Ablauf Tagesklinik

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Calca
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Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Calca »

Hallo ☺️

Nach über 17 Jahren habe ich mir nun doch wieder Hilfe gesucht.
Stationär (Akut und Reha) gehen bei mir krankheitsbedingt nicht, Ambulant schaffe ich es im Umkreis von 40 km nicht mal auf eine Warteliste, wobei das für mich auch nicht zielführend wäre. Darum bin ich nicht böse drum.

Also habe ich mich auf die Warteliste einer Tagesklinik setzen lassen. Damals durfte ich während einem stationären Aufenthalt an einzelnen Therapieeinheiten der Tagesklinik teilnehmen und schon das hat mir wirklich geholfen. Darum habe ich die Hoffnung, dass mir 6 Wochen jetzt gerade helfen.

Jetzt stand ich zuerst bei einer anderen Tagesklinik auf der Warteliste, aber da haben schon 2 Telefonate gereicht. Das hat für mich gar nicht gepasst und der Umgang hat alte Wunden von den damaligen KH Aufenthalten aufgerissen. Ich habe mich dort von Warteliste nehmen lassen und bei einer anderen Tagesklinik angemeldet. Der Umgang hat sofort für mich gepasst. Jetzt hängt mir nur die Sache mit der ersten Tagesklinik schwer im Magen und ich merke, wie sich während der Wartezeit bis zum Beginn der Therapie mein Stresslevel immer weiter erhöht.

Ich habe keine Ahnung was mich dort erwartet, wie der Ablauf ist, wie ich mich verhalten muss damit es klappt... Wie habt ihr eure Therapie in der Tagesklinik erlebt?
Highlight
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Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Highlight »

Ich war bisher selber nicht in einer Tagesklinik, nur stationär. Habe dort aber auch mit Menschen kontakt gehabt, die dort nur als Patient der Tagesklinik waren. Im Endeffekt ist der Tag ganz ähnlich wie als wenn man stationär aufgenommen wird. Man schläft allerdings zu Hause.

Häufig beginnte der Tag zwischen 8:30 und 9:00h und endet gegen 16:30. Ansonsten nimmt man an dem normalen Programm teil. Also Einzel und Gruppentherapien, Entspannungsverfahren, Sport, künstlerische Aktivitäten etc. Außerdem nimmt man natürlich am Mittagessen teil. Es gibt auch Ruheräume/Aufenthaltsräume, wo man sich entsprechend zwischen den Programmpunkten aufhalten kann und sich ausruhen oder abschalten. Man hat eigentlich nie von früh bis spät durchgängig Anwendungen, sondern auch mal Pausen zwischendurch. Das genaue Programm wird je nach Diagnose und Notwendigkeit festgelegt.

Verhalten muss man sich so, dass man grundsätzlich regelmäßig (pünktlich) auftaucht und möglichst an allen geplanten Aktivitäten teilnimmt. Das ist aber natürlich auch immer Absprachesache. Also wenn man zu viel oder zu wenig Programmpunkte hat oder einem eine Anwendung nicht gefällt etc kann man das ändern. Das hängt aber natürlich auch mit der Flexibilität der Klinik zusammen. Einige Sachen kann man nicht ausfallen lassen (wie zb Visite oder Einzeltherapie) ebenso wie Sport grundsätzlich verpflichtend ist. Da gibt es aber ganz unterschideliche Gruppen, sodass für jedes Level etwas dabei ist.

Meiner Erfahrung nach sollte man dringend davon Gebrauch machen, mit den Therapeuten, Ärzten, Pfelegepersonal etc zu reden. Also wenn man irgendetwas nicht möchte, nicht schafft etc, dann muss man das unbedingt sagen. Denn die können einem auch nur vor den Kopf gucken.
Calca
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Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Calca »

Mein Problem ist, dass ich keine einzige Therapie in der Verganhenheit beenden durfte. Mir wurde nie gesagt was ich falsch gemacht habe. Dadurch habe ich Angst das es wieder so läuft, aber ich weiß das es wirklich wichtig für mich ist.
Lavendel64
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Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
das ist bei mir schon fast 10 Jahre her. Für mich kam ein stationärer Aufenthalt ebenso nicht in Frage, da ein solcher Aufenthalt mich vor vielen Jahren übelst traumatisiert hat.

