Hochzeitseinladung ausschlagen?

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Seb87
Beiträge: 20
Registriert: 10. Apr 2022, 13:07

Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von Seb87 »

Hallo zusammen,

ich hab heute eine etwas schräge aber trotzdem ernste Frage für das Forum. Meine Frau und ich sind nächste Woche auf eine Hochzeit eingeladen. Diese ist leider einige hundert Kilometer von uns entfernt und wäre mit einer recht anstrengenden Reise verbunden. Als wir die Einladung angenommen hatten, ging es mir gut und ich hatte mich auf die Veranstaltung gefreut. Seit gestern merke ich aber u.a., dass ich wieder in eine Depression rutsche und sich meine Angststörungen regen, jetzt traue mir den Besuch der Hochzeit nicht so recht zu. Vermutlich könnte ich mich irgendwie zwingen, dass geht aber genau gegen so ziemlich alles, was ich in den letzten Jahren in Therapie & Co gelernt habe und jetzt bin ich mit der Situation total überfordert.

Auf einer Vernunftsebene sage ich mir, dass ich meine Gesundheit ernst nehmen und zuhause bleiben sollte. Das fühlt sich aber absolut falsch an. Zum einen ist das sicher Teil eines meiner grundsätzlichen Probleme - andere Geschichte - ich denke aber auch, dass sich das einfach nicht gehört und gemein gegenüber dem Brautpaar wäre. Es geht an dem Tag ja nicht um mich sondern um die beiden. Zwei Reisetage und ne erhebliche finanzielle Belastung in Kauf nehmen, nur um ein paar Stunden gezwungen zu grinsen, bevor ich mich im Hotelzimmer einschließe, wäre aber auch Käse, oder?

Daher die Frage: Was würdet Ihr machen? Wie komme ich da zu ner guten Entscheidung und was sage ich dem Brautpaar, wenn ich absage? Lügen ist in solchen Sachen immer schwierig aber ich habe Probleme bei der mentalen Gesundheit aus verschiedenen Gründen immer für mich behalten und will nicht, dass das Hochzeitsgespräch wird. Für den ein oder anderen ist das vielleicht ne Bagatelle aber mich wirft es aktuell völlig aus der Bahn :(

Danke euch vorab für die Hilfe!
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von MissMikse »

Hallo Seb,

erst mal nur als 1. Gedanken und als Anregung: du sagst, es geht ums Brautpaar und nicht um dich. Das ist richtig. Aber willst du dich deswegen wirklich quälen? Vielleicht merken die anderen das und du "versaust" ihnen damit den Tag? Ist jetzt sehr krass formuliert, aber du weißt, was ich meine.

Kommt vielleicht auch ein wenig drauf an, wer das Brautpaar ist. Wenn es der eigene Bruder/die Schwester oder so ist, ist das in meinen Augen auch nochmal was anderes, als wenn es nicht ganz so enge Freunde sind.

Man kann sagen, dass man krank ist (ohne nähere Angaben zu machen) und z.B. anbieten, sich wann anders zu treffen und "nachzufeiern"?!

Oder Gegenfrage: was würdest du machen, wann du einen Herzinfarkt hattest und grade erst aus dem Krankenhaus raus bist? Hingehen oder lieber absagen? ;)

Du merkst glaub ich, in welche Richtung ich tendiere, aber wie gesagt, es kommt vielleicht auch drauf an, wie gut man das Brautpaar kennt oder wie eng man befreundet ist, ob es Familie ist oder nicht usw.

Ich hoffe, du findest eine Entscheidung, mit der sowohl du als auch deine Frau und das Brautpaar gut leben können.

Liebe Grüße
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von Herd04 »

Hallo,
als ich von deinen Zweifeln las, kam bei mir sofort die Erinnerung an ein sehr wichtiges Ereignis in meinem Leben wieder hoch. Vor 4 Jahren hatten mein Mann und ich Silberhochzeit, auf die wir uns sehr gefreut hatten und die wir auch ziemlich "groß" feiern wollten.
Monatelang vorher habe ich nicht den leisesten Anflug einer Depression gespürt . Doch kurz vorher kippte meine Stimmung derart und jeglicher Gedanke an die Feier versetzte mich in Wahnsinnspanik und Angst.

Mit ganz schlechtem Gewissen meinerseits mussten wir die Feier absagen, sowohl in der Gaststätte als auch bei allen natürlich schon eingeladenen Gästen.

Die Entscheidung war richtig, denn die Feier wäre für mich ein Desaster geworden.

