ich bin anders als IHR

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The Boogeyman
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Registriert: 28. Apr 2023, 15:37

ich bin anders als IHR

Beitrag von The Boogeyman »

Ich kann es immer noch nicht glauben das es nun mehr zwanzig Jahre her ist das ich meine erste Diagnose Agoraphobie bekommen habe. Damals sieben verschiedene Ärzte aufgesucht bis man mir riet zu einer Psychologin/Psychiaterin zugehen.
Weitere folgten wie eben Depressionen, emotionale Instabilität, Bipo2, Sozialphobie, Panikattacken.
Ich stürzte zweimal in die Alkoholsucht ab, verletzte mich selber, drei Suizids, Tagesklinik, Klinikaufenthalte. Ich nahm alles mit was ich nur kriegen konnte und wo ich dachte das es mir half.
Nur eins bedachte ich nicht das ich mir auch selber helfen musste. Für mich war das alles nicht existent, ich war nicht krank obwohl alle Anzeichen da waren und ich sie nicht leugnen konnte hab ich mir immer noch eingeredet es geht mir gut, alles okay, alles bestens.
Schon früher war ich eigentlich immer ein Einzelgänger. Doch in den zwanzig Jahren habe ich alles verloren. Freunde die immer wieder komm lass uns Party machen, was essen gehen, oder einfach was unternehmen und du immer wieder vertröstet hast ein andermal, ein andermal, ein andermal.
Irgendwann gab es kein andermal weil sie weg waren.
Ich habe mich von meiner Familie abgewandt weil sie mich nicht verstanden, weil sie nicht verstanden was mit mir nicht stimmte. Ja wie sollte ich das denn selber verstehen was mit mir nicht stimmt sogar für mich war es nicht nachvollziehbar warum dinge passierten die dich an deinem Verstand zweifeln ließen.
Zwanzig Jahre in den ich lernte wie Menschen sein Können, was Sie dir antun können, das Sie dich bis dahin treiben können dich selber zu zerstören.
Es war eine Zeit voller auf und abs und dennoch möchte ich Sie nicht missen denn in dieser Zeit habe ich auch meinen Freund kennen gelernt ohne den ich glaub ich jetzt hier nicht schreiben könnte. Auch meine besten Freunde die es wahrlich oft nicht leicht mit mir haben aber immer zu mir gehalten haben und versucht haben mir zu helfen aber auch zu verstehen.
Schaue ich heute zurück muss ich schon sehr grinsen den diese Zeit war für mich eine Lektion, eine Lektion für mein Leben. Ich bin anders als Ihr und das ist gut so denn all das macht mich zu dem Menschen der ich heute bin.
Ich habe gelernt zu akzeptieren das egal wo ich gerade bin und ich in Tränen ausbreche es dafür ein Grund gibt. Es scheint auch nicht immer die Sonne sondern es kommen ab und zu eben dunkle Wolken. Kommen die Ängste die Panik werde ich sie überstehen wie all die anderen male auch davor .
Ich habe gelernt auf mein Körper zuhören, auf meine Seele und es geht mir besser.
Schaue ich heute in den Spiegel sehe ich immer noch den Boogey und den Man in mir. Das gute und das böse. Oft gibt es noch die Momente ein falsches Wort und ich bin auf 180.
Früher habe ich all das als mein Feind angesehen als was schlechtes eben als Krankheit. Mit der Zeit habe ich mich mit all dem arrangiert und nicht mehr als Feind angesehen, denn jeh mehr du dagegen ankämpfst umso schlimmer wird es unterm Strich.
Habt Ihr Euch schon einmal mit Eurer Depression unterhalten?
Mein Freund hatte ein Schlaganfall und jetzt leichte Demenz ich glaube jedem ist klar vor was einer Herausforderung du stehst wenn du unter bipo/depressionen leidest.
Oft muss ich das Zimmer verlassen weil mein Körper so von Weinkrämpfen geschüttelt wird, ich lächel tapfer obwohl alles in mir schreit. Psychisch/Seelisch gehe ich hier gerade auf dem Zahnfleisch.
Ja auch das ist schön wenn Freunde kommen dir auf die Schulter klopfen dich in Arm nehmen und wie gut du das alles durch stehst.
Ist es nicht so das wir unterm Strich alle funktionieren weil wir funktionieren müssen.
Ich sagte einmal zu meiner Psychiaterin das ich fast den Termin abgesagt hätte weil es mir nicht gut ging darauf hin ihre Antwort aber ja trotzdem sitzen sie jetzt hier. Das sagte für mich damals alles aus.
Was mir auch eine Lehre war nur weil du in einer Klinik mit zwanzig anderen depressiven Menschen bist heist das nicht das man dich mögen muss oder dir um den Hals fällt oder versteht was in dir vorgeht genauso wie in den Sozialmedien wo ich mal einer Gruppe beigetreten bin und ich zwei drei in mein Privat leben gelassen haben und sie festgestellt haben das ich andere Ansichten habe und mich dann meinten nieder machen zu müssen.
Ich habe und werde nie behaupten das ich leicht bin und das der Umgang mit mir leicht ist aber Respekt, Akzeptanz und anstand sollte jeder kennen.
Das ist jetzt nur mal grob was mir so auf dem herzen lag und wa sich schon immer mal loswerden wollte
MrLonely4688
Beiträge: 7
Registriert: 2. Okt 2023, 11:17

