Dominanter Vater

Antworten
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Gibt es hier Kontakte die einen sehr dominanten Vater haben und letztendlich den Kontakt zu ihm abgebrochen haben?

Ich bin 52 Jahre alt und schon während meiner Kindheit war seine Erwartungshaltung, das man ihm als Familienoberhaupt bedingungslos gehorcht. Bis zu einem gewissen Punkt konnte ich mich damit arrangieren, aber seit 2007 (Heirat mit einem Moslem) gibt es ständig Konflikte. Richtig eskaliert ist es vor etwa einem Jahr wo er mich als blöde Kuh bezeichnet hat und ein andermal mich angeschrien, kurz davor war mir ein Buch an den Kopf zu werfen und als ich dann gehen wollte, mich am Verlassen der Wohnung gehindert hat, indem er sich vor die Tür stellte.

Er hat sich zwar für sein Verhalten entschuldigt und ich habe die Entschuldigung angenommen, weil ich davon ausging das es nicht wieder vorkommt. Ein paar Wochen später hatte er am Telefon ähnlich wütend reagiert, worauf ich ihm mitteilte das ich mich so einer Situation nicht nochmal aussetzen werde….und als Antwort kam dann, das er keinen Respekt vor mir haben muss…

Seither eskaliert es immer wieder und ich will keinen Kontakt mehr. Aber trotz allem habe ich enorme Schuldgefühle (auch verursacht durch seine Nachrichten) und das Gefühl das ich den Kontakt nicht abbrechen darf.

Hat hier jemand etwas Ähnliches erlebt und wie seit ihr damit umgegangen? Das es euch mit der Entscheidung des Kontaktabbruchs gut ging?
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Dominanter Vater

Beitrag von anna54 »

Hallo Kallimero
mit 52Jahren bist du in der Mitte deines Lebens,da hat dein Vater bei seinem Verhalten doch null Anrecht auf dich.
Bring dich nicht wieder in Situationen,wo er dich "packen" kann.
Keine Nachrichten lesen,keine Besuche,kein Telefon.
Du hat dein Leben in deiner Hand,lass dir nichts mehr gefallen.
Wenn ein Mann/Vater sich so verhält,dann ist er eine Gefahr für dein Seelenheil,also Abstand.
Such dir Hilfe,therapeutische Hilfe um dich zu schützen und auch um die Verletzungen aufzuarbeiten.
Viel Glück,sei es dir wert,gut für sich zu sorgen.
anna54
Katerle
Beiträge: 11218
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Katerle »

Hallo Kallimero,

kann mich da anna nur anschließen.
Hatte damals den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen (aus anderen Gründen) und später kam aber wieder ein Kontakt zustande...

Alles Gute
Katerle
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Danke euch beiden, das baut mich dann doch wieder auf.

Erschwerend kommt halt hinzu, dass meine Mutter zu Hause gepflegt wird….

Für ihn hat es sich mit der Entschuldigung erledigt und er kann nicht nachvollziehen, das ich nicht mehr vorbeikomme. Für ihn trage ich nun die Alleinschuld an der Situation, seit fast 2 Jahren höre ich nichts anderes als wie enttäuscht sie von mir sind.

Ich kämpfe seit 2018 mit Burnout/Erschöpfung und sich wiederholenden depressiven Episoden, bin nun seit Oktober 2022 wieder krankgeschrieben und weiß im Moment auch nicht wie es bei der Arbeit weitergeht.

Trotz allem bin ich wohl so konditioniert, das ich bei dem schlechten Gesundheitszustand meiner Mutter kein Anrecht habe, mich abzugrenzen oder mich um mich selbst zu kümmern.

Dieser ständige Zwiespalt macht mich kaputt, mit ihm reden geht nicht - weil er wütend wird, wenn ich etwas sage was er nicht hören will und auch sein eigens Verhalten nicht reflektieren kann/will.
Wenn ich überhaupt zu Wort komme….

Das Schlimme ist, das ich nicht für meine Mutter da sein kann und auch den Bezug zu ihr verloren habe. Mittlerweile weiß ich auch nicht mehr, wo mein Platz in der Familie ist und wie mein Mann und ich dazugehören.

