Fragen zum Vorgehen bei 2. Episode

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hypersensitive
Beiträge: 1
Registriert: 25. Mär 2023, 15:18

Fragen zum Vorgehen bei 2. Episode

Beitrag von hypersensitive »

Hallo zusammen,

es hat mich leider zum zweiten Mal erwischt und ich bin akut in einer depressiven Episode.
Aus Verzweiflung in meiner aktuellen Situation habe ich einige Fragen an Euch, vielleicht habt ihr ja Tips?

Vorerst kurz zu meiner Geschichte:
Vor 8 Jahren wurde bei mir erstmals eine mittelschwere Depression diagnostiziert.
Das war natürlich eine grauenhafte Zeit, aber ich war schlussendlich froh, dass ich endlich wusste, unter welcher Krankheit ich leide.
Ich habe seitdem eine Psychiaterin (zu dieser gehe ich momentan nur noch ca. 2x im Jahr - früher natürlich öfter- und um ein Rezept einzulösen), ich habe eine dreijährige Psychotherapie abgeschlossen und bin seitdem gut auf Escitalopram 10mg eingestellt.
Zudem hatte ich damals zeitgleich einen Hörsturz und seitdem einen Tinnitus, mit dem geht es manchmal besser, mal schlechter, aber die letzten Jahre konnte ich gut damit umgehen.

Nun habe ich im Dezember einen neuen Job im Gesundheitswesen angetreten, der mich vor lauter Stress, Personalmangel, uneinsichtigen Ärzten und chaotischen Zuständen über meine Belastungsgrenze geschossen hat.
Parallel pflege ich meine Eltern zeitweise. Das ist alles in eine Art Burnout geraten und nun hatte ich vor 2 Wochen einen erneuten Hörsturz und bin von der HNO krankgeschrieben. Der Tinnitus ist lauter denn je und schlafen kann ich erst wieder seit 2 Tagen etwas besser, seitdem ich Hoggar Night nehme. Ich fühle mich schwach, erschöpft, überfordert und verzweifelt, weil ich nie wieder an diesen Punkt zurückwollte.
Ok, nun ist es aber nun einmal so und ich nehme das auch ganz klar reflektiert wahr und ich hoffe, Schritt für Schritt da wieder rauszukommen:

- Meine HNO Ärztin bietet parallel auch Psychotherapie an, hat für mich den Antrag / Kurzzeit 12 gestellt , aber ich habe das Gefühl, sie ist mit mir und meiner Geschichte „überfordert“. Ich war etwas überrumpelt und habe zugebilligt, dass sie den Antrag stellt.
Zudem hat sie mich nur sehr widerwillig für eine weitere Woche krankgeschrieben, obwohl es mir wirklich sehr schlecht geht und ich ihr auch die Arbeitssituation geschildert habe (Kommentar „Tja, was machen wir da denn jetzt bloß?“)
- Bei meiner Psychiaterin habe ich erst Ende April einen Termin

Meine Fragen wären nun an Euch:
- Kann meine HNO Ärztin einen Antrag auf Therapie stellen, der dann von einer anderen Therapeutin „eingelöst“ wird? Also sprich: ich will nicht bei ihr bleiben, würde es lieber meiner alten Therapeutin versuchen wollen.
- An wen soll ich mich wenden, wenn ich nach dieser letzten Woche noch nicht wieder arbeitsfähig sein werde? (Meine Psychiaterin ist wie gesagt voll ausgebucht)
- Kann einen zB. das LVR Klinikum (mit angeschlossener Psychosomatik Klinik) krankschreiben? Dort habe ich morgen einen Termin (den ich aus der Not vereinbart habe, weil ich mir gerade echt nicht sicher bin, ob es gut ist, bis Ende April mit einem Gespräch zu warten)

PS: Habe mich bereits entschieden, den Job zu wechseln wegen den unzumutbaren Bedingungen. Bin dort aber noch beschäftigt. (Kollegen dort vor Ort sind verärgert wegen meiner AU)

Uff, danke fürs Lesen, falls Ihr bis hierhin noch da seid :)

Meine Angst ist noch nichtmal die, dass ich es nicht aus der Episode schaffe, da glaube ich schon dran.
Ich habe eher gerade Angst davor, bürokratisch alles falsch zu machen und dass ich mich unter Druck setzen lasse, zu früh wieder zu arbeiten, wo ich nicht arbeiten will und kann.