Ich kann dir nur raten, jetzt wirklich in erster Linie an dich zu denken, in der Hoffnung, dass deine Frau die Entscheidung mitträgt. Ich weiß ja nicht, wie eng verbunden ihr mit dem Brautpaar seid. Wenn ihr absagt, ist es nicht gemein, sondern vernünftig.
Wie ihr die Absage begründet, müsst ihr euch überlegen. Ich denke sogar, dass auch eine Notlüge erlaubt wäre.

In "unserem Fall" haben wir ganz ehrlich gesagt, warum wir gerade nicht feiern können.

LG, Edda
Katerle
Beiträge: 11263
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Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von Katerle »

Hallo Seb,

ist wirklich keine einfache Entscheidung. Kommt auch darauf an, was ihr für eine gute Beziehung habt zueinander. Bei meinen Kindern würde ich wohl nicht absagen an einem so bedeutenden Tag, aber würde wohl eher von der Feier gehen, wenn es dir nicht so gut geht.

Wir waren z. B. zur Schuleinführung unseres Enkels damals und da war ich eher gegangen und das war auch gut für mich gewesen.

Ich war aber auch mal nicht mit zu ner Hochzeit und da muss ich sagen, das war auch gut für mich. Und wir hatten jetzt auch keine so innige Beziehung.

Drücke dir auch ganz fest die Daumen, bei deiner Entscheidung.

Liebe Grüße
Katerle
Überdosis
Beiträge: 251
Registriert: 25. Nov 2021, 23:01

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Seb,

mein persönlicher Eindruck der Depressionen ist halt, dass es einem alles vermiest, damit man es eben sein lässt und mit dem sein lassen aber halt noch tiefer in die Depression zu rutschen...

Du hast dich doch auf die Hochzeit sehr gefreut, als es dir gut ging.
Nur jetzt, wo du wieder einen Tief bekommst, schwindet die Begeisterung für diese Hochzeit.
Ich würde mir an deiner Stelle gut überlegen, ob du mit dem absagen nicht genau das tust, was die Depression will und ob du, wenn der Tief weg ist, nicht die Freude daran zurück kommt, es dann aber zu spät ist und du beginnst es zu bereuen.

Könntet ihr die Hochzeit nicht als Kurz-Urlaub gestalten?
Also nicht 1 Tag vor der Hochzeit dort im Hotel einchecken, sondern vielleicht 3 Tage eher und die Zeit noch nutzen um euch von der Fahrt zu erholen, aber auch die Umgebung zu erkunden?
Und dann nach der Hochzeit nicht sofort wieder abreisen, sondern vielleicht wieder 1, 2 Tage länger bleiben zum erholen von der Feier?

Die Option es zu versuchen, um beim schlecht gehen dich dann ins Hotel Zimmer zu verkriechen finde ich gar nicht schlecht.
Du weißt schließlich nicht, ob es dir nächste Woche schon besser geht oder ob dir die Feier selbst vielleicht sogar hilft, den Tief weg zu drängen und wenn alles nichts nützt, dann ist doch der Rückzugsort im Hotel doch auch super.
Jedenfalls besser als wie wir das mit unserer Saarländischen Familie gemacht hatten, als die zur Hochzeit meines Bruders nach Duisburg kamen, denn die haben im Haus meiner Eltern auf der Couch u.s.w geschlafen.
Ich selbst war bei meiner Schwester in der Wohnung und hab dort bei ihr auf der Couch geschlafen gehabt....
Mit einem eigenen Hotel Zimmer wäre es mir definitiv damals besser gegangen, denn auch mir ging es an dem Tag nicht gut. Bin aber sehr froh, auf der Hochzeit gewesen zu sein.
Axel_22
Beiträge: 30
Registriert: 28. Jun 2022, 10:58

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von Axel_22 »

Guten Morgen Seb :)

Ich würde das auch davon abhängig machen, wie eng das Verhältnis zum Brautpaar ist vs. wie schlecht es Dir geht:

1. Bei einer Hochzeit engsten Familienkreis oder dem besten Freund und "nur" Symptomen morgens würde ich mich womöglich durchbeißen.
2. Ist es entfernter Freundes- oder Bekanntenkreis und wirken die Symptome zu lange in den Tag hinein, würde ich ganz allgemein mit Verweis auf "krank" absagen.

Der nächste Punkt ist die Reise selbst: Du sagst "Hunderte von Kilometern" => Auto oder Bahn?
Abfahrt freitags direkt nach / von der Arbeit? Oder haste ein wenig zeitlichen Puffer?