Ich weiß nicht genau, was Du wissen möchtest. Du kehrst eben spät nachmittags nach Hause zurück und bist auch am Wochenende zu Hause. Es ist - je nachdem , wo man wohnt, viel Fahrerei, die ich z.T. als anstrengend empfunden habe, weil ich extrem müde war. Ansonsten begann es dort mit dem Frühstück - jeder trudelte so gegen 8 Uhr ein und frühstückte. Danach war eine gemeinsame Gruppenrunde, in der jeder erzählen konnte, wie es ihm geht, welche Gefühle gerade vorwiegen. Gut fand ich, dass die Therapeuten sehr gut zuhörten und wenn jemand extrem mies drauf war, sie ihm sofort (also nach der Runde) Hilfe anboten. Man wurde nicht allein gelassen mit Sorgen.
Zugeteilt wurde (wie beim stat. Aufenthalt) ein Bezugspfleger ... die waren eigentlich während des Aufenthaltes immer ansprechbar und hatten Zeit für ein kurzes Gespräch. Oft nicht notwendig, irgendwann kommt man selber klar. ABer WENN die Gefühle abstürzen, ist eben sofort Hilfe da. Ansonsten gab es ein Programm aus Therapiegesprächen (2 x Gruppe und ein Enzelgespräch pro Woche), Aquafitness, Sport, Nordic Walking, QiGong, jede Menge Kunsttherapie (auch freiwillig zusätzlich - sowohl die Sporthalle als auch die Kunsträume konnten aufgeschlossen werden, wenn jemand dort arbeiten wollte), gekocht wurde einmal wöchentlich von einer Gruppe, wobei es ein festes Budget gab, da musste man echt rechnen. Die übrige Zeit war frei - man konnte das Gelände verlassen (nach Absprache) und/oder sich irgendwie beschäftigen.

Was mir persönlich fehlte, war ein Ruheraum, Ziel war, auf den Beinen zu bleiben, was aber manchmal echt schwierig war. Glücklicherweise war ich im Sommer dort und konnte mich im Park auf die Liegen legen. Im Winter wäre es echt schwer für mich geworden.

Vermutlich ist aber jede Klinik anders. Ein "Muss" waren die Kurse, die mussten vom Leiter abgezeichnet werden, es gab auch echt Ärger, wenn man nicht daran teilnahm. Eigene Wünsche wurden gern umgesetzt (Aromatherapie / Akupunktur), wenn möglich. Wie es jetzt ist, mit Personalmangel, keine Ahnung. Als positiv empfunden habe ich die Empathie innerhalb der Gruppe - auch das ist sicher abhängig von der zusammensetzung.

Versuche es einfach. Ich musste die ersten Tage echt kämpfen, um durchzuhalten, aber es hat sich gelohnt. Ein Abbruch ist ja immer möglich - allein diese Möglichkeit hat mir sehr geholfen. Inzwischen sehne ich mich manchmal nach der Käseglocke dort - einfahc, um mal einige Tage meine Ruhe zu haben und wieder diese angenehme Atmosphäre genießen zu können.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Calca
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Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Calca »

😳 Uff. Kein Ruheraum? Wie soll das gehen?
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Calca,

ich habe stationär und TK erlebt. Die TK war für mich sehr hilfreich, stabilisierend und wirkt bis heute.
Jede Tagesklinik ist anders und ich war zu Coronazeiten dort. Von daher sind meine Erfahrungen unterschiedlich zu der "normalen" Tagesklinik.
Du schreibts:
"Mein Problem ist, dass ich keine einzige Therapie in der Verganhenheit beenden durfte. Mir wurde nie gesagt was ich falsch gemacht habe. Dadurch habe ich Angst das es wieder so läuft, aber ich weiß das es wirklich wichtig für mich ist."

