Hier bin dann auch ich...

[Cloudy]

Hallo an alle,

dieses sind meine ersten Schritte. Ich habe genügend Einschläge bekommen, dass ich wohl doch krank bin. Lange wollte ich es nicht wahrhaben - ich habe doch auch gute Tage. Aber diese werden immer weniger.

Ich bin neben der Arbeit noch in einem Verein tätig, der mir selber sehr am Herzen liegt. Eines unserer sozialen Projekte kümmert sich um das Thema Depression. Ich habe mit einigen Betroffenen gesprochen. Insgeheim dachte ich immer "kenne ich, kenne ich, kenne ich...". Ich glaube, das resultiert aus einem Burnout, bei dem ich immer mal wieder gekratzt habe. Wenn ich dann endlich Wochenende oder gar Urlaub hatte, lag ich fast nur platt auf dem Sofa. In meinem Umfeld gibt es dafür wenig Verständnis. Also habe ich mir immer selber geholfen, viel gesunde Ernährung, Yoga, Sport, Meditation.

Aber ich habe das Gefühl, eine nächste Stufe erreicht zu haben. Natürlich gab es auch vorher immer mal wieder traurige und vor allem ängstliche Tage. Aber das übermannt mich gerade. Ich bin fast immer wie gelähmt und kann mich nur unter enormen Kraftaufwand überwinden. Montags fahre ich mit dem größten Grauen zur Arbeit (nicht weil ich da schlimmstes erwarte, sondern weil ich Panik bekomme, weil ich nicht weiß, wie ich die Woche schaffen soll). Ich bin dermaßen vergesslich geworden, dass ich echt Aussetzter habe. Ich habe mich am Anfang darüber lustig gemacht, jetzt machen sie mir teilweise echt Sorgen. Das Schlimmste aber für mich ist, diese unglaubliche Unruhe und auch Angszustände. Dazu kommen Schlaflosigkeit usw.

Damit habe ich mir auch gerade eine angehende Beziehung zerstört.

Ich kann gerade nicht mehr. Ich bin völlig durcheinander, bekomme mich nicht sortiert, möchte mich nur verkriechen. Ich habe ständig Schuldgefühle und entschuldige mich ständig für Dinge, weil ich wieder etwas vergessen oder nicht geschafft habe. Ich dachte immer, ich bin relativ resilient.

Dunkle Gedanken, die ich früher schon häufiger mal hatte, verschwinden nicht mehr. Früher gab es einfach mal die Black Dog Days, die waren aber auch wieder vorbei.

Ich konnte immer wahnsinnig in der Natur aufgehen, gerade jetzt im Frühling, wo alles losgeht. Es berührt mich kaum noch.

Ich bin diesen Schritt hier gegangen, weil es mich gerade auch dermaßen überfordert, das Thema anzugehen. Wenn ich hier über weitere Schritte nachdenke, überfordert mich das immens. Soll ich zum Hausarzt, wo ich aber mitunter erst spät einen Termin bekomme (Aufnahmestopp). Soll ich den offiziellen Weg wählen? Soll ich unter der Hotline der Depressionsliga mal anrufen? Soll ich einen Coach wählen, der hier in der Nähe so gute Kritiken hat, für den ich aber 90€/Std. zahle? Selbst auf diese Frage kann ich mir gerade keine Antwort geben. Ich bin völlig überfordert und möchte eigentlich nur wieder unter meine Bettdecke. Alleine, dass ich ein neues Thema aufmache, überfordert mich bis zur nächsten Kraftlosigkeit.

Im ersten Schritt wünsche ich mir eigentlich erst einmal, dass mich jemand sortiert, um das Thema überhaupt angehen zu können.

Mir kommen gerade die Tränen, das erste Mal seit Eeewigkeiten. Früher habe ich hin & wieder mal geweint, jetzt schlägt alles nur auf einen überforderten Kopf und ich bin völlig stumpf.

Aber Ängste, teilweise diffuse bleiben. Und diese totale Überforderung und Erschöpfung. Ich kann einfach nicht mehr.

Wenn ihr bis hierhin mitgelesen habt, danke ich Euch sehr!

