Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

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Seelentief26
Beiträge: 4
Registriert: 21. Apr 2023, 01:43

Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Seelentief26 »

Hallo Zusammen,
dies ist mein erster Beitrag den ich verfasse.

Am Montag beginnt für mich wieder der normale Arbeitsalltag in meinem Ausbildungsbetrieb, was mich sehr zum Grübeln bringt.

Ich war seit Mitte Februar wegen meinen Depressionen und Angstzuständen zuhause, weil ich nicht mehr fähig war in meinem normalen Alltag geschweige denn in meinem Ausbildungsbetrieb zurecht kam.

Seit ich vor ca. 3 Wochen meine Medikamente gewechselt habe, merke ich dass es langsam wieder bergauf geht. Aber alleine der Gedanke daran in die Arbeit zurückzukehren versetzt mich in Panik.

Ich weiß einfach nicht ob es noch zu früh ist oder ob ich mich wieder an die Arbeit trauen soll, aber das schlechte Gewissen und auch die ein oder andere Aussage meines Chefs und seine Reaktion bereiten mir seit Tag eins ein schlechtes Gewissen weshalb ich mich dazu verpflichtet fühle wieder den Arbeitsalltag schaffen zu müssen und natürlich auch die Angst da ist meinen Ausbildungsplatz zu verlieren oder nicht an der Prüfung teilnehmen zu dürfen. Dazu sollte ich auch noch sagen, dass ich mich ziemlich am Ende meiner Ausbildung befinde und ein ausbildungsabbruch nicht in Frage kommt.

Habt ihr Erfahrungen oder vielleicht Tipps? Ich fühle mich sehr alleine gelassen in meiner Situation und hab nicht wirklich einen Ansprechpartner mit dem ich darüber reden könnte, da ich aktuell noch keinen Platz für eine Therapie bei einer Psychologin bekommen habe.

Vielen Dank für eure Antworten.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von MissMikse »

Hallo Seelentief,

wenn du so lange krank warst, gibt es dann nicht vielleicht die Möglichkeit einer Wiedereingliederungsmaßnahme? Dann könntest du dich langsam ran tasten, schauen, ob du es schaffst wieder arbeiten zu gehen und du könntest dich langsam aber sicher eingewöhnen statt direkt Vollstoff zurück zu kehren.

Schlechtes Gewissen ist auf jeden Fall Unsinn. Ich weiß, das ist schwer und ich hab auch lange gebraucht, um das zu kapieren, aber wenn du dir permanent Gedanken um die Arbeit machst und ein schlechtes Gewissen hast, erholst du dich auch schlechter. Konzentrier dich ganz auf dich bei der Genesung. Gesundheit ist wichtiger als alles andere. Und selbst, wenn irgendwas sein sollte, dass du deine Ausbildung so im Moment nicht zu Ende machen kannst, dann findet sich dafür sicher auch eine Lösung - wenn es dir wieder besser geht!

Viele Grüße
Mikse
Seelentief26
Beiträge: 4
Registriert: 21. Apr 2023, 01:43

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Seelentief26 »

Vielen Dank für deine Antwort.

Mein Chef ist nicht begeistert von einer Wiedereingliederung, da er der Meinung ist ich war lange genug zuhause um mich zu erholen. Ich habe Ende Mai einen Aufnahmetermin in einer Tagesklinik und habe mich bis heute noch nicht getraut ihm das zu sagen, weil ich Angst vor seiner Reaktion habe und mich das bei meiner Genesung wieder zurückwerfen würde, wenn er mir wieder Vorwürfe macht.
Reziprok
Beiträge: 163
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Reziprok »

Hi Seelentief26 ,

weiß Dein Chef von Deinen Depressionen oder der Art Deiner Erkrankung (psychisch)? Falls ja, dann sollte er Dich umso mehr nicht unter Druck setzen.

(Hinweis: Arbeitnehmer:*innen sind nicht verpflichtet im Krankheitsfall ihren Arbeitgebern ihre Diagnosen mitzuteilen.)

Psychische Erkrankungen unter Jugendlichen nehmen seit Jahren zu, siehe z.B. hier:

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... isch-krank

Ich darf hier aus dem Link nicht ohne Genehmigung des Ärzteblattes zitieren (eine Genehmigung habe ich nicht angefragt), deswegen der Hinweis auf die letzten beiden Absätze in dem o. g. Link, dazu folgende Stellungnahme von mir:

Ich finde es richtig, wenn Arbeitnehmer, darunter auch jugendliche Arbeitnehmer, verstärkt auf ihre psychische Gesundheit achten. Die Arbeitswelt ist ein wichtiger Grund für die Zunahme psychischer Erkrankungen. Sie muss sich zum Positiven hin ändern, so geht das nicht weiter, finde ich. Es werden immer mehr Leute psychisch krank, auch durch die Arbeit.

Lasse Dich also nicht durch Deinen Chef unter Druck setzen. Achte auf Dich. Deine Gesundheit geht vor.