Eigentlich relativ einfach, wenn man das so erzählt an guten Tagen. Aber an schlechten Tagen dann doch wieder nicht, dieses überwältigende Gefühl/Zwiespalt das ich den Kontakt aufrechterhalten muss. Auch wenn mir die Liebe und der Bezug zu meinen Eltern abhanden gekommen ist.
Empathie58
Beiträge: 265
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Kallimero,

Du hast geschrieben:
Kallimero hat geschrieben: 20. Mär 2023, 08:05Für ihn hat es sich mit der Entschuldigung erledigt und er kann nicht nachvollziehen, das ich nicht mehr vorbeikomme. Für ihn trage ich nun die Alleinschuld an der Situation, seit fast 2 Jahren höre ich nichts anderes als wie enttäuscht sie von mir sind.

Ich kämpfe seit 2018 mit Burnout/Erschöpfung und sich wiederholenden depressiven Episoden, bin nun seit Oktober 2022 wieder krankgeschrieben und weiß im Moment auch nicht wie es bei der Arbeit weitergeht.

Trotz allem bin ich wohl so konditioniert, das ich bei dem schlechten Gesundheitszustand meiner Mutter kein Anrecht habe, mich abzugrenzen oder mich um mich selbst zu kümmern.
Du scheinst im Lauf der Jahre in die Rolle des Sündenbocks geraten zu sein. Insbesondere Dein Vater geht den vermeintlich bequemen Weg, Dir die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, dass er mit seinem Leben unzufrieden und frustriert ist.

Ein konsequenter Rückzug aus Deiner Ursprungsfamilie könnte Wunder wirken. Wenn Du als Sündenbock nicht mehr zur Verfügung stehst, muss Dein Vater zwangsläufig entweder sein Verhalten ändern oder sich ein anderes Opfer suchen. In beiden Fällen gewinnst Du die Freiheit zurück, Dein eigenes Leben so zu führen, wie es Dir gemäß ist. Das ist kein Egoismus im negativen Sinne, sondern purer Selbstschutz.

Ich wünsche Dir viel Kraft und den Mut, eine eigenständige Entscheidung zu treffen.

Liebe Grüße
Empathie58
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Danke Empathie58.
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Hallo. Das kenne ich. Und mein Vater war nicht für mich da. Ich habe ihn erst kennen gelernt, als ich 18 war. Habe mich aber von Anfang an schwer getan, weil er so dominant war und eine Frau hatte, die ihm in allem zugestimmt hat. Da wir sehr weit auseinander wohnen, haben wir zuletzt nur telefoniert und nach jedem Telefonat war ich sauer und fix und fertig, weil er sich nicht über etwas freuen konnte, was ich erlebt oder mir geleistet habe. Er hatte immer was besseres erlebt. Außerdem waren Frauen in seinen Augen zumeist „weniger wert“ und hatten kein Anrecht auf eigene Meinung. Als ich ihm dann mal in einer Mail mitgeteilt habe, dass ich nicht mit ihm zurecht komme, kam die Antwort, ich wäre unverschämt, ich wäre nicht mehr seine Tochter, und es wäre sowieso fraglich, ob ich seine leibliche Tochter sei ( obwohl man unsere Verwandtschaft sieht, wenn wir nebeneinander stehen) , meine Mutter sei wohl damals auch fremd gegangen. Da habe ich den Kontakt abgebrochen. Zur Beisetzung seines Bruders ( den ich sehr mochte) haben wir uns wiedergesehen. Er wollte so tun, als sei nichts gewesen. Ich habe meine Trauer ausgedrückt und dann nicht mehr mit ihm gesprochen. Das ist jetzt viele Jahre her. Ich hatte lange damit zu kämpfen. Bis ich in einer Klinik gelernt habe, dass mein Erzeuger mir nie die Sicherheit einer Familie geben kann und ich auf mich selbst achten muss. Er hat mir nie gut getan, war in meiner Kindheit nicht da und später hat er versucht, mich zu manipulieren. Das nehme ich ihm sehr übel. Soll er zusehen, wie er klarkommt.
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Danke, an manchen Stellen ist 1:1 mein Vater. Mir stehen beim durchlesen die Haare zu Berge.Die vielen Male wo ich komplett aufgelöst und fertig war, nach einem Besuch oder Anruf und tage/wochenlang nicht aus dem Bett gekommen bin, gekoppelt mit Weinkrämpfen.

Er ist Opfer seiner Erziehung und ich kann nachvollziehen, das vieles daher kommt und auch vom Stress meine Mutter zu pflegen und lange Zeit habe ich es hingenommen, wegen ihr. Was mich wirklich runterzieht, ist das er sein eigenes Verhalten nicht reflektiert.