Ich wohne in der Nähe von Düsseldorf...
=> müßte ich jetzt Freitag Nachmittag um 15 Uhr nach der Arbeit mit dem Auto "nur" nach Münster, Bremen, Mainz oder Marburg, würde ich fahren.
=> müßte ich stattdessen noch bis nach Stuttgart, München oder Rostock fahren, und komme jobbedingt vielleicht auch erst um 18 Uhr weg, würde ich absagen.

Mit der Bahn wiederum und vielleicht nur 1x umsteigen wär's mir unter Umständen "egaler".

Weiterhin würde ich gucken, daß ich mir den Tag nach der Rückfahrt noch frei nehme. Da braucht's nur nen Stau oder ne Zugverspätung, man kommt erst um 23 Uhr nach Hause, was abschalten, und dann morgens um halb sieben halbwegs fit raus => nee danke :/


Ich hab ne ähnliche Situation 2014 im Sommer gehabt: Hatte gerade meinen ersten akuten Rückfall, und wir waren - ausgerechnet in Dresden, am anderen Ende der Republik - auf der Hochzeit der Tante meiner Frau eingeladen... und wir sind da mit dem Auto hin...
Mir ging's ziemlich bescheiden, der Abend der Anfahrt war übel, der nächste Morgen auch. Im Laufe des Tages ging es mir aber immer besser und besser, ich schätze insbesondere den Kontakt zu meinen Schwägerinnen und ihren Familien, und nachmittags und abends war von meiner Depri nix mehr zu spüren. Tags drauf wieder Zuhause war ich natürlich richtig groggy - aber ich hatte den Montag eben noch frei und konnte mich etwas regenerieren. Optimal war es nicht - aber es ging.

=> Für eine solche Hochzeit im Familienkreis, in dem ich auch viele Leute kenne und mich mit ihnen unterhalten kann, würde ich das wieder machen.
=> Wäre es ein entfernter Freund oder Bekannter, und dann kenne ich da außer dem Brautpaar vielleicht auch niemanden oder nur vom Sehen, lauter neue Leute und Gesichter, da wäre es mir allerdings zuviel und ich würde absagen.


Zuguterletzt:
Ist das Brautpaar nur über Dich mit euch verbandelt? Oder nur / eher über Deine Frau?
=> Gegebenenfalls kann Deine Frau auch allein fahren, dann wäret ihr zumindest "vertreten", und es sähe nicht ganz so blöd aus, falls Dir auch sowas in der Richtung zu schaffen machen sollte (Außenwirkung).


All das und was Dir die Vor-Poster geraten haben, solltest Du mal in die Waagschale werfen und überlegen 🙂
DieNeue
Beiträge: 5377
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Seb87,

ich wollte mal nachfragen, wie du dich entschieden hast. Wie gings dir dann mit deiner Entscheidung?

Liebe Grüße,
DieNeue
The Boogeyman
Beiträge: 40
Registriert: 28. Apr 2023, 15:37

Re: Hochzeitseinladung ausschlagen?

Beitrag von The Boogeyman »

als ich das Thema jetzt las dachte ich das hätte gut und gerne auch von mir kommen können.

Mein Cousin heiratet und ja er würde gerne die ganze Familie mal wieder so richtig beisammen haben.
An sich halte ich das für eine super tolle Idee wenn da nicht dieses eine Problem für mich wäre.
Die Hochzeit ist im September und eben auch einige hundert km entfernt.

Schon jetzt bereitet es mir unerträgliche Kopfschmerzen, Magenschmerzen ganz zu schweigen von den Angstzuständen und Panikattacken. DA wird mir immer gleich heiß und kalt.
Aber ja trotzdem ist da auch dieses andere in mir dieses freudige, dieses ja ich will so nenn ich es mal.
Für mich ist nur die Frage wie stell ich das an.
Dachte schon an Freunde mitnehmen als Anstandsdame naja.......
Bisher habe ich soweit eigentlich alles in meinem Leben gemeistert nur das alleine irgendwo hinfahren wo ich noch nie war mich nicht auskenne und dann noch ein fremdes Hotel, fremde Geräusche, wo ist das nächste Krankenhaus, der nächste Arzt falls etwas sein sollte, obwohl ich ganz genau weiß es war ja noch nie etwas egal wo ich bisher war im Urlaub.
Trotzdem ist das ein Marathon der Gefühle, Emotionen die man da durch macht und man hofft das vielleicht irgendwas passiert.
Schon krass wozu einem diese Krankheit bringen kann das man sich so etwas in seinen Gedanken wünscht .
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