Sprich genau das an im Vorgespräch und beim Einzel.
Ich habe auch von einer für mich sehr belastenden Erfahrung im stationären Aufenthalt berichtet und darauf wurde Rücksicht genommen. Es wurde genau das Gegenteil gemacht. Das war für mich eine sehr gute Erfahrung.

Alles Gute,
Suchende
Calca
Beiträge: 39
Registriert: 1. Mai 2023, 04:15

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Calca »

Ich habe Angst, dass ich dann überhaupt nicht aufgenommen werde. Wenn ich davon erzähle wird doch bestimmt gefragt, warum ich die Therapien nicht beenden durfte.

Wegen meinen Diagnosen und dem SV hab ich sowas wie einen Stempel auf der Stirn. Ich habe es immer so erlebt, und zwar egal wo ich war, dass nur ein Anflug von Niedergeschlagenheit reicht, um lieber mal vorsichtig zu sein.
Wenn ich da schon direkt zu Anfang mit sowas noch zusätzlich komme, ist das nicht eher schlecht?
DieNeue
Beiträge: 5309
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von DieNeue »

Hallo Calca,

deine Klinikaufenthalte sind ja scheinbar schon 17 Jahre her, das ist eine lange Zeit. Nur weil es damals so war, warum sollten sie dich jetzt nicht aufnehmen?

Ich war auch schon 10 Wochen in einer Tagesklinik. Bei uns mussten ein paar wieder in die stationäre Klinik zurück (die meisten von denen waren vorher stationär dort gewesen), wenn es ihnen zu schlecht ging. Bei einer Person gab es das konkrete Kriterium, dass sie zurück muss, sobald sie wieder Stimmen hört. Eine Person ging freiwillig (wirklich freiwillig!) auf Station.
Ich würde deine Befürchtungen ehrlich ansprechen, dann können die dich auch besser einschätzen. Dass es einem auch in der Tagesklinik mal schlecht geht, kommt vor, aber deshalb wurde man bei uns nicht sofort eingewiesen.

Bei uns gab es übrigens einen Ruheraum, der auch gerne genutzt wurde. Auch gab es generell viel freie Zeit, wo man mit den anderen Patienten Spiele machen, Kickern oder auf der Dachterrasse im Liegestuhl liegen konnte.
Es ging ca. 9 Uhr morgens los mit einem Stuhlkreis mit allen Patienten (ca. 17 Leute), wo jeder sagen sollte, wie es ihm geht. Wenn es einem richtig schlecht ging, hat man dann eine Gesprächsmöglichkeit bekommen.
Ansonsten war man in kleineren Gruppen (ca. 5-6 Leute) zusammen. Es gab Ergotherapie (die sehr gut gemacht war und gut geholfen hat), Entspannungsmethoden lernen, Psychoedukation (dort lernt man was über die Krankheit), Sport, Nordic Walking oder Spazieren, für die, die nicht gut zu Fuß waren, eine Gesprächsgruppe, Genußtraining und Achtsamkeitsgruppe, Psychotherapiegruppe. An einem Nachmittag pro Woche sollte man als Gruppe einen Ausflug planen und durfte dann alleine los. Ab und zu noch ein Ergotherapieprojekt, bei dem man freiwillig mitmachen konnte. Einzelgespräch war 20min pro Woche. Die Gespräche waren allerdings echt nicht gut, mit der Ärztin kam ich nicht gut klar. Ich dachte auch, ich könnte in den Gesprächen tatsächlich große Probleme lösen, aber dazu waren die Kurzgespräche scheinbar nicht gedacht.
Die eigentliche Therapie fand in den Gruppen statt. Mit meiner Ärztin kamen aber auch die meisten Mitpatienten nicht gut klar, die anderen Ärztinnen und Therapeutinnen waren da besser, was ich so mitbekommen habe.
Mir haben vor allem die Ergotherapie und die Entspannungsübungen geholfen, aber auch die Gemeinschaft mit den Mitpatienten und so manches Gespräch mit dem Pfleger beim Nordic Walking. Der hat sich da auch manchmal einzelne Leute "geschnappt" und mehr mit denen geredet. Das fand ich gut, das war eine entspannte Atmosphäre.
Freitag mussten dann immer zwei, drei Leute zusammen Kuchen backen, den gab es dann nachmittags zum Wochenabschluss. Schluss war immer so zwischen 16 und 17 Uhr, wenn ich mich richtig erinnere.
Insgesamt hat mir die Tagesklinik sehr geholfen, auch wenn die Probleme mit der Ärztin das Ganze etwas überschattet haben. Aber langfristig habe ich davon profitiert.
Manches merkt man erst später, dass man es gelernt hat und vieles lernt man auch unbewusst. Ich konnte nie so genau sagen, was ich konkret jetzt in einer Woche gelernt habe, während manche anderen Leute immer erzählt haben, was sie alles gelernt haben. Mir wurde das erst nach dem Klinikaufenthalt bewusst.

