Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna und liebe Brigitte,

es ist für mich sehr interessant, von euch und euren Leben zu lesen, die vielleicht vom äußeren Umfeld ( Land auf der einen Seite , Kurstadt auf der anderen) sehr verschieden sind und trotzdem so viele Gemeinsamkeiten haben.
Irgendwie ordne ich mich dazwischen ein, obwohl ich ja auch auf dem Land wohne. Doch so, wie ich deinen Erzählungen entnehmen kann, liebe Anna, werden sich unsere Grundstücke in der Größe doch unterscheiden.
Wir haben ein - laut neuestem Schreiben vom Finanzamt -ein Zweifamilienhaus , das über 100 Jahre alt ist , aus dem meine Eltern und später wir ein modernes und trotzdem uriges Gebäude gemacht haben. Dazu gehören 2 kleine Nebengebäude, ein Hof und 2 kleine Gärten. Also alles ist überschaubar , und die damit verbundenen Arbeiten sind von uns noch halbwegs gut zu bewältigen...wenn es uns eben auch halbwegs gutgeht.
Das ist zurzeit leider nicht der Fall, sodass schon manchmal die Frage aufkommt, wie es hier mal weitergehen könnte.

In besseren Zeiten, die ganz bestimmt auch wieder kommen, genießen wir es , hier zu wohnen und ein schönes Grundstück zu haben. Ich gebe zu , dass Hof- und Gartengestaltung meinem Mann eher liegen als mir und dass er das sehr gern macht. Ich bin dann diejenige, die sein "Schaffen" bewundert ... Nun ja, so ganz untätig bin ich auch nicht. Ich kann zum Beispiel beim Unkraut ziehen ziemlich gut entspannen. Manchmal vermisst mein Mann hinterher die eine oder andere "gute" Pflanze.

Ich kann jetzt so locker darüber schreiben, obwohl es in mir gerade gar nicht so aussieht.
Gerade heute ist so ein Tag, an dem ich glaube, das Leben zieht an mir vorbei, ohne dass noch etwas Schönes passiert.

Meinem Mann ist alles zu viel, depressionsbedingt und auch als Langzeitfolge von Corona. Von kleineren Unternehmungen , Treffen mit Freunden usw ., so wie wir es kannten, hält er gar nichts. Er sagt immer, das wird auch wieder, aber das sagt er schon seit so langem.

Manchmal gelingt es mir gut, optimistisch zu sein, manchmal - heute zum Beispiel - aber nicht.

Ich bin erst einmal froh, dass er sich nach langem Weigern dazu entschlossen hat, sich von seinem Hausarzt mal etwas gründlicher untersuchen zu lassen.
Vorsorgeuntersuchungen waren bisher für ihn etwas, was nur für mich gilt. Leider war da sein Hausarzt , mit dem er per du ist, bisher keine große Hilfe.
Aber gut, mein Mann ist erwachsen ....

Wie ihr versuche ich trotzdem, jedem Tag wenigstens etwas Positives abzugewinnen.
Dass meine Tochter , die nicht so ganz in unserer Nähe wohnt, heute wieder gekommen ist, um für die Oma da zu sein, freut und entlastet mich sehr. Gestern waren meine beiden Töchter da . Ich bin wirklich sehr stolz auf sie. Sie kümmern sich rührend um meine Mutter, ihre Oma. Als sie gestern merkten, dass ich sehr traurig war und rausgehen musste, damit meine Mutti meine Tränen nicht unbedingt sehen muss, kamen sie und haben mich getröstet.
Das ist im wahrsten Sinn des Wortes "Licht trotz Dunkelheit".

In der Gewissheit, dass es bestimmt bald wieder insgesamt mehr Licht für mich und meine Lieben geben wird, grüße ich euch herzlich.