Aussagen wie wenn du das machst, bist du nicht mehr meine Tochter kenne ich auch oder hast du überhaupt noch Respekt vor deinen Eltern….

Auf jede Email/Brief den ich geschrieben habe, kam nach wenigen Minuten nach Erhalt postwendend die Antwort….ohne das er auch mal nur ein bisschen nachgedacht hat…
Das ich feige wäre, weil ich nicht mehr vorbeikomme nach dem Mist den ich verbockt habe….

Ein Gesprächsangebot seinerseits kam wohl - den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, aber was bei mir ankam war komm her , wenn du dich traust…

Als ich geschrieben habe, das wir das machen können aber nicht in der Wohnung von ihnen, weil ich kein Vertrauen habe, das er nicht wieder die Kontrolle verliert wurde er wieder wütend und da habe ich es dann gelassen…

Er ruft immer wieder an, meine Tante (Schwester meiner auch) auch…., ich nehme an meiner Mutter geht es zunehmend schlechter und liegt vielleicht auch im Sterben.

Aber ich bin mittlerweile so eingeschüchtert von den ganzen Nachrichten von ihm über die letzten 2 Jahre hinweg und kriege Panik und Angst, wenn ich nur schon die Telefonnummer auf dem Display sehe….das ich mich nicht mal mehr traue abzunehmen.

Dieser ständige Kampf mit mir selbst. Ich bin kein perfekter Mensch, aber dieses nagende Gefühl in mir ob ich so ein schlechter Mensch und seine Vorwürfe gerechtfertigt….bin Ich tatsächlich feige…oder ist nur die Konditionierung aus meiner Kindheit/ die Manipulation von seiner Seite….

Tut gut, sich das alles Mal von der Seele zu schreiben. Danke fürs Mitlesen.
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Ohje Ohje liebe Kallimero, das tut mir so leid. Überleg mal, Du bist erwachsen, lebst Dein eigenes Leben, zu Recht, und lässt Dich so behandeln. Ich hatte auch Angst vor meinem Vater, und anderen dominanten Personen, hab mich nie getraut, für mich einzustehen. In der Klinik habe ich genau das geübt: für mich einzustehen. In Rollenspielen. Vielleicht hast Du eine Therapeutin/ Therapeut, mit dem Du das üben kannst. Anfangs ist es wahnsinnig schwer, je öfter Du übst, wird es leichter. Ansonsten fällt mir bei einem so grausamen Menschen nur ein: Schütze Dich. Du hast das Recht dazu. Du bist es wert. Niemand darf Dich so behandeln. Auch Dein Vater nicht.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Das kam heute - deine Mutter liegt im Sterben und du begleitest mit 52 Jahren deine Mutter nicht auf ihrer letzten Reise! Und da verlangst du von uns wir sollen dies und dich respektieren….

Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist das hier zu posten aber ich weiß nicht ob ich erleichtert sein soll dass sie endlich erlöst wird oder in Tränen ausbrechen soll weil er seinen Schmerz/Wut an mir auslässt.

Nachrichten in der Art habe ich die seit Mai 2021 sehr häufig bekommen und seit dem großen Streit wurden sie zunehmend härter/aggressiver
Empathie58
Beiträge: 265
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Empathie58 »

Liebe Kallimero,
Kallimero hat geschrieben: 3. Apr 2023, 08:56Das kam heute - deine Mutter liegt im Sterben und du begleitest mit 52 Jahren deine Mutter nicht auf ihrer letzten Reise! Und da verlangst du von uns wir sollen dies und dich respektieren….

Nachrichten in der Art habe ich die seit Mai 2021 sehr häufig bekommen und seit dem großen Streit wurden sie zunehmend härter/aggressiver
Was Dein Vater da treibt, ist der perfide Versuch, Dich seelisch zu erpressen.
Kallimero hat geschrieben: 3. Apr 2023, 08:56Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist das hier zu posten aber ich weiß nicht ob ich erleichtert sein soll dass sie endlich erlöst wird oder in Tränen ausbrechen soll weil er seinen Schmerz/Wut an mir auslässt.
Du hast Dich dafür entschieden, das hier zu posten. Damit war es eine "richtige", stimmige Idee. Und ich kann Deinen Zwiespalt gut nachvollziehen. Vom eigenen Vater als Projektionsfläche für seine ungelösten, seelischen Konflikte missbraucht zu werden, ist extrem hart.