Liebe Grüße

Claudia

[anna54]

Liebe Claudia
willkommen im Forum!
Dein Beitrag enthält alle Anteile,die zu einer Depression gehören.
Dieses ewig schlechte Selbstwertgefühl,Zweifel,Ängste,Überforderung,Schalflosigkeit und diese "Scheindemenz".
Das Forum ist auch ein großer Schatz an Erfahrungen aus erster Hand.
Viele werden dir antworten und du kannst dich einlesen in den Berichten aus Krisen,aber auch aus dem Wegen aus den Krisenzeiten.
Stell deine Fragen,schreib über deine Situation,nur Mut,gut dass du es bis hierher geschafft hast.
90Euro pro Termin,das geht auch anders,mit Wartezeiten,es lohnt sich,viele Therapeuten bieten auch Termine an um die Situation zu erfassen und gangbare Weg zur Hilfe zu unterstützen.Es gibt auch zentrale Rufnummern,die freie Therapieplätze vermitteln.
Caritas und Diakonie bieten Beratung an.Kliniken haben Ambulanzen,die schnell Termine haben.
Ich wünsche dir Kraft und Ausdauer,sei es dir wert,Hilfe anzunehmen!
anna54

[DieNeue]

Hallo Cloudy,

das, was du beschreibst, hört sich nach Depression an. Ich würde da kein Coaching, sondern eine Therapie machen. Coaching ist für gesunde Leute, die sich weiterentwickeln wollen, Therapie für erkrankte Menschen.
(hier ganz gut erklärt: https://christinepaulus.de/wann-coachin ... nsamkeiten)

Du kannst dich auch beim Sozialpsychiatrischen Dienst deines Ortes melden (gibt es bei Diakonie, Caritas u.ä.). Die bieten auch kostenlose Beratungsgespräche für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder in Krisen an. Man kann auch regelmäßig hingehen und viele nutzen das zur Überbrückung bis zu einer Therapie. Mir helfen die Gespräche dort sehr.

Liebe Grüße,
DieNeue

[MissMikse]

Hallo Claudia,

schön, dass du es wenigstens schon mal hierher ins Forum geschafft hast! Willkommen!

Ich kann mich den anderen im Grunde genommen nur anschließen: such dir Hilfe, Möglichkeiten gibt es immer.

Und ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Vor einigen Tagen/Wochen ging es mir noch genauso: müde, erschöpft, keine Kraft mehr, am liebsten nur noch schlafen, Decke über den Kopf und nix hören oder sehen von der bösen Welt da draußen...
Die Therapeuten abklappern um einen Platz zu kriegen? Och nö... viel zu viel Aufwand, dauert alles viel zu lange, hab ich weder Kraft noch Lust dazu usw. Ich habe durch Zufall dann eine Heilpraktikerin gefunden, die auch eine Ausbildung für Psychotherapie hat. Wird nicht von der Kasse bezahlt, kostet auch zwischen 80 und 110 Euro (je nachdem ob 60 oder 90 Minuten), aber das war für mich zu schaffen, dort mal anzurufen und nachzufragen - ohne, dass ich irgendwo was beantragen muss oder erst mal schauen, welcher Therapeut nen Kassensitz hat usw. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Die Dame ist Gold wert! Und sie hat mich soweit gebracht, dass ich auch offen war, über ggf. andere Maßnahmen nachzudenken, sofern die Stunden bei ihr nicht ausreichen.

Einen festen Hausarzt hast du scheinbar nicht?! Gibt es einen anderen Arzt, bei dem du schon Patient bist und der dir vielleicht helfen kann, die Optionen zu sortieren? Dich vielleicht auch einfach krank zu schreiben, wenn du grade so überfordert bist? Und JA: das darf auch so sein! Ich bin selbst auch schon die 2. Woche zu Hause, obwohl ich mich anfangs mit Händen und Füßen gewehrt hab.
Möglichkeiten gibt es viele, einige hast du selbst schon genannt, andere wurden dir von meinen Vorrednern aufgezeigt. Welche davon richtig oder falsch ist - keine Ahnung, und spielt im Endeffekt auch keine so große Rolle. Entscheide dich für eine der Möglichkeiten, egal welche, am besten die, die dir selbst am "machbarsten" erscheint (kräftemäßig). Ich denke, z.B. ein Anruf bei der Krankenkasse könnte machbar sein, damit die dir helfen, Unterstützung vor Ort zu finden. Oder wenn du in einem entsprechenden Verein tätig bist, dann hast du dort vielleicht Ansprechpartner? Oder eine Liste mit Telefonnummern? Schäm dich nicht dafür, dass du nun selbst auch mal Hilfe brauchst!

Wenn du dich gar nicht entscheiden kannst: schreib alle Optionen auf jeweils einen Zettel - und dann los es aus! Du kannst dabei nichts falsch machen!

Ich wünsch dir jetzt erst mal eine gute Nacht und für morgen das kleine Quäntchen Mut, um den nächsten Schritt zu machen!

Liebe Grüße

[Empathie58]

Hallo Claudia,

ich habe Dir eine PN geschickt.

Liebe Grüße
Empathie58