Herzliche Grüße
Nachtmensch
Beiträge: 615
Registriert: 30. Dez 2020, 06:39

Re: Fragen zum Vorgehen bei 2. Episode

Beitrag von Nachtmensch »

Für eine Psychotherapie brauchst Du keine Überweisung vom Arzt. Falls es eine PIA (psychiatrische Instituts-Ambulanz) gibt, zu der Du gehen kannst, können die Dir eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausstellen. Eine Klinik wird Dich nur für die Zeit eines Aufenthaltes AU schreiben, manche hängen auch noch eins zwei Tage dran, nach der Entlassung. Ansonsten kann Dich ja auch sicher dein Hausarzt krankschreiben.

VG Nachtmensch

PS. Wenn der Antrag noch nicht genehmigt wurde, kannst Du ja bei deiner Krankenkasse anrufen und sagen, dass Du dort doch nicht zur Therapie willst. Hast Du einen Behandlungsvertrag unterschrieben? Falls ja, solltest Du schauen, zu welchen Bedingungen Du da auch wieder raus kommst.
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Fragen zum Vorgehen bei 2. Episode

Beitrag von Suchende2 »

Hallo hypersensitive,

meine Psychiaterin schiebt Notfälle dazwischen. Das ist dann nur ein kurzer Termin, aber hilfreich. Kontaktiere Deine Psychiaterin.
Sie kann Dir dann sicherlich auch mit Deinen Fragen bzgl. der Therapie weiterhelfen.

Alles Gute,
Suchende
CJ43
Beiträge: 465
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Fragen zum Vorgehen bei 2. Episode

Beitrag von CJ43 »

Hallo hypersensitive,
erst einmal: tut mir leid, dass es dich wieder mit einer Episode erwischt hat! Und gut, dass du dir vorstellen kannst, aus dieser Episode wieder rauszukommen. Das ist nämlich echt schwer wann man mittedrin ist!
(... ich spreche aus Erfahrung 6-8 Epsisoden, ich verdränge die genaue Zahl, die letzte Episode ist aber auch schon Jahre her...)

Zur Krankschreibung: vielleicht kannst du bei der Psychiaterin in die Akutsprechstunde gehen, wie Suchende2 schreibt. Falls du Probleme hast dort anzurufen und nachzufragen (das ist bei mir so, wenn ich depressiv bin), dann bitte doch jemanden darum dir zu helfen oder schreibe eine Mail, wenn das geht.

Zur Therapie: bei den großen Zweifeln die du an der HNO-Ärztin hast, würde ich die Therapie auch nicht stehenden Fußes beginnen. Da Therapie eher langfristig wirkt, ist keine Eile geboten. Sicher kann deine KK dir dazu mehr dazu sagen. Die sind in der Regel auch interessiert daran, dass eine Therapie gut funktioniert.

Reha: hast du überlegt, eine psychosomatische Reha zu beantragen? Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, die Idee dazu kam von meiner Psychiaterin. Kostenträger ist in der Regel die Rentenversicherung. Meistens geht das 5 Wochen, kann auch verlängert werden und man hat Zeit, sich über Arbeit/Stress/Leistungsfähigkeit klar zu werden. Auch toll: ich habe dort viele Leute getroffen, denen es sehr ähnlich ging wie mir und konnte mich dadurch besser reflektieren.

Ich wünsche dir gute Besserung!
Liebe Grüße, Constanze
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