Ich wünsche Dir weiterhin die Kraft, diese Belastung auszuhalten, und den Mut, für Deine Bedürfnisse einzutreten. Du selbst bist für Dich der wichtigste Mensch, Du "gehörst" allein Dir. :)

Liebe Grüße
Empathie58
Mikado83
Beiträge: 67
Registriert: 30. Mär 2023, 20:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Mikado83 »

Kann Anna54 nur recht Geben:
Du hast dein eigenes LEben, dein Vater darf nicht über dich bestimmen. Habe hierwegen auch gerade einen Kampf mit meiner Mutter ausgefochten
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Liebe Kallimero. Es tut mir sehr leid, was Du ertragen musst. Wenn ich Deine Berichte lese, kommt auch die Erfahrung mit meinem „Erzeuger“ wieder hoch. Unglaublich, was Menschen meinen, einem antun zu dürfen und das noch in Familie. Die Familie sollte doch eigentlich Sicherheit geben. Da hilft nur Grenzen setzen. Die merken das sonst nicht. Er will Dich verletzen, aber eigentlich nur, um mit der eigenen Unzufriedenheit zurecht zu kommen und bloß nichts bei sich verändern zu müssen. Bei meinem „Erzeuger“ ging nur Kontaktabbruch. Von „Vaterliebe“ kann ja bei solcher Bösartigkeit keine Rede sein. Du bist nur Dir selbst verpflichtet.
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Kallimero,

bei mir hatte der Kontaktabbruch zu meinem Vater andere Gründe, aber er war gut. Es war ein schmerzhafter Weg mit vielen Zweifeln, aber er war für uns richtig (meine Geschwister haben denselben Weg gewählt).

Möchtest Du Deine Mutter besuchen?
Falls Ja, hast Du einen Freund, der Dich begleiten könnte (ich denke bei Deinem Vater ist ein Freund als Begleitung sinnvoller als eine Freundin)?
Ich nehme an, Deinen Mann akzeptiert Dein Vater nicht, so daß er nicht den gewünschten Effekt bei Deinem Vater auslösen könnte.

Passe gut auf Dich auf, Du bist nur für Dich verantwortlich, nicht für Deine Eltern,
alles Gute,
Suchende
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Das mit der Begleitung ist eine gute Idee! Vielleicht hast Du da jemanden, das würde ich Dir wünschen!
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Danke euch allen, das baut mich dann doch wieder auf. Ich weiß auch nicht, ob ich sie besuchen will oder nicht, meine Therapeutin meint das die Angst vor meinem Vater im Vordergrund steht…

Aber es gibt auch niemanden, der mich begleiten könnte, aber ich komme nicht drum herum mit ihm zu telefonieren, was höchstwahrscheinlich wieder in Vorwürfen ausartet und ich habe die mentale Stärke nicht ihm zu sagen, dass ich mich von ihr verabschiede, aber nur wenn ich ihn nicht sehe.
Vielleicht auch eher das ich ihm gewohnten Muster drin bin und meine seine Erwartungshaltung erfüllen zu müssen.

Echt eine verzwickte Situation….

@IvonneSun - hoffe ich habe dich nicht getriggert…

@Suchende2 - ja schmerzhaft ist es, und die Zweifel machen mich echt wahnsinnig. Ich hätte nie gedacht, das es soweit kommt. Ich freue mich, das du für dich den richtigen Weg gefunden hast
Suchende2
Beiträge: 1197
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Suchende2 »

Kallimero hat geschrieben: 5. Apr 2023, 21:59 Aber es gibt auch niemanden, der mich begleiten könnte, aber ich komme nicht drum herum mit ihm zu telefonieren, was höchstwahrscheinlich wieder in Vorwürfen ausartet und ich habe die mentale Stärke nicht ihm zu sagen, dass ich mich von ihr verabschiede, aber nur wenn ich ihn nicht sehe.
Vielleicht auch eher das ich ihm gewohnten Muster drin bin und meine seine Erwartungshaltung erfüllen zu müssen.
Hallo Kallimero,