Ich habe auch schon einen dreimonatigen stationären Aufenthalt hinter mir, wo ich auch keine guten Erfahrungen gemacht habe. Von daher kann ich nachvollziehen, dass du Angst davor hast, wieder die gleichen Erfahrungen zu machen. Das würde mir auch so gehen. Es fiel mir sehr schwer Fachleuten von diesen Erfahrungen zu erzählen, aber ich habe mittlerweile auch bestätigt bekommen, dass dort beim Personal sehr viel schief lief. Vielleicht kannst du dich auch überwinden deine Erfahrungen anzusprechen und machst auch positive Erfahrungen.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Mut für die Tagesklinik!

Liebe Grüße,
DieNeue
Calca
Beiträge: 39
Registriert: 1. Mai 2023, 04:15

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Calca »

Vielen lieben Dank. Deine Schilderungen und Tipps haben mir wirklich sehr geholfen. Mir ist eine richtige Last von den Schultern gefallen. Danke!
Klaus52

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von Klaus52 »

Ich war letzten Sommer 1 Woche auf ITK. Das ist genauso wie stationär. Konnte da auch Mittagessen. Nur eben schläft man zuhause und muss morgens da sein. Was mir dabei gefehlt hatte waren die netten Abende mit den anderen Leidensgenossen. Tagesklinik ist gut und macht Spaß.
NCC-1701
Beiträge: 9
Registriert: 1. Mär 2021, 20:54

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von NCC-1701 »

Mein Ablauf sah während Corona so aus:

08.00 Uhr Beginn mit Frühstück
09.00 Uhr Therapiestunden*
12.00 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Therapie*
(15 Uhr Kaffeetrinken 1× Woche)
16.00 Uhr Feierabend

* = Therapiestunden beinhalteten u.a.: Gespräche, Musizieren, Ergo, Kennenlernen der Krankheit, Entspannung, Spaziergänge, Aromatherapie... und bestimmt habe ich was vergessen. :)

Zwischendurch gab es Gespräche mit einem Arzt und den Schwestern.

Kochen und so gab es wegen Corona nicht. Für das Frühstück oder das Kaffeetrinken war eine Person in der Woche zuständig um die Sachen zu besorgen. Es gab Dienste für den Frühstücksbereich, für den Mittagstisch (eindecken, verteilen, säubern...), Blumen und den Müll.
DerSteppenwolf
Beiträge: 42
Registriert: 6. Okt 2022, 09:57

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von DerSteppenwolf »

Hallo zusammen,

ich habe mit Interesse den Threadverlauf gelesen. Ich von der ganzen Sache noch überfordert, ich wüsste nicht einmal, wo ich mich melden muss, um auf eine Warteliste zu kommen.
NCC-1701
Beiträge: 9
Registriert: 1. Mär 2021, 20:54

Re: Ablauf Tagesklinik

Beitrag von NCC-1701 »

Ich habe mir die Nummern der Tageskliniken aus der Umgebung via Suchmaschine herausgesucht und dort angerufen. Nach einem Gespräch kam ich auf eine Warteliste.
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