Ich weiß jetzt nicht genau, wie es sich verhält, wenn aufgrund einer Erkrankung der Abschluss einer Ausbildung innerhalb der gewöhnlichen Ausbildungszeit gefährdet ist. Ob die dann verlängert werden kann, die Ausbildungszeit.

Informiere Dich deswegen mal bei einer Gewerkschaft, so mein Vorschlag. Auch wegen der Frage, wie Du mit Deinem Arbeitgeber (Chef) umgehen solltest.

Dafür müsstest Du in der Gewerkschaft Mitglied werden, wahrscheinlich nicht sofort, aber Du kriegst natürlich erst die volle Unterstützung von Seiten einer Gewerkschaft, wenn Du Mitglied geworden bist. Ich glaube, der Mitgliedsbeitrag in einer Gewerkschaft kostet monatlich 1% Deines monatlichen Brutto.

So war es jedenfalls bei mir, als ich Mitglied bei verdi war. Bis ich austrat, weil ich schon mehrere Jahre lang in Frührente war und immer noch bin. Ich gehe ja nicht mehr arbeiten, also bringt mir eine Gewerkschaft nicht viel.

Die Gewerkschaft verdi ist für Dich aber vielleicht nicht zuständig. Du müsstest Dir eine Gewerkschaft (im Internet) suchen, die zuständig ist für die Branche, in der Dein Ausbildungsbetrieb tätig ist.

Viele Grüße

Reziprok
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von MissMikse »

Guten Morgen,

statt Gewerkschaft geht vielleicht auch eine Beratung bei der Arbeitskammer. Dafür werden mir automatisch Beiträge vom Lohn abgezogen, ich kann aber in der Regel kostenlos Beratung bekommen zu allen Themen rund um die Arbeit.

Und wie Reziprok schreibt: lass dich nicht unter Druck setzen, achte auf dich. Wenn dein Arbeitsleben schon so besch... startet, wird es im Lauf der Jahre vermutlich nur noch schlechter. Stell JETZT die Weichen, damit du eine gute und möglichst gesunde Zukunft vor dir hast. Und dafür muss es nicht sein, dass du jetzt auf Biegen und Brechen bei genau diesem Arbeitgeber deine Ausbildung abschließt. Wärst du jetzt anderweitig schwer krank geworden (z.B. durch einen Unfall mit OP, lange im Krankenhaus und Reha) würdest du dir das doch vermutlich auch nicht verwehren, erst mal richtig gesund zu werden. Oder?

Pass auf dich auf! Liebe Grüße
Seelentief26
Beiträge: 4
Registriert: 21. Apr 2023, 01:43

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Seelentief26 »

Vielen Dank für eure Tipps.

Mein Chef weiß, dass ich unter schweren Depressionen und Angstzuständen leide.

Meine Ausbildung endet Anfang Juli und abschließen kann ich sie auf jeden Fall aber trotzdem sind die Ängste in meinem Kopf und ich kann diese Gedanken nicht abschalten und diese ziehen mir so viel Energie von der ich aktuell sowieso zu wenig habe.
Reziprok
Beiträge: 163
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Reziprok »

Hi MissMikse,

Danke für den Hinweis auf die Arbeitskammern. Das wusste ich noch nicht. Und Danke auch dafür, dass Du mich darin bestätigst, dass Seelentief26 sich vordergründig um seine/ihre psychische Gesundheit kümmern sollte.

Den Begriff "Arbeitskammer" kannte ich bisher als Einrichtung in Österreich. In Deutschland gibt es sie also auch, wie ich über eine Internetrecherche feststellen konnte. Kann es aber sein, dass es Arbeitskammern in Deutschland nur in Bremen und im Saarland gibt? Siehe

https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitskammer

Viele Grüße

Reziprok
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von MissMikse »

Hallo,

da ich im Saarland wohne fiel mir das halt ein. Aber ja, scheinbar gibt es die nur im Saarland und in Bremen.
Danke für die Recherche! Wusste ich vorher auch nicht.

Liebe Grüße
Reziprok
Beiträge: 163
Registriert: 9. Mär 2023, 07:51

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Reziprok »

Hi MissMikse,

vielen Dank für Dein Feedback :-)

Viele Grüße

Reziprok
Lavendel64
Beiträge: 541
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Nach 3 Monaten wieder zurück in den Arbeitsalltag

Beitrag von Lavendel64 »

Herrje, was für eine blöde Situation. Hast DU therapeutische Unterstützung? Wenn Du eine Tagesklinik besuchen willst, gibt es dort eine Institutsambulanz, mit der Du Deine Situation besprechen kannst?

So wie Du es beschreibst, ist Dein Chef nicht besonders empathisch- und der Druck wäre sofort wieder da. Das scheinen auch Deine Bedenken zu sein. Ob Dein Chef eine Wiedereingliederung gut findet oder nicht - erstmal bist DU im Fokus und es erscheint mir sinnvoller, Du steigst langsam ein und konzentrierst Dich auf die Abschlussprüfung, als wenn Du auf Krampf Vollzeit arbeitest und einen Rückfall riskierst. Kannst Du die Prüfung evtl ein halbes Jahr schieben, um den Kopf frei zu bekommen?

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
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