Re: ich bin anders als IHR

Beitrag von MrLonely4688 »

Hey Boogeyman

Vorab muss ich ganz klar sagen dass ich es sehr tapfer finde dass du dich so offen darüber äußerst.

Ich kann genau verstehen was du meinst da ich aktuell genau das gleiche durchleben muss, es ist ein bisschen zu viel um es in eine Nachricht zu verfassen, wenn du möchtest können wir irgendwann mal per Privatnachricht schreiben, ansonsten habe ich auch noch Discord und Instagram

Ich bin immer erreichbar natürlich kann eine Antwort ab und an mal dauern.
Schweiger
Beiträge: 55
Registriert: 20. Jul 2023, 11:39

Re: ich bin anders als IHR

Beitrag von Schweiger »

Hi Boogeyman,

habe gerade gesehen, dass der Beitrag schon so lange her ist und Dir erst jetzt
jemand , Mr.Lonely, geantwortet hat.
Habe den Beitrag gar nicht gesehen, ich weiß es gibt eine Kategorie unter "Schnellzugriff" die
heißt unbeantwortete Beiträge oder so ähnlich, vielleicht muss ich da öfters mal drauf.

Jedenfalls danke für Deinen Beitrag, er klingt, als wenn Du sehr stark gereift bist.
"Individuation" ist eine Idee, die in vielen therapeutischen, vielleicht sogar in allen , vorkommt.
D.h. weg von der Symbiose mit den Eltern, Überwindung des (normalen) Drangs nach Gruppenzugehörigkeit.
Gerade in der Pubertät ist dies sehr stark, bei mir war es auch stark, die Suche nach der Peer-Gruppe, weiß
gar nicht wie das auf deutsch heißt, also als Hinbewegung zu einer Gruppe ausserhalb der Familie.
Diese Hinbewegungen sind wie gesagt normal und sollen ja auch die Wegbewegung der Familie kompensieren.

Sorry, bin manchmal sehr umschweifig und theoretisch, ich wollte nur betonen, dass der Weg zu sich selber
auch ein Weg ist, der in unserer Biographie vorgesehen ist, genauso wie der Weg weg von der Familie und
zu der Peergroup und zu einem Partner. Und dieser Weg ist besonders schwierig für uns psychisch labile
Menschen .
Danke dass Du dass geteilt hast, Boogeyman, es handelt von der Schwere des Weges, aber auch dass Du ihn
gegangen bist, noch gehst, und dass es sich gelohnt hat.
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