Edda
Herd04
Beiträge: 1347
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Herd04 »

Liebe Anna, dein letzter Beitrag hat sich mit meinem gekreuzt.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben,alle zusammen
ich hab kein Unkraut,wir wohnen im Wald,das ist meine Ausrede,wenn meine Mutter Unkraut sieht.
Aber der Wald ist zum greifen nah,Laub haben wir,es wird im Herbst abgefahren,mit großen Treckern.
Jetzt ist aber erst mal Frühling,ich bewundere die Blüten,die weder gepflanzt noch gepflegt werden müssen,sie sind einfach da.
Aber ich hab auch ein Hausseite,wo ich Frühlingsblüher aus dem Gartenmarkt sich ausbreiten dürfen.
Erstaunlich,was aus einer Blumenampel wächst,die man "vergessen" hat.
Gepflegte Gärten bewundere ich,am alten Haus war ich immer fleißig,damals schauten Nachbarn "schief",ich hab das zugelassen.
Jetzt hab ich,dem Alter angemessen,Ausreden,sogar im Haus lasse ich mir nicht einreden,man könne täglich saugen. Meine Fenster sind gut dekoriert,der Fensterputzer zwingt mich wegzuräumen,leider.
Meine Küche wird umgestaltet,wenn ich Großputz machen muss,aber erst mal darf alles seinen Platz behalten.
Dass sich vieles allein ergibt,das erlebe ich heute,ich gehe zu einer Veranstaltung,einem Vortrag,komme mit einer Tasche voller Bücher und Ideen zurück und diese Taschen landen erst mal auf einem Sessel und dürfen dort warten,bis ich Zeit dafür finde.
Dann finde ich auch die Bücher,von denen ich glaubte,sie ausgeliehen zu haben.Heute löst sich hier das Bündnis Depression auf,ich war entsetzt,hab im letzen Moment noch eine Anmeldung zur letzten Veranstaltung machen können.
Es wurden nie die Ziele erreicht,die man mit großen Worten ankündigte,eine große Klinik war im Vorstand. Jetzt übernimmt eine "große Organisation" den Verein.Ich lasse Kontakte wieder aufleben,frage kritisch nach,aber Hilfe,die Betroffene erwarten,davon sind wir sehr sehr weit entfernt.
Ich bin da schon ein kritisch fragender,oft unbequem,aber kein Ziel habe ich einfach so erreicht,es braucht Geduld und eine große Portion Mut.
Wie fast immer fahre ich allein,kaum jemand will sich das "Thema" antun,dass man erst mal Einzelkämpfer ist,das kann ich überwinden und später wurde oft eine Gruppe daraus.
Gestern Abend habe ich zum ersten Mal online an einer Klinikveranstaltung teilgenommen,meine Fragen kamen auch zur Sprache,ich wurde abgewiesen an den "Caritas" vor Ort. Mal sehen,wo ich das nutzen kann,ich bin nicht mehr so mobil wie vor Corona.
Ich packe meine Tasche,versorge den Hund und dann los,das heutige Ziel hateine lange Fahrstrecke,wenn ich unbedingt will,dann kann ich das wagen.
Meine Wut über die Vereinsauflösung und den falschen Handel mit diesem neuen Anbieter,das gibt mir Mut.
Wut fühlt sich manchmal falsch an,aber ich nähre mich daraus,bei mir entsteht Mut,diesem Gefühl gehe ich nach und es war noch nie falsch.
Werde euch berichten.
anna54
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Licht trotz Dunkelheit,Hoffnung Teil 10

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
ich finde, es wird immer so schnell irgendwohin verwiesen, als ob das immer die Lösung wäre. Ob der empfohlene Ort dann überhaupt der geeignete ist oder erreichbar - nun das wird oft nicht ausreichend bedacht, leider.
Dabei geht auch an Menschen, die älter werden und weniger mobil, die Digitalisierung nicht ganz vorbei. Ich selber kann aufgrund veralteter Technik leider nicht mehr an Videokonferenzen oder ähnlichem teilnehmen, trotzdem ist das die Zukunft, und ermöglicht für viele Menschen eine Beteiligung an Veranstaltungen, Treffen usw.
Dass Wut Mut macht, ja das kommt bei mir auch immer mehr durch. Es scheint auch etwas Alterssache zu sein.
Da kann ich uns nur noch viel Wut wünschen, damit viel Mut draus erwächst.
LG Gertrud
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