grade gut, ich musste schon ganz genau hinhören. Aber hast recht, es passt sehr gut zu dieser bestimmten Depristimmung.

Dieses Gefühl, dass Du die Kurve nicht mehr kriegst, kenne ich ähnlich. Die Hoffnungslosigkeit zumindest, die Verzweiflung und die Denke, es wird doch nie was, ich brauch doch gar net mehr kämpfen. Ich kann genauso gut aufgeben. - Aber es lügt Dich an, es ist net wahr. Es gibt immer noch'ne Chance, und wenn die vorbei ist, noch eine. Chancen ohne Ende. Sonst würde net immer wieder ein Hoffnungsschimmer auftauchen, oder? Ich glaub net, dass das nur Lug und Trug ist. Nur manchmal Trotzdem hoffe ich, dass auch bei Dir bald wieder so ein Hoffnungsschimmer durchkommt. Dass er kommt, bin ich mir sicher, ich hoffe nur, auch bald

Mir geht's etwas besser, mein Neffe lenkt mich kräftig ab. Er muss auch was mitgekriegt haben, verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Nur weil er noch schläft, kann ich hier überhaupt schreiben. Wenn ich am Rechner bin, liest er ansonsten alles mit!

Ach so, ja 13 war ich. Aber zu der Zeit haben sie mich dann noch vermisst gemeldet, da wohnte ich in Essen für ein Jahr. Dann Polizei, wieder zurück, und dann natürlich Amsterdam. Selbst dort hat mich dann mein Vater gesucht und gefunden, auf Druck meiner Mutter die damals in Kanada war und das intuitiv wohl spürte, dass mit mir was war. Egal, wie auch immer, irgendwann haben sie's dann hingenommen. Bei meinen Eltern wollte und konnte ich net bleiben, in ein Internat wollte ich net. Kurz hab ich noch in Freiburg gewohnt Da gibts so'ne private Handelsschule, nachdem ich von allen andern Schulen flog, wurde das halt probiert und mir ein Zimmer gemietet. Hat net funktioniert, ich musste einfach weit weit weg flüchten. Selbst im nachhinein, wenn ich die 20jährige Sucht betrachte und mein kaputtes Leben, meine kaputte Psyche - es musste so sein.

Einen ganz lieben Gruß an Dich
Barbara

P.S.: warum steht da denn eine checkbox mit tags erhalten, wenn der gar keine tags annimmt? kein strong, kein bold! *grummel
bs

Re: Diagnose NPS

Beitrag von bs »

Hi Barbara, Hi Xenia,

seltsam, in jedem thread, dessen Überschrift mich irgendwie so sehr interessiert, dass ich ihn aufmache, finde ich Euch beiden. Früher - ich lese ja schon länger hier im Forum mit - fühlte ich mich von NPS, Mainpulation, hysterischen Lachkrämpfen etc. überhaupt nicht angesprochen und habe ganz schnell wieder zugemacht, um mich auf die postings konzentrieren zu können, die mich zu dem Zeitpunkt gerade herausforderten.
Aus irgendeinem Grunde finde ich heute, daß mich Euer Thema doch etwas angeht. Kennt Ihr das auch, dass sich die Themen verändern, an denen man in der Therapie gerade arbeitet?
Mein Problem ist nur, dass ich übervoll mit Theorie bin. An meinem letzten Arbeitsplatz, den ich schließlich gekündigt habe, hatte ich so viel Zeit, dass ich Stunden im Netz verbringen konnte. Da habe ich alle möglichen Dinge gelesen. Die Seiten über Abschied aus der Therapie, die verschiedenen Diagnosen - auch Perönlichkeitsstörungen - und alles was mich so betraf. Jetzt habe ich keine Muße mehr, mich mit weiterer Theorie zu befrachten. Ich konnte auch nicht wirklich ganz bei der Sache sein, als ich eben diesen thread nochmal las. So viel, so viel.
Ich glaube ich möchte jetzt nicht mehr verstehen, warum und wieso ich so bin wie ich bin, sondern ich möchte, dass es mir besser geht. Dass mein Vater Grenzüberschreitungen begangen hat, das weiß ich schon seit 10 Jahren. Ich habe seit meiner Magersucht Fach- und poulärwissennschaftliche Literatur über psychologische Fragestellungen gelesen und bin meiner Geschichte dabei nach und nach auf die Spur gekommen. Manche Erkenntnis hat mich echt umgehauen.
Aber komischerweise hatte ich erst in der letzten Woche mit meinem Therapeuten und dieser unsäglichen Verliebtheitsgeschichte das Gefühl, daß mir das ganze Elend bewußt wird ist. Solche starken Gefühle, solcher Schmerz. Das haben 20 Jahre Lektüre nicht geschafft.

Ich glaube, die Ausprägungen meiner Störung, sprich einzelne ungünstige Verhaltensweisen, will ich nicht mehr so genau in der Theorie oder duch Vergleiche mit anderen Betroffenen zerpflücken. Ich weiß, daß wenn ich meinem jetzigen oder anderen Therapeuten einfach folge ohne zu hinterfragen, werde ich auch gesund werden. Das Geheimnis ist wahscheinlich das erneute Durchleben der Gefühle. Das Gehirn entwickelt dann automatisch die richtigen Erkenntnisse, lässt die richtigen Bilder wieder auftauchen.

Ich danke Euch für Eure ausführliche Diskussion über Eure Störung. Sie war sehr aufschlußreich für mich, obwohl ich zur Zeit keine eigenen Erfahrungen beisteuern kann.

Liebe Grüße an Euch beide

Lieschen
Barbra
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Re: Diagnose NPS

Beitrag von Barbra »

Liebes Lieschen,

schön, dass der thread hier Dir nützlich war bzw ist

Ja, das kenne ich auch, die Themen verändern sich in der Therapie. Es ist eben immer mal was anderes aktuell und in uns drin steckt doch so vieles, das raus muss, das net in Ordnung ist. Es ist leider eine Tatsache, dass durch Umstände oder den Einfluss anderer Menschen vieles in uns kaputt, gestört ist. Und irgendwie muss ja alles raus, bearbeitet werden.

Wichtiger ist mir aber grad, wie's Dir mit Deinem Schmerz geht? Ich lese gar nix mehr von Dir, in keinem der threads, und mache mir Gedanken. Ich hoffe, es ist kein allzu tiefes Tief draus geworden?

Einen ganz lieben Gruß
Barbara
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