Hallo,
das Argument mit dem Wachstum stimmt für mich nur teilweise, und ja es eignet sich auch zur Manipulation von Menschen, was nicht immer gut ist.
Ich bin auch sehr viel alleine, eigentlich zuviel. Meine Familie ist bis auf meine Nichte so drauf, dass ich damit nur noch sehr schwer zurecht komme. Meine Nichte und ich sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, und haben auch die gleichen familiären Verletzungen erlebt, die nie aufhören. Gestern abend haben wir wieder lange telefoniert und festgestellt, wir mögen exakt die gleichen Shows im Fernsehen, nämlich MaiLab, Bauerfeind, Nachtcafe und Lesch. Manchmal beschweren wir uns auch kurz über die Andere, aber das hält nie länger als paar Sekunden an.
Ich selber bin durch die jahrelange Armut und Krankheit nicht mehr ganz sozial verträglich. Daher gehe ich auch eher stark in Rückzug. Über mich wird auch viel erzählt und teils Probleme richtig aufgebauscht. Das macht mir auch immer Stress. Ich bin auch nicht gerade das, was man von einer Frau erwartet, vor allem wenn sie nicht arbeitet (bei mir aufgrund Rente).
Manche Menschen sind auch eher introvertiert und brauchen mehr Alleinsein. Und wenn man sich manche Schauspieler oder Musiker anschaut, die haben oft Phasen, wo sei sehr nach außen leben und dann wieder mal ein ganzes Jahr, wo sie sich von den Strapazen erholen und sich sich selber oder der Familie widmen, oder ein Buch schreiben, über neuen Projekten brüten. Rückzug ist dann eher eine gesunde Reaktion.
Yea, Fotografiert wurde ich "laufender Meter" im Dezember auch, auf einer Veranstaltung gegen Armut. Ich habe dort lauthals ein bissiges Lied geschmettert, fast ohne Übung vorher. Nicht dabei, aber als ich am Rand stand und einem Redebeitrag zuhörte, wurde ich nicht nur fotografiert und sogar auf Twitter und Facebook eingestellt. Gefragt hat zwar niemand, aber mir solls recht sein, steht ja mein Name nicht dabei. Und schließlich hilft ja Präsenz zeigen dann der Sache - trotz allem sonstigen Rückzugs.
Übermäßig großen Stress tue ich mir nicht mehr an, dass ich Kontakte um der Kontakte wegen habe. Das machts nur noch schlimmer, denn ich hatte viel zuviele Jahre nicht nur mit der Familie, sondern auch sonst im Leben ungeeignete Kontakte.
Ich bin der Typ, der in der Schule früher immer die Einser wie am Fließband produzierte fast ohne Lernen und der man beim Studium sogar ein Leistungsstipendium zugedachte. Da muss ich nicht der Kontakte wegen Anlerntätigkeiten ausüben, oder mich nur mit psychisch Kranken umgeben oder mit begeisterten Hausfrauen. Never! Und das andere, was ich bräuchte, fällt wegen Armut meistens eh weg, also bleibt nicht viel anders übrig als viel Rückzug.
Naja bin da auch eher ein Sonderfall.
Wäre mein Leben in der entscheidenden Phase nach meinem Studium und der deutschen Wiedervereinigung gleich in eine andere Richtung gelaufen, hätte ich heutzutage auch nicht diese gesundheitlichen und vor allem finanziellen Probleme, dann gäbe es dieses enorme Ausmaß von Rückzug wahrscheinlich gar nicht, aus dem wäre ich wohl eher (wenn auch mit Anstrengung) heraus gewachsen im Sinne von heraus gelebt.
Wer mir heute nochwas von Wachstum durch Kontakte erzählt, dem erzähle ich dann etwas. Denn durch Kontakte um der Kontakte wegen wächst niemand.
Wünsch euch eine schöne Zeit, egal ob mit oder ohne viel Rückzug.
LG und so
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