Zurück zur Arbeit

[Muli07]

Hallo Zusammen,

mein erster Beitrag in diesem Forum. In den letzten Wochen hat mir allein das Lesen der Beiträge geholfen. Heute wage ich den Schritt und schreibe selbst einen Beitrag.
Ich habe etwas Bedenken, weil ich jetzt nochmal alles niederschreiben werde, was ich eigentlich gerade irgendwie versuche zu verdrängen, aber ich weiß das es nicht richtig wäre.

Kurz zu mir: Ich bin diagnostiziert mit einer mittlerweile mittelschweren Depression und einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung. Für eine Medikamentenumstellung auf Venlafaxin wurde ich krankgeschrieben (seit nun ca. 7 Wochen).

So langsam geht es für mich wieder daran mich an den Gedanken zu gewöhnen in 2 Wochen wieder in den „normalen“ Arbeitsalltag zu starten. Aktuell macht mir meine Persönlichkeitsstörung diesbezüglich aber das Leben schwer.
Meine Hausärztin empfiehlt mir in eine Tagesklinik zu gehen, meine Psychiaterin rät mir davon ab und jetzt einfach den Sprung wieder in die Arbeitswelt zu wagen.

Aktuell ist die Angst aber phasenweise so groß, dass ich gar nicht mehr handeln kann. Meine Psychiaterin sagt, dies sei normal und typisch für diese Persönlichkeitsstörung dann auch in die Vermeidung zu gehen. Das kann ich auch nachvollziehen.
Ich habe allerdings jahrelang diese Angst unterdrückt und einfach immer weitergearbeitet. Woher weiß ich das es jetzt nicht auch wieder der Fall sein könnte, dass mich das Ganze eher wieder zurückwirft.

Meine Angst besteht vor allem daraus, dass ich noch nicht wieder richtig funktioniere. Das mich kleine Dinge auf der Arbeit schnell überfordern könnten. Und das alles vor meinem Grundgedanken „Ich kann das nicht schaffen“. Ich weiß das diese Dinge lediglich in meinem Kopf sind und keiner von mir erwartet sofort wieder voll da zu sein (da meine Kollegen auch Bescheid wissen), aber auch alternative Gedanken helfen mir gerade nicht wirklich weiter.

Vielleicht hat oder hatte ja jemand von euch mit ähnlichen Gedanken zu kämpfen. Ich würde mich über einen Austausch freuen, denn der kann oft schon Wunder bewirken.

Schon jetzt ein großes DANKE!

[Schlumpffine]

Hallo Muli07,
mit deiner Form der PS wirst du immer wieder in die Vermeidung fallen. Auf der anderen Seite, kann eine Veränderung nur in Dir selber stattfinden.
Du must also deine eigenen Glaubenssätze hinterfragen.Kleine Schritte in eine andere Richtung wagen.
Hilfsmittel könnten das erlernen der ABC-Methode nach Ellis,Nachrichtenquadrat und inneres Team nach Schultz von Thun sein.
Beides findest Du auf Youtube.
Außerdem benötigst du ein/e "Spielfeld" bzw. Erprobungsumgebung um die Veränderung zu üben.
Dazu kann-musss aber nicht- ein freundliches Arbeitsumfeld beitragen. Aber Achtung!!! Veränderungen sind nie leicht und du must ggf.mit Rückschlägen rechnen, die dann wieder eine Vermeidung auslösen.
Gruß
Schlu

[Suchende2]

Hallo Muli07,

würde Dir eine kurze Wiedereingliederung den Einstieg vereinfachen?

Alles Gute,
Suchende

[Muli07]

Danke für eure Antworten.
Ich habe jetzt noch ca. 2 Wochen in denen ich mich vollkommen darauf vorbereiten und üben kann. Ich sollte wirklich versuchen die bösen Angstgedanken nicht in meinen Kopf zu lassen. Ist aber leider ja immer noch so einfach wie man denkt.
Ich werde mir aber auch auf jeden Fall nochmal Abc-Gesund etc. Vermehrt anschauen und üben.

Bzgl. der Wiedereingliederung: Ich glaube das drängt mich noch eher weiter in die Vermeidung. Ich sollte glaube ich wirklich einmal ins kalte Wasser springen. Das wird nicht einfach, aber ich habe das Glück ein gutes und verständnisvolles Arbeitsumfeld zu haben.

[Highlight]

Ich finde den Vorschlag, in eine Tagesklinik zu gehen nicht verkehrt. Natürlich vermeidest du in dem Moment die Arbeit, aber du lernst da ja auch mit dieser Krankheit besser umzugehen und dich zb auf einen Wiedereinstieg vorzubereiten. Hast du denn eine ambulante Therapie aktuell? Was sagt der/die Therapeut(in)? Wenn du keine hast, dann wäre eine (Tages)klinik auf jeden Fall sinnvoll. Solche Probleme gehen ja nicht einfach von alleine wieder weg, auch nicht mit Medikamenten.
Ich habe auch die Entscheidung getroffen, die Arbeit hinter meine Genesung zurückzustellen. Ich arbeite jetzt schon viel länger nicht mehr, als ich es jemals gedacht hätte, aber ich brauche diese Zeit um eine Chance zu haben, jemals ein anständiges Leben führen zu können. Ich habe auch eine Persönlichkeitsstörung und das ist ja nochmal schwieriger und langwieriger in der Behandlung.
Nimm dir die Zeit und nutze alle möglichen Hilfsangebote wie Therapien, Kliniken usw. damit dein Leben besser werden kann

[Muli07]

Danke für deine Antwort!
Ja ich habe aktuell wöchentlich eine ambulante Therapie bei meiner Psychiaterin. Sie hat mir allerdings davon abgeraten, weil ich so noch mehr in die Vermeidung gehe würde und ich bereits schon so viel gelernt habe bei ihr, was ich selbst anwenden kann.

Ich weiß auch das ich bereits vieles gelernt habe und das man auch Geduld braucht bis manche Dinge eben funktionieren, aber sie hat sich teilweise selbst in meinen Augen sehr in ihren Aussagen verstrickt.

Ich sollte mich an erste Stelle stellen, die Leistung mal weglassen, Dinge tun die mir gut tun…und dann ist sie plötzlich der Meinung das ich wieder unbedingt Arbeiten gehen soll, nachdem ich ihr von einem Zusammenbruch mit Suizidgedanken erzählt habe.
Ich vertraue ihr wirklich sehr und sie macht ihre Arbeit auch gut, aber bei ihrer aktuellen Aussage bin ich wirklich eher skeptisch..