falls Du wirklich Deine Mutter nochmals sehen möchtest, sind mir noch 2 Sachen eingefallen.
1. Wenn Dein Vater sie pflegt, ist er wahrscheinlich den größten Teil des Tages zu Hause. Dann kannst Du zum Beispiel an einem Sonntag (da kann er nicht einkaufen sein) zur Essenszeit für ihn spontan vor der Tür stehen und könntest das unangenehme Telefonat vorab schon mal vermeiden.
2. Überlege, evtl. mit Deiner Therapeutin zusammen, ob Du nicht doch jemanden kennst, der selbst mitkommen kann oder Dir den Partner, Bruder, Vater, ... "ausleihen" kann. Ich denke viele wären bereit Dich zu begleiten, wenn sie wissen, um was es geht und wie mit Dir umgegangen wird, wenn Du dort alleine hingehst. Mir fallen in meinem Umfeld 2 Männer ein, die ich in so einem Fall fragen könnte, ob sie eine Freundin / Bekannte begleiten könnten. Beide Männer haben eine beeindruckende Körpergröße und haben ein Talent für Rhetorik. Gleichzeitig sind es sehr liebe Menschen, die über andere nicht urteilen.

Alles Gute,
Suchende
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Liebe Kallimero, das mit dem Trigger ist wahr, allerdings habe ich jeden Tag Trigger-„Tretminen“, mit denen ich zurecht kommen muss.
Die Idee, dass Dich jemand begleitet, es wäre wirklich wünschenswert, wenn Du wen finden könntest. Ich kann aber auch nachvollziehen, wenn Dir da keiner einfällt. Ich war jahrelang sehr einsam und allein, Kontakte waren immer mit Angst verbunden, ich war nicht in der Lage, andere im Hilfe zu bitten. Ich dachte dann immer, ich habe das nicht verdient oder ich nerve. In der Therapie habe ich erkannt, dass das eine alte Erfahrung aus der Kindheit ist, bei meinen Stiefeltern. Dort habe ich mich „unsichtbar“ gemacht, um nicht so viel leiden zu müssen. Und bloß nichts verlangen…Schlimme Zeit war das.

Zu einer Zeit, in der ich mich gar nicht in der Lage sah, mich zu wehren, habe ich auf Anregung meiner Therapeutin in Konfliktsituationen ein Schutztier in Gedanken dabei gehabt. Bei mir ist es ein Wolf gewesen, ich hab mir dann immer vorgestellt, dass er bei mir ist, auf dem Boden liegt, oder wenn jemand Anstrengendes auf mich zukam, hat er die Zähne gefletscht.
Das ging mir den ganzen Tag durch den Kopf und ich musste das jetzt noch mitteilen. Alles Gute für Dich.
Egal, wie Du nun vorgehst. Du hast das Recht und die Pflicht, Dich zu schützen.
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Danke euch allen, leider ist mir die Entscheidung abgenommen worden. Habe gestern erfahren, das sie am 4. April verstorben ist.

DS mit dem Schutztier ist eine gute Idee YvonneSun, ich werde das mal versuchen. Der nächste Angriff kommt bestimmt, weil ich in meiner jetzigen Verfassung nicht auf die Beerdigung gehen kann oder vielleicht nicht will, um einem eventuellen Konflikt zu entgehen. Allein schon der Gedanke an die ganzen Leute verursacht Panik bei mir.
MissMikse
Beiträge: 466
Registriert: 14. Mär 2023, 20:07

Re: Dominanter Vater

Beitrag von MissMikse »

Liebe Kallimero,

mein herzliches Beileid!

Dass du nicht zur Beisetzung möchtest, kann ich nachvollziehen. Vielleicht kannst du aber stattdessen selbst eine kleine Zeremonie zu Hause durchführen, damit du dich "richtig" verabschieden kannst?

Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft für die nächste Zeit und hoffe, dass du Trost findest, vielleicht in dem Gedanken, dass deine Mama nun an einem besseren Ort ist.

Ganz liebe Grüße!
Kallimero
Beiträge: 17
Registriert: 9. Mär 2022, 18:13

Re: Dominanter Vater

Beitrag von Kallimero »

Vielen lieben Dank….das ist das einzige was mir Trost gibt.

Wünsche Euch allen schöne Ostern
IvonneSun
Beiträge: 62
Registriert: 18. Mär 2022, 16:21

Re: Dominanter Vater

Beitrag von IvonneSun »

Liebe Kallimero,
ich sende Dir mein Mitgefühl.
Es tut mir sehr leid, so, wie es verlaufen ist.
Aber Du trägst keine Schuld daran. Ich wünsche Dir, dass Du etwas Trost finden kannst.
Antworten